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1. Auflage
Deutsche Originalausgabe Oktober 2015
bei Blanvalet, einem Unternehmen der
Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright © 2015 by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.
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Redaktion: Dr. Rainer Schöttle
AF ∙ Herstellung: sam
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN: 978-3-641-15934-4
V003
www.blanvalet.de
Für Anna-Fee
Prolog
Rio Toototobi, Amazonien
Sobald sich die Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne durch das dichte Urwaldgrün tasteten, zogen sich die Xapiripé zum Schlafen zurück. An dünnen Fäden, fein wie Spinnweben, kletterten die Waldgeister zurück in ihre Zwischenwelt. Cauré sah ihnen fasziniert hinterher. Die kräftigen Farben ihrer bunt bemalten, zierlichen Körper flirrten im ersten Morgenlicht unter dem braungrünen Blätterdach der Urwaldriesen. Noch einmal bewunderte der junge Hapuweteri ihre kunstvoll gefertigten Armreifen, die mit winzigen Ara- und Papageienfedern verziert waren, dann lösten sie sich in den Lichtreflexen auf.
»Du gehörst zu denen, die die Geister in ihrer Welt besuchen können«, meinte Takawe, der Schamane. Zufrieden wischte er sich mit der Hand den schwärzlichen Rotz des Yakoana-Pulvers aus dem Gesicht. »Doch das ist nur der Beginn. Vor dir liegt noch ein weiter Weg, bis du ein großer Schamane bist. Viel schwerer ist es, die Xapiripé in der Hierwelt zu finden. Lerne ihnen zuzuhören. Erzähl mir, was du gerade gesehen hast.«
Cauré spürte immer noch die Nachwirkungen der Droge, die ihm Takawe mit dem Blasrohr durch die Nasenöffnung gejagt hatte. Er befand sich in einem merkwürdigen Zustand äußerster Wahrnehmungsfähigkeit. Nie zuvor war ihm die Natur gegenwärtiger erschienen. Das ohrenbetäubende Geschrei einer zankenden Brüllaffengruppe hoch über ihm im Geäst war ihm genauso nah wie das Rascheln der Ameisen neben sich auf dem Boden. Er konnte direkt über sich das Zischeln der Boa Constrictor hören, die sich oberhalb seines Kopfes einen Ast entlangschlängelte, genauso wie das geschäftige Treiben der Termiten im Inneren des Baumes, an dem er lehnte. Selbst das Rascheln eines weit entfernten Pekaris im Unterholz konnte er vernehmen.
»Die Xapiripé sehen aus wie wir Menschen«, antwortete er schließlich dem alten Schamanen. »Nur schöner und irgendwie wunderbar. Dabei sind sie so winzig wie Staubkörner und hell wie das Licht.« Cauré fühlte, wie eine Welle von Begeisterung sich in ihm auftürmte. »Nach und nach kamen so viele zu mir. Ich sah die Geister der Tukane mit ihren großen Ohrsteckern in leuchtend roten Lendenschurzen. Die Kolibrimenschen umflogen mich in einem wilden Tanz, während die Geister der Frösche Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken trugen. Ich sah Nabelschweingeister und Fledermausmenschen, während die Xapiripé der Wasserfälle meinen Geist erfrischten. Meine Seele fing an zu strahlen und erfüllte mich mit höchstem Glück.«
»Die Xapiripé mögen klein sein, aber die Kraft, die in einigen von ihnen wohnt, ist mächtiger als das stärkste Gewitter, fürchterlicher als die schlimmste Krankheit und gefährlicher als der Tod«, warnte Takawe seinen jungen Schüler. »Das Yakoana-Pulver hat die Geister für dich zum Tanzen gebracht. Doch sie haben dir bislang nicht gezeigt, wer dein utupé, dein Doppelgänger, ist.« Cauré senkte beschämt die Augen. Wieder einmal war ihm die Erkenntnis versagt geblieben. War er etwa doch verflucht? Sein Ziehvater versuchte ihn zu trösten: »Es gibt eine Möglichkeit, deinen Doppelgänger zu finden«, sagte er leise. »Geh zu den hutu pata. Dort wirst du die Antwort finden.«
Cauré schauderte. Der Shapori verlangte viel von ihm. Er sollte nicht nur die Grenzen zur Geisterwelt überschreiten, sondern sich weit in ihr Gebiet vorwagen. Die Gefahr, sich in ihrer wirren Welt zu verlieren, war sehr groß. Doch ihm blieb keine Wahl. Solange sein zweites Ich sich vor ihm versteckte, war er kein richtiger Mann. Seine Brüder würden ihn niemals akzeptieren. Ohne Doppelgänger war er verdammt. Jeder Mensch in seinem Stamm besaß einen utupé. Er verlieh den Menschen Kraft und leitete sie durch schwierige Entscheidungen. Wer seinen utupé nicht fand, dessen Leben war verflucht. Für gewöhnlich erschien der Doppelgänger bereits in Kindertagen. Er zeigte sich in der Gestalt von Vögeln, Säugetieren, Insekten, in den Geistern von Bäumen und Wasserfällen oder gar in wildem Honig und auch in Steinen. Cauré hatte bislang noch keinen Ruf vernommen, obwohl er die Geister deutlicher sah als manch einer der Shapori.
»Mach die Furcht nicht zu deinem Freund, mein Sohn«, riet ihm Takawe und erhob sich schwerfällig von seinem Platz. Wie es Sitte war, vermied der Schamane es, ihn bei seinem Spitznamen zu nennen. Cauré bedeutete »kleiner Falke mit den scharfen Augen«. Bei den Hapuweteri war die Anrede mit Eigennamen mit einem Tabu belegt. Man nannte einen Namen nur, wenn der Betreffende nicht anwesend war. »Mach dich auf den Weg zu dem Plateau hoch über den Baumwipfeln. Dort oben mögen dir die Xapiripé das Lied deiner Bestimmung singen oder dich in ihr Reich aufnehmen.«
Ohne sich nochmals nach ihm umzudrehen, machte sich Takawe auf den Weg zurück in den Shabono. Cauré wusste, dass der Schamane damit ein Urteil gefällt hatte. Sollte er dieses Mal wieder scheitern, durfte er nicht mehr ins Dorf zurückkehren. Ohne utupé bedeutete er eine Gefahr für die Gemeinschaft. Er versuchte den letzten Rest seiner Benommenheit abzuschütteln, dann griff er nach Köcher und Bogen und sprang leichtfüßig auf die Beine. Auch er sah sich nicht um, als er sich durch das Dickicht der Lianen und Luftwurzeln einen neuen Weg bahnte. Sein Ziel war die Hochebene des Tafelberges, der sich eine gute Tagesreise von seinem Dorf entfernt wie der Panzer einer riesigen Schildkröte aus dem grünen Teppich der Urwaldbäume erhob.
Dieser Berg war ein heiliger Ort. In grauer Vorzeit hatte dort einmal ein mächtiges Volk gelebt. Es hatte Bauwerke aus Stein errichtet und breite, steinerne Wege durch den Urwald gebaut. Die Alten in Caurés Stamm erzählten, dass ihr Kazike den Zorn der Xapiripé auf sich gezogen hatte, weil er den Geistern befohlen hatte, sich ihm unterzuordnen. Die Folge war ein fürchterlicher Krieg zwischen den Xapiripé und den Menschen gewesen, der dem ganzen Volk den Untergang gebracht hatte. Nichts war von ihrem mächtigen Reich übrig geblieben, nur die wenigen steinernen Überreste auf dem lebensfeindlichen Plateau. Und noch immer hing die Macht der Zerstörung wie ein drohender Gewittersturm über jenem Ort. Nur wenige wagten sich dorthin, denn man musste den Geistern zuhören können und ihnen die richtigen Fragen stellen, wollte man wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren.
Je näher Cauré diesem unheilvollen Kraftort kam, desto unruhiger wurde er. Es gelang ihm nur schwer, seine aufsteigende Angst zu bezwingen. Es war weniger die Angst vor den Launen der Xapiripé, die ihn umtrieb, als die Furcht davor, dass er keinen Doppelgänger finden könnte. Lag wirklich ein Fluch auf ihm? Er war schon immer anders als seine Altersgenossen gewesen, ein Sonderling, weil er lieber allein für sich blieb, als die Gesellschaft der Dorfgemeinschaft zu suchen. Beobachten und Nachdenken lagen ihm mehr als übereilte, scheinbar mutige Entscheidungen. Er war kein Feigling, konnte hervorragend Spuren lesen und war sicher im Umgang mit Blasrohr und Pfeil und Bogen. Doch sein Bruder Nakitao spottete über ihn, weil er sich weigerte, auf die Jagd zu gehen. Er verstand einfach seinen Zwiespalt nicht. Solange er nicht wusste, wer sein Doppelgänger war, durfte Cauré keine Tiere töten. Einen utupé zu töten bedeutete nämlich, das Unglück auf sich zu ziehen. Hatte er diese Schuld etwa längst auf sich geladen?
Cauré fröstelte, als er vor der aufragenden Felswand stand, obwohl die Schwüle schon seit Tagen unerträglich war. Dann machte er sich an den Aufstieg.
Das erste Stück kam er gut voran. Lianen und Luftwurzeln, die über die Felsen wuchsen, erleichterten ihm das Klettern. Nach einigen Stunden erreichte er die Baumgrenze. Mit einem Mal verließ er das gewohnte, dämmrige Licht der von Grüntönen bestimmten Dschungelwelt. Cauré hielt den Atem an. Ohne den Schutz der Bäume fühlte er sich einsam und verlassen. Die Leere des Himmels und seine unendliche Weite machten ihm Angst. Er hatte den Dschungel noch nie von oben gesehen. Wie ein grüner Ozean erstreckte er sich bis zum Horizont. Nur hin und wieder wurde das Grün von den milchig braunen Windungen des Rio Toototobi unterbrochen. Die gewaltigen Baumriesen, deren Stämme oft so dick waren, dass zehn Männer sie kaum umfassen konnten, wirkten von Caurés Standort aus wie Inseln in einem grünen Meer aus Froschgrün, Lianengrün, Schlammgrün, aus dem grauen Grün der Nachtmotten und dem Gelbgrün der Kochbananen – sein Volk kannte so viele Namen für die Farbe Grün, die seine Welt bedeutete. Doch hier oben war alles anders.
Der Himmel über ihm war so blau wie das Gefieder eines azurblauen Aras. Nur am äußersten Horizont ballten sich gewaltige grauschwarze Gewitterwolken zusammen als Vorboten der nun bald einsetzenden Regenzeit.
Cauré war sich bewusst, dass er die Grenze zum Reich der Xapiripé nun überschritten hatte. Doch das war nicht genug. Er musste ihr Land betreten und sich ihren Launen stellen. Der schwierigste Weg stand ihm noch bevor. Grau und abweisend türmten sich die nackten Felswände vor ihm auf. Nur wenige Büsche und dürre kleine Bäume wuchsen aus den Felsspalten, in denen sie von Wind und Regen mit Nährstoffen versorgt wurden. Caurés Hände und Füße suchten in den schroffen, spitzen Felswänden nach Halt. Stück für Stück zog er sich weiter nach oben. Das bröckelige Gestein machte das Klettern zu einem wagemutigen Unterfangen. Immer wieder stieß er auf tiefe Felsspalten, die ihn zwangen, nach einem anderen Weg zu suchen. Der Urwald lag bald weit unter ihm. Dann endlich erreichte er den letzten Absatz. Nun trennten ihn nur noch wenige Meter von dem Klippenrand, dann würde er die Hochebene erreicht haben.
Plötzlich hörte er ein dumpfes Grollen. Bevor er die Richtung ausmachen konnte, geriet das Geröll über und unter ihm in Bewegung. Unter seinen Füßen brach mit einem Schlag ein ganzes Felsstück weg. Polternd krachte es in die Tiefe und zerschellte. Cauré krallte seine Fingerspitzen in eine Felsspalte und hing plötzlich mit seinem ganzen Gewicht daran. Dann spürte er, wie auch dieses Gestein unter seinen Fingern zu bröckeln begann, dann gab der Fels erst unter der linken, dann auch unter der anderen Hand nach. Während er fiel, suchte er verzweifelt nach irgendeinem Halt. Schließlich gelang es ihm, mit beiden Händen die Wurzeln eines krüppeligen Bäumchens zu fassen, das aus einer Felsspalte herauswuchs. Nun hing er, frei baumelnd, über dem Abgrund, während sich um ihn herum immer mehr große und kleine Gesteinsbrocken lösten und an ihm vorbei in die Tiefe donnerten.
Es ist vorbei!, dachte Cauré mit erstaunlicher Klarheit. Die Xapiripé haben mich besiegt! Er wartete darauf, dass ihn ein Felsbrocken traf und endgültig in die Tiefe riss. Wie durch ein Wunder blieb er jedoch unversehrt. Als die Felslawine endlich ins Stoppen geraten war und einer unheimlichen Stille Platz machte, hing er immer noch an dem dürren Baum, der bereits beunruhigend knirschte. Mit verzweifelter Anstrengung suchten Caurés Füße nach einem Vorsprung in der Felswand. Vergeblich. Das Bäumchen wuchs über einem Felsvorsprung, der ein ganzes Stück über die Felswand hinausragte. Nicht mehr lange, und das Holz des Baumes würde brechen, wenn nicht die Kraft seiner Arme ihn schon vorher verließ.
Das Ende seiner Kräfte kam schneller als gedacht. Die Schwerkraft zog ihn wie ein Stein in die Tiefe. Mit dem Mut der Verzweiflung versuchte er nochmals, mit den Füßen Halt zu finden. Dann waren seine Kraftreserven erschöpft. Die Xapiripé haben gesiegt, dachte Cauré voller Trauer, als der gellende Schrei eines Adlers die Stille des Berges zerriss.
1. Teil
Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel.
Charles Darwin
1860 – 1861
Yorkshire und London, England
Rio Toototobi, nördliches Amazonasbecken
1
Liverpool, August 1860
»Die Porphyrus! Das muss sie sein! Gleich wird sie in den Hafen einlaufen!« Der fünfjährige Francis kletterte auf einen der Poller am Hafenpier, um eine bessere Aussicht zu haben.
»Komm sofort da runter. Du könntest ins Wasser stürzen«, schimpfte Maeve und versuchte ihren Sohn von dem Eisenstück, an dem für gewöhnlich die großen Schiffe vertäut wurden, herunterzuziehen. Francis ließ es schmollend geschehen.
Amber verstand die Aufregung ihres jüngeren Halbbruders nur zu gut. Sie konnte es selbst kaum erwarten, dass das Schiff endlich in den Hafen einlief. Fast achtzehn Monate hatte sie auf diesen Augenblick gewartet. Obwohl ihr verkümmertes Bein schmerzte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Mit der Hand beschirmte sie ihre Augen und versuchte zu erkennen, ob es sich bei dem sich nähernden Dampfschiff tatsächlich um die Porphyrus handelte. Bislang war nur schwarzer Rauch zu erkennen, der wie eine Fahne den hellgrauen Himmel über Liverpool durchzog. Viel zu langsam näherte sich das Schiff auf dem Fluss Mersey der Anlegestelle. Endlich drehte es bei und begann mit den Anlegemanövern.
Ambers Blick wanderte rastlos über die Reling hoch über der Wasserfläche, doch keine der dort oben stehenden Personen kam ihr bekannt vor. Unterdessen wurde der Landungssteg ausgefahren, und die ersten Passagiere gingen von Bord.
Was, wenn Rhys gar nicht an Bord ist? Vielleicht ist ihm ja doch noch etwas dazwischengekommen? Sie schalt sich für ihre negativen Gedanken. In seinem letzten Brief, den sie vor knapp zwei Monaten erhalten hatte, hatte er ihr eindeutig seine Ankunft für den zweiten August angekündigt. Sie spürte, wie sie zunehmend nervöser wurde, als der Passagierstrom nach einiger Zeit nachließ und Rhys immer noch nicht auftauchte. Womöglich kehrt er gar nicht mehr zurück, wenn die Untersuchungen in Boston nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht haben, grübelte sie. Achtzehn Monate waren eine lange Zeit für ein Paar, das sich gleich nach seiner Hochzeit getrennt hatte. Aufgeregt wippte sie auf und ab, bis Maeve ihr beruhigend ihre Hand auf die Schulter legte.
»Du benimmst dich wie ein verliebter Backfisch, nicht wie eine verheiratete Frau«, tadelte sie die nur wenige Jahre jüngere Stieftochter. »Was soll Rhys nur von dir denken?«
Amber schnaubte. »Das kümmert mich im Moment wenig«, meinte sie ungehalten. »So wie es aussieht, befindet er sich gar nicht an Bord.«
»Vielleicht hat Rhys ja die Ankunft verschlafen«, bemerkte der kleine Francis mit schief gelegtem Kopf. »Das kann leicht geschehen, wenn man nicht aufpasst.« Wider Willen musste Amber schmunzeln. Für sein Alter war der Kleine reichlich altklug.
»Ich werde gleich nach dem Rechten sehen«, bot sich Ambers Bruder Camden schließlich an. Er war als Einziger in der Kutsche sitzen geblieben, die sie alle von Bingley hierhergebracht hatte. Mit einem eleganten Sprung schwang er sich aus dem offenen Duc und eilte mit langen, selbstsicheren Schritten auf den Landungssteg zu. Nach einer kurzen Unterhaltung mit dem zuständigen Offizier konnte Amber sehen, wie er an Bord verschwand.
»Rhys ist bestimmt seekrank geworden«, mutmaßte Maeve. »Es ist nicht ungewöhnlich, wenn man den starken Seegang nicht verträgt. Erinnere dich nur an unsere Reise nach Ägypten vor einigen Jahren!«
»Rhys wird nicht seekrank«, widersprach Amber ungeduldig. »Du könntest ihn bei Sturm mit den Füßen nach oben am Mast aufhängen, und er würde immer noch seine Witze reißen.«
»Da kommen sie ja!«, rief Francis. Er machte sich von seiner Mutter los, packte Amber an der Hand und zog sie mit sich zum Landungssteg. Amber sträubte sich erst, doch ihr Halbbruder ließ nicht locker. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie Rhys entdeckte, der mit Camden und einigen Bediensteten oben an der Reling stand. Offensichtlich war er viel zu beschäftigt, um nach ihr Ausschau zu halten. Eine vornehm gekleidete Frau, die in einem Rollstuhl saß, nahm alle mit ihrem Kommandoton in Beschlag. Sie ließ gut ein halbes Dutzend Bediensteter nach ihrer Pfeife tanzen. Rhys und Camden gehörten ohne Zweifel auch dazu. Die Lady war es offensichtlich gewohnt, dass man ihren Anweisungen Folge leistete. Amber blinzelte verärgert gegen die Sonne. Warum zum Teufel ließ Rhys sich das von einer Wildfremden gefallen, wo er doch wissen musste, dass sie hier unten auf ihn wartete? Die Sonne verschwand für einen Augenblick hinter einer dünnen Wolke, sodass Amber die Person im Rollstuhl besser sehen konnte. Dann lachte sie auf.
»Das ist Olga Petrowna Kasakowna«, rief sie ebenso erleichtert wie amüsiert Maeve zu, die ihnen in gemessenem Tempo gefolgt war. »Kein Wunder, dass Rhys gegen sie keine Chance hat!«
Als hätte er ihre Worte gehört, drehte Rhys sich oben an der Reling in ihre Richtung und entdeckte Amber unten am Pier. Ein breites Grinsen erschien auf seinem oft so verschlossen wirkenden Gesicht. Trotz Olgas Protesten riss er sich los. Wenig später eilte er in großen Schritten über die Landungsbrücke auf den Pier. Entgegen allen Anstandsregeln konnte Amber nicht länger an sich halten. Sie setzte sich in Bewegung und eilte Rhys mit fliegenden Röcken entgegen. Mit jedem Schritt, den sie ihm näher kam, wurde ihr Herz leichter, und die Zweifel, die sie eben noch gehegt hatte, lösten sich in Wohlgefallen auf. Rhys fing sie mit ausgebreiteten Armen auf, hob sie empor und wirbelte sie einmal herum. Dann stellte er sie behutsam auf ihre Füße, zog sie zu sich heran, um aufmerksam ihr Gesicht zu studieren. Dabei sprach er kein Wort. Doch die Zärtlichkeit seiner bleigrauen Augen zeigte ihr all seine Liebe. Als er sie endlich voller Leidenschaft küsste, war ihr, als zöge ihr jemand den Boden unter den Füßen weg.
»Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe«, stieß er schließlich mit rauer Stimme aus. »Von nun an werde ich dich nie wieder von meiner Seite lassen.«
Amber löste sich behutsam aus seiner engen Umarmung und nahm sich nun ebenfalls Zeit, ihn ausgiebig zu betrachten. Die Falten um seine Mundwinkel waren noch etwas ausgeprägter geworden, und sein dichtes, dunkles Haar wies erste graue Strähnen auf. Dennoch erschien er ihr voller Tatendrang und viel gelöster als noch vor seiner Abreise. Sie hoffte sehr, dass es ihm endlich gelungen war, mit seiner Vergangenheit abzuschließen.
»Bist du mir noch immer böse, weil ich dich zu der Reise gedrängt habe?«, fragte sie etwas beklommen. »Vielleicht hätte ich dich doch begleiten sollen?«
Rhys schüttelte den Kopf. »Es war richtig so«, sagte er ernst. »Ich durfte dich da nicht mit hineinziehen.«
Bevor Amber weiter nachfragen konnte, machten Maeve und Francis auf sich aufmerksam, um Rhys ebenfalls zu begrüßen. Wenig später rauschte auch Olga Petrowna Kasakowna auf sie zu. Ihre Bediensteten und Camden hatten es mit großem Tamtam endlich geschafft, die temperamentvolle Russin in ihrem Rollstuhl heil von Bord zu schaffen. Wie immer genoss es ihre gemeinsame Freundin, im Mittelpunkt zu stehen.
»Wenn das mal keine außerordentlich angenehme Überraschung ist«, begrüßte sie Amber und Maeve mit ihrer rollenden Aussprache. Dabei wippte die Pfauenfeder ihres weit ausladenden Strohhuts wild auf und ab. »Ein schöneres Willkommen in England hätte ich mir nicht wünschen können! Das müssen wir feiern!« Sie winkte ihren Butler heran. »James, lass Champagner bringen«, befahl sie mit donnernder Stimme und brachte damit den armen Kerl in arge Bedrängnis.
»Wir haben im Augenblick keinen Champagner zur Verfügung, Mylady«, entschuldigte er sich mit zerknirschter Miene. »Aber wenn Ihr Euch einen Augenblick gedulden mögt, werde ich nochmals auf das Schiff zurückgehen und welchen besorgen.«
»Zu viel Umstand«, winkte die Kasakowna ungnädig ab, um sich sofort wieder Amber und Maeve zuzuwenden. »Wir holen das in London in aller Ausführlichkeit nach. Ihr müsst mich dort so schnell wie möglich besuchen kommen. Keine Widerrede!«
Maeve räusperte sich verlegen, während Amber tapfer versuchte, den Redeschwall der Russin zu unterbrechen.
»Liebste Olga, wir freuen uns sehr, dich zu sehen. Natürlich werden wir dich besuchen. Nichts lieber als das. Sobald Rhys sich wieder etwas eingelebt hat, werden wir ganz sicher eine Reise nach London in Erwäg…«
»Ja, ja, ja …«, unterbrach die Kasakowna ihre Ausflüchte, »Rhys hat mir während der Reise schon alles erzählt.« Sie musterte sie beide mit offensichtlichem Wohlgefallen. »Was seid ihr doch für ein schönes Paar«, stellte sie zufrieden fest. »Und wäre ich nicht gewesen, hättet ihr euch niemals kennengelernt!« Sie kicherte und fächelte sich mit ihrem Fächer etwas Luft zu. »Eure ewigen Wortgefechte und Streitigkeiten mussten ja in Liebe enden, nicht wahr?«
»Das hast du treffend bemerkt«, meinte Rhys schmunzelnd. Amber spürte, wie sie errötete. Der Beginn ihrer Bekanntschaft hatte tatsächlich unter keinem besonders guten Stern gestanden. Rhys und sie hatten sich fast ununterbrochen gestritten, bevor sie auf vielen Umwegen im fernen Assam ihre Liebe füreinander entdeckt hatten. Doch darüber wollte sie jetzt nicht sprechen. Sie zog es vor, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
»Was ist dir zugestoßen, dass du in einem Rollstuhl sitzen musst?«, erkundigte sie sich besorgt. »Hattest du einen Unfall?«
»Ein tragisches Missgeschick«, schnaubte Olga dramatisch und hob zur Demonstration ihren schweren, braunen Brokatrock ein wenig an, sodass alle Umstehenden den dicken Verband um ihren Fuß sehen konnten. »Ich bin beim Tanztee an Bord unglücklich gestolpert und auf meinen ungeschickten Tanzpartner gefallen. Er hat mir dieses Malheur eingebrockt. Wer weiß, vielleicht werde ich für immer ein Krüppel sein.«
Amber registrierte, wie Rhys nur mit Mühe ein weiteres Schmunzeln verbergen konnte.
»Werte Olga«, mischte er sich dann doch ein. »Um dem armen Mister Longley Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, musst du zugeben, dass es ihn weit schlimmer erwischt hat als dich. Er hat sich bei dem Sturz mehrere Rippen gebrochen, während dein Fuß nur verstaucht ist, wie Doktor Miller dir mehrfach versichert hat.«
»Das wird sich erst noch herausstellen«, meinte Olga beleidigt. »Der Schiffsarzt war ein Dilettant, während du dagegen ein Ignorant bist, geschätzter Rhys. Ich werde in London den Rat einiger Koryphäen einholen müssen, um wieder zu genesen.«
»Das ist zweifelsohne eine sehr gute Idee. Am besten, Ihr wendet Euch gleich an den Hofarzt der Königin«, mischte sich Camden nun mäßigend in die Unterhaltung ein. Er musste bemerkt haben, dass Rhys bereits zu einer weiteren spöttischen Bemerkung ansetzte. »Was haltet Ihr im Gegenzug davon, werte Madame Kasakowna, uns nach Eurer Genesung in Highgrove Manor aufzusuchen?«
»Das ist eine wundervolle Idee, lieber Master Callahan«, sagte Olga mit einem huldvollen Lächeln in Camdens Richtung. »Falls ich dazu überhaupt jemals in der Lage sein werde …« Sie seufzte und warf Rhys einen ungnädigen Blick zu. »Auch wenn andere an meinem Leid offensichtlich weniger Anteil nehmen.«
»Dann werdet Ihr sicherlich auch Verständnis dafür haben, dass wir uns langsam auf den Heimweg machen müssen«, meinte Camden charmant. »Der Weg nach Bingley ist weit.«
»Geht in Gottes Namen. Auch ich habe schon viel zu viel Zeit hier mit Euch vertrödelt.«
Highgrove Manor, Bingley, West Yorkshire
Als die Kutsche mit den Heimkehrenden sich endlich der Auffahrt von Highgrove Manor näherte, war es bereits dunkel. Das stattliche Anwesen strahlte schon von Weitem wegen seiner großzügigen Gasbeleuchtung Wärme und Behaglichkeit aus. Sein Besitzer, Sir Reginald Callahan, liebte helle Räume. Das herrschaftliche Haus mit seinen grauen Steinmauern und dem schiefergedeckten dunklen Dach lag inmitten eines weitläufigen Parks, der eine herrliche Aussicht auf das umliegende Hügelland bot. Nur wenige hundert Yards hinter den großen Bäumen, die den Herrschaftssitz umgaben, verbarg sich die Spinnerei Callahan & Sons und dahinter die Siedlung der Arbeiter. Das Wohnhaus selbst bestand aus einem weiträumigen, zweistöckigen Mittelbau, an den sich zwei kleinere Seitenflügel anschlossen. Die breite Kiesauffahrt führte in einem großen Bogen vor den Eingangsbereich. Ein halbrunder Säulenportikus beschirmte die hohe zweiflügelige Eingangstür.
Kaum war der Duc mit seinem Doppelgespann zum Stehen gekommen, öffnete sich schon die Tür. Sir Reginald, Ambers und Camdens Vater, trat, feierlich in Frack und schwarze Hose gekleidet, hinaus. Dicht hinter ihm folgte die versammelte Dienerschaft. Es gelang ihm kaum, die Freude über das Wiedersehen zu verbergen.
»Du hast uns allen gefehlt.« Eine Hand um die Schulter seines Schwiegersohns, die andere um Amber gelegt, geleitete er sie ins Haus. »Du verzeihst mir hoffentlich meine Befürchtungen, dass du überhaupt nicht mehr zurückkehren könntest?« Reginald konnte sich die etwas provozierende Bemerkung nicht verkneifen. Weder seine Tochter noch sein Schwiegersohn hatten ihm jemals verraten, was Rhys in seiner Heimat Nordamerika getan hatte. Seines Wissens hatte er dort nicht einmal mehr eine Familie.
Rhys räusperte sich. »Es war nicht mein Plan, werter Schwiegervater, so lange fortzubleiben. Leider gab es Umstände, die eine frühere Heimkehr nicht möglich machten. Immerhin kann ich dir versichern, dass alles besser gelaufen ist, als ich zu hoffen wagte.«
»Dann lass uns alles nach dem Dinner bei einem guten Glas Whisky besprechen«, schlug Sir Reginald aufgeräumt vor. Er brannte darauf, endlich Näheres zu erfahren. Doch seine Tochter Amber hatte anderes vor.
»Rhys hat eine lange, beschwerliche Reise hinter sich, lieber Vater«, mischte sie sich zu seinem Bedauern ein. »Du wirst verstehen, wenn wir uns heute Abend früh zurückziehen wollen. Lass uns morgen darüber reden.«
»Aber das Dinner …«, wandte Reginald enttäuscht ein. »Missis Evans hat sich damit so viel Mühe gegeben.«
»Sie wird es schon verschmerzen.« Amber ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. »Ich werde sie persönlich bitten, uns eine Kleinigkeit auf unser Zimmer zu bringen. Ihr müsst euch leider noch ein wenig gedulden. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.« Sie küsste ihn auf die Wange und zog Rhys mit sich zu dem Seitenflügel, den sie bewohnten.
»Wie ihr meint«, brummte Reginald verstimmt. »Dann sehen wir uns also morgen zum Frühstück.«
Auch Camden machte Anstalten zu gehen.
»Ich werde ebenfalls nach Hause gehen«, meinte er mit einem entschuldigenden Lächeln. »Beatrice ist derzeit nicht gerne alleine. Die Schwangerschaft setzt ihr ziemlich zu.« Dafür hatte Reginald schon mehr Verständnis. Die Frau seines Sohnes war nach fast fünf Jahren Ehe nun endlich zum ersten Mal schwanger geworden.
»Immerhin ergehst du dich zumindest nicht in Ausflüchte wie deine Schwester«, brummte er und verabschiedete seinen Sohn. Nun blieben nur noch Maeve und er übrig. »Ich habe nun auch keinen großen Appetit mehr. Was hältst du davon, wenn wir Missis Evans ebenfalls nur um eine Kleinigkeit bitten und es uns im Salon bequem machen?«
Maeve war sofort einverstanden. Auch sie schien müde, und ihr gemeinsamer Sohn Francis, Reginalds jüngster Sohn, war auf der Fahrt ohnehin eingeschlafen und wurde von seinem Kindermädchen gerade ins Bett gebracht.
Im Salon ließ sich Reginald seufzend auf einem Ledersessel vor dem Kaminfeuer nieder. Maeve nahm ihm gegenüber Platz, während der Butler einige Sandwiches und etwas Wein servierte. Reginald nahm ein Sandwich und sah es lustlos an. Als Familienoberhaupt fiel es ihm schwer, sich damit abzufinden, dass nicht mehr alles nach seiner Pfeife tanzte. Jeder ging hier allmählich seiner eigenen Wege, und er konnte kräftemäßig nicht mehr so mithalten, wie er es gern gewollt hätte. Seine angegriffene Gesundheit hatte ihn kürzlich dazu gezwungen, sich weitgehend aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Mittlerweile hatte sein Sohn Camden die Geschicke der Spinnerei Callahan & Sons in die Hand genommen. Ihm blieb nur noch seine Tätigkeit als Abgeordneter im Unterhaus, die ihn allerdings nicht ausreichend beanspruchte – wie er fand. Es war ihm ein grundlegendes Anliegen, über alles informiert zu sein, was in seinem Umfeld geschah. Maeve schien seine Gedanken zu erraten.
»Nun sieh doch nicht so griesgrämig drein«, versuchte sie ihn zu beschwichtigen. »Rhys und Amber haben sich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sie werden einiges zu bereden haben und brauchen erst einmal etwas Zeit füreinander.«
»Das verstehe ich ja«, brummte Reginald widerwillig und strich sich dabei fahrig über seinen rötlich grauen Backenbart. »Trotzdem wird man sich als Vater ja wohl so seine Gedanken machen dürfen. Es macht mich unruhig, wenn ich nicht weiß, was mein Schwiegersohn so treibt. Amber hat mit ihrem ersten Gatten schon genügend Schreckliches erleben müssen. Ich möchte ihr einfach eine weitere Enttäuschung ersparen. Schon deshalb muss ich wissen, was Rhys in Amerika gemacht hat. Wieso hat er seine Frau nicht auf diese Reise mitgenommen?«
»Amber weiß, was sie tut«, wandte Maeve, wie schon so oft, ein. »Sie war damit einverstanden, dass er alleine auf Reisen ging. Die Hauptsache ist doch, dass sie nun wieder beisammen sind.«
»Rhys mag ja ein feiner Kerl sein«, gab Reginald mürrisch zu, »aber dennoch ist er Amerikaner. Ich bezweifle einfach, dass er das Format hat, meiner Amber ein angemessenes Leben zu ermöglichen. Bevor er nach Boston aufgebrochen ist, war er nahezu mittellos. Ich hoffe nur, dass sich diese Umstände durch seine Reise endlich geändert haben.«
»Ich fürchte leider, dass genau dies nicht eingetreten ist«, sagte Maeve leise. »Camden hat mir anvertraut, dass Rhys eine Passage dritter Klasse gebucht hatte. Das hätte er wohl kaum, wenn er zu Geld gekommen wäre.«
»Warum hat er sich dann nicht an mich gewandt? Ich hätte ihm sofort die notwendigen Mittel für eine anständige Überfahrt anweisen lassen! Er ist immerhin mein Schwiegersohn und gehört damit zur Familie.«
»Rhys ist viel zu stolz dafür. Er würde niemals Geld von dir oder Amber annehmen. Ich glaube sogar, dass es ihm schwerfallen wird, hier mit uns auf Dauer unter einem Dach zu leben. Er ist es gewohnt, unabhängig zu sein.«
»Jetzt hat er eine Frau, um die er sich kümmern muss. Da muss er schon mal Kompromisse machen«, brummte Reginald ungnädig. »Vor allem, wenn es um meine einzige Tochter geht. Ich werde gleich morgen mit ihm ein ernstes Wörtchen reden. Ich muss wissen, wie sich die beiden ihre Zukunft vorstellen!«
»Bedräng ihn nicht zu sehr«, riet ihm Maeve. »Er kann, wie du weißt, überaus empfindlich reagieren. Außerdem ist Amber durch das Vermögen, das Ashton ihr hinterlassen hat, eine unabhängige Frau.«
»Das ist doch kein Leben für einen Mann, wenn er vom Geld und Ansehen seiner Frau leben muss«, rümpfte Reginald verächtlich die Nase. Maeve sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. Peinlich berührt wich er ihrem Blick aus. Er wusste genau, was sie gerade dachte. Schließlich hatte auch er, als er um sie geworben hatte, einen Hintergedanken gehabt. Maeves Familie besaß im Gegensatz zu den Callahans einen Adelstitel. Durch die Heirat mit ihr hatte sich seine gesellschaftliche Stellung merklich verbessert.