Slavoj Zizek
Ärger im Paradies – Vom Ende der Geschichte zum Ende des Kapitalismus
Aus dem Englischen von Karen Genschow
FISCHER E-Books
Slavoj Žižek, geboren 1949, ist Philosoph, Psychoanalytiker und Kulturkritiker. Er lehrt Philosophie an der Universität von Ljubljana in Slowenien und an der European Graduate School in Saas-Fee und ist derzeit International Director am Birkbeck Institute for the Humanities in London. Seine zahlreichen Bücher sind in über 20 Sprachen übersetzt. Im S. Fischer Verlag sind zuletzt erschienen »Was ist ein Ereignis?« (2014) und »Das Jahr der gefährlichen Träume« (2013).
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Der Kommunismus ist tot, es lebe der Kommunismus!
Der Kommunismus ist tot. Der Kapitalismus ist das neue Paradies. Doch warum gibt es dann so viel Ärger dort? In seinem neuen Buch analysiert der »gefährlichste Philosoph des Westens« (New Republic) den Zustand der Welt nach dem angeblichen Ende der Geschichte und zeigt, dass das wahre Abenteuer immer noch der Kampf um Emanzipation ist – aus kommunistischer Perspektive, natürlich. Mit Batman, Marx und Lacan, mit Gangnam Style, Lubitsch und Prokofjew zeigt Žižek, dass unsere Helden Julian Assange, Chelsea Manning und Edward Snowden sein sollten – und dass die Idee des Kommunismus noch lange nicht ausgedient hat.
Covergestaltung: hißmann, heilmann, hamburg / Sonja Steven
Coverabbildung: Matt Carr / Getty Images
Erschienen bei S. FISCHER
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel »Trouble in Paradise. From the End of History to the End of Capitalism« im Verlag Allen Lane/Penguin Books, London.
© Slavoj Žižek 2014
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403384-6
»That’s paradise / while arms entwine and lips are kissing / but if there’s something missing / that signifies / trouble in paradise.«
Aaron Schuster, »Die Komödie in Zeiten der Sparsamkeit«, in: Neue Rundschau, Heft 4, 2013, S. 39 und 45.
James Harvey, Romantic Comedy in Hollywood: From Lubitsch to Sturges, New York: Da Capo 1987, S. 56.
G.K. Chesterton, »Eine Verteidigung der Kriminalgeschichte«, in: Ders., Verteidigung des Nonsense. Skizzen, Leipzig u.a.: Kiepenheuer 1991, S. 106f.
http://th-rough.eu/writers/bifo-eng/journey-seoul-1.
Wir sollten trotzdem nicht vergessen, dass es keine »normale« Zeit für die Modernisierung gibt: Modernisierung kommt nie zur rechten Zeit, sondern ereignet sich immer »zu schnell« als traumatischer Bruch.
Siehe Stacey Abbott, Celluloid Vampires: Life After Death in the Modern World, Austin: University of Texas Press 2007.
Richard Taruskin, »Prokofiev, Hail … and Farewell?«, New York Times, 21. April 1991.
Zit. n. B.R. Myers, The Cleanest Race, New York: Melville House 2011, S. 6. Es ist schwierig, sich folgenden Kommentars zu enthalten: Was, wenn der Vater nicht der Ehemann ist?
Jacques-Alain Miller, »The Phallus and Perversion«, in: Lacanian Ink 33, S. 23.
Jacques-Alain Miller, »The Logik of the Cure«, in: Lacanian Ink 33, S. 19.
Jacques-Alain Miller, »The Phallus …«, a.a.O., S. 28.
Zit. n. http://www.theatlantic.com/magazine/archive/ 2004/09/mother-of-all-mothers/3403/.
Myers, Cleanest Race, a.a.O., S. 8.
Sind also – um es direkt zu sagen – Nordkoreaner inzestuöse Psychotiker, die den Eintritt in die symbolische Ordnung verweigern? Die Antwortet lautet: nein. Warum? Aufgrund des Abstands zur symbolischen Ordnung selbst, der sich sogar in den offiziellen ideologischen Texten fortsetzt. Das heißt, dass selbst Nordkoreas offizieller ideologischer Diskurs (»Text«, wie Myers ihn nennt) sich nicht direkt an der Vergöttlichung des Führers beteiligt; stattdessen wird die Vergöttlichung elegant den »naiven« westlichen Besuchern zugeschrieben, die von der Weisheit des Führers fasziniert sind: »Während der Text gerne die amüsierte Aufmerksamkeit von Ausländern auf sich zieht, einschließlich Amerikaner und Südkoreaner, die Kim Il Sung vermeintlich als göttliches Wesen betrachten, stellt er solche Behauptungen über sich selbst nie auf.« (Myers, Cleanest Race, S. 111) Ist dies nicht ein klarer Fall eines »Subjekts, dem zu glauben unterstellt wird«, des naiven Anderen, auf den unser eigener Glaube übertragen wird? In ähnlicher Weise sollte die Tatsache, dass in nordkoreanischen Schulbüchern der Führer (Kim Il Sung, Kim Jong Il …) als Person präsentiert wird, dessen Körper so rein ist, dass er nicht scheißen muss, nicht als ideologischer Wahnsinn abgetan werden, da sie nur die Logik der »zwei Körper des Königs« auf die Spitze treibt: Nordkoreaner sind keine Psychotiker, die »tatsächlich glauben, dass ihr Führer nicht scheißt«, sie sind nur der Auffassung, dass das Scheißen nicht Teil des erhabenen Körpers des Führers ist.
Charles Dickens, »Eine Geschichte von zwei Städten«, http://gutenberg.spiegel.de/buch/eine-geschichte-von-zwei-stadten-7744/3.
http://www.spectator.co.uk/the-week/leading-article/ 878998I/glad-tidings/.
Matt Ridley, Wenn Ideen Sex haben, München: Deutsche Verlagsanstalt 2011.
Steven Pinker, Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit, Frankfurt am Main: S. Fischer 2011.
Fredric Jameson, Representing Capital, London: Verso Books 2011, S. 149.
Fredric Jameson, Valences of the Dialectic, London: Verso Books 2009, S. 580f.
Jameson, Representing Capital, a.a.O., S. 149.
Jameson, Valences of the Dialectic, a.a.O., S. 580.
Die faktische Zersplitterung – oder eher »Kongoisierung« – Libyens nach der französisch-britischen Intervention (das Land setzt sich nun aus von lokalen bewaffneten Gruppen beherrschten Territorien zusammen, die das Öl direkt an ihre Kunden verkaufen) weist darauf hin, dass der Kongo keine Ausnahme mehr ist: Eine Strategie des heutigen Kapitalismus, der eine stabile Versorgung mit billigen Rohstoffen ungehindert durch eine Staatsmacht benötigt, besteht darin, die Zersplitterung von Staaten aufrechtzuerhalten, die mit dem Fluch reicher Rohstoffvorkommen belegt sind.
Carlo Vercellone, »The Crisis of the Law of Value and the Becoming-Rent of Profit«, in: Fumagalli/Mezzadra (Hg.), Crisis in the Global Economy, Los Angeles: Semiotext(e) 2010, S. 88.
André Gorz, L’immatériel, Paris: Galilee 2005, S. 55.
Vercellone, »The Crisis of the Law of Value«, S. 117.
Ibid., S. 86.
Wang Hui, »Debating for Our Future: Intellectual Politics in Contemporary China« (vom Autor zur Verfügung gestelltes Manuskript).
Ibid.
Karl Marx, Das Kapital, Band 1, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1962, S. 168.
Ibid., S. 152.
Das »comme d’habitude« im französischen Original bezieht sich natürlich nicht auf »wie gewöhnlich« als leeres Ritual verstanden, sondern auf ein persönliches alltägliches Ritual, das genau den Kern meiner Persönlichkeit zum Ausdruck bringt und in diesem Sinne für das »my way« steht. Das unterläuft aber keinesfalls den Bezugspunkt beider Versionen des Liedes – allenfalls macht es deutlich, dass das französische »comme d’habitude« in authentischerer Weise persönlich ist als das amerikanische »my way«, das in der Regel den leeren konformistischen Individualismus evoziert. Gilt außerdem nicht dasselbe für eine Gesellschaft? Die allgemeine Krankenversicherung ist »unser Weg«, Solidarität zu üben, und nicht einfach eine graue, unpersönliche rechtliche Regulierung.
So lautete der Titel eines Editorials der New York Times vom 11. Dezember 2012.
Zit. n. Der Spiegel, 6. August 2012.
Zit. n. Luciano Canfora, Critica della retorica democratica, Roma – Bari: Laterza 2011, S. 33.
Siehe Paul Goble, »Window on Eurasia: Andropov Wanted to Do Away with National Republics«, online unter http://windowoneurasia2.blogspot.com/2012/11/window-on-eurasia-andropov-wanted-to-do.html.
Als Warren Buffett sich darüber empörte, dass er – der drittreichste Mann der Welt – weniger Steuern zahlt als seine Sekretärin, versuchte einer seiner Kritiker und Verfechter des freien Markts diesen Tatbestand in folgender Weise zu rechtfertigen: Die Sekretärin zahlt ihre Steuern auf ihr stabiles und garantiertes Einkommen, während Buffett sein Geld mit riskanten Investitionen verdient, so dass er einen niedrigeren Steuersatz als Ausgleich für seine Risiken erhält. Das Problem bei dieser Logik ist, dass sie das Offensichtliche vergisst: Ja, Buffett nimmt mit seinen Investitionen Risiken auf sich, aber den Ausgleich erhält er bereits mehr als reichlich durch seinen Profit.
Maurizio Lazzarato, Die Fabrik des verschuldeten Menschen. Ein Essay über das neoliberale Leben, Berlin: b_books 2012.
Ibid., S. 87f.
Ich stütze mich hier auf Lazzaratos Theorie über Martin O’Shaughnessy – siehe http://lafranceetlacrise.org/2012/08/23/lazzarato-and-the-government-power-of-debt-la-fabrique-de-lhomme-endette-or-the-making-of-the-indebted-man.
Karl Marx, Das Kapital, Band 1, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1962, S. 191.
Eine solche Verwendung des Begriffs »Unternehmer« ist folglich ein beispielhafter Fall für das, was Hegel »abstrakte Allgemeinheit« nennt. Was bedeutet abstrakte Allgemeinheit? Es ist die Abstraktion von einem spezifischen Inhalt, die eine wesentliche Unterscheidung tilgt, die für diese Abstraktion selbst konstitutiv ist. Man kann beispielsweise Diäthalten und Hungern als Arten derselben Gattung verstehen: weniger als nötig zu essen. Beides zu vergleichen ist allerdings in sich eine Obszönität, die u.a. in einem Bericht in der New York Times mit dem Titel »The Mental Strain of Making Do With Less« zum Ausdruck kommt: »Diäten verringern nicht nur das Gewicht, sie können auch geistige Fähigkeiten verringern. In anderen Worten, Diäthalten kann einen dümmer machen. Zu verstehen, warum das so ist, könnte helfen, eine ganze Reihe von Erfahrungen zu erhellen, einschließlich derjenigen, die denkbar weit von freiwilliger Kalorienreduktion entfernt ist, nämlich der Qualen absoluter Armut. […] Vielleicht ist das Problem weniger die Armut, sondern die geistige Belastung, die Armut jedem auferlegt, der sie erleiden muss.« (Sendhill Mullainathan, New York Times, 21. September 2013)
http://www.operone.de/libretto/mozaclde.html.
Ibid.
Man konnte dieselbe Situation in staatssozialistischen Regimen beobachten: Wenn Stalin in einer mythischen Szene der Sowjet-Hagiographie bei einem Spaziergang durch die Felder einen Fahrer trifft, dessen Traktor liegengeblieben ist, und ihm mit klugen Ratschlägen beim Reparieren hilft, bedeutet dies gewissermaßen, dass nicht einmal ein Traktor im staatssozialistischen Wirtschaftschaos normal funktioniert.
Peter Buffett, »The Charitable-Industrial Complex«, New York Times, 26. Juli 2013.
Peter Sloterdijk, Zorn und Zeit, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, S. 55.
Alenka Zupančič, »When I Count to Ten, You Will Be Dead …«, Mladina-Alternative, Ljubljana 2013, S. 31.
Jaron Lanier, Wem gehört die Zukunft?, Hamburg: Hoffmann und Campe 2014.
Siehe Alain Badiou und Jean-Claude Milner, Kontroverse, Wien: Turia und Kant 2014.
Zit. n. http://krugman.blogs.nytimes.com/2013/06/17/ 1984-hungarian-edition/?_r=o.
Ibid.
Karl Marx/Friedrich Engels, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, in: Werke, Band 1, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1976, S. 382.
Ibid., S. 381.
Persönliche Information von Engin Kurtay, Istanbul.
Zit. n. Bein Stein, »In Class Warfare, Guess Which Class Is Winning«, New York Times, 26. November 2006.
Die Haltung gegenüber der Realität, die diesem Thema zugrunde liegt, wird in der sogenannten »Hohlwelttheorie« auf die Spitze getrieben (der einigen Quellen zufolge selbst Hitler anhing): Die Idee ist, dass wir Menschen auf der inneren Oberfläche einer hohlen runden Welt leben, einem gigantischen runden Loch in der endlosen Masse von ewigem Stein und Eis, mit der Sonne als unbewegliches Gestirn im Mittelpunkt des Lochs. (Wie können wir dann Sonnenaufgang und -untergang erklären? Die Verfechter dieser Hypothese entfalteten unglaublich komplexe Theorien von gedrehten Lichtstrahlen.)
Zwei Jahre später wurde eine ähnliche Geschichte in Michael Andersons Flucht ins 23. Jahrhundert [Logan’s Run] erzählt, wo eine hedonistische Gesellschaft in einer großen Blase lebt und es für erwiesen ansieht, dass es außerhalb ihrer kein Leben gibt.
Siehe Peter Sloterdijk, Im Weltinnenraum des Kapitals. Für eine philosophische Theorie der Globalisierung, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005.
Ibid., S. 26.
Ibid., S. 79.
Ibid., S. 267f.
Ibid., S. 268.
Siehe http://reuters.com/article/2013/12/01/us-italy-fire-idUSBRE9BooED20131201.
Zit. n. http://www.nbcnews.com/news/other/deadly-factory-fire-highlights-near-slavery-conditions-italy-fsD11681836.
Louis Nayman, »Lincoln: Better Off Undead«, in: These Times, 15. November 2012.
Ibid.
Ibid.
In seinem Vortrag bei der Konferenz »Global Capitalism and the New Left« in Istanbul, 11.–12. Oktober 2013.
Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft, Band 1, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981, S. 37.
Karl Marx, Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850, in: Ders., Ausgewählte Schriften in zwei Bänden, Band 1, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1985, S. 59.
Ibid.
Siehe Robert Proctor und Londa Schiebinger (Hg.), Agnotology: The Making and Unmaking of Ignorance, Stanford: Stanford University Press 2008.
Zit. n. http://boston.com/news/nation/articles/2008/01/ 21/kings_complexity_often_ignored/.
Ibid.
Ibid.
Gerard Wajcman, »Intimate Extorted, Intimate Exposed«, Umbr(a), 2007, S. 47.
Siehe http://www.haaretz.com/blogs/routine-emergen cies/why-ultra-orthodox-men-wearing-modesty-glasses-is-a-fabulous-idea-1.457453.
Siehe Sergio González, The Femicide Machine, Los Angeles: Semiotext(e), 2012.
Siehe Wally T. Opal (Polizeipräsidentin von British Columbia): Forsaken: The Report of the Missing Women Commission of Inquiry, 19. November 2012, online verfügbar unter
www.ag.gov.bc.ca/public-inquiries/docs/Forsaken-ES.pdf.
Überraschenderweise tritt diese obszöne Kehrseite des Gesetzes auch in Selbsthilferatgebern zutage. Die grundlegende Haltung wird am besten vom Titel eines neueren Bestsellers von Phil McGraw, Self Matters [deutscher Titel: Authentisch leben – aber wie?], zusammengefasst, in dem er uns lehrt, »dein Leben von vorne bis hinten zu erschaffen«; seine logische Ergänzung findet sich in Büchern mit Titeln wie How to Disappear Completely [auf Deutsch etwa: Wie man vollständig verschwindet] – Ratgeber darüber, wie man alle Spuren seiner vorherigen Existenz tilgt und sich selbst »neu erfindet«. Doug Richmonds How to Disappear Completely and Never Be Found (Secausus: A Citadel Press Book 1999) gehört zu der Reihe von »How-to«-Ratgebern, die ein erfrischend obszönes Double »offizieller« Ratgeber zu diejenigen von Dale Carnegie bilden; Bücher, die in direkter Weise unsere öffentlich nicht akzeptablen Wünsche ansprechen – andere Titel dieser Reihe sind beispielsweise Cheaters Always Prosper, Advanced Backstabbing and Mudslinging Techniques, Revenge Tactics, Spying on Your Spouse etc. Diesen Beispielen ist ihre direkte Vermarktung der Kehrseite des Gesetzes, von geheimen, transgressiven Wünschen gemeinsam.
In strikt entsprechender Weise wollen zionistische Verteidiger der israelischen Politik uns wissen lassen, dass sie die Medien kontrollieren (Fernsehen und Presse) und zu viel Kritik an Israel darin verhindern. Während wir das zwar wissen dürfen (um die Macht der Zionisten zu fürchten), dürfen wir nicht öffentlich darüber reden – sobald wir es tun, werden wir des Antisemitismus bezichtigt.
Eine weitere zynische Strategie besteht darin, den Feind zu beschuldigen: Die katholische Kirche der USA bezog sich auf eine Studie, deren vermeintliches Ergebnis war, es sei die sexuelle Freizügigkeit der 1960er Jahre, die für die weitverbreitete Pädophilie verantwortlich zu machen sei.
Zit. n. www.siol.net/slovenija/novice/2010/04/rode_za_vecernji_list.aspx.
Ibid.
Gilbert Keith Chesterton, Orthodoxie, Frankfurt am Main: Eichborn 2001, S. 291.
Was man für gewöhnlich von Theoretikern hört, ist ein privates Eingeständnis, dass dies – selbstverständlich – widersprüchlich sei, aber dass ein derartiges widersprüchliches ideologisches Gebäude funktioniere, und zwar auf spektakuläre Weise: Es sei der einzige Weg, schnelles Wirtschaftswachstum und Stabilität in China zu gewährleisten. Müssen wir hinzufügen, dass dies »privater Gebrauch der Vernunft« in Reinform ist?
Siehe »Even What’s a Secret is a Secret in China«, Japan Times, 16. Juni 2007, S. 17.
Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig, in: Ders., Gesammelte Werke, Frankfurt am Main: Zweitausendeins 2007, S. 164.
Ich verdanke diesen Gedanken Udi Aloni.
http://news.yahoo.com/australian-court-oks-logo-ban-cigarette-packs-004107919–finance-html.
Charles Rosen, Schoenberg, London: Fontana/Collins 1975, S. 77.
Jean Laplanche, Problématiques I: L’angoisse, Paris: PUF 1975, S. 77.
Sigmund Freud, »Dostojewski und die Vatertötung«, in: Ders., Studienausgabe, Band X, Bildende Kunst und Literatur, Frankfurt am Main: S. Fischer 2000, S. 282f.
Jacques Derrida, Préjugés: Vor dem Gesetz, Wien: Passagen Verlag 1992, S. 51f.
Umweltaktivisten betonen, wie die Einführung fremder Arten in ein spezifisches Ökosystem dieses in verhängnisvoller Weise aus dem Gleichgewicht bringen kann; ein neues Raubtier, das die lokalen Tierarten frisst, stört den gesamten Lebenszyklus, eine neue Pflanze erstickt andere Pflanzenarten und zerstört die gesamte Nahrungskette etc. Aber die Haupteindringlinge sind wir Menschen, deren explosive Vermehrung alle Ökosysteme vernichtet, so dass die Natur neue fragile ökologische Gleichgewichte herstellen muss.
Zit. n. www.siol.net/slovenija/novice/2010/04/rode_za_vecernji_list.aspx.
Friedrich Nietzsche, Ecce Homo, zit. n. http://gutenberg.spiegel.de/buch/ecce-homo-7354/4.
Verfügbar u.a. in der Aufnahme seines berüchtigten Moskauer Konzerts 1949 (Russian Revelation, RV 70004) mit einer kurzen, von Robeson selbst gesprochenen Einführung in perfektem Russisch.
»… you gets a little drunk, an’ you land in jail. But I gets weary, and sick of tryin’, I’m tired of livin’, and scared of dyin’. But ol’ man river, he just keeps rollin’ along.«
»… you show a little grit, an’ you lands in jail. But I keeps laughin’, instead of cryin’, I must keep fightin’, until I’m dyin’. And ol’ man river, he’ll just keep rollin’ along.«
Siehe Paul Fussell, The Great War and Modern Memory, Oxford: Oxford University Press 2000.
Ich beziehe mich hier auf Paul Fussell, The Great War.
Diese Idee wurde übrigens in einer berühmten Szene aus Hitchcocks Der Auslandskorrespondent [Originaltitel: Foreign Correspondent] aufgegriffen. Die Guten, die einen Nazi-Spion verfolgen, befinden sich in einer idyllischen holländischen Landschaft mit Windmühlen. Alles wirkt friedlich, und es gibt keine Spuren des Spions, als einer von ihnen etwas Seltsames bemerkt, das die malerische Szene ent-naturalisiert. Er ruft: »Schaut euch die Windmühle an! Warum dreht sie sich entgegen der Windrichtung?«, und die idyllische ländliche Szenerie verliert ihre Unschuld und lädt sich semiotisch auf.
Matthew Shadle, »Theology and the Origin of Conflict: The Shining Path Insurgency in Peru«, Political Theology, Vol. 14, Nr. 2 (2013), S. 293.
Ibid.
Ibid., S. 295.
Weit davon entfernt, sich an den Rändern Europas aufzuhalten, traten die Juden im 20. Jahrhundert als eine Art all-europäischer Ur-Vater [dt. im Original], der Anführer der prä-ödipalen Bande, hervor. Genau wie in Freuds Mythos über den Mord am Ur-Vater wurden sie gemeinschaftlich von Europäern ermordet (mit dem Holocaust als dem endgültigen Verbrechen), um dann wieder als die Über-Ich-Instanz aufzutauchen, die alle Europäer zu Schuldigen macht.
In seinem Vortrag beim vierten Treffen zu »Die Idee des Kommunismus« in Seoul, 27.–29. September 2013.
Im Gegensatz zu dem, was man erwarten würde, bringt die Betonung der Klassenpolitik nicht zwingend »Totalitarismus« mit sich. Die kommunistische Volksfrontpolitik (Stalin in den 1930er Jahren, Mao in den 1940er Jahren) war anscheinend »offener« und trat für eine vereinte Front aller progressiven Kräfte ein, einschließlich der »patriotischen Bourgeoisie«, unter Ausschluss der Verräter. Es stellt ein Paradox dar, dass eine solche »offene« Politik tatsächlich viel »totalitärer« war: In protofaschistischer Weise stellte sie die nationale Einheit her, die Überwindung der »sektiererischen« Klassenunterscheidungen, zum Preis jedoch der Dämonisierung und des Ausschlusses des Feindes aus dem Staatskörper. Dieser Feind ist nicht nur ein Klassenfeind, sondern ein Verräter, dessen Ermordung allein nationale Harmonie garantieren kann (wie die Juden für die Faschisten).
Diejenigen, die behaupten, dass die Arbeiterklasse verschwindet, haben bis zu einem gewissen Grad recht – sie verschwindet aus unserem Blick. Es gibt eine neue Arbeiterklasse, die überall um uns herum entsteht, von den Vereinigten Arabischen Emiraten bis Südkorea, eine nomadische Klasse unsichtbarer migrantischer Arbeiter, von ihrer Heimat und ihren Familien getrennt, die in isolierten Schlafstätten an den Rändern wohlhabender Städte hausen, mit fast keinen politischen oder gesetzlichen Rechten, keiner Gesundheitsversorgung und ohne Rentenansprüche. Sie zu mobilisieren und zu befähigen, sich an einem emanzipatorischen Kampf zu beteiligen, wäre ein wahrhaft politisches Ereignis.
In einer Debatte im Rahmen des vierten Treffens zu »Die Idee des Kommunismus« in Seoul, 27.–29. September 2013.
Zitiert aus http://www.zionism-israel.com/ezine/New_Antizionism.htm.
Jane Perlez/Pir Zubair Shah, »The Taliban Exploit Class Rifts to Gain Ground in Pakistan«, New York Times, 16. April 2009.
John Caputo/Gianni Vattimo, After the Death of God, New York: Columbia University Press 2007, S. 113.
Der Stalinismus war alles andere als ein eindeutiges Beispiel für einen starken Staat – in einer seltsamen dialektischen Wendung zu »organlosen Körpern« bemerkte Stalin einmal, dass der Staat während des Aufbaus des Sozialismus verschwinden würde in ebenjenem Prozess der Stärkung seiner Organe (mit denen er selbstverständlich vor allem den Apparat der Geheimpolizei meinte).
In seinem berühmten Vorwort zu Beitrag zur Kritik der politischen Ökonomie schrieb Marx (in seiner schlimmsten evolutionären Art), dass die Menschheit sich nur Aufgaben auferlegt, die sie auch zu lösen vermag. Man ist versucht, diese Aussage umzudrehen und zu behaupten, dass die Menschheit sich in der Regel Aufgaben auferlegt, die sie nicht lösen kann, und dabei einen unvorhersehbaren Prozess auslöst, in dessen Verlauf die Aufgabe (das Ziel) selbst neu definiert wird.
John Caputo/Gianni Vattimo, Death of God, a.a.O., S. 124f.
Vgl. seinen Artikel »A Loving Attack on Caputo’s ›Caputolism‹ and his Refusal of Communism«, in: Political Theology, Vol. 14, Nr. 3, 2013.
Ayn Rand, Der Streik, München: Verlag Kai M. Mohn 2012, S. 452.
Marx, Das Kapital, Band 1, a.a.O., S. 86.
Zufällig weiß man nicht, auf wen sich »es ist gesagt worden« bezieht – ist es ein bestimmtes Individuum oder nur ein Verweis auf eine allgemeine Weisheit?
In der Logik und der Urteilstheorie finden wir manchmal ein ähnliches Paradox der Intransitivität: Wenn A besser als B ist und B besser als C, folgt daraus nicht immer, dass A besser als C ist – wenn man A und C direkt vergleicht, kann C als besser erscheinen. Es wäre zu einfach, dieses Paradox durch veränderte Kriterien zu erklären (wenn man auf alle Systeme schaut, wendet man eine Reihe von Kriterien an, aber wenn man sie einzeln vergleicht, wird sich das Kriterium kaum wahrnehmbar verändern): In gewisser Weise muss das stimmen, aber der Punkt ist, dass diese Änderung immanent und nicht zufällig ist. Das heißt, die Änderung kann aufgrund der Differentialität der Merkmale geschehen: Vergleicht man beispielsweise die Schönheit dreier Menschen – A erscheint schöner als B und B schöner als C. Wenn wir aber A und C vergleichen, könnte es passieren, dass ein starker Kontrast in einem unwichtigeren Merkmal die Schönheit von A ruinieren wird, so dass A weniger schön als C erscheint.
www.reuters.com/article/2012/06/24/us-usa-campaign-healthcare-idUSBRE85No1M20120624.
www.dailypaul.com/170397/whos-afraid-of-ron-paul.
Rony Brauman, »From Phillanthropy to Humanitarianism«, South Atlantic Quarterly 103:2/3 (Frühjahr/Sommer 2004), S. 398f. und 416.
G.K. Chesterton, »The Man Who Thinks Backwards«,
http://www.online-literature.com/chesterton/2573, letzter Abschnitt.
Franco Bifo Berardi, After the Future, Oakland: AK Press 2011, S. 175. Ist aber diese Inkonsequenz wirklich ein neues Phänomen? Sind »langweilige Revolutionen« nicht Teil unserer Tradition, von den Bauernaufständen im Mittelalter bis zu den Chartisten? Im November 1914 drangen Emiliano Zapata und Pancho Villa mit ihren Truppen in Mexiko-Stadt ein – und gingen, nach ein paar Wochen des Debattierens, wieder nach Hause, weil sie im Grunde genommen nicht wussten, was sie mit ihrer Macht anfangen sollten.
Ibid., S. 176.
Ibid., S. 176.
Michael Hardt/Antonio Negri, Multitude, Frankfurt am Main/New York: Campus Verlag 2004, S. 373.
Ibid., S. 370.
Louis Althusser, Philosophy of the Encounter, London: Verso Books 2006, S. 37.
Siehe »Accelerate«. The Accelerationist Reader, hg. von Robin McKay und Armen Avanessian, Falmouth: Urbanomic 2014.
Bei all der wachsenden Bedeutung geistiger Arbeit sollten wir nicht die massive Auslagerung physischer Arbeit nach China, Indonesien usw. aus dem Blick verlieren – doch gestattet uns dieses globale Outsourcen materieller Arbeit wirklich, an der sogenannten »Arbeitswerttheorie« festzuhalten? Ist Wissen als ein Wertfaktor heutzutage keine Tatsache, eine Tatsache, die vor langer Zeit von Marx vorhergesagt worden ist?
Berardi, a.a.O., S. 177f.
Ich beziehe mich hier auf Rowan Williams Vortrag »On Representation«, gehalten anlässlich des Kolloquiums The Actuality of the Theologico-Political an der Birkbeck School of Law am 24. Mai 2014 in London.
Jacques-Alain Miller, »Un réel pour le XXIe siècle«, in: Ders., Un réel pour le XXIe siècle, Paris: Scilicet 2013, S. 18.
Siehe T.J. Clark, »For a Left with No Future«, New Left Review 74 (März/April 2012).
Franco Bifo Berardi, »Die Menschheit erreicht ihr Ende« (auf Slowenisch), Ljubljanski dnevnik, 24. Mai 2014, S. 11.
Bertolt Brecht, Werke, Gesamtausgabe, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1964, Bd. 12, S. 115f.
Persönliche Mitteilung von Xenia Cherkaev.
Zitiert nach https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1916/01/nationen.html.
Zit. n. Moshé Lewin, Lenins letzter Kampf, Hamburg: Hoffmann und Campe 1970, S. 69.
Zit. n. edition.cnn.com/2014/03/19/opinion/motyl-putinspeech.
Christopher Hitchens, Arguably, New York: Twelve 2011, S. 634.
Ibid., S. 635.
Ein weiteres Zeichen dieser immanenten Spannung ist die Tatsache, dass die protestierenden Massen in den letzten Tagen des Kommunismus oft die offiziellen Lieder, einschließlich der Nationalhymnen, sangen und damit die Machthaber an ihre unerfüllten Versprechen erinnerten. Was gab es 1989 Besseres für ostdeutsche Massen, als die DDR-Nationalhymne zu singen? Von den späten 1950er Jahren bis 1989 war es illegal, sie in der Öffentlichkeit zu singen, weil ihr Text »Deutschland einig Vaterland« nicht mehr zur Betonung von Ostdeutschland als einer neuen sozialistischen Nation passte. Bei offiziellen Anlässen wurde nur ihre Orchesterversion aufgeführt. Die DDR war daher ein einzigartiges Land, in dem das Singen der Nationalhymne eine kriminelle Handlung darstellte. Kann man sich das Gleiche unter den Nazis vorstellen?
Hitchens, a.a.O., S. 635.
V.I. Lenin, »Tagebuchblätter«, in: Ders., Werke, Band 33, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1977, S. 448.
http://www.freehungary.hu/index.php/archives-new/1230-hungary-pm-orbans-scandalous-statements-at-a-forum-of-hungarian-business-leaders (eine deutsche Seite zitiert Ausschnitte aus der Rede: http://www.presseurop.eu/de/content/news-brief/2438011-viktor-orban-will-die-demokratie-ersetzten).
In einem anderen Zusammenhang habe ich mich auf diesen Fall bereits in Was ist ein Ereignis? bezogen.
Gilbert Keith Chesterton, Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen, Frankfurt am Main: Eichborn 2000, S. 260 und 262.
Entlang der gleichen Linie behaupten einige liberale Kritiker des Antisemitismus nicht nur, dass der Antisemitismus heutzutage vorwiegend von links kommt, sondern dass Antisemitismus auch von Beginn an Teil des kommunistischen Projekts gewesen sei. (Nur so viel sei erwähnt, dass die Mehrheit der Mitglieder von Lenins Politbüro in den ersten Jahren der Sowjetmacht jüdischer Herkunft waren – ein einmaliger Fall in der westlichen Welt. Was auch immer Lenin war, antisemitisch war er nicht.)
Ilja Ponomarjow, das einzige Mitglied der russischen Duma, das gegen den Anschluss der autonomen Republik Krim der Ukraine an sein Land gestimmt hat, hat eine gute Erklärung seines Votums vorgebracht: Er hat betont, dass Russland gute Gründe für seinen Anspruch auf die Krim hätte, er jedoch mit dem Vorgehen nicht einverstanden war, sie von der Ukraine zurückzunehmen. Das ist das Zentrum des Problems: Es geht nicht um Argumente und Rechtfertigungen von Ansprüchen (auf dieser Ebene zeigen alle Seiten ein doppeltes Gesicht: Der Westen, der die Abspaltung des Kosovo von Serbien unterstützt hat, widersetzte sich der Abspaltung der Krim; Russland, das für eine Volksabstimmung auf der Krim war, lehnt eine Volksabstimmung in Tschetschenien ab und so weiter). Was die Annexion der Krim problematisch macht, ist die Art und Weise, wie sie organisiert worden ist (unter dem militärischen Druck Russlands), sowie die größere geopolitische Auseinandersetzung, die dahintersteht.
Julien Gracq, Das Ufer der Syrten, Stuttgart: Klett-Cotta 1985, S. 284.
Kurz vor Das Ufer der Syrten schrieb Graq ein Drama (Le roi pêcheur), in dem er den Mythos von Parsifal mit einer originellen Wendung neu erzählt: In seiner Version versucht Amfortas Parsifal davon zu überzeugen, sich nicht dem Gral zu nähern, und warnt ihn davor, dass wenn man ihm zu nahe käme, die destruktive Seite des Grals aufgedeckt werde – am Ende des Dramas überzeugt er Parsifal, der das Schloss verlässt (Kundry ist hier diejenige, die Parsifal in Richtung Gral drängt). Das Ereignis – Parsifals Kontakt mit dem Gral und sein Ergreifen der königlichen Macht – findet daher niemals statt. (Darüber hinaus konzentriert sich Graq auf Amfortas’ Wunde, die wiederholt in den Begriffen von Menstruationsblut beschrieben wird, als etwas Schmutziges, das zugleich mit dem Gral assoziiert ist, als ob es hier eine tiefere Verbindung – ja sogar eine Identität – zwischen beiden gebe.) Graq selbst verallgemeinert diese finale Wendung: »In den Büchern, die ich geschrieben habe, gibt es ein Element, das alle teilen: Das Ereignis findet nie statt.« (Julien Graq, Radiogespräch mit Gilbert Ernst am 12. Juli 1971, veröffentlicht in: Cahier de L’Herne, Nr. 20 (1972), S. 214.) Was passiert nun am Ende von Das Ufer der Syrten? Ein Ereignis oder ein Pseudoereignis?
Es ist erwähnenswert, dass Badiou in den frühen 1990er Jahren in einer Graq-ähnlichen Stimmung schrieb, dass ein Sieg Milošević’ im nachjugoslawischen Krieg interessanter wäre als ein Sieg der ihm entgegengesetzten Kräfte – eine klare Präferenz für das nationalistische Pseudoereignis gegenüber dem nichtereignishaften Leben. Auf einer tieferen Ebene ist das Problem, dass Badiou die bloße Ordnung des Seins, der Ökonomie, als nichtereignishaft abtut.
Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Ergänzungsband, 1. Teil, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1968, S. 512–515.
Siehe Kojin Karatani, The Structure of World History, Durham: Duke University Press 2014.
Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe, Bd. 2, Menschliches, Allzumenschliches, Berlin: Walter de Gruyter 1980, S. 678f.
Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe, Bd. 10, Nachgelassene Fragmente 1882–1884, Berlin: Walter de Gruyter 1980, S. 529.
Karatani, a.a.O., S. 303.
Ich gebe hier in konzentrierter Form einen Gedankengang aus dem vorletzten Kapitel von Das Jahr der gefährlichen Träume wieder (Frankfurt am Main 2013).
Peter Sloterdijk, Die nehmende Hand und die gebende Seite: Beiträge zu einer Debatte über die demokratische Neubegründung von Steuern, Berlin: Suhrkamp 2010.
Vgl. Daniel H. Pink, Drive: The Surprising Truth About What Motivates Us, New York: Riverhead Books 2009.
Zitiert nach http://dotsub.com/view/e1fddf77-5d1d-45b7-81be-5841ee5c386e/viewTranscript/eng.
Karatani, a.a.O., S. 304.
Ich gebe hier eine Argumentationslinie aus dem zweiten Zwischenspiel aus Living In The End Times, London: Verso Books 2010, wieder.
Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, in: Ders., Werke in zwölf Bänden, Band 11, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1977, S. 215.
Zitiert nach http://www.aljazeera.com/indepth/opinion/ 2013/02/20132672747320891.html.
Frantz Fanon, Schwarze Haut, weiße Masken, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985, S. 161ff.
Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Band 9, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1960, S. 225.
Ibid., S. 128 und 132.
Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Band 6, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1959, S. 168–175.
Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Band 35, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1967, S. 280f.
Ibid., S. 271.
Ibid., S. 272f.
Zitiert nach http://www.aljazeera.com/indepth/opinion/ 2013/02/20132672747320891.html.
Chandra Bhan Prasad, ein führender Intellektueller der Dalit, feierte das Englische, indem er die »dalische Göttin des Englischen« salbte. Siehe http://www. openthemagazine.com/article/nation/jai-angrezi-devimaiyya-ki. Diesen Hinweis verdanke ich meinem guten Freund S. Anand (Neu-Delhi).
Diesen Gedanken verdanke ich Saroi Giri, Neu-Delhi. Etwas Ähnliches können wir über das heutige China sagen: Es ist falsch zu behaupten, dass China vor der Wahl stehe, ein echtes kapitalistisches Land zu werden oder die kommunistische Herrschaft beizubehalten, die eine vollständige kapitalistische Entwicklung vereitelt. Diese Wahl ist eine falsche: In China explodiert das kapitalistische Wachstum nicht trotz der kommunistischen Herrschaft, sondern wegen ihr, das heißt, weit entfernt davon, ein Hindernis für die kapitalistische Entwicklung zu sein, garantiert die kommunistische Herrschaft die besten Bedingungen für den ungehemmten Kapitalismus.
Riskieren wir ein weiteres extremes Beispiel einer solchen befreienden Wunde. Am 7. Oktober 2013 berichteten die Medien, eine »Baby-Fabrik« sei gerade in Indien eröffnet worden, wo Leihmütter die Babys westlicher Paare für ungefähr 8000 Dollar austragen würden. Die Fabrik, die von Doktor Nayna Patel erbaut worden ist, wird Hunderte von Leihmüttern in dem Multi-Millionen-Pfund-Komplex beherbergen, der auch einen Laden für Geschenke und Hotelzimmer für die Leute beinhaltet, welche die Neugeborenen abholen. Die Frauen würden die Babys gegen eine Gebühr produzieren, um der extremen Armut zu entkommen, und würden mit Sperma und Embryos versorgt, die per Kurier geschickt werden, während die kinderlosen Paare nur nach Indien kämen, um ihre neugeborenen Söhne oder Töchter mitzunehmen. Dr. Patel betrachtet ihre Arbeit als eine »feministische Mission«, um bedürftige Frauen mit Möchtegern-Müttern zusammenzubringen, die keine Kinder gebären können – zweifellos ein Statement von brutalem Zynismus. Könnten wir uns aber nicht trotzdem eine Situation vorstellen, in der das Verleihen einer Gebärmutter ganz bestimmt ein feministischer Akt der Solidarität sein könnte, der die traditionellen Begriffe substantieller Weiblichkeit herausfordert?
Was ist aber mit der gegenteiligen Erfahrung von unserer eigenen Sprache als provinziell, primitiv und von Pathologien privater Leidenschaften und Obszönitäten mit obskur klaren Beweisführungen und Ausdrücken gezeichnet? Bringt uns diese Erfahrung dazu, die universale Zweitsprache zu verwenden, um klar und frei zu denken? Ist das nicht die Logik der Ausbildung einer Nationalsprache, um die Vielfalt der Dialekte zu ersetzen?
Jacques Lacan, Das Seminar Buch III: Die Psychosen, Weinheim/Berlin: Quadriga 1997, S. 288.
Ibid.
George Orwell, Der Weg nach Wigan Pier, Zürich: Diogenes 1982, S. 154–157.
Eine bizarre Episode aus Chapmans Leben zeigt, dass ihm wohlbewusst war, was echtes Engagement bedeutet: 1887, als er Jurastudent war, griff er einen Mann an und verprügelte ihn, weil er seine Freundin Minna Timmins beleidigt hatte. Von Schuldgefühlen geplagt, bestrafte er sich für diese Tat, indem er seine linke Hand in ein Feuer hielt – und sich so schlimm verbrannte, dass sie amputiert werden musste.
John Jay Chapman, Practical Agitation, New York: Charles Scribner & Sons 1900, S. 63f.
Bülent Somay, L’Orient n’existe pas (Doktorarbeit, Birkbeck School of Law, London 2013).
Als die westeuropäischen Staaten im Sommer 2013 die Präsidentenmaschine von Evo Morales auf ihrem Rückflug von Moskau nach Bolivien zur Landung zwangen, weil sie den Verdacht hegten, Edward Snowden sei dort auf seinem Weg ins bolivianische Exil versteckt, war der demütigendste Aspekt der Versuch der Europäer, ihre Würde aufrechtzuerhalten: Anstatt offen zuzugeben, dass sie unter dem Druck der USA handelten, oder zu behaupten, dass sie einfach dem Gesetz folgten, rechtfertigten sie die Landung mit reinen Formalitäten und behaupteten, der Flug sei nicht richtig bei ihrer Flugsicherung registriert worden. Die Wirkung war kläglich – die Europäer wirkten nicht nur wie Knechte der USA, sondern wollten auch ihre Servilität verbergen, indem sie sich auf lächerliche Formalitäten beriefen.
Darauf hat Wendy Brown in einer öffentlichen Diskussionsrunde am Birkbeck College hingewiesen.
Was »direkte Demokratie« betrifft, so ist der Fall der Schweiz hier instruktiv. Sie wird häufig als »derjenige Staat auf der Welt, der der direkten Demokratie am nächsten kommt« gepriesen, doch gerade wegen dieser Form der »direkten Demokratie« (Volksabstimmungen, lokale Initiativen der Bevölkerung usw.) hat die Schweiz das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt, erreichte sie das Verbot des Baus von Minaretten vor einigen Jahren, widerstand der Einbürgerung von eingewanderten Arbeitern und so weiter. Darüber hinaus weist auch die Organisation der Volksabstimmungen eine Besonderheit auf: Gemeinsam mit dem Zettel, auf dem man seine Entscheidung niederlegt, erhält jeder Abstimmende ein Faltblatt, welches den »Vorschlag« der Regierung enthält, wie man wählen sollte. Und man muss die Tatsche erwähnen, dass die Schweiz, dieses Modell direkter Demokratie, eines der untransparentesten Meinungsbildungsmechanismen kennt: Große strategische Entscheidungen werden von Räten fern einer öffentlichen Debatte und Kontrolle getroffen.
Alain Badiou/Elisabeth Roudinesco, »Appel aux psychanalystes. Entretien avec Eric Aeschimann«, Le Nouvel Observateur, 19. April 2012.
Persönliche Mitteilung vom April 2013.
Zitiert nach Nicolas Fleury, Le réel insensé: Introduction à la pensée de Jacques-Alain Miller, Paris: Germina 2010, S. 93f.
Arthur Rimbaud, »Beweg-Grund«, in: Ders., Illuminationen/Illuminations, übertr. v. Rainer G. Schmidt, Basel: Urs Engeler 2004.
Saroj Giri, »Communism, Occupy and the Question of Form«, Ephemera, Vol. 13(3), S. 594.
Ibid., S. 595.
Ibid., S. 590.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, in: Ders., Werke, Band 7, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979, S. 239–241.
Karl Marx, Brief an Joseph Weydemeyer vom 5. März 1852, in Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Band 28, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1963, S. 508.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, in: Ders., Werke, Band 7, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979, S. 390.
In Indien gibt es Tausende verarmte Intellektuelle, die bei etwas angestellt sind, was ironisch »Like-Farm« genannt wird: Sie werden (schlecht) dafür bezahlt, den ganzen Tag vor einem Computer zu sitzen und endlos den »Like-Button« auf Webseiten zu klicken, die den Besucher oder Kunden auffordern, »like« oder »dislike« für ein fragliches Produkt zu klicken. Auf diese Weise kann ein Produkt künstlich als sehr populär erscheinen und dadurch unwissende mögliche Kunden zum Kauf verführen (oder zumindest Nachforschungen darüber anzustellen), indem sie der Logik folgen, »dass doch etwas daran sein muss, wenn so viele Kunden zufrieden damit sind«. So viel zur Seriosität von Kundenreaktionen. (Ich verdanke diesen Hinweis Saroj Giri, Neu-Delhi.)
Diese Information gab mir Shulamith Aloni, der als Bildungsminister in Rabins Regierung ebenfalls Teil der israelischen Delegation war.
Tyler O’Neil, »Dark Knight and Occupy Wall Street: The Humble Rise«, Hillsdale Natural Law Review, 21. Juli 2012, online unter http://hillsdalenaturallawreview.com/2012/07/21/dark-knight-and-occupy-wall-street-the-humble-rise.
R.M. Karthick, »The Dark Knight Rises a ›Fascist‹?«, Society and Culture, 21. Juli 2012, online verfügbar unter http://wavesunceasing.wordpress.com/2012/07/21/the-dark-knight-rises-a-fascist.
Charles Dickens, Eine Geschichte von zwei Städten, übers. von Carl Kolb, Gutenberg-Verlag, Hamburg, zit. nach http://gutenberg.spiegel.de/buch/eine-geschichte-von-zwei-stadten-7744/47.
Tyler O’Neil, a.a.O.
Christopher Nolan, Interview in Entertainment 1216 (Juli 2012), S. 34.
http://www.buzzinefilm.com/interviews/filminterview-dark-knight-rises-christopher-nolanjonathan-nolan-07192012.
Karthick, a.a.O.
http://edition.cnn.com/2012/07/19/showbiz/movies/dark-knight-rises-review-charity/index.html?iref= obinsite.
Forrest Whitman, »The Dickensian Aspects of The Dark Knight Rises«, 21. Juli 2012, online unter http://www. slate.com/blogs/browbeat/2012/07/23/the_dark_knight_rises_inspired_by_a_tale_of_two_cities_the_parts_that_draw_from_dickens_.html.
Karthick, a.a.O.
Tom Hardy, der Schauspieler, der Bane verkörpert, hat in dem Film Bronson (2010) auch Charles Bronson/Michael Peterson gespielt, den legendären britischen Gefangenen, der für die Mischung aus Gewalt, Streben nach Gerechtigkeit und künstlerischem Sinn bekannt ist, was ihn Bane ähnlich macht.
Zitiert nach Jon Lee Anderson, Che. Die Biographie, München: Econ & List 1999, S. 558.
Che Guevara, Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam, zit. nach http://www.infopartisan.net/archive/1967/266738.html.
Søren Kierkegaard, Der Liebe Tun, Simmerath: Grevenberg Verlag Dr. Ruff & Co. 2003, S. 121.
Ein überragendes literarisches Beispiel für einen solchen »Mord aus Liebe« kommt in Toni Morrisons Beloved vor, wo die Heldin ihre Tochter umbringt, um zu verhindern, dass sie versklavt wird.
Man sollte die Ironie der Tatsache bemerken, dass Neesons Sohn ein hingebungsvoller Shia-Muslim ist und Neeson selbst oft über seine bevorstehende Konversion zum Islam spricht.
Ich beziehe mich hier auf eine Idee, die Srecko Horvat (Zagreb) entwickelt hat.
Für eine ausführlichere Analyse von The Dark Knight siehe das erste Kapitel von Slavoj Žižek, Living in the End Times, London: Verso Books 2010.
Ich lasse den Amoklauf im Aurora-Kino außer Betracht, der in keiner Weise ein schlechtes Licht auf den Film wirft.
Man sollte auch nicht davor zurückschrecken, sich eine alternative Version des Films auszudenken, ähnlich dem, was Ralph Fiennes mit Coriolanus gemacht hat: In seinem Film ist es so, als ob Coriolanus, offensichtlich in der heiklen Hierarchie von Rom fehl am Platz, erst jetzt zu dem wird, was er ist, erst jetzt seine Freiheit erlangt – und das Einzige, was er tun kann, um seine Freiheit zu bewahren, ist, sich den Volskern anzuschließen. Er tut das nicht einfach, um sich an Rom zu rächen, er schließt sich ihnen an, weil er dazugehört. Indem er sich den Volskern anschließt, betrügt Coriolanus Rom nicht aus einer kleinlichen Rache heraus, sondern bewahrt seine Integrität. Sein einziger Verrat geschieht am Ende, wenn er, anstatt die volskische Armee nach Rom zu führen, einen Friedensvertrag aushandelt und sich dem Druck seiner Mutter beugt, der Figur eines wahren bösen Über-Ichs. Deshalb kehrt er zu den Volskern zurück und ist sich völlig im Klaren, was ihn dort erwartet: die wohlverdiente Strafe für seinen Verrat. Wie wäre es also, sich einen Batman auszudenken, der sich Banes Truppen in Gotham City anschließt? Nachdem er ihnen dabei geholfen hätte, die Staatsmacht beinahe zu schlagen, bricht er zusammen, vermittelt einen Waffenstillstand und geht dann zurück zu den Rebellen, im Klaren darüber, dass er für seinen Verrat getötet werden wird.
Solche Experimente mit alternativen Versionen enthalten oft ein kritisch-ideologisches Potential. Die Prämisse von Mark Millars Superman: Red Son (DC Comics 2003) lautet, dass Superman in der Sowjetunion aufgewachsen ist; die Story (die alternative Versionen der DC-Superhelden mit alternativ-realen Versionen echter Politiker wie Stalin und Kennedy mischt) beginnt mit der Landung von Supermans Raumschiff auf einer ukrainischen Kolchose anstatt in Kansas, so dass Superman in sowjetischen Radiosendungen nicht als Kämpfer für »Wahrheit, Gerechtigkeit und den american way« beschrieben wird, sondern als »Vorkämpfer der einfachen Arbeiter, die einen endlosen Kampf für Stalin, den Sozialismus und die internationale Expansion des Warschauer Pakts führen«. Zeigt Red Son nicht den hübschen Fall einer Brecht’schen Verfremdung? Der verstörende Effekt der Landung von Supermans Raumschiff in der Sowjetunion, das spontane Gefühl, dass »hier etwas falsch ist«, dass Superman am falschen Platz gelandet ist, macht uns bewusst, wie fest die Figur von Superman im amerikanischen Ideologieuniversum verwurzelt ist.
Mark Twain, Ein Yankee an König Artus’ Hof, Berlin: Aufbau Verlag 2010, S. 105.
Übrigens sollte die Debatte darüber, ob Waterboarding Folter ist oder nicht, als offensichtlicher Unfug fallengelassen werden: Wie, wenn nicht durch Zufügen von Gewalt und Angst, soll Waterboarding hartgesottene Terrorverdächtige zum Sprechen bringen? Deshalb sollte man das »realistische« Argument zurückweisen, nach dem Waterbording bloß eine »mentale Täuschungsfolter« sei, bei der der Gefolterte denkt, dass er ertränkt werden soll, in Wahrheit aber gar nicht in großer Gefahr ist. Wir sollten den Gewinn und die potentiell lebensrettenden Wirkungen, die durch eine solche Täuschung zu bekommen sind, gegenüber der Falschheit der Täuschung selbst abwägen. Denn Waterboarding wird vom Opfer als echte Bedrohung des Ertränkens wahrgenommen, auf dieselbe Weise, wie die vorgetäuschte Erschießung eines Gefangenen (die vor langer Zeit von Dostojewski beschrieben worden ist) eine entsetzliche Erfahrung darstellt, selbst wenn der Gefangene in Wahrheit gar nicht in großer Gefahr ist. Damit sind wir wieder bei der utilitaristischen Kosten-Nutzen-Rechung angekommen – dem kurzen Leid eines Einzelnen gegenüber dem Tod von vielen.
http://lazersilberstein.tumblr.com/post/26499132966/according-to-slavoj-zizek-no-one-understands-slavoj-zizek.
jemanden