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Impressum

Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.

 

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg

Copyright für diese Ausgabe © 2017 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung Anzinger | Wüschner | Rasp, München

 

 

Impressum der zugrundeliegenden gedruckten Ausgabe:

 

 

ISBN Printausgabe 978-3-499-61177-3

ISBN E-Book 978-3-688-10544-1

www.rowohlt.de

ISBN 978-3-688-10544-1

Vorwort

Es gibt bereits eine Reihe psychologischer Lexika, darunter auch einige, die in Taschenbuchausgaben erschienen sind. Dabei handelt es sich um Nachschlagewerke, die primär für Wissenschaftler und nicht für interessierte Laien gedacht sind. Demgegenüber ist dieses Lexikon auf das Informationsbedürfnis nicht einschlägig vorgebildeter Leser zugeschnitten. Die Ausdrücke der Fachsprache werden nicht vorausgesetzt, sondern ihrerseits möglichst genau und anschaulich erklärt. Die Auswahl der Stichwörter ist daran orientiert, Einsichten der Psychologie und Psychotherapie fruchtbar zu machen, um alltägliche Fragen, aber auch Konflikte und Probleme des Zusammenlebens zu beleuchten und lösen zu helfen. Das Lexikon bietet sich daher auch in den längeren Beiträgen als Lesebuch an, nicht nur als Nachschlagewerk. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der klinischen und der Sozialpsychologie, jener Fächer, die sich mit seelischen Leiden und mit Fragen des menschlichen Zusammenlebens befassen. Psychologie wird hier weniger als Erforschung kleiner Ausschnitte des Verhaltens, sondern als emanzipatorische Wissenschaft im Dienst menschlichen Wachstums aufgefasst, das durch ein besseres Verständnis unserer Gefühle und Gedanken gefördert werden kann.

 

Zum praktischen Gebrauch noch einige Hinweise:

In einem Lexikon lassen sich Begriffe, auf die man im Gespräch oder durch Lektüre stößt, rasch klären. Schwieriger ist es, sich darin zu bestimmten Problemen Auskunft zu holen, solange man die einschlägigen Begriffe nicht kennt. Deshalb ist diesem Lexikon als Einstiegshilfe für den Benutzer ein Orientierungsrahmen vorangestellt. Darin sind den psychologischen Problemfeldern, die vor allem für Laien wichtig sind, die dazu im Lexikon erfassten Schlüsselbegriffe zugeordnet.

Begriffe, die keine eigenen Artikel erhalten haben, aber unter anderen Stichwörtern erklärt werden, finden sich im Register. Ein Pfeil vor einem Begriff innerhalb eines Artikels bedeutet, dass dieser Begriff in einem eigenen Artikel erklärt wird.

In vielen Artikeln sind Psychologen und ihre Anreger namentlich erwähnt. Damit sie zeitlich und in ihrer Bedeutung für die Psychologie eingeordnet werden können, sind sie in einem Personenverzeichnis erfasst.

 

München, im Juni 1991

Wolfgang Schmidbauer

 

In den zehn Jahren seit meiner letzten Durchsicht habe ich einige Lücken entdeckt und zahlreiche neue Begriffe von A bis Z, von «Affektive Störung» bis «Zivilisation» erfasst. So wurde die Neuauflage um 108 neue Artikel erweitert.

 

München, im März 2001

Wolfgang Schmidbauer

Orientierungsrahmen

Eltern-Kind-Probleme

Abhängigkeit

Ablösung

Anale Phase

Coming-out

Erziehung

Familie

Kindertherapie

Kindliche Sexualität

Lernen

Ödipuskomplex

Orale Phase

Phallische Phase

Verwahrlosung

Entwicklung

Adoleszenz

Akzeleration

Entwicklung

Erziehung

Familie

Ich-Ideal

Identifizierung

Jugend

Jugendreligionen

Pubertät

Schule

Frauenemanzipation

Doppelmoral

Emanzipation

Geschlechtsrolle

Männlicher Protest

Ödipuskomplex

Politische Psychologie

Gesellschaftliche Einflüsse

Antisemitismus

Autoritäre Persönlichkeit

Borderline-Störung

Deprivation

Emanzipation

Entfremdung

Erster Eindruck

Erziehung

Evaluation

Fanatismus

Feministische Psychologie

Folter

Friedensforschung

Gehorsam

Gemeindepsychologie

Gewalt

Identifizierung

Individualisierung

Integration

Konformität

Konsumpsychologie

Krisenintervention

Manipulation

Nationalsozialismus

Netzwerk

Ökologische Psychologie

Patchworkidentität

Peerorientierung

Politische Psychologie

Psychoboom

Repressive Entsublimierung

Sozialisation

Sozialpädagogik

Sozialpsychiatrie

Sozialpsychologie

Thanatopsychologie

Vandalismus

Vorurteil

Weiblichkeit

Kontakt- und Beziehungsschwierigkeiten

Angst

Außenseiter

Besitzanspruch

Bindung

Doppelbindung

Echtheit

Eheberatung

Eifersucht

Intimität

Isolation

Kommunikation

Meditation

Mobbing

Näheangst

Neid

Neurose

Paarbeziehung

Perfektionismus

Schüchternheit

Lernen und Gedächtnis

Anspruchsniveau

Aufmerksamkeit

Erziehung

G-Faktor

Hedonistische Relativität

Intelligenz

Intermittierende Verstärkung

Invarianz

Konzentration

Lernen

Lernstörungen

Prüfungsangst

Schule

Seelische Leiden

Agoraphobie

Alexithymie

Angst

Anorexie

Autismus

Balintgruppe

Borderline

Bulimie

Burnout

Depression

Helfersyndrom

Hilflosigkeit, erlernte

Hysterie

Inzest

Mutismus

Näheangst

Neurose

Persönlichkeitsstörungen

Phobie

Posttraumatisches Syndrom

Psychopathie

Psychose

Schizophrenie

Trauer

Zensur

Behandlung seelischer Leiden

Arbeitsbündnis

Desensibilisierung

Dynamische Psychiatrie

Eutonie

Familientherapie

Feldenkrais-Methode

Gestalttherapie

Gruppentherapie

Implosionstherapie

NLP

Partnertherapie

Primärtherapie

Psychiatrie

Psychoanalyse

Psychodrama

Psychotherapie

Selbstverletzungen

Supervision

Systemische Therapie

Tinnitus

Trance

Transaktionsanalyse

Verhaltenstherapie

Sexualprobleme

Frigidität

Homosexualität

Impotenz

Jugendsexualität

Kastrationsangst

Keuschheit

Liebesfähigkeit

Masochismus

Nymphomanie

Orgasmusschwierigkeiten

Perversion

Sexualangst

Sexualerziehung

Wahrnehmung und Kommunikation

Empathie

Farbenblindheit

Manipulation

Psycholinguistik

Purkinje-Phänomen

Semantik

Telefonterror

A

AAM

Abkürzung von Angeborener Auslösender Mechanismus. Von den Verhaltensforschern N. Tinbergen und K. Lorenz entwickelter Ausdruck für zweckmäßige Reaktionen, die von den meisten Tieren einer Art ohne vorherige Erfahrung (→ Lernen) ausgeführt werden, sobald diese bestimmte → Schlüsselreize wahrnehmen. Der AAM ist ein Nervenapparat, der typische Reize in typische Reaktionen umsetzt. Vor allem bei niederen Wirbeltieren (Reptilien, Vögeln) bestimmen solche Mechanismen viele Züge des Sozialverhaltens: Eine Pute (Truthenne) tötet ihre eigenen Küken, wenn sie durch eine Operation gehörlos gemacht wurde, weil ihr Brutpflegeverhalten über einen AAM durch das Piepsen der Küken in Gang gesetzt wird. Bei höheren Wirbeltieren und vor allem beim Menschen lassen sich AAM’s kaum nachweisen. Die von Lorenz vorgetragenen Hypothesen über «angeborene» Reaktionen des Menschen sind umstritten. Jedenfalls sind die AAM-Reste, die auch beim Menschen vorliegen mögen, nicht mehr am konkreten Verhalten, sondern allenfalls an typischen Gefühlserlebnissen abzulesen, die auf bestimmte Situationen folgen (zum Beispiel wenn ein Kind in Lebensgefahr gerät).

Abhängigkeit

Man unterscheidet die teilweise (partielle) Abhängigkeit aller menschlichen Gefühlsbeziehungen von der vollständigen (totalen) Abhängigkeit. Sie ist in der Beziehung des Kindes zu den nährenden und schützenden Erwachsenen naturgegeben, findet sich aber oft auch bei Erwachsenen in einem Festhalten (→ Fixierung) an kindlichen Erlebnisweisen. Ein Partner in einer solchen Abhängigkeitsbeziehung glaubt, nicht mehr ohne den anderen leben zu können, und tut deshalb alles, um die Beziehung aufrechtzuerhalten, auch wenn er sich erniedrigt und gequält fühlt (Hörigkeit). Diese krankhafte Abhängigkeit muss von begründbaren, gegenseitigen Abhängigkeiten unter Erwachsenen (zwischen Ehepartnern oder zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern) unterschieden werden.

Ablösung

Die Umwandlung der vollständigen → Abhängigkeit des Kindes in die teilweise, auf vernünftigen Grundsätzen des Austauschs beruhende Abhängigkeit des Erwachsenen bezeichnet man als Ablösung. (Eine Wiederholung dieser Ablösung tritt oft gegen Ende einer → Psychoanalyse auf.) Die Ablösung des Kindes erfolgt schrittweise; zwei wichtige Punkte sind der Schuleintritt (mit zunehmender Bedeutung der Altersgenossen in der Wertorientierung) und die → Pubertät (mit dem Beginn intimer Beziehungen zum anderen Geschlecht). → Peerorientierung

Abreaktion

Vorgang, durch den ein gestautes oder «eingeklemmtes» (S. Freud) Gefühl ausgedrückt und damit «abreagiert» wird. Galt in der frühen, an kathartischen Erlebnissen orientierten → Psychoanalyse als Ziel der Behandlung. Heute oft für triebhaftes Verhalten schlechthin gebraucht («Das Kind reagiert seine Aggression ab, indem es auf die Trommel schlägt»). Die manchmal zugrunde gelegte Annahme, dass die Abreaktion eines Bedürfnisses dessen Stärke abnehmen lässt, gilt nicht allgemein. Manche Bedürfnisse scheinen durch Abreaktion nicht vermindert, sondern gesteigert zu werden.

Abwehr

Ausdruck der → Psychoanalyse, deren Begründer Sigmund Freud davon ausging, dass aus dem → Es stammende Triebwünsche dann abgewehrt werden, wenn ihre Verwirklichung durch die Außenwelt mit Strafen bedroht ist (etwa der Wunsch eines Kindes, sexuell über die Mutter zu verfügen). Die Abwehr ist eine wichtige Funktion des → Ich, jener seelischen Instanz, die zusammen mit dem → Über-Ich für die Anpassung an die Wirklichkeit sorgt. → Abwehrmechanismus

Abwehrmechanismus

Vorgang, durch den das → Ich zeitweise oder dauernd seelische Inhalte abwehrt, die mit Angst besetzt sind: Triebwünsche aus dem → Es, aber auch Ansprüche des → Über-Ich, der Gewissensinstanz. Der wichtigste Abwehrmechanismus ist die → Verdrängung, durch die ein seelischer Inhalt vom Bewusstsein ausgeschlossen wird. Den Verdrängungsprozess hat bereits F. Nietzsche beschrieben: «Das habe ich getan, sagt mein Gedächtnis. Das kann ich nicht getan haben, sagt mein Stolz. Endlich gibt das Gedächtnis nach.» Der «Stolz», von dem hier die Verdrängung ausgeht, entspricht in der psychoanalytischen Ausdrucksweise dem Ich-Ideal, den positiven Aspekten der Eltern-Vorbilder, die während der Kindheit in den seelischen Apparat aufgenommen werden. Die Verdrängung ist an sich ein normaler seelischer Vorgang, der in unserem Leben immer dann in Aktion tritt, wenn soziale Einschränkungen so übermächtig werden, dass innere Widersprüche gegen sie nicht mehr bewusst verarbeitet und verurteilt werden können, sondern schon vor dem Eintritt ins Bewusstsein erledigt werden müssen, weil sie auch in der abgeschwächten Form des bewussten Vor-Überlegens bereits zu bedrohlich erscheinen. Das ist vor allem in der Kindheit der Fall, in der zum Beispiel feindselige Regungen gegen die schützenden Eltern verdrängt werden müssen. Erst eine Verdrängung, die wegen besonders ungünstiger innerer oder äußerer Einflüsse (hohe Triebstärke oder starke Einschränkungen durch die Eltern bis zur «Gedankenkontrolle») nicht gelingt, kann zu krankhaften Erscheinungen führen: Eine Frau entwickelt beispielsweise eine neurotische Lähmung eines Beines, weil es ihr nicht gelingt, allein durch psychische Verdrängung eines sexuellen Wunsches nach ihrem Schwager Herr zu werden. Die Lähmung nun zieht so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass die Verdrängung des sexuellen Wunsches aufrechterhalten werden kann.

Weitere Abwehrmechanismen, die teils neben der Verdrängung, teils dann auftreten, wenn die Verdrängung allein nicht ausreicht, sind die → Projektion, die → Isolierung, die → Reaktionsbildung, die → Rationalisierung, die → Verneinung, die → Identifizierung mit dem Angreifer und die → Sublimierung.

Adaptation

(Adaption) Anpassung, ein grundlegender biologischer Vorgang, wobei durch die natürliche Auslese im «Kampf ums Dasein» (Charles Darwin) die am besten angepassten Lebewesen sich fortpflanzen können. Auch seelische Anpassungsfähigkeit ist von großem biologischem Wert; wer sich im tropischen Urwald ähnlich verhält wie in einem deutschen Forst, riskiert sein Leben. «Angepasst» wird heute gelegentlich in einem abschätzigen Sinn verwendet und dann mit unschöpferisch, starr, beschränkt gleichgesetzt. Gemeint ist wohl die auf einem Anpassungszwang beruhende Adaptation (der Betroffene kann seine Vorstellungen vom «richtigen» Verhalten nicht begründen und reagiert mit Panik oder → Aggression, wenn er sie verletzt sieht), welche man von der Anpassungsfähigkeit als biologischer Leistung in der Bewältigung verschiedener Lebensumstände trennen muss.

Adoleszenz

Stadium des Jugendalters nach der → Pubertät, in dem der junge Mensch vor der Aufgabe steht, nach dem körperlichen Reifungsschritt seinen Platz in der Welt der Erwachsenen zu finden. Die wichtigsten Probleme dieser Lebensperiode sind Berufswahl und → Partnerwahl. Beide sind nur in einem Prozess der Konzentration und damit auch des Verzichts realitätsgerecht zu lösen. Die oft sehr hoch angesetzten Idealvorstellungen (→ Ich-Ideal) der Pubertät werden dabei an der Wirklichkeit geprüft und im günstigen Fall auf ein erreichbares Maß zurückgeschraubt. Im ungünstigeren Fall, der für eine → Neurose typisch ist, gelingt dieser Kompromiss zwischen Ideal und Realität nicht. Der Heranwachsende findet keinen Weg in vertrauensvolle Partnerbeziehungen, weil keiner der erreichbaren Partner seinen Vorstellungen entsprechen kann und er sich enttäuscht in Tagträume und Phantasien zurückzieht. Auch die → Fixierung an ein überhöhtes berufliches Ideal kann die realistische Leistungsfähigkeit hemmen und am Ende zu dem Erscheinungsbild des «verkannten Genies» führen, das durch großartige Projekte sein tatsächliches Versagen bemäntelt. → Jugend

Affekt

Heftiges Gefühl, das sich durch körperliche Begleiterscheinungen (Weinen, Lachen, Schreien) unabweisbar aufdrängt. → Hass, Angst, Liebe, Trauer, Depression

Affektive Störung

Ob wir eine Gefühlsäußerung als «passend» zu einem Anlass erleben, hängt stark von gesellschaftlichen Einflüssen ab. So dürfen Frauen eher weinen als Männer, kleine Kinder gieriger nach Geschenken greifen als Jugendliche. In der affektiven Störung lässt sich eine bedeutsame Abweichung von solchen Normen feststellen. Dabei sind Überreaktionen (ein Mann schlägt einen anderen nieder, weil dieser ihn «abschätzig» angeblickt hat) ebenso bemerkenswert wie Unterreaktionen (eine Frau verarbeitet eine seelisch bedingte Lähmung beider Beine mit freundlicher Gleichgültigkeit). Eine dritte Möglichkeit ist der paradoxe Affekt, zum Beispiel Lachen bei einem traurigen Anlass, eine vierte der krankhaft verlängerte Affekt, zum Beispiel die krankhafte Trauer, in der ein Verlust auch nach vielen Jahren nicht verarbeitet werden kann.

Aggression

Verhalten, das einen anderen Menschen unmittelbar (durch Körperverletzung) oder mittelbar (seelische Kränkung) schädigt. Aggression kann offensiv sein (Angriff) oder defensiv (Verteidigung). Die von manchen Autoren eingeführte Unterscheidung zwischen konstruktiver (aufbauender) und destruktiver (zerstörerischer) Aggression ermöglicht eine weitere Klärung. Der Kampf gegen eine korrupte Diktatur – auch unter Gewaltanwendung – ist zweifellos aggressiv, doch kann er durchaus konstruktive Züge tragen, während ein gewalttätig ausgetragener Rassenhass nur zerstörerisch ist. Andererseits läuft aber ein Ausdruck wie konstruktive oder «gerechte» («natürliche») Aggression Gefahr, die prinzipiellen Schwierigkeiten einer konstruktiven Verwendung von Gewalt zu verdecken.

Aggressionsursachen

Von A. Adler stammt die erste Fassung einer Triebtheorie der Aggression. Nach ihr entsteht aggressives Verhalten durch einen biologisch vorgegebenen Antrieb dann, wenn Interessen des Individuums verletzt wurden und nun mit Hilfe der Aggressivität ausgetragen werden sollen. Hier sind also die beiden wichtigsten Aggressionserklärungen der Gegenwart noch in einem Modell enthalten: Das Triebkonzept (es gibt im Menschen einen Aggressions- oder sogar Todestrieb, der ähnliche Merkmale hat wie der Sexualtrieb und periodisch abreagiert werden muss) und das Frustrations- oder Lernkonzept (Aggression ist kein spontan ablaufendes Triebgeschehen, sondern die Reaktion auf Versagungen anderer Triebwünsche und in jedem Fall durch Lernvorgänge gesteuert). Vertreter der Triebtheorie sind Freud, Lorenz und andere Verhaltensforscher, während die Lerntheorie von den meisten Psychologen und Völkerkundlern vorgezogen wird. Die gegenwärtig von den meisten Forschern akzeptierte Auffassung sieht etwa so aus: Weder die Triebtheorie noch die Frustrationstheorie genügt, um die Vielfalt aggressiver Verhaltensformen zu erklären. Aggression ist wohl kaum ein Trieb, der ähnlich aufgebaut ist wie die Sexualität, sondern ein viel komplizierteres Geschehen, bei dem soziale und kulturelle Einflüsse, frühkindliche Situationen, gegenwärtige Frustrationen und biologisch vorgegebene Reaktionsnormen eine Rolle spielen. Menschliche Aggression scheint seltener ein unmittelbar triebhaftes Geschehen als die Antwort auf Kränkungen des → Narzissmus eines Individuums oder einer Gruppe zu sein. Ob beim Autofahren, in der Politik, bei einer Wirtshausrauferei – die Quelle für aggressive Reaktionen ist meist eine Kränkung des → Selbstwertgefühls.

Aggressivität

Bereitschaft, aggressiv auf bestimmte Reize zu reagieren. Sie ist bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt und hängt – ein entscheidender Einwand gegen die Triebtheorie der → Aggression – erheblich von kulturellen Einflüssen ab. Es gibt Kulturen, in denen das für den Westeuropäer «normale» Maß an Aggressivität für ein Zeichen einer ernsten seelischen Erkrankung gehalten würde. Aggressivität kann durch → Tests ungefähr bestimmt werden (etwa indem man prüft, wie häufig die Reaktion auf eine vorgestellte Versagung aggressiv ausfällt).

Agieren

Handeln; manchmal als Kurzform für den psychoanalytischen Ausdruck «ausagieren» (acting out) verwendet. In diesem Fall steht das Agieren des → Patienten in psychotherapeutischer Behandlung (→ Psychotherapie) im Gegensatz zu der analytischen Grundregel (→ Assoziation). Der Patient setzt Phantasien in Handlungen um, statt über sie zu sprechen. Anstatt die Feindseligkeit dem Vater gegenüber bewusst zu verarbeiten, sucht er zum Beispiel Streit mit dem Wirt in einem Lokal. Agieren sollte als unbewusste Wiederholung mit oft schädlichen Folgen vom bewussten Erproben neuer Verhaltensweisen unterschieden werden, das in jeder erfolgreichen Psychotherapie sehr wichtig ist.

Agoraphobie

Platzangst, Auftreten neurotischer → Angst, zum Beispiel vor weiten Plätzen, auch vor Brücken, Stadtautobahnen und so weiter. Häufig ist die Agoraphobie erträglich, sobald der Betroffene eine Begleitperson hat. Hinter solchen Angstzuständen stehen manchmal unbewusste Trennungswünsche oder von der → Zensur unterdrückte erotische Phantasien. Die Agoraphobie ist dann der Kompromiss zwischen einem Wunsch, sich freier zu bewegen, und der Angst vor den Folgen solcher Wünsche.

Akkulturation

Anpassung an eine kulturelle Tradition, wobei entweder das Kind durch die Beziehung zu den Eltern und später zu den Gleichaltrigen die kulturellen Techniken und Werte übernimmt oder aber ein Erwachsener sich durch die Berührung mit einer anderen Kultur (als Auswanderer, Gastarbeiter oder Angehöriger einer Primitivkultur beim Kontakt mit der Zivilisation) Inhalte einer ihm bisher fremden Kultur aneignet.

Aktivität

Tätigkeit; Gegensatz von Passivität. Aktivität gilt als Merkmal des Lebens schlechthin (eine lebende Zelle, zum Beispiel ein Urtier in einem Tümpel, unterscheidet sich von einem faulenden Pflanzenstück durch seine Aktivität). Doch sind Lebewesen in der Regel nur zu bestimmten Zeiten aktiv, zum Beispiel tagsüber (lichtaktive Tiere) oder auch nachts (dunkelaktive Tiere, wie die Fledermaus). → Aktivitätsniveau

Aktivitätsniveau, Aktivationsniveau

Ebene des seelischen Geschehens, die den schrittweisen Übergang vom tiefen Schlaf über den ruhigen Wachzustand bis zur normalen Tätigkeit und zu Erregungsspitzen bei heftigem → Affekt beschreibt. Das Aktivitätsniveau lässt sich auch durch Ableiten und graphische Darstellung der Hirnströme (Elektro-Enzephalogramm) ermitteln. Es kann durch äußere Reize, innere Reize und Kombinationen beider gesteigert werden. Biologisch hängt das Aktivitätsniveau mit dem als → Neugieraktivität beschriebenen Verhalten vieler höherer Tiere zusammen. Diese wenden sich auch dann der Umwelt zu, erforschen sie, erproben Bewegungsmöglichkeiten, wenn keine unmittelbare Befriedigung von Grundbedürfnissen, wie nach Nahrung, damit verbunden ist. Diese Neugieraktivität ist beim Menschen besonders deutlich ausgeprägt und wohl eine wichtige Grundlage der Kulturentwicklung, die sich gewiss nicht allein durch → Sublimierung erklären lässt. Der biologische Sinn der Neugieraktivität liegt darin, dass auf diese Weise seelische und körperliche Leistungen eingeübt und entwickelt werden, die dann im Ernstfall gute Dienste leisten (das Tier kann einem Feind besser entfliehen, wenn es vorher «spielerisch» die Umgebung ausgekundschaftet hat). Je stärker lebensnotwendige Bedürfnisse werden, desto mehr tritt die Neugieraktivität zurück. Wer erschöpft einer Berghütte zustrebt, wird sich meist nicht mehr für die Schönheit der Landschaft interessieren.

Akzeleration

Beschleunigung eines Entwicklungs- oder Reifungsvorgangs. Jugendliche erreichen in allen Kulturvölkern seit der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts immer früher die Geschlechtsreife, sie werden größer und schwerer als die Elterngeneration in einem vergleichbaren Lebensalter. Vermutlich wird die Akzeleration durch Umwelteinflüsse bedingt, welche die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) dazu anregen, früher und mehr wachstumssteigernde Hormone zu bilden. Solche möglichen Einflüsse sind die veränderte Ernährung (mehr Proteine), der viel stärkere Zufluss optischer Reize in einer veränderten Umgebung, die stärkere Licht-Exposition durch den häufigeren Aufenthalt im Freien, der zunehmende → Stress durch die Lebensbedingungen in der Großstadt (in der die Akzeleration nachweislich stärker ausgeprägt ist als auf dem Land). Psychologische Probleme entstehen durch die Akzeleration vor allem dann, wenn der Jugendliche äußerlich einen weit «erwachseneren» Eindruck macht, als er seelisch tragen kann. Dadurch kann es geschehen, dass ihm Verantwortung und vernünftige Haltung abverlangt werden, die ihn überfordern, wie zum Beispiel in einer Frühehe. Das Auseinanderklaffen von körperlicher und geistig-emotionaler Entwicklungsstufe bei manchen akzelerierten Jugendlichen gibt oft auch Anlass zu kränkendem Spott, vor allem in einer Gesellschaft, in der Fortschritt – auch Fortschritt der Entwicklung zum Erwachsenen – als wichtiger Wert gilt («Jetzt bist du schon so groß und benimmst dich so kindisch …»).

Akzeptanz

Angenommenwerden einer sozialen Neuerung, z.B. einer Ware, eines Gesetzes, eines Transportmittels, einer Partei oder eines Politikers. Die Akzeptanz ist eine wichtige Information für Unternehmer und politische Parteien, welche wissen müssen, ob ihre Produkte und Projekte von der Bevölkerung angenommen werden.

Alexithymie

Gefühlsabwehr; Unfähigkeit, bei sich und anderen Gefühle in angemessener Weise wahrzunehmen. Ein hochdruckkranker Mann sagt beispielsweise: «Meine Frau ist unzufrieden mit mir. Sie sagt, dass ich keine Gefühle habe und ein Langweiler bin. Ich weiß nicht, ob sie Recht hat. Ich verstehe das nicht. Früher war sie zufrieden mit mir. Was soll ich tun, damit ich die Gefühle habe, die sie von mir verlangt? Mein Hausarzt hat gesagt, ich sollte eine Psychotherapie machen.» Der alexithyme Patient wird als ausdrucksarm und sachbezogen beschrieben, er hat Mühe, sich für sich selbst und für andere Menschen zu interessieren, kann innere Spannungen schlecht ausdrücken, was dazu führt, dass er seinen Organismus überlastet und erkrankt. Ähnliche Zustände wurden bei schwer Traumatisierten, beispielsweise überlebenden Häftlingen der Konzentrationslager beschrieben.

Alkoholismus

«Warum trinkst du?», fragt der kleine Prinz in Saint-Exupérys Buch den Alkoholiker. «Weil ich mich schäme!» – «Und warum schämst du dich?» – «Weil ich trinke.» Hier ist der Teufelskreis des Alkoholismus klar verdeutlicht. Der Alkohol spendet Trost, statt die Probleme zu lösen; als Tröster unentbehrlich, wird er bald zum größten Problem des Trinkers. Man muss verschiedene Formen des Alkoholismus unterscheiden, die man nach E.M. Jellinek mit griechischen Buchstaben kennzeichnet: Alpha-Trinker schauen gern tief ins Glas, weil sie sich dann wohler fühlen, können aber aufhören, wenn sie wollen. Beta-Trinker trinken regelmäßig größere Mengen, entweder am Abend oder auch während der Arbeit. Sie können aufhören, wenn sie körperliche Schäden durch den Alkohol (Leberverfettung, Pankreasentzündung) feststellen. Gamma-Alkoholiker können das nicht mehr; ihre Stoffwechselvorgänge haben sich an die Alkoholzufuhr angepasst, sodass sie an Entzugserscheinungen leiden, wenn sie nicht mehr trinken. Andererseits verlieren sie schon durch kleine Alkoholmengen jede Kontrolle über das eigene Trinken (daher die Gefahr der «guten Freunde», die «nur ein Gläschen» vorschlagen – der frühere Alkoholiker kann dann kaum seinen Vorsatz, nichts mehr zu trinken, aufrechterhalten, sondern bechert weiter, bis er am Boden liegt). Wie alle Süchtigen neigt der Alkoholiker dazu, sich selbst zu betrügen und seine Abhängigkeit zu verleugnen («Ich könnte jederzeit aufhören – aber was kann ich in dieser miesen beruflichen Situation anders als trinken?») und ein Drei-Personen-Drama zu gestalten, in dem es immer einen Retter, einen Verfolger und ein Opfer gibt. Der Alkoholkranke ist abwechselnd das Opfer («Ich bin zu schwach, um ohne Alkohol zu leben») oder der Verfolger («Eure ständige Kritik treibt mich zum Suff»). Den Retter spielen häufig der Ehepartner, die Eltern, später die Klinik, der Arzt, die Sozialarbeiterin. In der Behandlung des Alkoholismus ist es sehr wichtig, den Alkoholiker nicht in der Rolle des Opfers festzuhalten, indem der Therapeut den Part des Retters spielt, sondern die zugrunde liegende emotionale Unreife und soziale Angst zu bearbeiten, die durch die auffällige Symptomatik des Trinkens verdeckt werden.

Alkoholpsychose

Neben organischen Schäden an Magen, Herz und vor allem der Leber wird auch das Gehirn durch regelmäßigen Alkoholkonsum beeinträchtigt. Es gibt vier verschiedene psychische Folgeleiden: Das Delirium tremens (eine lebensgefährliche Erkrankung mit Wahnwahrnehmung kleiner Tiere, wie Spinnen, Eidechsen, «weiße Mäuse», mit heftiger Erregung, Schlaflosigkeit, Angst und Desorientierung); die Korsakoffsche Krankheit (mit einer Geistesschwäche, die auf einem Versagen des Gedächtnisses beruht); den Alkoholwahn (meist in der Form eines → Eifersucht-Wahns) und die Alkoholhalluzinose (Wahnvorstellungen verfolgen den Kranken: Er wird von «Stimmen» beschimpft und angeklagt).

Allmachtswünsche

Ein vierjähriges Kind sieht auf einem Spaziergang ein verfallenes Haus: «Das bau ich jetzt wieder auf!» Was sich hier ausdrückt, ist eine Allmachtsphantasie, die bei Kindern noch naiv und unüberlegt ausgedrückt wird. Das Kind, das sich schwach und abhängig sieht, hat ein besonderes Bedürfnis nach der Allmacht in der Phantasie. Aber auch beim Erwachsenen lassen sich Allmachtswünsche nachweisen, die sich in «Beherrschung» ausdrücken können, welche zum Beispiel manche Sportarten verlangen (Reiten, Fliegen, Segeln). Allmachtsphantasien sind in den Helden der Sage (Herakles, Siegfried) verkörpert, die alle Gegner besiegen, finden sich aber auch in vielen Werken der Trivialliteratur («Schundromane») ausgedrückt, etwa bei Karl May oder in Comics (Superman, Tarzan). Die um Allmachtswünsche kreisenden Phantasien sind eine wichtige Seite des → Narzissmus. Ihre grundlegende Quelle ist wohl die → Kompensation der menschlichen Einsicht in die Hinfälligkeit, Abhängigkeit und Ohnmacht unserer Existenz. Sie hängt mit dem Entstehen des Bewusstseins zusammen und benötigt die Tröstungen der religiösen (einem Schöpfergott zugeschriebenen) oder der phantasierten eigenen Allmacht.

Die Superhelden der Comics dienen oft als Identifikationsfiguren für Allmachtswünsche.

Alter

Umgangssprachlich für die Zeit, die ein Lebewesen bisher verbracht hat. Als Lebensperiode Gegensatz von → Jugend, wobei der Beginn unscharf bestimmt ist und sozialen Einflüssen unterliegt. In den Industriegesellschaften gilt der ältere Arbeitnehmer oft als weniger tüchtig, die ältere Frau als weniger anziehend. Daher wird das Alter verleugnet oder vertuscht. Ältere Menschen haben nach dem Austritt aus dem Berufsleben oft Schwierigkeiten. Sie fühlen sich verlassen, unnütz, bewältigen nur mit Mühe den Übergang zum Rentnerdasein. Die Zeit der Pensionierung ist eine Situation besonderer Gefahr für seelische und körperliche Krankheiten (→ Depression). Genauere psychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die frühere Annahme, die → Intelligenz des Menschen sinke mit dem Alter relativ rasch ab, nicht zutrifft. In manchen Bereichen bringt das Alter sogar eine Zunahme der Leistungsfähigkeit, was unter anderem die Spätwerke großer Künstler zeigen. Auch vom biologischen Standpunkt lässt sich ein aktives Alter als natürlicher Sinn der (verglichen mit den Menschenaffen) sehr hohen Lebenserwartung des Menschen verstehen: Alte Leute dienen als «lebendige Bibliotheken» der Übermittlung von Wissen über Lebenssituationen, die nur alle zwanzig oder dreißig Jahre auftreten.

Altruismus

Nächstensorge, Gegensatz von Egoismus, der Sorge für die eigene Person. Altruismus ist ein zentraler Wert vieler Religionen, unter anderem des Christentums («Liebe deinen Nächsten wie dich selbst»). Die Theoretiker der modernen Staatslehre, zum Beispiel Thomas Hobbes, gehen hingegen von einem primären Egoismus des Menschen aus, der durch staatliche Gewalt gezügelt und in ein Mindestmaß gegenseitiger Rücksichtnahme überführt werden muss. Diese These wird durch die Anwendung der Theorie von Charles Darwin auf die menschliche Gesellschaft noch verstärkt. Gegen diese einseitige Akzentuierung des Daseinskampfes der Individuen setzt die moderne Evolutionsforschung die These, dass Altruismus sehr wohl dem Überleben einer Art dienen kann, wenn er die Fortpflanzungschancen der eigenen genetischen Linie steigert. Ein biologischer Beweis für diese These ist zum Beispiel die Verteidigung der Nachkommen unter Gefahr für das eigene Leben bei vielen Wirbeltieren. Menschlicher Altruismus ist komplex motiviert; er kann Abwehrfunktionen haben (→ Helfersyndrom), aber es lässt sich auch eine spontane Hilfsbereitschaft bei kleinen Kindern beobachten, denen solche Verhaltensweisen nicht anerzogen wurden. Ob es eine «altruistische Persönlichkeit» gibt, ist in der empirischen Psychologie umstritten; gut dokumentiert ist, dass sich Menschen nach einem Erfolgserlebnis altruistischer verhalten.

Ambivalenz

Doppelwertigkeit oder Doppelgerichtetheit. In der Psychologie nach E. Bleuler das gleichzeitige Auftreten gegensätzlicher Gefühle wie Hass–Liebe, Angst–Lust. Vielleicht jedes starke Gefühl trägt als unbewussten Gegenpol einen Ansatz zur Ambivalenz in sich, wobei das Modell der frühen Kindheit eine wichtige Rolle spielt: Die Eltern werden geliebt und als Verkörperung einschränkender «Erziehungsmaßnahmen» gehasst. Entwicklungspsychologisch hat die Ambivalenz eine enge Beziehung zur → analen Phase.

Amplifikation

Bereicherung, Vermehrung. Im Gegensatz zur klassischen → Psychoanalyse, bei der die freien Einfälle (→ Assoziation) des Analysanden zu einer Kindheitsszene in Verbindung gebracht werden, ergänzt und erweitert bei diesem von C.G. Jung eingeführten Verfahren der Therapeut einen Traum des Patienten durch eigene Einfälle, meist mythologisch-religionsgeschichtlicher Art. Dadurch soll der Analysand den vollen Umfang der möglichen Bedeutungen seiner unbewussten seelischen Vorgänge erkennen lernen.

Anale Phase

Nach dem Entwicklungsmodell der → Psychoanalyse folgt auf die → orale Phase eine Periode, in der die Ausscheidungsfunktionen und die Handhabung des Körpers und seiner Muskeln im Mittelpunkt der Erlebnisweisen des Kindes steht. In der analen Phase werden die ersten – Sauberkeit und Zurückhaltung betreffenden – Forderungen an das Kind gestellt, wird unter Umständen die Wurzel zur Abspaltung und Verdrängung größerer Erlebnisbereiche gebildet. Das Kind muss erleben, dass bestimmte Dinge, die es erzeugt, besitzt und für wichtig hält, von den Bezugspersonen abgelehnt, die Beschäftigungen mit ihnen bestraft werden. Die Darmentleerung etwa ist einmal «gut», einmal «böse», je nachdem, ob sie den Wünschen des Erziehers oder den spontanen Bedürfnissen des Kindes gemäß erfolgt. Daher ist die anale Phase auch der Anfangspunkt der Auseinandersetzungen um Macht und Kontrolle, Hergeben und Behalten, den eigenen Willen durchsetzen oder sich einem fremden Willen beugen. Die lustvolle Eigenwilligkeit in der Betätigung der Aftermuskulatur ist ein Vorbild für den Lustgewinn aus der Muskeltätigkeit schlechthin, den die Familiengruppe annehmen, verwerfen, fördern oder durch übermäßige Forderungen nach Gefügigkeit verkrüppeln kann. Übermäßige Genauigkeit, peinliche Abwehr alles Schmutzigen, zwanghafter Ordnungssinn sind mögliche Formen der Verarbeitung von Erlebnissen, die ursprünglich der analen Phase zuzuordnen sind. S. Freud hat von einem «analen Charakter» gesprochen, der durch die drei Eigenschaften Geiz, Pedanterie und Ordnungssinn ausgezeichnet sei. Weil in der analen Phase das Kind vielfach zum ersten Mal erlebt, dass die Bezugspersonen bestimmten Äußerungen seines Körpers feindlich gegenüberstehen, wurzelt in ihr auch die → Ambivalenz der Gefühlsregungen und der Zweifel an der Richtigkeit eines Verhaltens, der sich beim Zwangsneurotiker (→ Zwangsneurose) krankhaft steigert. Er muss sich beispielsweise mehrmals vergewissern, ob das Licht gelöscht, der Gashahn geschlossen, die Tür versperrt ist, und beginnt immer wieder daran zu zweifeln, ob das auch tatsächlich der Fall ist.

Schaubild der analen Phase und der verschiedenen Möglichkeiten ihrer Verarbeitung.
Quelle: Wolfgang Schmidbauer «Psychosomatik», Selecta-Verlag, Planegg vor München 1974

Analverkehr

Geschlechtsverkehr, bei dem das männliche Glied in den After eingeführt wird. Häufig in gleichgeschlechtlichen Beziehungen zwischen Männern (→ Homosexualität), aber auch von heterosexuellen Paaren gelegentlich ausgeführt.

Analyse

Abkürzung für → Psychoanalyse; im weiteren Sinn die wissenschaftliche Zerlegung eines äußeren Erscheinungsbildes (chemischer Stoff, politisches Ereignis …).

Anamnese

Um sich ein Bild von einem Menschen zu verschaffen, muss man seine Lebensgeschichte kennen, wobei der Psychologe die Kindheitssituation besonders ins Auge fasst: Er erhebt eine Anamnese (griechisch anamnesis = Erinnerung), die besonders die soziale Situation der Eltern, die Stellung des Kindes in der Geschwisterreihe, die Familiensituation während der verschiedenen Entwicklungsphasen, die Beziehungen zu anderen Menschen und zur Sexualität umfasst. Es gibt spezielle Anamnese-Fragebögen, doch verwendet man in der Praxis meist ein offenes Gespräch, in dem sich die wesentlichen Züge der Entwicklung relativ schnell erfassen lassen.

Angewandte Psychologie

Man pflegt zwischen «reiner» und «angewandter» Wissenschaft zu unterscheiden. Die angewandte Psychologie zeigt freilich deutlich, wie fragwürdig solche Einteilungen sind: Eine der erfolgreichsten Forschungsmethoden der Psychologie ist zugleich ein wichtiges Stück angewandter Psychologie – die → Psychoanalyse, die zugleich theoretische Forschung und praktische Hilfe darstellt. Die angewandte Psychologie umfasst ein sehr breites Spektrum von Aufgaben, die sich im Zug der zunehmenden Bedürfnisse nach wissenschaftlicher Hilfe in der Bewältigung der gesteigerten seelischen Anforderungen an den Menschen unserer technischen Gesellschaft ergaben. In der Berufs- und Arbeitspsychologie wird die Eignung von Menschen für eine bestimmte Tätigkeit ermittelt. Zugleich sucht der Betriebspsychologe seelische Probleme am Arbeitsplatz (etwa Konflikte zwischen Arbeitnehmern) zu lösen. Psychologen bemühen sich, Arbeitsplätze optimal zu gestalten, andere erforschen die Motive von Käufern und schlagen bestimmte Werbemaßnahmen vor (Werbepsychologie). Schulpsychologen greifen bei schulischen Problemen ein, beraten Eltern und Lehrer. Klinische Psychologen sind an (Nerven-)Krankenhäusern und in freier Praxis tätig; sie führen psychologische Tests durch, erstellen Gutachten und arbeiten mehr und mehr psychotherapeutisch. Gerichte, die Polizei, die Gefängnisverwaltungen, sie alle stellen ebenfalls Psychologen ein, ebenso die Bundeswehr. Die Funktion des praktisch tätigen Psychologen ist meist beratend. Er erhält nur sehr selten wirkliche Spitzenpositionen wie die Leitung einer Personalabteilung, eines Gefängnisses oder einer Nervenklinik. Das liegt wohl nicht nur daran, dass solche Führungsaufgaben Personen mit einer traditionsreichen Ausbildung (Juristen, Ärzten) überlassen werden. Auch das Selbstverständnis der Psychologen verhindert das, teilweise auch → Vorurteile, mit denen man vielfach noch den psychologisch geschulten Fachleuten begegnet («Wir haben das früher auch nicht gebraucht!»). Auf der anderen Seite wird die psychologische Hilfe oft überschätzt; man erwartet Rezepte mit Wirkungsgarantie und sofortige Hilfe in verfahrenen Situationen, Hoffnungen, die natürlich enttäuscht werden müssen.

Forschungs- und Anwendungsbereiche der Psychologie
Quelle: Klaus D. Heil «Programmierte Einführung in die Psychologie», Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1975

Angst

Ein Gefühl von Unsicherheit, Erregung und Spannung, das manchmal – nicht immer – mit der Vorstellung einer bedrohlichen, möglicherweise Schmerzen verursachenden Situation verbunden ist, nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch Angst. Die Angstreaktion ist ein sinnvolles Stück unserer biologischen Ausrüstung. Wer sich vor Gefahren nicht fürchtet und ihre Wiederholung nicht vermeidet, hat geringere Überlebenschancen. Von dieser begründbaren, an realistisch gesehene Gefahren geknüpften Angst (Realangst, objektive Angst) muss die irrationale, neurotische Angst unterschieden werden. Wer sich ungesichert dicht an einem Abgrund fürchtet, hinabzustürzen, wird durch diese Angst in seinen Überlebenschancen gefördert (weil er auf Klettertouren sicher Wert darauf legt, sich rechtzeitig anzuseilen). Wer hingegen bereits auf einer von einem starken, hohen Geländer gesicherten Brücke vor Angst kaum mehr atmen und gehen kann, wird durch diese neurotische Angst ernstlich behindert. Er muss weite Umwege machen, um Brücken zu meiden. Nach dem Erfahrungsstand der → Psychoanalyse entsteht solche neurotische Angst dann, wenn Angst vor einer äußerlich real nicht gefährlichen Situation benutzt wird, um eine tatsächlich bestehende, aber unbewusste (verdrängte) innere Gefahr auszudrücken und zu vermeiden.

Der «kleine Hans», ein vierjähriger Junge, dessen → Phobie S. Freud beschrieben hat, litt eine Zeit lang an heftiger Angst, dass auf der Straße ein Pferd umfallen könnte, und wollte deshalb gar nicht mehr auf die Straße gehen. Es zeigte sich, dass hinter dieser Angst ein Todeswunsch gegen den Vater stand, verbunden mit der Furcht, deshalb vom Vater bestraft zu werden. Als der Vater selbst, der mit Freud in der Behandlung des kleinen Hans zusammenarbeitete, dem Kind diese Bedeutung erklärte, verschwand die Pferdephobie.

Eine Unterscheidungsmöglichkeit innerhalb der neurotischen Angstzustände ist die zwischen der in einer → Phobie «gebundenen» und der «frei flottierenden» Angst. Im ersten Fall werden bestimmte Situationen gefürchtet – allein auf die Straße zu gehen, Plätze zu überqueren, Spinnen, Schlangen, Katzen oder Hunden zu nahe zu kommen. Die frei flottierende Angst hingegen überfällt das Opfer jäh, ohne erlebbaren äußeren Anlass. Erst die psychoanalytische Aufklärung könnte hier möglicherweise einen unbewussten Anlass erschließen. Die «freie» Angst äußert sich oft als körperliches Unbehagen; der Betroffene glaubt etwa, sein Herz würde stillstehen, er muss plötzlich erbrechen, er erleidet einen Anfall heftiger Atemnot. Einzelne Abschnitte des Spektrums der körperlichen Begleiterscheinungen der Angst können ihrerseits wiederum zu Auslösern für soziale Ängste werden. Wer Angst hat, schwitzt und muss häufig austreten. Er kann nun eine Angst entwickeln, in sozialen Situationen – etwa bei Vorgesetzten – zu schwitzen oder austreten zu müssen, was durch die Erwartung, dass es geschehen könnte, dann prompt ausgelöst wird.

Ein niedriger Grad von Angst kann die Leistungen in manchen Situationen verbessern (in Prüfungen, beim Theaterspielen), während heftige Angst die Leistungsfähigkeit blockiert. Wer Angst hat, neigt meist dazu, sich zu überfordern; er möchte die Angst mit einem großen Schritt loswerden, scheitert daran und klagt am Ende über noch stärkere Angst. Ein aus Angst vor sexuellem Versagen impotenter Mann will zum Beispiel mit einer neuen Bekannten sofort Sexualverkehr haben, versagt und leidet nun an gesteigerter Angst vor dem Versagen. Eine bessere Taktik ist die schrittweise Überwindung, bei der die Angst nie so stark werden darf, dass sie die Leistungsfähigkeit blockiert. Wer Angst vor öffentlichem Reden hat, sollte nicht sofort von sich verlangen, frei zu sprechen, sondern erst einmal dadurch Selbstvertrauen gewinnen, dass er bereits vollständig ausgearbeitete Texte vorträgt. Wenn ihm das mehrmals gelungen ist, wird er sicher eines Tages auch frei sprechen können.

Angstentstehung

Kinder fürchten sich oft vor denselben Situationen wie ihre Mütter (Spinnen, Gewitter, Höhe …). Das neugierig-aktive Kind hat vor allen starken, unvertrauten Reizen zunächst Angst. Es kann diese Angst bewältigen, wenn ihm ein Erwachsener einfühlsam beisteht (das Kind auf dem Arm der Mutter getraut sich, einen Hund zu streicheln oder eine Planierraupe genauer zu betrachten, vor denen es zunächst angstvoll floh). Diesen Rückhalt in der aktiven Angstbewältigung gibt übrigens der Psychotherapeut dem Klienten ebenfalls, der auf diese Weise ermutigt wird, sich mit bisher angstvoll gemiedenen Situationen auseinander zu setzen. Neurotische Angst entsteht vielfach dann, wenn die Bezugspersonen des Kindes kein Verständnis für seine Neugieraktivität hatten und – da diese Aktivität das Kind immer wieder in Angstsituationen brachte – es endlich dazu kam, dass die Neugieraktivität selbst, die ja die Ängste durch schrittweise Auseinandersetzung überwinden hilft, von dem Betroffenen mit Angst erlebt wurde. Damit wird die Angst unabhängig von äußeren Reizen. Innere Anlässe genügen, um Angst auszulösen. Diese wiederholt (→ Wiederholungszwang) eine ursprüngliche Angst, die Liebe und den Schutz der frühkindlichen Bezugspersonen zu verlieren. Neurotische Angst ist also oft die schon dem Sprichwort bekannte «Angst vor der eigenen Courage».

Entwicklung verschiedener Kinderängste: Die Breite der von links nach rechts verlaufenden Bahnen zeigt, welche Bedeutung die einzelnen Furcht auslösenden Objekte und Situationen in unterschiedlichen Altersstufen (0 bis 2, 2 bis 4 und 4 bis 6 Jahre) haben.
Quelle: Gerd Hennenhofer/Klaus D. Heil «Angst überwinden», Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1975

Anima, Animus

«Seelenbild» (lateinisch anima = Seele) der jeweils gegengeschlechtlichen, aus dem Selbstbild ausgeschlossenen seelischen Inhalte. Der von C.G. Jung eingeführte, an S. Freuds Auffassung der → Bisexualität anknüpfende Begriff der Anima (Animus) geht davon aus, dass jeder Mensch die gegengeschlechtlichen Wünsche und Phantasien verdrängt. Jung nahm ergänzend an, dass diese Verdrängung eine vorgegebene, allen Menschen gemeinsame innere Struktur, einen → Archetypus, aufbauen hilft, der wiederum das Phantasieleben, die Träume und oft auch das Verhalten beeinflusst. So kann ein Mann eine Frau heiraten, die seiner Anima (also seinen eigenen weiblichen Aspekten) entspricht, oder auf der anderen Seite seine Anima auf eine Frau projizieren, die tatsächlich ganz andere Eigenschaften hat.

Anklammerung

Wie andere Primaten (niedere und höhere Affen) ist auch der Mensch weder ein «Nesthocker» (der bei der Geburt noch nicht fertig ausgebildet ist) noch ein «Nestflüchter» (der vollständig bewegungsfähig auf die Welt kommt), sondern ein «Tragling» oder Kontaktwesen, das in den sozialen Mutterschoß einer Gruppe hineingeboren wird und sich zunächst am Muttertier festklammert (niedere Affen) oder von ihm getragen wird (wie höhere Affen oder menschliche Säuglinge in Primitivkulturen). Das Anklammerungsbedürfnis entspricht der frühesten Periode des menschlichen Sozialverhaltens. In späteren Entwicklungsabschnitten zeigt anklammerndes Verhalten eine gestörte Vertrauensbeziehung an. Ein zweijähriges Kind, das schon längere Zeit angstfrei allein spielen konnte, klammert sich dann jede Minute an die Mutter an, wenn es zum Beispiel einige Zeit von der Mutter getrennt und in einer Klinik war. Anklammerungstendenzen Erwachsener können häufig ähnlich erklärt werden.

Anlehnungstypus

S. Freud unterschied zwei grundlegende Formen von zwischenmenschlichen Liebesbeziehungen (→ Objektbeziehungen): den Anlehnungstypus, bei dem der Liebespartner nach dem Vorbild einer nährenden Mutter oder eines schützenden Vaters gewählt wird, und den narzisstischen Typus (→ Narzissmus), bei dem der Partner dem Mann beziehungsweise der Frau entspricht, die dem eigenen, mit Selbstliebe besetzten Idealbild nahe kommt (wenn zum Beispiel ein kleiner, dunkelhaariger Mann sich nur für große Blondinen erwärmen kann).

Anorexie

Anorexia nervosa ist die medizinische Diagnose für organisch nicht begründbare, also «nervöse» Abmagerung. Zum weit überwiegenden Anteil (aber nicht ausschließlich) sind Mädchen in der Adoleszenz betroffen. Häufiger als schwere Verläufe mit lebensgefährlicher Abmagerung durch radikale Nahrungsverweigerung sind vorübergehende Krisen, nach denen die Patientinnen zum Beispiel wieder zu essen anfangen, wenn sie von zu Hause ausgezogen sind oder unerwünschte körperliche Folgen bemerken (Ausbleiben der Periode, Schwächezustände). Manchmal wird allerdings dann die Anorexie durch andere Symptome (→ Bulimie) ersetzt. Die Behandlung der Anorexie erfolgt durch → Familientherapie, bei älteren Patientinnen durch → Psychotherapie. Anorexie ist eine typische Wohlstandskrankheit, die in Entwicklungsländern kaum je auftritt. Die Ursachen sind komplex: Verweigerung der Identifizierung mit der Mutter, Abwehr sexueller Wünsche durch Verlagerung in den oralen Bereich, Verarbeitung von Spannungen in der Familie werden diskutiert. → Magersucht

Anspruchsniveau

Ein Schüler ist hoch befriedigt über eine Drei, ein anderer bricht fast in Tränen aus. Diese unterschiedlichen Reaktionen auf eine gleiche Note weisen auf ein unterschiedliches Anspruchsniveau, auf verschiedene Erwartungen hin. In der Regel wird es sich so verhalten, dass der erste Schüler früher schlechtere Leistungen aufwies und also auch diesmal wieder erwartete. Misserfolge senken, Erfolge steigern das Anspruchsniveau – eine in psychologischen Experimenten bestätigte Alltagserfahrung. Tiefenpsychologisch gesehen, hängt das Anspruchsniveau mit dem → Über-Ich und dem → Ich-Ideal (Ideal) zusammen, das heißt mit den verinnerlichten Leistungsforderungen der frühkindlichen Bezugspersonen. Ein zu hohes Anspruchsniveau in der Familientradition kann lähmend wirken. Familiensprüche wie «Wir Müllers haben immer hoch begabte Kinder oder völlige Versager» erweisen sich als sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Auf der anderen Seite verhindert kritikloses Anhimmeln aller Leistungen eines Kindes, dass dieses ein realitätsgerechtes Anspruchsniveau erreicht und lernt, sich wirklich anzustrengen.

Antipathie

Spontane Abneigung, die zunächst nicht weiter begründbar ist. Genauere Betrachtung zeigt oft, dass eine Antipathie gegen bestimmte Personen mit unbewusst gewordenen negativen Erfahrungen zusammenhängt.

Antisemitismus

Vorurteil gegen Juden. Aufgrund ihrer besonderen Geschichte sind die Juden (neben den Zigeunern) die einzige Gemeinschaft, die einerseits über viele Länder verstreut lebte, andererseits aber nicht in den umgebenden Völkern aufging, sondern die eigenen Traditionen, Sitten und Riten beibehielt. Durch ihre übernationalen Bindungen, ihre Fähigkeiten als Handwerker und Kaufleute erregten die Juden schon früh Neid; lange Zeit waren sie auch die Einzigen, die Geld gegen Zinsen ausliehen, was ihnen ebenso viel Macht wie Hass der Christen eintrug, denen das im Mittelalter verboten war. Seit den christlichen Kreuzzügen sind Plünderungen und Gewalttaten an Juden bekannt.