Inhaltsverzeichnis

Fußnoten

Text und Musik: Satan Loco

 

 

 

 

 

»Ihr habt mir überhaupt nichts mehr zu sagen. Ich bin volljährig!«

Und weg war sie. Die Mutter macht sich Sorgen, und der Vater würde am liebsten die Zeit zurückdrehen, wo Kinder erst mit 21 Jahren Volljährigkeit erlangen konnten. Er muss erst nachmittags zum Präsidium heute und geht vormittags noch zum Zahnarzt. Der findet Karies in 7 und 8 rechts oben. Ob er wohl zu viel Gummibärchen gegessen hat über die Jahre? Die standen immer auf dem Schreibtisch im Büro des Polizeipräsidenten, und er hatte oft dort zu tun.

»Wir müssen eine Wurzelfüllung machen. Das dauert etwas länger. Haben Sie Zeit mitgebracht?«

»Äh, nein, tut mir leid, ich muss dringend ins Präsidium, Sie können sich ja denken, dass die mich da brauchen.«

»Nein, nein! Hier nicht rauchen! Das kostet 1000 Euro, wenn Sie Pech haben, Herr Kommissar.«

Der Kommissar bedankte sich für die Information, er tat so, als wüsste er von dem Rauchverbot überhaupt nichts.

»Ich habe viel zu tun, da kann man schon mal etwas verpassen.«

Später im Polizeipräsidium zog er die Gardinen zu, setzte sich in seinen ausgelatschten alten Ledersessel hinter seinen Schreibtisch, legte die Füße auf den Tisch und nickte ein.

 

 

 

 

 

Das laute Geknatter kam von da drüben! Ein harscher Lichtstrahl rannte über die mit Reliefs bekörperte Wand des Gotteshauses und verformte sich zu einem grellen Blitzezucken, genau über dem großen Fenster, wo die Jungfrau Maria ihr Kind im Arm wiegt, dann verschwand das Gleißen im Nu, und plötzlich, ohne

»Oh Herr, erbarme dich unser!«

Der Motorradfahrer sprang plötzlich wie von der Tarantel gestochen von der Orgelbank. Jäh hielt das Gemetzel in den Orgelpfeifen inne, da setzte der Fremde zu einem weit ausholenden Schlag in das empörte Gesicht des Schreiers an, traf den armseligen Mann und flog auf dem brüllenden Motorrad wieder [14]davon. Lange hörte man das Geknatter und Gepuffe des Gefährtes noch in den Ohren, denen man genauso wenig zu trauen glaubte wie den Augen zuvor. Auf dem Boden in der Kirche lag ein zusammengeknüllter Damenslip.

 

 

 

 

 

Da, ein Pfeil durchbohrte seine linke Hinterhand, mitten durch die Sehne! Jaulend schrie der Gebeutelte auf und rieb sich mit seinem geschundenen Körper in den Sand, um den schmerzhaften Fremdkörper abzustreifen. Der Puma dachte nicht, er handelte. Denken ist des Menschen Sache. Der ihn nun trieb. Er hetzte dem Puma noch einen zweiten Pfeil in die Muskeln, da blieb der liegen. Der Wilde schmiss sein Motorrad zur Seite und sprang auf das Tier, das lange Messer zwischen seinen Zähnen blitzte unfair. Sollte er ihn töten? Der Fremde hielt inne, dann erhob er sich von dem sabbernden Tier.

»Du sollst mein Freund werden, ich nenne dich

Damit war der Pakt besiegelt, der Puma konnte ausruhen, denn er sah in den Augen des Mannes keine Lüge. Der Mann riss den Reißverschluss seines Motorradkombis auf und nahm die heiße Luft der Sierra wie ein Labsal auf seine Brust auf. Er schnitt eine Blüte eines Kaktusses ab und quetschte sie sich ins Gesicht, zur Erfrischung, trank ein paar Fetzen. Auch der Puma sollte etwas davon abbekommen.

»Hier, Legumes! Iss!«

Der Puma verstand, als könnte er die Sprache erkennen. Er setzte sich auf die durchbohrte Sehne und fraß dem Fremden aus der dahingestreckten Hand. Dieses Bild war der Sonne vertraut, sie verzieh mit einem großen Schatten, die die Kaktee zu einem Monster werden ließ. Die nun heilige Stille wurde nur durch das entfernte Zwitschern eines Dompfaffs gestört, nicht der Rede wert. Mensch und Bestie, in Eintracht vor dem Firmament. Geboren um zu sterben, sonst nichts. Dazwischen der Überlebenskampf. Am Abend teilten sie sich auf, um den Hasen wieder aufzuspüren und ihm das Gericht zu machen. Ein bescheidenes Mahl. Als der Hase sich an einem Holzstöckchen über dem Feuer drehte, wurde der Himmel rot und der Tod sagte sich zur Stell. Er hat nicht immer sofort Zeit, diesmal kam er etwas später.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Regale quollen über vor unnützem Krimskrams: Schräubchen, Döschen, Plastikschrott, künstlicher Rasen, ein aufblasbares Schwimmbecken für Babys, Gartenschlauch aus minderwertigem Gummi, Werkzeug, das sofort bricht, wenn man es braucht – usw. usw. Rosita Hernandes durchzuckte ein kalter Schauer. Sie sah fern. Die Bilder, die sich ihr boten, waren nicht geeignet, länger zuzusehen, wenn man so war wie Rosita Hernandes. Sie war nämlich schreckhaft, fürchtete sich vor der kleinsten Schnittwunde. Der Film mit dem

Die Bimmel an der Eingangstür wurde betätigt. Rosita hatte das Motorrad nur auf zweiter Ebene wahrgenommen. Der Mann verdunkelte den mit bunten Plastikstreifen behangenen Türrahmen, nur ein klitzekleines Blitzen der Sonne stach durch seine Haare. Der Fremde trat ein und verlangte Rasierzeug. Pinsel, Messer, Seife. Rosita gab ihm das Verlangte. Wenn sie ihre Augen an seinen Beinen abwärts bewegt hätte, wäre ihr nicht entgangen, dass er fast schwebte, seine Stiefel

»Hilfe! Hilfe!«

Die Autos rasten hupend an ihr vorbei. Satan Loco war drinnen damit beschäftigt, alle bunten Papiertaschentücher, in Cellophan eingepackt, auf potenzielle Käufer wartend, zu zerfleddern, dabei spuckte er wild um sich, dann sprang er mit weit geöffneten Armen auf die Straße hinter Rosita Hernandes her und zerrte sie zurück in den Laden. Dort schmiss er sie in das andere Regal mit den Glühbirnen, dem Waffeleisen, den sonstigen Elektroartikeln, den Zauberblumen und den Malblöcken für Kinder, die Ölfarbe für die Kunstmaler zerstampfte er auf der Erde, alles wurde bunt. Er wollte die Frau küssen, hielt ihren Kopf an den Haaren nach hinten, spitzte seinen Mund und ließ plötzlich von ihr ab, warf lachend den Kopf nach hinten, dann hüpfte er

 

 

 

 

 

Das Mondlicht war seine einzige Lichtquelle. Als Spiegel diente die Schale mit Wasser, die auf dem Boden stand. Seine Hand vibrierte ein wenig, als er sich die Bartstoppeln mit dem Messer kürzte. Weißer Rasierschaum tropfte auf seine Schulter. Ratsch, ein breiter Streifen nackter Gesichtshaut lugte hervor aus dem Schaum. Und noch einmal. Ratsch! Sein Aussehen hatte sich innerhalb von Zehntelsekunden geändert. Er sah jetzt jünger und auch härter aus. Er lächelte in sein Spiegelbild. Dann trank er den Rest aus der Schale. Es hatte schon den ganzen Tag gedonnert und geblitzt, doch war kein einziger Tropfen auf die Erde gefallen. Das ist hier so. Es regnet fast nie. Die Wüste barg trotzdem eine große Menge Feuchtigkeit unter der Erde. Feuchtigkeit, die er sich geschickt zu eigen machen konnte, wenn er wollte. Für diese Zwecke hatte er immer eine