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Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, September 2013

Copyright © 2013 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

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Umschlaggestaltung any.way, Barbara Hanke/Cordula Schmidt

Umschlagabbildung Paul Mayall

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.

ISBN Printausgabe 978-3-499-26727-7 (1. Auflage 2015)

ISBN E-Book 978-3-644-30981-4

www.rowohlt.de

ISBN 978-3-644-30981-4

Für Diana

Wir leben in einer Zeit der Verrücktheit

Ai Weiwei

Vorwort

Wie nähert man sich einem Kontinent, der sich seit Jahren in geradezu atemberaubendem Tempo verändert, dessen Bewohner unbeirrbar an den Fortschritt glauben und sich noch immer als Pioniere fühlen? Von überall her streben Menschen nach Australien, unter Lebensgefahr in zerbrechlichen Booten oder ganz legal mit Einwanderungsantrag, als junge Abenteurer mit Arbeitsvisa für ein paar Monate oder als Investoren, die das ganz große Geld machen wollen. Alle sind inzwischen da, sämtliche Großkonzerne und auch die organisierte Kriminalität. Der Begriff «Land der unbegrenzten Möglichkeiten» passt heute eher zu Australien denn zu den USA. Schlagworte.

Und doch: Wer weiß denn in Europa, was in Australien passiert? Wer kennt den Namen des Premierministers, der – erstaunlich für dieses Macholand – während unserer Reise noch eine Frau war? Innerhalb von vier Wochen erschien in der größten deutschen Tageszeitung eine einzige Meldung über Australien. Siebzehn Zeilen lang. Inhalt: Australien will die Aborigines als Ureinwohner anerkennen. Nach über zweihundert Jahren. Etwas mehr erfährt man, wenn Wahlen stattfinden oder das Great Barrier Reef in Gefahr ist, wenn ein katastrophales Buschfeuer ausbricht oder ein besonders heftiger tropischer Wirbelsturm tobt. Manchmal wird auch kurz gemeldet, wenn jemand von einem Krokodil ertränkt oder von einem Hai getötet wurde.

Genau hinzusehen, das hatten wir – mein australischer Lebensgefährte, der Fotograf Paul Mayall, und ich – uns für diese erneute Reise durch den Westen, den Norden und die Mitte Australiens vorgenommen. Seit vielen Jahren hatten wir uns immer wieder an diesem Kontinent abgearbeitet, uns ihm ausgesetzt bis zur totalen Erschöpfung.

Australien ist, lässt man die Städte und den Zivilisationsgürtel entlang der Ost- und Südwestküste einmal hinter sich, ein hartes Land. Dort, wo sich die Bevölkerung ballt und vor den Schrecken und Herausforderungen des Outback geschützt wähnt, ist der Fünfte Kontinent, der als letzter kolonisiert wurde, europäisch-amerikanisch-westlich vertraut. Uns hat immer das andere Australien interessiert, das ursprüngliche – oder das, was davon übrig geblieben ist.

Nicht der Australienmythos, den die bunten Werbeprospekte der Tourismusunternehmen verkaufen und der in Europa – und vermutlich nicht nur dort – so lebendig ist: der Mythos von Freiheit, Weite, unberührter Natur und überwältigender Freundlichkeit, easy going. Und auch nicht das Klischee von zutraulichen Kängurus, lächelnden, tanzenden und malenden Aborigines, Crocodile Dundees, braun gebrannten Surfern, dem Uluru bei Sonnenuntergang (genossen mit einem Glas Prosecco in der Hand) und der Sydney Harbour Bridge, die stets so fotografiert wird, dass man die riesigen Leuchtbuchstaben «Allianz» auf einem der Wolkenkratzer knapp dahinter nicht sieht. Crocodile Dundee, alias Paul Hogan, hat übrigens einst genau diese Brücke mehrfach neu gestrichen und nie im Outback Krokodile besiegt. Er hatte nur die geniale Idee zu diesem Film. So ist das mit den Mythen.

Wir machten uns also auf den Weg, um den Veränderungen in Australien nachzuspüren. Die Voraussetzungen waren, angesichts einer Hitzewelle und katastrophaler Buschbrände, nicht besonders günstig. Aber günstige Voraussetzungen gibt es im australischen Sommer selten. Bei unserer letzten Reise begleiteten uns die Überschwemmungen in Queensland und der Wirbelsturm Jasie. Vermutlich war es gerade deshalb eine ganz besondere Zeit, die bei Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad nicht nur uns an unsere Grenzen führte, sondern auch Land und Leute. Wir hatten eine allgemeine Beunruhigung bemerkt, gespürt, dass etwas dabei war, sich zu verändern. Das Klima? Die Gesellschaft? Die Welt? Der Wirtschaftsboom in Westaustralien und das, was wir von Freunden und Verwandten hörten, machte uns Sorgen. «Macht euch auf was gefasst!» So lautete der Tenor. Wir fürchteten um unsere Orte des Rückzugs, Paradiesorte, wie wir sie auf früheren Reisen getauft hatten.

Jede Art von Paradies scheint bereits verloren, ehe wir auch nur anfangen zu suchen, aber so schnell wollten wir nicht aufgeben! Was Paradiese angeht, sind wir hartnäckig, schon deshalb, weil wir sie auf Erden vermutlich mit größerer Gewissheit finden als später, wenn wir sie verlassen haben.

Und wir haben unsere Paradiese wiedergefunden – trotz allem. Noch gibt es sie, bedroht von allen Seiten, beschützt von wenigen. Und so befanden wir uns bald auch auf einer «Suche nach der verlorenen Zeit», wie die meisten Heimkehrer, die lange fort waren und ihr Land nun mit anderen, staunenden und fremden Augen betrachten, ihre vertraute Vergangenheit nicht wiederfinden können. Auch davon zu erzählen ist uns ein Anliegen.

Australien ist ein Kontinent voll gesellschaftlicher Widersprüche – auf der einen Seite modern, fortschrittsgläubig, extrem materialistisch und wohlhabend, auf der anderen rückständig, arm, weltfremd und spießig. Überzivilisation und Wildnis prallen hier aufeinander. Viele der weißen Einwohner zeichnet etwas Ruheloses aus, eine eigenartige Bereitschaft, ihr bisheriges Leben hinzuschmeißen und etwas Neues anzufangen. Beinahe so, als hätte die Auswanderung ihrer Vorfahren irgendein uraltes Nomaden-Gen aktiviert oder eine dauerhafte Wurzellosigkeit begründet, einen Mangel an Traditionen, an Kultur. Die eigentlichen Nomaden aber, die Aborigines, wurden sesshaft gemacht – zwangsweise – und leben zum großen Teil unter ähnlichen Bedingungen wie die Menschen im ärmsten Land Afrikas: überfordert von den Ansprüchen einer modernen westlichen Gesellschaft, immer noch diskriminiert und zumeist ohne wirkliche Chancen. Ihre über Jahrtausende gewachsene Kultur aber wird von der weißen Gesellschaft erfolgreich vermarktet. Ein Widerspruch unter vielen anderen. Bergbaugesellschaften beuten den roten Kontinent aus, als hätten sie noch einen zweiten in Reserve. Der ökologische Fußabdruck der Australier ist einer der größten der Welt, die Wasservorräte schwinden, die Versalzung der landwirtschaftlichen Flächen nimmt rapide zu, die Hitzeperioden werden länger und unerträglicher, und wenn es regnet, dann gleich sintflutartig.

Das alles sind Fakten, die diesem Kontinent jedoch nicht gerecht werden, denn er ist noch immer atemberaubend und begeisternd, gerade in Momenten, in denen niemand damit rechnet. Westaustralien ist besonders weit vom Rest der Welt entfernt und wird nur von einem Bruchteil der Australienreisenden besucht, die fast ausschließlich in den Osten und zum Uluru strömen. Aber der Westen hat die Fähigkeit, jenes «Nomaden-Gen» auch in Menschen wachzurufen, die nicht einmal ahnen, dass alle unsere Urahnen Nomaden waren. Er verführt zu Lebensreisen, zur Lust am Ausgesetztsein, zum Verschwinden im großen Nichts, zum Ertragen von Härten, die ein Reisender in Europa niemals hinnehmen würde – und er kann ganz leicht vom Paradies geradewegs in die Hölle führen.

 

Felicitas Mayall/Paul Mayall

Crocodile Roll

«Komm sofort zurück!» Die Stimme meines Gefährten war ein schneidender Alarmruf. «Zurück! Sofort! Bist du lebensmüde?»

Zwischen hohen Schilfhalmen stand ich am Ufer des Victoria River und schaute über die träge braune Wasserfläche, die kaum zu fließen schien. Neugierig war ich einem schmalen Trampelpfad von der Straße zum Fluss hinab gefolgt und hatte alle Warnungen vergessen, die Paul mir einbläute, seit wir einen gewissen Breitengrad im Norden überschritten hatten. Den Breitengrad der Salzwasserkrokodile.

Ausführlich hatte er mir die Gefährlichkeit dieser Urweltmonster geschildert, ihre trügerische Bewegungslosigkeit, die innerhalb von Zehntelsekunden in einem Blitzangriff explodieren kann. Fünf, sechs Meter lang könnten die salties werden und gewaltige Kräfte entwickeln. Niemals würden sie ein Opfer wieder freigeben, nachdem sie es einmal zu fassen bekommen hatten. Geradezu genüsslich hatte er beschrieben, was geschah, wenn das Maul zuschnappte.

«Die fressen dich nicht sofort. Sie ziehen dich unter Wasser und rollen sich mit dir herum, bis du ertrunken bist. Dann verstauen sie dich in einer ihrer Vorratskammern unter Wurzeln und warten, bis du schön mürbe geworden bist.»

Auf der Fahrt hatte er mir das lustige Lied des australischen Countrysängers John Williamson über diese gar nicht lustige Mordmethode vorgespielt. «Crocodile Roll» hieß es, und wir hatten laut mitgesungen.

Rückwärts gehend entfernte ich mich vom Flussufer, fluchtbereit, mit klopfendem Herzen, das schlammige Wasser nicht aus den Augen lassend.

Nichts geschah, kein aufgerissener, zahnbewehrter Rachen verfolgte mich. Paul lehnte an unserem etwas klapprigen Hilux und sah mir düster entgegen.

«Folge hier im Norden nie einem Pfad ans Wasser», sagte er. «Vielleicht kommen Tiere regelmäßig an den Fluss, um zu trinken. Krokodile beobachten das und warten. Sie sind verdammt geduldig, und es ist ihnen völlig egal, ob sie ein Känguru, ein Kalb oder einen Touristen erwischen.»

«Ich hab’s kapiert.»

Es ist nicht angenehm, als Greenhorn dazustehen, aber in Australien hört man besser auf einen Einheimischen – selbst wenn man mit ihm verheiratet ist. Denn der Fünfte Kontinent ist samt seiner phantastischen Landschaften, roten Wüsten, geheimnisvollen Felsformationen, endlosen wilden Küsten, seinen Traumstränden, Regenwäldern und Korallenriffen kein schlichter Ableger südlicher europäischer Länder, in dem man sich bewegen könnte wie an den Stränden des Mittelmeers. Der Sehnsuchtsort Australien ist ein Kontinent, auf dessen roter Erde der Mensch sich achtsam bewegen sollte. Wachsam und mit sehr lebendigen Sinnen.

Wer nicht bereit ist, sich mit den Überlebensregeln im Outback zu befassen, sollte lieber in den Städten bleiben, die Weine im Barossa Valley probieren oder sich an der Goldcoast fühlen wie an der Costa Brava. Dort also, wo die Natur einigermaßen gezähmt wurde. Doch selbst die Millionenstadt Sydney beherbergt ein Wesen namens Trichterspinne, das mitunter tödlich sein kann, obwohl Menschen eigentlich nicht zu seinen Beutetieren gehören. Auch am berühmten Bondi Beach kommen ab und zu Haie vorbei, in letzter Zeit immer häufiger. Tröstlicherweise werden trotz allem aber auch in Australien mehr Menschen von Autos überfahren als von Spinnen, Schlangen oder Haien umgebracht – und es ertrinken auch mehr.

Das Land ist voll von absurden Geschichten, die in den Trinkhallen der Hotels die Runde machen. In diesen Hotels kann man zwar auch Zimmer mieten, doch in erster Linie sind sie Kneipen. Im Outback gibt es noch immer uralte Pubs in angestaubten viktorianischen Häusern, die den Anbruch der modernen Zeit überstanden haben. Man müsste sie alle unter Denkmalschutz stellen und ihre Gäste gleich mit.

Als Paul mich so eindringlich vor den Krokodilen warnte, waren wir im nördlichsten Teil Westaustraliens unterwegs, und im einzigen Pub der kleinen Stadt Wyndham erzählte uns ein fröhlicher Alter namens Steve, dass kürzlich eine Frau des Nachts ihren Hund am Fluss spazieren führte. Irgendwann habe sie einen Ruck gespürt und nur noch die abgebissene Leine in der Hand gehabt.

«Crocodiles», sagte er, «salties!», und riss bedeutungsvoll die Augen auf. Sehr hellblaue Augen unter weißen Brauen, die aussahen, als hätte die Sonne sie gebleicht und borstig gemacht. «Hier geht man nachts nicht am Fluss entlang, wenn man ein bisschen was im Hirn hat. Ist noch nicht lange her, da hat ein Truckie hier im Pub zu viel getrunken und wollte wohl unten am Anleger seinen Rausch ausschlafen. Am nächsten Morgen war nur noch sein Hut da.» Er warf mir einen schnellen Blick zu, um die Wirkung seiner Geschichte zu prüfen, lachte ziemlich dreckig, bestellte ein neues Bier und ging damit in den Wettsalon hinüber, wo schwarze, weiße und gelbe Stadtbewohner einträchtig dabei waren, ihr Geld zu verspielen.

Das Wyndham Hotel war ausgebucht – es gab ohnehin nur fünf Zimmer –, und so fuhren wir mit unserem Wagen auf den Mount Bastion am Stadtrand. Dort oben, auf dem Parkplatz vor der Aussichtsplattform, verbrachten wir die Nacht, umbraust von Schwärmen winziger Mücken, deren Sirren selbst durch die geschlossenen Scheiben drang. Aber wir befanden uns weit weg von jeder Art Gewässer und waren damit jedenfalls vor salties sicher.

Am Morgen weckte uns ein wildes Kreischen, als hätten Dämonen oder Kobolde unseren Wagen umzingelt. Erschrocken fuhren wir von unseren Sitzen auf und starrten auf eine Wolke überdimensionaler Fledermäuse, die über uns kreiste. Endlich landete eine nach der anderen in den Eukalyptusbäumen, unter denen wir genächtigt hatten, und hängte sich kopfüber an einen Ast. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass die Fledermäuse Hundeköpfe hatten. Hundeköpfe mit spitzen Schnauzen und rötlichem Fell.

«Flying Foxes», sagte Paul sachlich. «Die veranstalten immer so einen Aufruhr, wenn sie schlafen gehen.»

Aufruhr war das richtige Wort, denn sobald einer dieser schwarzen Segelflieger mit Hundekopf sich an einen Ast gehängt hatte, begann sein Nachbar zur Rechten oder Linken ein Riesengeschrei, fing an zu schubsen und mit dem Greifhaken am Flügel zu attackieren. Dazu bleckte er seine spitzen Zähnchen. Der ganze Schlafbaum, dieser majestätische alte Eukalyptus, verwandelte sich in einen Kampfplatz hängender, kreischender, schwarzer Lappen. Irgendwie passten die Köpfe nicht zum Körper, zu den großen Flügeln – als hätte sich die Evolution einen schlechten Scherz erlaubt und eine Art Wolpertinger zusammengebaut.

Fast eine Stunde lang schauten wir ihnen zu, immer wieder in Gelächter ausbrechend. Dann ging die Sonne auf, und sie verstummten, die fliegenden Hunde, falteten sich zusammen und wurden zu friedlich schlafenden, schwarzen Ledersäcken. Ende des Nachbarschaftsstreits in der Baumhaussiedlung.

Wir dagegen bemerkten erst jetzt unsere Kopfschmerzen, die steifen Glieder, die wir jedoch sofort vergaßen, als wir auf das Reich der Krokodile blickten, das sich bis zum Horizont erstreckte. Ganz nah bei Wyndham vereinigen sich fünf Flüsse, die wie silberglänzende Schlangenkörper aus den blaugrünen Bergen des Kimberley Plateaus durch das flache Sumpfland herangekrochen kommen: Der King, der Pentecost, der Durack, der Forrest und der Ord enden hier im Cambridge Golf, der wiederum in den Joseph Bonaparte Golf in der Timorsee mündet. Seltsame Namen, koloniale Stempel auf der Landkarte.

Sedimente aus den Kimberleys färben die Schlammbänke der Ufer und Sumpflagunen rotbraun, lila und ocker, herausgefiltert und festgehalten von den Wurzeln der Mangrovenbüsche. Vogelscharen bilden im flachen Wasser winzige Ornamente. Watvögel, weiße Reiher und storchenähnliche Jabirus. Feuchtwarm und schwer die Luft.

Wyndham entstand während des Goldrauschs Ende des 19. Jahrhunderts. Im eigentlichen Sinne «gegründet» wurden die Outback-Siedlungen nicht, sie bildeten sich eben dort, wo irgendetwas von Wert gefunden wurde. Wenn es nichts mehr zu holen gab, dann verließ man sie wieder, und sie wurden zu Geisterstädten. Die Natur nahm sich ihrer an und zerlegte sie nach und nach.

Wyndham blieb dieses Schicksal erspart, weil dort eine große Fleischfabrik gebaut wurde, in der die Rinder der Viehzüchter geschlachtet und verarbeitet wurden, die sich in den Savannen der Kimberleys ausbreiteten. Heute ist Wyndham ein stiller Ort für Angler und Pensionäre, der im Zentrum eine Überraschung bereithält, die uns staunen ließ: Aus einem verwilderten Park erheben sich dunkle Riesen, Statuen aus Bronze und Draht. Eine Traumzeitfamilie, königlich, stolz, unbesiegbar. Der Mann steht aufrecht, in der Hand seinen Speer. Er schaut über die Häuser der Stadt hinweg in die Ferne. Frau und Kind ruhen im Gras. Dingo und Känguru scheinen Teil der Familie zu sein. Alle monumental und kraftvoll. Die ersten Australier.

Ich habe sie mehrmals umkreist, fühlte mich klein neben der Hoheit, die sie verkörperten, und fragte mich, woher die Kolonialherren ihre Überheblichkeit gegenüber diesen freien Menschen genommen haben. Wie war es möglich, Australien zur terra nullius, zum unbewohnten Land, zu erklären? Der große südliche Kontinent war bewohnt. Über 300 kleine Völker lebten hier, sprachen ebenso viele Sprachen und Dialekte. Die meisten waren Nomaden, aber durchaus nicht alle. Im Norden und Südwesten mussten sie nicht permanent wandern, denn es gab Nahrung im Überfluss. Ihre Spiritualität und Philosophie war hochkomplex, ebenso die Regeln des Zusammenlebens. Sie waren Meister des Überlebens in einer erbarmungslosen Umwelt. Aber als Menschen und Bewohner Australiens, als «Bürger» wurden sie erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anerkannt. Diskriminiert werden sie bis heute, obwohl in den letzten Jahren viel von Versöhnung (reconciliation) die Rede ist.

Die Skulpturengruppe von Wyndham ist ein Geschenk der Aborigine-Kommune Jarook Ngarni an die Stadt, zum 200-jährigen Jubiläum der Kolonialisierung Australiens und zum «Gedenken an jene, die uns auf den heutigen Tag vorbereitet haben». Eine seltsame Widmung, irgendwie zweideutig. Sie könnte den Weißen ebenso gelten wie den Schwarzen.

Aber dann fanden wir doch eine Inschrift, die deutlicher wurde: Der Geist der Aborigines wird in diesem zeitlosen schönen Land für immer überleben.

Diese Begegnungen sind eine Weile her. Die fliegenden Hunde aber erschienen mir wie ein Symbol für den Streit zwischen Vergangenheit und Fortschritt, für die Konflikte zwischen Neuankömmlingen und vermeintlich echten weißen Australiern, zwischen denen, die seit 50000 Jahren da sind, und denen, die vor 220 Jahren erstmals einen Fuß auf den Kontinent setzten – und seitdem auf dem Weg zum friedlichen Miteinander Schritt für Schritt vorankommen. Unsere neue Suche nach all diesen Widersprüchen und Veränderungen beginnt – wie immer – mit einem langen Flug.

Der verbannte Kontinent

Land of Lags and Kangaroo,

Of Possums and the scarce Emu,

The Farmer’s Pride but the Prisoner’s Hell,

Land of Sodom – Fare-thee-well!

«Eigentlich eine geniale Idee», sagt Paul und versucht, seine langen Beine irgendwie unter dem Sitz seines Vordermanns auszustrecken.

«Was?»

«Na ja, alle unbequemen Landsleute einfach auf einen anderen Kontinent zu verbannen, und zwar so weit weg, dass sie mit Sicherheit nicht wieder nach Hause können.»

«Funktioniert aber nicht mehr», antworte ich. «In Ermangelung unentdeckter Kontinente.»

«Irgendwie schade.»

«Dass man unbequeme Landsleute nicht mehr verbannen kann?»

«Dass es keine unentdeckten Kontinente mehr gibt.»

«Kommt auf die Einstellung an.»

«Was hat das mit Einstellung zu tun?» Paul zieht seine Beine wieder an und stöhnt. «Nächstes Mal fliege ich Business Class, auch wenn ich es mir nicht leisten kann.»

«Alles verändert sich dauernd und muss neu entdeckt werden.»

«Aber du bist nicht die Erste, die etwas sieht. Es ist immer schon jemand vor dir da gewesen. Heute ist nichts mehr leer oder unberührt.» Er zieht seine Schultern hoch und lässt sie wieder fallen, beginnt mit kreisender Fußgymnastik.

«Ich glaube nicht, dass irgendwer irgendwas genauso sieht wie ein anderer Mensch. Außerdem war Australien seit mindestens 50000 Jahren niemals leer und unberührt.»

«Aber als die Engländer vor 220 Jahren kamen, war es wesentlich unberührter als heute und völlig unentdeckt. Jedenfalls für Europäer!» Er nimmt von der Flugbegleiterin zwei erstaunlich kleine Wasserbecher aus durchsichtigem Plastik mit Aluminiumdeckel entgegen, reicht einen an mich weiter und leert seinen in einem Zug.

«Falls du davon ausgehst, dass nur Weiße irgendwas entdecken können … entdeckt wurde Australien eigentlich von den Vorfahren der Aborigines.»

Paul runzelt die Stirn und dreht den Plastikbecher in seiner Hand. «Was haben vor 50000 Jahren eigentlich die Engländer gemacht?»

«Keine Ahnung. Die gab’s damals noch gar nicht.»

«Aber es gab in Europa und auch in England Menschen!»

«Altsteinzeit.»

«Was?»

«Die haben damals gefroren und Steine behauen.»

«Und die Aborigines?»

«Denen war heiß, und sie haben Steine behauen.»

«Immerhin besser als frieren.»

«Deshalb wandern immer noch so viele Engländer, Iren und Deutsche nach Australien aus. Das Wetter ist nämlich in Mitteleuropa nicht besser geworden.»

Paul fängt an zu grinsen. «Klingt einleuchtend. Aber jetzt bist du vom Thema abgekommen.»

«Ich wollte ja nur sagen, dass Australien für mich jedes Mal ein unentdeckter Kontinent ist.»

«Wow!» Er spielt den Erstaunten.

«Du weißt genau, dass es so ist.»

«Und du weißt, dass es bei mir auch so ist, obwohl ich dort geboren wurde.»

Er rollt sich irgendwie zusammen und tut so, als wäre er innerhalb von Sekunden eingeschlafen, während ich durch das kleine Fenster auf die mondbeschienene Wolkenlandschaft schaue. Mit sanftem Rauschen sind wir unterwegs durch Zeit und Raum, sieben Stunden einholend, die uns später fehlen werden. Dem Tag nachjagend, der auf der anderen Seite der Erde bereits angebrochen ist.

Australien und Neuseeland sind für mich die seltsamsten Länder der Erde. Westlich-europäisch, dabei aber so weit von ihrem Kulturkreis entfernt, dass selbst ein Flug immer noch unerträglich lange dauert. Verbannung bis heute, obwohl schon lange keine Strafgefangenen mehr hingeschickt werden. Kolonien ebenfalls bis heute, denn die Zahl der Ureinwohner war zu gering, ihre Kultur zu ursprünglich, um sich gegen die Weißen durchzusetzen. Ihre direkten Nachbarn, Indonesien und die Philippinen, befreiten sich von den Kolonialherren, den Holländern und Portugiesen. Aborigines und Maori hatten keine Chance. Und trotzdem lebt die weiße Bevölkerung dort noch immer in einer Art Verbannung, so weit weg, dass Ereignisse in Europa kaum eine Rolle spielen.

Vor der Erfindung des Luftverkehrs waren die Schiffe wochenlang, anfangs sogar monatelang unterwegs, ehe sie von England oder Holland aus eine der australischen Küsten erreichten. Viele der Sträflinge, die im 18. und 19. Jahrhundert auf den neuen Gefängniskontinent verfrachtet wurden – Amerika hatte sich selbständig gemacht, England brauchte also eine neue Kolonie für seine unliebsamen Bürger –, überlebten diesen Transport nicht, starben an Typhus oder Lungenentzündung. Viele Opfer gab es auch unter den hoffnungsvollen Siedlern und den Soldaten, die den roten heißen Kontinent für ihre Majestät in Besitz nehmen mussten, oder jedenfalls Teile seines Randes – zunächst.

Satellitenbilder, die bei Nacht aufgenommen wurden, zeigen sehr deutlich, dass sich die Menschen noch heute vor allem an den Küsten Australiens drängen. Lichterketten mit hellen Clustern an der Ostküste dünnen nach Norden und Westen immer mehr aus, und die mächtige Mitte ruht im Dunkeln. Nur ein winziger Punkt leuchtet dort wie das Notsignal eines Abenteurers: Alice Springs, die einzige Stadt im Zentrum des Kontinents.

Noch fliegen wir über dem Indischen Ozean dahin, weit entfernt vom ältesten Kontinent der Erde, der die seltsamsten Tiere beherbergt und die wahrscheinlich älteste Kultur. Australien war einst Teil des riesigen Urkontinents Gondwana, der auch Afrika, Vorderindien, Südamerika und die Antarktis umfasste. Erst im Mesozoikum, dem Mittelalter der Erdgeschichte, brach Gondwana allmählich auseinander. Damals begann sich das organische Leben ganz langsam so zu entwickeln, wie wir es heute kennen. Australien aber wurde der eigenwilligste der neuen Kontinente, eine riesige Insel ohne Verbindung zum Rest der Welt. Der verbannte Kontinent.

Die Zeit hat seine Berge abgetragen und verwittern lassen, neue falteten sich nicht auf, und Vulkane gab es keine. Stürme, Regen und Sand modellierten die seltsamsten Felsskulpturen. Der australische Schriftsteller Archie Weller sagte mir einmal, dass für ihn diese Felsformationen die Kathedralen seines Landes seien. Uluru ist die größte und mächtigste von allen – das spirituelle Zentrum in einem lebendigen Gewebe von Legenden und Liedern, den songlines, auf denen die Menschen sich einst bewegten wie auf unsichtbaren Wegen.

Inzwischen nehmen Wissenschaftler an, dass die Ureinwohner sogar wesentlich länger als die bisher angenommenen 50000 Jahre über die australische Erde wanderten. Die ersten von ihnen begegneten vermutlich noch Riesenkängurus, Riesenwombats, Riesenechsen und anderen Monstern, drangen in eine Schreckenswelt vor, die wir nur aus Fantasyfilmen kennen. Es war der reale Jurassic Park. Wahrscheinlich haben diese ersten Australier zumindest zur Ausrottung dieser Riesentiere beigetragen. Menschen eben – auch sie.

Die Luft ist stickig in unserer dahinrasenden Maschine, das Licht gedimmt. Draußen malt der Mond Traumbilder auf weiße Wolkenmeere, und ich bereite mich allmählich darauf vor, meine freie Sicht zu verteidigen, denn auf dem langen Flug nach Australien gibt es gewisse Konflikte, die Reisende nicht immer erfolgreich bestehen, hervorgerufen beispielsweise durch den simplen Wunsch, aus dem Fenster zu schauen. Solange es draußen dunkel ist, wird dieser Wunsch von den Flugbegleitern noch geduldet. Sobald sich jedoch ein Schimmer des beginnenden Tages zeigt, wird man freundlich, aber bestimmt dazu aufgefordert, das Rollo herunterzulassen. Es herrscht Schlafenszeit – ein bisschen wie im Kindergarten. Angeblich wollen alle anderen die Illusion der Nacht, und genau dieses eine hochgeschobene Rollo hindert 400 Passagiere daran, Ruhe zu finden. Wozu bekommen wir dann dunkle Schlafbrillen? Außerdem schauen sowieso fast alle fern, spielen Computerspiele, lesen oder schnarchen.

Es hat wenig Sinn, diese Frage mit Stewardessen zu diskutieren. Sie verweisen auf Vorschriften, die man nicht nachprüfen kann. Unerbittlich lächelnd beugen sie sich über zwei, drei Sitze und knallen die Klappe eigenhändig zu. Ich muss an die kleinen Territorialkämpfe der Flughunde denken, ergebe mich und warte darauf, dass die Dame in den Ruheräumen der Crew verschwindet. Auch Flugbegleiter brauchen Pausen auf den endlosen Langstrecken von Kontinent zu Kontinent.

Zeitunglesen eignet sich hervorragend zur Tarnung geplanten Ungehorsams. Ich verstecke mich und mein offenes Bullauge hinter dem West Australian von vorgestern. Draußen dämmert es kaum merklich.

Gina Rinehardt konnte nicht verhindern, dass die Höhe ihres Vermögens öffentlich gemacht wurde, lese ich. 12,4 Milliarden Dollar. Sie ist sauer. Bei Gina Rinehardt handelt es sich um die reichste Frau Australiens, Besitzerin eines Imperiums von Bergwerken in aller Welt, genannt Hancock Prospecting. Der zweitreichste Australier ist der Spielbankkönig Packer, der über lächerliche 6,1 Milliarden verfügt.

Rinehardts Empfehlung an die weniger erfolgreichen Mitbürger: nicht so viel trinken und rumhängen, sondern hart arbeiten! Reich werden sei eine Sache des persönlichen Engagements. Na ja, mit harter Arbeit hat sie ihr Imperium nicht geschaffen – nur vergrößert. Vorher hat sie es geerbt.

Es ist knallharte puritanische Arbeitsethik, die da zum Vorschein kommt. Kein Wunder, dass die Ureinwohner keine Chance hatten. Reichtum war für sie nie ein Thema. Reichtum bestand in guten Jagdgründen, gutem Wasser, wohlgesonnenen Ahnen und Geistern, Familienmitgliedern und Freunden. Reichtum war vorhanden oder eben nicht. Haben sich diese Urgesellschaften nicht zu Kapitalisten entwickelt, weil sie schon reich waren? Anders reich als wir? Bis heute scheinen die meisten von ihnen den tieferen Sinn permanenter Arbeit nicht zu verstehen. Einer der wesentlichen Konfliktpunkte mit der weißen Gesellschaft.

Bei unserem letzten Besuch ging es in der Schlagzeile des West Australian um eine andere mächtige Frau: Oprah Winfrey war auf dem Weg nach Sydney, was den australischen Steuerzahler etwa vier Millionen Dollar gekostet hat. Dafür hoffte man auf tolle Werbeeffekte in den USA und auf Tausende amerikanische Touristen. Noch wartet man auf sie. Nach Westaustralien war Oprah damals nicht gekommen. Im Westen nichts los?

Hinter der leichten Krümmung des Horizonts färbt sich die Atmosphäre. Sanftgrau geht in helles Ocker über.

Die Flugbegleiterin durchstreift prüfend die schmale Gasse zwischen den Sitzreihen. Rollo zu. Sie wirft mir einen misstrauischen Blick zu und verschwindet wieder. Ich lese weiter. Im Nordosten, in Queensland, regnet es seit Wochen in Strömen, Hunderte Quadratkilometer stehen unter Wasser. Im Westen herrscht eine Hitzewelle. Der Rohbau des 40-Millionen-Dollar-Palastes eines indischen Unternehmers namens Oswal in Perth – von der Bevölkerung «Taj Mahal» genannt – läuft Gefahr, ein Rohbau zu bleiben oder abgerissen zu werden. Oswal hatte sich mit seinen Geschäftspartnern überworfen, die ihm Betrug unterstellt haben. Woraufhin er den australischen Kontinent samt Ehefrau und Töchtern fluchtartig verließ und aus der Ferne über die ungerechte Behandlung klagte.

Rollo auf.

Draußen vor dem bulläugigen Fenster des Flugzeugs verhüllen noch immer Wolkenteppiche den Indischen Ozean, zaubern eine ganz eigene Welt: weichwattige Berge, Täler, Meere in Schwarzweiß, flüchtig, sich ständig verändernd, von der aufgehenden Sonne in rosa und goldenes Licht getaucht. Befremdliche Landschaften, als wären wir auf dem Weg zu einem anderen Stern und hätten das Vertraute längst hinter uns gelassen, wären höher hinaufgestiegen als üblich, hätten uns im Universum verirrt. Einmal dringen unterirdische Blitze zu uns herauf, machen zarte Wolkenschichten durchsichtig wie noch feuchte Farben eines Aquarells.

All das nimmt die alte Dame aus Leistershire, die seit Dubai neben Paul sitzt, nicht zur Kenntnis. Seit Stunden schläft sie, den Kopf auf der Brust, mit damenhaft geschlossenen Beinen, ohne zu schnarchen. Wenn Mahlzeiten gereicht werden, erwacht sie, isst wohlerzogen alles auf, trinkt eine Tasse Tee, lächelt uns zu und schläft weiter.

Stoisch erträgt sie den elfstündigen Flug auf die andere Seite der Erde, als säße sie im Zug von Leicester nach London, obwohl das möglicherweise ein noch größeres Abenteuer darstellt und aufgrund des ungewöhnlich heftigen Winters in England auch genauso lange dauert. Das jedenfalls erzählte sie uns in den kurzen wachen Minuten. Und dass sie die Weihnachtstage und den Januar in Perth bei ihrem Sohn und seiner Familie verbringen werde. Alle drei Jahre mache sie das und dann spare sie wieder drei Jahre für den nächsten Flug.

Zweimal noch wird mein Fenster energisch verschlossen, zweimal mache ich es wieder auf. Keiner meiner Mitreisenden protestiert.

Irgendwann, eine Stunde vor der Ankunft in Perth, teilt sich die Wolkenlandschaft, formt riesige Schiffe, Kissen, Türme und verdampft. Der westaustralische Sommer hat gesiegt. Tief unter uns strebt ein Frachter der Küste zu, winzig über der blaugrünen Tiefe des Indischen Ozeans.

Dann das Land, rot verbrannt und staubgelb. Flach, mit riesigen rechteckigen Feldern. Endlich die Stadt, der Swan River, gerade Straßen, gerade Häuserzeilen, Vorstadtwüsten.

«Die gerade Linie ist gottlos» war einer der Leitsätze des Künstlers Friedensreich Hundertwasser. In Australien gibt es eine Menge gerader Linien und sogar ein Sprichwort, das die gerade Linie zum Inhalt hat: Walk a straight line. Es bedeutet schlicht: Geh brav geradeaus und mach nichts Verbotenes. Natürlich halten sich auch Australier nicht immer daran, doch die meisten sind sich dieser Direktive erstaunlich bewusst.

Die mäandernde Schlange vor der Passabfertigung am Flughafen von Perth widerspricht dem Gebot der geraden Linie, ermöglicht uns jedoch, wieder den Boden unter den Füßen zu spüren und wenigstens den Eindruck zu erwecken, als wären wir angekommen. Niemand kann mich davon überzeugen, dass ein Mensch nach einer Reise von etwa vierundzwanzig Stunden durch Zeit und Raum in der Lage ist, mit Leib und Seele gleichzeitig anzukommen. Der Psychoanalytiker C. G. Jung empfing einst Patienten, die von anderen Kontinenten zu ihm kamen, erst zwei Wochen nach ihrer Ankunft, nämlich dann, wenn er annahm, dass ihre Seelen ebenfalls eingetroffen waren. Vielleicht sollte man das Empfangskomitee an internationalen Flughäfen, die Passkontrolleure, Zollbeamten und Polizisten, entsprechend schulen und auf behutsamen Umgang mit entseelten Reisenden einstimmen, die, ein wenig benommen, auf unsicheren Beinen vor ihnen stehen.

Noch sind sie nicht geschult.

«Keep you passport ready!» Mit ausdrucksloser Miene prüft ein Beamter im Glaskasten unsere Pässe, sagt kein Wort, winkt uns nur mit einer knappen Kopfbewegung weiter. Ich erinnere mich flüchtig daran, dass uns bei früheren Besuchen ein angenehmer Aufenthalt gewünscht wurde. Es muss wohl ein anderer Beamter gewesen sein.

Etwas zu streng werden wir befragt, ob wir Nahrungsmittel, Holz, Pflanzen, Samen oder Pflanzenteile in unseren Koffern versteckt hätten. Auch das ist Teil der normalen Einreiseprozedur, denn Australien ist eine riesige Insel und stets bemüht, die Seuchen der Welt fernzuhalten.

Alle Flugzeuge werden vor dem Start Richtung Australien gründlich mit Insektenvernichtungsspray ausgeräuchert. Vermutlich würde man auch gern alle Passagiere in ein Desinfektionsbad schicken, doch das wäre schädlich für den Tourismus und die Geschäfte, deshalb verzichtet man notgedrungen darauf.

Mit gutem Gewissen verneinen wir also die Frage nach der Einfuhr verbotener Dinge. Paul hat seine Kameras ordentlich angemeldet. Die Sicherheitsbeamtin malt verschiedene mysteriöse Buchstaben und Nummern auf unsere Einreiseformulare. Das ist neu.

Dann kommt der Hund. Ein hübscher Beagle, der sich freundlich wedelnd über meinen Rucksack hermacht. Gern hätte ich ihn gestreichelt, doch ein warnender Zischlaut der Zollfahnderin lässt mich erstarren.

«Was zum Teufel hast du in deinem Rucksack versteckt?», flüstert Paul.

Die Hundeführerin zieht die Augenbrauen hoch, greift sich meinen Rucksack und dirigiert mich zu einem Tisch, hinter dem eine grimmig schauende, übergewichtige Frau in zu enger Uniform mit weiß behandschuhten Händen meine Tasche in Empfang nimmt und mir knapp erklärt, dass sie persönlich das Auspacken übernehmen werde. Außerdem, so fährt sie mich in barschem Befehlston an, hätte ich ab sofort ihre Fragen ausschließlich mit Yes oder No zu beantworten – mit sonst nichts! Verstanden?!

Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was dieser nette Hund gerochen haben könnte. Worauf sind die abgerichtet? Kokain, Heroin, Marihuana, italienische Salami, chinesische Hühnerfüße, Peking-Enten? Irgendwo hatte ich gelesen, dass Chinesen solche Dinge gern von einem Heimatbesuch mitbringen. Nichts von alledem befand sich – meines Wissens nach – in meinem Rucksack. Aber es ist ein bekanntes und bemerkenswertes Phänomen, dass selbst Menschen mit reinem Gewissen angesichts strenger Ordnungshüter eine gewisse Beunruhigung empfinden.

«Ist das Ihre Tasche?»

«Ja.»

«Haben Sie die Tasche selbst gepackt?»

«Ja.»

«Haben Sie diese Tasche ständig beaufsichtigt?»

«Ja.» (Natürlich nicht, sie war mindestens zehn Stunden lang in der Gepäckbox des Flugzeugs.)

«Hatten Fremde Zugang zu Ihrer Tasche?»

«Nein!» (Was wäre, wenn irgendwer ein Päckchen Kokain oder Marihuana reingesteckt hätte?)

Jetzt zieht sie ihre weißen Schutzhandschuhe straff und beginnt mit spitzen Fingern auszupacken: die Schminktasche und ihren Inhalt, das Tagebuch, es wird sorgfältig ausgeschüttelt, ebenso der Terminkalender und das Adressbuch. Fotos und Zettel flattern zu Boden. Wortlos bückt sie sich und hebt sie auf, betrachtet sie, legt sie weg. Es folgen zwei Brillen, die Unterlagen der Reisekrankenversicherung, die Brieftasche, Papiertaschentücher, Pflaster, Parfüm, Kreislauftropfen und meine Haarbürste.

Die Haarbürste!

Anklagend hält sie meine Haarbürste hoch.

«Sie hat einen Holzgriff

«Ja», antworte ich alarmiert.

«Es ist ein Holzgriff

«Wie bitte?»

«Sie hätten das anmelden müssen!»

«Oh.»

«Beim nächsten Mal geben Sie das an, haben Sie verstanden?!»

«Ja.»

«Sie können einpacken!»

Sie lässt mich samt der Haarbürste mit Holzgriff stehen und würdigt mich keines Blickes mehr. Langsam sammle ich meine verstreuten Utensilien wieder ein und kann mich dabei eines winzigen Triumphgefühls nicht erwehren: Sie hat meinen geliebten Holzkugelschreiber übersehen, den ich vermutlich ebenfalls hätte anmelden müssen.

Trotzdem fühle ich mich schlecht behandelt und keineswegs willkommen, eher wie ein Eindringling. Wie jemand, der genau kontrolliert werden muss, weil er sonst gefährliche Keime, Ungeziefer, Baumpilze, Tierseuchen oder sonstige Schrecklichkeiten in einen makellosen Kontinent einschleppen könnte. Dabei haben die englischen Kolonialherren und ihre Nachfahren hemmungslos alles eingeschleppt, was ihnen gerade in den Sinn kam: Apfelbäume, Brombeeren, Tulpenzwiebeln, sämtliche europäischen Gemüsearten, Weinreben, Kaninchen, Füchse, Rehe, Katzen, Hunde, Kamele, Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, afrikanische Mistkäfer und Agakröten, Menschen aller Art samt ihren unzähligen Krankheiten und schlechten Charaktereigenschaften, außerdem Gewehre, vermeintliche und echte Verbrecher, Gefängnisse, Religionen, Geld, Banken, den Kapitalismus … schlimmer konnte es doch kaum werden.

Als wir endlich alle Sperren hinter uns lassen und wirklich in die Freiheit hinaustreten, umarmen uns die wartenden Freunde und fragen besorgt, was denn los gewesen sei.

«Eigentlich nichts, nur meine Haarbürste. Sie hat einen Holzgriff.»

«Ach so!», lachen sie. «Das ist natürlich ein schweres Vergehen! Welcome to Australia!»

Feuerstürme

Wer zum ersten Mal diese Reise unternimmt, sollte nicht annehmen, dass man in Australien angekommen ist, wenn man endlich den Flughafen verlässt. Ich meine in jenem Australien, das vor allem aus Outback, Uluru, Koalabären und dem Opernhaus von Sydney bei Sonnenuntergang besteht. Wie überall auf der Welt steht auch in Australien jeder zuerst auf einem Parkplatz. In Perth ist der Parkplatz außerordentlich groß, und ich habe den Eindruck, dass er wieder einmal erweitert wurde. Anschließend fährt man über breite Stadtautobahnen durch endlose Industrievororte, vorüber an gigantischen Shopping Malls, kuriosen bunten Ladenstraßen, unzähligen Fastfood-Restaurants, riesigen Gebrauchtwagenausstellungen, und man steckt in Verkehrsstaus. In der Ferne taucht ab und zu ein kleines Nest von Wolkenkratzern auf, das ganz verloren wirkt.

Ansonsten ist alles flach, staubig, die Sonne scheint irgendwie heller als anderswo; seit Monaten, vielleicht Jahren hat es nicht mehr geregnet. Über den Foothills, den Hügeln im Osten, eine schwarze Rauchwolke.

«Ein Buschfeuer», erklären die Freunde. «Verdammt trocken zurzeit. Irgendwelche Idioten zündeln immer.»

Ja, natürlich, auch das ist fremd-vertraut. Es ist die andere Seite der Erde, die entlegenste Großstadt der Welt. Wir sind in Perth, Westaustralien. In Erwartung unserer Seelen.

 

Die erste Nacht in Australien seit drei Jahren. Wir liegen in einem Bett, Queensize, über uns dreht sich ein großer Ventilator. Immer wenn ich bis fünf gezählt habe, fließt ein Schwall Luft über mich. Trotzdem bleibt es schweißtreibend heiß. Die Nacht bringt kaum Abkühlung.

Mit unseren Freunden hatten wir zuvor gegessen, australisches Bier aus Dosen getrunken und unter Palmen im Garten gesessen, während in Europa Schneestürme wüten. Ich hatte zugehört und eigentlich nichts verstanden, obwohl ich mich sehr bemühte. Die seltsamen langgezogenen Sprechgesänge der australischen Krähen, die in der Nähe auf Telefonmasten dösten, sagten mir an diesem Abend mehr. Bei einigen Indianerstämmen im Amazonasgebiet spricht man am ersten Abend nicht mit Gästen, die gerade angekommen sind. Vielleicht gibt es dort ein geheimes Wissen um die langsamer reisenden Seelen.

Draußen erhebt sich in den Morgenstunden ein angriffslustiger Wind, schüttelt die Bäume, rasselt am Rollo, lässt die Vorhänge flattern. Ich erinnere mich an diesen Wind, der im Sommer aus der heißen Mitte des Kontinents kommt, an der Hügelkette östlich von Perth herabfliegt wie der Föhn an den Alpen. The Easterly, der Östliche. Heiß und heftig ist er, dörrt das Land auch während der Nacht aus, verhindert den Schlaf, fegt herum wie ein böser Dämon und fällt in sich zusammen, wenn der Morgen graut.

Nach dem Aufstehen kehren dann die Besitzer der Vorstadthäuser ihre sandbedeckten Terrassen, sammeln Äste und dürre Blätter auf und wischen die staubigen Tische und Stühle ab – und verfluchen dabei dieses beinahe täglich notwendige Sommerritual.

Er ist gefährlich, der Östliche. Wenn er voll aufdreht, dann hat die Feuerwehr gegen einen Buschbrand in den Hügeln keine Chance, dann gehen Dutzende Häuser in Flammen auf, müssen ganze Vorstädte evakuiert werden. Schwarze Rauchwände türmen sich über Perth, kriechen, vom Wind verdünnt, durch die Straßen, dringen in die Häuser ein, lassen Augen tränen und machen das Atmen schwer. Spätestens dann merkt jeder, dass es wieder irgendwo brennt.

Zwei Tage später, meine Seele ist noch immer nicht eingetroffen, hebt unsere Freundin plötzlich den Kopf, zieht prüfend die Luft ein und schaut unruhig aus dem Fenster.

«Kann nicht weit weg sein», murmelt sie. «Wir machen besser das Radio an.»

Ich hatte den brandigen Geruch für die Ausdünstung von Grillfeuern gehalten, der geliebten australischen Barbecues.

Das Feuer war wieder einmal in den Hügeln im Osten ausgebrochen – ziemlich weit weg von uns, aber heftig genug, um mit seinem Gestank selbst unsere Haare anzustecken, die Wäsche auf der Leine, das Bettzeug.

Über Stunden ist die Luft vom Knattern der Löschhubschrauber erfüllt, und die Menschen der östlichen Vororte überprüfen immer wieder, wie weit das Unheil von ihrer Wohngegend entfernt ist, in welche Richtung es sich bewegt, mit welcher Geschwindigkeit, wohin der Wind dreht. Sommer in Australien.

 

Wir fahren der schwarzen Wolke entgegen. Paul ist Fotograf. Wo andere flüchten, schlägt er meist die entgegengesetzte Richtung ein. Kreuz und quer geht es durch die vor Trockenheit knisternden Wälder in den Foothills, vorüber an der zerbrechlichen Idylle kleiner Weingüter in sanften Tälern, Rosenplantagen, Apfelgärten, Pferdekoppeln, an kleinen Gruppen besorgter Menschen, die zu den schwarzgrauen Rauchwolken hinüberstarren und darüber beraten, wann es Zeit wird, die Pferde in den Anhänger zu verladen. Die wesentlichen Dinge des Lebens liegen bereits in ihren Autos: Ausweise, Fotoalben, Versicherungsunterlagen, Bankkarten. Wer in den Foothills lebt, muss stets fluchtbereit sein.

Katastrophale Feuer gibt es immer wieder auf diesem extremen Kontinent, mit gnadenloser Zerstörungswut rasen sie durch Wälder, Felder und Siedlungen.

Einer der schlimmsten Buschbrände zerstörte im Sommer 2009 die Gegend nordöstlich von Melbourne. Die kleine Stadt Marysville verglühte in einem Feuersturm, der an die 1000 Grad Hitze entwickelte. 135 Menschen fanden den Tod, und mit ihnen unzählige Kängurus, Wallabies, Koalabären, Echsen, Vögel. Die Hitze war so groß, dass selbst Aluminium schmolz. Die prächtigen Wälder wurden zu einem schwarzgrauen Friedhof.

Genau ein Jahr zuvor hatten wir Marysville besucht, ein malerisches Dorf in einem grünen Tal. Die Häuser stammten zum Teil noch aus der viktorianischen Zeit, mit verschnörkelten Fassaden und gepflegten Gärten. Gleich hinter dem Ort brauste ein Wasserfall in eine grüne Schlucht.

Damals regnete es jeden Tag, und die Wälder dampften vor Feuchtigkeit. Regenwälder, hoch, grün, voller Schlingpflanzen, durchpulst von sprudelnden Bächen. Blau-rote Papageien zogen durch die Baumkronen. Nach unseren Wanderungen mussten wir winzige Blutegel von unserer Haut zupfen. Unvorstellbar damals, dass hier ein Jahr später ein tödliches Feuer ausbrechen könnte. Doch 2009 herrschte im Sommer Gluthitze, und wochenlang fiel kein Regen. In solchen Zeiten werden die Einheimischen zur Wachsamkeit aufgerufen und müssen stets fluchtbereit sein. Den Bewohnern von Marysville half keine Wachsamkeit. Das Feuer kam mit so unglaublicher Geschwindigkeit und Gewalt, dass nur wenige fliehen konnten.

Mittagshitze. Der Brandherd verbirgt sich hinter dem nächsten Hügel. Ab und zu lodern Flammen über die Wand aus Eukalyptusbäumen, giftig schwefelgelb. Die Löschhubschrauber erscheinen aus der Ferne winzig und zerbrechlich, werden vom Rauch verschluckt, als würden sie nie wieder zurückkehren.

Näher kommen wir nicht heran. Polizei und Feuerwehr haben die wenigen Feldwege über den Hügel gesperrt. Hinter uns hält ein verrosteter alter Holden. Ein junger Mann steigt aus, stopft sich das zerknitterte Hemd in die Jeans und kämmt mit den Fingern seine halblangen dunklen Locken.

«Sieht nicht gut aus, was?»

Paul zuckt die Achseln.

«Meint ihr, es wär besser abzuhauen? Bin gerade erst aufgewacht. Hab keine Ahnung!»

«Noch ist es hinterm Hügel», erwidert Paul.

«Aber vielleicht bleibt’s da nicht.»

«Möglich.»

«Ich hau lieber ab. Wollt mich eh mit ein paar Kumpels treffen.»

«Ist vielleicht besser. Wohnst du hier?»

«Hab nur übernachtet. Is’ nicht mein Haus.»

«Ja, dann.»

«Ja, dann. Passt auf euch auf.» Der verschlafene junge Mann grinst verlegen und steigt wieder in sein rostiges Auto. Als er Gas gibt, klingt das tiefe Tuckern des Holden wie das eines Straßenkreuzers aus vergangenen Zeiten. Mit wehmütigem Gesichtsausdruck schaut Paul dem Wagen nach.

«Acht Zylinder», murmelt er.

«Acht?»

«Ich liebe das Geräusch von Acht-Zylinder-Motoren.»

«Die verbrauchen doch jede Menge Benzin, oder?»

«Dieses Gefühl, wenn man Gas gibt, dieses tiefe klopfende Rumpeln …»

«Wer baut eigentlich die Holden?»

«Holden ist unser australisches Auto. Unsere Marke!»

«Und wer steckt dahinter? Ford oder General Motors?»

Er wirft mir einen kurzen, unwirschen Blick zu.

«General Motors. Aber die Holden werden in Australien gebaut!»

«Okay, okay, Opel gehört auch General Motors.»

Er antwortet nicht.

 

Die Hubschrauber kommen näher, fliegen einen kleinen Stausee weiter unten im Tal an. Wie monströse Insekten senken sie sich bis knapp über die Wasseroberfläche und saugen mit langen Rüsseln das Wasser in ihre Bäuche. Die Blätter der Eukalyptusbäume wirbeln davon, Wellen schäumen auf, und Schaulustige ducken sich unter dem Aufruhr der Rotorblätter, wenden die Köpfe ab und bedecken mit den Händen ihre Augen, während Staubwolken über sie hinwegjagen. Hinter dem Hügel noch immer der Rauchpilz. Es ist wie Krieg, laut, bedrohlich. Krieg gegen das Feuer.

Terrific

Auf dem Rückweg halten wir vor einem der riesigen Einkaufszentren. Eigentlich wollen wir nur ein paar Lebensmittel kaufen, aber da es außerhalb der Shopping Centres so gut wie keine Supermärkte mehr gibt … Beide haben wir den Eindruck, dass diese Konsumtempel immer größer werden, dass es immer mehr von ihnen gibt und dass sie immer so voll sind, als wären sie beliebte Ausflugsziele, als hielten sich die inzwischen 1,7 Millionen Einwohner von Perth und Umgebung hauptsächlich hier auf. Auch eine Entdeckung.

Menschenmassen wälzen sich durch die Malls, überquellende, überdimensionale Einkaufswagen vor sich herschiebend, Rieselmusik überall, sogar auf den Klos. Alles ist in Massen vorhanden: Billigklamotten, Billigschuhe, Modeschmuck, Koffer, Pillen, Parfüm, Fastfood-Restaurants, Coffeeshops, Bücher, Friseure, Spielzeug, Schund aus China, Berge toter Hühner, Steaks, Würste. Jeder kauft hier sozusagen tonnenweise ein. Und später wird tonnenweise weggeworfen. Ich hatte vergessen, dass Australien ein geradezu konsumbesessenes Land ist. Vergessen kann man hier außerdem, dass es in Australien endlose unbewohnte Wüsten gibt, die größer sind als viele Länder in Europa. In diesem Moment erscheint es mir geradezu unvorstellbar, obwohl ich sie kenne, die anderen Welten im Hinterland.

Jetzt aber stehe ich an der Wursttheke, starre betroffen auf die Berge aufgeschnittenen Schinkens, und eine Stimme fragt: What can I do ya, love?

Es ist die Verkäuferin, die kaum über ihre Wurstberge schauen kann. Eine Maori, versprengte Ureinwohnerin aus Neuseeland. Zu ihren süßen Worten zeigt sie einen eher missgelaunten Gesichtsausdruck. Der Satz passt nicht zu ihr. Ihre Hände stecken in dünnen Gummihandschuhen, und sie hält mir erwartungsvoll eine umgestülpte Plastiktüte entgegen.