Der Titel dieses Buchs sagt alles. Dunkle Geschichten, weil … na ja, was sonst? Und Versteckt nicht nur, weil sich die drei Geschichten mit verborgenen Taten oder Dingen befassen, sondern auch, weil die Geschichten selbst über Jahre versteckt waren.
Ich kann mich nicht wirklich als Kurzgeschichtenautor bezeichnen. Die meisten, die ich zu schreiben beginne, werden nie vollendet – vernachlässigt, während ich voll und ganz auf das Buch fokussiert bin, an dem ich gerade arbeite. Oft bleiben sie, wie sie gerade sind, abgeheftet unter der Rubrik «Für später, wenn ich Zeit habe».
Der Corona-Lockdown bescherte mir nicht nur Zeit, sondern auch die nötige Motivation, diesen Geschichten endlich ans Tageslicht zu helfen. Ich kann nicht sagen, wie lange sie in der untersten Schublade (konkret wie metaphorisch) versauerten, weil ich, als ich sie schrieb, gar nicht auf die Idee kam, sie zu datieren. Was ich aber sagen kann, ist, dass alle drei Rohversionen entweder von Hand oder auf der Schreibmaschine verfasst wurden.
Ja, so alt sind sie.
Die älteste Geschichte ist Ein kurzer Bericht. Sie entstand während meines Studiums und ist, wie schon der Titel sagt, fast kurz genug, um als Flash Fiction durchzugehen. Ich weiß noch, dass ich sie schon damals mochte, und habe sie – praktisch unverändert – hier mit aufgenommen, weil sie bereits die Richtung andeutete, in die meine schriftstellerische Arbeit sich entwickeln würde. Mutter Gans entstand irgendwann Mitte der Neunzigerjahre. Die Idee dazu kam mir eines Tages bei der Zubereitung des Mittagessens (der Grund müsste bei der Lektüre klar werden). Sie ist die dunkelste der drei Geschichten und als moderne Variation traditioneller Märchen angelegt. Außerdem hat die Geschichte einige gemeinsame DNA mit Der Hof, das ein paar Jahre später entstand. Ich recycle, was soll ich sagen?
Chronologisch liegt Der Eckpfeiler irgendwo dazwischen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Geschichten wurde diese schon einmal veröffentlicht, stark gekürzt, vor vielen Jahren, in einer britischen Zeitschrift. Diese Version ist jedoch viel näher am Original – der erste Text, bei dem ich das Gefühl hatte, allmählich auf der Spur dessen zu sein, was ich als meinen «Stil» bezeichne.
Hier sind sie also. Dunkle Geschichten, aber nicht länger versteckt.
Simon Beckett, 16. Juli 2020