Sigrid Engelbrecht
Hitzewallungen?
Ich lauf mich nur warm für den Neustart
Das 7-Schritte-Programm für Frauen in den Wechseljahren
Knaur e-books
Sigrid Engelbrecht ist Mentaltrainerin und begleitet als Coach Menschen in beruflichen und persönlichen Veränderungsprozessen. Sie ist eine vielfache Buch- und Bestsellerautorin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Kreativität und Stressbewältigung. Sie lebt in Berlin. Zuletzt ist bei Knaur ihr Ratgeber erschienen Ich steh auf mich. Wertschätzung macht mich und andere stark.
© 2019 der eBook-Ausgabe Knaur eBook
© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Anke Schenker
Covergestaltung: Alexandra Dohse
Coverabbildung: Alexandra Dohse und Shutterstock
Illustrationen im Innenteil: Fahnen von Shutterstock.com; sitzende Frau mit Fächer von Alexandra Dohse
ISBN 978-3-426-45340-7
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Liebe Leserin,
wie ist das bei Ihnen? Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an die Wechseljahre denken? Ganz frei von traditionell überlieferten Zuschreibungen, was die Wechseljahre sind oder nicht sind, ist wohl niemand von uns. In unserer auf Leistung und Perfektion ausgerichteten Gesellschaft haben die Wechseljahre nicht wirklich einen guten Platz. Da scheint »forever young« schlichtweg ein Muss zu sein, will man anerkannt, akzeptiert und begehrt werden. Dies gilt für Frauen noch mehr als für Männer. Hier hat sich auch in einem halben Jahrhundert Frauenbewegung nur wenig verändert. Und weil die Jugend zur besten Phase des Lebens erklärt wird, fällt es oft nicht leicht, den Wechseljahren gelassen und unaufgeregt zu begegnen. Während der Zwang, sich zu »konservieren« und unbedingt jünger aussehen zu wollen, vielfach bizarre Blüten treibt, blüht dem Älterwerden ein Verlust an Ansehen und Akzeptanz. Logisch, dass da niemand hinwill.
In Zeiten des Jugendwahns haben wir Frauen mit Beginn der Wechseljahre erst mal schlechte Karten – vor allem auch, weil wir ja von dem Geschehen mehr oder weniger überfallen werden. Die Wechseljahre kommen, wann sie wollen, und gehen, wann sie wollen, und durch den Rückzug der weiblichen Hormone im Körper verändern sich nicht nur einige hormongesteuerte Abläufe, sondern auch die Art, wie wir uns selbst als Person wahrnehmen. Manche versuchen dann, mittels Hormonzufuhr von außen Einfluss auf das Geschehen zu nehmen und den Wechsel hinauszuzögern – doch letztlich sitzt immer die Natur am längeren Hebel. Das hat etwas Unausweichliches an sich, was einen dann natürlich ärgern oder deprimieren kann. Aber was soll’s? Klüger ist es allemal, zu akzeptieren, was da vor sich geht, und das Beste daraus zu machen. Schließlich grämen wir uns auch nicht, dass wir ohne Essen und Trinken nicht überleben oder dass wir jede Nacht sechs bis acht Stunden schlafen müssen. Auch das hat die Natur so für uns vorgesehen. Wenn wir ein hohes Alter erreichen wollen, sind die Wechseljahre dafür eine unumgängliche Phase unseres Lebens – die Alternative dazu ist auch nicht gerade prickelnd.
In den Wechseljahren wird deutlich, dass hinsichtlich Beruf, Partnerschaft und Familie nicht mehr unendlich viele Optionen zur Verfügung stehen, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Zudem wird spürbar, dass der eigene Körper in die Jahre kommt – und man ihm dies leider auch mehr und mehr ansieht. Muskelmasse schwindet, der Körperfettanteil nimmt zu, die grauen Haare vermehren sich schon beim bloßen Zusehen, dazu noch die Knitterfältchen um Augen und Mund … Sich damit anzufreunden fällt nicht leicht. Und zudem scheint das Gedächtnis auch nicht mehr das zu sein, was es einmal war. Vertraute Namen liegen auf der Zunge, ohne dass es »klick« macht und einem wieder einfällt, mit wem man es gerade zu tun hat. Das sind Veränderungen, auf die man gut und gern verzichten könnte. Keiner hat sie bestellt, keiner heißt sie begeistert willkommen.
Also dann doch lieber weggucken und dem, was sich da so alles tut, nicht ins Auge sehen? Schließlich kann es ja auch aufs Gemüt drücken, Aspekte des eigenen Selbstverständnisses so deutlich schwinden zu sehen. Nicht nur wegen des allgegenwärtigen und durch Tausende von Werbespots verinnerlichten Jugendlichkeits-, Attraktivitäts- und Leistungsdiktats, sondern auch weil diese Veränderungen verunsichern. Zudem haben Sprüche wie »Für dein Alter siehst du doch gut aus« nicht wirklich den Charakter eines Kompliments.
Wir können nichts nachholen, aber wir können uns neu orientieren. Besser also, sich mit dem zu beschäftigen, was sich tatsächlich verändert, und sich darauf einzustellen – und das beiseitezulassen, was nun angeblich alles hinsichtlich unserer Attraktivität, Tatkraft und Lebensfreude zu befürchten sein könnte. Die meisten dieser Befürchtungen sind, wie Sie wahrscheinlich ahnen, ohnehin vorrangig von bestimmten Interessen geleitet und dienen dem Verkauf von Produkten, die dies und jenes verhindern oder dies oder jenes fördern sollen.
Die Wechseljahre machen sich bei jeder von uns in ganz individueller Weise bemerkbar. Die eine ist nur mit dem Ausbleiben der Periode konfrontiert und holt sich aus der Apotheke »sicherheitshalber« einen Schwangerschaftstest, ist erleichtert oder betrübt, spürt aber ansonsten keine körperliche Veränderung. Die andere wird von heftigen Hitzewallungen, strohtrockenen Schleimhäuten und Achterbahnfahrten ihrer Gefühle gepeinigt und hat so ihre Vermutungen, was das bedeuten könnte.
Neben möglichen körperlichen Symptomen spielen bei den wechseljahrestypischen Veränderungen oft auch düstere Erwartungen eine Rolle wie »Da sind die besten Zeiten vorbei«, »Ab jetzt wird man alt und faltig und kriegt tausend Zipperlein« oder »Da bin ich dann keine richtige Frau mehr«. Kein Wunder also, dass viele Frauen dem Klimakterium eher mit Skepsis als mit Gelassenheit entgegensehen.
Wenn es gelingt, uns von den wenig erbaulichen Klischees über das Frausein, die Wechseljahre und das Älterwerden zu lösen, können die »heißen Jahre« auch zu einem sehr bewegenden Abschnitt werden – mit positiven neuen Weichenstellungen für das eigene Leben. Nicht allein wegen des Tanzes der Hormone und dem, was dies alles so mit sich bringt, sondern eben auch deswegen, weil sich in dieser Zeit der gefühlten Lebensmitte vieles um uns herum verändert. Kinder werden erwachsen, die Beziehung zum Partner kann sich mit dem Älter- und Reiferwerden wandeln, man findet neu zueinander oder entwickelt sich voneinander weg. So manche Beziehung scheitert.
In der Phase der Lebensmitte kommt es zu bemerkenswert vielen Trennungen, übrigens geht dabei die Initiative vorwiegend von den Frauen aus. Und auch manche, deren Partner im Zuge seiner Midlife-Crisis mit einer Jüngeren davongezogen ist, sagt dann, wenn einige Zeit ins Land gezogen ist, dies sei das Beste gewesen, was ihr hatte passieren können, und sie würde ihn auch nicht zurückhaben wollen.
Wenn der Nachwuchs aus dem Haus geht und sich mehr und mehr auf eigene Füße stellt, sieht es so aus, als könnten Sie sich nun vorrangig um eigene Interessen kümmern. Doch statt sich nun erleichtert zurücklehnen zu können, da es weniger zu putzen, zu managen und zu kümmern gibt, wird vielleicht die eigene Mutter oder der Vater krank oder pflegebedürftig, und Sie müssen ganz plötzlich viele schwerwiegenden Entscheidungen treffen.
Möglicherweise kann sich auch im Job einiges ändern, und Sie sind am Arbeitsplatz gefordert, sich in rascher Folge mit neuen Strukturen und sich rasch verändernden Technologien zu beschäftigen. Vielleicht sind Sie auch auf dem Weg, nach einer längeren Familienphase wieder neu im Job Fuß zu fassen. Fortbildung kann problematisch werden, wenn der Chef oder die Chefin nicht bereit ist, in Arbeitnehmerinnen über 45 zu »investieren«. Vielleicht wollen Sie es auch noch einmal wissen und spielen mit dem Gedanken, sich beruflich selbstständig zu machen.
Familiäre Verpflichtungen, die auf Ihren Schultern ruhten, und die Sorge um das Wohl Ihrer Lieben hatten bislang oft dazu geführt, eigene Wünsche und Bedürfnisse auf »später« zu vertagen. »Irgendwann einmal werde ich …«, sagten Sie sich vielleicht und fuhren dann fort: »Aber erst einmal muss ich …«
Und nun? Da wir zwischen 45 und 50 langsam, aber sicher tatsächlich den Zenit unserer Lebensspanne überschreiten, drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob es das nun war oder auf welche unbestimmte Zukunft wir Träume, Wünsche und Ziele noch weiter verschieben wollen. Wie wär’s, sich mal zu sagen: »Wenn nicht jetzt, wann dann?«, und Wege zu suchen, um zu verwirklichen, was uns persönlich wichtig ist.
Gerade die Zeit der Wechseljahre – mit all den damit verbundenen Turbulenzen – ist ein prima Zeitpunkt, starke eigene Prioritäten für die zweite Lebenshälfte zu setzen. Sie haben eine Menge an Lebenserfahrung gesammelt, die Sie nun gut nutzen können. Gleichzeitig sind Sie fit und tatkräftig genug, um Neues anzupacken. Mit dieser unwiderstehlichen Kombination liegt es nahe, diese Gelegenheit nicht einfach so verstreichen zu lassen, sondern Neues in Ihr Leben einzuladen.
Dieses Buch gibt Ihnen in sieben Schritten viele nützliche Anregungen, mit den hormonell bedingten Veränderungen klarzukommen, Vertrautes mit neuen Augen zu sehen, Interessantes für sich selbst zu entdecken und bei Ihren persönlichen Entscheidungen die Spreu vom Weizen zu trennen.
Es wird immer mal wieder von Mona, Karen und Hanne die Rede sein – drei Frauen in den Wechseljahren, die ihren eigenen Weg durch die heißen Jahre finden und einiges darüber erzählen, wie sie diese Zeit erleben, was ihnen schwierig vorkommt, was ihnen leichtfällt und was sie für sich selbst als wesentlich erkannt haben. Drei Frauen in drei ganz unterschiedlichen Situationen halten inne und werfen einen sehr persönlichen Blick auf ihr Leben. Sie betrachten das, was hinter ihnen liegt, schätzen ihre aktuelle Situation ein und werden sich klar darüber, was sie sich von der Zukunft versprechen.
Genau das können Sie mithilfe dieses Buches auch tun: reflektieren, achtsam wahrnehmen, sich wegweisende Fragen stellen und neue Perspektiven für sich entdecken. So enthalten die sieben Schritte auch spezielle Tipps, Übungen und Checklisten, die Sie zu einem tieferen Verständnis Ihrer Persönlichkeit anregen und inspirieren.
Viel Freude beim Lesen und Experimentieren wünscht Ihnen
Sigrid Engelbrecht
Dank der gestiegenen Lebenserwartung liegt für uns Frauen die Lebensmitte heute etwa zwischen 40 und 50 Jahren, also in der Zeit des Klimakteriums, der Wechseljahre. Beide Begriffe bezeichnen den gesamten hormonellen Umstellungsprozess vor und nach dem Zeitpunkt der letzten Menstruation. Dazu ein wenig Hormonkunde:
Hormone (griechisch: hormao = ich treibe an) sind Botenstoffe, die vom Körper gebraucht werden, um Informationen im gesamten Organismus weiterzuleiten. Hierfür werden sie in speziellen Drüsenzellen gebildet und dann direkt ins Blut ausgeschüttet. Wichtige hormonproduzierende Drüsen sind
der Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns),
die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse),
die Schilddrüse,
die Nebenniere,
die Bauchspeicheldrüse,
bei Frauen auch die Eierstöcke (hier werden vor allem die Östrogene und das Progesteron gebildet, in geringem Maße auch die Androgene).
Hormone steuern jedoch nicht nur die alltäglichen Prozesse, sie lenken in bestimmten Lebensabschnitten auch die Körperentwicklung. So leiten beispielsweise die Östrogene zu Beginn der Pubertät all die Abläufe ein, die bewirken, dass ein Mädchen zur Frau wird.
Der Begriff Östrogene umfasst eine Gruppe von mindestens dreißig Substanzen. Die bekanntesten sind Östradiol, Östron und Östriol. Östrogene werden im Wesentlichen in den Follikelzellen des Eierstocks produziert, jedoch auch in geringem Maße im Unterhaut-Fettgewebe und in den Nebennierenrinden. Viele wichtige Funktionen und Prozesse im Körper kommen nur unter direkter oder indirekter Mitwirkung der Östrogene zustande.
Östrogene
bewirken in der Pubertät, dass sich die weiblichen Fortpflanzungsorgane ausbilden und die sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale (v.a. Brüste, Schambehaarung) entwickeln;
steuern den Menstruationszyklus und dominieren vor allem in der ersten Hälfte des monatlichen Zyklus;
stabilisieren die Wärme- und Kreislaufregulation des Gehirns;
sind wichtig für den positiven Verlauf einer Schwangerschaft;
fördern die Durchblutung des Körpers sowie das Weiten der Blutgefäße;
schützen Herz und Kreislauf, indem sie das Einlagern von Cholesterin in den Arterien verhindern helfen und somit einer Verengung der Gefäße vorbeugen;
wirken als Radikalenfänger;
hemmen den Knochenabbau;
stärken das Immunsystem.
Progesteron – aus der Gruppe der Gestagene – wird vom Gelbkörper gebildet, der nach dem Eisprung aus dem zurückgebliebenen Follikel entsteht. Es wird deswegen auch Gelbkörperhormon genannt. Als eine weitere Bezeichnung für das Progesteron hat sich »körpereigenes Gestagen« eingebürgert.
Progesteron
ist daran beteiligt, dass sich die Brustdrüsen entwickeln;
wird vor allem in der zweiten Hälfte des monatlichen Zyklus gebildet;
versorgt die Gebärmutterschleimhaut mit Nährstoffen für das Einbetten einer befruchteten Eizelle;
wirkt zusammen mit Östrogen schwangerschaftserhaltend;
unterdrückt während der Schwangerschaft das Heranreifen weiterer Eizellen;
mindert das Binden von Wasser im Körper;
wirkt entspannend und schlaffördernd;
regt den Stoffwechsel an und steigert dadurch den Appetit;
erhöht die Körpertemperatur.
Androgene – männliche Sexualhormone – sind auch ein natürlicher Bestandteil des weiblichen Körpers, ebenso wie auch weibliche Hormone ein natürlicher Bestandteil des männlichen Körpers sind. Sowohl im männlichen als auch im weiblichen Körper kommen – natürlich in sehr unterschiedlicher Konzentration – die Androgene Testosteron, Androstendion, Androsteron und Dehydroepiandrosteron (DHEA) vor. Frauen produzieren kleinere Mengen Androgene in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde. Wenn die Eierstöcke ihre Funktion eingestellt haben, werden Androgene der Nebenniere im Fettgewebe auch in Östradiol und Östriol umgewandelt, um den Restöstrogenspiegel zu stabilisieren. Ganz allgemein nimmt der Einfluss der Androgene mit dem Versiegen der Östrogen- und Progesteronproduktion in den Wechseljahren zu.
Androgene
stimulieren die Stammzellen des Knochenmarks und fördern die Bildung roter Blutkörperchen;
fördern Proteinbiosynthese und das Wachstum von Knochen und Muskelmasse;
sind wichtig für die Libido, die Lust am Sex;
helfen mit, das Cholesterin im Blut zu senken;
verstärken die Körperbehaarung;
fördern Leistungsfähigkeit und auch Aggressivität.
Angesichts der Vielfalt an Aufgaben, die die Östrogene, das Progesteron und die Androgene im Körper wahrnehmen, wird deutlich, dass sich Veränderungen in ihrer Menge und Zusammensetzung im Körper bemerkbar machen können.
Nach einem Test, der Ihnen Anhaltspunkte gibt, ob Sie das Tor zu den Wechseljahren gerade durchschreiten bzw. woran Sie das merken, geht es in diesem Kapitel darum, mit häufig geäußerten Irrtümern über das Klimakterium aufzuräumen und sich einen Überblick über das tatsächliche Geschehen in diesem Lebensabschnitt zu verschaffen.
Nachfolgend finden Sie zwölf Fragen, die auf wechseljahrestypische Begleiterscheinungen und Indizien für das Älterwerden hinweisen können. Treffen Sie unter den drei Antwortmöglichkeiten Ihre persönliche Auswahl und markieren Sie dies mit einem Kreuzchen.
Wenn Sie bei den Fragen 1 bis 3 Ihr Kreuzchen bei »Ja« gemacht haben, deutet dies darauf hin, dass die Wechseljahre für Sie schon begonnen haben. Die anderen von Ihnen wahrgenommenen Veränderungen (Fragen 4 bis 12) können durchaus auch andere Ursachen haben oder weitverbreitete Begleiterscheinungen des Älterwerdens sein.
Natürlich kann das Testergebnis nur ganz grob die Wahrscheinlichkeit widerspiegeln, die sich aus Ihren Antworten ergibt. Ebenso gilt, dass verschiedene der genannten Symptome nicht bei jeder Frau in gleichem Maße auftreten. Das heißt, auch ohne typische Anzeichen besteht ab einem gewissen Alter – auch wenn kaum Wechseljahresbeschwerden auftreten – die Möglichkeit, dass die Wechseljahre bereits begonnen haben. Von daher ist es am besten, sich bei Ihrer Frauenärztin/Ihrem Frauenarzt mittels eines Bluttests Klarheit zu verschaffen.
Die Wechseljahre sind keine Krankheit, die behandelt werden müsste, sondern ein völlig normaler physiologischer Prozess. Es ist nichts Krankhaftes daran, dass der weibliche Körper mit zunehmendem Alter weniger Östrogen produziert.
Verschiedene positive Effekte, die man in der Vergangenheit der Hormonersatztherapie zuschreiben wollte, lassen sich nicht durch entsprechende Studien verifizieren. Weder schützt die Gabe künstlicher Hormone vor Demenz, noch ist ein jüngeres Aussehen oder straffere Haut belegbar, noch sinkt die Häufigkeit von Harnwegsinfekten in und nach den Wechseljahren. Die Nebenwirkungen hingegen sind sehr kritisch zu sehen, allen voran ein gesteigertes Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Ob eine Hormonersatztherapie das Entstehen anderer Krebsarten begünstigt, wird kontrovers diskutiert, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. (Quelle: Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums)
Dem ist nicht so. Wechseljahre haben auch Männer, sie verlaufen nur etwas anders. Beim Mann sinkt der Testosteronspiegel ab dem 35. Lebensjahr um ca. ein Prozent jährlich. Somit hat ein 60-jähriger Mann bereits etwa 25 Prozent weniger Sexualhormone im Körper. Das Testosteron sinkt jedoch deutlich langsamer als der Hormonspiegel einer Frau, und es gibt dabei zudem eine große Spannbreite an individuellen Unterschieden. Während es bei Frauen zu einem relativ raschen Abfall der Eierstockfunktion kommt, bleibt bei manchen Männern die Testosteron- und Samenzellen-Produktion sogar bis ins hohe Alter erhalten.
Dies ist nicht zwangsläufig so. Studien zeigen, dass bei etwa einem Drittel der Frauen keinerlei klimakterische Beschwerden auftreten und etwa 40 Prozent zwar Beeinträchtigungen spüren, diese aber eher als mild einstufen. Nur etwa 20 Prozent haben Probleme durch typische Begleiterscheinungen. Sie leiden z.B. unter Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Trockenheit der Schleimhäute oder Schlafstörungen. Hitzewallungen lassen sich unmittelbar auf das Auf und Ab bei der Hormonproduktion zurückführen, bei anderen Symptomen, die Betroffene oft ebenfalls den Wechseljahren zuschreiben, ist der Zusammenhang weniger klar. Dies wird auch von einer neueren Untersuchung bestätigt (S. 31 ff.).
Das Ende der fruchtbaren Lebensphase ist nicht mit einem Ende sexueller Empfindsamkeit gleichzusetzen. Sich sexuell zu erregen, erregt zu werden und Orgasmen zu erleben verändert sich normalerweise durch die Wechseljahre nicht. Viele Frauen haben jedoch ab etwa der Lebensmitte das Problem der vaginalen Atrophie, der »trockenen Scheide«. Die weiblichen Sexualhormone sorgen dafür, dass die Vagina befeuchtet wird und elastisch bleibt. Wenn das Östrogen weniger wird, geschieht dies nicht mehr in der gleichen Weise wie bisher. Hier kann ein Gleitgel hilfreich sein.
Die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt ab, aber es ist nicht völlig auszuschließen, doch noch schwanger zu werden. Erst wenn mindestens ein Jahr lang keine Blutung mehr stattgefunden hat, tendiert die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft gegen null. Klarheit bringt hier ein Bluttest, der bei der Frauenärztin/beim Frauenarzt durchgeführt wird. Wichtig zu wissen: Wer zur Abmilderung von Wechseljahresbeschwerden Hormonpräparate einnimmt, ist damit – im Unterschied zu einer Antibabypille – nicht vor einer Empfängnis geschützt.
Im Durchschnitt braucht der Körper etwa zehn Jahre, um sich von der fruchtbaren zur nichtfruchtbaren Lebensphase neu auszubalancieren. Wann die Wechseljahre anfangen und wie lange sie andauern, ist individuell sehr verschieden. Man vermutet, dass da vor allem auch die Gene mitspielen. Wenn Ihre Mutter und Großmutter in weiblicher Linie beispielsweise auffallend früh oder recht spät in die Wechseljahre gekommen sind, könnte das bei Ihnen ähnlich sein. Hier gibt es eine Parallele zur Pubertät. Auch hier nimmt die persönliche Körpergeschichte von Mutter und Großmutter in weiblicher Linie Einfluss darauf, wann die erste Periode einsetzt.
Die Veränderungen, die sich mit dem Einsetzen der Wechseljahre im Körper vollziehen, geschehen nicht schlagartig oder kontinuierlich in kleinen Schritten, sondern es passiert schubweise. Dementsprechend gibt es Zeitspannen, in denen Sie viel von der Umstellung mitbekommen, und andere, wo Sie den Eindruck haben, eigentlich sei jetzt schon alles vorbei – bis sich dann der nächste Schub abzeichnet. Auch wann nun die Monatsblutung tatsächlich zum letzten Mal kommt, ist ganz unterschiedlich.
Die Wechseljahre können einerseits bereits mit 40 Jahren einsetzen oder sogar schon vorher, andererseits aber auch erst mit 50 Jahren oder noch später. Das Durchschnittsalter für die Menopause liegt heute bei 51 Jahren. Wir leben also etwa drei bis vier weitere Lebensjahrzehnte nahezu gänzlich ohne die körpereigene Produktion von Sexualhormonen, aber ohne dass wir dadurch aufhören, Frau zu sein!
Das war früher so nicht der Fall, denn die Lebenserwartung war ja wesentlich niedriger als heute. Damals galten die Wechseljahre als starkes Signal für das Altwerden. Dennoch macht es Frauen heute oft psychisch zu schaffen, wenn sie sehr früh erste Wechseljahressymptome an sich bemerken, wie dies beispielsweise auch bei Karen M. der Fall ist. Karen ist 42 und übt ihren Beruf als Arzthelferin schon seit etlichen Jahren nicht mehr aus, um sich ganz ihrer Familie zu widmen. Die Zwillingstöchter sind erst vor einem Jahr eingeschult worden. Als ihre Frauenärztin sie darüber informierte, dass ihre unregelmäßige Periode auf den Beginn der Wechseljahre zurückzuführen sei, hat sie völlig überrascht und regelrecht entsetzt reagiert, denn sie meint, dafür doch »noch viel zu jung« zu sein.
Üblicherweise unterteilt man die »heißen Jahre« in drei Phasen: Prämenopause, Perimenopause und Postmenopause. Die Dauer der einzelnen Phasen und die damit verbundenen Begleiterscheinungen können individuell jeweils sehr verschieden sein.
Zunächst wird nicht mehr regelmäßig jeden Monat eine reife Eizelle produziert, der Eisprung bleibt öfter aus, die Fruchtbarkeit nimmt ab. Der Östrogenspiegel ist meist noch unverändert, jedoch kommt es mehr und mehr zu einem Gestagenmangel, da Gestagen immer nur dann produziert wird, wenn ein Eisprung stattgefunden hat. Erste Anzeichen dieser Art hormoneller Dysbalance sind in erster Linie Blutungsstörungen. Zusätzlich können aufgrund des Mangels an Gestagen prämenstruelle Beschwerden wie z.B. Brustspannen, Wassereinlagerungen, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen auftreten.
Die Perimenopause ist die Phase des »eigentlichen Übergangs«. Man bezeichnet damit den Zeitraum von zwei bis drei Jahren vor bis zu einem Jahr nach der Menopause, der allerletzten Monatsblutung. Durch die nur noch wenig verbliebenen Eibläschen verringert sich die Östrogen- und Gestagenproduktion immer mehr. In dieser Phase treten Blutungsstörungen und mögliche Wechseljahresbeschwerden zumeist am deutlichsten auf.
Auf die Perimenopause folgt die Postmenopause. Nun ist die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone fast erloschen. Traten ein Jahr lang keine Blutungen mehr auf, ist davon auszugehen, dass die Eierstöcke ihre Tätigkeit eingestellt haben und damit die Phase der Fruchtbarkeit endgültig abgeschlossen ist. Auch in dieser Phase können möglicherweise noch eine Zeit lang Hitzeschübe auftreten.
Und, Achtung! Weil die Schutzwirkung des Östrogens im Verlauf der Wechseljahre geringer wird und schließlich völlig verschwindet, nimmt das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose zu. Hier gilt es gegebenenfalls durch Änderungen im Lebensstil gegenzusteuern (siehe dazu auch S. 204 ff.).
Bis zur Prämenopause haben Frauen rund 400 Eisprünge erlebt. Die Wechseljahre beginnen dann, wenn die Eibläschen in den Eierstöcken nahezu aufgebraucht sind. Dadurch nimmt die Hormonproduktion in den Eierstöcken allmählich ab, und in den darauffolgenden Jahren beginnen sie sich zu verändern. Das komplexe, im Regelfall optimal eingespielte System der Hormonausschüttung gerät durcheinander, und es braucht einige Zeit, bis es sich auf einem niedrigeren Niveau wieder eingependelt hat. Diese Schwankungen lösen im Hypothalamus Reaktionen aus, die wiederum wichtige Körperfunktionen beeinflussen, wie beispielsweise die Wärmeregulation, den Stoffwechsel, den Blutdruck, die Atmung und den Schlaf-wach-Rhythmus. »Können« bedeutet dabei, dass es zu Umstellungsbeschwerden kommen kann, dies jedoch keineswegs zwangsläufig der Fall sein muss.
Hier wird meist eine ganze Latte von körperlichen und psychischen Phänomenen aufgelistet, die man den Wechseljahren zuschreibt. Wie wir später noch sehen werden, sind einige wenige tatsächlich auf die Wechseljahre zurückzuführen, während andere auch abweichende Ursachen haben können.
Zu den am häufigsten genannten neurovegetativen Beschwerden gehören Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Einschlaf- und Durchschlafprobleme, aber auch Empfindungsstörungen in Armen und Beinen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Schwindel- und Schwächegefühle, Blutdruckschwankungen, Kopfschmerzen und Herzrasen.
Als psychische Beschwerden gelten Stimmungsschwankungen, gesteigerte Reizbarkeit und Aggressivität, innere Unruhe bis hin zu diffusen Angstgefühlen, depressiven Verstimmungen oder auch Konzentrationsproblemen, Müdigkeit und schneller Erschöpfung.
Urogenitale Beschwerden äußern sich in vaginaler Trockenheit, in Schmerzen beim Sex und unvermittelt auftretenden Regelblutungen, die manchmal auch sehr stark sein können. Manche Frauen leiden auch an einer Reizblase und an Harninkontinenz.
Das alles kann Sie packen, jedoch nicht ständig und auch nicht alles gleichzeitig – und wie man heute weiß, kann das meiste davon auch andere Ursachen haben.
Interessant bei der Betrachtung möglicher Beschwerden ist vor allem eine im Jahr 2005 erschienene Studie. Prof. Kerstin Weidner, Direktorin der Universitätsklinik für Psychotherapie und Psychosomatik in Dresden, fand heraus, dass viele der speziell den Wechseljahren zugeschriebenen Symptome auch bei Frauen anderen Alters und auch bei Männern auftreten. An der von ihr durchgeführten Studie nahmen 1400 Frauen und 1200 Männer zwischen 14 und 92 Jahren teil. Tatsächlich nannten Frauen im typischen Alter der Wechseljahre viele der abgefragten Symptome. Dies traf jedoch ebenso auf viele der anderen Probandinnen und Probanden zu. Wenn man die Ergebnisse auf den Punkt bringt, lässt sich Folgendes feststellen:
1. Körperliche Beschwerden nehmen mit steigendem Alter sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu. Auch ist beispielsweise die bei Frauen oft genannte Trockenheit der Scheide weniger typisch für die Wechseljahre, sondern für das Älterwerden allgemein. In der Phase der Hormonumstellung nimmt die Trockenheit zwar zu, danach aber nicht wieder ab. Demnach ist dies auf den allgemeinen Alterungsprozess und nicht speziell auf die Wechseljahre zurückzuführen. Also könnte eine Hormontherapie beim Phänomen der Trockenheit rein faktisch nichts bewirken.
2. Psychische Wechseljahresbeschwerden gehören ins Reich der Legende, was natürlich nicht heißt, dass die im Kasten genannten Phänomene Fehlwahrnehmungen darstellen, aber sie können ebenso bei Jüngeren wie bei Älteren, bei Frauen und Männern gleichermaßen vorkommen. Klare wechseljahrestypische oder auch nur alterstypische Zuschreibungen bei psychischen Symptomen wie gesteigerter Reizbarkeit, diffusen Angstgefühlen, depressiven Verstimmungen oder schneller Erschöpfung konnten die Forscher nicht ausmachen. Prof. Weidner und ihre Kollegen sehen für die psychische Gesundheit vielmehr andere Faktoren verantwortlich: den Bildungsabschluss, das Einkommen, den Beruf, die Partnerschaft und ob jemand die Überzeugung hat, das eigene Leben selbst gestalten zu können, oder sich als Opfer der Umstände sieht.
3. Nur ein einziges Symptom war der Studie zufolge unzweifelhaft den Wechseljahren zuzuordnen: Hitzewallungen und plötzliche Schweißausbrüche. Damit verbunden auch jene Schlafstörungen, die auf nächtliche Hitzewallungen zurückzuführen sind. Jüngere und ältere Frauen erleben dieses Phänomen nicht, und bei Männern ist es natürlich auch unbekannt.