Daniel Kehlmann/Sebastian Kleinschmidt

Requiem für einen Hund

Ein Gespräch

Inhaltsverzeichnis

Anmerkung

E-Mail, 9. 3. 08

E-Mail, 18. 3. 08

Tiere

Götter

Genies

Zählen und Erzählen

Humor

Fiktion und Geschichte

Der Tod

Schauspieler und Theater

Kindheit

Studium

Von der Arbeit des Schriftstellers

Ruhm

 

Dem vorliegenden Text liegt ein Gespräch für die Zeitschrift SINN UND FORM (Heft 6/​2006) zugrunde. Auf Vorschlag von Andreas Rötzer wurde es im Februar 2008 in Berlin fortgesetzt.

Kehlmanns Hund war immer dabei.

E-Mail, 9. 3. 08

Lieber Herr Kleinschmidt,

 

nachdem er die ganze Zeit so aufmerksam bei uns saß, muß ich Ihnen jetzt eine traurige Neuigkeit mitteilen. Nuschki ist tot. Daß er nicht gesund war, wußten wir ja schon lange, aber die Lage verschlechterte sich vor einigen Tagen dramatisch. Er brach plötzlich zusammen, dann wurde ein schon weit fortgeschrittener Lebertumor diagnostiziert. Die Prognose war sehr schlecht, eine Operation nicht erfolgversprechend, und daher haben wir dann, auf Rat aller Ärzte, der Euthanasie zugestimmt. Ich war bei ihm, als er einschlief, als sein Herz zu schlagen aufhörte. Sie haben ja erlebt, was für ein außergewöhnlicher Hund er war, und Sie können sich vorstellen, wie es einem nahegeht, ihn nach so vielen Jahren Freundschaft verloren zu haben.

 

Ganz herzliche Grüße

Ihres Daniel Kehlmann

E-Mail, 18. 3. 08

Lieber Herr Kehlmann,

 

ja, das ist wahrlich eine traurige Nachricht. So sind wir beide in den Tagen unseres Gesprächs in Berlin für ihn vielleicht die letzte Begegnung mit einer Art Rudel gewesen. Sprechende Hunde sozusagen, er wird sich gewundert haben. Wie es im Himmelreich mit den Tieren bestellt ist, weiß ja keiner. Immerhin müssen sie nicht vorm Jüngsten Gericht erscheinen.

 

Ich grüße Sie herzlich

Ihr Sebastian Kleinschmidt