John Scalzi

Verrat - Das Imperium der Ströme 2

Roman

Aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Kempen

FISCHER E-Books

Über John Scalzi

John Scalzi (* 1969) gehört zu den weltweit erfolgreichsten SF-Autoren, seine Bücher wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt. Er wurde, unter anderem, mit dem Hugo Award (USA), dem Seiun-Preis (Japan), dem Geffen Award (Israel) und dem Kurd-Laßwitz-Preis (Deutschland) ausgezeichnet.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.tor-online.de und www.fischerverlage.de

Über dieses Buch

Der zweite Band der neuen, großen Science-Fiction-Serie »Das Imperium der Ströme«: Die epische Space Opera »Verrat« ist der New-York-Times-Bestseller des preisgekrönten Autors John Scalzi.

 

Im Sternenreich der Menschen rumort es: Der Thron der Imperatox wackelt. Die großen Handelshäuser wollen Grayland lieber früher als später beseitigt sehen, und auch die Kirche steht nicht mehr fraglos hinter ihrem Oberhaupt. Gleichzeitig schreitet der Zerfall des Imperiums weiter voran. Der erste Planet ist bereits von den interstellaren Strömen abgeschnitten, und bald droht auch allen anderen menschlichen Zivilisationen die Isolation – und damit ihr Untergang. Grayland versucht mit allen Mitteln, das Imperium auf die bevorstehende Katastrophe vorzubereiten, doch die Zahl ihrer Verbündeten schrumpft ...

 

»Derb, brutal, brillant.« Booklist über »Kollaps. Das Imperium der Ströme I«

Impressum

Erschienen bei FISCHER E-Books

Frankfurt am Main, September 2019

 

Copyright © 2019 by John Scalzi

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »The Consuming Fire« bei Tor Books, New York.

Published by Arrangement with John Scalzi

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2019 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

 

Covergestaltung: Nele Schütz Design, München
unter Verwendung eines Motivs von shutterstock/Willyam Bradberry

 

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

ISBN 978-3-10-490550-1

Jahre später würde Lenson Ornill über die Ironie nachgrübeln, dass es ein ganz bestimmter Ausdruck war, der Anfang und Ende seiner Zeit als religiöser Mensch bezeichnete.

»Ach du Scheiße«, sagte Gonre Ornill zu ihrem Ehemann Tans auf der Brücke ihres Raumschiffs, der We Never Agreed to This.

Tans blickte von seiner Station auf, wo er ihren Sohn Lenson, elf Jahre alt, in einige Feinheiten des Schiffsenergiemanagements einwies. »Was gibt es?«, fragte er.

»Du erinnerst dich an dieses imperiale Schiff, das uns nicht gefolgt ist?«

»Ja.«

»Jetzt folgt es uns.«

Lenson beobachtete, wie sein Vater die Stirn runzelte, das Energiemanagementprogramm von seiner Konsole wischte und den Navigationsbildschirm aufrief. Er zeigte eine komplette Darstellung des Schiffsverkehrs zwischen dem Außenposten Kumasi und der Strommündung, die die Agreed nach Yogyakarta bringen würde, ihr nächstes Ziel nach einer fünfwöchigen Reise. Die meisten Schiffe waren wie die Agreed gewerblich und in Handelsgeschäften unterwegs. Zwei gehörten der Imperialen Flotte an. Eins von diesen, die Oliveer Bransid, hatte soeben einen Kurs eingeschlagen, auf dem sie die Agreed in ungefähr sechs

»Ich dachte, wir hätten alles abbezahlt«, sagte Tans zu seiner Frau.

»Wir haben alles abbezahlt«, erwiderte Gonre.

Tans deutete auf seine Konsole, als wollte er sagen: Nun, offensichtlich nicht.

Gonre schüttelte den Kopf. »Wir haben alles abbezahlt«, wiederholte sie.

»Es gibt einen neuen Flottenkommandanten«, warf Genaro Partridge ein, die Kommunikationsoffizierin der Agreed. »Ich habe gehört, wie Samhir in der Messe darüber sprach. Er sagte, er wäre vor ihm gewarnt worden, als wir unsere Fracht luden.«

»Und das erzählen Sie uns erst jetzt?«, sagte Tans zu Partridge.

»Entschuldigung. Es war ein Gespräch in der Messe. Ich dachte, Samhir hätte es Ihnen bereits gesagt.«

»Ich wollte es Ihnen sagen«, antwortete Samhir Ghan, der Zahlmeister des Schiffs, drei Minuten später, als er abgehetzt auf der Brücke erschien. Lenson, der Ghans leicht atemlose Erscheinung betrachtete, wusste, dass sein Vater den Ruf eines umgänglichen Kapitäns hatte, bis er es irgendwann nicht mehr war. Ghan schwebte in Gefahr, aus seinem Vater einen weniger umgänglichen Kapitän zu machen. »Entschuldigung. Wir hatten im Frachtraum zu tun.«

»Dann sagen Sie es mir jetzt.«

»Der neue Flottenkommandant heißt Witt. Allem Anschein nach ein ziemlich übergriffiges Arschloch. Wurde von einem Job auf Nabe abgezogen, weil er mit dem Ehepartner

Tans runzelte erneut die Stirn. Als Elfjähriger kannte sich Lenson nicht mit den Details der Geschäfte seiner Eltern aus, aber er wusste zumindest, dass ein großer Teil davon auf ›gute Beziehungen‹ zu den verschiedenen einheimischen und imperialen Gesetzeshütern der Systeme beruhte, zu denen die Agreed reiste. Dies war mit ›bewährten Gepflogenheiten‹ verbunden, was, wie Lenson erst vor kurzem herausgefunden hatte, bedeutete, bestimmten Personen Geld und andere begehrenswerte Dinge zu geben, auf eine Weise, die offenkundig nicht ganz legal war.

Lenson stand all dem neutral gegenüber. Er war zwar jung genug, um zu glauben, dass alles, was seine Eltern taten, grundsätzlich korrekt war, und all die kniffligen Details ihres Metiers langweilten ihn nur, aber er hatte den Eindruck, dass es eine ziemlich komplizierte Vorgehensweise war, um etwas zu erledigen.

»Wer hat Ihnen das erzählt?«, wollte Gonre von Ghan wissen.

»Cybel Takkat«, sagte Ghan. »Mein Pendant an Bord der Phenom. Lenson wusste, dass Ghan sich auf das Schiff That’s a Phenomenal View bezog, mit dem sie sich einen Frachthangar in der Handelsstation von Kumasi teilten. Kleinere Schiffe wie die Agreed und die Phenom mieteten häufig einen gemeinsamen Frachtraum in solchen Stationen, um Geld zu sparen. Gelegentlich ging es während des Verladens recht hektisch zu, und einige Teile des Lagerbestandes des einen Schiffs landeten versehentlich im anderen. Als

»Diese Information hätten wir schon früher gebrauchen können«, sagte Gonre.

»Entschuldigung«, wiederholte Ghan. »Ich wollte es Ihnen sagen. Ich dachte, Cybel hätte nur gemeint, dass jetzt härter gegen Bestechung durchgegriffen wird und wir es künftig weniger offensichtlich angehen müssen. Nicht, dass die Flotte uns bis zur Strommündung jagen würde.«

Tans blickte zu Partridge hinüber. »Irgendeine Nachricht von diesem Flottenschiff?«

»Sie rufen uns nicht«, sagte Partridge. »Sie sind lediglich auf Abfangkurs gegangen.«

»Wir fliegen nicht mit Vollschub«, sagte Gonre zu ihrem Ehemann. »Wir könnten die Beine in die Hand nehmen.«

Tans schüttelte den Kopf. »Noch nicht.« Er tippte auf seinen Bildschirm, der die Bransid zeigte. »Das ist ein großes Schiff. Sehr viel Masse. Es beschleunigt langsamer, ist aber grundsätzlich schneller als wir. Wenn wir jetzt losrasen, werden sie uns erwischen, bevor wir es bis zur Mündung geschafft haben.«

»Wenn sie uns mit dieser speziellen Fracht erwischen, sind wir alle im Arsch«, sagte Ghan und erinnerte sich dann, wem gegenüber er diese Tatsache äußerte. »Äh, Sir.«

Tans nickte geistesabwesend und ließ die Finger über die Tastatur seiner Konsole tanzen. Lenson erkannte, dass sein Vater Berechnungen für die Agreed und die Bransid anstellte. Den Einzelheiten konnte er nicht folgen, aber er hörte, wie

»Nein«, sagte Lenson.

»Rate.«

»Du versuchst, dem anderen Schiff zu entkommen.«

»Richtig«, sagte Tans. »Aber weißt du auch, wie? Ich sagte bereits, dass sie uns erwischen werden, wenn wir jetzt beschleunigen.«

»Ich weiß es nicht«, sagte Lenson.

»Komm schon, gib dir Mühe, Len.«

Lenson dachte darüber nach. »Du willst noch warten«, antwortete er schließlich und hoffte, dass sein Vater nicht nach weiteren Details fragte, weil Lenson offen gesagt keine Ahnung hatte, was danach kommen sollte.

»Ja!«, bestätigte Tans. »Wenn wir erst ab einem bestimmten Zeitpunkt mit Vollschub beschleunigen, kann uns das Flottenschiff nicht mehr vor der Strommündung einholen. Und bis zu diesem Zeitpunkt sind es noch …« Er warf einen Blick zu Gonre. »… vier Stunden und sechzehn Minuten.«

»Solange die Bransid nicht vorher schneller wird«, sagte Gonre.

»Genau.«

»Und solange unsere Triebwerke die Belastung eines Vollschubs über drei Stunden aushalten, die wir dann brauchen werden, um die Mündung zu erreichen.«

»Genau.«

»Und solange unsere Stoßfelder aktiv bleiben, damit wir von der konstanten Höchstbeschleunigung nicht zu Brei zerquetscht werden.«

»Genau«, sagte Tans gereizt.

»Um Himmels willen, Gonre!«, sagte Tans.

»Wir sollten nicht zu sehr von uns selbst beeindruckt sein, will ich damit sagen«, fasste Gonre zusammen und wandte sich dann an ihren Sohn. »Und du gehst jetzt zurück in deine Kabine. Wir werden hier sehr beschäftigt sein, bis wir die Mündung erreichen.«

»In meiner Kabine gibt es nichts zu tun«, beschwerte sich Lenson.

»Aber sicher. Es heißt: lernen.«

Lenson stöhnte und trottete in Richtung seiner Kabine, die zwar nur die ungefähre Größe einer Besenkammer hatte, aber die zweitluxuriöseste Unterkunft im Schiff war, gleich nach der seiner Eltern, die so groß war wie zwei Besenkammern. In seiner Kabine aktivierte Lenson sein Tablet, doch statt zu lernen, schaute er ein paar Stunden lang Zeichentrickfilme, bis das Programm plötzlich vom Bildschirm verschwand und durch Unterrichtsmaterial ersetzt wurde. Lenson stöhnte erneut und ärgerte sich über seine Mutter, die angeblich beschäftigt war, aber trotzdem die Zeit fand nachzuschauen, was er machte. Widerstrebend begann er damit, seine Religionslektion zu lesen, in der es um Rachela ging, die Prophetin, das erste Oberhaupt und die erste Imperatox der Interdependenz.

Lenson war im Allgemeinen kein toller Schüler, aber Religionslektionen fand er besonders langweilig. Weder er noch seine Eltern waren auf irgendeine Weise religiös, und sie hielten sich genauso wenig an die Grundsätze der Interdependenten Kirche wie an die irgendeiner anderen Konfession. Sie waren keineswegs gegen die Kirche oder

Über den Mangel an Religiosität in der Familie Ornill konnte man bestenfalls sagen, dass es in erster Linie die Kirche der Interdependenz war, an der sie nicht teilhatten. Lenson wusste zwar, dass es auch andere Religionen gab, aber er wusste so wenig über sie, dass sich nicht behaupten ließ, er würde sie ablehnen oder ignorieren. Für ihn standen sie gar nicht zur Debatte.

Über die Kirche der Interdependenz hingegen wusste er zumindest ein wenig. Da es die offizielle Religion der Interdependenz war, hatte die Kirche den Vorteil, dass Informationen darüber zur Pflichtlektüre im Unterrichtsmaterial gehörten, das jedes Kind im Imperium während der Schulbildung verwenden musste. Man lernte etwas über die KdI und die Prophetin-Imperatox Rachela, ob man nun daran glaubte oder nicht und ob es einen interessierte oder nicht.

Zum einen das, und außerdem feierten die Ornills den Imperatox-Tag, der auf Rachelas Geburtstag im Standardkalender fiel, genauso wie alle anderen, und zwar als Vorwand, um länger zu schlafen, Geschenke auszutauschen und sich vollzufressen.

In Lensons derzeitigem Unterrichtsmaterial ging es nicht um den Imperatox-Tag oder um Geschenke oder Völlerei, was er bedauerlich fand. Vielmehr ging es um Rachelas Prophezeiungen, ihre Verkündigungen der Zukunft, die für die Verschmelzung der verschiedenen Sternensysteme mit

Lauter Sachen, die stinklangweilig waren, fand Lenson. Nicht nur, weil das Unterrichtsmaterial, das auf Leser im Standardalter von zehn bis zwölf Jahren zugeschnitten war, nicht genauer auf die Prophezeiungen oder ihre Auswirkungen einging, sondern simple Aussagesätze bevorzugte, die das Thema in Form pädagogischer Tatsachen präsentierte, statt als Ausgangspunkt für Interpretationen und Diskussionen (an denen sich Lenson, da er, wie erwähnt, kein allzu toller Schüler war, ohnehin nicht weiter beteiligt hätte). Es lag auch an einem unklaren Gefühl, das Lenson überkam, während er von den Prophezeiungen las, etwas, das er gar nicht in Worte hätte fassen können, selbst wenn er es versucht hätte.

Hätte er es jedoch versucht, wäre es ungefähr auf Folgendes hinausgelaufen: He, weißt du, wenn ein komplettes System sozialer, politischer und wirtschaftlicher Herrschaft auf den vagen, allzu leicht falsch interpretierbaren Worten einer einzigen Person basiert, die göttliche Inspiration für sich beansprucht, ist das wahrscheinlich keine so gute Idee, oder?

Der Grund dafür war, dass Lenson genauso wie seine Eltern vor ihm eher praktisch veranlagt war und sich persönlich kaum mit spirituellen, theologischen oder eschatologischen Angelegenheiten befasste. Und all das hatte in der Tat ein dumpfes Gefühl der Beunruhigung zur Folge, die intellektuelle Version der Erfahrung, in ein Stück Kuchen zu

Als Lenson von den Prophezeiungen las, vermittelte es ihm denselben unangenehmen, nicht näher bestimmbaren Eindruck intellektueller Unzufriedenheit, die sich zu seiner Langeweile gesellte. Also reagierte er auf die einzige logische Weise, zu der er imstande war: Er schlief ein, mit dem Tablet in der Hand. Das war eine ausgezeichnete Lösung, bis die Agreed plötzlich heftig durchgeschüttelt und Lenson von seiner Koje geworfen wurde. Ein tosender Wind rauschte durch seine Kabine und saugte einige Sekunden lang die Luft ab, bis die Kabinentür zuschlug.

Lenson lag auf dem Boden, rang verwirrt um Atem, fragte sich, was gerade geschehen war, und horchte auf mehrere helle Pfeifgeräusche in seiner Kabine. Die Tür war zu, aber die Versiegelung war nicht perfekt. Zeitgleich hatte sich die Lüftung seiner Kabine geschlossen, als die Atmosphäre in die falsche Richtung hindurchgeströmt war, doch auch dort gab es ein paar winzige Stellen, wo die Luft die Versiegelung umging.

Als Kind, das sein ganzes Leben in einem Raumschiff verbracht hatte, musste man Lenson nicht mehr erklären, was diese Pfeifgeräusche bedeuteten. Er ging zur Tür und drückte

Sein Tablet pingte, und als Lenson antwortete, war seine Mutter am anderen Ende. Nachdem sie ein paar Sekunden lang erleichtert geweint hatte, weil ihr Sohn noch lebte, teilte sie ihm mit, was geschehen war.

»Diese Arschlöcher haben auf uns geschossen«, sagte sie, und es war das erste Mal, dass Lenson dieses spezielle Schimpfwort aus dem Mund seiner Mutter hörte. »Sie konnten uns nicht einholen, und wir haben nicht auf ihre Funksprüche reagiert. Also haben sie drei Raketen auf uns abgefeuert, kurz bevor wir in den Strom eintraten. Unsere Abwehr konnte sie stoppen, aber eine detonierte zu nahe am Schiff, und Teile der Rakete rissen in deiner Nähe den Rumpf auf. Wir haben diese Bereiche abgeschottet, aber nun haben wir ein Problem.«

»Was für eins?«, fragte Lenson.

»Wir sind jetzt im Strom«, sagte Gonre. »Das bedeutet, dass wir mit der Blase aus Raumzeit rund um das Schiff vorsichtig sein müssen. Wenn wir nicht aufpassen und sie zerreißt, könnte das ganze Schiff in Schwierigkeiten geraten.«

Lenson war klar, dass seine Mutter die Gefahr untertrieb. Der Strom war wie ein Fluss, auf dem ein Raumschiff von einem Sternensystem zum nächsten fuhr, und darin bewegte es sich viel schneller hin und her, als es im Normalraum möglich wäre, wo die Lichtgeschwindigkeit die Höchstgrenze darstellte. Andererseits war der Strom gar nicht wie ein Fluss, sondern ein außerdimensionales Irgendwas, und wenn man ihm direkt ausgesetzt war, würde man einfach

»Also müssen wir auf dem Weg zu dir und bei der Reparatur des Schiffs einfach etwas vorsichtig sein«, sagte Gonre.

»Mom, ich verliere Luft«, sagte Lenson.

Lenson beobachtete, wie sich seine Mutter sehr erfolgreich bemühte, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Wie viel?«, fragte sie.

»Jetzt nur noch wenig. Zuerst habe ich eine ganze Menge verloren, aber dann schloss sich die Tür, und ich konnte sie zusätzlich versiegeln. Trotzdem geht immer noch etwas durch die Lüftung raus.«

Gonre wandte sich für einen Moment von ihrem Tablet ab, um jemanden auf der Brücke anzubrüllen. Dann widmete sie sich wieder ihrem Sohn. »Das werden wir zuerst in Ordnung bringen«, sagte sie, »und etwas mehr Luft zu dir umleiten.«

»Wie lange wird das dauern?«, fragte Lenson.

»Nicht lange«, versprach Gonre. »Kannst du bis dahin tapfer sein?«

»Klar«, sagte Lenson.

Doch als die Luft nach zwei Stunden merklich dünner wurde, hörte Lenson auf, tapfer zu sein, und weinte ein wenig. Nach drei Stunden bekam er eine ausgewachsene Panikattacke, und Tans Ornill musste sich alle Mühe geben, seinen Sohn über die Tablet-Verbindung davon abzuhalten, seinen schwindenden Sauerstoffvorrat wegzuhyperventilieren.

Nach fünf Stunden kam sie zu Besuch.

Lenson blickte zum Gesicht der Prophetin auf, die ihn mit einem abgeklärten und stillen Lächeln ansah, das jedoch nicht ganz ihre Augen erreichte, in der besten Tradition der religiösen Ikonographie in allen Zeitaltern, der zufolge die Götter und Göttinnen, die Propheten und Prophetinnen bestenfalls ein desinteressiertes Hochziehen der Lippen zustande bringen. Dennoch fühlte sich Lenson davon beruhigt und erwärmt.

»Ich habe Angst«, gestand Lenson der Prophetin. Sie lächelte ihm nur ein wenig mehr zu, was ihn jedoch viel mehr tröstete, als es irgendwelche Worte von ihr vermocht hätten. Damit sagte sie ihm (oder zumindest glaubte er das, und warum sollte er in diesem besonderen Moment daran zweifeln?), dass sie gekommen war, weil er zu ihr gebetet hatte, dass sie nur seinetwegen gekommen war und dass ihre Anwesenheit der Beweis war, dass er, Lenson Ornill, überleben würde, und nicht nur das, sondern dass er zudem für große Dinge bestimmt war.

Es war in diesem Moment, als er still in seiner Kabine lag, zur Prophetin aufschaute und sehr langsam blinzelte, dass Lenson Ornill sein Leben der Kirche der Interdependenz weihte.

Die Prophetin lächelte noch etwas länger auf ihn hinab, als würde sie seine Hingabe an ihre Kirche annehmen.

Genau da klapperte die Lüftung, öffnete sich und flutete die Kabine mit Luft. Lenson Ornill saugte den köstlichen Sauerstoff ein, und auf dem Höhepunkt religiöser Ekstase fiel er in Ohnmacht.

Lenson blickte zu seinem Vater und seiner Mutter auf, die sich gemeinsam über sein Krankenbett beugten, beide so überaus erleichtert, dass ihr Sohn am Leben war, und erkannte, dass sie die Offenbarung, die er erlebt hatte, niemals anerkennen oder verstehen würden. Also traf er die, wie er in diesem Moment dachte, äußerst reife Entscheidung, seine Eltern aus der Sache herauszuhalten, nickte in scheinbarem Einverständnis mit seinem Vater und ließ zu, dass die beiden das Thema wechselten. Nun ging es um diesen Drecksack Witt, dem sie bittere Rache schworen und der sich, wie Lenson sehr viel später erfuhr, ungefähr ein Jahr nach dem Angriff auf die Agreed unvermutet auf der falschen Seite einer Luftschleuse wiederfand. Gerüchten zufolge hatte Witt erneut mit dem Ehepartner der falschen Person geschlafen, aber Lenson glaubte, es könnten noch andere Faktoren im Spiel gewesen sein, in die seine Eltern auf irgendeine Weise involviert gewesen sein mochten.

Zu dem Zeitpunkt, als Lenson schließlich von Witts unzeitiger Begegnung mit dem kalten, dunklen Vakuum des Weltraums hörte, befand er sich gar nicht mehr an Bord der

»Klingt nach Hypoxie«, erklärte ihm Ned Khlee, einer seiner Mitbewohner im ersten Studienjahr, während einer informellen spätabendlichen Gesprächsrunde und nahm einen Schluck Frado, ein leicht psychotroper Likör, bevor er ihn an Lenson weiterreichte.

»Das war keine Hypoxie«, sagte Lenson, nahm den Frado entgegen und reichte ihn unverzüglich nach rechts weiter.

»Ich meine, du hattest mit Hypoxie zu tun, richtig?«, sagte Sura Jimn, sein anderer Mitbewohner, als die Flasche ihn erreichte. »Dein Schiff hatte ein Leck. Luft ist in den Weltraum entwichen. Deine Kabine hat über Stunden Sauerstoff verloren.«

»Ja«, räumte Lenson ein. »Aber ich glaube nicht, dass ich sie deswegen gesehen habe.«

»Mit ziemlicher Sicherheit«, sagte Khlee und griff an Lenson vorbei, um sich den Frado von Jimn zurückzuholen.

»Also hatte keiner von euch je eine Vision von Rachela? Niemals?«, fragte Lenson verunsichert.

»Nie«, sagte Khlee. »Ich hatte einmal die Halluzination einer Eidechse, aber damals war ich ziemlich high.«

»Das ist nicht dasselbe«, sagte Lenson.

»Es ist ungefähr dasselbe«, sagte Khlee und trank einen weiteren Schluck aus der Flasche. »Noch etwas mehr hiervon, und ich sehe sie vielleicht ein weiteres Mal.«

»Die Kirche der Interdependenz ist im Wesentlichen eine praktische Religion«, erklärte ihm Reverend Huna Prin, Lensons Studienbetreuerin, während einer frühen Zusammenkunft, als Lenson entschieden hatte, dass er Rat in dieser Sache benötigte und Prin die einzige Person zu sein schien, die verpflichtet war, seine Probleme ohne unangemessene Vorurteile anzugehen. »An sich neigt sie nicht zum Mystizismus, weder in ihren Glaubensgrundsätzen noch in der täglichen Praxis. Sie steht beispielsweise dem Konfuzianismus viel näher als dem ursprünglichen Christentum.«

»Aber auch Rachela hatte Visionen«, warf Lenson ein und hielt die Taschenbuchausgabe von Kowals Die kommentierten Prophezeiungen von Rachela I. hoch, die er zufällig bei sich hatte und mit der er nun vor seiner Betreuerin herumwedelte.

»In der Tat«, stimmte Prin zu. »Und natürlich geht es bei einer der wichtigsten Diskussionen innerhalb der Kirche um die Natur dieser Visionen. Waren es Visionen, eine tatsächliche Kommunikation mit dem Göttlichen, oder ›Visionen‹« – Lenson spürte die Anführungszeichen vor und hinter dem Wort – »als Parabeln gemeint, die einer geteilten

»Diese Debatten wüten durch die ganze Geschichte der Kirche«, sagte Lenson zustimmend und zitierte einen Primärtext, den er in jüngeren Jahren gelesen hatte. Damals hatte er sich die geistreichen frühen Theologen vorgestellt, wie sie sich im brisanten Kampf um die Seele der Kirche gegenseitig angriffen.

»Nun, wüten ist vermutlich übertrieben«, sagte Prin. »Ich glaube, während des Fünften Kirchentages warf Bischöfin Chen eine Tasse Tee nach Bischof Gianni, aber dabei ging es weniger um die fundamentale Natur der Visionen, sondern eher um die Tatsache, dass Chen ständig von Gianni unterbrochen wurde und sie irgendwann genug davon hatte. Im Großen und Ganzen liefen diese frühen Debatten geordnet ab und befassten sich mit den praktischen Aspekten, wie diese Visionen präsentiert werden sollten. Den frühen Bischöfen war sehr wohl bewusst, dass charismatische Religionen die Neigung zu Schismen und Spaltungen entwickeln, was der grundsätzlichen Idee der Interdependenz entgegensteht.«

»Es gibt doch bestimmt andere, die ähnliche Visionen hatten wie ich«, sagte Lenson zu Prin, und wenn er später an das Gespräch zurückdachte, erinnerte er sich an den flehenden Tonfall der Frage.

»In der Geschichte der Kirche sind hin und wieder Priester und Bischöfe verzeichnet, die behaupteten, religiöse Visionen gehabt zu haben, und die sie als Rechtfertigung für Spaltungsversuche benutzten«, räumte Prin ein. »Die

»Was passiert dann?«

»Wenn ich mich recht entsinne, werden Priester mit angeblichen Visionen üblicherweise wegen undiagnostizierter psychischer Erkrankungen in medizinische Behandlung überwiesen, um therapiert und in den Dienst zurückgeschickt oder in den Ruhestand versetzt zu werden, falls die Priester weiterhin darauf bestehen.«

Lenson runzelte die Stirn. »Also werden sie von der Kirche für verrückt erklärt.«

»›Verrückt‹ ist ein sehr belasteter Begriff. Man sollte eher davon sprechen, dass die Kirche das praktische Problem erkannt hat, dass Visionen üblicherweise nicht göttlich inspiriert, sondern das Resultat anderer, weniger dramatischer Phänomene sind. Eine solche Erklärung ist besser, als zuzulassen, dass der Zustand fortbesteht, und möglicherweise die Gefahr eines Schismas einzugehen.«

»Aber ich hatte eine Vision, und ich bin psychisch gesund.«

Prin zuckte mit den Schultern. »Klingt für mich nach Hypoxie.«

Lenson wischte das beiseite. »Was passiert, wenn ein Imperatox behauptet, Visionen zu haben?«, wollte er wissen. »Die Imperatoxe sind die faktischen Oberhäupter der Kirche. Müssten auch sie sich einem Prüfungsverfahren unterziehen?«

»Das weiß ich nicht«, räumte Prim ein. »So etwas hat es seit Rachela nicht gegeben.«

»Niemals?«, fragte Lenson skeptisch nach.

»Also finden Sie, ich sollte meine Vision einfach auf den Sauerstoffmangel schieben.«

»Ich finde, du solltest deine Vision als Geschenk betrachten«, sagte Prin und hob eine Hand, um ihren Studenten zu beschwichtigen. »Wie auch immer sie zu dir kam, sie inspirierte dich zu einem Leben im Dienst der Kirche, und das ist ein Segen für dich, und es hat das Potential, zu einem Segen für die Kirche zu werden. Sie hat bereits dein Leben verändert, Lenson. Bist du glücklich mit dem Weg, auf den sie dich gebracht hat?«

»Ja«, sagte Lenson und meinte es auch so.

»Na also«, sagte Prin. »Insofern spielt es keine Rolle, ob die Vision göttlich inspiriert oder die Folge einer vorübergehenden Sauerstoffunterversorgung war. Was jedoch eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass du im Anschluss daran – und während du ausreichend mit Sauerstoff versorgt warst – entschieden hast, die Kirche zu deiner Berufung zu erwählen. Also wollen wir beide das Beste daraus machen, ja?«

Lenson beschloss, das Beste daraus zu machen, und stürzte sich in sein Seminarstudium. Einige seiner frühen Wahlfächer befassten sich mit dem Mystizismus der Kirche der Interdependenz, doch paradoxerweise wurde das Thema auf sehr trockene und unspannende Art unterrichtet. Die Herangehensweise an Schriften, die andernfalls vielleicht verboten wären oder als häretisch eingestuft würden, bestand darin, sie nicht zu meiden, sondern die Romantik darin durch Bände voller Kommentare zu ersticken, die

Zwei Dinge passierten mit Lenson. Das Erste war ganz einfach, dass die alltäglichen Anforderungen seiner theologischen und priesterlichen Ausbildung die Oberhand gewannen. Die Zeit und das Interesse, die er auf die esoterischeren Aspekte der Kirche verwenden konnte – auch wenn sie sich letztlich als recht geringfügig erwiesen –, schrumpften, während er die eher prosaischen Inhalte des Dienstes und des Engagements in der Gemeinschaft bewältigte. In Xi’an und Nabe beobachtete er Priester und Kirchenangestellte und half ihnen bei der Verrichtung ihrer Pflichten, die auch er eines Tages übernehmen würde. Es war schwieriger, sich weiter für die Esoterik der eigenen Religion zu interessieren, wenn man für die Kerzenausstattung eines Gottesdienstes zuständig war.

Das Zweite war, dass sich Lensons grundsätzlich praktisches Wesen, das er durch Natur und Umwelt von seinen Eltern übernommen hatte und das selbst auf dem Höhepunkt seiner religiösen Bekehrung nie ganz unterdrückt worden war, langsam und sicher wieder durchsetzte, befördert durch die weltlicheren Aspekte der Kirche der Interdependenz. Lenson stellte fest, dass ihm die Routinen und die stillen Überwachungsmethoden der Kirche zusagten und er gut damit zurechtkam. Im Laufe seiner Jahre am Seminar verwandelte er sich in den Augen seiner Professoren und Mitstudenten von einem Kuriosum zu einem vorbildlichen Seminaristen, der sich durch sein Potential für einen Aufstieg in der Kirche auszeichnete.

Als sich Lenson, nun Bischof Ornill, in der Kirche der Interdependenz weiter hinauf- und tiefer hineinbewegte, wurde das Ereignis, das ihn zum Kircheneintritt angestiftet hatte, die Vision der Prophetin Rachela, in seinen Erinnerungen immer unbedeutender. Aus einem inspirierenden Moment der Bekehrung wurde irgendwann eine stille Quelle seines Glaubens, dann ein seltsames Ereignis, das zu einer Lebensentscheidung geführt hatte, dann eine Geschichte für enge Freunde innerhalb der Kirche, dann eine Anekdote für Gemeindemitglieder und schließlich eine Pointe für Cocktailpartys, wo die Sache pflichtschuldig neuen Bekanntschaften aufgetischt wurde, wenn ein anderer Bischof ihn bat, davon zu erzählen.

»Aber es klingt nach einem wunderschönen Augenblick«, sagte einmal eine junge Frau bei einer solchen Party zu ihm.

»Wahrscheinlich war es nur Hypoxie«, erwiderte er auf charmant bescheidene Art.

In einem kleinen Winkel seines Geistes war sich Lenson bewusst, dass es eine Schande war, dass sein einziger Moment der religiösen Ekstase mit der Zeit als Nebenwirkung

Kurz gesagt, es war fast gar nichts Mystisches an Lensons Religion oder später an seinem Glauben. Sein Glaube war sogar stärker als je zuvor. Allerdings war es kein Glaube an die Prophetin Rachela. Es war ein Glaube an die Kirche, die sich von der Prophetin herleitete, eine praktische Kirche, dazu gedacht, durch die Jahrhunderte fortzudauern und dem Imperium zu helfen, das zusammen mit ihr aufwuchs, ebenfalls fortzudauern. Er glaubte an die Kirche der Interdependenz, an ihre Mission, an seine eigene Mission, innerhalb der warmen und soliden und grundsätzlich weltlichen Grenzen ihrer Herrschaft. Er war im Reinen mit seinem praktischen Glauben.

Dieser Bischof Lenson Ornill war es, der gemeinsam mit all den anderen Bischöfen der Kirche der Interdependenz, die sich in der verfügbaren Zeit versammeln ließen, auf dem Gestühl der Kathedrale von Xi’an saß und auf Imperatox Grayland II. wartete, die ungewöhnlicherweise beschlossen hatte, vor der Führungsebene ihrer Kirche zu sprechen, und

Das sorgte für Stirnrunzeln, da seit Menschengedenken kein anderer Imperatox einen solchen Entschluss gefasst hatte. Der letzte, der es getan hatte, war Erint III. gewesen, und zwar vor über dreihundert Standardjahren, und dabei war es um das eher trockene Thema gegangen, die Grenzen der Kirchenbezirke neu zu ziehen, damit die Bistümer besser den jeweiligen Bevölkerungsanteilen entsprachen. Die derzeitigen Diözesen waren in dieser Hinsicht völlig angemessen, darum konnte es sich also nicht handeln.

Gleichermaßen hatte Grayland II., die von den Bischöfen in der Rolle der Imperatox als angenehm untauglich betrachtet wurde, bis zu diesem Zeitpunkt keine besondere Affinität für die Kirche als Instanz an den Tag gelegt. Sie war in letzter Zeit mit einer versuchten Rebellion durch die Familie Nohamapetan und einem theoretischen Problem bezüglich der Stabilität der Ströme innerhalb der Interdependenz beschäftigt gewesen, und nichts davon hatte in direktem Zusammenhang mit der Kirche, ihren Tätigkeiten oder ihrer Mission gestanden.

Die Vorstellung, dass sich die Imperatox in einer kirchlichen Angelegenheit an die Bischöfe wenden könnte, war erstaunlich und, wie manche sagen würden, sogar empörend. Das allgemeine Empfinden der versammelten Bischöfe ging dahin, dass sie bereit waren, sich nachsichtig anzuhören, welchen Träumereien auch immer ihre junge Imperatox anhängen mochte, um anschließend zum formellen Empfang überzugehen, ein paar Häppchen zu sich zu nehmen und sich mit ihr fotografieren zu lassen, worauf

Insofern wurde Bischof Lenson Ornill genauso wie die übrigen Bischöfe der Kirche völlig überrumpelt, als Grayland II., im gewöhnlichen Priestergewand statt in ihrer Kardinalstracht, an die Kanzel trat und ihre Rede folgendermaßen begann: »Vor vielen Jahren hatte unsere Vorfahrin und Vorgängerin Rachela Visionen. Diese wundersamen Visionen brachten unsere Kirche hervor, diese Kirche, dieses Fundament, auf dem unsere gesamte Zivilisation ruht. Meine Brüder und Schwestern, wir haben gute Neuigkeiten. Auch wir hatten Visionen. Wundersame Visionen. Übernatürliche Visionen. Visionen, die über die Mission unserer Kirche sprechen sowie über ihre Rolle in den turbulenten Zeiten, an deren Abgrund wir stehen. Freut euch, Brüder und Schwestern. Unsere Kirche wird zu einer neuen spirituellen Erweckung aufgerufen, zur Rettung der Menschheit in dieser Welt und der nächsten.«

Lenson Ornill nahm die Worte von Grayland II. in sich auf, ihre Intention und ihren Sinn – was sie für die Kirche bedeuteten, wie er sie verstand, für seinen Glauben, wie er ihn entwickelt hatte, und für den Ursprung seiner Hingabe an beide Dinge, in jener kleinen Kabine eingesperrt, um Atem ringend, vor langer, langer Zeit. Und dann, ohne dass er es wollte, äußerte er die Worte, die auf den Punkt brachten, was er in diesem epochalen Augenblick empfand.

»Ach du Scheiße!«, sagte er.