Not A Star

Dass mein Sohn der Star eines Pornofilms ist, fand ich heraus, als Karen Glenister, die zwei Häuser die Straße runter wohnt, mir einen Umschlag durch den Briefschlitz steckte. Im Umschlag steckten ein Video und ein Zettel:

Liebe Lynn,

es ist eigentlich nicht meine Art, den Leuten Schmuddelfilme in den Briefkasten zu stecken! Aber ich könnte mir denken, dass der hier Dave und Dich interessiert! Er gehört nicht mir, möchte ich noch hinzufügen! Carl war am Freitagabend noch bei einem Freund, nachdem sie einen trinken waren, und der hat dieses Video eingelegt, Du weißt ja, wie Jungs sind! Und Carl hat jemanden erkannt, den Ihr kennen dürftet. Er hat sich gar nicht wieder eingekriegt vor Lachen. Ich hatte ja keine Ahnung!

Hat er das von seinem Dad?!? Wenn ja, hast Du das aber schön für Dich behalten!!!!

Gruß

Karen

Typisch, oder? Auf so was kommt auch bloß dieses Miststück Karen Glenister. Die arbeitet im Krankenhaus als Schwester, also kennt sie alles und jeden. Und wenn die was erfährt, dann erzählt sie’s dem Nächstbesten weiter, ob’s den was angeht oder nicht und ob’s den interessiert oder nicht. Von Daves Beschnippelung wusste sie rund zehn Minuten vor mir, und fünf Minuten später wusste die halbe Stadt Bescheid. Alles muss über sie laufen. Sie ist der Verkehrsknotenpunkt für Klatsch und Tratsch. Und prompt war es ihr Sohn, der Marks Film sah; das musste ja so kommen. Das ist hier so Gesetz.

 

Ich war allein zu Hause, als ich den Umschlag von der Fußmatte nahm. Dave war noch bei der Arbeit, und Mark geht mittwochs nach dem College noch auf den Bolzplatz. Ich riss den Umschlag am Küchentisch auf, las den Zettel und sah mir das Video an, dessen Titel ... Hören Sie, wenn ich diese Geschichte erzählen soll, muss ich ein paar Wörter in den Mund nehmen, die Sie vielleicht schweinisch finden. Aber wenn ich sie nicht sage, verstehen Sie nicht, warum ich so schockiert war. Also. Der Film hieß Drei Schwengel für Charlie, und auf dem Cover war ein Bild von Mark. Er stand hinter einer Frau mit riesigen Möpsen, auf denen seine Hände lagen, sodass man ihre Nippel nicht sehen konnte.

Mir wurden die Knie weich. Ich konnte nicht aufstehen und bekam kaum noch Luft. Den Film hatte ich da noch nicht gesehen und gönnte mir noch den Luxus der Einbildung, mein Sohn würde nicht viel tun, außer hinter barbusigen Frauen zu stehen, deren Nippel er mit den Händen abdeckte. Ich glaube, es könnte sogar einen kurzen Augenblick gegeben haben, wo ich mir gesagt habe, Mark wäre einfach gentlemanlike gewesen – da stand dieses arme Mädchen auf einmal ohne Bluse da, aber Gott sei Dank war Mark bei der Hand und konnte ihre Blöße bedecken ... wenn Sie Kinder haben, wissen Sie ja, wie das ist. Das Schlimmste glaubt man immer erst, wenn man keine andere Wahl mehr hat.

Ich konnte es einfach nicht fassen. Mark!, dachte ich. Mein Mark! Mark, der immer am Küchentisch saß und sich mit den Englischhausaufgaben mühte, die ihm so schwerfielen, dass er Abend für Abend seinen Kuli durchkaute! Anfangs verstand ich nicht, warum ich das Video gerade wegen dieser Erinnerung nicht für echt halten konnte. Es musste doch Millionen von Menschen geben, die ihren Lebensunterhalt damit bestritten, sich auszuziehen, und jedem Einzelnen von denen fielen die Englischhausaufgaben wahrscheinlich schwer. Oder bin ich da voreingenommen? Kann man Bestnoten in Englisch kriegen und dann der Star in einem Film namens Drei Schwengel für Charlie werden? Kann man sich kaum vorstellen, oder?

Aber dann reimte ich mir zusammen, warum das Kulikauen nicht zu einer Pornokarriere passte. Mark ist ... na ja, er ist nie irgendwo der Star gewesen. Er wollte eine Ausbildung in Richtung Reise und Freizeit machen, damit er in einem Sportzentrum arbeiten kann, aber das Büffeln fällt ihm schwer. Wir fragen uns manchmal, ob das zu viel für ihn ist und ob er zu hoch hinauswollte. Als ich ihn jedenfalls auf dem Cover von dem Video gesehen hab, ist mir klar geworden, dass wir ihn immer als ... ich weiß nicht, nichts Besonderes gesehen haben. Ich meine, natürlich ist er was Besonderes, weil er unser Sohn ist. Aber ich hatte den Eindruck, die Worte, die er in den letzten paar Jahren am häufigsten von mir zu hören bekommen hatte, waren »Macht doch nichts«. Zeugnisse, Prüfungsergebnisse, Stellenbewerbungen, Testtrainings beim Fußball, Freundinnen: »Macht doch nichts«, »Macht doch nichts«, »Macht doch nichts«. Ich kenn eigentlich keine Pornos, nur das, was im Spanienurlaub damals im Fernsehen kam, als wir plötzlich auf diesen deutschen Kabelkanal gestoßen sind. Aber wenn mir jemand gesagt hätte, Mark wäre in einem aufgetreten, und ich dann hätte raten sollen, was er wohl für eine Rolle hat, hätt ich unter Garantie gesagt, er wäre der Ehemann, der seine Frau mit dem Fensterputzer im Bett erwischt oder so. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er’s aufs Cover schaffen könnte. Eigentlich ein Jammer, wie wenig man seinen Kindern zutraut, oder?

Und jetzt musste ich mich quasi auf ein völlig neues Leben einstellen – ein Leben, in dem Mark etwas Besonderes hatte, das ihn von allen anderen unterschied. Auch wenn ich da noch keine Ahnung hatte, was dieses Etwas war. Das war dann der nächste große Schock.

 

Ich weiß, das klingt jetzt komisch, aber wahrscheinlich hatte ich seit Marks Geburt nicht mehr über seinen Penis nachgedacht. Also, nicht dass ich damals so viel über ihn nachgedacht hätte, aber es war einfach das letzte Mal, dass er mir etwas bedeutete. Am Tag seiner Geburt war sein Penis einfach das, was ihn ausmachte, um’s mal so zu sagen. Die Hebamme hielt ihn hoch und sagte »Es ist ein kleiner Junge«, und ich sah hin, und da war einer. Und deshalb wurde Mark Mark und nicht Olivia, wie er nämlich geheißen hätte, wenn er keinen gehabt hätte. Und danach ... Na ja, ich hab ihn gewaschen und alles, bis er dafür selber groß genug war, und damit hatte es sich. Unsere Beziehung war vorbei. Auch als er dann seine ersten Freundinnen hatte und Dave und ich uns fragten, ob er wohl mit denen schlief, hab ich über diesen Teil von ihm nie nachgedacht. Ich hab Dave gesagt, er soll ihm die ganze Sache mit der Verhütung und so erklären, und wenn ich an sein Geschlechtsleben dachte ... also, daran hab ich möglichst nicht gedacht. Einmal, da muss er ungefähr siebzehn gewesen sein, bin ich an einem Donnerstagnachmittag zufällig in sein Zimmer gekommen, und Lisa war bei ihm, seine damalige Freundin. Sie waren nicht etwa nackt, aber sie machten eben auch keine Hausaufgaben, und er fasste sie überall an. Ich bin einfach wieder rausgegangen und hab Dave später gesagt, er soll mit ihm mal darüber reden, was bloß werden soll, wenn sie von ihm schwanger wird, was ihn das kosten würde. (Ich hab’s Dave überlassen, wie er ihm das verklickert, denn – macht doch nichts, macht doch nichts – ich konnte das nicht.) Aber gesagt hab ich nie was. Nur hätt ich auf das verzichten können, was ich da gesehen hab. Es war, als hätte ich Mum und Dad in flagranti ertappt. Es gibt garantiert sogar ein ganzes Buch über Sex und die Familie, schließlich ist das so ein wichtiges und schwieriges Thema. Das Problem ist bloß, man möchte es nicht lesen, stimmt’s?

 

Das alles ging mir durch den Kopf – Marks Penis und Sex und Familie und so –, als ich das Video einlegte. Ich hab nicht alles gesehen. Konnt ich einfach nicht. (Und zwar nicht, weil da Mark zu sehen war, oder weil es so versaut war, sondern weil es einfach Mist war, billig, vulgär und deprimierend, wie eine Nacktversion alter Sitcoms aus den Siebzigern. Die Frau mit den großen Brüsten sollte beispielsweise Französin sein, also sagte sie natürlich »O, là, là!«. Das war so ziemlich alles, was sie sagte.) Aber ich hab genug gesehen, um zu verstehen, warum Mark auf dem Cover war. Das war der Größte, den ich je gesehen hab. Okay, ich hab nicht viele gesehen, aber man sieht die heute ja mehr als früher, nicht wahr? Man sieht sie in Filmen, und die Kolleginnen pinnen manchmal Poster und Postkarten an die Wand, und Dave ist auch nicht der einzige Mann, mit dem ich je geschlafen hab. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die, die ich kenne, alle so ziemlich dieselbe Größe hatten. Aber Marks ... Der sah aus, als würde er gar nicht zu ihm gehören. Der sah aus wie ein Special Effect. Aber er musste echt sein, denn niemand bei klarem Verstand hätte Mark in so einem Film auftreten lassen, wenn es nicht wegen seinem Ding gewesen wäre. Schauspielern kann er ums Verrecken nicht, und wenn er redet, versteht man kaum was, weil er so nuschelt, und wie Tom Cruise sieht er auch nicht gerade aus. Er sieht okay aus, nehm ich mal an, aber keiner würde ihm deswegen so einen Protzpenis bauen. Mark war also doch etwas Besonderes. In der Hinsicht mussten wir also keineswegs »Macht doch nichts« sagen.

Sie sagen sich jetzt wahrscheinlich »Häh? Die hatte keinen blassen Schimmer? Also ist die jetzt blind oder blöd?«. Und als der Film weiterging und ich sah, wie sich die Mädchen ungläubig die Augen rieben (darauf beschränkten sie sich nicht, aber es gab eine Menge Augenreiben, und dafür war ich ganz dankbar), versuchte ich auseinanderzuklamüsern, ob ich in den letzten Jahren irgendwelche Hinweise übersehen hatte.

Als Erstes fiel mir wieder ein, dass er was gegen Gemeinschaftsduschen gehabt hatte – an der Schule hatte es deshalb irgendwelche Scherereien gegeben, und am Ende mussten wir seinem Sportlehrer einen Brief schreiben. Weder Dave noch ich stellten ihn je zur Rede, um zu erfahren, was genau das Problem gewesen war; er hatte einfach nur gesagt, er hätte was dagegen und würde sich dabei nicht wohlfühlen. Dave machte sich sogar Sorgen, er könne schwul sein, aber wir hatten schon ein paar Männermagazine unter seinem Bett gefunden, die Theorie brachte also nichts. Und dann erinnerte ich mich an die Sache mit den Hosen. Er hat immer weitgeschnittene Hosen bevorzugt – er hat nie Jeans oder so getragen, und wir haben ihn deswegen immer ein bisschen aufgezogen, weil er am Ende so brav aussah. Er hat mehr Anzüge als jeder andere Dreiundzwanzigjährige – die kauft er sich bei Oxfam und in anderen Secondhandläden – und unzählige legere Bundfaltenhosen, wie meine Mum die nannte, also Flanellhosen mit Bügelfalten. Andere Jugendliche fand er immer verwahrlost und dreckig und sagte, niemand wüsste mehr, wie man sich anständig anzieht, aber jetzt wurde mir klar, dass er diesen Stil gewählt hatte, um sich aus der Klemme zu ziehen, wenn man so will. Seine Kleidung passte irgendwie nie zum Rest seiner Persönlichkeit oder zu seiner Lieblingsmusik oder zu den Freunden, mit denen er abhing, von daher haben wir das nie ganz verstanden, aber das lag daran, dass uns die erforderlichen Informationen fehlten. Und außerdem wollte er irgendwann nicht mehr, dass ich ihm Unterwäsche kaufe. Das packte er ganz clever an, er sagte nämlich, damit würde ich mich nicht auskennen, also mit Unterhosen, Socken und Unterhemden, aber im Rückblick ist natürlich klar, dass er sich eigentlich nur wegen der Unterhosen Sorgen machte. Slips mochte er nicht; er trug grundsätzlich nur Boxershorts, die für mich wie Badehosen aussehen, aber innen ein Netz haben, wo man ihn reinstecken kann. Sie wirken ein bisschen protzig, man würde sie sich eher an einem Nackttänzer vorstellen, und Dave dachte dann wieder eine Weile, Mark könne doch schwul sein. Aber da war der von den Männermagazinen schon zu richtigen Mädchen übergegangen, und ich fand, das wäre doch ein bisschen viel Aufwand, bloß um zu demonstrieren, wie hetero er war. Wir verschwendeten nicht viel Zeit darauf, uns das zusammenzureimen. Er hatte eben seine Macken (wer hat die nicht?), und die Sache war gegessen.

Ich stellte das Video ab und saß einen Augenblick da. Dave musste jede Minute nach Hause kommen und Mark auch, obwohl der mit seinen Bolzkumpels immer noch einen trinken ging, und ich wusste bei beiden nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht musste ich auch gar nichts sagen. Vielleicht musste ich nur zu dieser beschissenen Karen Glenister rübergehen, den Film zurückgeben und ihr einschärfen, wenn sie auch nur ein Sterbenswörtchen über Marks Dingsda verlauten ließ, würde ich ihr eins über die Rübe ziehen. Aber insgeheim wusste ich, dass es dafür zu spät war.

 

Als Dave nach Hause kam, saß ich auf dem Sofa und starrte den dunklen Fernsehbildschirm an.

»Stimmt was nicht?«, fragte er.

»Ich habe gerade einen ziemlichen Albtraum erlebt«, sagte ich.

»Was ist denn los?« Er setzte sich neben mich, nahm meine Hand und sah mich an. Er hatte einen Schreck bekommen, und einen Augenblick lang wusste ich, dass es nicht das Gleiche war, ob man erfährt, dass der eigene Sohn einen Riesenpenis hat oder dass man selber Krebs hat, also versuchte ich zu lächeln.

»Ach, nichts Ernstes. Echt nicht. Bloß ...« Ich hob die Videohülle vom Boden auf und gab sie ihm. Er lachte.

»Was?«, fragte ich.

»Wo hast du das denn her?«

»Von Karen Glenister.«

»Sieht ihr ähnlich. Ist doch witzig.«

»Was soll daran witzig sein?«

»Er sieht ihm ähnlich, oder? Hast du’s ihm schon gezeigt?«

»Noch nicht. Er ist beim Fußball. Dave ...« Ich holte tief Luft. »Das ist Mark.«

Er sah mich an, dann sah er das Video an, und dann sah er wieder mich an.

»Wie meinst du das?«

Ich breitete achselzuckend die Arme aus, weil ich auch nicht wusste, wie ich das anders sagen sollte.

»Mark?«

»Ja.«

»In diesem Film?«

»Ja.«

»Und was macht er?«

Ich zuckte wieder die Achseln, aber diesmal meinte ich, na, was machen die Leute denn so in Pornofilmen?

»Warum?«

»Da musst du ihn schon selber fragen.«

»Nein, ich meine .... wie sind sie auf Mark gekommen? Er ist nicht ... er kann nicht ...«

»Dave«, sagte ich. »Unser Sohn hat den größten ... Dingens, den ich je gesehen hab.«

 

Dann besprachen wir alles, die Unterhosen und das Duschen und die ganze Sache, und es war wie eins von diesen Gesprächen in Emergency Room oder so. Sie wissen schon, ›wie konnten wir das bloß übersehen? Wie konnten wir so blind sein?‹. Nur geht es in ER in der Regel um Prostitution oder Heroinsucht, was viel ernster ist, und die Anzeichen, um die es geht, sind nie so deutlich erkennbar. Die haben bessere Ausreden für ihre Blindheit.

»Er hat das versteckt«, sagte Dave, und da musste ich das erste Mal richtig lachen. »Na, hat er doch, oder? Jahrelang. Verdammter Mist.«

»Was hätte er sonst machen sollen?«

»Keine Ahnung. Er hätte mit uns reden können.«

»Wie denn? Mit mir hätte er nicht reden können.«

»Wieso nicht?«

»Ich bin seine Mutter. So was erzählt der mir nie im Leben. Ich hätt ihn, ehrlich gesagt, auch nicht gelassen.«

»Dann wäre das also meine Aufgabe gewesen?«

»Niemand hatte die Aufgabe. Was hättest du denn machen sollen? Ihn alle paar Monate fragen, wie’s denn so läuft? Es war seine Sache, Dave, und er hatte so schon, ich weiß auch nicht, eine ganze Latte voller Probleme.«

Das Ärgerliche ist, man kann nichts dafür. Egal, was man sagt, alles klingt plötzlich nach Schweinkram, auch wenn man das gar nicht will, und plötzlich reißt man nur noch Witze über das Geschlechtsteil des eigenen Sohns. Es war irgendwie ungesund, aber unvermeidlich, so wie man nun mal Abgase atmet, wenn man an der Autobahn wohnt.

»Willst du den Film sehen?«, fragte ich Dave.

»Nein. Auf keinen Fall. Ich halt das nicht aus.« Ich fand’s komisch, wie er das sagte, weil er das »ich« so betonte, als wäre er was Besseres.

»Je nun, Spaß hat’s mir auch nicht gerade gemacht.«

»Aber du hast ihn gesehen, stimmt’s? Obwohl du da schon sein Bild auf dem Cover gesehen hattest. Du wusstest, was dir blühte.«

»Nein, eigentlich nicht.«

»Tut mir leid«, sagte er nach einer Weile. »Bloß, weißt du ... Bisher war es ein ganz normaler Tag. Ich hab nicht erwartet, dass ich zu Hause feststellen muss, dass mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden ist.«

Ich sagte nichts. Obwohl ich darauf hätte hinweisen können, dass lebensverändernde Tage in aller Regel unerwartet kommen. Ich habe mein halbes Leben lang darauf gewartet, dass das Allerschlimmste passiert, doch bisher ist es nicht eingetreten. Aber wenn es einmal passiert, haut es einen trotzdem um.

 

Mark kam gegen elf. Meistens sind wir dann schon oben und wollen langsam ins Bett, aber aus naheliegenden Gründen waren wir aufgeblieben, und er war überrascht, dass wir noch auf dem Sofa saßen und fernsahen.

»Läuft was Spannendes?«

Dave drehte sich nicht mal zu ihm um.

»Nein. Eigentlich nicht«, sagte ich. »Aber der Film hatte gerade angefangen, und wir wollen noch sehen, wie er ausgeht.«

»Ich mach mir noch ’n Sandwich.«

»Okay, Junge.«

Wenn er an den Fußballabenden aus dem Pub kommt, macht er sich immer noch ein Sandwich, und deshalb hatte Dave ihm das Video auf den Küchentisch gelegt. So wusste er, dass wir ihm auf die Schliche gekommen waren, ohne dass wir was sagen mussten. Weiter hatten wir eigentlich keinen Plan. Wir waren wahrscheinlich davon ausgegangen, es würde Streit geben und dann vielleicht ein Gespräch; aber wir hörten dann nur, wie die Haustür zuknallte.

»Scheiße«, sagte Dave. »Und jetzt?«