Petter Hegre / Inge Schöps
Yoga Pur
Knaur e-books
Petter Hegre, Jg. 1969, ist ein Fotograf und Regisseur aus Norwegen. Er hat am Brooks Institute of Photography in Santa Barbara/USA studiert. Berühmt geworden ist Hegre durch gewagte, technisch anspruchsvolle, puristische Aktfotografien, die auf Einfachheit und Klarheit abzielen. Zusammen mit seiner Frau, dem Model Luba Shumeyko, gibt er das Magazin New Nude heraus. Für YOGA PUR stand Luba, die auch als Yoga-Lehrerin arbeitet, Modell.
Inge Schöps ist zertifizierte Yoga-Lehrerin, Mental Coach und Bestsellerautorin aus Köln. Sie gründete die Yoga-Community Yoga-On und bietet heute Yoga in Verbindung mit Coachings, Workshops und Retreats an. Ihr Yoga: Das große Praxisbuch für Einsteiger und Fortgeschrittene wurde in mehrere Sprachen übersetzt. www.yoga-on.com
eBook-Ausgabe 2015 Knaur eBook
© 2015 O. W. Barth Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur
GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Konzeption und Text: Inge Schöps
Fotografie: Petter Hegre
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: Petter Hegre
ISBN 978-3-426-43448-2
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Wir freuen uns auf Sie!
Für YOGA PUR hätten gut und gerne die Göttinnen Lakshmi und Parvati Pate stehen können, repräsentieren sie doch im hinduistischen Götterhimmel Liebe, Fülle, Reichtum und Schönheit. Die äußere Schönheit des Models in diesem Buch ist offensichtlich. Aber machen wir uns jemals bewusst, dass wir alle einen wunderschönen Körper haben?
Die Handgeste Anjali Mudra beinhaltet eine der Kernaussagen von Yoga: »Namaste. Das Licht in mir verbeugt sich vor dem Licht in dir, wissend, wir sind eins.«
»Willkommen in deinem wunderschönen Körper!« Mit diesem oder einem ähnlichen Satz fangen viele Yoga-Lehrer eine Yoga-Stunde an, um genau dieses Bewusstsein zu schaffen. Wenn wir diesen Satz das erste Mal hören, fühlen wir uns wahrscheinlich im besten Fall nicht persönlich angesprochen oder im schlimmsten Fall verhöhnt. Denn leider wird uns meist nicht beigebracht, uns selbst so wohlwollend zu betrachten, sondern wir sind uns gegenüber eher kritisch eingestellt. Dabei ist es eigentlich ganz einfach! Wie Thukydides so schön sagte: »Schönheit liegt im Auge des Betrachters!«
Wenn wir anfangen, uns selbst liebevoll zu betrachten, entdecken wir unsere ganz eigene persönliche Schönheit, unser Zuhause, unsren wertvollen Tempel. Die körperlichen Praktiken des Yoga zu üben, macht uns unwiderstehlich schön und hält unseren Tempel gut gepflegt, gesund, kraftvoll und geschmeidig zugleich.
Auch wenn wir vielleicht nie die absolute Perfektion in den einzelnen Körperhaltungen, den Asanas, erreichen. Aber das ist vollkommen gleichgültig, denn auf die körperliche Praxis kommt es im Yoga zwar auch, aber bei weitem nicht nur an. Denn Yoga ist weit mehr als Akrobatik und »Cirque du Soleil«!
Mit Yoga lernen wir, neben der äußeren auch unsere innere Schönheit zu entdecken, die ganze Fülle und den Reichtum, die in unserem Inneren verborgen liegen. Aber was macht diese innere Schönheit überhaupt aus? Und was bedeutet es, aus dem Vollen zu schöpfen und unser Potenzial voll zu entfalten? Ist es nicht das, was wir uns alle wünschen: uns eins zu fühlen, mit uns selbst und mit allem um uns herum. Uns frei zu fühlen, ruhig und gelassen zu sein, ganz unsere stabile Mitte spürend und das Leben sinnlich und sinnvoll lebend. Genau diese innere Haltung, dieses Lebensgefühl können wir mit Yoga kultivieren – auf und jenseits der Matte.
Die Praktiken des Yoga sind hervorragend dazu geeignet, sich und die Welt in Gänze zu erforschen und überall dort Licht hinzubringen, wo die Sonne sonst nicht scheint.
Schön ist eigentlich alles,
was man mit Liebe betrachtet.
Je mehr jemand die Welt liebt,
desto schöner wird er sie finden.
CHRISTIAN MORGENSTERN
Yoga ist ein Weg nach innen, ein Weg in die Freiheit von äußeren Umständen! Wir befreien uns nach und nach von Ideen, Vorstellungen, Konzepten, wie die Dinge sein sollten, befreien uns von unseren Limitierungen, die verhindern, dass wir unser Leben genau so gestalten, wie wir es wollen und können.
Die Yoga-Philosophie bietet eine Art Hilfsprogramm, das die Quintessenz aller heute praktizierten Yoga-Stile ist und sozusagen den puren Yoga darstellt – nämlich den Achtgliedrigen Pfad (Ashtanga Marga) von Patanjali, dem Verfasser des maßgeblichen Leitfadens der Yogis, den Yoga-Sutras. Dieses Yoga-Programm umfasst neben der rein körperlichen Praxis auch mentale bzw. meditative Übungen und das Einhalten eines ethischen Verhaltenskodex, den »Dos« und den »Don’ts« eines Yogi. All diese Praktiken zielen darauf ab, die Qualitäten zu kultivieren und zu stärken, die uns die äußere und innere Schönheit des Lebens im Allgemeinen und in uns selbst im Besonderen entdecken lässt.
YOGA PUR stellt die Grundzüge der philosophischen Konzepte des Yoga und den Achtgliedrigen Pfad mit inspirierenden Texten und Zitaten vor. Und was könnte besser passen als die ästhetischen und puristischen Yoga-Fotos von Petter Hegre, um die Yoga-Philosophie von Freiheit und Schönheit zu präsentieren und optisch zu untermalen! Wir lassen uns von den Fotos erzählen, was sie über Yoga jenseits der rein körperlichen Aspekte aussagen. Ansonsten lassen wir die Bilder für sich selbst sprechen, denn YOGA PUR lebt von der Ästhetik und Schönheit der Fotos.
Viel Spaß auf Ihrer Reise in die Freiheit wünscht Ihnen
Inge Schöps
Die aufrechte weite Grätsche im Sitzen (Upavhishta Konasana) ist ein Beispiel der vielen Körperhaltungen (Asanas), die hervorragend dazu geeignet sind, um sich und die Welt in Gänze zu erforschen.
So widrig und kompliziert die Umstände für eine Lotospflanze auch sein mögen, so schön erblüht sie dennoch in all ihrer Pracht (gebundener Lotossitz in Rückansicht, Baddha Padmasana).
Die Konzentration auf das Äußere lässt uns unsere Lebenssituationen meist als sehr kompliziert erscheinen. Wir fühlen uns den Turbulenzen des Lebens ausgesetzt, abhängig von äußeren Umständen, von Alter, Job, Kontakten, Wohlstand, Wetter, um nur einige zu nennen. Wir sind so eng mit ihnen verwoben, dass wir nicht das Gefühl haben, frei über unsere Geschicke und über unser Befinden entscheiden zu können.
Wir meinen, wir wären an unsere Erfahrungen, Glaubenssätze und Muster gebunden, und fühlen uns oft eingeschränkt von Beurteilungen und Zwängen, von Erwartungen, Ängsten, Meinungen, Ideen und Vorstellungen, wie die Dinge und wir selbst zu sein hätten. Wie schön wäre es doch, diese Fesseln zu sprengen und die hemmenden Tendenzen in uns zu transformieren. Allerdings entpuppt sich unser Geist als ausgewachsener Störenfried auf dem Weg zur Transformation, die uns Seelenfreiheit verspricht. Die Gedanken und Gefühle, die äußere Umstände in uns auslösen, reißen uns immer wieder aus dem Zustand der Freiheit heraus, der im yogischen Sinne unser natürlicher Zustand ist. Wer kennt das nicht: Wir sitzen eigentlich im Paradies und regen uns doch darüber auf, dass es regnet, dass wir Falten bekommen, dass der Partner nicht das tut oder sagt, was wir gerade so dringend bräuchten. Oder es gibt schwerwiegendere Umstände wie Krankheit oder Verluste, die uns gänzlich aus der Bahn werfen und uns die Sicht auf das Licht versperren.
Der gebundene Lotossitz (Baddha Padmasana) in der Vorder- und Rückansicht veranschaulicht die Zusammengehörigkeit des universellen und individuellen Bewusstseins, den zwei Seiten ein und derselben Medaille.
Das Bild der Lotosblume ist in diesem Zusammenhang sehr anschaulich und strotzt nur so vor Symbolik. Ihre Fähigkeit, sich unter widrigen Umständen und tief im Schlamm steckend gen Licht auszurichten und in aller Schönheit aufzublühen, lässt den Lotos auch für die Yogis zum Sinnbild von Erleuchtung und der damit verbundenen Freiheit werden.
Ideen verwandeln die Menschen nicht.
Es ist die Freiheit von Ideen,
die Transformation bewirkt.
KRISHNAMURTI
Zudem ist der Lotos Symbol für den ewigen Zyklus des Lebens von Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt (Samsara), ein Zyklus ohne Anfang und Ende, was in der Asana Gebundener Lotos (Baddha Padmasana) veranschaulicht wird. Die Hände greifen die Füße, so dass ein ununterbrochener Kreislauf in der Asana entsteht. In diesem Kreislauf des Lebens sieht der Yogi das ewige Spiel zweier unzertrennlicher Weisen des Seins: der des universellen Bewusstseins, Purusha, und der des begrenzten Bewusstseins und der äußeren Welt, Prakriti. Purusha ist die beständige, zeitlose, immer existierende und unwandelbare Instanz in uns, der Raum der Freiheit, unsere Essenz, unsere wahre Natur, die auch im Zyklus des Lebens immer bestehen bleibt – auch dann noch, nachdem wir das irdische Dasein in unserer jetzigen Form hinter uns gelassen haben. Welch ein Trost!
Prakriti wiederum ist das Geformte, das sich in jedem Moment verändert und irgendwann im Zyklus des Lebens vergeht. Es ist das, was wir um uns herum sehen und wahrnehmen, bis hin zu unserem eigenen Körper, unseren Gedanken, unseren Emotionen. Aus der Sicht des Yogis ist all das nur eine vorübergehende Erscheinung. Vor diesem Hintergrund ist die meist ausschließliche Identifikation mit dem Äußeren absurd, denn die einzelnen Erscheinungen von Pakriti sind vergänglich. Die Praktiken des Yoga leiten uns an, uns immer wieder mit Purusha, unserem tiefsten Selbst zu verbinden, diesem inneren unwandelbaren Bewusstseinsraum, der von allem Äußeren unberührt bleibt: von unserem sich wandelnden Körper, unserem herumirrenden Geist und unseren wankelmütigen Gefühlen. Gleichwohl sind wir in diesem Bewusstsein mit allem um uns herum verbunden und frei von jeglichen Begrenzungen.
Als eine der ältesten Lehren und Methoden, die sich mit der Gesamtheit des Menschen – Körper, Geist und Seele – beschäftigt, führt uns Yoga mit seinen unterschiedlichen Praktiken auf einen spannenden Weg nach innen und erforscht dabei vor allem die Struktur des Körpers und die Funktionsweise des Geistes. Über die Jahrtausende haben Yogis wirkungsvolle Übungen entwickelt, die die Störungen des Geistes vermindern oder beheben. Die Praktiken sind vielfältig und halten für jeden Typ Mensch einen adäquaten Zugang bereit. In der Bhagavad Gita, einem der Grundlagentexte des Yoga, finden sich drei Wege, die alle anderen Übungswege bis heute nachhaltig beeinflussen: Der eher intellektuell Interessierte findet im Yoga der Weisheit (Jnana-Yoga) beim Studium der zentralen spirituellen Texte sein Zuhause. Der Emotionale lässt sich wahrscheinlich eher durch den Yoga der Hingabe (Bhakti-Yoga) mit Praktiken wie zum Beispiel dem Chanten inspirieren. Für Tatkräftige ist der Yoga des bewussten Handelns (Karma-Yoga) vermutlich der richtige Ansatz, der besagt, alle Früchte des Handelns loszulassen und einer höheren Macht zu übergeben. Später ist der Weg des Körpers (Hatha-Yoga) entstanden, unter dem sich alle körperorientierten Praktiken subsumieren lassen, mit denen die meisten anfangen, wenn sie mit Yoga in Berührung kommen.
Jenseits von Richtig und Falsch liegt ein Ort.
Dort treffen wir uns.
RUMI
Und für alle, die gerne vielseitig üben: Der Königsweg des Yoga (Raja-Yoga) folgt dem Achtgliedrigen Pfad Patanjalis und umfasst eine Kombination aus ethischem Verhalten und Übungen für Körper, Atem und Geist, die meditative Praxis mit einschließen.
Welchen Yoga-Weg wir auch immer einschlagen – das Ziel ist immer das gleiche. Wir schälen uns nach und nach aus unseren Schutzschichten und nähern uns Schritt für Schritt dem Samadhi,Kaivalya,