INKA LOREEN MINDEN

 

Ein Lord auf geheimer Mission

 

REGENCY ROMANCE

Inhalt

 

 

HISTORISCHER LIEBESROMAN

 

Niemals darf sie von seinem geheimen Doppelleben erfahren …

 

England 1835: An Heirat will Ashton noch nicht denken, und Liebe ist in seinem gefühlskalten Dasein keinesfalls vorgesehen. Doch er wird leider nicht jünger und braucht einen Erben. Nur von seinen zuweilen riskanten Nebentätigkeiten sollte seine Zukünftige besser nichts wissen.

Als er auf einem Ball der perfekt erzogenen Tochter eines Barons begegnet, zögert er nicht lange und hält um ihre Hand an. Eine junge, unerfahrene und fügsame Gattin wird keine Fragen stellen, wenn er sich merkwürdig benimmt, hofft er. Doch da hat er die Rechnung ohne Penelope gemacht.

 

Wenn sich der Traumprinz als Schwindler entpuppt …

 

Penny ist überglücklich, als ihr ein waschechter Earl einen Antrag macht. Sympathisch und attraktiv ist er außerdem. Bald merkt sie allerdings, dass ihr Lord Lexington etwas Bedeutsames verschweigt und sie nicht der Liebe wegen geheiratet hat. Noch bevor ihr bewusst wird, worin ihr Ehemann verstrickt ist, befindet sie sich mittendrin in einem Abenteuer, das sie überhaupt nicht vorhergesehen hat.

 

Kann es für die beiden eine Chance auf wahre Liebe geben, obwohl sich Ashton geschworen hat, niemals sein Herz zu verlieren?

 

Ein Adliger mit einem gewagten Doppelleben trifft auf eine gewiefte Lady. Die neue Regency Romance von Inka Loreen Minden. Amüsant, spannend und voll heißer Leidenschaft.
In sich abgeschlossen und mit Happy End Garantie!

Ca. 350 Seiten

 

Weitere Titel der Reihe

(alle unabhängig voneinander lesbar)

 

Ein Lord wie kein anderer (Emily & Daniel)

Dem dunklen Rächer verfallen (Rochford & Cole)

Kein Lord wie alle anderen (Izzy & Henry)

 

Teaser

 

Als sie die Augen öffnete, stockte Penny der Atem. Hatte sie sich an ihn geschmiegt oder er sich an sie?

Egal, wie herum es war – Ashton sollte keine falschen Schlüsse ziehen. Deshalb löste sie sich so behutsam wie möglich von ihm, damit er nicht aufwachte. Sie wollte so lange zu ihm auf Abstand gehen, bis sie endlich erfuhr, was er vor ihr verbarg. Nur leider machte es ihr dieser Verführer nicht leicht! In seinen Armen zu liegen, war nach wie vor das beste Gefühl der Welt.

Kapitel 1 – Eine Frau für Lord Lexington

London, England

Mai 1835

 

Einer der größten Nachteile als ungebundener Adliger war, dass stets irgendwelche Mütter versuchten, ihn mit ihren Töchtern zu verkuppeln. Ashton konnte kaum drei Schritte durch den stickigen und völlig überfüllten Saal machen, ohne von einer Fregatte belagert zu werden, die ihren herausgeputzten Spross im Schlepptau hatte. Dabei war er lediglich hergekommen, um dem türkischen Ambassador, der als Ehrengast zu Lady Billingtons Ball geladen war, zu treffen – nicht, um sich in Tanzkarten einzutragen. Doch alle alleinstehenden jungen Damen, die Rang und Namen besaßen, schienen an diesem Abend hier zu sein und ihn anzuhimmeln. Bloß erregte keine Frau seine Aufmerksamkeit, obwohl sie fast alle wunderhübsch anzusehen und nach der neusten Mode gekleidet waren. Allein die leckeren Häppchen und die außerordentlich köstlich schmeckende Bowle verlockten ihn, länger zu bleiben.

Lady Billington war die Frau eines Marquess – einem der reichsten Männer von ganz England. Sie hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um diesen Abend zu einem besonderen Ereignis zu machen. Außerdem hatte sie nur die Crème de la Crème des bon ton geladen – sowie jede Menge alleinstehender Herren, um ihre jüngste Tochter unter die Haube zu bringen. Lady Billington und ihr Gatte, der die Siebzig bereits überschritten hatte, hatten früher ein paar Jahre in der Türkei gelebt. Deshalb war es ihnen eine Ehre gewesen, auch den türkischen Botschafter, der gerade in London weilte, einzuladen. Ashton hatte diese perfekte Gelegenheit genutzt, um dem Mann während eines wie zufällig wirkenden Zusammenstoßes einen vertraulichen Brief seines Auftraggebers zuzustecken. Wenn der Ambassador später das Dokument in seiner Tasche fand, würde er nicht wissen, von wem es stammte, bis er den Inhalt las – den Ashton nicht kannte. Schließlich war er nur »der Bote«, wie er in gewissen Kreisen genannt wurde. Er arbeitete diskret; die Informationen, die er überbrachte, gingen ihn nichts an.

Die Musiker machten gerade eine Pause, danach stand eine Quadrille auf dem Programm. Ashton mochte diesen Tanz und hätte durchaus Lust, mal wieder über das Parkett zu wirbeln. Doch wenn er eine Frau aufforderte, würden alle anderen danach bei ihm Schlange stehen. Und müsste er nicht zuerst anstandshalber mit der Tochter der Gastgeber tanzen? Lady Billington lächelte ihn auffordernd an, wann immer sich ihre Wege kreuzten, und versuchte, ihre Tochter und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Ashton wusste, dass er auf ihrer Liste der potenziellen Heiratskandidaten für ihr Töchterchen ganz oben stand.

Er seufzte resigniert, murmelte Entschuldigungen und eilte an den Ladys vorbei. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt und überlegte, ob er nach Hause gehen sollte. Dort würde er allerdings nur in sein Brandyglas starren und auf einen weiteren Geheimbefehl warten. Hoffentlich ließ die nächste Mission nicht zu lange auf sich warten.

Ob er doch noch bleiben sollte? Vielleicht schnappte er das eine oder andere Gerücht auf, das ihm oder seinem Auftraggeber nützlich sein konnte. Diese speziellen Dienste, die er hin und wieder ausführte, lenkten ihn wenigstens von seinem ansonsten monotonen Leben ab. Nur in seiner Londoner Villa oder seinem Landgut in Nottinghamshire herumzusitzen oder das Parlament zu besuchen, würde ihn schrecklich langweilen. Da war er lieber Wochen oder sogar Monate im Ausland unterwegs.

Er genoss es, zu reisen, die Welt zu sehen! Deshalb hatte er bisher überhaupt keine Zeit gehabt, sich eine englische Lady zu suchen.

Heute wäre eine hervorragende Gelegenheit dazu, dachte er, kurz bevor er den Ausgang erreichte, und ließ möglichst unauffällig seinen Blick schweifen. Die zahlreichen ungebundenen Damen, die sich auf Männerschau befanden, erinnerten ihn daran, dass er sich tatsächlich langsam nach einer Ehefrau umsehen sollte. Schließlich war er ein Earl, und als solcher brauchte er früher oder später einen Erben. Er wurde zwar erst dreißig und war im Grunde noch längst nicht zu alt, um sich für immer zu binden. Doch eine Frau an seiner Seite würde ihm die lästigen Mütter vom Hals halten und ihm auch sonst Vorteile verschaffen. Ja, er könnte mit einer Heirat zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einen Erben zeugen und diesen gut versorgt wissen, während er weiterhin seinen speziellen Diensten nachging und ab und an ins Ausland reiste. Seine Gattin würde sich solange zu Hause mit der Erziehung der Kinder und der Führung des Haushaltes beschäftigen und würde nie erfahren, was er wirklich trieb.

Ich brauche ja nur eine einzige Frau auszusuchen und muss nicht mit jeder tanzen, überlegte er. Wozu besaß er ein geschultes Auge und eine hervorragende Menschenkenntnis? Es wäre für ihn ein Leichtes, die perfekte Braut auszuwählen – sofern sie sich hier befand. Leider wirkte jede wie die andere und sie schnatterten ihm zu viel. Wenn er sich schon verheiratete, wollte er eine, die seinen Vorstellungen entsprach. Politisch unerfahren sollte sie sein – was wohl auf die meisten zutraf – aber vor allen Dingen brav und fügsam, damit sie keine neugierigen Fragen stellte, wenn er zu seinen Missionen aufbrach. Je weniger sie über sein Doppelleben wusste, desto besser. Seine Einsätze bargen auch gewisse Risiken, und mehr als einmal hatte er sein Leben verteidigen müssen. Doch mit seinen zuweilen waghalsigen Missionen hätte seine zukünftige Gattin nichts zu tun, im sicheren Zuhause in England.

Seine Ehefrau sollte bloß deshalb nichts von seinem Zweitleben erfahren, weil es einerseits streng geheim – und nicht immer gesetzkonform – war, was er tat, und er andererseits Angst hatte, sie würde ihm ansonsten diese Tätigkeit ausreden. Denn Ashton brauchte sie, damit er vor seiner Gattin davonlaufen konnte. Für den Fall, dass ihm etwas zustoßen sollte, würde er sie mit einem speziellen Testament finanziell absichern.

Ja, er war ein Feigling und wollte eine engere Bindung auf keinen Fall zulassen. Jahrelang hatte er mitansehen müssen, wie die Liebe seinen Vater zugrunde gerichtet hatte. Nachdem Ashtons Mutter wegen einer Infektion viel zu früh gestorben war – Ashton war erst acht gewesen –, hatte sich sein Vater zurückgezogen, zu viel Alkohol getrunken und gelitten wie ein Hund. Ashton hatte er kaum noch beachtet.

Er hatte die meiste Zeit mit seiner Nanny und den Hauslehrern verbracht, bevor er ins Internat und danach ins College abgeschoben worden war. Erst spät hatte er kapiert, dass sich sein Vater totgesoffen hatte. Er war an seiner eigenen Kotze erstickt. Das war vor zwölf Jahren gewesen.

Wenn nicht mehr erwiderte Liebe einen Menschen zugrunde richtete, wollte Ashton nicht lieben. Aber das musste er auch nicht. Er würde seinen Job weiterhin erledigen, um seine Gattin auf Abstand zu halten, damit gar nicht erst tieferen Gefühle zwischen ihnen aufkeimen konnten. Ehen funktionierten ohne Liebe genauso. Die meisten Verbindungen, die unter Adligen eingegangen wurden, waren Zweckehen. Das wussten alle. Solch eine Beziehung reichte ihm vollkommen aus.

Trotzdem wollte er eine hübsche Frau, mit der er sich gut verstand. Er war kein Kostverächter und hatte schon einige Schönheiten in seinen Armen gehalten. Doch sobald er verheiratet war, wäre das leichte Leben vorbei. Gerade deshalb wollte er sich nachts an den Körper einer attraktiven Lady schmiegen. Denn niemals würde er sich nach seiner Hochzeit woanders Befriedigung holen und seine Gattin betrügen. Er war kein rücksichtsloser Bastard. Außerdem würde er dafür sorgen, dass es seiner Zukünftigen an nichts fehlte. Nun ja, an fast nichts. Eine zu enge Bindung durfte sie nicht erwarten. Ashton ging jedoch davon aus, dass die meisten jungen Damen wussten, worauf sie sich einließen. Liebe stand nur selten auf dem Programm.

Aber in diesem stickigen Saal würde er die für ihn perfekte Frau nicht finden. Nicht heute. Keine der anwesenden jungen Damen sprach ihn wirklich an. Wobei er leider nicht wusste, was eine Frau haben musste, um ihm dauerhaft zu gefallen. Das hatte er bisher nicht herausgefunden. Auf jeden Fall sollte sie geistig auf seiner Höhe sein, schließlich wollte er kluge Kinder.

Ashton atmete tief durch, als er in die warme Nacht trat und die Stufen der Villa hinabstieg, die am Rande des Regent’s Park lag. An der mit Bäumen gesäumten Straße wartete seine Kutsche auf ihn, doch er überlegte, die kurze Strecke bis zu seinem Haus, das ebenfalls im Stadtteil Marylebone lag, zu gehen. Die Nacht war angenehm warm und er brauchte Luft. Die ganzen Duftwässerchen und Schweißgerüche hatten sein Gehirn vernebelt.

Er wollte soeben seinem Kutscher Bescheid geben, als ein leises, aber glockenreines Lachen, das sich wie das Lied eines Engels anhörte, seinen Blick auf einen Zweispänner lenkte, der nur ein paar Meter weiter parkte. Fackeln säumten die Straße zusätzlich zu den Laternen und erhellten die Gestalten zweier Frauen. Die eine schätzte er auf vierzig, die andere gerade einmal halb so alt. Sie standen vor der kleinen Kutsche dicht beieinander und tuschelten miteinander. Es war die jüngere der beiden, die lachte. Als sie sein Starren bemerkte, schloss sie sofort den Mund, senkte den Blick und versteckte ihr Gesicht hinter ihrem Fächer.

Ashton musterte sie ungeniert, während er kurz seinen Zylinderhut anhob, um seine wirren Strähnen darunter zu richten. Ihr schwarzes Haar, das sie zu einem kunstvollen Knoten trug, schimmerte mysteriös im Feuerschein, und die Flammen der Fackeln zauberten orangefarbene Muster auf ihren weißen Umhang sowie das zartviolette Kleid.

Als sie den Fächer sinken ließ, blickte sie scheu in seine Richtung, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Sie war eine Grazie, wunderschön und anmutig wie eine römische Göttin, besaß ein perfekt geschnittenes, herzförmiges Gesicht und sinnliche Lippen. Sie überragte ihre Begleiterin um eine halbe Haupteslänge, war aber immer noch kleiner als er.

Warum war sie ihm bisher nicht aufgefallen? Sie schien geradezu unsichtbar gewesen zu sein, obwohl sie ihm nun direkt ins Auge stach. Ihre schüchterne Art reizte ihn, und er wollte unbedingt mehr über sie erfahren.

Wer war sie?

»Sie wollen den Ball schon verlassen, meine Damen?«, fragte er die beiden, während er auf sie zuschlenderte. »Ich hoffe, Sie sind wohlauf?«

Die ältere der beiden, in deren Haar sich erste graue Strähnen zeigten, wandte den Kopf und sah ihn unverwandt an. Ihre Gesichtszüge ähnelten der jüngeren. Sie war unverkennbar ihre Mutter oder eine nahe Verwandte. »Uns geht es ausgezeichnet«, antwortete sie freundlich. »Vielen Dank.«

Ashton gesellte sich zu ihnen und verbeugte sich galant. »Verzeihen Sie meine Rüpelhaftigkeit. Aber das liebliche Lachen hat mich auf Sie beide aufmerksam gemacht und mich meine Manieren vergessen lassen. Ich bin Lord Lexington.«

»Oh.« Die ältere Dame machte einen Knicks und strahlte ihn an. »Sehr erfreut, Lord Lexington. Ich bin Lady Clearwater, und das ist meine Tochter Penelope.«

Ashton verbeugte sich erneut und grinste Penelope verschmitzt an, sodass sie gleich noch röter wurde. Als sie nichts sagte, sondern ihn nur mit einem Knicks begrüßte, wandte er sich wieder an ihre Mutter. »Ihr Gatte ist Phillipe Clearwater?«

Sie nickte. »So ist es, Lord Lexington. Kennen Sie ihn persönlich?«

»Leider hatten wir noch nicht das Vergnügen.« Ashton kannte so gut wie alle Adligen aus London mit Rang und Namen, zumindest vom Hörensagen. Lady Clearwater war also die Frau eines Barons, der ein passables Stadthaus in Mayfair und ein prächtiges Landgut in der Grafschaft Kent besaß, nahe der Stadt Rochester, soweit er wusste. Die Familie war angesehen, nahm in der Gesellschaft jedoch keinen allzu hohen Bekanntheitsgrad ein und sollte sich überwiegend auf dem Landsitz aufhalten. Je unsichtbarer seine Zukünftige war, je weniger politische Verbindungen ihre Familie besaß, desto besser.

Ashton sagte zu Lady Clearwater: »Es wäre mir eine Ehre, Ihren Gatten kennenzulernen«, und wandte sich danach an ihre Tochter. »Was hat Sie gerade so sehr erheitert, Miss Clearwater?«

»Es war nichts, Mylord«, antwortete sie leise.

Er mochte ihre Stimme. Sie klang weder schrill noch aufdringlich. »Es hat sich alles andere als nach nichts angehört.«

Prompt wurde sie wieder rot und senkte erneut den Blick. Ashton wollte sie nicht länger quälen, obwohl er durchaus den Grund für ihre Fröhlichkeit erfahren wollte, um sie noch einmal lachen zu hören. Stattdessen fragte er: »Warum verlassen Sie den Ball zu dieser frühen Stunde, Miss Clearwater?«

Bevor sie antworten konnte, verkündete ihre Mutter stolz, dass an diesem Abend so viele Herren Interesse an Penelope erkundet hatten, dass sie sich vor Heiratskandidaten kaum retten konnte und sie sich deshalb rar machen wollten, um das Interesse der Adligen noch mehr zu befeuern. Munter redete sie drauf los, als würde sie ihn schon ewig kennen. »Im letzten Jahr, zu Penelopes erster Saison, schien sie keiner haben zu wollen. Aber nun ist sie zu einer wahren Schönheit erblüht. Finden Sie nicht auch, Lord Lexington?«

»In der Tat«, raunte er und räusperte den Kloß aus seinem Hals. Er hatte heute wohl zu viel geredet, oder warum versagte ihm nun beinahe die Stimme?

Dass Penelope von der Rede ihrer Mutter überhaupt nicht angetan war, erkannte er selbst in der Dämmerung. Sie grub die Finger in ihr Retikül und ein Muskel in ihrer Wange zuckte. Außerdem blitzte Unmut in ihren Augen auf. Sie schien Feuer im Blut zu haben, jedoch eine unterwürfige Art zu besitzen. Wahrscheinlich verbot es ihr die gute Erziehung, mit den Augen zu rollen oder ihrer Mutter zu widersprechen.

»Haben Sie sich schon für einen Kandidaten entschieden?«, fragte er sie, bevor ihre Mutter sie noch mehr in Verlegenheit brachte.

Penelope schüttelte den Kopf und schien nun nicht mehr ganz so stark zu erröten. Allerdings kam ihr immer noch kein Wort über die hübschen Lippen.

Ashton glaubte nicht, dass sie einen einfachen Verstand besaß. Schließlich hatte sie sich zuvor angeregt mit ihrer Mutter unterhalten, und ihre Körpersprache zeigte ihm deutlich, wie es in ihr arbeitete. Offenbar war sie bloß schüchtern oder sehr zurückhaltend.

Perfekt. »Gut, dann werde ich Ihnen morgen einen Besuch abstatten, wenn Ihnen das recht ist.«

»Das ist uns außerordentlich recht, Lord Lexington!«, antwortete Lady Clearwater euphorisch. »Wir freuen uns sehr. Nicht wahr, Penelope?«

Sie nickte und lächelte zittrig.

Ihre Mutter gab ihm die Adresse des Stadthauses, und er verabschiedete sich bei den beiden. Als er sich vor Penelope verbeugte, musterte er sie erneut eindringlich und versuchte, etwas von ihrem Geruch zu erhaschen. Wenn er sich nicht irrte, duftete sie nach Jasminblüten. Er kannte dieses Aroma von seinen zahlreichen Reisen und mochte es sehr.

Diesmal wandte sie nicht den Blick ab, zumindest nicht in den ersten Sekunden. Ashton meinte, eine gewisse geistige Reife hinter ihren Pupillen aufblitzen zu sehen, obwohl sie bestimmt noch keine zwanzig war. Gleichzeitig wirkte sie unerfahren, sehr gut erzogen und unterwürfig. Er würde sie gewiss nach seinen Vorstellungen formen können. Wunderschön war sie außerdem. Diese Mischung reizte ihn sehr.

Penelope Clearwater verkörperte auf den ersten Blick all das, was er suchte. Sie wäre die perfekte Ehefrau für ihn, und er würde alles daransetzen, sie zu bekommen. Als Nächstes würde er gleich einmal herausfinden, wer seine Nebenbuhler waren und wie er sie loswurde. Außerdem überlegte er fieberhaft, wie er seine Zukünftige überzeugen konnte, dass er der einzig in Frage kommende Heiratskandidat für sie war.

Kapitel 2 – Lady Clearwaters Liste potenzieller Heiratskandidaten

 

Als Penny dem Earl nachblickte, der eilig zurück in die Villa marschierte, sank ihr Herz. Unentwegt dachte sie: Du dumme, dumme, dumme Gans! Jetzt hast du ihn davongejagt.

Sie hatte sich vor Lord Lexington wie eine Idiotin benommen! Dazu hatte ihre Mutter sie permanent in Verlegenheit gebracht, sodass es noch schwerer für Penny gewesen war, einfach sie selbst zu sein.

Mutter war ansonsten keine Tratschtante, aber sie hatte überhaupt nicht mehr aufgehört, Peinlichkeiten von sich zu geben. Das ganze Zusammentreffen war ein einziges Fiasko gewesen! Deshalb suchte der Earl nun das Weite. Ja, er schien nicht schnell genug vor ihr fliehen zu können.

Äußerst schade. Sie hätte Lord Lexington gerne besser kennengelernt und ihn davon überzeugt, dass sie für sich selbst sprechen konnte und kein naives Dummchen war. Zwar wollten die meisten Männer eine Frau, die weder zu viel vom Weltgeschehen verstand, noch ihnen widersprach, doch so schätzte sie den Earl nicht ein. Gewiss war er keiner dieser altmodischen Herren, sondern ein moderner Mann. Er sah auch keinen Tag älter aus als dreißig, während einige andere Anwärter beinahe doppelt so alt waren.

Als sie sich von ihrem Kutscher auf den Zweispänner helfen ließen, hörte Mutter gar nicht mehr auf zu schwärmen, weil sich nun auch ein Earl auf ihre Liste mit potenziellen Heiratskandidaten gesellt hatte.

»Deine erste Saison war ein Fiasko«, bemerkte sie liebevoll, während sich Penny neben sie setzte, »aber dieses Jahr ist ein voller Erfolg!« Sie holte ihren Zettel aus dem Retikül und verkündete stolz: »Wir haben einen Marquess, einen Viscount, zwei Baronets und einen Knight. Jetzt möchte dich auch noch ein Earl besuchen! Ach, meine liebe Tochter, ich freue mich sehr.«

»Ich freue mich auch«, murmelte Penny weniger euphorisch und hoffte, Lord Lexington irgendwo zu erblicken. Aber er war wie vom Erdboden verschluckt.

Wenn sie daran dachte, wie er auf sie aufmerksam geworden war, wurde ihr gleich wieder heiß. Sie hatte vor Freude und Übermut gelacht, weil so viele Herren versprochen hatten, sie demnächst zu besuchen – aber das hatte sie dem Lord unmöglich beichten können. Sie wäre vor Scham im Boden versunken, und er hätte geglaubt, sie wäre nur auf sein Geld und ein Luxusleben aus. Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einen liebevollen Mann zu finden, der ihre Gefühle erwiderte, um mit ihm eine Familie zu gründen. Er müsste auch nicht dem Hochadel angehören, doch da würden ihr ihre Eltern wohl einen Strich durch die Rechnung machen. Mama hatte es weniger gut gefunden, dass auch ein junger Knight und zwei Baronets um sie geworben hatten. Dabei war gerade der Knight Sir Simon Robertson derjenige, der ihr am besten gefiel.

Sie war schon neunzehn Jahre alt. Herrje, ihre innere Uhr tickte jeden Tag lauter. Ihr ganzes Leben war sie vorbereitet worden, Ehefrau und Mutter zu werden, und sie wollte dieses Ziel endlich erreichen.

Nach dem Fiasko im letzten Jahr war sie todtraurig gewesen und hatte gedacht, nie einen Mann zu finden. Sie hatte ohnehin ein Jahr später als die meisten jungen Frauen debütiert, da sie mit siebzehn noch ausgesehen hatte wie ein halbes Kind und ihre Eltern beschlossen hatten, noch ein Jahr zu warten. Aus dem Küken war leider erst spät ein Schwan geworden.

Aber nun hatten ihr gleich fünf Herren Hoffnungen gemacht, darunter eben auch jener junge Knight, der passabel aussah und sie unentwegt angegrinst hatte. Das bedeutete wohl, er hatte ernsthaftes Interesse an ihr.

Penny hatte sich von ihrer besten Seite gezeigt, in Wahrheit jedoch meistens den Mann heimlich beobachtet, der angeregt mit einigen Gästen gesprochen hatte – Lord Lexington, wie sie nun wusste. Doch er hatte nie in ihre Richtung gesehen. Womöglich hatte er sie zwischen all den Herren auch gar nicht bemerkt. Und dann hatte er plötzlich vor ihr gestanden und sie sich absolut daneben benommen. Er würde sie sicher nicht besuchen kommen, höchstens aus reiner Höflichkeit.

Sie hatte sich auf den ersten Blick in ihn verguckt, obwohl er für sie ein Fremder gewesen war. Doch jetzt, da sie seinen Namen kannte, kratzte sie in ihrem Kopf alles zusammen, was sie über ihn in den letzten Jahren aufgeschnappt hatte – was nicht viel war. Im Grunde wusste sie nur, dass ihn sowohl die ledigen als auch die verheirateten Frauen anhimmelten. Das war aber auch schon alles.

Ob er eine Mätresse hatte?

»Mama«, sagte Penny und unterbrach ihre Mutter mitten im Redeschwall. »Was kannst du mir über Lord Lexington erzählen?«

Ihre Mutter starrte sie entgeistert an, während sie durch die schwach beleuchteten Straßen fuhren. »Du hast mir ja gar nicht zugehört, Liebes.«

»Es tut mir leid. Ich bin furchtbar aufgeregt.«

»Ich wollte gerade mit dir besprechen, wer wohl das Rennen machen wird.«

»Mama, das sind keine Pferde, sondern Menschen.«

»Ich sehe da keinen großen Unterschied. Wir sollten den edelsten Hengst im Stall bevorzugen.«

»Mama!«, rief Penny empört und hoffte, dass der Kutscher nicht lauschte. Zum Glück klackerten die Hufe der Tiere auf dem Kopfsteinpflaster. Zudem hörte der alte John nicht mehr so gut.

»Also, dann noch einmal.« Ihre Mutter seufzte schwerfällig. »Wir sollten die zwei Baronets streichen, den Knight sowieso.«

»Was hast du denn gegen Sir Simon?« Sie fand den jungen Mann, der ihr schöne Augen gemacht hatte, sehr sympathisch.

»Er ist ein Knight! Er hat zwar ein passables Auskommen, aber du solltest nicht unter deinem Rang heiraten«, mahnte sie ihre Mutter. »Darum fallen auch die Baronets weg. Zum Glück haben wir noch den Viscount …«

»Mama, Lord Hexham ist uralt!«

Ihre Mutter seufzte resigniert. »Du hast recht. Er wird mir wohl keine Enkelkinder schenken können.«

»Mama!« Langsam kam sich Penny wie eine Zuchtstute vor.

»Es bleiben also nur noch der Marquess of Brancaster und Lord Lexington übrig, wobei der Marquess über dem Earl rangiert und sehr vermögend ist.«

»Habgier hat schon die eine oder andere Frau ins Eheunglück gestürzt«, murmelte Penny.

»Ich kenne die Geschichten, mein Schatz, doch der Marquess ist gutherzig. Außerdem kam er auf dich zu, und ich will dich gut versorgt wissen. Lord Lexington wäre auch interessant. Leider habe ich über ihn so gut wie keine Informationen!«

Das fand Penny äußerst dubios. Normalerweise verbreiteten sich Klatsch und Tratsch unter dem ton wie ein Lauffeuer. Es mussten doch Geschichten über den Earl im Umlauf sein! Andererseits sprach es für ihn, dass es nichts zu erzählen gab. Er lebte wohl zurückgezogen, oder er war kein Aufschneider. Penny mochte diese Herren ohnehin nicht, die ständig mit nichtigen Taten angaben, um sich zu profilieren. Sie wollte einen mutigen, klugen Mann und keinen Prahler. Und da sich Lord Lexington mit dem türkischen Ambassador sehr angeregt unterhalten und mit ihm gelacht hatte, schien er ein freundlicher Mann zu sein.

Himmel, dieses Lachen! Immer, wenn sie es gehört hatte, war ihr Herz wild herumgesprungen und sie hatte nicht den Blick von seinem attraktiven Gesicht abwenden können.

Ihre Mutter klebte wegen der Dunkelheit beinahe mit der Nase an ihrer Liste, als würde sie hoffen, noch einen Kandidaten darauf zu entdecken. »Vielleicht hätten wir doch länger auf Lady Billingtons Feier bleiben sollen, um noch mehr Kandidaten zu sammeln.«

Penny sagte nichts dazu. Sie war mit der Männerschar überfordert gewesen und nun froh, dem Trubel um ihre Person entfliehen zu können. Sie war es nicht gewohnt, umschwärmt zu werden, auch wenn es ihr gefallen hatte.

Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu Lord Lexington zurück. Ihr Lachen hatte ihn auf sie aufmerksam gemacht. Bestimmt war er ein humorvoller Mann, mit dem sie Spaß haben konnte, und kein biederer Mensch. Und sie dumme Kuh hatte ihm das Gefühl vermittelt, eine Langweilerin zu sein.

Seufzend ließ ihre Mutter den Zettel sinken. »Der Marquess hat nach dem Tod seiner Frau – Gott habe Elisabeth selig – drei Jahre um sie getrauert. Er ist eine treue Seele, und wir kennen ihn gut. Er ist schließlich ein Bekannter unserer Familie. Er würde gut für dich sorgen.«

»Er ist fast wie ein Onkel für mich, Mama.« Penny schüttelte sich. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, mit dem Marquess eine Familie zu gründen. Er war zwar noch keine vierzig, doch er entsprach absolut nicht ihrem Geschmack. Außerdem war er ein Langweiler.

Dann passt er ja zu mir, dachte sie sarkastisch.

Sie sollte nicht zu wählerisch sein, denn sonst würde sie als alte Jungfer enden. Doch tief in ihrem Herzen hoffte sie, dass Lord Lexington sie besuchen würde und um ihre Hand anhielt. Er kam ihr allerdings wie der unerreichbare Märchenprinz vor. Wahrscheinlich hatte sie nicht den Hauch einer Chance bei ihm – und das hatte sie sich selbst zuzuschreiben.

Kapitel 3 – Hitzewallungen

Rochester, England

Trenton House

Oktober 1835

 

Penny seufzte glücklich, während sie am Rande der Tanzfläche auf einem Stuhl saß, sich am geöffneten Fenster frische Luft zufächerte und auf ihre Freundin wartete. Obwohl sich Penny vor fünf Monaten wie eine Idiotin benommen und geglaubt hatte, Lord Lexington vergrault zu haben, war sie nun mit ihm verlobt. Bald würden sie sogar heiraten! War das zu fassen? Sie konnte es immer noch nicht glauben. Ihr Märchenprinz hatte sie erwählt.

Heute war er extra aus London gekommen, um mit ihr gemeinsam die Veranstaltung im Hause ihrer besten Freundin Izzy – eigentlich Isabella Norwood – zu besuchen. Izzys Stiefmutter hatte gut vierzig Gäste – darunter einige gut betuchte Junggesellen – geladen, in der Hoffnung, ihre einundzwanzigjährige Stieftochter endlich unter die Haube zu bringen. Izzy, die ihre Freiheiten liebte und in vielen Belangen völlig anders war als Penny, hatte vor wenigen Minuten, als die Musiker eine Pause angekündigt hatten, das Weite gesucht. Ja, sie war regelrecht aus dem Saal gestürmt – angeblich, um sich die Nase zu pudern. Doch Penny kannte ihre Freundin in- und auswendig. Sie war eher vor den anwesenden Herren geflohen, die ein Auge auf sie geworfen hatten und alle mit ihr tanzen wollten.

Seltsam, dass auch ihr neuer Nachbar Henry Griffiths, der Marquess of Wakefield, verschwunden war. Womöglich war er auch schon nach Hause gegangen. Die meiste Zeit machte er den Eindruck, als würde er sich nicht wohlfühlen. Was vielleicht daran lag, dass er von allen nur »der unheimliche Lord« genannt und ständig angestarrt wurde. Mit der Narbe, die seine halbe Wange entstellte, sah er tatsächlich etwas gruselig aus, aber ansonsten schien er ganz nett zu sein. Allerdings hatte Penny kaum Blicke für andere Männer übrig, denn es interessierte sie allein Ashton Courtenay, der Earl of Lexington.

Zum tausendsten Mal ließ sie sich durch den Kopf gehen, was nach dem Fiasko vor der Kutsche passiert war: Lord Lexington machte ihr tatsächlich am nächsten Tag seine Aufwartung und brachte einen Riesenstrauß wundervoller Blumen mit. Außerdem bat er ihren Vater um Erlaubnis, sie heiraten zu dürfen. Bei seinem ersten Besuch! Papa hatte natürlich nichts dagegen und Mama wurde vor Freude fast ohnmächtig.

Zum Glück hatte den Earl ihr dämliches Verhalten nicht abgeschreckt. Penny zögerte keine Sekunde und willigte freudestrahlend ein, als er vor ihr auf die Knie ging und um ihre Hand anhielt.

Hach, an diesen romantischen Augenblick dachte sie unentwegt. Sein unwiderstehliches Lächeln war seit diesem Moment in ihrem Herzen verankert. Diesen verträumten Blick, den er ihr dabei geschenkt hatte, würde sie niemals vergessen. Er war solch ein attraktiver Mann! Es mussten ihm doch unzählige Frauen zu Füßen liegen? Warum hatte er gerade sie ausgewählt?

Er war nicht auf ihre Mitgift angewiesen; außerdem hatte er sie vor der Verlobung nur einmal gesehen.

Die Antwort lag glasklar vor ihren Augen: Er musste sich auf den ersten Blick in sie verliebt haben. Ihr war es schließlich nicht anders gegangen.

Obwohl er solch ein attraktiver Mann war und jede haben könnte, hatte Penny bis heute keine anrüchigen Geschichten über ihn gehört. Er schien kein stadtbekannter Lebemann und auch sonst in keiner Weise auffällig geworden zu sein, sei es durch Glücksspiel oder weil er sich übermäßig betrank. Einen besseren Ehemann konnte sie sich nicht wünschen.

Alles lief für Penny gerade perfekt, und sie hoffte sehnlichst, dass auch Izzy ihr Glück fand. Sie betonte zwar ständig, dass sie keinen Ehemann brauchte, sondern sich lieber um ihren Papa und die Verwaltung des Hauses kümmern wollte. Doch in Wahrheit sehnte sich doch jede Frau nach starken Armen, die sie zärtlich umschlossen?

Ach, sie war eine Träumerin. Das hatte sie bestimmt von Izzy. Seit ihrer Kindheit waren sie unzertrennlich und wurden deshalb von vielen »Pizzy« genannt, weil es sie jahrelang nur im »Set« gegeben hatte. Die Herrenhäuser ihrer Eltern lagen nicht weit voneinander entfernt, und sie hatten zahlreiche Abenteuer erlebt, sehr zum Leidwesen von Mama und Papa. Doch die beiden hatten Izzy trotz ihrer etwas anderen Art ebenfalls in ihr Herz geschlossen. Penny würde ihre Freundin schrecklich vermissen, denn bald ging sie mit Ashton – wie sie ihn bereits nennen durfte – auf Hochzeitsreise und würde danach bei ihm leben.

Hoffentlich fand sie heute ein paar ruhige Minuten mit ihm, um ihn ein wenig besser kennenzulernen. Sie wusste immer noch fast nichts von ihm, nur dass er Ashton Courtenay hieß, am fünfzehnten Juli dreißig geworden und somit genau elf Jahre älter war als sie. Er besaß ein Herrenhaus in der Grafschaft Nottinghamshire – was leider weit weg von Kent lag – und eine riesige, freistehende Villa in London, kein Stadthaus wie ihre Eltern, das zwischen anderen dicht an dicht in einer Reihe stand. Ashtons Vorfahren waren schon immer sehr vermögend gewesen und er war – neben ein paar Cousins – leider als einziger von seiner Linie noch übrig. Penny wollte dafür sorgen, dass ihre Familie schnell wuchs. Dann wäre er nicht mehr allein.

Jeden Tag seit seinem ersten Besuch hatte er ihr einen frischen Blumenstrauß liefern lassen, zuerst in das Stadthaus ihrer Eltern und seit ihrer Rückkehr auf das Land ins Herrenhaus. Die Verlobung hatten sie im Juli offiziell bekanntgegeben. Er musste sie also sehr verehren und konnte es anscheinend kaum erwarten, zu heiraten. Das freute sie immens, auch wenn sie es traurig fand, dass er seit ihrer ersten Begegnung nur noch selten bei ihr vorbeigesehen hatte. Aber er war bestimmt im Parlament sehr beschäftigt gewesen. Seit August hatte es allerdings geschlossen und Ashton war verreist gewesen. Aber nun war er endlich bei ihr!

All ihre anderen Verehrer hatten keine Chance gegen ihn gehabt – zum Glück! Im Grunde war Ashton wie ein Engel aus dem Nichts erschienen, um sie vor einer großen Dummheit zu bewahren. Denn Sir Simon, der ihr wunderschöne Augen gemacht hatte und ihre Nummer eins auf dem Heiratsmarkt gewesen wäre, war hoch verschuldet und nur auf ihre Mitgift aus, wie sich herausgestellt hatte. Alle anderen Herren hatten aus unerklärlichen Ursachen das Interesse an ihr verloren gehabt.

Vielleicht deshalb, weil sie gehört haben, dass Ashton um mich wirbt. Niemand kann ihm das Wasser reichen, dachte sie vergnügt und schaute zu ihm. Angeregt unterhielt er sich etwas abseits mit Lord Hastings, der mit seiner bezaubernden Frau Emily angereist war. Lady Hastings und ihr Mann schienen sich sehr zu lieben, und Penny hoffte, dieses Glück auch einmal mit Ashton zu erleben. Er sah heute wieder exzellent aus, sodass sie kaum den Blick von ihm wenden konnte. Der weinrote Gehrock stand ihm ausgezeichnet. Er betonte vorzüglich seine breiten Schultern. Darunter trug er eine perlmuttfarben schimmernde Seidenweste und ein weißes Hemd. Seine Breeches saßen perfekt und spannten leicht an seinen muskulösen Oberschenkeln. Ashton war wirklich ein sehr attraktiver Mann.

Am liebsten wollte Penny zu ihm eilen, um mit beiden Händen in sein dunkles Haar zu fahren. Ob es sich so weich anfühlte wie es aussah? Bald würde sie es herausfinden.

Als er in ihre Richtung blickte, entschuldigte er sich sofort bei Lord Hastings und eilte zu ihr. »Ich habe nicht gesehen, dass du ganz allein hier sitzt, Penelope, sonst hätte ich dir schon eher Gesellschaft geleistet.«

»Das ist sehr aufmerksam von dir.« Ihr Herz klopfte wild vor Zuneigung, und sie konnte nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken.

»Wo steckt Miss Norwood?«, fragte er und setzte sich neben sie. Dabei wehte ihr sein angenehmer Duft nach Bergamotte entgegen. Sie liebte diesen Geruch, zitronig frisch und ein wenig würzig.

»Izzy ist vor dem ganzen Trubel um ihre Person geflohen. Sie mag es gar nicht, von ihrer Stiefmutter Rowena verkuppelt zu werden.« Besagte Dame hatte Lord Rochford, einen der ledigen Adligen, in Beschlag genommen. Sie stand so dicht bei ihm, dass ihn ihr großer, runder Babybauch beinahe berührte. Rowena war nur ein paar Jahre älter als Izzy, weshalb es zwischen den beiden öfter zu Reibereien kam. Beinahe machte es den Eindruck, als würde Rowena dem Marquess schöne Augen machen, während sie sich eine blonde Strähne um den Finger wickelte und ihn regelrecht anhimmelte. Er sah wirklich gut aus und würde perfekt zu Izzy passen.

Ashton beugte sich zu Penny und flüsterte ihr grinsend zu: »Miss Norwoods Stiefmutter besitzt ein sehr einnehmendes Wesen.«

»Allerdings«, antwortete sie leise, wobei sie sich ebenfalls zu ihm beugte. Sie fand seine Nähe sehr angenehm. »Und es passt Rowena gar nicht, dass Izzy hier die Hosen anhat.«

Ashtons Grinsen wurde noch breiter. »Nicht nur im sprichwörtlichen Sinne, habe ich gehört.«

Er hatte wirklich schöne Zähne, hell und gerade. Außerdem sündhaft geformte Lippen. Ob er gut küssen konnte?

Hör auf, ihn anzustarren, ermahnte sie sich und setzte sich aufrecht hin.

Puh, warum war ihr plötzlich so heiß? Das musste an den zahlreichen Kerzen und Öllampen liegen, die den riesigen Salon erhellten.

Ashton lächelte sie sanft an und brauchte gar nichts zu sagen, um ihr Inneres aufzuwühlen. Es gefiel ihr, dass er nicht so aufdringlich war wie ein paar andere Männer, die ihr Interesse deutlich gezeigt hatten. Ashton war eben ein wahrer Gentleman … und er hatte eine fast so große Nase wie ihr Vater, wie sie schmunzelnd feststellte. Aber sie passte hervorragend in Ashtons maskulines Gesicht.

»Was erheitert dich?«, wollte er wissen.

»Ich bin einfach nur glücklich«, gestand sie ihm ehrlich und überlegte fieberhaft, worüber sie mit ihm reden und dabei etwas über ihn erfahren konnte. Die Bereiche rund um Politik, Wirtschaft und Literatur sollte sie vielleicht erst einmal meiden. Sie wusste von Izzy, dass diese Themen bei Männern nicht gut ankamen, zumindest nicht, wenn Frauen versuchten, mit ihnen darüber zu diskutieren.

Politik und Wirtschaft waren ohnehin nicht ihre Favoriten, aber sie las regelmäßig die Times, die Papa täglich mit mehreren Stunden Verzögerung aus London geliefert bekam. Schließlich wollte sie wissen, was in der Welt passierte. Allerdings ging sie nie ohne ein gutes Buch zu Bett. Sie mochte Abenteuer- und Liebesgeschichten. Auch spannende Sachbücher hatten es ihr angetan, und sie liebte Bildbände mit exotischen Tieren.

Sollte sie das ansprechen? Ach, es war so schwer, mit einem Mann die richtige Konversation zu beginnen. Also zeigte sich Penny von ihrer besten Seite und sprach nur über das Wetter, den Familiengarten und ihre verstorbene Katze Tabby – um Ashton durch die Blume zu sagen, dass sie sich gerne um jemanden kümmerte. Sie glaubte zwar nicht, dass er einen Rückzieher machen würde, falls sie andere Bereiche ansprach, aber sicher war sicher. Seine Augen schienen stets zu lächeln, wann immer er sie anblickte, sodass ihr ganz warm ums Herz wurde.

Tiefergehende Gespräche konnte sie nach ihrer Heirat immer noch mit ihm führen. Sie würde sich einfach herantasten, wie viel von der wahren Penelope Clearwater er vertragen konnte. Doch wie sie Ashton einschätzte, konnte er eine Menge aushalten. Irgendwie wirkte er robuster als andere Adlige. Was vielleicht an seinem sonnenverwöhnten Teint lag sowie all den Muskeln und der feinen Narbe an seiner Wange, die ihm etwas Verwegenes verlieh.

Als Ashton sagte: »Ich hatte auch mal ein Haustier«, horchte Penny auf.

»Welches?«, fragte sie.

»Einen Clumber Spaniel namens Rusty.«

»Rusty? Das klingt lustig.«

»Vater hat den Hund so genannt, wahrscheinlich wegen der rostroten Flecken in seinem weißen Fell.« Für einen Moment glitt sein Blick in die Ferne, und ein Schatten huschte über seine schönen dunkelbraunen Augen.

»Was ist aus ihm geworden? Also … aus Rusty?« Penny wusste, dass Ashtons Eltern längst nicht mehr lebten und wollte nicht in alten Wunden bohren, da er gerade ein wenig geknickt wirkte.

Doch er lächelte sie sofort wieder an. »Er war eigentlich der Jagdhund meines Vaters. Als er zu schwerfällig wurde, halb blind war und zu hinken anfing, haben sich überwiegend meine Mutter und ich um ihn gekümmert. Mum wollte nicht, dass Vater ihn erschießt.«

Penny schnappte nach Luft. »Hätte er das denn getan?«

»Er wollte kein krankes Tier durchfüttern. Aber er konnte meiner Mutter nichts abschlagen, und Rusty hatte noch ein paar schöne Jahre bei uns. Zumindest glaube ich, dass es ihm gut ging.«

»Das klingt wunderbar.« Seine Mutter schien ein großes Herz gehabt zu haben.

»Nach ihrem Tod habe ich den Hund versorgt, weil mein Vater …« Ashton senkte den Kopf und fuhr sich hektisch über den Nacken. »Na ja, Rusty starb leider ein paar Monate später. Er war schon sehr alt.«

»Und du hattest seit dem Tag kein Haustier mehr?«

»Keine Zeit«, murmelte er und wandte den Blick ab. Langsam füllte sich der große Salon wieder, und die ersten Musiker kehrten zu ihren Instrumenten zurück.

»Du warst bestimmt auf der Universität und hast dich nach dem Tod deiner Eltern um alles allein kümmern müssen.« Penny musterte Ashton, wann immer er sich unbeobachtet fühlte. Er hatte unglaublich dichte Wimpern.

»Hm«, brummte er. »Ich war erst achtzehn, als mein Vater starb.«

»Das tut mir sehr leid. Es muss hart für dich gewesen sein.«

Leicht zuckte er mit einer Schulter. »Ich hatte viele Aufgaben und war abgelenkt.«

Gerade als Penny fragen wollte, wie es ihm in dieser Zeit ergangen war, stand er auf. »Deine Freundin ist zurück. Ich lasse euch beide allein.« Er verbeugte sich galant vor ihr und gesellte sich zu ihrem Vater, der neben Izzys Papa – Viscount Trenton – stand.

Schade. Sie hatten sich gerade so gut unterhalten und endlich hatte er etwas von sich preisgegeben. Allerdings konnte sie ihn über sein Leben noch nach ihrer Hochzeit ausfragen. Auf der Hochzeitsreise, die sie in zwei Wochen antraten, würden sie jede Menge Zeit zusammen in der Kutsche verbringen. Ihre beste Freundin würde sie hingegen bald nicht mehr so oft sehen, deshalb sollte Penny jede Sekunde mit Izzy genießen.

Sie sah heute bezaubernd aus und in dem grünen Kleid, auch wenn es etwas zu pompös für sie war, wie eine richtige junge Dame. Penny kannte sie fast nur in Hosen. Auch ihr rotblondes Haar war ordentlich zurechtgemacht worden, wahrscheinlich von Rowenas Zofe. Izzy hatte keine Ankleidedame, sondern zog sich selbst an.

»Danke, dass du mir beistehst, Penny«, flüsterte Izzy ihr zu und setzte sich neben sie.

Penny strich sich eine Locke aus der Stirn und lächelte sie aufmunternd an. »Natürlich stehe ich dir bei. Dazu sind beste Freundinnen doch da.«

»Wirst du auch noch für mich Zeit haben, wenn du verheiratet bist?« Izzy klang ein wenig bekümmert, weshalb Penny schnell ihre Hand drückte.

»Ashton möchte mir nach der Parisreise sein riesiges Herrenhaus in Nottinghamshire zeigen. Aber zum Beginn der neuen Saison werden wir in London sein. Ich bin also nächstes Jahr gar nicht so unendlich weit weg und werde dir jede Woche schreiben … natürlich auch während unserer Hochzeitsreise.« Liebe Güte, wenn sie daran dachte, wurde ihr wieder heiß.

Izzy sah leider noch unglücklicher aus als zuvor. Penny wusste, dass ihre Freundin nur ungern Trenton House verließ, weil sie sich stets um ihren alten Papa sorgte. Sie war seit ihrer Kindheit nicht mehr in London gewesen.

»Ich werde sicher nicht eingehen vor Langeweile.« Izzy zog eine beleidigte Schnute. »Dennoch wünschte ich, du hättest noch gewartet.«

Heirat war ein Thema, bei dem sie sich noch nie einig gewesen waren. »Izzy, nächstes Jahr werde ich schon zwanzig! Außerdem lasse ich mir doch keinen Earl entgehen.« Sie lächelte Ashton an und fächerte sich Luft zu. Ihr war unglaublich warm. Bald würde ihr noch heißer werden, denn den nächsten Tanz hatte sie ihm versprochen. Noch stimmten die Musiker, die auf einem niedrigen Podest am Ende des Salons saßen, allerdings ihre Instrumente.

Der »unheimliche« Lord Wakefield hatte sich zu Izzys Papa gesellt, der auf einem Stuhl saß. Seine Beine machten ihm oft zu schaffen. Penny entging nicht, dass Izzys Blicke ständig in diese Richtung glitten. Prompt stieß sie einen frustrierten Seufzer aus. Izzy wirkte immer unzufriedener, während sich Penny überglücklich fühlte, weil Ashton hier war. Allerdings hatte Izzy ihrer Stiefmutter versprechen müssen, mit jedem alleinstehenden Herrn, der geladen war, zu tanzen. Und Rowena hatte eine Menge gut betuchter Adeliger eingeladen. Nicht nur die ledigen Lords aus den umliegenden Ländereien waren angereist, sondern einige sogar von weiter weg gekommen. Izzys Stiefmutter schien es wirklich ernst zu sein, Izzy zu verheiraten – und die wirkte deshalb alles andere als erfreut, während Penny ihre eigene Hochzeit kaum erwarten konnte.

»Wer steht als Nächster auf deiner Tanzkarte?« Penny griff einfach nach dem Zettel, der auf Izzys Schoß lag, und riss die Augen auf. »Der unheimliche Lord Wakefield!«

»Hmm«, brummte Izzy, anscheinend nicht glücklich darüber, mit ihm tanzen zu müssen – oder weil sie bald all ihre liebgewonnenen Freiheiten aufgeben musste.

Penny beugte sich ein wenig zu ihr. »Ich kann nicht verstehen, warum du so lange zögerst. Du bist schon zweiundzwanzig. Willst du denn keine eigene Familie gründen? Bald wird dich kein Mann mehr ansehen!«

»Keiner sieht mich wirklich an, Penny. Sie alle finden mich seltsam.«

»Dann bist du blind. George und Andrew vergöttern dich!«

»Penny, deine Brüder sind acht und fünfzehn Jahre alt.« Izzy kicherte leise. »Und sie sehen in mir wahrscheinlich eher einen Kumpel und keine Frau zum Heiraten. Außerdem sind sie ein wenig zu jung für mich, findest du nicht?«

Penny atmete erleichtert auf, weil sie ihre Freundin ein bisschen aufgeheitert hatte. In den nächsten Minuten unterhielten sie sich über die anderen Gäste, schwärmten von Lady Hastings’ wunderbarem grünen Kleid und gingen die Vorzüge der anwesenden Herren durch. Aber Izzy interessierte sich für keinen von ihnen.

Als die Musiker den nächsten Tanz ankündigten, sprang Izzy fast vom Stuhl. Sie wirkte äußerst nervös, als der unheimliche Lord Wakefield mit raumgreifenden Schritten auf sie zumarschierte.

Penny stand gemeinsam mit ihr auf und drückte ihre Hand. »Ich habe Ashton die Quadrille versprochen. Viel Spaß mit deinem Lord!« Schnell huschte sie zu ihrem Verlobten, bevor Izzy sie aufhielt, und hoffte, dass sich ihre Freundin wenigstens ein bisschen amüsierte.

Ashton stellte sich mit ihr und den anderen Tänzern auf, und als die Musik zu spielen begann, schien Penny zu schweben. Sie genoss es, mit ihm zu tanzen oder einfach nur bei ihm zu sein, liebte es, seine Körperwärme zu spüren und seinen angenehmen Duft zu riechen. Penny musste sich, genau wie bei den anderen Tänzen zuvor, mehrmals auf die Figuren konzentrieren, weil sie ständig zu ihrem Verlobten sehen und sich ins Gedächtnis rufen musste, dass sie nicht die einzigen Anwesenden im Saal waren. Immer, wenn sie Ashton ganz nahe kam, ihm die Hand reichte oder mit ihm im Kreis schritt, lächelte er sie an. Schade, dass sie sich nicht richtig unterhalten konnten. Sie hätte gerne das Gespräch von zuvor weitergeführt. Noch mehr ärgerte es sie, dass sie Handschuhe trug. Sie wollte Ashton fühlen, wissen, wie weich seine Haut war und seine Finger direkt an ihren spüren.

Es dauerte einen Moment, bis Penny registrierte, dass sich Izzy und Lord Wakefield nicht auf dem Parkett befanden. Penny entdeckte die beiden am Rande des Salons auf den Stühlen. Sie tranken Limonade und schienen sich über etwas Lustiges zu unterhalten. Zum ersten Mal an diesem Abend wirkte ihre Freundin einigermaßen glücklich. Das erleichterte Penny so sehr, dass sie sich für den Rest des Tanzes voll und ganz auf Ashton konzentrierte. Seine Bewegungen waren unglaublich geschmeidig, und er schien sich mit ihr zu amüsieren.

Als die Musik verstummte, zog er sie kurz an seinen großen, warmen Körper und raunte: »Das hat Spaß gemacht.«

»Mir auch«, antwortete sie heiser.

Himmel, was hatte dieser Mann bloß an sich, dass es ihr in seiner Nähe ständig die Sprache verschlug?

Verlegen wandte sie das Gesicht ihrer Freundin zu. Izzy wirkte plötzlich alles andere als gutgelaunt, und Penny erkannte auch sogleich, warum. Rowena zerrte den nächsten Tanzpartner auf ihrer Liste – es war Lord Rutherford – zu Izzy. Sie würde wohl mit dem Adligen, der mehr als doppelt so alt war wie sie, tanzen müssen. Rowenas energischer Blick duldete keinen Widerspruch.

Penny hätte so gerne noch Ashtons Gesellschaft genossen, doch sie musste ihrer Freundin zu Hilfe eilen. Deshalb sagte sie zu ihm: »Hast du später noch ein wenig Zeit für mich? Ich möchte nach meiner Freundin sehen. Sie wirkt sehr deprimiert.«

Ashton lächelte verschwörerisch. »Musst du sie vor Lord Rutherford retten?«

»So ähnlich«, antwortete sie zerknirscht.

Er beugte sich noch einmal nahe zu ihr und flüsterte: »Später gehörst du mir allein.« Dann wandte er sich um und ging.

Penny schnappte nach Luft. Wie hatte er das bloß gemeint? Herrje, der Mann sorgte noch dafür, dass sie vor Hitze explodierte!

»Lord Rutherford!«, hörte sie Izzy sagen. »Sie sind also der Nächste auf meiner Tanzkarte.«

»In der Tat, meine liebe Miss Norwood«, antwortete er. »Auf einen Tanz mit Ihnen freue ich mich schon den ganzen Tag.«

Penny erkannte den ergrauten Mann nur von hinten, doch Izzy blickte genau in ihre Richtung.

Während sich Penny mit ihrem Fächer Luft zuwedelte, blinzelte sie ihre Freundin an. Das war ihr geheimes Zeichen, dass Penny unbedingt mit ihr sprechen musste.

»Lord Rutherford!«, stieß Izzy so laut hervor, dass sich einige Gäste zu ihr umdrehten. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir eine Limonade zu holen? Ich könnte eine Erfrischung vertragen.«

Er nickte und eilte davon.

Penny ergriff die Gelegenheit, um zu ihr zu treten. »Ich habe dich mit Lord Wakefield beobachtet, Izzy. Du scheinst dich sehr gut mit ihm unterhalten zu haben. Warum habt ihr nicht getanzt?«

»Ich glaube, er hat Schmerzen im Bein.«

»Wegen einer Kriegsverletzung?«

»Vermutlich.«