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Übersetzung aus dem Englischen von Gabriele Gockel, Christa Prummer-Lehmair und Jochen Schwarzer
Mit 48 Schwarz-Weiß-Abbildungen
ISBN 978-3-492-99005-9
© Lucy Cooke, 2017
Die englische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »The Unexpected Truth About Animals« bei Doubleday, Transworld Publishers.
All rights reserved including the rights of reproduction in whole or in part in any form.
Deutschsprachige Ausgabe:
© Piper Verlag GmbH, München 2018
Redaktion: Antje Steinhäuser, München
Covergestaltung: Birgit Kohlhaas, kohlhaas-buchgestaltung.de
Covermotive: shutterstock
Litho: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee
Datenkonvertierung: Uhl + Massopust, Aalen
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Zur Erinnerung an meinen Vater,
der mir die Augen für die Wunder der Natur geöffnet hat
INHALT
Einleitung
Der Aal
Der Biber
Das Faultier
Die Hyäne
Der Geier
Die Fledermaus
Der Frosch
Der Storch
Das Flusspferd
Der Elch
Der Panda
Der Pinguin
Der Schimpanse
Schluss
Dank
Bildnachweis
Anmerkungen
EINLEITUNG
»Warum gibt es eigentlich Faultiere, wenn sie doch solche Nieten sind?«
Als Zoologin und Gründerin der Sloth Appreciation Society – der Gesellschaft zur Würdigung des Faultiers – höre ich diese Frage oft. Manchmal wird »Niete« noch näher definiert, am häufigsten mit den Adjektiven »faul«, »dumm« und »langsam«. Und manchmal wird der Nachsatz »Ich dachte, bei der Evolution geht es darum, dass nur die Stärksten überleben?« angehängt, vorgebracht im Ton der Verwunderung oder, noch schlimmer, der Arroganz der überlegenen Spezies.
Jedes Mal, wenn das passiert, hole ich tief Luft und erkläre mit größtmöglicher Gelassenheit, dass Faultiere keineswegs Nieten sind. Tatsächlich gehören sie zu den skurrilsten Geschöpfen, die die natürliche Auslese hervorgebracht hat, und sind dazu noch unglaublich erfolgreich. Sich im Schneckentempo durch die Baumkronen zu hangeln, bedeckt von Algen, von Insekten wimmelnd, und nur einmal pro Woche Stuhlgang zu haben, mag Ihnen nicht erstrebenswert erscheinen, aber Sie versuchen ja auch nicht, in den Urwäldern Mittel- und Südamerikas, wo ein harter Konkurrenzkampf herrscht, zu überleben – und darin ist das Faultier ein wahrer Meister.
Um Tiere zu verstehen, ist es unerlässlich, den größeren Zusammenhang zu betrachten. Das Geheimnis der außerordentlichen Zähigkeit von Faultieren liegt in ihrer lethargischen Natur. Sie sind Paradebeispiele für Lebewesen mit niedrigem Energieverbrauch und verfügen über eine Reihe genialer energiesparender Eigenschaften, die über Tausende von Jahren hinweg verfeinert wurden und von einem höchst exzentrischen und begabten Erfinder stammen könnten. Ich werde jetzt nicht die ganze Palette aufzählen – in Kapitel 3 können Sie alles über die innovative Lebensweise des Faultiers nachlesen. Es genügt wohl, wenn ich sage, dass ich eine Schwäche für diesen sympathischen Außenseiter habe.
Das Faultier wurde dermaßen in Verruf gebracht, dass ich mich genötigt sah, die Sloth Appreciation Society zu gründen. (Unser Motto: »Schnelligkeit wird überbewertet.«) Ich ging in Schulen und auf Veranstaltungen, um den Menschen die erstaunliche Wahrheit über dieses viel geschmähte Geschöpf zu vermitteln. Ich erklärte, dass die Verunglimpfung des Faultiers auf eine Reihe von Entdeckern aus dem 16. Jahrhundert zurückgehe, die sich anmaßten, diesen ruhigen, vegetarischen Pazifisten als »dümmstes Tier, das sich auf Erden finden lässt«[1] zu brandmarken. Das vorliegende Buch ist auf der Grundlage dieser Vorträge entstanden, und weil ich das Bedürfnis verspürte, ein paar Dinge richtigzustellen – nicht nur in Bezug auf das Faultier, sondern auch auf andere Geschöpfe aus dem großen Reich der Fauna.
Wir neigen dazu, das Tierreich durch die Brille unserer eigenen, ziemlich begrenzten Existenz zu betrachten. Die baumgebundene Lebensweise des Faultiers ist uns derart fremd, dass es zu einem der verkanntesten Geschöpfe der Welt wurde, doch damit steht es keineswegs allein da. Das Leben nimmt eine wunderbare Vielfalt exotischer Formen an, und auch die einfachsten erfordern eine komplexe Betrachtung.
Die Evolution hat uns ein paar prächtige Streiche gespielt, indem sie ohne jede Logik und praktisch ohne einen Schlüssel zum Verständnis die unglaublichsten Kreaturen hervorbrachte. Etwa Säugetiere wie die Fledermaus, die lieber ein Vogel wäre. Vögel wie den Pinguin, der lieber ein Fisch wäre. Und Fische wie den Aal, dessen rätselhafte Lebensweise eine 2000 Jahre währende Suche nach seinen Gonaden ausgelöst und den Menschen in seinem Forscherdrang an den Rand des Abgrunds getrieben hat – eines Abgrunds, an dem die Aalforscher noch heute entlangtaumeln. Tiere geben ihre Geheimnisse keineswegs einfach preis.
*
Nehmen wir den Strauß. Im Februar 1681 schrieb der brillante britische Universalgelehrte Sir Thomas Browne einen Brief an seinen Sohn Edward, einen Leibarzt am Königshof, und bat ihn um einen reichlich ungewöhnlichen Gefallen. Edward war in den Besitz eines Straußes gelangt, nachdem der König von Marokko dem englischen König Karl II. eine ganze Schar dieser Vögel geschenkt hatte. Sir Thomas war als leidenschaftlicher Naturforscher von dem großen fremdländischen Vogel fasziniert und konnte es kaum erwarten, dass sein Sohn ihm dessen Gewohnheiten schilderte. Ist er wachsam wie die Gans? Hat er eine Vorliebe für Sauerampfer, verabscheut er Lorbeerblätter? Und frisst er Eisen? Die letzte Frage, riet er seinem Sohn, lasse sich womöglich am besten beantworten, indem man das Metall in einer Pastete verstecke – eine Art mit Eisen gefüllter Hotdog –, denn »vielleicht verschmäht er es, wenn man es ihm einfach so hinlegt«[2].
Dieser zoologische Rezepttipp diente einem dezidiert wissenschaftlichen Zweck. Browne wollte dem alten Mythos auf den Grund gehen, dass Strauße absolut alles verdauen können, sogar Eisen. Laut einem deutschen Gelehrten aus dem Mittelalter besaß der Strauß eine solche Vorliebe für dieses harte Zeug, dass die Mahlzeit des Vogels »aus einem Kirchentürschlüssel und einem Hufeisen besteht«[3]. Da die europäischen Königshöfe von den Emiren und Entdeckern Afrikas mit Straußen beschenkt wurden, ermunterten ganze Generationen begeisterter Naturforscher die exotischen Vögel, Scheren, Nägel und eine Fülle anderer Eisenwaren zu verspeisen.
Auf den ersten Blick wirken solche Experimente verrückt, doch beschäftigt man sich ein bisschen näher damit, hat der Irrsinn (wissenschaftliche) Methode. Strauße können kein Eisen verdauen, aber man hat beobachtet, dass sie große, scharfkantige Steine fressen. Warum? Der größte Vogel der Welt hat sich im Lauf der Evolution zu einem ziemlich ungewöhnlichen Weidetier entwickelt, dessen aus Gras und Blättern bestehende Kost schwer verdaulich ist. Und anders als ihre Pflanzenfresserkollegen in der afrikanischen Savanne, die Giraffe und die Antilope, besitzen Strauße keinen Wiederkäuermagen. Sie haben nicht einmal Zähne. Stattdessen müssen sie die faserigen Grashalme mit dem Schnabel aus dem Boden rupfen und im Ganzen herunterschlucken. Die spitzen Steine in ihrem muskulösen Kaumagen benutzen sie dazu, ihre holzige Nahrung in leichter verdauliche Stücke zu zermalmen. Sie können mit bis zu einem Kilo in ihrem Magen klappernden Steinen durch die Savanne stolzieren. (Die Wissenschaftler nennen sie hochgestochen Gastrolithen.)
Um den Strauß zu verstehen, gilt es wiederum, seine Lebenswelt zu betrachten. Aber wir müssen auch das Umfeld der Wissenschaftler miteinbeziehen, die jahrhundertelang herumstocherten und -piksten, um die Wahrheit über die Tiere herauszufinden. Als solcher ist Browne nur einer von vielen verschrobenen Fanatikern, denen Sie in diesem Buch begegnen werden. Da wäre des Weiteren ein Arzt aus dem 17. Jahrhundert, der versuchte, Kröten zu erzeugen, indem er eine Ente auf einen Misthaufen setzte (ein uraltes Rezept für die Zeugung von Leben). Und ein italienischer katholischer Priester, dessen Name an einen Bond-Bösewicht erinnert und der sich auch entsprechend verhielt: Lazzaro Spallanzani fuchtelte im Namen der Wissenschaft mit einer gefährlichen Schere herum, wahlweise um kleine maßgefertigte Unterhosen für seine tierischen Versuchsobjekte zu schneidern oder ihnen die Ohren abzuschneiden.
Das sind zwei Beispiele aus den Anfängen der Aufklärung, doch auch in jüngerer Zeit haben Wissenschaftler auf der Suche nach der Wahrheit bizarre und oft unsinnige Methoden angewandt – wie ein amerikanischer Psychopharmakologe im 20. Jahrhundert, dessen Neugier ihn dazu brachte, eine Herde Elefanten stockbetrunken zu machen, mit entsprechend bescheuerten Ergebnissen. Jedes Jahrhundert hat seine exzentrischen Tierexperimentatoren, und es werden zweifellos noch viele weitere folgen. Wir Menschen haben das Atom gespalten, sind zum Mond geflogen und haben das Higgs-Teilchen entdeckt, aber was das Verständnis von Tieren betrifft, haben wir noch einen weiten Weg vor uns.
Mich faszinieren die Fehler, die wir auf diesem Weg gemacht haben, und die Mythen, die wir geschaffen haben, um unsere Wissenslücken zu füllen. Sie zeigen, wie Entdeckungen zustande kommen, und verraten uns viel über die beteiligten Akteure. Als Plinius der Ältere beispielsweise ein Flusspferd beschrieb, das eine blutrote Flüssigkeit über die Haut absonderte, griff er auf vertraute Erklärungen – in diesem Fall aus der römischen Medizin – zurück und stellte sich vor, dass das Tier sich selbst zur Ader ließ, um gesund zu bleiben. Wie sollte er auch anders, er war schließlich ein Mann seiner Zeit. Er irrte sich, aber die richtige Erklärung für das rote Sekret des Flusspferdes ist genauso ungewöhnlich wie der alte Mythos – und sie hat tatsächlich mit Selbstmedikation zu tun.
Wenn man den größten Tiermythen mit dem Seziermesser zu Leibe rückt, verbirgt sich dahinter oft eine bestechende Logik, die uns in die Zeiten bewunderungswürdiger Naivität zurückversetzt, als man wenig wusste und alles möglich war. Warum sollen Vögel nicht zum Mond fliegen, Hyänen nicht je nach Jahreszeit ihr Geschlecht wechseln und Aale nicht ganz von selbst aus Schlamm entstehen? Zumal die Wahrheit, wie wir sehen werden, genauso unglaubwürdig erscheint.
Die unsinnigsten Tiermythen entstanden nach dem Untergang des Römischen Reiches, im Mittelalter, als die aufkommende Naturkunde vom Christentum gekapert wurde. Das war die große Zeit der Bestiarien. Diese frühen Handbücher über das Tierreich waren angefüllt mit vergoldeten Illustrationen und ernsthaften Beschreibungen exotischer Tiere, von Kamel-Spatzen (Strauße) bis zu Kamel-Leoparden (Giraffen) und See-Bischöfen (halb Fisch, halb Geistlicher und zu hundert Prozent Fantasie). Doch den Autoren ging es nicht darum, das Leben von Tieren zu erforschen. Sie stützten sich allesamt auf eine einzige Quelle, ein Manuskript aus dem 4. Jahrhundert namens »Physiologus«, das den Volksglauben mit einer Prise Fakten und einer enormen Dosis religiöser Allegorien vermengte. Der »Physiologus« wurde zu einem Riesen-Beststeller des Mittelalters (damals nur übertroffen von der Bibel) und in Dutzende Sprachen übersetzt, wodurch die absurden Tierlegenden von Äthiopien bis nach Island Verbreitung fanden.
Diese Bestiarien sind ein ziemlich derber Lesestoff, es ist viel von Sex und Sünde die Rede, was die Mönche erfreut haben dürfte, die sie für die kirchlichen Bibliotheken transkribierten und illustrierten. Sie erzählten von außerordentlichen Geschöpfen: dem Wiesel, das durch den Mund empfängt und durch das Ohr gebiert; dem Bison (oder »Bonasus«, wie er damals hieß), der seinen Jägern entkommt, indem er einen Furz ausstößt, der »so widerlich ist, dass die Angreifer gezwungen sind, sich in einem heillosen Durcheinander zurückzuziehen«[4] (das kennen wir doch alle); und dem Hirsch, dessen Penis die Angewohnheit hat, nach Anfällen übermäßiger Fleischeslust abzufallen. Aus diesen Geschichten ließ sich gar manche Lehre ziehen, die man an seine Schäfchen weitergeben konnte. Schließlich waren all diese Tiere von Gott geschaffen, und nur eine Art – der Mensch – hatte ihre Unschuld verloren. Aus Sicht der Gelehrten bestand die Funktion des Tierreichs darin, den Menschen als Beispiel zu dienen. Anstatt zu fragen, ob die Beschreibungen im »Physiologus« irgendeinen Wahrheitsgehalt besaßen, suchten sie bei Tieren nach menschlichen Eigenschaften und den moralischen Werten, die Gott in ihrem Verhalten versteckt hatte.
Daher sind manche Tiere in den Bestiarien schier nicht wiederzuerkennen. Elefanten zum Beispiel wurden als tugendhafteste und klügste Tiere gepriesen, so »mild und sanft«, dass man ihnen sogar eine eigene Religion zuschrieb. Man sagte ihnen nach, »großen Hass« auf Mäuse zu empfinden, hingegen eine solche Liebe zum Land, dass sie in Tränen ausbrachen, wenn sie nur an ihre Heimat dachten. Was die Unzucht betraf, waren sie »überaus keusch«[5] und blieben ihrem Partner ein Leben lang treu – und es war ein sehr langes Leben, das 300 Jahre dauerte. Der Ehebruch war ihnen zutiefst zuwider, und sie bestraften diejenigen, die sie auf frischer Tat ertappten. All das würde einen ganz normalen Elefanten, der ausgesprochen polygam lebt, wohl ziemlich überraschen.
*
Der Drang, in Tieren nach unserem Spiegelbild zu suchen und sie moralisch zu bewerten, setzte sich bis weit in das Zeitalter der Aufklärung hinein fort. Besonders hervorgetan auf diesem Gebiet hat sich der berühmte französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon, der in diesem Buch eine Hauptrolle spielt. Der grandiose Comte war eine führende Figur der wissenschaftlichen Revolution und strebte danach, die Naturforschung dem Einfluss der Kirche zu entziehen, was ein wenig paradox anmuten mag. Seine epische, 24 Bände umfassende Enzyklopädie ist nämlich aufgrund ihrer schwülstigen Sprache, die wie die meisten wissenschaftlichen Schriften jener Zeit eher an einen Liebesroman als an eine wissenschaftliche Analyse erinnert, ein lachhaft frömmelnder Wälzer. Seine vernichtenden Urteile über Tiere, deren Lebensweise er missbilligte, etwa die unseres Freundes, des Faultiers (»die niederste Form der tierischen Existenz«[6], wie er schrieb), sind fast ebenso absurd wie sein übertriebenes Schwärmen für jene Arten, die er verherrlichte. Er hielt sich einen Biber als Haustier und verstieg sich, beeindruckt von dessen Fleiß, zu solchen Hirngespinsten, dass einem der große Buffon, wenn man die Wahrheit kennt, als große Knallcharge erscheint.
Solche Impulse, Tiere zu vermenschlichen, gibt es noch heute. Pandas sind so niedlich, dass sie einen angeborenen Hegetrieb auslösen und unser Urteilsvermögen trüben. Wir möchten glauben, dass sie linkische, sexfaule Bären sind, die ohne unser Eingreifen nicht überleben würden, und nicht uralte Überlebenskünstler mit einem furchterregenden Biss und einer Vorliebe für wilden Gruppensex.
Ich habe Anfang der Neunzigerjahre bei dem großen Evolutionsbiologen Dr. Richard Dawkins Zoologie studiert, und er brachte mir bei, die Welt auf der Grundlage der genetischen Beziehungen zwischen den Arten zu betrachten – wie der Grad ihrer Verwandtschaft ihr Verhalten beeinflusst. Manches von dem, was ich damals gelernt habe, ist inzwischen aufgrund der wissenschaftlichen Fortschritte überholt, und wir wissen heute, dass die Art, wie man ein Genom auf zellulärer Ebene liest, mindestens genauso entscheidend sein kann wie sein Inhalt (daher teilen wir 70 Prozent unserer DNA mit einem Eichelwurm, sind aber auf einer Dinnerparty um einiges witziger). Ich erwähne dies, um darauf hinzuweisen, dass jede Generation – auch meine – denkt, mehr über Tiere zu wissen als die vorhergehende, und doch täuschen wir uns oft. Ein Großteil der Zoologie ist nicht viel mehr als Rätselraten auf hohem Niveau.
Moderne Methoden helfen uns, besser zu raten. Als Filmproduzentin und Moderatorin von Tiersendungen konnte ich die Welt bereisen und mit einigen der engagiertesten Wissenschaftler sprechen, die vor Ort Feldforschung betreiben, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. In der Masai Mara habe ich eine Zoologin kennengelernt, die den IQ von Tieren testete, in China einen Händler, der Pandapornos verhökerte, ich traf die englische Erfinderin eines Po-o-Meters für Faultiere (es dient wissenschaftlichen Zwecken) und die schottische Autorin des weltweit ersten Wörterbuchs der Schimpansensprache. Ich habe einen betrunkenen Elch gejagt, an Biber-»Hoden« genagt, amphibische Aphrodisiaka probiert, bin von einem Berghang gesprungen, um mit Geiern zu fliegen, und habe versucht, ein paar Brocken Flusspferdisch zu sprechen (auch wenn es nicht auf Anhieb geklappt hat). Diese Experimente haben mir die Augen für viele erstaunliche Wahrheiten über Tiere und den Stand der Tierwissenschaften geöffnet. Mit dem vorliegenden Buch möchte ich diese Wahrheiten mit Ihnen teilen, die größten Irrtümer, Fehler und Mythen, die wir über das Tierreich ersonnen haben – ob sie nun von dem großen Philosophen Aristoteles oder den Nachfahren Walt Disneys in Hollywood stammen –, zusammentragen und dem Leser meine Menagerie der Verkannten vorstellen.
Also, machen Sie sich bereit für diese unglaublichen Geschichten. Erwarten Sie jedoch nicht, dass alle wahr sind.