Wilkie Collins
Der Monddiamant
Roman
Aus dem Englischen von Gisela Geisler
Fischer e-books
Covergestaltung: bilkejaeger
Coverabbildung: fotolia
Frankfurt am Main, Dezember 2012
Für die Übersetzung:
© Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1974
Titel der englischen Originalausgabe: ›The Moonstone‹
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-402282-6
Anmerkung von Mr. Franklin Blake: Miß Clack darf in dieser Hinsicht beruhigt sein. Weder in ihrem noch in irgendeinem anderen Manuskript, das durch meine Hände geht, wird auch nur das geringste geändert, zugefügt oder unterdrückt. Ich enthalte mich auch jeder stilistischen Korrektur, selbst wenn sie dem Gesamteindruck des Berichtes zustatten käme. Man schickt mir Dokumentationen, und als echte Dokumentationen – bestätigt von Augenzeugen, die für die Richtigkeit der Darstellung einstehen – will ich sie auch behandeln. Bleibt nur noch hinzuzufügen, daß die ›Hauptperson‹ in Miß Clacks Erzählung gegenwärtig in der glücklichen Lage ist, selbst die schärfsten Spitzen aus Miß Clacks Feder zu ertragen. Darüber hinaus verhilft ihr das Manuskript auch zu einer richtigen Einschätzung des Charakters der Verfasserin.
Vgl. den Bericht des Gabriel Betteredge, Kapitel VIII.
Anmerkung von Franklin Blake. – Hier irrt die bedauernswerte Verfasserin des Briefes. Ich habe sie keineswegs gesehen. Tatsächlich hatte ich die Absicht, im Gehölz spazierenzugehen, aber mir fiel plötzlich ein, daß mich meine Tante nach meiner Rückkehr vom Bahnhof vielleicht zu sprechen wünschte, und so änderte ich meine ursprüngliche Absicht und ging ins Haus.
Anmerkung: Der Leser wird gebeten, alle Stellen, die auf Miß Verinders Geburtstag bzw. die drei folgenden Tage Bezug nehmen, mit den Kapiteln 8 und 13 der Erzählung von Gabriel Betteredge zu vergleichen.
Auszug aus einer Familienchronik
Diese Zeilen werden in Indien geschrieben und sind für meine Verwandten in England bestimmt. Sie enthalten eine Erklärung für den Abbruch der freundschaftlichen Beziehungen zwischen mir und meinem Cousin John Herncastle.
Bisher habe ich mir in dieser Angelegenheit Zurückhaltung auferlegt, doch leider ist meine Haltung von einigen Familienmitgliedern, an deren Wertschätzung mir liegt, mißdeutet worden. Ich bitte meine Verwandten deshalb, zunächst die folgenden Zeilen zu lesen und dann erst über mein Verhalten zu urteilen.
Ich erkläre bei meiner Ehre, daß alles, was ich niederschreiben werde, die lautere Wahrheit ist.
Das Zerwürfnis zwischen meinem Vetter John Herncastle und mir begann anläßlich eines historischen Ereignisses, bei dem wir beide beteiligt waren. Ich meine die Eroberung der Stadt Seringapatam durch General Baird am 4. Mai 1799. Zum besseren Verständnis der Vorgänge möchte ich aber zunächst auf die Zeit kurz vor der Erstürmung der Stadt zurückgehen. Damals kursierten in unserem Feldlager die wildesten Gerüchte über den Gold- und Juwelenschatz im Palast des Sultans.
Eine der abenteuerlichsten Geschichten kreiste um einen berühmten gelben Diamanten, der schon in den frühen Annalen Indiens eine Rolle spielte.
Die älteste Überlieferung erwähnt das Juwel als Stirnschmuck jener vierhändigen Gottheit, die den Mond verkörpert. Den Namen ›Monddiamant‹, unter dem der Stein heute noch in Indien bekannt ist, verdankt er mehreren bemerkenswerten Eigenschaften, einmal seiner eigenartigen Farbe, zum andern einem Aberglauben, der besagt, daß ihm die Kraft des Gottes innewohne, den er schmückt, und daß er mit dem Zunehmen und Abnehmen des Mondes an Glanz gewinne oder verliere.
Ähnliche Mythen werden, soviel ich weiß, schon aus dem alten Griechenland und aus Rom überliefert. Doch handelt es sich in diesen Fällen nicht um einen Diamanten, der dem Dienst an einer Gottheit geweiht ist, sondern um einen halbtransparenten Stein von minderem Wert, dessen Glanz angeblich ebenfalls von der Mondkonstellation beeinflußt wird. Man handelt ihn heute noch unter dem Namen ›Mondstein‹.
Die abenteuerliche Geschichte des gelben Diamanten beginnt im elften Jahrhundert christlicher Zeitrechnung. Damals zog Mahmud von Ghasna, der mohammedanische Eroberer, durch Indien. Er nahm die heilige Stadt Somnath ein und raubte die Schätze des berühmten Tempels, der schon seit Jahrhunderten das Ziel der Hindu-Pilger war und zu den Wundern des Fernen Ostens zählte.
Von allen Gottheiten, die in dem Tempel verehrt wurden, entging nur der Mondgott der Plünderung durch die mohammedanischen Eroberer. Drei Brahmanen hatten die noch unversehrte Statue, deren Stirn der gelbe Diamant schmückte, bei Nacht entführt. Sie fand eine neue Heimstatt in Benares, der zweiten unter den heiligen Städten Indiens.
Der neue Schrein für den Mondgott stand in einer edelsteingeschmückten Halle, deren Dach auf goldenen Säulen ruhte. In der Nacht, in der dieser Schrein vollendet wurde, erschien Wischnu, der Schutzgott, den drei Brahmanen im Traum. Er hauchte seinen göttlichen Atem auf den Stein an der Stirn der Statue, und die Brahmanen knieten nieder und verbargen das Gesicht in den Kleidern. Wischnu verlangte, daß der Mondstein von nun an bis an der Menschheit Ende durch drei einander ablösende Priester Tag und Nacht bewacht werde. Die Brahmanen hörten ihn an und beugten sich seinem Willen. Da verhieß der Gott Unglück über jeden Sterblichen, der sich an dem heiligen Juwel vergreifen werde. Der Fluch aber sollte nicht nur den Frevler, sondern sein ganzes Haus und alle seine Erben treffen. Die Brahmanen ließen die Prophezeiung in goldenen Lettern an das Tor zum Heiligtum schreiben.
Menschenalter vergingen, und immer noch bewachten die Nachfolger jener drei Brahmanen den kostbaren Monddiamanten. Dann kam das achtzehnte Jahrhundert christlicher Zeitrechnung und mit ihm der Großmogul Aurangzeb. Auf seinen Befehl brach neues Unheil über die Heiligtümer Brahmas herein. Wieder wurde geplündert und gebrandschatzt. Den Schrein der vierhändigen Gottheit entweihte das Blut hingemetzelter heiliger Tiere, die Statue zertrümmerten die Soldaten, und den Monddiamanten raubte ein hoher Offizier des Großmoguls. Die drei Brahmanen waren zu schwach, um den verlorenen Schatz gewaltsam wieder in ihre Obhut zu bringen. So legten sie Verkleidungen an und folgten seinen Spuren.
Wieder löste eine Generation die andere ab. Der Offizier, der den frevelhaften Raub begangen hatte, war inzwischen elendiglich umgekommen, und der Monddiamant war von einer räuberischen Mohammedanerhand in die nächste gewandert. Doch im Auf und Ab der Jahrhunderte verloren ihn die Nachfolger jener drei ersten Wächter niemals aus den Augen, und sie gaben nie die Hoffnung auf, Wischnu, der Beschützer, werde das Juwel eines Tages wieder in ihre Hände legen. Auch das achtzehnte Jahrhundert ging vorüber und Tippoo, Sultan von Seringapatam, wurde Besitzer des gelben Diamanten. Das Juwel zierte einen Dolchgriff, und die Waffe zählte zu den größten Kostbarkeiten der Schatzkammer des Sultans. Doch selbst hier war der Stein noch von seinen heimlichen Hütern bewacht. In Tippoos Hofhaltung gab es drei fremde Offiziere, die das Vertrauen ihres Herrn erworben hatten, als sie – wenigstens offiziell – Mohammedaner wurden. Und von diesen drei Offizieren ging das Gerücht, sie seien in Wahrheit die brahmanischen Wächter des Monddiamanten.
Diese abenteuerliche Geschichte machte in unserem Feldlager die Runde. Doch war niemand sonderlich davon beeindruckt. Nur mein Vetter, den alles Ungewöhnliche anzog, schenkte ihr Glauben. Noch am Vorabend des Angriffs auf Seringapatam steigerte er sich in eine geradezu lächerliche Wut, als einige Kameraden und ich die Geschichte ins Reich der Fabel verwiesen. Es gab ein Handgemenge, und Herncastles unglückseliges Temperament beraubte ihn jeder Vernunft. In seiner großsprecherischen Art schwor er, uns das Juwel an seinem Ringfinger vorzuführen, sobald Seringapatam gefallen wäre. Sein Versprechen erntete brüllendes Gelächter, und damit hielten wir alle das Thema für beendet.
Ich muß nun schildern, was am Tage der Schlacht geschah. Beim Aufbruch wurde ich von meinem Vetter getrennt. Ich sah ihn auch nicht mehr, als wir über den Fluß setzten, in der ersten Bresche die englische Flagge hißten, den Graben eroberten und schließlich Schritt um Schritt in die Stadt vordrangen. Erst in der Abenddämmerung, als Seringapatam gefallen war und General Baird selbst den Leichnam Tippoos in einem Haufen Toter entdeckt hatte, stieß ich wieder auf John Herncastle.
Wir waren beide einem Trupp zugeordnet, der auf Befehl des Generals alle Plünderungen und Ungesetzlichkeiten zu verhindern hatte, die üblicherweise die Eroberung einer Stadt begleiteten. Das Heeresgefolge hatte schon beklagenswerte Untaten begangen, und, um das Maß vollzumachen, brachen die Soldaten nun durch eine unbewachte Tür in die Schatzkammer des Palastes ein und beluden sich mit Gold und Diamanten. Dort, im Palasthof, traf ich meinen Vetter, als wir beide versuchten, die Soldaten zur Ordnung zu rufen. Ich spürte sofort, daß sich Herncastles hitziges Temperament durch die Schrecknisse der vorangegangenen Schlacht in Raserei gesteigert hatte. Meiner Meinung nach war er in diesem Zustand äußerst ungeeignet, seinen Auftrag auszuführen.
In der Schatzkammer herrschte zwar ein wildes Durcheinander, aber ich sah keine Spuren von Gewalttätigkeiten. Die Männer begingen ihre Schandtaten in ausgelassener Stimmung. Sie warfen mit groben Witzen und Anzüglichkeiten um sich, und plötzlich fragte jemand, halb im Scherz, nach dem gelben Diamanten. Das unheilvolle Stichwort war gefallen. Von nun an hieß der Schlachtruf: ›Wer hat den Monddiamanten?‹, und hatten wir die Plünderungen in einer Ecke des Raumes gerade unterbunden, brachen sie an der gegenüberliegenden Seite von neuem aus. Ich versuchte immer noch vergebens, Ordnung zu schaffen, als auf der anderen Seite des Hofes entsetzliche Schreie ertönten. Ich stürzte sofort in diese Richtung, weil ich annahm, daß dort wieder irgendeine Ungesetzlichkeit begangen werde. Auf der Schwelle einer offenstehenden Tür sah ich zwei Leichname. Der Kleidung nach waren die Toten Offiziere der Palastwache.
Ein neuer Schrei ließ mich in den hinter der Tür liegenden Raum eindringen, der offenbar als Rüstkammer diente. Ein tödlich verwundeter dritter Inder sank gerade vor einem Mann zu Boden, der mir den Rücken kehrte. Als er mich hörte, drehte er sich um – vor mir stand John Herncastle, eine Fackel in der linken Hand, einen bluttriefenden Dolch in der rechten. Ein Edelstein, der wie ein Knauf im Griff des Dolches saß, blitzte im Fackellicht wie Feuerschein. Der sterbende Inder lag jetzt auf den Knien. Er wies auf den Dolch in Herncastles Hand und sagte in seiner Muttersprache: »Der Monddiamant wird dich und die Deinen mit seiner Rache verfolgen.« Dann sank der Mann tot zu Boden.
Ehe ich irgend etwas unternehmen konnte, drängten schon ein paar Soldaten in den Raum, die mir über den Hof gefolgt waren. Mein Vetter stürzte sich auf sie wie ein Rasender. »Schaff sie hinaus, und laß die Tür bewachen!« schrie er mir zu. Die Männer sprangen beiseite, als Herncastle mit der Fackel und dem Dolch in den Händen an ihnen vorbeistürmte. Ich stellte zwei zuverlässige Leute meiner Kompanie als Wachtposten vor der Tür auf. Meinen Vetter sah ich in jener Nacht nicht mehr.
Da die Plünderungen beim Morgengrauen wieder einsetzten, ließ General Baird durch Ausrufer erklären, daß jeder beim Stehlen Angetroffene ohne Ansehen des Ranges sofort zu erhängen sei. Die Anwesenheit des höchsten Militärrichters bewies, daß es dem General mit diesem Befehl ernst war. In der Menge, die die Proklamation anhörte, stand auch mein Vetter. Wie immer streckte er mir die Hand entgegen und sagte: »Guten Morgen.« Ich zögerte, seinen Händedruck zu erwidern. »Erzähle mir zuerst, wie der Inder in der Waffenkammer umgekommen ist«, sagte ich, »und erkläre mir auch den Sinn seiner Worte, als er auf den Dolch zeigte.«
»Der Inder wird wohl an einer tödlichen Wunde gestorben sein«, antwortete Herncastle, »und der Sinn seiner letzten Worte ist mir ebenso dunkel wie dir.«
Ich schaute ihn prüfend an. Die Wildheit vom Vortag war vollkommen von ihm gewichen, und ich beschloß, ihm noch eine Chance zu geben.
»Hast du mir sonst nichts zu sagen?« fragte ich.
»Nichts«, antwortete er.
Ich kehrte ihm den Rücken, und seither haben wir nie wieder miteinander gesprochen.
Ich bitte, diese Zeilen als eine rein private Information für meine Familie zu betrachten, es sei denn, unvorhergesehene Umstände machten ihre Veröffentlichung nötig.
Mein Vetter hatte nichts gesagt, was mich berechtigte, unseren Kommandeur von dem Vorfall zu unterrichten. Mehr als einmal ist er inzwischen noch von unseren Kameraden verspottet worden, die seine großsprecherischen Reden am Vorabend der Schlacht nicht vergessen haben. Begreiflicherweise zieht es Herncastle vor, sich in Schweigen zu hüllen. Die schrecklichen Umstände, unter denen ich ihn in der Waffenkammer traf, sind noch zu frisch in seinem Gedächtnis. Man munkelt, daß er in ein anderes Regiment überwechseln wolle und den Versetzungsantrag mit dem Wunsch begründet habe, sich von mir zu trennen.
Ob dieses Gerücht stimmt, sei dahingestellt. Jedenfalls kann ich mich nicht entschließen, öffentlich als Herncastles Ankläger aufzutreten, da ich keine anderen als moralische Beweise vorzubringen hätte. Ich kann nicht bezeugen, daß er die beiden Männer auf der Türschwelle getötet hat; ich kann nicht einmal beweisen, daß er den dritten Mann in der Waffenkammer umgebracht hat, denn ich war nicht Augenzeuge der Tat. Wohl ist es wahr, daß ich die Worte des sterbenden Inders hörte, aber wie könnte ich die Behauptung widerlegen, es habe sich dabei nur um die Wahnvorstellungen eines Mannes im Todeskampf gehandelt? Aus diesen Gründen wünsche ich, daß unsere Familienangehörigen sich anhand meiner Zeilen über beide Parteien ein Urteil bilden und selbst entscheiden, ob meine Abneigung gegen John Herncastle begründet oder unbegründet ist.
Obgleich ich der abenteuerlichen Geschichte des Monddiamanten keinen Glauben schenke, muß ich zugeben, daß ich in diesem Fall einem gewissen Aberglauben unterliege. Ich bin, vielleicht zu Unrecht, überzeugt, daß ein Verbrechen neue Verbrechen im Gefolge habe. Herncastle ist in meinen Augen schuldig, und ich wage zu behaupten, daß er eines Tages seine Tat bereuen wird, falls er den Diamanten behält, oder daß andere bereuen werden, das Juwel von ihm angenommen zu haben, falls er sich davon trennen sollte.
Schilderung der Ereignisse von Gabriel Betteredge, Butler in Diensten der Julia, Lady Verinder
Im ersten Teil von Robinson Crusoe, auf Seite einhundertneunundzwanzig, steht folgender Satz: Jetzt begriff ich, wenn auch zu spät, wie töricht es ist, ein Werk zu beginnen, bevor man die Kosten berechnet und genau abgeschätzt hat, ob die eigene Kraft reichen werde, das Begonnene zu vollenden.
Erst gestern hatte ich diese Stelle in meinem ›Robinson Crusoe‹ aufgeschlagen, und heute morgen, am einundzwanzigsten Mai achtzehnhundertfünfzig, besuchte mich Myladys Neffe, Mr. Franklin Blake, und führte mit mir das folgende Gespräch:
»Betteredge«, sagte er, »ich war heute in Familienangelegenheiten bei unserem Anwalt. Unter anderem erwähnte er auch den indischen Diamanten, der vor zwei Jahren im Hause meiner Tante in Yorkshire verlorenging. Mr. Bruff meinte nun, die ganze Angelegenheit solle im Interesse der Wahrheit schriftlich festgehalten werden; je eher, desto besser.«
Ich wußte nicht recht, worauf Mr. Franklin hinauswollte. Doch da ich es, um des lieben Friedens willen, stets für ratsam halte, den Standpunkt des Anwalts einzunehmen, stimmte ich dem Vorschlag zu. Und Mr. Franklin fuhr fort: »Im Zusammenhang mit diesem Diamanten sind, wie Sie wissen, etliche unschuldige Leute Verdächtigungen ausgesetzt worden. Das Andenken an diese Unschuldigen könnte später dadurch getrübt werden, daß man den Nachkommen einen ehrlichen Bericht über die Tatsachen vorenthält. Wir sind also geradezu verpflichtet, diese ungewöhnliche Episode aus dem Leben meiner Familie schriftlich niederzulegen. Und ich glaube, Betteredge, Mr. Bruff und ich haben auch schon die richtige Methode entdeckt, in der die Geschichte geschrieben werden müßte.«
Zweifellos eine angenehme Entdeckung für die beiden Herren, aber was meine Person damit zu tun haben konnte, begriff ich noch immer nicht.
»Bestimmte Vorfälle müßten also beschrieben werden«, fuhr Mr. Franklin fort, »und da es auch bestimmte Personen gibt, die jeweils in diese Vorfälle verwickelt waren, sind sie auch am ehesten in der Lage, darüber zu berichten. Gehen wir von diesen einfachen Tatsachen aus, so folgt, daß sie alle nacheinander die Geschichte des Monddiamanten schreiben sollten, natürlich immer nur so weit, wie sie persönlich davon betroffen waren. Wir müssen damit beginnen, wie der Diamant in die Hände meines Onkels Herncastle geriet, als er vor fünfzig Jahren in Indien Militärdienst tat. Diese einleitenden Zeilen habe ich übrigens schon im Stile einer alten Familienchronik verfaßt. Ich lasse einen Augenzeugen alle nötigen Einzelheiten berichten. Als nächstes müßte erzählt werden, wie der Diamant vor zwei Jahren nach Yorkshire in das Haus meiner Tante geriet und wie man kaum zwölf Stunden später entdeckte, daß er verschwunden war. Und da niemand über die damaligen Vorgänge im Hause so gut Bescheid weiß wie Sie, Betteredge, müssen Sie zur Feder greifen und das erste Kapitel der Geschichte schreiben.« Mit diesen Worten teilte man mir also mit, welchen Beitrag ich zu der Diamantengeschichte zu liefern hatte. Falls es Sie interessiert, wie ich mich unter den gegebenen Umständen verhielt: Ich tat, was Sie in meiner Lage wahrscheinlich auch getan hätten; ich erklärte in aller Bescheidenheit, der Aufgabe keineswegs gewachsen zu sein – und dachte doch insgeheim, daß ich gewiß dazu fähig wäre, wenn ich es nur richtig anpackte.
Das Gespräch mit Mr. Franklin liegt nun zwei Stunden zurück. Sowie der junge Herr fortgegangen war, hatte ich mich an den Schreibtisch gesetzt, um mit der Niederschrift der Geschichte anzufangen. Und da sitze ich immer noch – vollkommen hilflos (trotz meiner Fähigkeiten), und begreife allmählich das, was auch schon Robinson Crusoe begriffen hatte, vgl. das oben angeführte Zitat, nämlich, wie töricht es ist, ein Werk zu beginnen, ohne vorher genau abzuschätzen, ob die eigene Kraft reichen werde, es zu vollenden. Wenn Sie sich freundlicherweise erinnern wollen: Nur einen Tag, bevor ich meine nun schier unlösbare Aufgabe übernommen hatte, war ich, ganz zufällig, auf diese Stelle gestoßen; und da soll man nicht an eine Vorsehung glauben?
Ich bin sonst übrigens nicht abergläubisch. Als junger Mensch habe ich Unmengen von Büchern gelesen; ja, auf meine Art bin ich schon ein richtiger Gelehrter. Und obwohl ich die Siebzig überschritten habe, ist mein Gedächtnis noch so tüchtig wie meine Beine. Sie brauchen trotzdem nicht meine Meinung zu teilen, wenn ich, als unstudierter Mann, behaupte, daß der Robinson Crusoe einmalig ist und auch in Zukunft nicht übertroffen werden kann. Seit Jahren beschäftige ich mich mit diesem Buch, meist bei einem Pfeifchen Tabak, und immer wieder stelle ich fest, daß es mein bester Freund in allen Lebenslagen ist. Bin ich niedergeschlagen – Robinson Crusoe; brauche ich guten Rat – Robinson Crusoe; in früheren Jahren, wenn meine Frau mir zugesetzt hatte – Robinson Crusoe; heute, wenn ich ein bißchen zu tief ins Glas geschaut habe – Robinson Crusoe. Sechs dickleibige Robinson-Crusoe-Ausgaben habe ich in harter Lesearbeit verbraucht. Das siebente Exemplar schenkte mir Mylady bei ihrem letzten Geburtstag. Aus Anlaß dieses Feiertages hatte ich ein wenig über den Durst getrunken – Robinson Crusoe brachte mich wieder auf die Beine; zum Preis von viereinhalb Shilling, in blauem Einband und mit einem Bild als Zugabe.
Ehrlich gesagt, das ist kein guter Anfang für unsere Diamantengeschichte. Auf der Suche nach Gott weiß was scheinen meine Gedanken auch Gott weiß wohin abzuschweifen. Gestatten Sie mir also, einen frischen Bogen zu nehmen und noch einmal anzufangen.
Mylady habe ich vorhin schon einmal erwähnt. Tatsache ist, daß der Diamant nie in unser Haus gelangt wäre, wo er dann auch verlorenging, hätte Myladys Tochter das Juwel nicht geschenkt bekommen. Und Myladys Tochter wiederum hätte den Diamanten nicht als Geschenk empfangen können, wäre sie nicht von Mylady mit viel Ach und Weh in die Welt gesetzt worden. Wenn wir also mit Mylady anfangen, gehen wir auch gleich weit genug zu den Anfängen der Geschichte zurück. Und angesichts der schweren Aufgabe, die mir bevorsteht, ist das ein rechter Trost.
Sofern Sie sich überhaupt für das Leben der oberen Zehntausend interessieren, haben Sie auch schon von den drei schönen Herncastle-Schwestern gehört, von Miß Adelaide, Miß Caroline und Miß Julia, der jüngsten, die, meiner Meinung nach, die beste war. Weshalb ich mir dieses Urteil erlauben darf, sollen Sie gleich erfahren. Ich trat nämlich schon beim alten Lord, dem Vater der drei Schwestern, in Dienst. Der alte Herr war, unter uns gesagt, der geschwätzigste und zugleich reizbarste Mensch, der mir je begegnet ist.
Ich wurde also als Fünfzehnjähriger Kammerdiener der drei jungen Damen.
Auf diesem Posten blieb ich, bis Miß Julia den inzwischen verstorbenen Sir John Verinder heiratete. Ein tadelloser Mann, der nur der Führung durch eine feste Hand bedurfte, um prächtig zu gedeihen, glücklich und zufrieden zu leben und eines leichten Todes zu sterben. Und diese feste Hand verspürte er von dem Augenblick an, da ihn Mylady zum Traualtar führte, bis zu dem Augenblick, da sie ihm den letzten Atemzug erleichterte und die Augen schloß.
Ich sollte noch einfügen, daß ich mit der Braut hierher in das Haus und auf die Ländereien des Bräutigams übersiedelte. »Sir John«, sprach sie, »ohne Gabriel Betteredge komme ich nicht zurecht.« »Mylady«, sprach Sir John, »mir geht es geradeso.« Auf diese Weise pflegten sich die beiden immer zu einigen. Und so kam ich in Sir Johns Dienst. Mir war es ohnehin gleichgültig, wohin ich zog, Hauptsache, ich konnte bei Mylady sein.
Als ich merkte, daß Mylady Interesse für die Ländereien und unsere Bauernhöfe zeigte, tat ich es ihr nach, was um so naheliegender war, da ich als siebenter Sohn eines kleinen Bauern geboren bin. Mylady unterstellte mich dem Verwalter ihrer Güter, und da ich anstellig war und zur Zufriedenheit meiner Herrschaft arbeitete, wurde ich entsprechend befördert.
Ein paar Jahre darauf, es muß ein Montagmorgen gewesen sein, sagte Mylady: »Sir John, Euer Gutsverwalter ist ein törichter alter Mann. Gebt ihm eine gute Rente, und setzt Gabriel Betteredge an seine Stelle.« Und dann, das war demnach am Dienstagmorgen, sagte Sir John: »Mylady, der Gutsverwalter bekommt eine gute Rente, und Gabriel Betteredge ist sein Nachfolger.« Man hört nur allzuoft von Ehepaaren, die schlecht miteinander auskommen. Hier erleben Sie einmal das Gegenteil. Unser Beispiel möge also manchen Lesern als Ermutigung, anderen zur Warnung dienen.
Doch lassen Sie mich fortfahren. Ich war nun ein gemachter Mann, wie man so schön sagt. Ich hatte eine Vertrauensstellung, ein Häuschen, ein paar Inspektionsgänge am Morgen, die Rechnungsbücher am Nachmittag, mein Pfeifchen und ›Robinson Crusoe‹ am Abend; was konnte mir noch zu meinem Glück fehlen? Sie erinnern sich vielleicht, was Adam entbehrte, als er so allein im Paradies lebte. Und wenn Sie Adam darum nicht tadeln, sollten Sie auch mit mir Nachsicht üben.
Die Frau, auf die ich ein Auge geworfen hatte, führte mir den Haushalt. Ihr Name war Selina Goby. Nun halte ich es mit dem verstorbenen William Cobbett, der da meinte, ein Weib, das sein Essen ordentlich kaut und festen Schrittes einhergeht, könne man ruhig ehelichen. Selina Goby entsprach beiden Forderungen, und so hatte ich schon den ersten Grund, sie zu heiraten. Auf den zweiten kam ich ganz allein. Der unverheirateten Selina mußte ich jede Woche für das Essen und die Haushaltführung ein hübsches Sümmchen zahlen. War sie dagegen meine Frau, konnte sie unmöglich für das Essen und schon gar nicht für die Hausarbeit Geld verlangen. Ich fädelte die Sache also unter zwei Gesichtspunkten ein: Sparsamkeit – mit einem Schuß Liebe.
Pflichtgemäß unterbreitete ich die Angelegenheit meiner Herrin, und zwar mit denselben Argumenten, die ich für mich gebraucht hatte.
»Selina Goby geht mir schon längere Zeit im Kopf herum, Mylady«, sagte ich, »und ich meine, als Ehefrau kommt sie mich nicht so teuer zu stehen wie als Haushälterin.«
Mylady brach in Gelächter aus und sagte, sie wisse nicht, worüber sie mehr schockiert sein solle, über meine Prinzipien oder meine Ausdrucksweise. Irgend etwas an der Sache muß sie sehr belustigt haben – etwas, das nur Personen von Stand verstehen. Ich selbst verstand lediglich, daß ich die Erlaubnis hatte, mit Selina zu reden.
Das tat ich auch; und was sagte Selina? Du lieber Himmel, wie wenig wissen Sie doch von den Frauen, wenn Sie diese Frage überhaupt erst stellen! Natürlich sagte Selina ›ja‹.
Doch als meine Zeit näherkam und schon davon geschwatzt wurde, daß ich für die Feier einen neuen Rock brauchte, da wurde mir unheimlich zumute. Ich habe mal nachgelesen, was andere Männer zu diesem heiklen Zeitpunkt empfanden. Alle gaben zu, daß sie etwa eine Woche, bevor die Sache endgültig wurde, heimlich wünschten, sie könnten davonlaufen. Ich ging einen Schritt weiter; genauer gesagt, ich revoltierte offen, um meine Freiheit zu retten. Natürlich nicht, ohne eine Entschädigung anzubieten. Die Zahlung von Schmerzensgeld für die verlassene Braut ist in England gesetzlich. Und um dem Gesetz zu genügen, bot ich Selina Goby nach reiflicher Überlegung ein Federbett und fünfzig Shilling für meine Freiheit. Wenn es auch nicht zu fassen ist, so ist es doch wahr: Selina Goby war dumm genug, das Angebot auszuschlagen.
Danach hatte ich keine Hoffnung mehr. Ich erstand den neuen Rock so billig wie möglich und erledigte auch den Rest möglichst sang- und klanglos.
Wir wurden weder ein glückliches noch ein unglückliches Ehepaar, eher sowohl das eine wie das andere. Warum es so kam, weiß ich nicht, jedenfalls schienen wir trotz der besten Vorsätze immer einander im Wege zu sein. Wollte ich die Treppe hinaufgehen, kam meine Frau gerade herunter; wollte meine Frau herunterkommen, mußte ich gerade hinaufgehen. Damit wäre schon das ganze Eheleben beschrieben – wenigstens aus meiner Sicht.
Nach fünf Jahre dauernden Mißverständnissen auf der Treppe gefiel es dem allmächtigen Schicksal, uns durch das Hinscheiden meiner Frau voneinander zu erlösen. Ich blieb mit meinem einzigen Kind, der kleinen Penelope, allein zurück. Kurz darauf starb auch Sir John und ließ Mylady mit ihrem einzigen Kind, der kleinen Miß Rachel, allein zurück.
Mein Bemühen, Ihnen eine Vorstellung von Mylady zu vermitteln, wäre wohl jämmerlich gescheitert, müßte ich noch betonen, daß sie die Erziehung meiner kleinen Penelope in die Hand nahm. Meine Tochter besuchte die Schule und wurde ein kluges Mädchen, und sobald sie alt genug war, ernannte Mylady sie zu Miß Rachels Kammerjungfer.
Ich selbst war noch viele Jahre auf meinem Posten als Myladys Gutsverwalter. Erst Weihnachten achtzehnhundertsiebenundvierzig trat eine Veränderung ein. Am Weihnachtsmorgen lud sich Mylady zu einer Tasse Tee in meinem Häuschen ein. Sie bemerkte beiläufig, daß ich nun, die Kammerdienerzeit beim alten Lord eingerechnet, über fünfzig Jahre in ihren Diensten stünde, und sie beschenkte mich mit einer selbstgefertigten wunderbaren Strickweste, die mich in dem eisigen Winterwetter warmhalten sollte.
Mir fehlten die Worte, um auszudrücken, welche Ehre mir Mylady mit diesem überwältigenden Geschenk angetan hatte. Leider mußte ich bald feststellen, daß die Weste nicht als Ehrengabe, sondern als Bestechungsgeschenk gedacht war. Mylady hatte eher als ich selbst gemerkt, daß ich alt wurde, und sie war zu Besuch in mein Häuschen gekommen, um mich, wenn ich es so ausdrücken darf, aus meinem Gutsverwalterposten und der harten Arbeit im Freien herauszuschmeicheln. Statt dessen sollte ich bis zum Ende meiner Tage die ruhige Stellung eines Butlers bekommen.
Ich protestierte, so gut ich konnte, gegen diese schmachvolle Versetzung in den Ruhestand. Aber Mylady kannte meine schwache Stelle; sie drehte die Sache so, als täte ich ihr damit einen Gefallen.
Und unser Disput endete damit, daß ich mir wie ein alter Trottel mit der neuen Wollweste die Augen trocknete und die Sache zu überlegen versprach.
Da mich diese Überlegungen in helle Aufregung versetzten, griff ich nach Myladys Abschied zu der Medizin, die bei mir in Not- und Zweifelsfällen noch immer angeschlagen hat; ich rauchte ein Pfeifchen und vertiefte mich ein Weilchen in Robinson Crusoe. Noch keine fünf Minuten hatte ich in diesem hervorragenden Buch gelesen, als ich auf eine tröstliche Stelle stieß (Seite einhundertachtundfünfzig). Da stand: Heute lieben wir, was wir morgen hassen. Und ich wußte augenblicklich, was ich zu tun hatte. Heute wünschte ich mir noch zutiefst, Gutsverwalter zu bleiben. Morgen würde ich, laut Robinson Crusoe, das Gegenteil herbeisehnen. Ich brauchte mich nur noch auf das Morgen einzustellen, und das Problem war gelöst. Auf diese Weise fand ich Ruhe und ging als Lady Verinders Gutsverwalter schlafen, um am nächsten Morgen als Lady Verinders Butler zu erwachen. Und das alles ohne große Pein – durch Robinson Crusoe.
Meine Tochter Penelope schaut mir gerade über die Schulter, um nachzusehen, wie weit ich gekommen bin. Sie sagt, alles sei sehr gut beschrieben und wahr bis in das letzte Wort. Aber sie bemängelt, daß nichts von allem, was ich geschrieben habe, auch nur im geringsten mit dem zu tun hat, was man von mir hören will. Ich soll die Geschichte des Diamanten erzählen, und statt dessen habe ich meine eigene Geschichte erzählt. Seltsam – und auch unerklärlich. Ob wohl den Herren, die das Schreiben als Broterwerb betreiben, jemals die eigene Person in die Geschichte gerät? Wenn ja, könnte ich es verstehen. Wie dem auch sei, dies war mein zweiter Fehlstart, und wieder wurde gutes Schreibpapier für nichts verschwendet. Was machen wir nun? Mir fällt nichts Gescheiteres ein, als Sie weiter um Geduld zu bitten, wenn ich gleich zum dritten Mal mit der Geschichte beginne.
Inzwischen wissen Sie nun, wie schwer es mir fällt, den rechten Anfang für unsere Erzählung zu finden. Auf zwei Arten habe ich versucht, das Problem zu lösen. Zunächst kratzte ich mich am Kopf, aber das führte zu nichts. Dann bat ich meine Tochter Penelope um Rat, und sie brachte mich auf einen neuen Gedanken.
Penelope schlug vor, ich solle einfach hübsch nacheinander jeden einzelnen Tag der Diamantengeschichte beschreiben und mit dem Augenblick beginnen, als Mr. Franklin seinen Besuch im Hause Lady Verinders ankündigte. Konzentriert man sich erst auf so einen Punkt, ist es erstaunlich, wieviel das Gedächtnis zutage fördert. Blieb also nur noch die Schwierigkeit, die genauen Daten zu den Ereignissen festzustellen. Doch Penelope war bereit, mir diese Arbeit abzunehmen. Sie brauchte nur in ihrem Tagebuch nachzusehen, das sie seit ihrer Schulzeit führt. Als ich aber meinerseits einen Verbesserungsvorschlag machte, daß nämlich Penelope selbst anhand ihres Tagebuches den Bericht schreiben sollte, wurde sie feuerrot. Flammenden Blickes erklärte sie, das Tagebuch sei nur für ihre eigenen Augen bestimmt, und kein Fremder solle je von seinem Inhalt erfahren. Auf meine Frage, was sie damit sagen wolle, meinte sie: »Ach, Unsinn!« Ich dagegen meine: »Liebesgeschichten!«
Folge ich nun Penelopes Vorschlag, so beginne ich, wenn Sie gestatten, mit dem Augenblick, als mich Mylady an einem Mittwochmorgen in ihren Salon rief. Es war der vierundzwanzigste Mai achtzehnhundertachtundvierzig.
»Gabriel«, sagte Mylady, »ich habe eine überraschende Nachricht für Sie. Franklin Blake ist aus dem Ausland heimgekehrt. Augenblicklich hält er sich bei seinem Vater in London auf, aber morgen wird er hierher kommen und bis Juni bleiben, um mit uns Rachels Geburtstag zu feiern.«
Vor Freude hätte ich sicher meinen Hut an die Decke geworfen, wäre er gerade zur Hand gewesen und hätte die Ehrerbietung vor Mylady mich nicht sowieso daran gehindert. Ich hatte Mr. Franklin seit seiner Kindheit, die er in unserem Hause verbrachte, nicht mehr gesehen. Aber soweit ich mich seiner nach so langer Abwesenheit erinnerte, war er der netteste Junge, der je einen Kreisel geschlagen oder eine Fensterscheibe zerbrochen hatte. Miß Rachel, die ebenfalls im Salon war und an die ich diese Bemerkung gerichtet hatte, widersprach sofort. Für sie war Franklin Blake ein ganz abscheulicher Tyrann, der arme Puppen marterte und auf die rücksichtsloseste Weise ein erschöpftes kleines Mädchen im Pferdegeschirr vor sich herzutreiben pflegte. »Der Gedanke an Franklin Blake macht mich immer noch fuchsteufelswild. Ich habe nicht vergessen, wie er mich auf dem Hof herumjagte.« So weit Miß Rachels Kommentar zu Franklin Blake.
Natürlich werden Sie fragen, warum Mr. Franklin all die Jahre seit seiner Kindheit im Ausland verbracht hatte. Es lag daran, daß sein Vater der Erbe eines Herzogtitels war, doch leider den Anspruch darauf nicht beweisen konnte. Hören Sie rasch die Geschichte des Mr. Blake sen.
Die älteste Schwester von Mylady heiratete den berühmten Mr. Blake, den sein großer Reichtum und sein langwieriger Prozeß gleicherweise bekannt gemacht hatten. Meine Kraft reicht bei weitem nicht, zu erzählen, wie viele Jahre er die englischen Gerichte plagte, um den Herzogstitel rechtmäßig zu erhalten und den derzeitigen Herzog zu vertreiben, wie viele Anwaltsbörsen er bis zum Überlaufen füllte und wie viele vernünftige Leute er dazu brachte, sich seinetwegen in den Haaren zu liegen. Seine Frau und zwei seiner drei Kinder starben, noch ehe die Gerichte so weit waren, daß sie auf sein Geld verzichteten und ihm die Tür wiesen. Als alles vorüber und der derzeitige Herzog in seinem Titel bestätigt war, glaubte Mr. Blake, das Vaterland könne nicht härter gestraft werden, als wenn er ihm die Erziehung seines Sohnes entzöge. »Wie kann ich noch der einen Institution meines Landes vertrauen, wenn mich andere Institutionen derart schändlich behandelt haben«; so drückte er sich aus. Fügt man hinzu, daß Mr. Blake alle Knaben, seinen eigenen eingeschlossen, verabscheute, dann werden Sie verstehen, daß es nur einen Ausweg gab. Der junge Mr. Franklin mußte uns und England verlassen und wurde Institutionen übergeben, denen sein Vater vertraute – in Deutschland, diesem so überaus vorbildlichen Land. Mr. Blake blieb natürlich hübsch gemütlich daheim in England, um seine Landsleute im Parlament eines Bessern zu belehren und um eine Dokumentation über den regierenden Herzog anzufertigen, die bis heute unvollendet ist.
So, das wäre geschafft! Und in Zukunft brauchen wir uns auch nie wieder mit Mr. Blake sen. zu belasten. Wir überlassen ihn seinem Herzogtum und kehren zu unserer Diamantengeschichte zurück.
Damit wären wir auch wieder bei Mr. Franklin, der den Unglücksstein so arglos in unser Haus brachte. Der liebe Junge hatte uns nicht vergessen, während er im Ausland weilte. Er schrieb hin und wieder, mal an Mylady, mal an Miß Rachel oder auch an mich. Vor seiner Abreise hatte zwischen uns beiden eine geschäftliche Transaktion stattgefunden. Sie bestand darin, daß er von mir ein Knäuel Bindfaden, ein Messer mit vier Klingen und siebeneinhalb Shilling in bar lieh. Das Geld habe ich nie zurückbekommen, und ich rechne auch nicht mehr damit, denn seine Briefe an mich enthielten in der Hauptsache Bitten um noch mehr Geld. Dafür erfuhr ich von Mylady, wie er sich dort im Ausland im Laufe der Jahre fortbildete. Nachdem er alles gelernt hatte, was die deutschen Schulen zu bieten hatten, wechselte er zu den französischen und schließlich zu den italienischen über. Alle gemeinsam machten aus ihm, wenn ich es richtig verstanden hatte, eine Art Universalgenie. Ein wenig hatte er sich als Schriftsteller betätigt, auch ein wenig gemalt, musiziert und komponiert und, fürchte ich, dabei in jedem Falle geborgt – wie er seinerzeit bei mir geborgt hatte. Das mütterliche Vermögen, siebenhundert Pfund im Jahr, fiel an ihn, als er mündig wurde, und rann ihm durch die Finger wie durch ein Sieb. Je mehr Geld er bekam, desto mehr brauchte er. Mr. Franklins Tasche hatte ein Loch, das durch nichts zu stopfen war. Wo immer er auftauchte, war er in seiner lebhaften, liebenswürdigen Art gern gesehen. Er lebte überall und nirgendwo; wie er selbst scherzhaft sagte, war seine Adresse ›Postamt Europa – bis zur Abholung bitte aufbewahren‹. Zweimal hintereinander war er schon entschlossen gewesen, nach England zurückzukehren und uns zu besuchen, aber zweimal hintereinander war auch ein – verzeihen Sie den Ausdruck – unmögliches Frauenzimmer dazwischengekommen und hatte ihn zurückgehalten. Der dritte Anlauf glückte dann, wie Sie aus Myladys Ankündigung seines Besuches entnehmen konnten. Am Donnerstag, dem fünfundzwanzigsten Mai, sollten wir endlich mit eigenen Augen sehen können, wie unser lieber Junge zu einem Herrn herangewachsen wäre. Er stammte aus gutem Hause, war sehr mutig und mußte, nach unserer Schätzung, inzwischen fünfundzwanzig Jahre alt sein. Jetzt wissen Sie ebensoviel wie ich über Mr. Franklin – ehe er bei uns eintraf.
Am Donnerstag herrschte ungewöhnlich schönes Sommerwetter, und da Mylady und Miß Rachel den Besucher erst zum Abendessen erwarteten, machten sie mit Freunden eine Ausfahrt in die Umgebung.
Als sie abgefahren waren, schaute ich nach, ob das Schlafzimmer unseres Gastes auch ordentlich vorbereitet wäre. Und da ich nicht nur Myladys Butler, sondern auch ihr Kellermeister war (letzteres auf meinen ausdrücklichen Wunsch, da es mich störte, daß irgendein Fremder den Schlüssel zu Sir Johns Weinkeller haben sollte), als Kellermeister also holte ich ein paar Flaschen von unserem berühmten roten Latour, die ich bis zum Dinner in der lauen Sommerluft anwärmen wollte. Dann beschloß ich, mich selbst ein wenig draußen aufzuwärmen, denn was für alten Rotwein gut ist, ist auch gut für alte Leute.
Ich trug gerade meinen Korbstuhl in den Hof, als ein merkwürdiges Geräusch ertönte, das von der Terrasse an der Vorderfront des Hauses her kam. Es klang wie leises Trommeln.
Ich lief zur Terrasse und fand dort drei mahagonibraune Inder in weißen Leinenanzügen, die an der Hausfront hinaufstarrten. Bei näherem Hinschauen entdeckte ich, daß sie kleine Tamburins umgehängt hatten. Hinter ihnen stand ein blonder englischer Knabe. Das schmächtige Kerlchen trug eine Tasche. Ich hielt die drei Burschen für herumziehende Gaukler und den Knaben für ihren Gehilfen, der ihre Geräte in der Tasche tragen mußte. Einer der drei, ein Mann mit auffallend guten Manieren, sprach Englisch. Er bestätigte sogleich meine Vermutungen und bat um Erlaubnis, in Gegenwart der Hausherrin seine Künste zeigen zu dürfen.
Nun bin ich beileibe kein Griesgram; im Gegenteil, gute Unterhaltung macht mir Freude. Und ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die anderen bloß darum mißtrauen, weil sie ein paar Schattierungen dunkler sind als wir selbst. Aber wer hat schon keine Schwächen! Meine Schwäche ist, daß ich angesichts eines Gauklers, noch dazu, wenn er so übertrieben höfliche Manieren an den Tag legt, sofort an unser Silberzeug denken muß, falls es gerade draußen auf der Anrichte liegt. Daher teilte ich dem Inder mit, daß die Herrin des Hauses ausgefahren sei und er samt seiner Truppe das Anwesen verlassen möchte. Statt einer Antwort verbeugte sich der Mann elegant und zog mit seinen Leuten ab. Ich kehrte zu meinem Korbstuhl zurück, suchte mir auf der Sonnenseite des Hofes ein Plätzchen und fiel, wenn ich schon die Wahrheit sagen muß, nicht gerade in Schlaf, aber in etwas, das nicht weit davon entfernt war.
Ich wurde durch Penelope hochgeschreckt, die auf mich zustürzte, als stehe das Haus in Flammen. Sie verlangte nicht weniger als die augenblickliche Festnahme der drei Inder, denn die Taschenspieler schienen zu wissen, wen wir als Besucher aus London erwarteten, und führten offenbar gegen Mr. Franklin Blake Böses im Schilde. Mr. Franklins Name brachte mich tatsächlich auf die Füße. Ich riß die Augen auf und verlangte von Penelope eine deutlichere Erklärung.
Es ergab sich, daß meine Tochter auf einen Schwatz bei ihrer Freundin im Pförtnerhäuschen gewesen war. Die Mädchen hatten die Taschenspielertruppe gesehen, als sie auf mein Geheiß unser Anwesen verließ, und sofort bildeten sich die beiden ein, der kleine englische Junge werde von den Fremden mißbraucht. Beweise dafür hatten sie nicht, es sei denn, man begnügte sich mit dem jugendlichen Alter und der Zartheit des Kleinen. Jedenfalls hatten sich die Mädchen an der Innenseite der Hecke, die unser Anwesen von der Straße abgrenzt, so weit geschlichen, daß sie beobachten konnten, was die Inder draußen trieben. Tatsächlich bekamen sie eine Vorführung höchst ungewöhnlicher Zauberkünste zu sehen.
Der Anführer der Inder blickte die Straße hinauf und hinab und vergewisserte sich, daß seine Leute unbeobachtet waren. Dann starrten alle zusammen angestrengt zu unserem Hause herüber, schnatterten und stritten in ihrer Landessprache und blickten schließlich zweifelnd einander an. Darauf wendeten sie sich an den kleinen Engländer, als könnte ihnen das Kind helfen. Der Anführer der Truppe sagte zu dem Kind auf englisch: »Strecke die Hand aus!« Penelope begriff jetzt noch nicht, warum ihr bei diesem schrecklichen Befehl das Herz nicht aus dem Leib gesprungen war. Wegen des engen Mieders – vermutete ich, aber diese private Meinung behielt ich lieber für mich. Statt dessen sagte ich: »Du machst mir himmelangst.« (Nota bene: Frauen lieben solche kleinen Komplimente.)
Der Inder sagte also: »Strecke die Hand aus!« und der Junge fuhr zurück, schüttelte den Kopf und meinte, er habe Angst. Daraufhin fragte ihn der Inder ganz freundlich, ob er denn nach London und dorthin zurückgeschickt werden möchte, wo sie ihn gefunden hätten. Dann müsse er eben wieder auf dem Markt in leeren Körben schlafen – ein hungriger, zerlumpter kleiner Waisenjunge.
Damit war offenbar aller Widerstand gebrochen. Der kleine Bursche streckte ängstlich die Hand aus, der Inder zog eine Flasche aus dem Hemdausschnitt, goß daraus eine dunkle tintenähnliche Flüssigkeit auf die Handfläche des Jungen und berührte den Kopf des Kindes. Schließlich schlug er über dem Knaben in der Luft geheimnisvolle Zeichen und sagte: »Schau hin!« Der Junge wurde starr wie eine kleine Statue, während er angestrengt auf die Flüssigkeit in seiner Hand blickte.
Bisher schien mir die ganze Zauberei nur ein fauler Trick zu sein, für den teure Tinte sinnlos verschwendet wurde. Ich wollte auch schon wieder eindösen, als mich die Fortsetzung der Geschichte erneut aufschreckte.
Penelope hatte beobachtet, daß der Inder noch einmal die Straße überprüfte, ehe er zu dem Kleinen sagte: »Jetzt mußt du den englischen Herrn sehen, der aus dem Ausland gekommen ist!«
Der Junge antwortete auch: »Ich sehe ihn.«
Der Inder fragte: »Wird er heute auf der Straße, die zu diesem Haus führt, und auf keiner anderen sein?«
Der Junge antwortete: »Er wird heute auf der Straße, die zu diesem Haus führt, und auf keiner anderen sein.«
Nach kurzer Pause fragte der Inder wieder: »Und trägt der englische Herr ihn bei sich?«
Der Junge machte ebenfalls eine kleine Pause und antwortete dann: »Ja.«
Der Inder stellte die dritte und letzte Frage: »Wird der englische Herr, wie er versprochen hat, gegen Abend hier ankommen?«
Der Junge sagte: »Ich weiß es nicht.«
Der Inder wollte dafür eine Erklärung haben, und der Junge sagte: »Ich bin müde. In meinem Kopf ist alles verschwommen und verworren. Heute werde ich nichts mehr sehen.«
Damit war die Befragung beendet. Der Anführer sagte etwas zu den Leuten in ihrer Muttersprache und wies zuerst auf den Jungen und dann auf die Stadt, in der sie, wie wir später herausfanden, Quartier genommen hatten. Darauf schlug er über dem Kopf des Jungen wiederum Zeichen, blies dem Kind auf die Stirn und weckte es so ruckartig auf. Dann machten sich alle vier auf den Weg zur Stadt und entschwanden den Blicken der Mädchen.
Es heißt, in den meisten Dingen stecke ein tieferer Sinn, man müsse ihn nur suchen. Aber was sollte der tiefere Sinn dieses ganzen Unternehmens sein? Ich erklärte mir die Sache fürs erste so: Der Anführer der Taschenspieler hatte vermutlich gehört, wie unsere Diener von dem bevorstehenden Besuch Mr. Franklins redeten, und beschlossen, aus seinem Wissen Kapital zu schlagen. Sicher wollte er sich mit seinen Leuten in der Nähe des Hauses herumdrücken, um Mylady bei ihrer Heimkehr als ›Hellseher‹ die Ankunft Mr. Franklins vorherzusagen. Offenbar hatte Penelope sie belauscht, als sie ihren Hokuspokus wie ein Theaterstück einübten. Jedenfalls würde ich gut daran tun, an diesem Abend das Silberzeug im Auge zu behalten. Ferner wäre zu empfehlen, daß Penelope sich wieder beruhigte und damit mir, ihrem Vater, die Fortsetzung des Nachmittagsschläfchens ermöglichte.
Ich glaubte, mein Bestes getan zu haben, um die Sache zu erklären. Doch wenn Sie etwas von jungen Damen verstehen, wird es Sie nicht überraschen, daß Penelope mir widersprach. Nach ihrer Meinung war alles viel ernster. Besonders über die dritte Frage des Inders, ob der Engländer ihn bei sich trage, sollte ich noch einmal nachdenken. »Was können sie nur damit gemeint haben?« wiederholte sie und rang die Hände.
»Wir werden Mr. Franklin selbst fragen, Kind«, sagte ich, »vorausgesetzt, du kannst es noch bis zu seiner Ankunft aushalten.« Ich blinzelte ihr zu, um zu zeigen, daß ich scherzte. Doch Penelope nahm meine Worte ernst, und dieser Ernst begann mich aufzubringen. »Was, zum Teufel, soll denn Mr. Franklin darüber wissen?« sagte ich.
»Frage ihn doch!« antwortete Penelope, »dann wirst du ja sehen, ob er das Ganze auch nur für einen Scherz hält.« Mit diesem schnippischen Satz verabschiedete sie sich.
Um der Sache ein Ende zu machen, beschloß ich, Mr. Franklin tatsächlich zu fragen, vor allem, damit Penelope sich wieder beruhigte. Was er dann später – aber noch am selben Tag – darüber sagte, können Sie an der entsprechenden Stelle nachlesen. Da ich aber in Ihnen keine Erwartungen wecken möchte, die sich später nicht befriedigen lassen, will ich Ihnen schon vorsorglich mitteilen, daß Sie in diesem Gespräch über die Taschenspieler absolut nichts Scherzhaftes entdecken werden. Zu meiner großen Überraschung nahm Mr. Franklin die Sache genauso ernst wie Penelope. Sie werden den Grund auch verstehen, wenn ich Ihnen verrate, daß mit ›ihm‹ der Monddiamant gemeint war.
Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung, daß ich Sie mit meiner Person und meinem Korbstuhl gelangweilt habe. Ein schläfriger alter Mann auf einem sonnigen Hinterhof ist kein unterhaltsames Thema; das weiß ich selbst. Aber die Dinge sollen doch so beschrieben werden, wie sie sich wirklich ereigneten, und deshalb muß ich Sie bitten, bis zu Mr. Blakes Ankunft in einigen Stunden die Geduld zu behalten und gemeinsam mit mir weiter dahinzustolpern.
Penelope war also fortgegangen, und ich wollte eben wieder eindösen, als mich zum zweitenmal ein Geräusch aufschreckte. Diesmal war es das Geschirrgeklapper im Dienerschaftszimmer, ein sicheres Zeichen, daß es gleich Essen gab. Da ich die Mahlzeiten in meinem eigenen Haus einnahm, hatte ich mit diesem Dinner nichts weiter zu schaffen, als daß ich den Leuten dazu guten Appetit wünschen mußte. Danach konnte ich mich wieder in meinem Stuhl niederlassen. Kaum streckte ich die Beine aus, als schon wieder ein Frauenzimmer aus dem Hause gestürzt kam. Diesmal war es nicht meine Tochter, sondern Nancy, das Küchenmädchen. Ich saß ihr im Wege, und sie mußte mich bitten, Platz zu machen. Dabei bemerkte ich ihre verdrossene Miene, was ich, als ihr Vorgesetzter, aus Prinzip nicht durchgehen ließ.
»Warum läufst du vom Dinner fort? Was hat es gegeben, Nancy?« fragte ich.
Nancy versuchte, sich wortlos an mir vorbeizudrücken. Daraufhin stand ich auf und zog sie am Ohr. Auf diese Weise pflege ich kundzutun, daß mir ein Mädchen gefällt, und die junge Nancy war ein hübsches, dralles Ding.
»Also, was gibt’s?« fragte ich noch einmal.
»Rosanna ist wieder nicht pünktlich zum Essen gekommen«, sagte Nancy, »und ich soll sie holen. Alle Extraarbeit in diesem Haus wird mir zugeschoben. Lassen Sie mich in Ruhe, Mr. Betteredge.«