Alles sauber ... oder was?

Andrea Sokol

Mein Reinigungsguide für Körper, Haushalt & Umwelt

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Inhaltsübersicht

Über Andrea Sokol

Andrea Sokol ist ein wahres Multitalent: Ernährungsberaterin, Fernsehmoderatorin und Regisseurin, Business-Coachin und Bloggerin – und nebenbei betreibt sie noch ihren beliebten YouTube-Kanal OH LALA & SO LALA. Ihre Herzensangelegenheit ist die Nachhaltigkeit, und zwar ganzheitlich betrachtet: ein gepflegter ökologischer Lifestyle für Mensch, Tier und Umwelt. Sie ist gelernte Schauspielerin, studierte Politikwissenschaft an der Hochschule für Politik in München, führte 12 Jahre lang ihr eigenes Restaurant, ließ sich in Pflanzenheilkunde ausbilden und schreibt Kochbücher und Ratgeber. Sie lebt in München.

www.andreasokol.de

Alles sauber … oder was?

Diese Frage, liebe Leserin und lieber Leser, die der Buchtitel so salopp stellt, ist keine rhetorische, sondern ganz konkret gemeint. Und es gibt in diesem Buch unzählige Antworten.

Ich möchte wirklich mit Ihnen zusammen sauber machen, und das von innen und außen: Körper, Wohnräume, Garten, Haustiere, Gewissen … mit allem, was noch so dazugehört. Zugegebenermaßen hört sich das vielleicht etwas ungewöhnlich an und ist auf den ersten Blick auch nicht wirklich cool. Denn mal ganz ehrlich: Wer will schon gern vom Putzen sprechen, seine Freizeit damit verbringen und auch noch ein Buch darüber lesen? Vielleicht kann ich Sie ja motivieren, wenn ich Ihnen erzähle, was mich dazu bewegt hat, dieses Buch zu schreiben: ganz klar die Reinheit – und zwar echte Reinheit und nachhaltige Sauberkeit!

Der Preis der Sauberkeit

Als ich angefangen habe, für das Buch zu recherchieren, ahnte ich nicht, wie groß und wie schmutzig der Preis tatsächlich ist, den wir für vermeintliche Sauberkeit jetzt und in Zukunft zahlen. Wir schäumen, schrubben und scheuern mit immer innovativeren, bunteren Neuheiten und Marketinghits – ob mit Pods, Tabs oder Disks, Gels oder Sprays.

Die leuchtenden Farben der Reinigungsmittel für Haushalt und Kosmetik, die vollmundigen Versprechen und die verführerischen Düfte leiten uns komplett fehl. Mit Verlaub: Wir machen damit nicht wirklich sauber, sondern hinterlassen sehr viel Dreck: lauter Stoffe, die ökologisch nicht abbaubar ist. Unsere Klärwerke sind am Limit und können die Haushaltsabwässer nicht mehr ausreichend gereinigt in die Natur zurückleiten. Durch unsere Art des Saubermachens verschmutzen wir das komplette Ökosystem. Es lohnt sich also wirklich, einen zweiten Blick auf dieses scheinbar schrullige Thema zu werfen.

Was ich Ihnen schon an dieser Stelle versprechen kann: Wir wischen hier nicht nur oberflächlich durch, sondern wir reinigen wirklich porentief und räumen nebenbei mit konventionellen Putzmethoden auf.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Meine Schlüsselfrage lautet: »Ist wirklich alles sauber, was glänzt?« Meine Antwort lautet: »Nein« – und das mit drei Ausrufezeichen!!!

Fangen wir erst einmal damit an zu definieren, was genau mit »sauber« gemeint ist.

Zum einen beschreibt »sauber« bei Räumen, Gegenständen und Personen, dass sie frei von Unrat und Schmutz jeder Art sind.

Es bedeutet aber auch, dass etwas nett anzusehen, rein, strahlend und wohlduftend ist.

»Sauber« geht jedoch noch viel tiefer. So wird ein moralisch einwandfreies Verhalten auch als »sauber« bezeichnet.

Es hört sich also durchaus so an, als wäre Reinheit eine Frage der Ehre, denn wer will nicht gut riechen, eine weiße Weste haben und strahlen, was das Zeug hält?

Wir sind wahrscheinlich die sauberste, zugleich aber auch die schmutzigste Generation, die je auf diesem Planeten gelebt hat. So wie wir putzen – ob unseren Körper, unsere Wäsche, unseren Haushalt oder unser sonstiges Umfeld – schädigen wir unsere Umwelt und unseren eigenen Organismus massiv.

Eine schlechte und eine gute Nachricht

Der Blaue Planet, unsere Erde, verfügt über großartige Selbstreinigungsmechanismen für die Luft, das Wasser und den Boden. Die natürlichen ökologischen Kreisläufe sind unglaublich brillant ausgetüftelt und mit enormem Fassungsvermögen ausgestattet. Aber sie kommen bald nicht mehr hinterher.

Dies ist die wirklich schlechte Nachricht: Das ökologische Gleichgewicht gerät in Schieflage. Das Ökosystem zur Aufbereitung und Wiederverwertbarkeit der lebensnotwendigen Elemente wie Luft, Wasser und Erde ist erschöpft. Es braucht eine Auszeit und die Möglichkeit, sich zu regenerieren und wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Wir müssen deshalb jetzt handeln, denn die Verschmutzung schreitet allzu schnell voran, und die Selbstreinigungsmechanismen werden immer schwächer. Das bedeutet, dass sich die Probleme auf Dauer potenzieren. Die zunehmend schlechte Qualität unseres Wassers, unserer Luft und unserer Böden wird uns nachhaltig teuer zu stehen kommen.

Die gute Nachricht aber lautet: Wir alle könnten mit wenig Aufwand etwas dazu beitragen, unseren Planeten zu entlasten. Wir können unser Umfeld und uns selbst schonend pflegen und wieder ein wertvoller Teil dieses wunderbaren Ökosystems werden.

Angenommen, wir alle würden in unseren Haushalten weniger chemische Reinigungsmittel verwenden: Dann hätten wir einen großartigen, nachhaltigen Beitrag geleistet. Weniger synthetische Duftstoffe, Parfüme, Formaldehyde, Paraffine, Parabene, Alkohole, Sulfate, Mikroplastik, Kunststoffverbindungen, Erdöltenside, Polyethylenglycol, Ethylendiamintetraessigsäure, Triclosan, Ammoniumverbindungen, Konservierungsstoffe, Lösungsmittel und Chlor – das wäre ein großer Fortschritt!

Die Verschmutzung nimmt ihren Lauf

In Kläranlagen werden diese bedenklichen Substanzen nur teilweise aus dem Abwasser herausgefiltert. Der Rest verbleibt und kann nicht abgefiltert werden, zum Beispiel Polymere, flüssiges Plastik und Kunststoffe, die oft in Waschmitteln enthalten sind. Das bedeutet, dass mehr und mehr dieser Stoffe in den natürlichen Wasserkreislauf und somit in unserer Wasser, Trinkwasser, Regenwasser, in unsere Erde und unser Gemüse gelangen.

100 Anwendungen, 5 Multitalente

In diesem Buch stelle ich Ihnen über 100 Anwendungsmöglichkeiten und Rezepte vor, mit deren Hilfe alles blitzeblank wird, von außen und innen, und das nachhaltig und mit System. Im Großen und Ganzen brauchen Sie dafür nur fünf Mittel natürlichen Ursprungs – wahre Multitalente, die ich Ihnen gleich ausführlich vorstelle. Ob zur Körperpflege, zum Entgiften, für gesunde Schleimhäute oder zur Darmsanierung, fürs Fensterputzen oder Wäschewaschen, zur Garten- oder Haustierpflege – diese fünf sind universell einsatzbar: Zeolith, Natron, Effektive Mikroorganismen, Zitronensäure und H2O2. Mit ihnen können wir eine Symbiose von Sauberkeit und Leben eingehen und zudem aktiv an der Zero-Waste-Bewegung teilnehmen, also möglichst null Abfall produzieren.

In der Natur gibt es übrigens keinen Abfall. Alles hat seinen Sinn, alles folgt einem cleveren Kreislauf. Tote oder verbrauchte organische Stoffe werden umgewandelt und wieder zu fruchtbarer Erde.

Sauber, sauberer, am saubersten

Wie bei fast allem gibt es selbstverständlich auch Steigerungen von »Sauberkeit«: Reinigung, Desinfektion und Sterilisation.

Reinigung heißt Eindämmung der Vermehrung von eventuell krankheitserregenden Mikroorganismen. Desinfektion bezeichnet eine stärkere Reduzierung und Inaktivierung von Krankheitserregern. Sterilisation bedeutet Freiheit von vermehrungsfähigen, krankheitserregenden Keimen.

Gerade in unserer heutigen Zeit, insbesondere durch die Coronapandemie, ist der Wunsch nach Sauberkeit und Keimfreiheit größer geworden. Selbstverständlich ist Hygiene eine wichtige Maßnahme für den Erhalt unserer Gesundheit und bietet Schutz vor Infektionen. Aber beim Einsatz von Desinfektionsmitteln gilt: Gewusst wie und warum!

Vorsicht, Falle! Nepper, Schlepper, Bauernfänger …

In vielen Haushalten kommen immer öfter bedenkliche oder aggressive Reiniger zum Einsatz, die versprechen, 99,9 Prozent aller Bakterien und Viren zuverlässig zu beseitigen.

Aber was bedeuten in diesem Fall eigentlich 99,9 Prozent? Bei Bakterien sollte diese Prozentzahl auf jeden Fall in ein Verhältnis zu der Gesamtmenge an Mikroorganismen gesetzt werden. Nehmen wir zum Beispiel die Bakterien in einer Waschmaschine mit voller Trommel: Wir können davon ausgehen, dass hier circa eine Milliarde Bakterien versammelt sind. Bei einer Reduktion von 99,9 Prozent, die nun abgetötet werden sollen, bleiben immer noch circa eine Million Bakterien. Das heißt, Desinfektion ist das nicht.

Wer seine Wäsche möglichst keimfrei haben möchte, der sollte sie zum Trocknen in die Sonne hängen und danach bügeln.

Dabei ist es gar nicht zwingend nötig, dass unsere Wäsche frei von Keimen und Bakterien ist. Im Gegenteil, denn in einer völlig sterilen Umgebung könnten wir nicht leben, das wäre vielmehr letztlich tödlich für uns.

Die in unseren Haushalten verwendeten »Superreiniger« mit ihren unglaublichen Mengen an Desinfektionsmitteln, all die Hygiene- und Weichspüler und Putzmittel mit Chlor sind also oft nicht nur überflüssig, sondern können sehr schädlich für unsere Gesundheit sein.

Unser Immunsystem mag es nicht keimfrei

Keimfrei ist zwar fast zu einen Synonym für sauber geworden, hat aber auf Dauer fatale Auswirkungen auf unser Immunsystem. Anders als in Arztpraxen oder in Krankenhäusern muss unser häusliches Umfeld nicht keimfrei desinfiziert sein.

Ein Zuviel an Desinfektion kann zu Krankheiten führen, Auslöser für Allergien oder Ekzeme sein und unser Immunsystem, speziell unser Mikrobiom im Darm, aus dem Gleichgewicht bringen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die weitverbreitete Verwendung von antibakteriellen Mitteln zu Resistenzen bei Mikroorganismen führen können.

DIY: Handdesinfektion

Für alle, die auf Handdesinfektion nicht verzichten möchten oder können, stelle ich hier zwei effektive, aber schonende Mittel vor, die schnell selbst gemacht sind. Wie bei allen Do-it-yourself-Rezepten behalten Sie so die Kontrolle über die Art und Qualität der Inhaltsstoffe.

Die konventionellen Desinfektionsmittel werden mit vergälltem Ethanol oder Isopropylalkohol hergestellt. Vergällt bedeutet, dass der Alkohol durch Zusatzstoffe ungenießbar gemacht wurde. Dadurch entfällt die Alkoholsteuer, was für die Verkäufer- und Herstellerseite natürlich ein Vorteil ist. Als Vergällungsmittel wird in Deutschland meist Butanon (Methylethylketon, abgekürzt MEK) eingesetzt, und zwar 1 Liter auf 100 Liter Ethanol.

Aus meiner Sicht ist das eine Verunreinigung des ursprünglich guten Produkts – mit bedenklichen Konsequenzen. Butanon ist neben Aceton eines der wichtigsten industriell genutzten Ketone. Die farblose Flüssigkeit mit einem acetonähnlichen Geruch wird vor allem als Lösungsmittel eingesetzt. Der Stoff reizt die Augen und die Atemwege. Bereits bei einer Temperatur von 20 °C kommt es schnell zu einer toxischen Kontamination der Luft. Eine Einwirkung auf die Augen oder die Haut ist an Rötungen und Schmerzen zu erkennen.

So ein Mittel ist für mich »sauber etikettierter Dreck«. Deshalb mische ich mir meine Reinigungs- und Pflegemittel lieber selbst und freue mich über jeden, der auch auf Inhaltsstoffe und ihre Wirkung achtet.

Handdesinfektionsmittel
Supereinfach & effektiv
Rezeptvariante 1:

400 ml Weingeist 96,5 % (unvergällter Alkohol)

25 ml H2O2 (Wasserstoffperoxid) 3 %

Rezeptvariante 2:

Effektiv mit Pflege:

400 ml Weingeist 96,5 % (unvergällter Alkohol)

25 ml H2O2 (Wasserstoffperoxid) 3 %

ml pflanzliches Glycerin

50 ml destilliertes Wasser

 

außerdem: Ein 500-ml-Becherglas zum Mischen und

eine Flasche zum Abfüllen

  • Einfach die jeweiligen Zutaten mischen, abfüllen – und das Beschriften nicht vergessen!

  • Wie Sie destilliertes Wasser selbst herstellen können, habe ich in meinem Buch »Kann ich selbst, mach ich selbst« beschrieben.

Greenwashing

Bevor wir gleich die Ärmel hochkrempeln und uns ins Vergnügen stürzen, möchte ich noch kurz eine relativ neue »Reinigungstechnik« ansprechen: das Greenwashing. Leider ist das ein Faktor beim Thema Sauberkeit, mit dem wir uns beschäftigen müssen. Wörtlich übersetzt bedeutet es »Grünwaschen«, gemeint ist, »sich einen ›grünen‹ Deckmantel umhängen«. Auf kritisch-ironische Weise bezeichnet man so eine neue Art der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, die Unternehmen ein umweltfreundliches und verantwortungsvolles Image verleihen soll. Hier wird rhetorisch und optisch manipuliert, um den Produkten oder Methoden eine »weiße Weste« zu verschaffen.

Wortzauber im Sauberdschungel

Qualitätsbeglaubigungen werden selbst kreiert und mit Begriffen wie »nachhaltig« und »ökologisch« versehen. Solche Wörter sind aber weder eindeutig noch geschützt.

Der Begriff »nachhaltig« hat zum Beispiel konträre Bedeutungen: zum einen »ökologisch wertvoll«, zum anderen »ökologisch nicht wertvoll«. Nachhaltig zu sein bedeutet nur, etwas auf Dauer in irgendeiner Weise zu beeinflussen oder zu belasten – ob dies nun in einer positiven oder negativen Weise geschieht, beschreibt der Begriff allein leider nicht!

Zudem gibt es ständig neue, sehr kreativ erfundene und irreführende Symbole, Gütesiegel und Zertifizierungen von mehr oder weniger unseriösen Instituten. Solche Labels haben praktisch keinen Aussagewert. Das gilt für die Kosmetik- und die Waschmittelindustrie gleichermaßen. Ein grüner Kreis um einen Baum, ein grünes Dreieck mit Pfeil, ein Kolbenglas mit grünem Blatt – wer von uns weiß schon, wie die seriösen Originalzertifizierungen aussehen?

In diesem Informationsdschungel und Schönredesystem fühle ich mich als Verbraucherin komplett ungeschützt. Ich versuche also, meinen eigenen Weg zu gehen, und hoffe, damit meinen ökologischen Fußabdruck nachhaltig so klein wie möglich zu halten.

Weniger ist mehr

Mein Motto lautet: Weniger ist mehr! Alle Rezepte und Anwendungen sind eine entsprechend saubere Sache. Mit meinen fünf Multitalenten können wir rundum sauber machen – den Körper von innen und außen reinigen, den gesamten Haushalt putzen, den Garten und unsere Haustiere pflegen.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen dieses Buchs und vor allem auch bei der praktischen Anwendung der Rezepte und Tipps.

Natürliche Kreisläufe

Tag und Nacht, Ebbe und Flut, Leben und Tod, Fotosynthese und Regeneration – alles geschieht in Zyklen, eines hängt vom anderen ab. Würden wir diese faszinierenden Kreisläufe des Lebens bewusster wahrnehmen und mehr wertschätzen, dann könnten wir sie auch besser schützen und bewahren.

Unser Wasser

Unser größter täglicher Luxusartikel ist kristallklar: reines, ungetrübtes Wasser. Aber wissen Sie eigentlich, woher es kommt, wie viel es davon gibt und wie lange es schon unterwegs ist? Und ist Ihnen bewusst, wie kostbar und schützenswert es ist?

Wasser ist Leben

Unsere Erde wird auch der Blaue Planet genannt, weil sie aus dem All betrachtet blau leuchtet: Etwa 71 Prozent der Oberfläche sind mit Wasser bedeckt. Dieses Wasser geht nie verloren. Von Anfang an stand immer die gleiche Menge Wasser auf unserem Planeten zur Verfügung. In einem niemals pausierenden Kreislauf ist es nur von Zeit zu Zeit in anderen Aggregatzuständen unterwegs.

In der schlausten und faszinierendsten Wiederaufbereitungsanlage – der Natur – wird das Wasser ständig gefiltert, mineralisiert, kondensiert und neu verteilt, um dann zu unserem Trinkwasser zu werden. Wussten Sie, dass wir dasselbe Wasser trinken, das schon die Dinosaurier vor Millionen von Jahren getrunken haben? Und dass es auch dasselbe Wasser sein wird, das die Menschen und Tiere, die nach uns kommen, trinken werden? Genau deshalb ist es so wichtig, den Wert von Wasser zu schätzen und eine gute Wasserqualität aufrechtzuerhalten. Das Schöne daran ist: Jeder von uns kann etwas dazu beitragen!

1 Verdunstung: Die Sonne ist die treibende Kraft für den Wasserkreislauf. Sie erwärmt das Wasser der Meere und Seen, sodass Wasserdampf entsteht, der aufsteigt.

2 Kondensation: In der kalten Höhenluft verwandelt sich der Wasserdampf in kleine Wassertropfen. Diese docken an Staubkörnern in der Luft an und werden so zu Wolken. Der Wind trägt die Wolken über das Land.

3 Niederschlag: Kleine Wassertröpfchen in den Wolken verbinden sich zu größeren Tropfen. Steigen die Wolken weiter in kältere Luftschichten auf, sind diese Tropfen irgendwann zu schwer, und die Wolken entleeren sich. Der Niederschlag kann als Regen, Schnee oder Hagel zur Erde fallen.

4 Versickerung: Ein Teil des Wassers fließt wieder in Seen und Flüsse, der andere Teil versickert und stößt irgendwann auf lehm- und tonhaltige Erdschichten. Dort staut es sich und wird zu Grundwasser.

5 Trinkwasser: Dieses Grundwasser wird in Brunnen gesammelt und dann in die Wasserwerke gepumpt, wo es zu Trinkwasser aufbereitet wird.

6 Abwasser: Nach dem Duschen, Waschen, Kochen und ­Putzen fließt es als schmutziges Abwasser in die Kläranlagen. Hier wird es mit Sand und anderen Filtern gereinigt und wieder in Bäche, Flüsse und Seen geleitet. Auf diesem Weg fließt es irgendwann ins Meer – und alles beginnt von vorn.

So verschmutzen wir unser Trinkwasser

Wasser ist unser Lebenselixier. Doch wir benötigen es nicht nur zum Trinken, sondern auch für vieles andere – ob zum Kochen, Waschen und Putzen oder zur Produktion unzähliger Dinge, seien es Kleidung, Kosmetik, Medizin oder Lebensmittel.

Gerade bei der industriellen Massenproduktion verbrauchen wir heutzutage viel Wasser. Durch chemische Fertigungs- und Produktionsabläufe wird das Wasser dabei stark verschmutzt. So kommt es zu einer immer größeren Belastung des Wasserkreislaufs.

Unser Grundwasser wird durch Chemikalien und Giftstoffe belastet, auch zum Beispiel durch die landwirtschaftliche Intensivnutzung, vor allem die Massentierhaltung. Dünger, Gülle mit Antibiotikaresten, Pestizide, Herbizide, aber auch Straßenabwässer mit Reifenabrieb und Auftausalzen sowie Erdölprodukte, Schwermetalle, Mikroplastik und viele andere schädliche Stoffe gelangen in unser Grundwasser.

Diese massive Schadstoffbelastung können die natürlichen Filter irgendwann nicht mehr bewältigen. Deshalb wird unsere Wasserqualität immer schlechter – und das nachhaltig und mit verheerenden Auswirkungen. Eines Tages wird das Wasser für alle unbrauchbar sein. Denn verschmutztes Wasser verursacht Krankheiten. Schon jetzt werden Millionen Menschen jährlich dadurch krank oder sterben daran.

Reinigung von außen und innen

Um uns gründlich reinigen zu können, benötigen wir – das ist bestimmt unumstritten – Wasser. Das feuchte, klare Element brauchen wir aber nicht nur zur äußerlichen Reinigung, sondern auch zur innerlichen. Es ist nicht nur unser wichtigstes Lebensmittel, sondern auch unser wichtigstes innerliches Reinigungsmittel.

Jeder von uns hat schon x-mal gehört, dass wir mindestens zwei bis drei Liter Wasser am Tag trinken sollten, damit unser Organismus richtig funktioniert. Mit dieser Menge sorgen wir für Organgesundheit und einen intakten Stoffwechsel. »Gänsewein« ist also elementar!

Der menschliche Organismus besteht zu großen Teilen aus Wasser: zu etwa 85 Prozent bei Säuglingen und 70 Prozent bei Erwachsenen. Da wir regelmäßig Wasser ausscheiden, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig. Wasser ist zum Beispiel auch Bestandteil unseres Blutes und daher für den Nährstofftransport zu den Zellen sowie für den Abtransport von Stoffwechselendprodukten nötig. Funktioniert das reibungslos, fühlen wir uns fitter und gesünder, sind leistungsfähiger und konzentrierter.

Was wir tun können

Wasser ist die kostbarste Flüssigkeit, die es gibt. Zwar ist es in unseren Breiten selbstverständlich, mit freiem und unbegrenztem Zugang zu Wasser zu leben, aber das wird wahrscheinlich nicht für immer so bleiben. Momentan öffnen wir den Hahn oder die Flasche, und das kostbare H2O sprudelt. Genießen wir das! Aber handeln wir mit Respekt, auch wenn uns gutes Wasser (noch) unbegrenzt zur Verfügung steht. Es ist ein Luxus, und damit er uns erhalten bleibt, sollten wir dringend auf unseren eigenen Wasserverbrauch und -missbrauch achten.

Ich möchte den Verbrauch von Wasser nicht nur in Litern messen, sondern auch am Grad der Verschmutzung, den das Ökosystem bewältigen muss. Alles, was wir in die Waschmaschine, den Geschirrspüler, das Klo, die Badewanne und die Natur gießen, verschwindet ja nicht wirklich, sondern muss wieder gereinigt werden und fließt letztendlich in unsere Meere, also zurück in den Wasserkreislauf.

Wir unterscheiden zwar zwischen Trinkwasser, Meerwasser, Seewasser, Regenwasser, Kondenswasser, Abwasser, Quellwasser, Schmelzwasser, Gletscherwasser, Grundwasser, Brunnenwasser, Sickerwasser und so weiter. Aber global gibt es diese Trennung überhaupt nicht. Deshalb sollten wir Wasser ganzheitlich betrachten. Die Trennung halte ich für gefährlich, denn so verstehen wir nicht, dass alles aus einem Becken kommt und letztendlich dasselbe ist!

Auch wenn die Industrie weltweit einen großen Anteil an der Wasserverschmutzung hat, ist es trotzdem sinnvoll, wenn wir alle – also Milliarden von Menschen – Wasser schützen, indem wir es selbst nicht mit Giftstoffen verseuchen. Deshalb gibt es in diesem Buch ganz viele Rezepte, egal ob für den Hausputz oder zur Körperreinigung, mit natürlichen und biologisch abbaubaren Zutaten, die unser Wasser nicht nachhaltig negativ belasten und trotzdem alles schön reinigen.

Unser Boden

Der Erdboden ist sozusagen die Haut unseres Planeten, ohne ihn gäbe es all das, was wir kennen, nicht. Schauen wir uns einmal an, wie sich Erde zusammensetzt, was sie benötigt, um uns mit Nährstoffen zu versorgen – und was wir selbst täglich zu einem gesunden und sauberen Boden beitragen können.

Mutter Erde

Der Erdboden ist ein lebendiger Organismus. In und auf ihm gedeihen unsere Lebensmittel, er speichert und filtert Regenwasser, er bietet uns Halt und vieles mehr. Weil er die Grundlage unseres Lebens ist, sprechen viele Kulturen von »Mutter Erde«, denn Erde nährt uns und Erde heilt uns. Sie ist das Fundament unserer Existenz und der Lebensort von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen.

Wir sprechen zwar meist einfach von »Erde«, wenn wir die Bodensubstanz meinen, aber auf unserem Erdball gibt es ganz unterschiedliche Arten von Erden, Böden und Gesteinen. Diese sind sowohl auf den sieben Kontinenten als auch regional ganz verschieden in Farbe und Zusammensetzung. Auch in Deutschland gibt es diverse Erdarten. Hier ist der Boden eher hell und enthält in Norddeutschland besonders viel Sand, in Süddeutschland ist der Lehm- und Tonanteil höher.

Das Farbspektrum der Erden dieser Welt reicht von hellgelb, orange und dunkelrot über grün, grau und weiß bis zu schwarz – je nach Zusammensetzung. Es gibt zum Beispiel die Terra rossa, einen roten Boden in der Region rund ums Mittelmeer, und in Australien den blutroten Sand des Ayers Rock. Terra preta, die Schwarzerde, finden wir in Brasilien, Ecuador und Ghana, aber auch in Schweden.

So reinigt sich die Erde selbst

In der Erde vollzieht sich ein wichtiger biologischer Kreislauf, der eigentlich ganz leicht zu verstehen ist. Ich möchte ihn hier kurz beschreiben, um deutlich zu machen, wie oft wir Menschen ihn unterbrechen. Meiner Meinung nach passiert das meist durch Unwissenheit und weil wir falsche Vorstellungen von »sauber« und »aufgeräumt« haben.

Alles kommt von Mutter Erde und kehrt zu ihr zurück

In der Natur gibt es wie gesagt keinen Abfall, alles hat seinen Sinn, alles geschieht in Kreisläufen. Pflanzen und Bäume wachsen und enthalten Nährstoffe, bis sie verblühen und sterben. Dann werden alle toten organischen Stoffe von Bodenlebewesen, zum Beispiel von Mikroorganismen oder unserem Freund, dem Wurm, in Humus umgewandelt, in eine schwarze, fruchtbare Urerde.

Die wissenschaftliche Definition von Humus ist »die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanzen, die sich im Erdboden befinden«. Diese Substanzen sind nicht nur Überreste von Pflanzen und Pilzen, sondern auch von toten Tieren und Bakterien. Die in der oberen Bodenschicht aktive Bodenflora und -fauna wandelt sie zu Nährstoffen für die anderen Pflanzen um (siehe Grafik). Das ist dann Bodenfruchtbarkeit – dank der großartigen, unermüdlichen Arbeit der Bodenbewohner!

Für eine nährstoffreiche, gesunde Erde ist es sehr wichtig, dass wir unsere Gärten und Beete nicht zu »sauber« halten, also die Blätter im Herbst nicht wegkehren, denn all die Lebewesen im Boden brauchen ihr Futter. Im Gegenzug bekommen wir fruchtbaren Boden. Das ist ein wirklich sehr sauberer Kreislauf.

Ein Loblied auf den Regenwurm

Dieser Lieferant von feinstem Humus wurde im 16. Jahrhundert noch »reger Wurm« genannt, weil er so eifrig und fleißig arbeitet. Er kann bis zu 20 Blätter in einer Nacht in seine Wohnröhre ziehen, um sie als Nahrung zu verwerten. Außerdem arbeitet er Nährstoffe in die Erde ein.

So ein Boden mit vielen Regenwurmgängen bringt noch andere Vorteile mit sich. Es staut sich zum Beispiel keine Nässe auf ihm, sondern die Erde kann den Regen aufsaugen wie ein Schwamm. Auch Pflanzenwurzeln und wichtige Bodenorganismen haben es in lockerem Boden leichter.

Schutz für den Boden

Boden erfüllt also vielfältige Aufgaben für die Natur und den Menschen. Seit 1999 werden diese Aufgaben gesetzlich geschützt. Das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) wurde ins Leben gerufen, um die Funktionen des Bodens für zukünftige Generationen zu sichern oder wiederherzustellen.

By the way: Genau aus diesem Grund sollten Schottergärten generell verboten werden. Sie gelten zwar gerade als schick, sehen sauber und aufgeräumt aus, sind aber alles andere als das. Denn sie unterbrechen den natürlichen Reinigungsmechanismus von Wasser, Erde und Luft. Und Bienen, Schmetterlinge und Co werden sich an diesen Orten nicht laben. Schottergärten sind nachweislich schlecht für den Erhalt der Artenvielfalt und selbstverständlich auch für unser Klima. Außerdem wurde bisher noch viel zu wenig thematisiert, welche Auswirkung solche Plätze auf die menschliche Psyche haben können. Diese Art der »Sauberkeit« lässt eher negative Gedanken aufkommen als die Entspannung und Freude, die wir so dringend brauchen und in der Natur und im Garten auch sonst empfinden. Aber das nur nebenbei.

Wichtig

Das Problem in unserer heutigen Zeit ist, dass wir Sauberkeit, Reinheit, Gepflegtheit einfach komplett falsch definieren. Damit schädigen wir unseren Lebensraum, unsere Umwelt und unsere Gesundheit. Wir schneiden uns ins ­eigene Fleisch! Wir beuten unsere Erde aus, verbrauchen die Rohstoffe und stehen dann mit ausgelaugten Böden, verunreinigtem Wasser und verschmutzter Luft da.

Verschmutzung durch intensive Landwirtschaft

Durch die Art, wie wir mit unseren Böden umgehen, verschmutzen wir auch unser Grundwasser. Wir denken, dass alles, was wir nicht mehr sehen, nicht mehr da ist. Wenn wir aber etwas auf dem Beet oder auf dem Feld verteilen, in den Ausguss schütten, in der Toilette hinunterspülen oder unterirdisch als Sondermüll lagern, dann ist es nicht wie von Zauberhand verschwunden. Ende, aus, Mickymaus! Nein, es ist noch da und gelangt durch unser Grundwasser und den natürlichen Kreislauf irgendwann zu uns zurück.

Früher betrieb man Viehzucht und Pflanzenwirtschaft am selben Ort. Die Ausscheidung der Tiere, die Gülle, diente als Dünger auf dem Acker, und so konnte der Bodenkreislauf aufrechterhalten werden. Heute ist das aufgrund der intensiven Landwirtschaft nicht mehr so, weil die Futtermittel überregional produziert werden. Sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt und werden dann in riesigen Intensivställen verfüttert. Die Folge: Es sammeln sich hier Unmengen an Mist und Gülle an.

Für die Nährstoffe beginnt jetzt eine Sackgasse, denn dort, wo so viele Tiere gehalten werden, reichen die Äcker der Umgebung nicht aus, um die Nährstoffe der Unmengen an Gülle aufzunehmen. Spätestens jetzt fängt die Verschmutzung an, denn was die Pflanzen auf den Äckern (wie es der normale Kreislauf vorsieht) nicht mehr aufnehmen können, reichert sich im Boden an und landet zum Beispiel als Nitrat im Grundwasser. Das läuft dann in unsere Flüsse, und wie es von dort in unseren Lebenskreislauf kommt, haben Sie im Wasserkapitel gesehen.

Dieser Prozess verursacht aber noch einen weiteren Verschmutzungskreislauf, denn dort, wo Futterpflanzen intensiv angebaut werden, aber nicht als Gülle zurück auf den Acker und in den Kreislauf kommen, entsteht ein Nährstoffmangel. Dieser wird dann mit Kunstdünger ausgeglichen – und zieht meist eine Behandlung mit Pestiziden nach sich. Zudem ist Phosphor, der zur Düngerherstellung gebraucht wird, ein mittlerweile knappes Element.

Weshalb ist das für unser Reinigungsbuch von Bedeutung? Weil eben alles zusammenhängt!