Virginia Woolf
Die Jahre
Roman
Herausgegeben von Klaus Reichert
Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek
FISCHER E-Books
Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust.
Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.
Klaus Reichert, 1938 geboren, ist Literaturwissenschaftler, Autor, Übersetzer und Herausgeber. Von 1964 bis 1968 war er Lektor in den Verlagen Insel und Suhrkamp, von 1975 bis 2003 war er Professor für Anglistik und Amerikanistik an der Frankfurter Universität, 1993 gründete er das »Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit«. Von 2002 bis 2011 war er Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er schrieb Bücher über Shakespeare, Joyce, moderne Literatur und über die Geschichte und Theorie des Übersetzens, veröffentlichte drei Gedichtbände und ein Wüstentagebuch. Er übersetzte u.a. Shakespeare, Lewis Carroll, Joyce, John Cage und das Hohelied Salomos. Er war Herausgeber der deutschen Ausgabe von James Joyce und gibt seit 1989 im S. Fischer Verlag die Werke Virginia Woolfs heraus. Bei S. Fischer erschien seine Prosaübersetzung der Sonette Shakespeares.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
1880 beginnend, reicht die Chronik der Londoner Familie Pargiter bis in Virginia Woolfs Gegenwart um 1932, die Entstehungszeit des Romans. Sie folgt vor allem den Lebenswegen der Schwestern Eleanor, Delia, Milly und Rose: Während die Karrieren ihrer Brüder in Armee, Justiz und Universität ganz den traditionellen viktorianischen Normen entsprechen, reagieren die Töchter in ihren Entwicklungen sehr unterschiedlich auf die Enge des patriarchischen Elternhauses. Im Gegensatz zur völlig angepassten Eleanor, der Ältesten, schließt sich Rose, die Jüngste, in ihrer entschiedenen Opposition einem militanten Zweig der Suffragettenbewegung an. »Ich möchte das Ganze der heutigen Gesellschaft darstellen – nichts weniger: Fakten, aber auch die Vision«, schrieb Virginia Woolf im April 1933. Zu den Fakten gehören der Viktorianismus – zwischen den Zeilen heftig kritisiert –, die Frauenrechtsbewegung, der Erste Weltkrieg, die Vorboten des Faschismus. Die Vision: künstlerische, intellektuelle und berufliche Entfaltung ohne Einschränkungen durch jene Konventionen und Traditionen, mit denen Virginia Woolf selbst sich ihr Leben lang intensiv auseinandergesetzt hat.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die Originalausgabe erschien 1937 unter dem Titel ›The Years‹ im Verlag The Hogarth Press, London.
© 1937, 2000 by Anne Olivier Bell Bell und Angelica Garnett
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2000 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: Manfred Walch, Frankfurt
Coverabbildung: Sarah Schumann, Berlin
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-490490-0
Der Vortrag wurde, um zwei Drittel gekürzt (von ihr selbst, von Leonard Woolf?), unter dem Titel ›Professions for Women‹ erstmals posthum in der Sammlung The Death of the Moth and Other Essays 1942 gedruckt. (Deutsch als ›Berufe für Frauen‹ in: Der Tod des Falters, Frankfurt: S. Fischer, 1997, S. 225–232.) Der vollständige Text in: VW, The Pargiters, ed. by Mitchell A. Leaska, London: Hogarth Press, 1978, S. XXVII–XLIV.
Ihr Essay ›The Novels of Turgenev‹ erschien am 14. Dezember 1933 im Times Literary Supplement. Wieder abgedruckt in The Captains Death Bed, 1950.
Zitiert nach Hermione Lee, Virginia Woolf Ein Leben. Aus dem Englischen von Holger Fliessbach; Frankfurt: S. Fischer, 1999, S. 851f.
Sie sind zugänglich in der Ausgabe der World's Classics, VW, The Years (ed. H.Lee & Notes by Sue Asbee), Oxford University Press, 1992, pp. 414–466. Diese Ausgabe liegt auch der deutschen Ausgabe zugrunde, der Text wurde aber anhand der amerikanischen Ausgabe (Harcourt, Brace and Company, New York 1937) überprüft. Die Anmerkungen der Oxford-Ausgabe wurden zum Teil benutzt.
Whiteley's und die Army and Navy Stores sind die ältesten Kaufhäuser Londons. Das letztere existiert immer noch am angestammten Ort in der Victoria Street.
Hyde Park, seit der Konfiszierung des Klosterbesitzes (Westminster) durch Henry VIII. (1509–1547) königlicher Park, seit Charles I. (1625–1649) für die Öffentlichkeit zugänglich. – St James's Park erstreckt sich östlich davon, neben Buckingham Palace, südlich von The Mall. Von Charles II. (1660–1685) nach seiner Krönung zum öffentlichen Park ausgebaut.
Marble Arch, klassizistischer Bau im Stil des römischen Konstantinbogens von John Nash, dem Städteplaner von Central London (1827), am nordöstlichen Eingang zum Hyde Park. – Apsley House, zwischen Hyde Park und Green Park im Süden, 1771–78 erbaut, 1818 und 1828–29 umgebaut, ist der glänzendste private Palast der Epoche, der sich erhalten hat. Vom Nationalhelden Englands, dem Duke of Wellington (1769–1852), bewohnt.
Bermondsey, südlich der Themse zwischen London Bridge und Tower Bridge, das alte Hafen- und Werftgelände mit großen Lagerhäusern, dreieinhalb Meilen den Fluß entlang. – Hoxton, Stadtviertel im Nordosten, einer der ältesten Teile Londons.
Round Pond in Kensington Gardens und The Serpentine zwischen Hyde Park und Kensington Gardens: künstliche Teiche.
Green Park, unter Charles II. zu einem königlichen Park ausgebaut, zwischen Hyde Park und St James's Park, an der West-Nordost-Flanke von der Piccadilly begrenzt.
Westminster Abbey, älteste Kirche Englands (seit 604?), unter Edward the Confessor (1042–1066) zu einer Abteikirche ausgebaut. Sein Nachfolger, der normannische Eroberer William, wurde 1066 hier zum englischen König gekrönt. Bis heute Krönungskirche, Begräbniskirche vieler Könige, aber auch bedeutender Dichter und Denker (Poet's Corner).
Wahrscheinlich Anspielung auf den großen Aufstand in Indien gegen die englische Kolonialherrschaft (›Indian Mutiny‹), der am 10. Mai 1857 in Meerut ausbrach, sich nach Delhi ausbreitete und bald das gesamte Ganges-Becken erfaßte. Der Aufstand brach im folgenden Jahr zusammen.
Grove Day. In den Entwürfen zum ersten Kapitel schreibt VW noch Lisson (oder Lissom) Grove, womit sie eine Straße dieses Namens (oder ein gleichlautendes Stadtviertel) südwestlich von Regent's Park meint. An Lisson Grove schließt sich der Distrikt St. John's Wood an, wo die Pargiters wohnen. Vermutlich lebten dort ärmere Menschen. Ob sich dort auch die Juden ansiedelten – ab 1880 gab es eine größere Einwanderungswelle aus Osteuropa –, ließ sich nicht ermitteln.
Charles Stewart Parnell (1846–1891) war der einflußreichste irische Politiker, der sich als Abgeordneter im britischen Unterhaus vehement für die sog. Home Rule, eine Vorform der irischen Unabhängigkeit, einsetzte. Man nannte ihn den ungekrönten König Irlands. Seine Liebe zu einer verheirateten Frau, Kitty O'Shea, führte 1889 zu einem Skandal, der ihn seine Popularität kostete – 1891 verlor er drei Nachwahlen. Er starb am 6. Oktober 1891 als gebrochener Mann.
Als Common Law wird das typisch englische Präzedenzfall-Recht bezeichnet, wonach Recht auf Grund früherer Entscheidungen gesprochen wird. Im Unterschied dazu bezeichnet Statute Law die vom Parlament erlassenen Gesetze.
Lord Chancellor ist Präsident des Oberhauses und des Obersten Gerichtshofs (Supreme Court of Judication); Kabinettsmitglied. Lord Chief Justice ist der Lordoberrichter und als solcher Vorsitzender der King's Bench Division des High Court of Justice.
Thomas Carlyles (1795–1881) leidenschaftliche Schrift für den Adel unentfremdeter Arbeit, Fast and Presence (1843), steht am Anfang zahlreicher sozialreformerischer Traktate von ihm selbst und von Ruskin und William Morris. Auszüge aus dieser Schrift erschienen auf deutsch unter dem Titel Arbeiten und nicht verzweifeln in riesigen, undatierten Auflagen. Das Zitat ist der Ausgabe des Langewiesche Verlags (Düsseldorf und Leipzig, o.J., 121.–135. Tsd., S. 11) entnommen.
Thomas Gainsborough (1727–1788), englischer Landschafts- und Porträtmaler.
Alexander Pope (1688–1744), klassizistischer Dichter, Übersetzer (Homer) und Herausgeber (Shakespeare). Tritt in VWs Orlando auf. – Alfred, Lord Tennyson (1809–1892), der Inbegriff des viktorianischen Großdichters.
Als Reaktion auf säkulare Bewegungen in der Türkei, insbesondere auf Konzessionen den Christen gegenüber seit 1856, mobilisierten sich Gegenkräfte, die seit 1880 zu einer Stärkung des Islam führten.
Bei den Wahlen (General Election) in den ersten Aprilwochen 1880 siegten die Liberalen unter William Ewart Gladstone (1809–1898). Gladstone wurde damit zum zweiten Mal Premierminister (nach 1868) und wurde es noch zwei weitere Male (1886 und 1892). Gladstone war Anhänger der Home-Rule-Politik (siehe Anm. 10).
Johannes 19, 25. Dies und das folgende Zitat (Psalm 90, 5–6) stammt aus der anglikanischen Totenliturgie, ›Order for the Burial of the Dead‹, nach dem Book of Common Prayer.
Hiob 14, 1.
Prinzessin Alexandra von Dänemark hatte am 10. März 1863 den Prince of Wales Edward geheiratet und war dadurch Princess of Wales geworden.
Chancery Lane, die Straße, an der die Chancery liegt, einer der drei Zweige des Obersten Gerichtshofs, dessen Präsident der Lord Chancellor ist.
afrikanische Sache: es gab Spannungen zwischen den Briten und den Buren in Transvaal. Im Vertrag von Pretoria (2. August 1881) wurde Transvaal die Unabhängigkeit zugestanden. Da der Präsident, Paul Kruger, Neuansiedlern (zumeist Briten) die Staatsbürgerschaft verweigerte bzw. ihnen nur eingeschränkte Rechte einräumte, kam es 1899 zum Burenkrieg.
Gemeint ist der aufstrebende liberale Politiker David Lloyd George (1863–1945). Er war Präsident des Board of Trade (1905–08), Finanzminister (Chancellor of the Exchequer, 1908) und Premierminister (1916–22).
Ernest Renan (1823–1892), der französische Historiker, Hebraist und Kritiker, erregte international großes Aufsehen mit seinem unorthodoxen Vie de Jesus (1863). VW las ihn 1935, wie sie in einem Brief an Ethel Smyth schreibt.
Suffragetten sprachen oft bei Nachwahlen, in der Hoffnung, daß die durch ihre Unterstützung gewählten Parlamentarier das Wahlrecht für Frauen verfechten würden. Natürlich argumentierten und agitierten sie auch gegen die Gegner des Frauenstimmrechts. – Pargiters Reiterei: der militärische Vergleich, den Rose auch selbst zieht, legt nah, daß Rose Mitglied der Women's Social and Political Union war, einer militanteren Bewegung als die Women's Freedom League.
Siehe Anm. 20. Mit der Krönung Edwards VII. am 9. August 1907 wurde die Princess of Wales Königin.
Unidentifiziertes Lied, wobei nicht klar ist, ob es nicht eine Erfindung Saras ist. Solche Zitate oder Scheinzitate finden sich über den gesamten Text verstreut. Diese Methode wurde dann in VWs nächstem und letztem Roman, Between the Acts, zum treibenden Motor.
Der Schluß spielt möglicherweise auf die erste Zeile eines Gedichts von Robert Burns (1759–1796) an. »O my luve's like a red red rose«.
»Oh blasted eyes of my deceased wife's sister – whithered prop of my defunct old age …« Unidentifiziertes Zitat, vielleicht eine Shakespeare- oder Sophokles-Parodie. Auf Antigone könnten die nächsten Sätze weisen. Dort finden sie sich aber nicht.
Möglicherweise ein phonetisch nicht ganz stimmiges Wortspiel – »ice«/»eyes« – der Poetin Sara.
Kew Gardens, Royal Botanical Gardens, 1759 von der Mutter Georges III. angelegt, im Südwesten Londons, eine der größten und schönsten Gartenanlagen Englands; zugleich beherbergt sie eines der wichtigsten botanischen Forschungszentren. Eine frühe ›experimentelle‹ Erzählung VWs heißt danach und spielt dort.
Ealing, Vorstadt im Westen Londons.
Covent Garden, der alte Gemüse- und Blumenmarkt zwischen West End und City mit der nach diesem Viertel benannten Oper.
Richard Wagner, Siegfried. Aus der folgenden Beschreibung geht hervor, daß es sich um das Ende des ersten Akts handelt. Der hämmernde Zwerg ist Mime. – 1909 besuchte VW mit ihrem Bruder Adrian und einem Freund Bayreuth. Sie sahen Parsifal, Lohengrin und möglicherweise Götterdämmerung.
König Edward VII. hätte am 5. Mai 1910 der Aufführung des Siegfried in Covent Garden beiwohnen sollen, war aber krank und starb bereits am nächsten Tag.
Nicht identifiziert. (»Brandishing, flourishing my sword in my hand.«)
Wohl Anspielung auf Ariels Lied in Shakespeares The Tempest: »Full fadom five thy father lies;/Of his bones are coral made« (I, ii, 399f.)
Möglicherweise Anspielung auf eine Zeile von William Butler Yeats: »Red Rose, proud Rose, sad Rose of my days!« aus seinem Gedicht »To the Rose upon the Rood of Time« (1893).
1887 und 1897 fanden Feiern zum 50. bzw. 60. Regierungsjubiläum Königin Victorias statt.
In Athen wurde erst 1942 eine britische Botschaft eingerichtet. – 1911 waren die Balkanländer Teil des türkisch-osmanischen Reichs, gegen dessen erzwungene Reformen (z.B. allgemeine Wehrpflicht) sie sich immer wieder auflehnten. 1911/12 kommt es zum italienisch-türkischen Krieg. Im Sommer 1912 verbünden sich Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro gegen das im Italienkrieg geschwächte jungtürkische Regiment. Das Bündnis führt im Oktober 1912 zum ersten Balkankrieg. Im Mai 1913 findet eine Friedenskonferenz in London statt, als deren Ergebnis die Türkei große Teile ihres Territoriums abtreten muß. Die Entzweiung der bisherigen Verbündeten wegen der zu verteilenden Siegesbeute führt im Sommer 1913 zum zweiten Balkankrieg.
Suffragetten begannen 1908, Steine zu werfen. Mary Leigh und Edith New waren die ersten Frauen, die Fensterscheiben einwarfen, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. 1911 waren so viele Frauen im Londoner Holloway-Gefängnis, daß die Komponistin Ethel Smyth, die spätere Freundin VWs, während ihrer Haft einen Frauenchor aufbauen konnte. – Rose wird als Wiederholungstäterin 1914 ins Gefängnis gesteckt.
The Diary of a Nobody, sehr erfolgreicher Roman der Brüder George und Weedon Grossmith (1892), zunächst im Punch vorabgedruckt. Er bietet ein detailreiches Panorama der spätviktorianischen Gesellschaft. – Ruff's Tour gehört in eine Serie von Reiseführern durch die Britischen Grafschaften. – Bei dem Band Dante handelt es sich um das Purgatorio.
Dante, Purgatorio, XV, 55f. VW zitiert nach der zweisprachigen Ausgabe der Temple Classics, edited by Israel Gollancz, 1901 und viele Male nachgedruckt. Die Prosaübersetzung, von VW in Verse abgeteilt, war nur als Lesehilfe zum Italienischen gedacht. Karl Voßler übersetzt: »Je mehr sie droben ›unser‹ sagen lernen,/um so viel mehr besitzt an Gut ein jeder.« – Ida und Walther von Wartburg übersetzen: »Je mehr es sind, die dort ›das Unsre‹ sagen,/um soviel mehr besitzt des Guts ein jeder.«
Königin Victoria starb am 22. Januar 1901; am 4. Februar wurde sie in Windsor beigesetzt.
Siehe Anm. 40. Wegen des Bündnisses zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn zeichnete sich der nächste Konflikt bereits ab, der dann zum Ersten Weltkrieg führte.
Apsley House (Anm. 3) ist als Sitz des Herzogs von Wellington und seiner Nachkommen das Symbol männlicher (militärischer) Dominanz und des britischen Imperiums.
Aus dem Athanasischen Glaubensbekenntnis, das an bestimmten Festtagen (Weihnachten, Epiphanias, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten) statt des Apostolischen Glaubensbekenntnisses zu beten ist. (Nach dem Book of Common Prayer.)
Hungerstreikende wurden zwangsernährt. Im April 1914 erließ die liberale Regierung ein Gesetz (den ›Cat and Mouse Act‹), das Zwangsernährung verbot. Statt dessen sollten die Hungerstreikenden freigelassen und, wenn sie wieder bei Kräften wären, erneut inhaftiert werden.
Nach Napoleons Sieg bei Austerlitz (1805) soll William Pitt gesagt haben: »Roll up that map; it will not be wanted these ten years.« Auch im Ersten Weltkrieg sollte die Karte Europas neu gezeichnet werden.
Auf Temple Bar, einem der Prachttore zum Gerichtsbezirk des ›Temple‹, stand ein Greif.
Da das Kapitel im einzelnen schwer zu datieren ist, läßt sich kaum ermitteln, welche der sich überstürzenden Nachrichten aus Irland gemeint sein könnten. Im Vorfeld des Home Rule Act (August 1914) gab es Unruhen im britischen Heer in Irland über die Frage, ob Home Rule mit Gewalt auch im protestantischen Norden, in der Provinz Ulster, durchzusetzen wäre.
Giovanni Antonio Canal, genannt Canaletto (1697–1768), berühmt vor allem für seine Gemälde Venedigs. Mit dem englischen Konsul in Venedig, Joseph Smith, war er seit 1744 befreundet. Durch Smith gelangten viele seiner Bilder nach England. Canaletto arbeitete von 1746 bis etwa 1756 in England und malte Windsor, London und Themseausblicke.
Sir Christopher Wren (1652–1723), der klassizistische, palladianische Architekt, der nach dem großen Brand 1666 London wieder aufbaute. Die St. Paul's Cathedral ist wohl sein berühmtester Bau.
Irland im Jahr 1880: vielleicht hat, was der alte Herr erzählt, mit den ›Land War‹ – Unruhen zu tun. 1879 hatte Parnell die ›Land League‹ gegründet, deren Ziel es war, Pächter vor der Vertreibung durch skrupellose Grundbesitzer zu schützen. Obwohl die ›League‹ Gewalt ablehnte, kam es oft zu Ausschreitungen.
1914 gründete der russische Tänzer Vaslav Nijinsky (1889–1950) eine eigene Ballett-Truppe. In London sollte er im Frühjahr 1914 eine Reihe von Gastspielen geben. Die Gastspiele begannen am 2. März, endeten aber bereits am 16., weil Nijinsky an Grippe erkrankte. Er trat nie wieder in England auf.
1914 fanden vier Nachwahlen statt, bei denen die Konservativen alle vier Sitze gewannen, von denen drei bisher den Liberalen und einer der Labour Party gehört hatten. Bei der folgenden Geschichte geht es offensichtlich um Frauen, die in die Nachwahlen eingegriffen hatten.
Aus Robert Brownings (1812–1889) berühmtem Gedicht ›Home Thoughts from Abroad‹ (1845): »Das ist die weise Drossel, die jedes Liedchen zweimal singt,/daß du nicht denkst, sie fände nicht/die erste süße achtlose Verzückung noch einmal.«
Wohl Anspielung auf eine Othello-Stelle:
… set you down this,
And say besides, that in Aleppo once,
Where a malignant and a turban'd Turk
Beat a Venetian, and traduc'd the state,
I took by the throat the circumcised dog,
And smote him thus. (V, ii, 352ff)
(»Schreibt das alles,/Und fügt hinzu: daß in Aleppo, wo/Ein gift'ger Türk in hohem Turban einst/'nen Venetianer schlug und schalt den Staat,/Ich den beschnittnen Hund am Hals ergriff/Und traf ihn – so!« Deutsch von Wolf Graf Baudissin.)
Mussolini oder Hitler – VW verwischt absichtlich die Eindeutigkeit, weil sie auch die diktatorischen Kräfte und Stimmen im eigenen Land meint, wie sie in Three Guineas schreibt.
An Charing Cross steht ein Denkmal für Edith Cavell, die britische Krankenschwester, die 1915 in Belgien von den Deutschen erschossen wurde, weil sie alliierten Soldaten half. Das Denkmal trägt einen Satz Edith Cavells als Inschrift: »Patriotism is not enough, I must have no hatred or bitterness for anyone.« Edith Cavell pflegte auch ›Feinde‹ und verhalf ihnen zur Flucht, in ihrem eben nicht patriotischen Humanismus.
Ende der zweiten Strophe des berühmten Gedichts ›The Garden‹ von Andrew Marvell (1621–1678): »Geselligkeit ist nahezu/der Todfeind solcher schöner Ruh …« (H. E. und M. Herlitschka).
Im Ton und in den Bildern möglicherweise Anspielung auf T. S. Eliots Langgedicht The Waste Land, das die Woolfs in ihrer Hogarth Press 1922 verlegt hatten. Im ersten Teil des Gedichts, ›The Burial of the Dead‹, heißt es gegen Ende: »Unreal city,/Under the brown fog of a winter dawn,/A crowd flowed over London Bridge, so many,/I had not thought death had undone so many.« (»Unwirkliche Stadt,/Unter dem braunen Nebel eines Wintermorgens/da strömte eine Masse über London Bridge, so viele/ich hätte nicht gedacht, daß so viele der Tod geholt.«)
Möglicherweise handelt es sich um die Szenerie in Shakespeares Sturm.
Wie viele Suffragetten arbeitete Rose während des Ersten Weltkriegs für ihr Land.
High Church, ein Teil der Church of England, die im Unterschied zur Low Church enger an den römisch-katholischen Ritus angeschlossen war.
»Die Mediokrität des Universums erstaunt und empört mich … die Unerheblichkeit aller Dinge erfüllt mich mit Ekel … die Ärmlichkeit der Menschwesen macht mich zunichte.« (Die Zitate sind bisher nicht identifiziert.)
Bezieht sich auf Joseph Conrads Roman The Heart of Darkness (1902), dessen deutscher Titel üblicherweise Herz der Finsternis heißt.
Nach Christopher Marlowe (1564–1593), The Tragical History of the Life and Death of Dr. Faustus (1594 erste belegte Aufführung). Faust sieht kurz vor seiner Verdammnis noch einmal Helena und meditiert: »Was this the face that launch'd a thousand ships/And burnt the topless towers of Ilium?« (Szene XVIII, Verse 99f.) In der neuen Übersetzung von Wolfgang Schlüter: »War dies das Antlitz, das einst tausend Kriegsschiffe/vom Stapel ließ, die Türme Ilions versengte?«
»nobis, cum semel occidit brevis lux,/nox est perpetua una dormienda«. Catull, Gedicht 5, Verse 5f. (»Unser winziges Licht, erlischt es einmal,/Dann umfangen uns Nacht und Schlaf für ewig.« Deutsch von Werner Eisenhut.)
Anspielung auf Lewis Carrolls Kreation einer ›Mock Turtle‹ in seiner Alice in Wonderland (1865): da die Herkunft der Schildkrötensuppe aus der Schildkröte unbestreitbar war, mußte die Mock Turtle Soup auf eine Mock Turtle zurückgehen. Christian Enzensberger übersetzt das Tier als ›Falsche Suppenschildkröte ‹.
Dublin Castle war der Sitz der britischen Regierung – des Vizekönigs – in Irland. Durch die ›Constitution of Eire‹ von 1937 wurde der Südteil Irlands faktisch zur von England unabhängigen Republik. Das Problem der weiter von England regierten Nordprovinz ist bis heute ungelöst.
Am 6. Februar 1918 stimmte der König einem Gesetz zu, das 8470 150 Frauen das Wahlrecht erteilte. 1928 wurde das Wahlrecht auf alle Frauen über 21 ausgedehnt.
»oútoi synéchthein, allá symphileĩn éphyn«, Antigone, Vers 523: »Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da.« Schadewaldt übersetzt: »Aber nicht mithassen, mitlieben muß ich!« Darauf Kreon: »So geh hinunter, wenn du lieben mußt, und liebe/Die unten! – Mir, in meinem Leben, herrscht kein Weib.« VW zitiert die Antigone-Stelle auch in Three Guineas und sagt dazu: »Antigones fünf Worte wiegen alle Sermone aller Erzbischöfe auf.«
Die Worte sind unverständlich und wohl eine Mischung aus Cockney-Slang, Latein und Griechisch.
Es war ein launischer Frühling. Das Wetter, sich ständig verändernd, jagte Wolken aus Blau und Violett über die Erde. Auf dem Land schauten Bauern, die über ihre Felder blickten, sorgenvoll; in London klappten Menschen, die zum Himmel aufsahen, ihre Schirme auf und wieder zu. Doch im April mußte man mit derartigem Wetter rechnen. Tausende von Verkäufern und Verkäuferinnen machten diese Bemerkung, während sie Damen in gerüschten Kleidern, die bei Whiteley's oder in den Army and Navy Stores[1] auf der anderen Seite des Ladentischs standen, ordentlich geschnürte Päckchen überreichten. Endlose Prozessionen von Kauflustigen im West End und Geschäftsleuten im East End paradierten über die Bürgersteige wie unaufhörlich dahinziehende Karawanen – wenigstens wollte es jenen so scheinen, die einen Grund zum Verweilen hatten, sagen wir, um einen Brief einzuwerfen, oder am Fenster eines Clubs in der Piccadilly. Der Strom der Landauer, Victorias und Hansoms nahm kein Ende; denn die Saison fing an. In den ruhigeren Straßen ließen Musiker ihre brüchigen und meistenteils melancholischen Weisen ertönen, die ihr Echo, oder ihre Parodie, im Tschirpen der Spatzen und in den plötzlichen Ausbrüchen der amourösen, aber immer wieder stockenden Drosseln fanden, hier in den Bäumen des Hyde Park, hier in denen von St. James's[2]. Tauben trippelten in den Baumwipfeln der Squares hin und her, ließen hier und da ein Zweiglein fallen und gurrten unaufhörlich ihr immer wieder unterbrochenes Wiegenlied. Die Tore von Marble Arch und Apsley House[3] waren am Nachmittag blockiert von buntgewandeten Damen, die Tournüren trugen, und von Herren in Gehröcken, die Stöcke schwangen, Nelken trugen. Hier kam die Prinzessin, und Hüte wurden gelüftet, als sie vorüberfuhr. In den Souterrains der langen baumgesäumten Straßen der Wohnviertel bereiteten Dienstmädchen in Häubchen und Schürzen den Tee vor. Auf Umwegen aus dem Souterrain heraufgetragen, wurde die silberne Teekanne auf den Tisch gestellt, und junge Mädchen und alte Jungfern mit Händen, die die Schmerzen von Bermondsey und Hoxton[4] gelindert hatten, maßen bedachtsam ein, zwei, drei, vier Löffel Tee ab. Als die Sonne unterging, blühten Millionen kleiner Gaslichter, den Augen von Pfauenfedern gleich, in ihren gläsernen Käfigen auf, aber dennoch blieben auf den Bürgersteigen breite Streifen Dunkelheit zurück. Das gemischte Licht von Laternen und untergehender Sonne spiegelte sich gleichermaßen in den stillen Wassern des Round Pond und der Serpentine[5]. Menschen, die auf dem Weg zu ihren Dinnereinladungen in Hansoms über die Brücke trabten, betrachteten für einen kurzen Augenblick das bezaubernde Bild. Nach einer Weile ging der Mond auf, und seine blanke Münze, wenn auch hin und wieder von Wolkenfetzen verdunkelt, leuchtete voller Heiterkeit herab, voller Feierlichkeit, oder vielleicht auch voller Indifferenz. Sich langsam drehend, wie der Schein eines Suchlichts, zogen die Tage, die Wochen, die Jahre, nacheinander über den Himmel.
Colonel Abel Pargiter saß nach dem Lunch plaudernd in seinem Club. Da seine Gefährten in den Ledersesseln Männer seines eigenen Schlags waren, ehemalige Soldaten, Staatsbeamte, Männer, die jetzt im Ruhestand waren, ließen sie mit alten Witzen und Geschichten erst ihre Vergangenheit in Indien, Afrika, Ägypten aufleben und wandten sich dann, wie selbstverständlich, der Gegenwart zu. Es ging um eine Ernennung, eine mögliche Ernennung.
Plötzlich beugte der jüngste und schneidigste der drei sich vor. Gestern war er zum Lunch gewesen mit … Hier sank die Stimme des Sprechers zu einem Flüstern ab. Die anderen neigten sich näher; mit einer knappen Handbewegung wedelte Colonel Abel den Bediensteten fort, der die Kaffeetassen abräumte. Die drei kahl werdenden, angegrauten Köpfe steckten mehrere Minuten dicht beisammen. Dann ließ Colonel Abel sich in seinen Sessel zurückfallen. Das eigentümliche Glitzern, das in aller Augen getreten war, als Major Elkin zu seiner Geschichte ansetzte, war völlig aus Colonel Pargiters Gesicht verschwunden. Er starrte geradeaus vor sich hin, die hellblauen Augen ein wenig zusammengekniffen, als sei das Gleißen des Ostens noch in ihnen; und in den Winkeln ein wenig gekräuselt, als seien sie noch voller Staub. Ihm war ein Gedanke gekommen, der alles, was die anderen sagten, für ihn uninteressant machte; ja sogar abstoßend. Er erhob sich und sah durch das Fenster auf die Piccadilly hinunter. Die Zigarre ausgestreckt in der Hand, blickte er auf Omnibusse, Hansoms, Victorias, Lieferwagen und Landauer hinab. Er hatte mit alledem nichts mehr zu schaffen, schien seine Haltung zu sagen; er mischte nicht mehr mit. Etwas Düsteres legte sich über sein gutaussehendes rötliches Gesicht, während er schauend dastand. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er hatte eine Frage, die er stellen wollte; er drehte sich um, sie zu stellen, aber seine Freunde waren gegangen. Die kleine Gruppe hatte sich aufgelöst. Elkins hastete bereits durch die Tür; Brand hatte sich entfernt, um mit einem anderen Mann zu reden. Colonel Pargiter schloß den Mund über dem, was er vielleicht gesagt hätte, und wandte sich wieder dem Fenster zu, das auf die Piccadilly hinausging. Jeder in der geschäftigen Straße, so wollte es ihm scheinen, hatte ein Ziel. Jeder hastete dahin, um irgendeine Verabredung einzuhalten. Selbst die Damen in ihren Victorias und Broughams trabten über die Piccadilly und hatten dies oder das zu erledigen. Alle kamen nach London zurück; sie bereiteten sich auf die Saison vor. Aber für ihn würde es keine Saison geben; für ihn gab es nichts zu tun. Seine Frau lag im Sterben; starb aber nicht. Heute ging es ihr besser; morgen würde es ihr schlechter gehen; eine neue Pflegerin kam; und so ging es immer weiter. Er nahm eine Zeitung zur Hand und blätterte darin herum. Er betrachtete ein Bild von der Westfassade des Kölner Doms. Er warf die Zeitung zurück auf ihren Platz unter den anderen Zeitungen. Eines dieser Tage – das war sein Euphemismus für die Zeit, wenn seine Frau tot wäre – würde er London aufgeben, dachte er, und aufs Land ziehen. Aber zum einen war da das Haus; dann waren da die Kinder; und dann war da außerdem … sein Gesicht veränderte sich; es wirkte auf einmal weniger unzufrieden; aber auch ein wenig verstohlen und verlegen.
Es gab doch etwas, wo er hingehen konnte. Während sie geplaudert hatten, hatte er diesen Gedanken im Hinterkopf gehütet. Als er sich umgedreht und festgestellt hatte, daß die anderen gegangen waren, war das der Balsam, den er auf seine Wunde strich. Er würde Mira besuchen; Mira wenigstens würde sich freuen, ihn zu sehen. Und so wandte er sich, als er den Club verließ, nicht nach Osten, wohin die geschäftigen Männer gingen; noch nach Westen, wo in der Abercorn Terrace sein eigenes Haus lag; sondern begab sich über die asphaltierten Wege durch den Green Park[6] nach Westminster. Das Gras war sehr grün; die Blätter fingen an zu sprießen; kleine grüne Krallen, wie Vogelkrallen, brachen aus den Zweigen hervor; überall herrschte ein Glitzern, ein Belebtsein; die Luft roch sauber und frisch. Doch Colonel Pargiter sah weder das Gras noch die Bäume. In seinem fest zugeknöpften Rock marschierte er starr vor sich hin blickend durch den Park. Doch als er Westminster erreichte, blieb er stehen. Dieser Teil der Angelegenheit war ihm zuwider. Jedesmal, wenn er sich der kleinen Straße näherte, die sich unter den gewaltigen Massen der Abbey[7] duckte, der Straße voller schäbiger kleiner Häuser, mit vergilbten Vorhängen und Pappschildern in den Fenstern, der Straße, in der der Semmelverkäufer ständig seine Glocke zu läuten schien und Kinder in weißen Kreidekästchen auf dem Pflaster herumhüpften und schrien, blieb er stehen, blickte nach rechts, blickte nach links; und ging dann mit sehr schnellen Schritten zur Nummer dreißig und läutete. Während er wartete, blickte er geradeaus auf die Tür, den Kopf ein wenig eingezogen. Er wollte nicht auf dieser Türschwelle gesehen werden. Er haßte es, darauf zu warten, eingelassen zu werden. Er haßte es, wenn Mrs Sims ihn einließ. Immer roch es in diesem Haus; immer hing im Garten dahinter Wäsche auf der Leine. Er ging die Treppe hinauf, verdrossen und schwerfällig, und betrat das Wohnzimmer.
Niemand war da; er war zu früh. Angewidert sah er sich im Zimmer um. Zuviel Krimskrams stand herum. Er fühlte sich fehl am Platz, und überhaupt viel zu groß, als er aufrecht vor dem drapierten Kamin stand, dessen Schirm mit einem Eisvogel bemalt war, der im Begriff stand, sich auf einem Büschel Binsen niederzulassen. Schritte huschten im Stockwerk über ihm hin und her. War jemand bei ihr? fragte er sich, während er lauschte. Kinder schrien auf der Straße draußen. Es war schäbig; es war erbärmlich; es war verstohlen. Eines dieser Tage, sagte er zu sich selbst … aber die Tür ging auf, und seine Geliebte, Mira, kam herein.
»O Bogy, Lieber!« rief sie. Ihr Haar war sehr unordentlich; sie sah ein wenig zerzaust aus; aber sie war sehr viel jünger als er und wirklich froh, ihn zu sehen, dachte er. Das kleine Hündchen sprang an ihr hoch.
»Lulu, Lulu«, rief sie und fing das Hündchen mit einer Hand auf, während sie die andere an ihre Haare hob, »komm und laß dich von Onkel Bogy ansehen.«
Der Colonel ließ sich in dem knarrenden Korbsessel nieder. Sie hob den Hund auf seine Knie. Er hatte eine rote Stelle – möglicherweise ein Ekzem – hinter dem einen Ohr. Der Colonel setzte seine Brille auf und beugte sich vor, um sich das Ohr des Hundes anzusehen. Mira küßte ihn auf die Stelle, wo der Kragen den Nacken berührte. Dann fiel seine Brille herunter. Sie fing sie auf und setzte sie dem Hündchen auf die Nase. Der alte Knabe war heute nicht bei Laune, spürte sie. In der geheimnisvollen Welt der Clubs und der Familie, über die er nie mit ihr sprach, war irgend etwas nicht in Ordnung. Er war gekommen, bevor sie Zeit gehabt hatte, sich die Haare zu richten, was ärgerlich war. Aber es war ihre Pflicht, ihn aufzumuntern. Also huschte sie – ihre Figur, wenn auch behäbiger werdend, erlaubte es ihr immer noch, zwischen Tisch und Sessel hindurchzugleiten – hierhin und dorthin; nahm den Schirm vor dem Kamin weg und zündete, bevor er sie daran hindern konnte, das mißgünstige Logierhausfeuer an. Dann hockte sie sich auf die Lehne seines Sessels.
»O Mira!« sagte sie mit einem Blick in den Spiegel und fing an, ihre Haarnadeln umzustecken, »was bist du doch für ein schrecklich unordentliches Ding!« Sie löste eine lange Strähne und ließ sie über ihre Schulter fallen. Es war immer noch wunderschönes, golden glänzendes Haar, obwohl sie auf die Vierzig zuging und, um bei der Wahrheit zu bleiben, eine achtjährige Tochter hatte, die bei Freunden in Bedford untergebracht war. Das Haar begann, von selbst herabzufallen, von seinem eigenen Gewicht gezogen, und Bogy, der es fallen sah, beugte sich vor und küßte ihr Haar. Eine Drehorgel hatte ein Stück die Straße hinunter eingesetzt, und die Kinder liefen alle in diese Richtung davon und ließen eine plötzliche Stille zurück. Der Colonel fing an, ihren Nacken zu streicheln. Seine Hand, an der zwei Finger fehlten, kroch etwas tiefer, dahin, wo der Nacken in die Schulter übergeht. Mira ließ sich auf den Boden gleiten und lehnte den Rücken an seine Knie.
Dann knarrte es auf der Treppe; jemand klopfte, wie um sie auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Mira steckte ihre Haare sofort zusammen, stand auf und schloß die Tür.
Der Colonel machte sich auf seine methodische Art noch einmal daran, das Ohr des Hündchens zu untersuchen. War es ein Ekzem? oder war es kein Ekzem? Er begutachtete die rote Stelle, setzte den Hund dann auf allen vieren in den Korb und wartete. Ihm gefiel das anhaltende Flüstern auf dem Treppenabsatz draußen nicht. Nach einer Weile kam Mira zurück; sie sah besorgt aus; und wenn sie besorgt aussah, sah sie alt aus. Sie fing an, unter Kissen und Bezügen herumzukramen. Sie suchte ihre Handtasche, sagte sie; wo hatte sie sie nur hingetan? In diesem Durcheinander, dachte der Colonel, könnte sie überall sein. Es war eine schmale, ärmliche Tasche, als sie sie unter den Kissen in der Sofaecke fand. Sie drehte sie um. Taschentücher, zusammengeknüllte Papierschnipsel, Silber- und Kupfermünzen fielen heraus, als sie sie schüttelte. Aber es müßte doch noch ein Sovereign da sein, sagte sie. »Ich bin sicher, daß ich gestern noch einen hatte«, murmelte sie.
»Wieviel?« fragte der Colonel.
Es belief sich auf ein Pfund – nein, es belief sich auf ein Pfund, acht Shilling und sechs Pence, sagte sie und murmelte etwas von der Wäsche. Der Colonel schüttelte zwei Sovereigns aus seiner kleinen goldenen Börse und gab sie ihr. Sie nahm sie, und weiteres Geflüster auf dem Treppenabsatz folgte.
»Wäsche …?« dachte der Colonel und sah sich erneut im Zimmer um. Es war ein schäbiges kleines Loch; aber da er so viel älter war als sie, stand es ihm nicht zu, Fragen über die Wäsche zu stellen. Da war sie wieder. Sie huschte durch das Zimmer und setzte sich auf den Boden und lehnte den Kopf an sein Knie. Das mißgünstige Feuer, das nur schwächlich geflackert hatte, war jetzt ganz in sich zusammengesackt. »Laß es«, sagte er ungeduldig, als sie nach dem Schüreisen griff. »Laß es ausgehen.« Sie legte das Schüreisen zurück. Der Hund schnarchte; die Drehorgel spielte. Seine Hand begann ihre Reise ihren Nacken hinauf und wieder hinunter, hinein in die langen dichten Haare und wieder heraus. In diesem kleinen Zimmer, den anderen Häusern so nah, kam die Dämmerung schnell; und die Vorhänge waren halb zugezogen. Er zog sie an sich; er küßte ihren Nacken; und dann kroch die Hand, an der zwei Finger fehlten, ein Stück tiefer, dahin, wo der Nacken in die Schultern übergeht.
Ein plötzlicher Regenschauer ging auf das Pflaster nieder, und die Kinder, die in ihren Kreidekästchen herumgehüpft waren, rannten nach Hause. Der ältliche Straßensänger, der, eine Seemannsmütze keck auf den Hinterkopf geschoben, am Kantstein entlanggeschwankt war und aus voller Kehle »Count your blessings, Count your blessings –« gesungen hatte, schlug den Kragen seiner Jacke hoch und suchte Zuflucht unter dem Vordach eines Wirtshauses, wo er seine Aufforderung vervollständigte: »Count your blessings. Every One.« Dann schien die Sonne wieder; und trocknete das Pflaster.
»Er kocht nicht«, sagte Milly Pargiter, den Teekessel anstarrend. Sie saß an dem runden Tisch im vorderen Wohnzimmer des Hauses in der Abercorn Terrace. »Er kocht nicht einmal annähernd«, wiederholte sie. Der Kessel war ein altmodischer Messingkessel mit einem eingravierten Rosenmuster, das kaum noch zu erkennen war. Ein schwächliches kleines Flämmchen flackerte unter dem Messinggefäß auf und ab. Ihre Schwester Delia, die neben ihr in einem Sessel zurückgelehnt saß, beobachtete den Kessel ebenfalls. »Muß ein Kessel kochen?« fragte sie nach einem Augenblick müßig, als erwarte sie keine Antwort, und Milly antwortete auch nicht. Schweigend beobachteten sie die kleine Flamme auf dem Büschel des gelben Dochts. Zahlreiche Teller und Tassen standen auf dem Tisch, als würden weitere Personen erwartet, aber im Augenblick waren sie allein. Das Zimmer war voller Möbel. Ihnen gegenüber stand eine holländische Vitrine mit blauem Porzellan auf den Borden; die Sonne des Aprilabends zeichnete hier und da einen hellen Fleck auf die Scheiben. Über dem Kamin lächelte das Porträt einer rothaarigen jungen Frau in weißem Musselin, einen Korb mit Blumen auf dem Schoß, auf sie herab. Milly zog eine Nadel aus ihren Haaren und fing an, den Docht in einzelne Strähnen zu zerfransen, um die Flamme zu vergrößern.
»Aber das bringt doch nichts«, sagte Delia gereizt, während sie sie beobachtete. Sie rutschte unruhig hin und her. Alles schien so unerträglich lange zu dauern. Dann kam Crosby herein und fragte, ob sie den Kessel in der Küche aufsetzen solle, und Milly sagte Nein! Wie kann ich diesem Getändel und Getue ein Ende machen? fragte sie sich, während sie mit einem Messer auf dem Tisch herumtippte und das schwächliche Flämmchen beobachtete, an dem ihre Schwester mit einer Haarnadel herumzupfte. Ein Mückenstimmchen fing an, unter dem Kessel zu wimmern; aber hier flog die Tür aufs neue auf, und ein kleines Mädchen in einem steifen rosa Kleidchen kam herein.
»Ich finde, Nurse hätte dir ruhig eine saubere Schürze umbinden können«, sagte Milly streng, in Nachahmung einer erwachsenen Person. Ein grüner Fleck prangte auf der Schürze, als wäre sie auf einem Baum herumgeklettert.
»Sie war noch nicht aus der Wäsche zurück«, sagte Rose, das kleine Mädchen, mürrisch. Sie sah zum Tisch, aber an Tee war noch nicht zu denken.
Milly machte sich wieder mit der Haarnadel am Docht zu schaffen. Delia lehnte sich zurück und sah über ihre Schulter hinweg aus dem Fenster. Von da, wo sie saß, konnte sie die Treppe vor dem Haus sehen.
»Da ist ja Martin«, sagte sie finster. Die Tür schlug; Bücher wurden auf den Tisch in der Diele geknallt, und Martin, ein Junge von zwölf Jahren, kam herein. Er hatte die roten Haare der Frau auf dem Bild, aber seine waren zerzaust.
»Geh und richte dich her«, sagte Delia streng. »Du hast reichlich Zeit«, fügte sie hinzu. »Der Kessel kocht noch nicht.«
Alle sahen auf den Kessel. Er ließ immer noch sein schwaches melancholisches Singen ertönen, während die kleine Flamme unter dem hängenden Messinggefäß flackerte.
»Zum Teufel mit diesem Kessel«, sagte Martin und drehte sich abrupt um.
»Mama würde nicht wollen, daß du solche Ausdrücke benutzt«, tadelte Milly ihn wie in Nachahmung einer älteren Person; denn ihre Mutter war schon so lange krank, daß die beiden Schwestern sich angewöhnt hatten, im Umgang mit den Kleinen ihre Art nachzuahmen.
Die Tür öffnete sich erneut.
»Das Tablett, Miss …« sagte Crosby, die Tür mit dem Fuß aufhaltend. Sie hatte ein Krankentablett in den Händen.
»Das Tablett«, wiederholte Milly. »Also, wer trägt das Tablett nach oben?« Wieder ahmte sie die Art einer älteren Person nach, die im Umgang mit Kindern rücksichtsvoll sein will.
»Du nicht, Rose. Es ist zu schwer für dich. Martin soll es tragen; und du kannst mit ihm gehen. Aber bleibt nicht so lange. Erzählt Mama nur, was ihr gemacht habt; und dann wird der Kessel … der Kessel …«
Hier machte sie sich wieder mit der Haarnadel am Docht zu schaffen. Ein dünner Dampfstoß drang aus der schlangenförmigen Tülle. Erst noch unterbrochen, wurde er allmählich immer mächtiger, bis, gerade als sie Schritte auf der Treppe hörten, ein mächtiger Dampfstrahl aus der Tülle strömte.
»Er kocht!« rief Milly. »Er kocht!«
Sie aßen schweigend. Die Sonne, den wechselnden Lichtern auf der Scheibe der holländischen Vitrine nach zu urteilen, schien zu kommen und zu gehen. Gelegentlich leuchtete eine Schale tiefblau auf; und wurde dann wieder bleiern. Lichter spielten verstohlen auf den Möbeln im Nebenzimmer. Hier war ein Muster; hier ein kahler Fleck. Irgendwo ist Schönheit, dachte Delia, irgendwo ist Freiheit, und irgendwo, dachte sie, ist er – mit seiner weißen Blume … Aber ein Stock scharrte in der Diele.
»Es ist Papa!« rief Milly warnend.
Augenblicklich rutschte Martin aus dem Lehnsessel seines Vaters; Delia setzte sich gerade hin. Milly schob eilig eine sehr große, mit Rosen übersäte Tasse zurecht, die nicht zu den anderen paßte. Der Colonel stand in der Tür und musterte die Gruppe fast ingrimmig. Seine kleinen blauen Augen sahen in die Runde, wie auf der Suche nach etwas, woran er Anstoß nehmen konnte; im Moment gab es nichts Spezielles zum Anstoßnehmen; aber er war schlechter Dinge; sie wußten sofort, noch bevor er sprach, daß er schlechter Dinge war.
»Schmutziger kleiner Wildfang«, sagte er und zwickte Rose im Vorbeigehen ins Ohr. Sie legte sofort die Hand über den Fleck auf ihrer Schürze.
»Mit Mama alles in Ordnung?« fragte er und ließ sich als kompakte Masse in den großen Lehnsessel sinken. Er verabscheute Tee; nippte aber immer ein paar Schlückchen aus der großen alten Tasse, die seinem Vater gehört hatte. Er hob sie an und nippte mechanisch.
»Und was habt ihr alle getrieben?« fragte er.
Er sah sich mit dem verhangenen, aber gerissenen Blick um, der freundlich sein konnte, jetzt aber verdrießlich war.
»Delia hatte ihre Musikstunde, und ich bin zu Whiteley's gegangen –« fing Milly an, fast als wäre sie ein Kind, das eine Lektion aufsagt.
»Um Geld auszugeben, was?« sagte ihr Vater scharf, aber nicht unfreundlich.
»Nein, Papa; ich hatte es dir erzählt. Sie hatten die falschen Laken geschickt –«
»Und du, Martin?« unterbrach Colonel Pargiter die Berichterstattung seiner Tochter. »Der Schlechteste in deiner Klasse wie üblich?«
»Der Beste!« schrie Martin, die Worte hervorstoßend, als hätte er sie bis zu diesem Augenblick nur mit Mühe zurückgehalten.
»Hm – was du nicht sagst«, sagte sein Vater. Seine düstere Miene hellte sich ein wenig auf. Er versenkte die Hand in der Hosentasche und brachte eine Handvoll Silber zum Vorschein. Seine Kinder beobachteten, wie er versuchte, ein Sixpencestück aus all den Florins herauszufischen. Er hatte zwei Finger der rechten Hand während des Aufstands in Indien verloren,[8] und die Muskeln waren geschrumpft, so daß die rechte Hand der Klaue eines alten Vogels ähnelte. Er kramte und fummelte; aber da er selbst seine Verletzung immer ignorierte, wagten seine Kinder nicht, ihm zu helfen. Die glänzenden Stümpfe der verstümmelten Finger faszinierten Rose.
»Hier, Martin«, sagte er schließlich und gab seinem Sohn das Sixpencestück. Dann nippte er wieder an seinem Tee und tupfte sich den Schnurrbart ab.
»Wo ist Eleanor?« fragte er nach einer Weile, wie um das Schweigen zu brechen.
»Heute ist ihr Grove-Tag[9]«, erinnerte Milly ihn.
»Oh, ihr Grove-Tag«, murmelte der Colonel. Er rührte den Zucker in seiner Tasse um und um, als wollte er sie demolieren.
»Die guten alten Levys«, sagte Delia zögernd. Sie war seine Lieblingstochter; aber angesichts seiner augenblicklichen Stimmung war sie sich nicht sicher, wie weit sie sich vorwagen konnte.
Er sagte nichts.
»Bertie Levy hat sechs Zehen an dem einen Fuß«, piepste Rose unvermittelt. Die anderen lachten. Aber der Colonel unterbrach sie.
»Beeil dich und mach dich an deine Hausaufgaben, mein Junge«, sagte er mit einem Blick auf Martin, der noch aß.
»Laß ihn doch fertigessen, Papa«, sagte Milly, wieder die Art einer älteren Person imitierend.
»Und die neue Pflegerin?« fragte der Colonel, mit den Fingern auf die Tischkante trommelnd. »Ist sie gekommen?«
»Ja …« fing Milly an. Aber hier raschelte es in der Diele, und Eleanor kam herein. Sehr zu aller Erleichterung; vor allem Millys. Gott sei Dank, Eleanor ist da, dachte sie und hob den Kopf – die Trösterin, die Schlichterin von Streitigkeiten, der Puffer zwischen ihr und den Spannungen und Querelen des Familienlebens. Sie betete ihre Schwester an. Sie hätte sie eine Göttin genannt und sie mit einer Schönheit ausgestattet, die sie nicht besaß, mit Kleidern, die sie nicht besaß, hätte sie nicht einen Stapel kleiner, marmorierter Hefte und zwei schwarze Handschuhe in der Hand gehalten. Beschütze mich, dachte sie, als sie ihr eine Teetasse reichte, die ich ein so unscheinbares, mit Füßen getretenes, untüchtiges kleines Ding bin, verglichen mit Delia, die immer ihren Willen durchsetzt, während ich immer nur Abfuhren bekomme von Papa, der aus irgendeinem Grund verstimmt war. Der Colonel lächelte Eleanor an. Und der rote Hund auf dem Kaminvorleger sah ebenfalls auf und wedelte mit dem Schwanz, als erkenne er in ihr eine jener zufriedenstellenden Frauen, die einem einen Knochen geben, sich aber hinterher die Hände waschen. Sie war die älteste der Töchter, etwa zweiundzwanzig, keine Schönheit, aber gesund, und obgleich im Augenblick müde, von heiterem Wesen.
»Tut mir leid, daß ich so spät komme«, sagte sie. »Ich wurde aufgehalten. Und ich hatte nicht damit gerechnet –« Sie sah ihren Vater an.
»Ich konnte mich früher freimachen, als ich gedacht hatte«, sagte er hastig. »Die Sitzung –« er brach ab. Es hatte wieder einmal Streit mit Mira gegeben.
»Und was macht dein Grove, wie?« fügte er hinzu.
»Oh, mein Grove –« wiederholte sie; aber Milly reichte ihr die zugedeckte Schüssel.
»Ich wurde aufgehalten«, sagte Eleanor noch einmal und bediente sich. Sie fing an zu essen; die Atmosphäre entspannte sich.
»Und jetzt erzähl uns, Papa«, sagte Delia kühn – sie war seine Lieblingstochter – »was du getrieben hast. Hast du irgendwelche Abenteuer erlebt?«
Es war eine unglückliche Bemerkung.
»Für einen alten Esel wie mich gibt es keine Abenteuer«, sagte der Colonel verstimmt. Er zermalmte die Zuckerkörner an den Wänden seiner Tasse. Dann schien er seine Schroffheit zu bereuen; er dachte einen Augenblick nach.
»Ich habe den alten Burke im Club getroffen; er hat gesagt, ich soll eine von euch zum Dinner mitbringen; Robin ist zurück, auf Urlaub«, sagte er.
Er trank seinen Tee aus. Ein paar Tropfen fielen auf seinen kleinen Spitzbart. Er zog sein großes seidenes Taschentuch hervor und wischte sich ungeduldig das Kinn. Eleanor, die auf ihrem niedrigen Stuhl saß, sah einen seltsamen Ausdruck erst auf Millys Gesicht, dann auf Delias. Sie hatte den Eindruck einer Feindseligkeit zwischen den beiden. Aber sie sagten nichts. Sie aßen und tranken weiter, bis der Colonel seine Tasse hob, sah, daß nichts mehr drin war, und sie entschlossen mit einem leisen Klirren absetzte. Die Zeremonie des Teetrinkens war zu Ende.
»Und jetzt, mein Junge, mach dich ab und setz dich an deine Hausaufgaben«, sagte er zu Martin.
Martin zog die Hand zurück, die nach einer Platte ausgestreckt war.