Dank

Ich danke Marion Grillparzer sowie Dr. Kristina Jacoby für ihre großartige Unterstützung.

Haftungsausschluss

Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlages. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Bildnachweis

Coverbild: Getty Images / hdere

Inhalt

Vorwort

Wie Ihr Herz schlägt und lebt

TIPP 1
Lernen Sie Ihren Lebensmotor kennen

TIPP 2
Know-how: Das kranke Herz

TIPP 3
Superglatte Blutgefäße

TIPP 4
Gefahrstoff Homocystein

TIPP 5
Problem Diabetes

TIPP 6
Was Ihr Herz nicht mag

TIPP 7
Das potenzierte Risiko

TIPP 8
Cholesterin ist nicht böse

TIPP 9
Glauben Sie nicht an jede Pille

TIPP 10
Runter mit dem Blutdruck

TIPP 11
Werden Sie wieder normal

So genießen Sie herzgesund

TIPP 12
Cholesterinsenker? No Carb!

TIPP 13
Herzhelfer: Coenzym Q10

TIPP 14
Alles in Butter

TIPP 15
Die drei herzlichsten Worte: Nehmen Sie ab!

TIPP 16
Schlemmen Sie Paleo

TIPP 17
Hering schlägt Karpfen

TIPP 18
Omega 3

TIPP 19
Jeden Tag ein Ei

TIPP 20
Proteine sind Leben

TIPP 21
Lipoprotein(a) hoch, was nun? Ganz einfach: Eiweiß tanken

TIPP 22
Rotwein ist gesund? Schön wär’s …

TIPP 23
Alkohol ist Herzgift

TIPP 24
Eisen stählt das Herz

TIPP 25
Elektrolyte aus der Balance

TIPP 26
Magnesium schenkt innere Ruhe

TIPP 27
In Spuren wichtig: Selen, Zink, Mangan …

TIPP 28
Tanken Sie täglich Herzschutz aus der Apotheke der Natur

TIPP 29
Die zehn gesündesten Lebensmittel für Ihr Herz

TIPP 30
Genießen Sie die bunten Herzpillen der Natur: Beeren

TIPP 31
Gemüse ist die beste Lebensversicherung

TIPP 32
Diese Stinker mag das Herz

TIPP 33
Ballast kann auch Freude bringen

TIPP 34
Kartoffeln sind Zucker

TIPP 35
Werden Sie Nussknacker

TIPP 36
Mit Vitamin C gegen das gefährliche CRP

TIPP 37
Tanken Sie den Herzschutzcocktail: Eiweiß plus Vitamin C

TIPP 38
Trinken Sie genug?

TIPP 39
Kaffee: Ja oder Nein?

TIPP 40
Zauberstoffe aus dem Teebeutel

TIPP 41
Tanken Sie Herzelixier: Tomatensaft

TIPP 42
Gesunde Ernährung – reicht oft nicht

TIPP 43
Messen Sie oxidativen Stress

TIPP 44
Nahrungsergänzungsmittel – ein Geschenk

TIPP 45
Vitamin C putzt die Adern durch

TIPP 46
Vitamin E: Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht

TIPP 47
Vitamin D: oft Mangelware

TIPP 48
Stickstoffmonoxid stellt die Gefäße weit

TIPP 49
Dunkle Schokolade auf Rezept

TIPP 50
Zündstoff Gluten

TIPP 51
Die Darm-Herz-Verbindung

Warum Ihr Herz Bewegung liebt

TIPP 52
Ihr Herz will Sport

TIPP 53
Schenken Sie Ihrem Herz 2500 kcal – indem Sie sie verbrauchen!

TIPP 54
Bringen Sie Ihr Herz auf Trab

TIPP 55
Legen Sie sich den Bypass selbst

TIPP 56
Trainieren Sie mit dem Herzschutzpuls

TIPP 57
Senken Sie den Ruhepuls

TIPP 58
Erhöhen Sie Ihren VO2max

TIPP 59
HGH hält das Herz jung

TIPP 60
Ab in die Sauna!

TIPP 61
Lockerer Nacken

Wie Sie sich herzglücklich denken

TIPP 62
Dankbarkeit

TIPP 63
Achtsamkeit

TIPP 64
Musik ist Trumpf

TIPP 65
Meditation

TIPP 66
Wohltuende Disziplin

TIPP 67
Stress wegdenken

TIPP 68
Glück als Prävention

TIPP 69
Gönnen Sie sich ein strahlendes Zielbild

TIPP 70
Ein ausgeschlafenes Herz

Ihr Herz will Selbstheilung

TIPP 71
Kein Befund

TIPP 72
Betablocker im Sinkflug

TIPP 73
Ein Stent heilt nicht

TIPP 74
Ablation muss nicht sein

TIPP 75
Gewinnen Sie den Wettlauf mit der Zeit

TIPP 76
Eigeninitiative

TIPP 77
Medikamente absetzen – aber richtig!

Quellen

Register

Vorwort

© Privat

»77 Tipps für ein gesundes Herz« feiert in diesem Jahr Geburtstag. 13 Jahre – endlich Teenie! Und höchste Zeit für Entwicklung. Forscher haben in der Zwischenzeit viele neue, spannende und ermutigende Fakten rund ums Herz gefunden. Viele davon finden Sie in dieser überarbeiteten Auflage. Lernen wir also unser treues Herz noch einmal neu kennen und … lieben!

Jeder zweite Deutsche stirbt an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an Herzinfarkt oder Schlaganfall. Nachdem er jahrelang Tabletten geschluckt und gelitten hat. Bitter! Weil es nicht sein muss. Wir wissen heute sicher, dass es anders geht.

Dazu gehört nur ein wenig … neues Denken. Finden wir im sonnigen Spanien: An der Universitätsklinik Barcelona wurden rund 7500 Übergewichtige mit erhöhtem Cholesterin, Zucker, Blutdruck einmal nicht mit Tabletten behandelt, sondern delikat ernährt: mit Olivenöl und Nüssen, denken Sie sich gerne frischen Fisch, bunte Salate und Pampelmusen dazu. Bekannt unter dem Stichwort Mittelmeerdiät.

Ein Drittel der Studienteilnehmer kochte mit Olivenöl, ein Drittel genoss täglich 30 Gramm Nüsse, ein Drittel aß fettarm. Resultat: Bei den Fettsparern tat sich nichts. Bei der Olivenölgruppe und bei den Nussessern reduzierte sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen allerdings um ein ganzes Drittel. Ein Drittel! Das schafft keine Tablette auf dieser Welt.

Das wirklich Wichtige bei diesem Rezept, der Unterschied zwischen Leben und Tod, ist allerdings das, was nicht in der Studie steht. Was Sie nicht essen sollten, wenn Sie leben wollen. Um es gleich zu verraten: Süßigkeiten und leere Kohlenhydrate, billige Öle und Fette, Alkohol und Softdrinks. Was Sie nicht tun sollten, wenn Sie gesund werden wollen: zu viel am Schreibtisch arbeiten, zu viel im abgedunkelten Wohnzimmer hocken, zu wenig schlafen. Sie wollen es noch drastischer? Bitte: Bier, Kartoffelchips und Fernsehen machen Ihr Herz kaputt. Und Ihr Leben kürzer.

Muss nicht sein! Wir sind längst weiter. Wir kennen das Rezept für ein quicklebendiges Herz und das Rezept für ein langes Leben. Das Rezept, mit dem Sie Ihre Blutgefäße von starr auf elastisch zurückverwandeln. Wieder geschmeidig machen. Und damit sich selbst verjüngen. Schon gewusst?

Der Mensch ist so jung wie seine Blutgefäße.

Ein Satz, der mir täglich in der Praxis bestätigt wird. Von 80-Jährigen mit eindrucksvoller geistiger und körperlicher Beweglichkeit. Betonung liegt auf geistig. Lebensglücklich. Alles Menschen ohne Risikofaktoren. Die etwas verstehen von Öl und Nüssen, von Eiweiß, Früchten, Gemüse. Die sich ihr Leben lang gerne und viel bewegt haben, im Garten, am Berg, auf der Laufstrecke, in der Sonne. Und die sich von kaum etwas aus der Ruhe bringen lassen. Mentale Stärke.

Klingt einfach? Ist einfach. Sie haben die Quintessenz für Ihr gesundes Herz schon verstanden: Ernährung, Bewegung, Denken. Kommt Ihnen bekannt vor? Das ist ein guter Anfang. Weil die Sache mit der Umsetzung im Lebensalltag dann doch wieder herausfordernd ist, finden Sie auf den folgenden Seiten 77 ganz konkrete, hochaktuelle Tipps für Ihr gesundes Herz. Für Ihr langes Lebensglück!

Ganz besonders herzliche Grüße

und gutes Gelingen!

Ihr

© Shutterstock (StockLite)

Wie Ihr Herz schlägt und lebt

Ihr Herz – unermüdlich im Einsatz. Wenn wir es denn lassen. Oft lassen wir es eben nicht! Zu viel Zucker und zu wenig Bewegung, zu viel Gewicht und zu wenig Entspannung, zu viel Alkohol und zu wenig gutes Cholesterin machen die Blutgefäße eng und treiben den Blutdruck hoch. Das macht unserem Herzen das Leben schwer. Richtig gelesen: Sie brauchen gutes Cholesterin. Und Pillen gegen Blutfett eher nicht. Schon gewusst?

TIPP 1
Lernen Sie Ihren Lebensmotor kennen

Ballen Sie die Faust. Dann wissen Sie, wie groß Ihr Herz ist. Ihr Lebensmotor wiegt 300 Gramm und pumpt ohne Pause Blut. Die Pumpleistung garantiert, dass alle Organe und alles Gewebe, jede einzelne Zelle des Körpers versorgt werden. Auch Botenstoffe und andere wichtige Substanzen kommen nur zu ihren Zielorten, weil das Herz pumpt, ca. 100 000 Mal am Tag. Jeden Tag pumpt es ungefähr 7000 Liter Blut in den Kreislauf, indem es sich zusammenzieht und erschlafft.

Erst schickt das Herz das Blut in die große Körperschlagader, die verzweigt sich überallhin, von der Stirn bis zum Zeh, in immer feinere Gefäße und Äste. Diese münden in kleinen Arteriolen. Die versorgen über fünf Milliarden Kapillargefäße, deren Durchmesser ein Zehntel eines Haares entspricht. Die Kapillaren durchziehen Muskeln und Organe, so wird jede einzelne Zelle versorgt. Ein einzelnes Kapillargefäß ist nur 0,5 Millimeter lang, wenn man jedoch alle Kapillargefäße eines Körpers aneinanderreiht, summieren sie sich auf eine Länge von 100 000 Kilometern. Die Arteriolen können sich weit machen, damit die Muskelzelle in Aktion über die Kapillargefäße mehr Sauerstoff, mehr Nährstoffe bekommt. Und sie können sich eng machen, wenn die Muskelzelle sich ausruht. Die Kapillaren nehmen auch gleich den Stoffwechselmüll aus der Zelle mit und schicken ihn zu den Entgiftungsorganen, der Leber und den Nieren. Und sie holen das Kohlendioxid ab. Das Herz transportiert das sauerstoffarme Blut wieder zur Lunge, die es mit Sauerstoff füllt.

Ihr Herz schlägt etwa drei Milliarden Mal im Leben. Setzt es aus, hört man binnen 60 Sekunden auf zu atmen. Ihr Herz vollbringt Höchstleistung. Es leistet so viel wie 60 Automotoren. Und: Es lebt eine kleine Ewigkeit, gerne auch 120 Jahre, wenn Sie sich richtig um es kümmern.

Ein Netz aus Blutgefäßen versorgt das Herz mit Blut. Weil sie wie ein Kranz das Herz umschließen, werden sie Herzkranzgefäße oder Koronararterien genannt. Den Rhythmus des Herzens gibt der stecknadelkopfgroße Sinusknoten vor; er schickt in Ruhe 60 bis 80 elektrische Impulse, die sich über das Herz ausbreiten, es kontrahieren lassen. Jeder Impuls löst einen Schlag, jeder Schlag eine Druckwelle aus, die Sie als Puls ablesen, am Handgelenk oder am Hals. Dieser Puls ist so etwas wie ein Maßstab für die Lebenslänge Ihres Motors. Ein niedriger Ruhepuls (60 Schläge oder weniger) heißt: längeres Leben. Ein hoher Ruhepuls (80 oder mehr Schläge) heißt: kürzeres Leben.

Nur wie sieht so ein Blutgefäß aus? Nun, eine Vorstellung von Blutgefäßen hat jeder. Ich auch. Aus meinem Anatomieatlas. Ein hellroter zarter Muskelschlauch, hochelastisch, und in der Mitte ist – nichts. Da muss schließlich das Blut fließen. So sieht jedenfalls die Theorie aus. Tatsächlich aber finden wir bei jeder Operation, bei jedem Unfallopfer völlig andere Blutgefäße. An der Innenseite der Adern klebt etwas, das da nicht hingehört: eine hellgelbe Masse, die die Gefäße an einigen Stellen mehr und an anderen weniger ausfüllt. Sie kennen diese Masse: Arteriosklerose. Verkalkte Arterien. Nur: So kann Ihr Herz nicht arbeiten. Ihr Blut braucht freie Bahn.

Wie steht es um Ihren Lebensmotor?

Haben Sie einen normalen Blutdruck
(unter 140/85 mmHg)?

Liegt Ihr Ruhepuls bei weniger als 80 Schlägen
pro Minute?

Liegen Ihre Blutzuckerwerte (Glukose) unter 100 mg/dl?

Liegt Ihr BMI zwischen 18,5 und 25?

Sind Sie beim Arbeiten entspannt?

Sind Sie Nichtraucher?

Trinken Sie sehr wenig oder überhaupt keinen Alkohol?

Treiben Sie Ausdauersport?

Essen Sie täglich heimisches Obst, Gemüse und Salat?

Schlafen Sie nachts 7 bis 8 Stunden?

Essen Sie mehrmals wöchentlich Biofleisch und
Kaltwasserfisch?

Nehmen Sie zusätzlich Omega 3 ein?

Nehmen Sie zusätzlich Magnesium ein?

Je häufiger Sie mit Nein geantwortet haben, umso größer ist Ihr Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Möchte Ihr Herz mehr Schlaf, weniger Alkohol oder weniger Pfunde? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob Sie Omega 3 oder Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen sollten? Ihr Herz wird Ihnen danken, wenn Sie sich um alle Aspekte kümmern. Die gute Nachricht: Fällt der Blutzuckerspiegel, werden sie abnehmen und gleichzeitig sinkt der Blutdruck. Ebenso kann der Blutdruck sinken, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören.

TIPP 2
Know-how: Das kranke Herz

Herzrhythmusstörungen: Das Herz schlägt unregelmäßig, stolpert, stockt, kommt aus dem Takt. Es rast dann (über 120/min) oder schlägt zu langsam (unter 50/min). Gefahr: Herzinfarkt.

Herzjagen: Das Herz jagt, der Kopf dröhnt, Schwindelgefühl. Das sind Zeichen für ein gutartiges Herzjagen. Gutartig, weil nicht lebensgefährlich. Aber trotzdem schränkt es den Alltag ein. In den meisten Fällen haben Menschen mit Herzjagen eine zusätzliche Verbindung, die elektrische Reize weiterleitet. Die sitzt zwischen Vorhöfen und Kammern. Es kommt dann zu einer kreisenden Erregung, unaufhörlich. Das gutartige Herzrasen ist heilbar.

Vorhofflimmern: Die häufigste Herzrhythmusstörung. Beim Vorhofflimmern funktioniert die Erregungsleitung nicht mehr richtig, die zur Kontraktion des Herzens führt. Anstelle eines kräftigen Zusammenziehens und Wiederlockerlassens zittern die Muskelzellen der Vorhöfe nur noch, sie bewegen sich arrhythmisch mit einer Frequenz von mehr als 350 Schlägen pro Minute. Das Blut in den Hohlräumen wird nicht mehr richtig bewegt. Es gibt eine Stelle im linken Vorhof, in der bei Herzrhythmusstörungen das Blut fast vollkommen zum Stillstand kommt. Das Blut macht, was es bei fehlender Bewegung machen soll, es verklumpt. Wenn so ein Klumpen vom Herz ins Gehirn wandert, besteht die Gefahr eines Schlaganfalls.

So ein zitterndes Herz ist leistungsschwach, stottert wie ein kaputter Motor. Es verbraucht mehr Sauerstoff und Energie, gleichzeitig ist seine Pumpleistung reduziert. Herzklappenfehler, gestörte Herzdurchblutung und Entzündungen können das Flimmern auslösen, ebenso wie eine Überfunktion der Schilddrüse, chronische Bronchitis oder eine Allgemeininfektion. Auch ein gestörter Elektrolythaushalt oder psychischer Stress können das Herz aus dem Rhythmus bringen sowie ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren. Ein erstes Symptom: Atemnot, schon unter geringer Belastung.

Herzklappendefekt: Ist eine Fehlfunktion einer oder mehrerer Herzklappen. Es gibt angeborene oder erworbene Herzklappenfehler, die häufigste Art entsteht durch eine Verkalkung der Klappe. Aufgrund der Verkalkung schließt die Klappe nicht mehr richtig, und das Blut fließt in die Kammer oder den Vorhof zurück, wo es gar nicht hingehört. Der Herzmuskel wird dadurch insgesamt dicker, und auf Dauer entsteht eine Herzschwäche.

Herzinsuffizienz: Oder Herzleistungsschwäche. Das Herz ist nicht mehr so leistungsfähig wie ein gesundes. Es hat an Pumpkraft verloren, dadurch wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und somit auch nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Folgen: Schnelle Ermüdung, Wasser in den Beinen oder in der Bauchhöhle, oder das Blut staut sich im Lungenkreislauf. Das löst Reizhusten, Atemnot und Blaufärbung der Lippen aus. Und kann lebensgefährlich werden.

Herzinsuffizienz kann unterschiedliche Ursachen haben: Die häufigste ist die Verkalkung der Herzkranzgefäße, Koronare Herzkrankheit genannt oder abgekürzt KHK. Bei der koronaren Herzkrankheit sind die den Herzmuskel versorgenden Blutgefäße aufgrund von Ablagerungen verengt. Dann fließt weniger Blut, die Herzmuskelzellen bekommen weniger Sauerstoff und Nährstoffe und büßen ihre Leistungsfähigkeit ein. Auch Bluthochdruck führt zu einer Herzinsuffizienz: Das Herz muss permanent stärker pumpen, diese Belastung überfordert den Herzmuskel auf Dauer, seine Pumpleistung lässt nach. Weitere Ursachen für eine Herzinsuffizienz sind Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündung, Defekte in der Herzscheidewand und Herzklappenfehler.

Angina Pectoris: Das Herz sendet SOS: »Hilfe, zu wenig Sauerstoff!« Sind Gefäße kaum noch durchlässig, gerät es in Sauerstoffnot. Heftige Schmerzen in der linken Brustseite, die anfallartig auftreten. Der Schmerz zieht in den linken Arm, den Hals oder den Oberbauch. Meist durch Anstrengungen ausgelöst. Angina Pectoris kann aber auch in Ruhe auftreten. Es besteht Lebensgefahr! Sie sollten einen Notarzt rufen.

Rufen Sie den Notarzt!

Bei Verdacht auf Herzinfarkt: Rufen Sie immer sofort den Notarzt an. Nicht Ihren Hausarzt. Auch wenn Sie sich sonst bei ihm gut aufgehoben fühlen – in den meisten Praxen gibt es keine Ausstattung zur Notfallbehandlung von Herzinfarkten. Und jede Minute zählt! Unbehandelt führt ein Herzinfarkt innerhalb kürzester Zeit zum Tode. Wählen Sie immer:

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In ganz Europa.

Herzinfarkt: Auch Myokardinfarkt genannt. Entsteht, wenn sich ein Blutgefäß des Herzens verschließt. Die Zellen des Herzmuskels erhalten keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr und können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, sie sterben ab. Achtung Lebensgefahr!

Der Infarkt ist Folge von Arteriosklerose. Wenn eine durch Plaque verengte Stelle aufreißt, reagiert das Immunsystem und schickt weiße Blutplättchen zu dem Riss. Die verklumpen sich zu einem Blutgerinnsel, auch Thrombus genannt. Wie eine Borke nach einer Schnittverletzung bildet der Thrombus einen Wulst. Verschließt dieser ein Blutgefäß komplett, kommt es zum Infarkt.

TIPP 3
Superglatte Blutgefäße

1500 Kilometer Blutbahnen führen von Ihrem Herzen bis in Ihren kleinen Zeh, von Ihren Lungenflügeln bis in den letzten Winkel Ihres Gehirns. Durch ein gigantisches Netzwerk wird in jeder Sekunde jede Zelle Ihres Körpers mit frischem Blut versorgt.

Sie kennen es von Ihrem Gartenschlauch: Je glatter der Schlauch von innen, desto besser fließt das Wasser. Wird der Schlauch alt, setzt er innen Kalk und Moos an, es bilden sich Risse und Knicke. Dann kommt, was kommen muss: zu wenig. Tröpfeln statt spritzen.

So ist es auch mit Ihren Blutgefäßen. Sind die Innenwände der Adern glatt und gesund, fließt das Blut geschmeidig. Das Herz schlägt ruhig. Alles bestens. Wird jedoch die innerste Schicht der Blutgefäße verletzt, beginnt das Problem. Die raue Oberfläche lässt das Blut nicht mehr flüssig fließen, und an den verletzten Stellen bildet sich Plaque. Dann ist die Arteriosklerose da.

Wie kommt es zu diesen Verletzungen? Manch ein Mediziner macht einen kurzzeitigen Blutdruckanstieg verantwortlich. Der hohe Druck sei zu viel für die Blutgefäße und ließe die empfindliche Innenseite reißen. Überzeugt mich nicht. Neueste Forschungsergebnisse machen einen anderen Übeltäter dingfest: Kohlenhydrate, durch sie entzünden sich die Zellen der inneren Schicht, dann kommt es zu den Rissen.

Zucker zerstört Blutgefäße

Um herauszufinden, was Zucker in Blutgefäßen anrichtet, spritzten chinesische Wissenschaftler Ratten täglich Glukose ins Blut. Warum Ratten? Weil sie physiologisch vergleichbar sind mit uns Menschen. Umgerechnet auf die Körpergröße der Ratten dosierten die Forscher exakt so viel Glukose, wie für eine kohlenhydratreiche Mahlzeit eines Menschen als normal angenommen wird. Dann beobachteten sie die Veränderungen in den Endothelzellen, aus denen die Innenwände der Blutgefäße bestehen. Sie maßen die Konzentration an freien Radikalen, untersuchten die Anzahl der sich entzündenden Zellen und zählten, wie viele abstarben. Klares Resultat: Je höher die Blutzuckerwerte, desto mehr freie Radikale und desto mehr Entzündungen und sterbende Zellen. Zeigt klar: Die Innenwände von Blutgefäßen werden zerstört durch Kohlenhydrate.1

Absterbende Zellen gelten als wichtigste Auslöser von Arteriosklerose. Doch warum sterben Zellen überhaupt? Die Sache hat Methode: Unsere Zellen sind fähig zur »Apoptose«, einer Form des programmierten Zelltods. Wir können auch sagen: Selbstmord. Von Mitochondrien veranlasst. Die Kraftwerke der Zelle sind nämlich nicht nur für die Energieherstellung zuständig, sondern auch fürs Aufräumen. Sie sammeln ständig Informationen über die Gesundheit der Zelle. Stimmt die chemische Zusammensetzung der Zellflüssigkeit nicht mehr, weil beispielsweise ein Giftstoff in hoher Konzentration vorhanden ist oder ein Stoffwechselablauf nicht mehr richtig funktioniert, leiten die Mitochondrien den Selbstmord ihrer eigenen Zelle ein. Damit soll verhindert werden, dass sich die aus der Balance geratenen Bedingungen der einen Zelle nicht auf eine andere übertragen. Der von den meisten Menschen als vollkommen normal beurteilte Konsum an Kohlenhydraten wird von den Mitochondrien etlicher Zellen also als Ausnahmezustand bewertet. Eine so starke Belastung, dass sie die Zelle sterben lassen.

Wenn immer mal einzelne Zellen sterben, ist das normal. Wenn jedoch sehr viele Zellen sterben, und das auch noch an den Innenwänden unserer Blutgefäße, entstehen Risse. Tiefe Risse: Die Innenschicht reißt bis zu der darunterliegenden Muskelschicht ein. So kommt das Blut mit den Muskelzellen in direkten Kontakt. Eine tödliche Begegnung …

Denn in den Muskelzellen leben starke Immunzellen: Makrophagen. Sie halten LDL-Cholesterin für einen Eindringling, der bekämpft werden muss! Und schlagen zu.

Ein Missverständnis, klar. Doch auf die Begegnung von Makrophagen und LDL-Cholesterin ist unser Körper nicht vorbereitet. Andere, echte Eindringlinge lernen unsere Immunzellen in einer Art Ausbildungsphase systematisch kennen, bevor sie zu ihren Einsatzorten befohlen werden. Dann wissen sie, was natürlich zum Körper gehört und was nicht. Da aber die Makrophagen der Muskelzellen der Blutgefäße unter herzgesunden Umständen dem Blutfett LDL-Cholesterin niemals begegnen würden, kommt es auch nicht im Lehrplan vor.

Für die Makrophagen ist LDL-Cholesterin deshalb ein Fremdkörper, und genauso behandeln sie es auch: Sie fangen es ab und nehmen es in ihr Zellinneres auf. Das setzt eine ganze Kaskade an Reaktionen des Immunsystems in Bewegung. Mehr Makrophagen werden geordert, die immer mehr LDL-Cholesterin abfangen und in sich aufnehmen. So bildet sich auf der Innenseite des verletzten Blutgefäßes ein Klumpen. Lauter Makrophagen, die zu viel LDL-Cholesterin gefressen haben! Wenn Mediziner von »Schaumzellen« sprechen, meinen sie genau das.

Die Klumpen behindern den Blutfluss. Damit nun aber immer noch die gleiche Menge Blut in Ihrem Gehirn ankommt und aus dem kleinen Zeh wieder zurück zum Herzen gelangt, muss das Herz härter arbeiten. Der Blutdruck steigt. Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich das Herz-Kreislauf-System jetzt herumschlägt. Die Klumpen aus Makrophagen und LDL-Cholesterin schädigen auch die Muskelzellen der Gefäßwände, sie verhärten und verlieren ihre Elastizität. Das lässt den Blutdruck noch weiter steigen. Und das heißt für Ihre Herzgesundheit: Warnstufe rot. Und für Sie:

Vergessen Sie LDL-Cholesterin. Gefährlich sind die durch Kohlenhydrate verursachten Risse in Ihren Blutgefäßen!

Mit diesem Wissen können wir auch erklären, warum Menschen mit niedrigen LDL-Cholesterinwerten trotzdem an Herzinfarkt sterben. Es sind die Risse. Es ist Plaque. Verursacht durch Kohlenhydrate. Durch Zucker. Nicht durch Cholesterin. Bitte weitersagen.

Umgekehrt heißt das: Sind die Innenwände der Gefäße gesund, kann sich sehr viel LDL-Cholesterin durch die Blutgefäße bewegen, ohne jemals irgendwo anzukleben und ohne Klumpen zu bilden. Und jetzt die gute Nachricht: Plaque lässt sich wegräumen. Selbstheilung wirkt im kleinsten Blutgefäß! Die Innenwände Ihrer Adern können heilen, Arteriosklerose kann verschwinden. Wenn, ja wenn Sie auf Kohlenhydrate verzichten.

Herzgesund ohne Carbs

Was heißt eigentlich »auf Kohlenhydrate verzichten«? Viele von Ihnen meinen, mit dem Verzicht auf Süßigkeiten und Limo sei schon viel erreicht, und Kuchen nur noch sonntags. Gut, das kann ein Anfang sein. Doch Low Carb oder sogar No Carb ist viel radikaler gedacht:

Kurz: No Carb heißt weniger als 50 Gramm Kohlenhydrate pro Tag. Diese 50 Gramm sind mit Gemüse, Milchprodukten und Obst schnell erreicht.

»Kann ich da überhaupt noch irgendetwas essen?« Die gute Nachricht: Sie können. Sie sollen sogar genießen:

TIPP 4
Gefahrstoff Homocystein

Kommt ganz natürlich im menschlichen Körper vor. Es ist eine Aminosäure, die beim Abbau von Proteinen entsteht. Doch sie darf nur in geringen Mengen vorkommen. Schwimmt zu viel davon durch die Blutbahnen, wird es gefährlich. Für die Blutgefäße und für das Herz.

Zu viel Homocystein greift die Zellwände der Blutgefäße an, genauso wie Zucker, wie Kohlenhydrate. Die empfindlichen Wände reißen ein, Immunzellen aus dem darunterliegenden Gewebe reagieren, es bilden sich Schaumzellen. Darin lagert sich Cholesterin und auch Kalzium ein, die Arteriosklerose ist da.

No Carb alleine wird Ihre Arteriosklerose nicht rückgängig machen, wenn Sie erhöhte Homocysteinwerte haben. Und die können wiederum weiter ansteigen, wenn Sie zwar mehr Protein essen – was gesund ist! –, Ihr Körper aber noch nicht über genügend Vitamine und Mineralstoffe verfügt, um Proteine gesund zu verstoffwechseln. Damit das passiert, braucht der Körper:

Vitamin B12 ist besonders wichtig für die gesunde Verstoffwechslung von Homocystein. Vegetarier und Veganer haben generell zu wenig davon, wenn sie nicht extra ein Vitamin-B-Komplex-Präparat einnehmen. Und auch Menschen, die nur sehr wenig Fleisch essen, mangelt es häufig an diesem Vitamin.

Bei massivem Vitamin-B12-Mangel oder auch im Alter lohnt es sich, Vitamin B12 zu spritzen und nicht in Kapselform einzunehmen. Denn der Darm spielt nicht mit, schläft ein.

Ich habe es bei vielen meiner Patienten erlebt, dass der Homocysteinspiegel erst fällt, wenn ich 2000 pg/ml Vitamin B12 im Blut messe. Auf vielen Laborbögen wird ein Wert von 200 pg/ml als normal und damit angeblich gesund deklariert. Mit so einem Wert werden Sie jedoch nicht gegen Ihr Homocystein ankämpfen können.

Funktioniert der gesunde Abbau von Homocystein, verlieren Sie nicht nur einen erheblichen Risikofaktor für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, Sie gewinnen auch eines der besten Antioxidanzien: Glutathion. Brauchen Sie dringend! Glutathion verteidigt Ihre wertvollen Proteine und Membranlipide (das sind Ihre Zellwände) vor »freien Radikalen«.

Lassen Sie Ihren Homocysteinspiegel messen

Er sollte unter 10 µmol/l, besser noch unter 5 µmol/l liegen.

Lassen Sie die Nährstoffe für den Abbau von Homocystein messen:

Empfehlung Blutwert

Tagesdosis bei einem Mangel

Zink

780–1200 µg/l

20–60 mg

Folsäure

15–25 µg/l

0,4–0,8 mg

Vitamin B12

1000–2000 pg/ml

5–15 µg

Vitamin B6

über 42 pmol/l

10–40 mg

Vitamin B2

6,0–12,0 µg/dl

1,2–10 mg

Magnesium

Siehe Tipp »Magnesium schenkt innere Ruhe«

TIPP 5
Problem Diabetes

Diabetes geht häufig mit Bluthochdruck einher. Typ-1-Diabetiker haben in der Regel zum Zeitpunkt der Diagnose noch keinen, im Gegensatz zu Typ-2-Diabetikern. Beim juvenilen Diabetes entwickelt sich der Bluthochdruck erst mit dem Fortschreiten der Erkrankung.

Bei Diabetikern funktioniert die Insulinproduktion nicht mehr richtig, daher wird es als Tablette, als Spritze oder auch durch eine Pumpe künstlich nachgeliefert. Wenn Sie nicht zuckerkrank sind, steigt Ihr Insulinspiegel nach jeder kohlenhydratreichen Mahlzeit massiv an. Sofort. Ihr Körper weiß, wie gefährlich Zucker ist, entlässt viel Insulin ins Blut, damit der Zucker abtransportiert wird, damit er schnell zu Energie umgewandelt oder in Form von Fett gespeichert wird. Werden weniger Kohlenhydrate gegessen, wird auch weniger Insulin ausgeschüttet. Ihr Körper verfügt über ein sehr fein abgestimmtes Regelsystem. Diabetiker messen ihren Zucker regelmäßig, doch die künstliche Insulingabe ist niemals so fein abgestimmt wie die natürliche. Daher sind Diabetiker manchmal über- und manchmal unterzuckert.

Gefährlich! In jeder Überzuckerphase werden besonders viele Zellen in den Blutgefäßen angegriffen. Sie sterben ab, es bildet sich Arteriosklerose. Aus diesem Grund sind Diabetiker besonders anfällig für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Was viele nicht wissen: Auch Typ-1-Diabetiker können die Schwankungen ihres Blutzuckerspiegels und die benötigte Insulinmenge reduzieren. Mit No Carb, Nährstoffen und Sport. Zusätzlich hilft hochdosiertes Vitamin D zusammen mit Vitamin K2. Denn Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, das Immunsystem greift körpereigene Zellen an. Vitamin D hilft dem Immunsystem, seine Hyperaktivität zu reduzieren. Wenn Sie das tun, sollten Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel regelmäßig kontrollieren lassen, denn zu wenig sowie zu viel Vitamin D ist ungesund.

Wissenschaftler haben bei Mäusen mit Diabetes Typ 1 – ja solche Mäuse werden extra gezüchtet – die β-Zellen wieder zur Produktion von Insulin bringen können, indem sie die Mäuse auf eine Diät mit regelmäßigen Fastenzeiten gesetzt haben.2 Wahrscheinlich funktioniert das auch beim Menschen, eine Studie gibt es dazu jedoch noch nicht. Fastenähnliche Diät bedeutet übrigens, an fünf aufeinanderfolgenden Tagen pro Monat zu fasten. Wer will, kann auch komplett fasten, doch auch eine starke Kalorienreduktion an diesen Tagen wird noch als fastenähnliche Diät bezeichnet.

Typ-2-Diabetes ist hausgemacht

Typ-2-Diabetes wird häufig bei Übergewichtigen, die bereits Bluthochdruck haben diagnostiziert. Diabetes Typ 2 ist somit keine alleinstehende Erkrankung, sondern eine Verbindung aus verschiedenen. Das Fettgewebe im Bauchraum ist nicht nur ein Speicher für überschüssige Fette, es ist ein hochaktives Organ. Es stellt unter anderem das Hormon Leptin her, das zu einer Appetiterhöhung führt, was den Bauch weiterwachsen lässt. Zusätzlich wirkt Leptin indirekt gefäßverengend und lässt somit den Blutdruck steigen. Damit nicht genug, Leptin hemmt indirekt die Wirkung von Insulin. Das System gerät vollends aus dem Gleichgewicht, der Blutdruck steigt, Zellen reagieren immer weniger auf das Insulin, sie sind Insulinresistent.

Typ-2-Diabetes lässt sich noch einfacher rückgängig machen – ich hatte Ihnen von derartigen Fällen aus meiner Praxis berichtet. Wie es funktioniert? Ernähren Sie sich No Carb, füllen Sie Ihre Nährstofflücken auf und bewegen Sie sich. Ziehen Sie das Programm an 365 Tagen pro Jahr, bis in alle Ewigkeiten durch. Diabetes hat so keine Chance.

TIPP 6
Was Ihr Herz nicht mag

Nur neun Faktoren reichen aus, um das Herzinfarktrisiko zu 90 Prozent vorherzusagen. Das ergab die neue internationale »Interheart-Studie« mit 30 000 Menschen aus aller Welt. Die wichtigsten Faktoren laut dieser Studie sind: Zigaretten und schlechte Blutfettwerte. (Wissen Sie, dass schon ein bis fünf Zigaretten pro Tag das Herzinfarktrisiko um 35 Prozent steigern?) Gefolgt von hohem Blutdruck, Diabetes, Bauchfett, Stress, zu wenig Gemüse, zu wenig Bewegung und zu viel Alkohol. Ein wenig Alkohol senkt hingegen das Risiko leicht. So die Studie. Bei Aussagen zum Alkoholkonsum werde ich immer skeptisch. Wie wurden sie erhoben? Wurde nachgefragt oder gemessen? Wahrscheinlich nur gefragt! Sie wollen wissen, wie das in meiner Praxis klingt? »Herr Doktor, ich trinke keinen Alkohol!« Dreimal nachgefragt, höre ich immer noch: »Jawoll, keinen!« Die Ehefrau sagt dann: »Ja, stimmt. Er trinkt halt Bier zum Essen und abends eine Flasche Rotwein, aber keinen Alkohol.« Und aus solchen Aussagen machen Wissenschaftler Studien? Streichen wir im Geiste die Ergebnisse zum »gesunden Alkoholkonsum«, die anderen Faktoren kann ich aus meiner täglichen Arbeit bestätigen.

Sie wollen was für Ihr Herz tun? Es vor einem Infarkt bewahren, es noch ein bisschen länger für Sie schlagen lassen? Dann tun Sie ihm doch einfach ein paar kleine Gefallen: Hören Sie auf zu rauchen, kümmern Sie sich um Ihren Blutdruck, Ihre Blutfettwerte, um Ihre Arteriosklerose. Sie wundern sich, warum Sie von alldem überhaupt geplagt werden? Ganz einfach: Weil Sie sich falsch ernähren. Sich nicht bewegen. Stress haben. Und ganz, ganz selten, weil die Gene schlecht sind. Der Herzinfarkt ist zu 90 Prozent hausgemacht. Nun gibt es gegen einige Risikofaktoren Pillen. Na, so ein Zufall! Pillen, die der Mensch ganz bequem schlucken kann. Im Sessel, zu Kartoffelchips und Bier.

Das alles mag Ihr Herz überhaupt nicht:

Viele Patienten wünschen sich die eine Pille, die sie heilt. Wohl auch, weil die Schulmedizin suggeriert, dass dies möglich ist. Doch niemand fragt nach der einen Pille um endlich einen Marathon bestreiten zu können. Jedem ist klar, dass sportliche Leistungsfähigkeit nur durch hartes Training, eine gesunde Ernährung und einen ausgeglichenen Lebensstil möglich ist. Genauso wie der Sportler über Jahre seinen Körper stählt, hat der Kranke über Jahre oder Jahrzehnte seinen Körper ruiniert. Das kann keine Pille wieder in Ordnung bringen. Doch wenn Sie Ihr Leben auf Gesund schalten, können Wunder passieren. Lassen Sie das Feierabend-Bier und den Kuchen weg, laufen Sie, essen Sie Gemüse und nehmen Sie Omega 3.

TIPP 7
Das potenzierte Risiko

Messen Sie alle Ihre Risikofaktoren fürs Herz. Wenn Sie nur einen haben – kein Problem. Die Oma einer Freundin rauchte noch mit 98. Die Risiken addieren sich nicht, sondern potenzieren sich. Das sieht dann ungefähr so aus: Hohe Triglyceride verdreifachen das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Wer zusätzlich raucht, hat ein fünffaches Risiko. Gesellt sich ein niedriger HDL-Wert dazu, hat man das 14-fache Risiko. Plus Bluthochdruck: Das Risiko ist 22-mal so groß. Wenn man nun noch Homocystein hoch dazunimmt, Übergewicht oder gar Diabetes, dann liegt dieses Herz mit Sicherheit bald ganz ruhig auf dem Seziertisch des Pathologen.

Das macht klar, wie lächerlich gering die positive Wirkung einer Cholesterin-Senkpille auf Ihr Herz ist.

Welche Rolle spielen die Gene beim Herzinfarktrisiko? Die Eltern kann man sich nicht aussuchen. Die hat man. Taucht Herzinfarkt in der Familie auf, ist das ein Risikofaktor fürs eigene Herz. Insbesondere wenn die Mama oder der Papa genetisch bedingt erhöhte Lipoprotein(a)-Werte haben. Augen zu und durch? Das wäre genau die falsche Haltung. Gegen diesen Risikofaktor können Sie nix tun, also schaffen Sie die anderen ab. Einen Risikofaktor kann (manchmal muss) sich jeder leisten. Wichtig: Lassen Sie dann ab 20 jedes Jahr den Blutdruck checken, die Blutfettwerte, Homocystein, C-reaktives Protein, den Elektrolythaushalt und Ihren Omega-3-Index.

Um gesund zu bleiben oder wieder zu werden reduzieren Sie möglichst viele Risikofaktoren. Kümmern Sie sich um Ihre Ernährung mit No Carb, Mineralstoffen, Vitaminen, Proteinen und Omega 3, bewegen Sie sich und verändern Sie Ihr Denken. Ein simples Rezept, das sich tausendfach bewehrt hat, wenn es konsequent umsetzt wird.

TIPP 8
Cholesterin ist nicht böse

Die einfache Formel »LDL-Cholesterin = böse« erleichtert Ärzten vermeintlich den Job. Und Patienten meinen, das Ergebnis ihrer Blutanalyse ganz schnell entschlüsseln zu können. Denkfehler!

Die Hälfte aller Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten haben überhaupt kein erhöhtes Gesamtcholesterin und auch kein erhöhtes LDL-Cholesterin (Low-density-Lipoprotein). Also das, was gemeinhin als besonders böse gilt. Was ist also dran an dieser Formel? Brasilianische Forscher wollten das genauer wissen. Sie haben sich Blutfettwerte von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen und sind auf einen verblüffenden Zusammenhang gestoßen.

Blutfett ist gut – aber nur in der richtigen Mischung

Brasilianische Forscher haben bei 374 Patienten mit Herz-Kreislauf-Beschwerden die Werte für Triglyceride, LDL- und HDL-Cholesterin gemessen. Zusätzlich klassifizierten sie den Grad der Erkrankung nach einem standardisierten Verfahren. Ergebnis: Die einzelnen Blutfettwerte sagen nur wenig über Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Interessant wird es erst im Zusammenhang, vor allem beim Verhältnis von Triglyceriden zu HDL-Cholesterin. Gefährlich wird es dann, wenn der Quotient aus Triglycerid und HDL-Cholesterin über vier liegt:

Die Wissenschaftler konnten keinen Zusammenhang zwischen hohen LDL-Cholesterinwerten und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden. Und wenn der Gesamtcholesterinspiegel hoch ist? Auch kein Problem.3

Was steckt dahinter? Triglyceride zählen zu den Blutfetten. Die sind per se niemals »böse«, denn wie bei fast allen Stoffen gilt: Die Dosis macht das Gift. Der Körper braucht Triglyceride, um Energie zu produzieren und zu speichern, er baut Triglyceride in Zellmembranen ein und legt sie als isolierenden Mantel um den Teil der Nervenzellen, der für die Weiterleitung der Signale verantwortlich ist.

Erst ein Übermaß an Triglyceriden im Blut erhöht das Infarktrisiko. Warum es überhaupt zu diesem Übermaß kommt, können wir genau erklären: zu viele Kohlenhydrate!

Dabei passiert Folgendes: Solange Sie Kohlenhydrate essen, verbrennen Sie Kohlenhydrate. Nichts anderes. Die Fettsäuren aus Ihrem Entenbrustfilet werden von Ihrem Stoffwechsel ignoriert. Und so schwimmt das Nahrungsfett im Blut oder wird da eingelagert, wo Sie es nicht haben wollen: am Bauch. Zusätzlich werden in der Leber ankommende Kohlenhydrate in Triglyceride umgebaut und dann in die Blutbahn entlassen. Auch diese bahnen sich daraufhin den Weg ins Fettgewebe. Das treiben Sie eine Weile so, vielleicht sogar Ihr Leben lang, und schon liegt der Quotient gefährlich hoch.

Was hilft: keine leeren Carbs, viele gute Fette. Schon sinken die Triglyceridwerte. Ohne Carbs im Essen findet Ihr Körper nur noch Fette als Brennmaterial und wandelt diese in Energie um. Die Fettsäuren aus Ihrer Entenbrust schwimmen dann nicht mehr planlos im Blut umher, sondern werden zu nützlichen Energielieferanten. Und weil das Fett aus der Nahrung genutzt wird, lagert sich an Ihrem Bauch auch kein Fett mehr ab. Glückwunsch!

Jetzt brauchen Sie nur noch die richtige Menge an »HDL-Cholesterin« (High-density Lipoprotein). Hohe HDL-Cholesterinwerte wirken sich auf zweierlei Wegen positiv auf die Herzgesundheit aus:

HDL-Cholesterin transportiert überschüssiges Cholesterin aus den Zellen und auch aus den Blutgefäßen zurück zur Leber. HDL-Cholesterin sammelt das LDL-Cholesterin auch aus den Herzzellen und aus den Blutgefäßen des Herzens ein und liefert es in der Leber ab, macht sie quasi wieder sauber. In der Leber wird Cholesterin dann in Gallensäure umgewandelt und über die Gallenflüssigkeit ausgeschieden.

HDL-Cholesterin ist an der Synthese von Stickstoffmonoxid (NO) beteiligt. NO ist der berühmte Stoff, der die Blutgefäße weit stellt. HDL-Cholesterin trägt zur Entspannung der Muskulatur der Blutgefäße bei, dadurch weiten sie sich. Das Blut hat wieder mehr Platz zum Fließen, der Blutdruck fällt.

Hohe HDL-Cholesterinwerte sind gesund! Niedrige HDL-Cholesterinwerte hingegen gelten mittlerweile als eigenständiger Risikofaktor für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als niedrig werden alle Werte unter 40 mg/dl bezeichnet.

Ein niedriger HDL-Cholesterinspiegel sagt viel über den Lebensstil aus. Denn Rauchen, Bewegungsmangel, Alkoholkonsum und Übergewicht führen dazu. Verstehen Sie das als gute Nachricht! Sie haben es in der Hand. An Ihrem Lebensstil können Sie viel ändern. Wenn Sie wollen.

Bitte Blutfette aufräumen 1. Teil

HDL-Cholesterin rauf, Triglyceride runter. Eigentlich ganz einfach. Wann machen Sie den ersten Schritt? Wie wär’s mit: jetzt?