Pandora

Liv Amber / Alexander Berg

Pandora

Auf den Trümmern von Berlin.
Kriminalroman

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Liv Amber / Alexander Berg

Liv Amber und Alexander Berg haben mit »Pandora« einen historischen Thriller geschrieben, der die Zerrissenheit und gleichzeitige Aufbruchsstimmung im Berlin der Nachkriegszeit perfekt einfängt. Ihr Kommissar Hans-Joachim Stein ist als Heimkehrer ein Fremder in der eigenen Stadt, der mit unbestechlichem Blick alte und neue Verstrickungen aufdeckt.

Impressum

© 2020 der eBook-Ausgabe Droemer eBook

© 2020 Droemer Verlag

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: FAVORITBÜRO, München

Coverabbildung: Arcangel / Roy Bishop, Ullstein Bild

ISBN 978-3-426-45844-0

Prolog

Sie kämpfte minutenlang dagegen an, aber es half alles nichts. Ein heiseres Bellen kam stoßweise aus ihrer Brust. Ihr sicheres Todesurteil. Sie schloss die Augen und wollte nicht glauben, dass es derart profan zu Ende gehen würde. Nicht nachdem sie die Bombennächte, den russischen Soldaten, den Hunger und so vieles mehr überlebt hatte. Sie meinte zu hören, wie sich die Stimmen der betrunkenen Männer ihrem Versteck hinter der Buchsbaumhecke näherten. Krampfhaft versuchte sie, die Luft anzuhalten, aber das funktionierte nicht. Ihr wurde schwindlig. Sollte sie versuchen, auf allen vieren davonzukriechen? Doch ihr fehlte jede Kraft. Nicht einmal den Finger konnte sie beugen. Auf dem Weg hierher hatte sie das Fieber überlisten können, aber nun setzte es ihren Körper schachmatt. Nein, es war wirklich aus und vorbei. Jemand hatte sie einmal »die Katze« genannt, weil sie sich so leise und geschmeidig bewegen konnte. Sie hatte all die geschenkten Leben nicht gezählt, aber das hier war höchstwahrscheinlich das siebte, und ein achtes würde es nicht geben. Immerhin wusste sie schon, wie es sich anfühlte, dem Tod in die hässliche Fratze zu sehen. Und vielleicht war das Ende auch die bessere Lösung. Wer weiß, was noch kommen würde. Noch mehr Hunger, noch mehr Siegertiere, die mit Gewalt ihre Beute packten. Nein, es gab kein Entrinnen.

Sie schloss die Augen und zählte rückwärts von zehn. Als sie bei eins angekommen war und immer noch keine Pranke nach ihr gegriffen hatte, öffnete sie abrupt die Augen. Das Bild, das sich ihr bot, ließ sie am ganzen Körper erzittern. Nun, da der Husten sie nicht verraten hatte, war es das Geräusch ihrer unkontrolliert aufeinanderklappernden Zähne, das sie nicht abstellen konnte. Sie biss sich auf die Lippen und schmeckte das Eisen, das mit dem Blut in ihren Mund rann. Jetzt herrschte Ruhe. Friedhofsruhe. Das Einzige, was sie hörte, war ihr laut pochendes Herz. Die beiden Männer aber warfen nicht einmal einen Blick in ihre Richtung. Sie hatten ihre Schiebermützen tief ins Gesicht gezogen. Nur die Münder konnte sie erkennen. Der eine besaß einen schmalen Strich, wo bei dem anderen wulstige Lippen hervorstachen.

Dafür sah sie die Panik in den Augen der Frauen, die am Lastwagen wie Schlachtvieh dicht gedrängt nebeneinanderlehnten, die Hände über dem Kopf verschränkt. Eine von ihnen schluchzte. Sie war so jung und fast noch ein Kind … Der mit dem schmalen Mund näherte sich ihr und schob ihr mit der freien Hand den Rock hoch, in der anderen die Schnapsflasche. Der mit den fleischigen Lippen lachte dröhnend, bevor er dem anderen die Flasche aus der Hand riss und einen kräftigen Schluck nahm. Dabei rutschte ihm die Mütze vom Kopf, entblößte einen kahlen Schädel und ein grobes Gesicht. Er besaß eine breite Nase und wild wuchernde dunkle Augenbrauen. Nur die runde Brille stand in einem befremdlichen Kontrast zu der ansonsten brutalen Ausstrahlung.

Der Schmallippige verdeckte die junge Frau jetzt mit seinem Körper und schien an seiner Hose zu nesteln. Dann sah sie nur noch seinen weißen nackten Hintern. Um nicht laut aufzuschreien, biss sie sich die Zunge blutig.

Die junge Frau wimmerte wie ein verletztes Tier, doch da ließ er fluchend von ihr ab. Er versetzte ihr eine Ohrfeige und drehte sich wutentbrannt um.

Sie konnte sehen, wie er sich die Hose über das schlaffe Glied zog. Sie spürte die Gefahr, die von ihm ausging, in jeder Pore, weil er vor Zeugen versagt hatte. Sie kannte die Unberechenbarkeit solcher Kerle. In dem Moment spuckte ihm eine der Frauen vor die Füße.

Als der Kahlschädel eine Pistole hervorholte und sich den Frauen näherte, ahnte sie, wen sein Zorn treffen würde. Er hielt ihr die Waffe an die Schläfe.

»Das wirst du bereuen, du räudige Hündin!«, zischte er.

Sie drehte in ihrem Versteck hastig den Kopf zur Seite und übergab sich lautlos, doch als sie keinen Knall hörte, wandte sie sich wieder dem Geschehen zu.

Der andere Kerl brüllte die Frauen an: »Los, lauft! Haut ab!«

Tut es nicht!, flehte ihre innere Stimme. Sie bemerkte, wie ihr vor lauter Angst das warme Nass die Beine hinunterlief, aber sie machte keinen Mucks. Sie durften sie auf keinen Fall finden. Damit wäre den Frauen auch nicht geholfen. Denn dann würde sie in ebenso großer Gefahr wie die anderen schweben. Sie roch den Angstschweiß der Frauen bis zu ihrem Versteck. Oder war es ihr eigener? Aber vielleicht würde auch gar nichts Schlimmes geschehen, versuchte sie sich zu beruhigen. Der Beifahrer hatte die Frauen doch lediglich aus dem Lastwagen, diesem völlig verrotteten Haufen Blech, getrieben. Und der mit den wulstigen Lippen hatte doch gar nicht abgedrückt. Die Frauen sahen einander ratlos an und rührten sich nicht vom Fleck.

»Lauft endlich!«, schrie der Schmallippige noch einmal.

Tut es nicht!, hämmerte es in ihrem Schädel. Tut es nicht! Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich. Das war der Hunger. Sie hatte seit Tagen keinen Bissen zu sich genommen. Sie durfte auf keinen Fall ohnmächtig werden, auch wenn sie sich gleichzeitig wünschte, dass sie nicht mit ansehen müsste, was nun geschehen würde. Es gab kein Entrinnen vor dieser schrecklichen Zeugenschaft. Das Grauen lag in der Luft. Es war nur noch die Frage, in welcher Gestalt es sich zeigen würde. In dem Moment, in dem sich die fünf Frauen wie in Zeitlupe in Bewegung setzten, den Männern den Rücken zudrehten und dann davonstolperten, wurde ihr schwarz vor Augen. Während sie in sich zusammensackte, drang wie durch eine Nebelwand der erste Schuss an ihr Ohr.

1. Teil

1

Das klapprige Fahrrad, mit dem Kommissar Hans-Joachim Stein an diesem Augustmorgen des Jahres 1948 von dem Haus in Charlottenburg, in dem er eine Dachkammer bewohnte, zu seiner neuen Arbeitsstelle in der Kreuzberger Friesenstraße fuhr, hatte er auf dem Schwarzmarkt erstanden. Gegen eine Goldmünze Sovereign mit dem Konterfei von George V, die sein Onkel John ihm zum vierzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Er erinnerte sich an das Datum des Geschenks deshalb so genau, weil er an jenem Tag beschlossen hatte, sich in Zukunft bei allem, was er tat, an seinem Ziehvater und nicht an seinem Erzeuger zu orientieren.

Er hatte insgeheim gehofft, dass er sich im Westsektor der Stadt heimischer fühlen würde als im Ostteil, aber auch hier erinnerte nichts an das Berlin seiner Kindheit. Viel war ihm ohnehin nicht im Gedächtnis geblieben außer dem Geschmack von Hamanns Bitterer und dem Tag, an dem sein bester Freund von den »roten Falken« Pimpf beim Jungvolk geworden war. Alles andere lag hinter einem undurchsichtigen Schleier und blitzte nur manchmal in Träumen hervor, um am nächsten Morgen wieder in dem Dunkel zu verschwinden, über welches das Bewusstsein keine Macht besaß. Besonders der Tag, an dem seine Mutter gestorben und er mit jenem Mann allein zurückgeblieben war, der vielleicht ein guter Genosse, aber ein miserabler Vater gewesen war.

Im britischen Sektor hatte sich Hans-Joachim bislang überwiegend in Charlottenburg aufgehalten. Vor allem im Café Wien und in der nur mit einem Vorhang abgeteilten Absteige in einem Nachbarhaus, in die lediglich ein Bett und eine Waschschüssel passten. Ein Kellner hatte sie ihm besorgt. Nicht umsonst, versteht sich. Obwohl Hans-Joachim seit seinem Wechsel zur Stummpolizei, wie sein Vater die neu gegründete Polizeibehörde West, deren Präsident der Sozialdemokrat Dr. Johannes Stumm war, abfällig nannte, die Bleibe in der Tauentzienstraße hatte, trafen Mary und er sich jeden Mittwoch am späten Nachmittag in dieser Absteige, denn in seiner Dachkammer herrschte Damenverbot. Stein wäre liebend gern in seiner kleinen Wohnung am Prenzlauer Berg geblieben, aber die hatte man bereits ein paar Tage nach seinem Wechsel zur Polizei West beschlagnahmt und ihm den Zutritt verboten. Sicherlich auch ein Werk seines Vaters.

Manche Straßenzüge, durch die ihn sein Weg führte, rochen immer noch nach Tod und Verderben. Wie riesige Gerippe erinnerten die Häuserfronten, die das Inferno überlebt hatten, an den untergegangenen Größenwahn der Nazis. Hans-Joachim aber spürte keine Wurzeln in dieser Stadt, in der er geboren und seine Kindheit verbracht hatte. Er war Londoner. Nicht nur Berlin war ihm fremd, sondern auch die Menschen hier, allen voran sein Vater Hermann, der im Exil nichts von seiner deutschen Mentalität verloren hatte. Wenn Hans-Joachim ihn beleidigen wollte, musste er ihn, den eingefleischten Kommunisten, nur ein »Muster preußischer Tugend« nennen. Es gab überhaupt nur eine Sache, die er seinem Vater hoch anrechnete: dass er nach dem Reichstagsbrand 1933 seiner Verhaftung zuvorgekommen und mit Hans-Joachim zu seiner Schwester nach London geflüchtet war. Dass er für die »gute Sache« sein Kind dort nur abgeladen hatte, um weiter an die Brennpunkte der politischen Kämpfe reisen zu können, hatte dem Vater zu keinem Zeitpunkt Kopfzerbrechen bereitet. Deshalb hatte sich Hermann Stein anfangs auch tatsächlich eingebildet, dass Hans-Joachim vor zwei Jahren nur zur Berliner Polizei gekommen war, weil sein Vater ihm dort einen guten Posten besorgt hatte, nachdem er nach Kriegsende selbst ein enger Mitarbeiter von Polizeipräsident Markgraf geworden war. Dabei war sein Vater das stärkste Argument für ihn gewesen, nicht nach Berlin zu gehen.

Nein, es war allein Mary, die Hans-Joachim dazu bewogen hatte, seinen hochgeschätzten Job bei Scotland Yard aufzugeben und sich in diese Trümmerwelt zu wagen. Und vor allem in dieses Wespennest der Berliner Polizei, wo nur die Genossen etwas galten. Deshalb war er ihr ja auch nicht gleich nachgereist, aber dann schließlich hatte ihn die Sehnsucht nach dieser Frau gegen alle Vorbehalte nach Berlin getrieben. Er konnte nicht ohne sie sein. Aber auch nicht mit ihr. Jedenfalls nicht so, wie sie es sich wünschte. Gerade gestern erst, am Mittwoch, hatte sie ihm versichert, sie werde Tom nicht nach London folgen, wenn man ihn demnächst aus der Kommandantur nach England zurückberufen würde, wenn Jo, wie sie Hans-Joachim nannte, sie ernsthaft darum bitten würde, zu bleiben. Doch das kam ihm so nicht über die Lippen. Ich liebe dich mehr als mein Leben, aber im Mief der Kleinbürgerlichkeit gehe ich ein, hatte er ihr geschworen, aber das genügte ihr nicht. Sie wollte etwas anderes. Eine Versicherung, dass er für sie und das Kind sorgen würde. Als Ehemann und Familienvater. Die Vorstellung ließ ihn frösteln.

Hans-Joachim versuchte nun, den Gedanken an Mary abzuschütteln. Am nächsten Mittwoch würde er ihr vorbehaltlos alles versichern, was sie hören wollte, wenn sie ihn nur nicht verließ. Er konnte nicht ohne ihr Temperament und ihren schlanken biegsamen Körper leben. Keine Frau hatte sich ihm je so leidenschaftlich hingegeben wie Mary. Mit keiner hatte er je solche tiefsinnigen Gespräche führen, mit keiner je so beredt schweigen können.

Das laute Brummen einer Douglas C-54 riss den Kommissar aus seinen gleichsam süßen wie schmerzhaften Gedanken an Mary. Er hob den Kopf, konnte das Flugzeug aber gegen die Sonne nur schwer erkennen. Nachdem die Sowjets die Stadt von der westlichen Strom- und Lebensmittelversorgung über Land und Wasser abgeschnitten hatten, hatten die Westalliierten eine Luftbrücke eingerichtet. Hans-Joachims Vater war der Meinung, die Sowjets sollten diese Ami-Flieger einfach abschießen, um die Westmächte zu zwingen, in Berlin weiterhin nur die eine Währung zuzulassen … außerdem könnten die Leute ja im Osten einkaufen. Sie müssten sich dort nur registrieren lassen. Im Ostteil der Stadt wurden zu diesem Zweck extra Lebensmittel gelagert.

Hans-Joachim war auch in dieser Sache anderer Meinung als er und fand es richtig, dass nun auch in Berlin die D-Mark als Währung anerkannt wurde, wenn auch nicht uneingeschränkt. Geldscheine waren in Berlin anders als im übrigen Deutschland mit einem »B« gekennzeichnet.

Hans-Joachim hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, als er stürzte und sich auf dem harten Straßenpflaster wiederfand. Er war mit dem Vorderrad in ein Schlagloch geraten und hatte sich überschlagen. Passanten blieben stehen und wollten ihm aufhelfen. Eine junge Frau deutete mit schreckensweiten Augen auf seinen Kopf. Intuitiv fasste Hans-Joachim mit der Hand dorthin. Sie war voller Blut. Ein älterer Herr beugte sich zu ihm hinunter. »Ist nur oberflächlich. Eine Platzwunde. Da habe ich in Demjansk ganz andere Wunden gesehen. Da war das Gehirn …«

»Gehen Sie bitte weiter!«, herrschte Hans-Joachim den Mann in scharfem Ton an und rappelte sich auf. Er war weniger über die Wunde bestürzt als darüber, dass er ins Straucheln geraten war, denn er verlor nur ungern die Kontrolle. Ganz besonders nicht gegenüber seinem Vater, wie es ihn in diesem Moment durchzuckte. Eine Erinnerung, die für zusätzliches Unwohlsein sorgte.

Ein anderer Mann reichte ihm ein sauberes Taschentuch, das sich der Kommissar auf die Wunde drückte. »Danke!«, sagte er und versuchte, das Rad mit einer Hand zu schieben. Am Ende der Straße sah er bereits die ehemalige Kaserne auftauchen, das neue Polizeipräsidium West. Er hielt inne und betrachtete das Taschentuch. Es war blutgetränkt. Was hatte ihm sein Vater noch zum Abschied mitgegeben? An dem Abend, bevor er wie Tausende andere schon Wochen vor ihm zur Westpolizei gewechselt hatte? »Bluten wirst du für deinen Verrat, du verdammter Stupo!« Letzteres war das Schimpfwort der Vopos für diejenigen, die für den neuen Polizeipräsidenten arbeiteten.

Entschieden setzte Hans-Joachim seinen Weg fort. Geblutet hatten die halben Kinder, die in einem feuchten Keller auf Befehl seines Vaters vernommen worden waren. Blut war der Grund, warum er die Seiten gewechselt hatte. Aber nicht sein eigenes! Genauso wie er jetzt hatte sein Vater geblutet, nachdem der ihn mit Gewalt davon hatte abhalten wollen, zu gehen. An dem Tag hatte Stein das fünfte Gebot in einer Form verletzt, die er sich schwerlich verzeihen konnte, obwohl es Notwehr gewesen war. Aber er hatte die Kontrolle verloren. Etwas, was ihm noch nie zuvor auch nur annähernd passiert war und was ihm Angst einflößte. Wie oft träumte er von den Augen, die seinen so ähnlich waren und aus denen sein Vater den Sohn mit ungläubigem Entsetzen angestarrt hatte, während er blutend zu Boden gegangen war.

2

Die junge Schreibkraft Lore Krause war der »Sonnenschein« in der neuen Mordinspektion MI 3 unter Leitung von Kommissariatsleiter Curt Krüger. Jedenfalls nannte ihr Chef sie so. Sie war eine fröhliche Person, die mit ihrer Herzlichkeit über all das hinweglächelte, was sie in ihrem jungen Leben bereits Schmerzhaftes hatte erfahren müssen, wie etwa ihr Einsatz als blutjunge Sanitätshelferin. Und noch etwas, an das sie um keinen Preis erinnert werden wollte. Und über das sie niemals redete. Nicht einmal mit ihrer Mutter, die zusammen mit ihr in dem Bunker verschüttet gewesen war. Wie durch ein Wunder waren die beiden in letzter Sekunde gerettet worden. Lore hatte nach ihrer Genesung beschlossen, fortan jeden Tag zu feiern, als wäre es der letzte. Sie war Krüger äußerst dankbar, dass er sie als Schreibkraft eingestellt hatte, obwohl sie die Handelsschule erst im Krieg abgeschlossen und zuvor noch nicht in ihrem Beruf gearbeitet hatte. Die Mordkommission war ganz nach ihrem Geschmack, denn es fiel ihr gar nicht so leicht, dem langweiligen Alltag unter den Fittichen ihrer strengen Mutter jene Lebensfreude abzugewinnen, die sie sich damals geschworen hatte. Aber Mord und Totschlag, das versprach Spannung und Abenteuer. Ihre Mutter war entschieden gegen diese Stellung gewesen und hätte ihre Lore lieber in der Stadtverwaltung als bei den »Kriminalen« gesehen, aber in diesen Zeiten musste man nehmen, was einem geboten wurde. Wie gut, dass ihre Mutter nicht ahnte, dass Lore insgeheim davon träumte, eines Tages selbst weibliche Kriminalbeamtin in der MI 3 zu werden. Diese Inspektion für Strafsachen gegen Kinder, weibliche Jugendliche und Frauen in Sonderfällen war die einzige in der Friesenstraße, in der Frauen arbeiteten und die von einer weiblichen Kommissarin geleitet wurde.

»Guten Morgen, Fräulein Krause.« Zu Lores großem Unmut blieb Ernst Löbau von der Sitte vor ihr stehen und musterte die Stenotypistin wohlwollend. Offenbar glaubte er, dass er ein Recht hatte, ihr sehr privat zu begegnen, seit er bei ihrer Mutter zur Untermiete wohnte. Dabei war sie zu ihm nur nett, weil sie zu allen Menschen freundlich war. Ihre Mutter meinte hingegen, er wäre ein idealer Ehemann für sie, weil man in diesen Zeiten nicht allzu wählerisch sein durfte als Frau. Allein bei dem Gedanken schüttelte es sie. Der stämmige Ernst ging ihr gerade einmal bis zur Schulter. Natürlich war es unklug, es sich mit ihm zu verscherzen, denn wenn einer ein gutes Wort bei der MI 3 einlegen konnte, dann er. Aber ihm aus lauter Kalkül Hoffnungen zu machen widerstrebte ihr zutiefst.

»Guten Morgen«, entgegnete sie knapp und setzte ihren Weg fort. In dem Moment kam ihr ein hochgewachsener und ungewöhnlich gut aussehender Mann entgegen. Allein seine Körperhaltung schlug sie in Bann. Er ging gerade und aufrecht, und doch wirkte er lässig und entspannt, fast schlaksig. Ein wohltuender Kontrast zur Mehrzahl der leicht gebeugten Männergestalten, die ihr ansonsten im Präsidium begegneten und fast immer Verschlossenheit und Misstrauen ausdrückten. Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig. Sein blondes Haar schimmerte im Licht eines Sonnenstrahls, der durch ein Fenster auf den düsteren Gang fiel, fast golden. Auf dem Kopf trug er keinen dieser üblichen Herrenhüte, sondern eine elegante flache Schirmmütze. Er sah wirklich gut aus, verdammt gut. Und dieser Mantel erst. Lore kannte sich aus mit Stoffen. Wenn sie nicht alles täuschte, war das ein Burberry-Trench. Und das bei dieser Wärme, dachte sie noch, als sie den Blutflecken und den Schmutz auf seinem Ärmel sah und dann erst das Taschentuch, das er sich auf die Stirn presste. Mit einem Satz war sie bei ihm.

»Um Himmels willen, was ist Ihnen denn passiert?«, rief sie aus. Ungefragt nahm sie ihm das Taschentuch aus der Hand und blickte abwechselnd auf das Blut und auf seine Stirn. »Das muss sofort desinfiziert und verbunden werden!«

Der Fremde stutzte, doch dann lächelte er. »Sind Sie Krankenschwester?«

Lore schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich weiß, wo unser Krankenzimmer ist, und da bringe ich Sie sofort hin. Wenn die Wunde nicht versorgt wird, ist das gefährlich.« Und schon hatte sie ihn am Ärmel gepackt. »Was ist geschehen?« Sie musterte besorgt die Schürfwunden auf seiner Hand.

»Bin mit dem Rad gestürzt.«

Was für eine elegante Erscheinung trotz der Verletzung, dachte Lore, während sie ihn in das Krankenzimmer zog.

»Setzen Sie sich«, befahl sie, während sie sich an einer Schublade zu schaffen machte und eine Mullbinde hervorzog.

»Oh, bitte, tun Sie mir das nicht an«, flehte er. »Ich kann doch nicht als Invalider meinen Dienst antreten«, fügte er lachend hinzu.

Lore blickte ihn irritiert an. »Was meinen Sie, wie viele Kriegsversehrte es hier gibt? Bei Ihnen sind ja immerhin noch Arme und Beine dran.«

Während sie ihn dabei unverwandt anlächelte, bemerkte sie, wie er leicht zusammenzuckte.

»In welche Abteilung wollen Sie denn?«

»MI 3. Ich suche meinen neuen Vorgesetzten, einen Kommissariatsleiter Krüger … ach, mein Name ist übrigens Hans-Joachim Stein.« Er streckte ihr seine Hand hin. Sie nahm sie an und verspürte einen angenehmen Druck. Nicht zu weich und nicht zu fest. Und was für gepflegte Hände er hatte. Ganz anders als die meisten anderen Männer mit ihren groben, rissigen Pranken. Kein Wunder, er konnte eigentlich nur der neue Kommissar sein!

»Das ist ja nett. Dann arbeite ich für Sie. Ich bin auch bei der Mordkommission. Sie sind also der Englän…?« Sie unterbrach sich hastig. »Ich meine, der Neue.«

Er nickte.

»Ich bin Lore Krause, Ihre Schreibkraft.«

»Sehr erfreut«, entgegnete er höflich.

Jetzt wurde ihr einiges klar. Seit Tagen wurde von nichts anderem gesprochen als von dem englischen Kommissar, der mit Wuttke zusammenarbeiten sollte. Eigentlich hieß es ja immer, ein alter und ein neuer Kommissar, aber nach ihrer Schätzung lagen allerhöchstens fünf Jahre zwischen den beiden. Aber vielleicht zählte seine Berufserfahrung bei Scotland Yard doppelt, mutmaßte Lore, während sie ihm nun eifrig den Kopf verband. Als sie fertig war, hielt sie ihm einen Spiegel hin.

»Professionelle Arbeit«, bemerkte er anerkennend.

»Na ja, das habe ich als Sanitätshelferin hundertfach machen müssen«, sagte sie beinahe entschuldigend. »Aber Ihnen steht sogar noch ein Verband!«

»Danke für das Kompliment«, lachte er und stand auf. »Bringen Sie mich jetzt zum Chef?«

Sie hakte sich bei ihm unter. »Nicht dass Sie mir unterwegs kollabieren. Wenn ich Sie heil nach oben bringe, versprechen Sie mir, dass Sie diese scheußlichen Irrenhaus-Morde aufklären …« Sie hielt inne und hoffte, er hätte das überhört, denn wer weiß, wie er reagierte, wenn er erfuhr, dass sie in den Akten schnüffelte.

»Von welchen scheußlichen Morden sprechen Sie?«, fragte er da bereits interessiert nach.

»Ach, ich sollte die Akte zur MI 3 bringen und wollte sie Ihnen auf den Tisch legen, da ist sie runtergefallen, und ich habe zufällig die Fotos gesehen und …« Sie stockte.

Er lächelte. »Fräulein Krause, ich schätze Ihr Interesse an meinen Fällen. Meine Londoner Mitarbeiterin hat jede Akte gründlich studiert, bevor ich sie in die Hände bekam.«

»Das heißt, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mal einen kleinen Blick hineinwerfe?« Sie wollte ihm lieber nicht verraten, dass Krüger den Schreibkräften ausdrücklich untersagt hatte, in den Akten zu stöbern.

»Nein, vielleicht können Sie mir erzählen, was mich erwartet?« Er sagte das in einem zugewandten Ton, sodass Lore ihm glaubte, und schon platzte es aus ihr heraus. Bereits eine schlaflose Nacht habe sie die Akte Dalldorf gekostet. Dieser grausame Haufen Knochen, diese zerfallenen Kleidungsstücke, die Blechmarken und vor allem die Schädel.

»Ich habe Schreckliches im Lazarett gesehen, aber mir bereitet stets mehr Angst, was ich nicht sehen kann und mir dann in meiner Fantasie ausmale«, verriet sie ihm aufgeregt.

»Und was, wenn diese Toten Opfer des Krieges geworden sind?«

Lore schüttelte energisch den Kopf. »Das einzige Kleidungsstück, das dieses dunkle Grab überlebt hat, war ein Rock aus Fallschirmseide.«

Kommissar Stein legte die Stirn in Falten. »Und Sie glauben, das beweist, dass die Morde erst nach Kriegsende begangen wurden?«

»Meine Mutter hat mir erst nach dem Krieg ein Kleid aus Fallschirmseide genäht«, erklärte sie ihm eifrig. »Und die stammte von einem abgeschossenen Tommy.«

Sie schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Der Kommissar aber verzog keine Miene.

»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um diese Morde aufzuklären. Dazu bin ich hier. Werde mich gleich in die Akte vertiefen. Und halte Sie auf dem Laufenden«, versprach er Lore mit einem Lächeln.

Das war mehr, als sie sich je in ihrem Beruf erträumt hatte. Der Mann sah in ihr jedenfalls nicht nur eine Tippmamsell. Lore war fest entschlossen, sich bei dem Neuen unentbehrlich zu machen. Wie sie das genau anstellen sollte, wusste sie noch nicht, aber das war doch schon mal ein gelungener Anfang.

3

Max Wuttke ließ das Donnerwetter an sich vorüberrauschen. Er konnte mittlerweile auf Durchzug schalten, wenn sein Chef seine cholerischen Anfälle bekam. Die waren schon damals legendär gewesen. Nur mit dem Unterschied, dass der kleine Feldpolizist sich vor Angst fast in die Hose gemacht hatte, wenn Oberleutnant Krüger wie ein wild gewordener Tobsüchtiger herumgebrüllt hatte. Das war vorbei. Er zuckte nicht einmal mehr zusammen, wenn der Chef lauter wurde. Ihm hatte mal jemand im Vertrauen gesteckt, dass er dieses hitzige Temperament einem Granatsplitter aus Verdun zu verdanken hatte, doch das rechtfertigte in Wuttkes Augen nicht, wie unbeherrscht der Mann wütete, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Besonders das eine würde er ihm im Leben nicht verzeihen … Gerade regte Krüger sich darüber auf, dass eine Akte, die er aus der Abteilung für unbekannte Tote angefordert hatte, verschwunden war und beschuldigte ihn, sie verschlampt zu haben.

»Verdammt, schaffen Sie mir die Dalldorf-Akte her, und zwar zack, zack!«

Eigentlich hätte Wuttke dem Kerl irgendwie auch dankbar sein müssen, aber dieses Gefühl wollte sich nicht einstellen. Wuttke hatte es nämlich Krüger zu verdanken, dass er nun auf diesem vergleichsweise gut dotierten Posten in der Mordkommission untergekommen war, nachdem er sich nach seinem Rausschmiss aus der Markgraf-Truppe mit Gelegenheitsarbeiten für die Amerikaner herumgeschlagen hatte.

Krüger hatte nach dem Krieg etwas von seinem Schrecken eingebüßt. Max hatte immer noch einen gewissen Respekt vor ihm, aber er fürchtete ihn nicht länger. Vor allem fühlte er sich nicht verantwortlich für die Verteilung der Akten. Das musste ein anderer Idiot gewesen sein, der diese Akte nicht wie angefordert auf den Schreibtisch des Chefs gelegt hatte. »Aber selbstverständlich sehe ich überall nach, wer versehentlich die Dalldorf-Akte zum Bearbeiten bekommen hat«, erklärte Wuttke in einer Atempause seines Vorgesetzten.

Der klopfte hektisch mit dem Zeigefinger auf dem Holz der Schreibtischplatte herum. »Die gehört hierher, verstanden! Das ist Chefsache!« Sein unangenehmer Kommisston hatte nichts an Schärfe verloren. »Aber das ist streng geheim! Verstehen Sie. Es soll keiner wissen, dass ich den Fall bearbeite. Kein Wort zu niemandem!«

Max nickte müde.

»Junge, Junge, pass bloß auf mit der Panzerschokolade. Du frisst das Zeug doch nicht mehr in Mengen wie damals, oder?«

Max schüttelte den Kopf. »Chef, nein, wie kommen Sie denn darauf?«

»Du machst einen seltsamen Eindruck. Als wäre dir alles völlig egal. Keine Dynamik mehr, Mensch! Im Krieg haben die Pillen dich wenigstens wieder munter gemacht, aber jetzt? Du musst auf Zack sein, wenn der Engländer kommt.«

»Ja, na klar, Chef, ich bin auf Zack. Der Kerl soll auf schnellstem Wege zurück in sein London, wenn es ihm bei uns nicht gefällt!«

»Du weißt genau, warum ich den nicht in meiner Abteilung will. Der Tommy gehört auf seine Insel. Basta!«

»Jawohl, Chef, aber was, wenn er nicht freiwillig wieder geht? Er ist einer von Stumms Protegés.«

»Ja, ja, als einen Mann mit weißer Weste, einen lupenreinen Demokraten, einen aufrechten Polizisten hat Stumm ihn mir angepriesen. Genau die Art von Kollegen, die wir hier nicht gebrauchen können.«

»Und ich habe läuten hören, dass dieser Stein dem Stumm von einer mit einem hohen Offizier verheirateten Dame in der britischen Kommandantur ans Herz gelegt worden sein soll.«

Krüger machte eine abwehrende Handbewegung. »Ja, ja, er war eine Empfehlung von den Tommys. Und vor lauter Beziehungen und Lobhudeleien stolpert keiner über seinen Vater, Hermann Stein, Markgrafs Kettenhund. Ich bin sicher, der Sohn ist von denen eingeschleust worden zum Ausspionieren. Gerade weil er so eine unverdächtige Biografie vorzuweisen hat. Und das herauszufinden ist Ihre Sache! Verstanden?«

Bevor sich sein Chef allzu heftig ereifern konnte, versprach Max ihm hoch und heilig, seinen neuen Kollegen so lange zu bespitzeln, bis er ihnen einen Grund lieferte, ihn bei Stumm zu denunzieren. Dabei war er wie alle anderen mächtig gespannt auf den Neuen, dem sein Ruf schon vorausgeeilt war. Offenbar hatte er bei Scotland Yard eine glänzende Karriere hingelegt. Doch genau das hielt Krüger für hochgradig verdächtig. Wie konnte einer, der eine gute Stellung im unversehrten London besaß, freiwillig in die Trümmer von Berlin kommen? Max hütete sich davor, seinen Chef zu belehren, dass auch die Londoner Opfer von Bomben geworden waren. Für Krüger gab es nur ein Opfer des Krieges: das zerstörte Deutschland.

»Wollten Sie noch was sagen?«, fragte Krüger lauernd, als würde er Max’ Gedanken lesen können.

»Nein, nein, ich werde den Engländer auf Schritt und Tritt überwachen. Genau, wie Sie es angeordnet haben«, erwiderte Max nachdrücklich, bevor er aufstand und zur Tür ging.

»Wuttke, Gewissensbisse sind was für Feiglinge!«, hörte er Krügers Stimme im Nacken, und ihm wurde übel. Genau diese Worte hatte sein Chef benutzt, als Max damals im Krieg beinahe durchgedreht wäre. Gewissensbisse sind was für Feiglinge! Max schaffte es gerade noch auf die Toilette, bevor er sich in einem Schwall erbrach.

4

Stein war sichtlich erleichtert gewesen, als nach geschätzten fünf Minuten seines Gesprächs mit Krüger, dessen knarzende Stimme mit dem rollenden R ihn unangenehm an die Hetzansprachen von Goebbels und Konsorten erinnerte, die er gelegentlich mit Schaudern im britischen Rundfunk gehört hatte, der erste Einsatzbefehl gekommen war. Männliche Leiche in Grunewald. Zusammen mit diesem Milchgesicht, das er gerade mal auf Mitte zwanzig schätzte und das sich ihm als Max Wuttke vorgestellt hatte, einem Fotografen und einem in Kriminaltechnik geschulten Kollegen war er sofort zum Tatort gefahren. Dort trafen sie den Gerichtsarzt, der bei Mordfällen in Berlin grundsätzlich hinzugezogen wurde. Es war ein alter, weißhaariger Herr, der sich als Dr. Kern vorstellte. Der Tatort, die spätklassizistische Villa in der Hubertusallee, hatte die Bombenangriffe im Gegensatz zu dem Nachbarhaus offenbar unbeschadet überstanden.

Am Klingelschild stand der Name des Opfers: Carl Braunke. Die Tür wurde ihnen von einem Dienstmädchen geöffnet. Sie trug die Kleidung einer Hausangestellten aus der Jahrhundertwende, was im absoluten Gegensatz zu ihrem Gesicht stand. Sie war stark geschminkt und hatte eine brennende Zigarette in der Hand. Außerdem war der Rocksaum weit übers Knie gerutscht, was Stein zu der Vermutung Anlass gab, dass die junge Dame dem Hausherrn zu ganz anderen Diensten gestanden hatte. Doch diesen Verdacht behielt er erst einmal für sich.

»Entschuldigen Sie, aber ich bin so durcheinander. Ich habe ihn gefunden und Sie gleich angerufen«, stieß das Dienstmädchen statt einer Begrüßung hervor.

Bevor Stein sich noch weitere Gedanken über die wahre Aufgabe dieser Frau machen konnte, erregte der Eingangsbereich der Villa seine ganze Aufmerksamkeit. Er hatte noch nie dermaßen viel hässlichen Plunder und schöne Dinge auf einem Haufen gesehen: antike Möbel, Biedermeier, Gründerzeit, Jugendstil, Kerzenleuchter, Obstschalen, Sammelfiguren, Tassen, Becher, Bilderrahmen, ein Regal voller Schnapsflaschen und eines mit Zigarettenstangen.

»Hier wohnt ein Schwarzhändler«, flüsterte Wuttke ihm zu.

Er hat recht, dachte Stein, und sicher kein kleiner Fisch, sondern einer von denen, die eine große Schieberkarriere gemacht hatten. Sein Blick fiel auf eine zerbrochene Schnapsflasche, deren Scherben sich auf dem Dielenboden verteilt hatten. Es roch aufdringlich nach Weinbrand. Offenbar war die Flasche voll gewesen. Stein stieß mit dem Fuß gegen eine große Scherbe, auf der das Etikett klebte. Asbach Uralt aus dem Jahr 1942. Allein dass dieses Malheur nicht entfernt worden war, sprach für seine Vermutung, dass die Dame nicht wirklich als Haushaltshilfe bei Braunke tätig war.

Die als Dienstmädchen verkleidete Blondine führte sie nun in den Salon, der ebenfalls nur so vor Geschmacklosigkeit strotzte. Als hätte der Bewohner mithilfe des zusammengewürfelten Interieurs die stilvolle Villa in ein Märchenschloss nach seinen Vorstellungen verwandeln wollen.

Offenbar schien Wuttke ähnlich zu empfinden wie Stein, denn er murmelte: »Lieber in einer Trümmerbude ohne Möbel als in diesem Kitsch hausen.«

»Scheußlich, oder?«

»Geschmacklos!«

Das waren die ersten Worte, die die beiden Männer nach ihrer Begrüßung miteinander wechselten. Steins erster Eindruck von seinem neuen Kollegen war nicht besonders gut gewesen. Die erweiterten Pupillen, der unruhige Blick und das Flattern der Augenlider ließen seiner Meinung nach nur einen Schluss zu. Dass viele deutsche Männer die synthetisch hergestellte Kriegsdroge Pervitin mit der aufputschenden Wirkung, auch Hitler-Schokolade genannt, noch nach dem Krieg konsumierten, war hinlänglich bekannt. Aber bei einem Kollegen, auf den man sich in gefährlichen Situationen verlassen können sollte, keine schöne Vorstellung.

Und inmitten dieser gesammelten Geschmacksverirrungen befand sich der Tote auf einem grässlichen Orientteppich, auf dessen Ornamenten sich das Blut in bizarren Mustern verteilt hatte. Er lag auf dem Bauch, trug eine Schlafanzughose, und in seinem Rücken klaffte ein Loch. Darüber, zwischen den Schulterblättern, stand in roter Schrift der Name des Opfers geschrieben: Carl Braunke. Neben der Leiche lagen ein bestickter seidener Morgenmantel und ein Kopierstift ohne Hülle. Offenbar hatte der Täter damit sein Opfer beschriftet.

»Exitus«, stellte Dr. Kern lakonisch fest. »Brauchen Sie mich noch?«

Offensichtlich hatte es der Gerichtsarzt eilig, den Tatort wieder zu verlassen. Stein war es recht, denn er hatte es in der Mordkommission im Osten häufig erlebt, dass die Mediziner ihnen permanent in die Ermittlungsarbeit hereingeredet hatten.

»Danke, wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns«, antwortete Stein und wandte sich wieder der Leiche zu. Sein Blick blieb an der Schrift auf dessen Rücken hängen.

»So was habe ich ja noch niemals gesehen«, murmelte er.

»Wer macht denn so was?«, bemerkte Wuttke angewidert. »Ich habe ja schon mit Ochsenblut beschmierte Leichen gesehen, aber mit einem Kopierstift den Namen des Opfers auf die Schulter klieren? Das ist krank!«

Stein nickte zustimmend. Den Kopierstift musste der Täter zuvor angefeuchtet haben, dachte er. Sonst wäre er zu trocken gewesen, um dieses Schriftbild zu erzeugen.

»Das Einschussloch sieht nach neun Millimeter aus. Schätze, Walther P.38«, murmelte Wuttke und ließ den Blick schweifen. Offenbar suchte er nach der Waffe.

Stein holte indessen einen Schreibblock hervor und zeichnete mit ein paar klaren Linien, welches Bild sich ihnen da auf dem Teppich bot. Wuttke war so neugierig, dass er seinem Kollegen über die Schulter linste und einen anerkennenden Pfiff ausstieß.

»An Ihnen ist ein Künstler verloren gegangen! Sogar den Kopierstift haben Sie mit drauf.«

Stein winkte ab. »Ich habe früher immer selbst die Fotos gemacht, aber beim Zeichnen bekomme ich sofort ein Gefühl dafür, worauf ich besonders achten sollte. Für das, was nicht zusammenpasst, was nicht stimmt.«

Wuttke tippte sich gegen die Stirn. »Bei dem, der das verbrochen hat, stimmt hier oben gar nichts mehr«, stieß er verächtlich hervor. »Die Leiche zu beschriften, wer macht denn so was?«, wiederholte er. »Und gucken Sie sich mal das kleine r an. Kunstvoll geschwungen.«

»Das ist in der Tat seltsam. Und dann ist er auch noch von hinten erschossen worden!«

»Das ist in der Tat eher selten. Brust, Kopf und Bauch sind gängiger. Das hat was Feiges oder zeugt von Angst, dem Opfer ins Auge zu blicken. Komisch, mein erster Gedanke war, es könnte eine Frau gewesen sein. Und dazu das hübsche r

»Das war auch mein erster Gedanke. Oder der Mann wollte vor dem Täter flüchten«, sinnierte Stein. Wuttke nahm den Morgenmantel zur Hand und stellte fest, dass er keine Beschädigung am Rücken aufwies.

»Aber zieht er dazu vorher den Morgenmantel aus?«, bemerkte er skeptisch.

Stein war in diesem Moment geneigt, sein Vorurteil gegen den Kollegen zu revidieren. Offenbar war er doch kein drogensüchtiger Kriegsversehrter, wie er anfangs befürchtet hatte. Vor allem, als er sich jetzt abrupt dem falschen Dienstmädchen zuwandte: »In was für einem Verhältnis stehen Sie zu dem Toten, denn den Fummel da tragen Sie bestimmt nicht zum Putzen, oder?«

»Scharf geschossen, Herr Kommissar«, flötete sie anzüglich. Offenbar hatte sie den Schock, den Toten gefunden zu haben, inzwischen überwunden.

Wuttke holte seinen Notizblick aus der Jackentasche.

»Name, Adresse, Beruf? Was machen Sie schon am Vormittag in diesem Haus? Wann haben Sie ihn gefunden?«

»Ich bin Margot. Und eine Freundin des Hauses! Ich lebe am Savignyplatz und arbeite gelegentlich im Pandora …«

Sie unterbrach sich und musterte Wuttke durchdringend in einer Art, die den Kollegen verlegen zu machen schien. Vor allem wirkte sein Blick plötzlich so, als würde er die Frau wiedererkennen.

»Ich denke, damit müsste Ihre Frage nach meinem Beruf beantwortet sein, oder?«, flötete sie, was Wuttke nur noch peinlicher zu berühren schien.

Stein beobachtete das Geplänkel zwischen der »Freundin des Hauses« und Wuttke interessiert, wobei ihn am meisten die Frage beschäftigte, warum Wuttkes Wangen rot angelaufen waren, seit diese Margot ihren Arbeitsplatz erwähnt hatte. Für Stein gab es inzwischen kaum noch Zweifel, dass sie im horizontalen Gewerbe tätig war.

»Sagen Sie, kennen wir uns nicht?«

»Nein!«, widersprach Wuttke energisch.

»Merkwürdig, dann muss ich Sie wohl verwechselt haben. Ich meinte, Sie öfter mal im Pandora gesehen zu haben«, säuselte sie.

»Kenne ich nicht, den Laden«, sagte er in einem derart trotzigen Ton, dass es einem Geständnis gleichkam. Keine Frage, der Kollege kannte das Pandora besser, als er zugeben wollte, aber warum log er der Frau dreist ins Gesicht? Sie machte einen glaubwürdigen Eindruck, zumindest in diesem Punkt. Ob sie auch die Frage, was sie hier am helllichten Tage im Haus des Toten machte, wahrheitsgemäß beantwortete, blieb abzuwarten. Doch es gehörte sich nicht, den Kollegen vor der Dame der Lüge zu bezichtigen.

»Wären Sie bitte so freundlich, unsere Fragen zu beantworten«, mischte sich Stein stattdessen ein. Die junge Frau schenkte ihm ein Lächeln. »Aber gern doch. Wenn Sie mich darum bitten, immer! Sie sollten mal ins Pandora kommen, wenn ich dort arbeite. Dann können Sie sich was Nettes aussuchen, falls Ihnen die Hausangestellte nicht zusagt.« Sie drehte sich um die eigene Achse, um ihren Rock zum Schwingen zu bringen. »Vielleicht wollen Sie lieber die Krankenschwester? Oder die Gefängniswärterin?«

»Shut up!«, zischte Stein. Das ging in seinen Augen zu weit, dass eine deutsche Hure frivol mit der Rolle einer Gefängniswärterin kokettierte. Mehr noch, das widerte ihn an. An Wuttkes Blick war unschwer zu erkennen, dass ihn dieser Ausbruch seines Kollegen zu irritieren schien. Stein sah in seinen Augen eine Mischung aus Erstaunen und Bewunderung.

Der vorlauten Dame hatte es jedenfalls die Sprache verschlagen, und sie machte jetzt eher den Eindruck eines kleinen Mädchens, dem man eine Strafpredigt gehalten hatte.

»Am besten kommen Sie morgen früh um neun in die Friesenstraße 16, und wir vernehmen Sie dort als Zeugin«, schlug ihr Stein nun vor.

»Dann kann ich jetzt gehen?«, fragte sie verschüchtert.

Stein nickte. »Und wissen Sie, ob noch jemand im Haus ist?«

»Ja, ich glaube, seine Ehefrau. Ich habe sie gestern Abend zwar nicht gesehen, aber sie bewohnt in der oberen Etage ihre eigenen Räume. Die beiden leben in Trennung, soviel ich weiß.«

»Sie waren also gestern Abend schon hier und haben im Haus übernachtet?«, hakte Wuttke nach.

Die junge Frau räusperte sich, bevor sie antwortete. »Also, gestern fand hier im Haus eine größere Gesellschaft statt, wenn Sie verstehen, was ich meine, Herr Kommissar.« Sie guckte dabei Stein an.

Er zuckte mit den Schultern. »Vorstellen kann ich mir so einiges, aber vielleicht könnten Sie etwas mehr ins Detail gehen«, bat er sie höflich.

»Es waren eine Handvoll Herren anwesend, und genauso viele Mädchen aus dem Pandora …« Nun warf sie Wuttke einen intensiven Blick zu. »Es wurde viel getrunken, und dann verteilte man sich im Haus.«

»Also eine Sause, die die Herren sich etwas haben kosten lassen«, bemerkte Stein.

»Ja, natürlich gehen wir nicht umsonst mit den Herren auf die Zimmer. Ohne Geld machen wir es nur ausnahmsweise mit Polypen.« Erneut fixierte sie Wuttke mit stechendem Blick. Stein musste sehr an sich halten, um keine Fragen zu stellen, die Wuttke womöglich noch mehr in Verlegenheit brachten. Er hatte erneut einen hochroten Kopf bekommen, seit Margot das Pandora erwähnt hatte und sich in Anspielungen ergangen war.

»Und haben noch andere Herrschaften der sogenannten Gesellschaft im Haus übernachtet?«, fragte er stattdessen.

»Nur ich, weil Braunke mich die ganze Nacht für sich gebucht hatte.«

»Sie waren also heute Nacht bei ihm?«, hakte Stein nach.

»Nicht ganz! Ich bin früher als er ins Bett gegangen und habe einen tiefen Schlaf, wenn ich etwas getrunken habe. Deshalb trage ich auch immer noch meine – äh … Uniform. Erst heute Morgen habe ich bemerkt, dass er nicht neben mir lag. Dabei habe ich mir aber nichts gedacht und bin noch einmal eingeschlafen. Als ich wieder aufgewacht bin, bin ich ihn suchen gegangen und habe ihn hier im Salon gefunden.«

»Können Sie mir bitte alle Namen Ihrer Kolleginnen notieren?«

Stein nahm seinen Notizblock und einen Stift zur Hand. Er bemerkte aus den Augenwinkeln, wie fasziniert sie auf seine Zeichnung schielte, bevor er zu schreiben begann. Ihm entging auch nicht, dass Wuttke zunehmend nervöser wurde, nachdem sie die Namen aller Frauen preisgegeben hatte. Da hörte er sie raunen: »Keine Sorge, sie ist als Erste gegangen.« Stein überlegte kurz, ob er an Ort und Stelle nachfragen sollte, von wem hier die Rede war, oder Wuttke lieber später unter vier Augen mit seinem Verdacht konfrontieren sollte, dass er ganz offensichtlich ein Geheimnis mit dieser Margot teilte, die er wohl nicht zum ersten Mal sah. Er entschied sich für Letzteres.

Allerdings näherte er sich, kaum dass die Frau fertig war, dem Tisch und nahm den Block an sich.

Nachdem Margot wenig später in ziviler Kleidung das Haus verlassen hatte, hielt er Wuttke die Liste demonstrativ hin. »So, mein Lieber, und jetzt raus mit der Sprache, welche der Damen kennen Sie näher?«

Wuttkes Gesichtsfarbe wechselte von feuerrot zu kalkweiß. »Ich, ich kenne gar keine der Damen!«

»Um das zu behaupten, müssten Sie aber erst einmal einen Blick auf die Liste werfen. Sie haben ja gar nicht hingeguckt.«

Mürrisch heftete Wuttke die Augen auf den Block. »Ich sagte doch bereits, ich kenne keine von denen näher!«

»Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn Sie mich jetzt anschauen, während ich Ihnen die Namen noch einmal einzeln vorlese.«

Wuttke tippte sich an die Stirn. »Ich hatte immer Hochachtung vor Scotland Yard, aber wenn ich gewusst hätte, was für ein Kindergarten das ist!«, bellte er. Mit jeder Unmutsbekundung, die Wuttke von sich gab, bestätigte er Stein in seinem Verdacht nur noch mehr.

»Mich angucken, habe ich gesagt!«, befahl er.

Widerwillig wandte Wuttke ihm seinen Blick zu.

»Paula Hanke …« Stein legte eine Pause an und musterte den Kollegen durchdringend, doch der zeigte bei diesem Namen keinerlei Reaktion. So ging das auch bei allen weiteren Namen. Erst beim vorletzten auf der Liste begannen seine Augenlider zu flattern. Lena Kowalke.

»Und woher kennen Sie diese Lena? Aus dem Pandora?«

»Passen Sie mal auf, Sie arroganter Schnösel. Ihnen habe gar nicht Rede und Antwort zu stehen. Sie sind nicht mein Chef!«

»Gute Idee. Dann werde ich wohl den Chef bitten, Sie nach Ihrer Bekanntschaft mit Lena Kowalke zu fragen, wenn Sie die Wahrheit nur Vorgesetzten mitteilen wollen.«

»Tun Sie sich keinen Zwang an. Gehen Sie zum Chef, wenn das bei den Tommys so üblich ist, Kollegen hinzuhängen!«

»Mannomann, Sie benehmen sich fast so verdächtig, als wären Sie der Täter. Ich denke, ich werde mich heute Abend mal selbst im Pandora umsehen«, entgegnete Stein in ruhigem Ton.

»Das kommt gar nicht infrage, dass Sie da allein schnüffeln gehen. Ich begleite Sie natürlich. Ja, und wenn Sie es genau wissen wollen, ich bin schon ein paarmal dort gewesen. Sind Sie jetzt zufrieden?«

»Nicht ganz. Mich würde noch interessieren, wie gut Sie diese Lena kennen!«, erwiderte Stein grinsend.

»Gar nicht, Sie Idiot!«, schimpfte Wuttke.

Was für ein lausiger Lügner, dachte Stein, bevor er den Kollegen aufforderte, mit ihm gemeinsam den Toten umzudrehen. Um das allein zu schaffen, war der Mann zu massig. Ein seltener Anblick in dieser Zeit, in der den Menschen auf der Straße das jahrelange Hungern in den ausgemergelten Gesichtern geschrieben stand.

Nachdem sie den Körper auf den Rücken gewuchtet hatten, schienen ihn die weit aufgerissenen toten Augen, die zu einem – Stein fiel spontan nichts anderes ein – Pfannkuchengesicht gehörten, regelrecht anzustarren. Die austretende Kugel hatte ihm fast den gesamten Brustkorb zerfetzt.

»Neun Millimeter, wie ich gesagt habe«, murmelte Wuttke, nachdem er eine Patrone vom Boden aufgehoben hatte. Steins ganze Aufmerksamkeit galt allerdings weniger dem Kaliber als vielmehr Wuttkes erschrockenem Blick, den dieser gerade auf den toten Körper gerichtet hatte und den er nun abrupt abwandte. Keine Frage. Sein Kollege kannte nicht nur die Zeugin, sondern auch das Opfer!

5

Das Obergeschoss der Villa war im Gegensatz zur unteren Etage stilvoll eingerichtet. Im Treppenhaus hingen diverse Werke alter Meister. Wuttke kannte sich nicht aus mit Kunst, aber das eine Bild hatte er schon einmal in der Zeitung gesehen. Im Zusammenhang mit einem Kunstraub. Die sparsam drapierten Möbelstücke passten erstaunlicherweise gut zueinander. Hier erinnerte nichts an den protzigen Trödelladen von unten. Hier lebte jemand mit Stilempfinden und Geschmack.

Wuttke kam sich wie ein Eindringling vor, denn auf ihr lautes Rufen hin hatte sich keiner gemeldet. Offenbar war die Dame des Hauses doch nicht da. Wuttke spürte immer noch den Zorn auf den Tommy in sich wallen. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Was ging ihn sein Privatleben an? Aber noch größer als die Wut auf Stein war sein Ärger über Lena. Geahnt hatte er bereits, dass sie nicht nur als Bardame im Pandora arbeitete, die lediglich in Ausnahmefällen mit einem Mann in der oberen Etage verschwand, wie sie ihm ständig weiszumachen versuchte. Aber dass sie sich von diesem Widerling in sein Haus zur Gruppenorgie bestellen ließ, das hätte er sich selbst in seinen schlimmsten Fantasien nicht ausgemalt. Denn obwohl sie ständig betonte, dass sie für keinen der Freier etwas empfand, war er eifersüchtig auf alle anderen Kerle, die sich ihr näherten. Lena hatte ihm eingeschärft, diese Gefühle in der Bar nicht offen zu zeigen. Besonders nicht vor dem Boss. Dass der Tote Carl Braunke der Betreiber des Pandora war, war ihm allerdings erst in dem Moment klar geworden, als er diese erblondete Margot wiedererkannt hatte. Sie war ihm bislang nur als schwarzhaariger Vamp begegnet, und das auch nur flüchtig. Mit ihr hatte er nie näher zu tun gehabt. Genauso wenig wie mit den anderen – bis auf Lena. Woher wusste diese Frau, dass Lena sich nicht von ihm bezahlen ließ, dass sie nicht seine Hure war, sondern seine … er war unsicher, wie er sie nennen sollte: Freundin? Geliebte? Vertraute?

Er bereute bereits, dass er dem Engländer seine Begleitung ins Pandora