Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, April 2016
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Der Text entspricht dem Kapitel «Der Pakt mit dem Teufel» in Herfried Münkler, «Die Deutschen und ihre Mythen», Copyright © 2009 by Rowohlt·Berlin Verlag GmbH, Berlin
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Satz Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
ISBN 978-3-644-12351-9
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Beispielhaft hierfür Korff, Faustischer Glaube, passim, insbes. S. 11ff. und 123ff. – eine durch den Zeitgeist erstaunlich wenig affizierte Interpretation des Goethe’schen Faust als Antwort auf die Herausforderung des modernen Menschen, wie gegen Jasper, Faust und die Deutschen, S. 26 und 139, festzuhalten ist.
Blumenberg, Arbeit am Mythos, S. 192ff. und 291ff.
Treitschke, Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert, Bd. 1, S. 318.
Zit. nach Schwerte, Faust und das Faustische, S. 161.
Zit. nach ebd., S. 163.
Mattenklott, «Faust», S. 605.
Ebd., S. 609f.
Jasper, Faust und die Deutschen, S. 131ff.
Zu Fausts Leben, soweit es sich aus unterschiedlichen Quellen und Zeugnissen rekonstruieren lässt, vgl. die Arbeit von Mahal, Faust, sowie die quellenkritische Analyse von Baron, Doctor Faustus.
Mahal, Faust, S. 40ff.
Baron, Doctor Faustus, S. 23ff. und 74ff.; Völker, Faust, S. 15ff.
Historia von D. Johann Fausten. Kritische Ausgabe des Druckes von 1587, hg. von Stephan Füssel und Hans Joachim Kreutzer, Stuttgart 1988; zur Historia und den nachfolgenden Faustbüchern des 16. bis frühen 18. Jahrhunderts vgl. Marina Münkler, Fausts Höllenfahrt.
Einen Blick auf die Wanderung des Faust-Motivs und die dabei erfolgenden Anlagerungen bietet Engelhardt, Der plutonische Faust, passim; sehr viel stärker auf die deutsche Tradition bezogen ist die ältere Arbeit von Müller, in der die Stoffgeschichte zwischen Faustbuch und Goethes Werk unter dem Titel Geschichte der deutschen Seele behandelt wird. Eine Zusammenstellung einschlägiger Texte findet sich bei Völker, Faust. Ein deutscher Mann.
Vgl. Marina Münkler, Narrative Ambiguität, passim.
Die Gründe für Fausts Erlösung, ohne dass er sich zuvor vom Teufel losgesagt, auf seine Zauberkräfte verzichtet und Reue gezeigt hat, sind in der langen und kaum noch zu überblickenden Geschichte der Goethe-Philologie mit unterschiedlichen Ergebnissen hin und her bewegt worden. Darauf kann hier nicht eingegangen werden.
Goethe, Faust, S. 64 (1335/36).
Zu nennen sind das Kapitel «Nochmals das Faustmotiv der Phänomenologie des Geistes» in Blochs Tübinger Einleitung in die Philosophie (Bd. 1, S. 84ff.) sowie das Hegelbuch Subjekt–Objekt, wo immer wieder Parallelen zwischen Goethes Werk und Hegels Philosophie gezogen werden, insbes. S. 75f. und 172f.; zu Blochs Faust-Interpretation vgl. weiterhin sein Opus magnum, Das Prinzip Hoffnung, insbes. Bd. 2, S. 963ff. und Bd. 3, S. 1190–1201.
Vgl. Schwerte, Faust und das Faustische, S. 101ff.
Zit. nach ebd., S. 108.
Zit. nach ebd., S. 57; der Bezug auf den Abschnitt «Die Lust und die Notwendigkeit» in Hegels Phänomenologie des Geistes ist hier unüberhörbar. – Mit seiner Deutung ging Hinrichs noch einen Schritt weiter als Karl Rosenkranz, ein anderer Hegelianer, der Faust – im Unterschied zu Hiob – als das einzelne Selbstbewusstsein bezeichnete, das sich als «das absolut freie» fasse. Im modernen Leben, «dessen allgemeines Bewußtsein Faust ist», müsse der alte Glauben einer neuen Verbindung von Wissenschaft und Selbstbewusstsein weichen. (Vgl. ebd., S. 64f.) Hinrichs hat dieses Faustische als die avancierteste Form des Selbstbewusstseins im Anschluss an Hegels Theorie des Volksgeistes dezidiert mit den Deutschen verbunden.
Vgl. ebd., S. 61ff.
In seiner ersten Fassung lautet das Gedicht (Hölderlin, Sämtliche Werke und Briefe, Bd. 1, S. 193): «Spottet ja nicht des Kinds, wenn es mit Peitsch’ und Sporn / Auf dem Rosse von Holz muthig und groß sich dünkt, / Denn, ihr Deutschen, auch ihr seyd / Thatarm und gedankenvoll. // Oder kömt, wie der Stral aus dem Gewölke kömt, / Aus Gedanken die That? Leben die Bücher bald? / O ihr Lieben, so nimmt mich, / Daß ich büße die Lästerung»
Vgl. Schwerte, Faust und das Faustische, S. 112ff.
Ebd., S. 119.
Treitschke, Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert, Bd. 1, S. 318.
Zit. nach ebd., S. 151f.
Zum Begriff der imperialen Mission und seiner Bedeutung für das Projekt der Großreichsbildung vgl. Münkler, Imperien, S. 132ff.
Zit. nach Schwerte, Faust und das Faustische, S. 158f.
Ebd., S. 168–173.
Bei Oskar Negt (Die Faust-Karriere, S. 84–101) findet sich eine sensible Gegenüberstellung der Philemon-und-Baucis-Szene in Ovids Metamorphosen, die Goethe von Jugend an gekannt hat, und der Darstellung des Schicksals der beiden Alten im Faust: Während bei Ovid Philemon und Baucis, die immer rechtschaffen und bescheiden waren, dem Untergang entgehen, den die Götter wegen frevelhaften Verhaltens über ihre Umgebung verhängt haben, und sich schließlich in Gestalt von Bäumen in die Natur zurückverwandeln, findet ein ebenso rechtschaffenes Verhalten im Faust keine Belohnung: Weil sie dem Projekt Fausts nicht weichen wollen, müssen sie in ihrem Heim sterben und verbrennen.
Zit. nach Schwerte, Faust und das Faustische, S. 78.
Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen, S. 235.
Ebd., S. 236. «Man muß den Deutschen ihren Mephistopheles ausreden: und ihren Faust dazu. Es sind zwei moralische Vorurteile gegen den Wert der Erkenntnis», so Nietzsche in Die fröhliche Wissenschaft, III, Aph. 178.
Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, II, Aph. 124.
Nietzsche, Die Unschuld des Werdens. Der Nachlaß, Bd. 2, Aph. 1143.
«Was ich an dem Deutschen gern wahrnehme, das ist seine Mephistopheles-Natur: aber die Wahrheit zu sagen, man muß sich einen höheren Begriff von Mephistopheles machen, als Goethe, der nötig hatte, um seinen ‹inwendigen Faust› zu vergrößern, seinen Mephistopheles zu verkleinern. Der wahre deutsche Mephistopheles ist viel gefährlicher, kühner, böser, verschlagener und folglich offenherziger: man denke sich das Inwendige von Friedrich den Großen, oder von jenem viel größeren Friedrich, jenem Hohenstaufen Friedrich II. Der echte deutsche Mephistopheles steigt über die Alpen, glaubt, daß ihm dort alles zu gehört. Deshalb wird ihm wohl, wie es Winckelmann wohl wurde, wie Mozart. Er betrachtet Faust und Hamlet als Karikaturen, die zum Lachen erfunden sind, insgleichen Luther. Goethe hatte gute deutsche Augenblicke, wo er über das alles inwendig lachte. Aber dann fiel er selber wieder in die feuchten Stimmungen zurück.» (Ebd., Aph. 1142.)
Vgl. Schwerte, Faust und das Faustische, S. 176f.
Dass die deutschen Soldaten mit dem Faust im Tornister ins Feld gezogen seien, war eine verbreitete Redewendung, und an Ost- wie Westfront sei die Lektüre von Goethes Werk geistige und seelische Nahrung gewesen. (Vgl. Jasper, Faust und die Deutschen, S. 101f.)
Sombart, Händler und Helden, S. 84.
Brecht, «Gespräch über Klassiker»; Gesammelte Werke, Bd. 15, S. 176.
Zit. nach Schwerte, Faust und das Faustische, S. 233.
Diese Sicht Fausts hat Ziegler nicht daran gehindert, gegenüber dem Nationalsozialismus ausgesprochen abgeneigt zu sein.
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, S. 403f.
Ebd., S. 465.
Dazu Felken, Spengler, S. 52ff., 157ff.
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, S. 149.
Das Problem einer jeden Spengler-Interpretation ist, dass sich in Spenglers Werk stets Äußerungen und Hinweise finden lassen, die in eine andere Richtung weisen. Für eine systematisierende Aufnahme und Weiterführung Spenglers vgl. Krebs, Die imperiale Endzeit.
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, S. 466.
Ebd., S. 465.
Dazu auch Moeller van den Bruck, Der Preußische Stil, ein Buch, das der Verfasser, der wie Spengler dem Umfeld der sog. konservativen Revolution zugerechnet werden kann, als «ein Bekenntnis zu Hegel und Clausewitz» (Vorsatzblatt) bezeichnet hat.
«Die späteste Nation des Abendlandes ist die preußische, eine Schöpfung der Hohenzollern, wie die Römer die letzte Schöpfung des antiken Polisgefühls und die Araber die letzte aus einem religiösen consensus gewesen sind.» Spengler, Untergang des Abendlandes, S. 777.
Dazu ausführlich Felken, Spengler, S. 219ff.; vgl. auch Lenk, «Spengler im Dritten Reich», S. 102ff.
Spengler, Jahre der Entscheidung, S. 182f.
Man könnte Spenglers Faustbild auch als den faschistischen Faust bezeichnen, während Alfred Rosenberg, Hitlers «Beauftragter für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP», einen nationalsozialistischen Faust entworfen hat, bei dem Rassefragen im Vordergrund stehen. (Rosenberg, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, S. 245ff.) Doch eine große Wirkung hat das nationalsozialistische Faustbild nicht entfaltet. Die Bemühungen von Willi Jasper (Faust und die Deutschen, S. 163ff.) um entsprechende Nachweise fallen dürftig aus; auch Klaus Völker (FaustBarbar, Germane, ArierNSDer arische MythosDie Fäden der Nornen