Mac P. Lorne
Das Herz des Löwen
Ein Robin-Hood-Roman
Knaur e-books
Mac P. Lorne wurde 1957 geboren. Aufgewachsen in der DDR, studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur dann doch lieber Veterinärmedizin und später Pferdezucht und -sport. Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau und Tochter baute er einen Reit- und Zuchtbetrieb in Bayern auf, aus dem sich auch Olympiareiter ihren Nachwuchs sicherten.
Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
Er ist Co-Autor mehrerer Fach- und Sachbücher aus den Gebieten Veterinärmedizin und Pferdezucht und hat zahlreiche Artikel zur Berufsausbildung, Reitlehre etc. verfasst, die große Beachtung fanden. 2011 erschien sein erster historischer Roman, der den Auftakt einer Reihe um Robin Hood bildete, zu der »Die Pranken des Löwen«, »Das Herz des Löwen«, »Das Blut des Löwen« und »Das Banner des Löwen« gehören. Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors.
Die Originalausgabe erschien bereits 2011 unter demselben Titel bei Offsetdruck & Verlag Dorfmeister, Tittling.
© 2017 der E-Book-Ausgabe Knaur eBook
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München.
© 2014 der genehmigten Lizenzausgabe Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg
© 2011 der Originalausgabe Offsetdruck & Verlag Dorfmeister, Tittling
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Karten und Wappen: Computerkartographie Carrle
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: © FinePic®, München
ISBN 978-3-426-44386-6
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Für Inga und Jette,
die beiden wichtigsten Frauen in meinem Leben
England/Frankreich um 1190
Zypern und das Heilige Land um 1192
(historische Personen sind mit einem * gekennzeichnet)
Richard I. Plantagenet*, genannt »Richard Löwenherz« – geb. 08.09.1157 in Oxford, gest. 06.04.1199 vor Chalus, von 1189 bis 1199 König von England
Berengaria von Navarra* – seine Frau, geb. ca. 1167 in Pamplona, gest. 1230 in Le Mans
Eleonore von Aquitanien* – seine Mutter, geb. 1122 in Poitiers, gest. 01.04.1204 im Kloster Fontevrault
John Plantagenet*, genannt »Johann ohne Land« – sein Bruder, geb. 24.12.1167 in Oxford, gest. 19.10.1216 auf Newark Castle, von 1199 bis 1216 König von England
Joan Plantagenet* – seine Schwester, geb. Oktober 1165 in Angers, gest. 04.09.1199 im Kloster Fontevrault
Robert Fitzooth, auch Robert von Loxley, später Robin Hood – geb. 1160 in Loxley, gest. 1247 in Kirklees Priory
Marian Leaford – seine Frau, geb. 1165 in Fenwick, gest. 1243 in der Gascogne
Richard Leaford – ihr Vater, geb. 1132 in Lincoln, gest. 1192 in Fenwick
Ralf (Robert) de Lacy* – Sheriff von Nottingham, geb. 1144 in Pontefract, gest. 1194 in Nottingham
Little John, Will Scarlett, Much Millerson, Gilbert Whitehand, Alan a Dale – Gefährten von Robin Hood
William Marshal* – Earl von Pembroke, Mitglied des Kronrates, Regent von England, geb. 1144, gest. 1219
Baudouin de Bethune* – Ritter und Freund von Richard I. (eigentlich Franzose), geb. ?, gest. 1212
Wilhelm Longchamp* – Kanzler des Angevinischen Reiches
Hubert Walter* – Vertrauter Richard I., Erzbischof von Canterbury
Ranulph de Blondeville* – 4. Earl von Chester, geb. 1172, gest. 1232
Philipp II.* – seit 1188 König von Frankreich, ehemaliger Freund, später Feind Richards I., geb. 1165, gest. 1223
Hugo von Burgund* – sein Feldherr im Heiligen Land, geb. 1148, gest. August 1192 in Tyros
Philipp von Dreux* – Bischof von Beauvais, Cousin König Philipps, geb. 1158, gest. 1217
Salah ad-Din Yusuf bin Ayyub*, genannt Saladin – Sultan von Syrien und Ägypten, geb. 1137 in Tikrit, gest. 1193 in Damaskus
al-Adil* – sein Bruder, Unterhändler für Saladin, geb. 1145, gest. 1218
al-Afdal* – sein Sohn, geb. 1169, gest. 1225
az-Zahir Ghazi* – sein Sohn, geb. 1171, gest. 1216
al-Aziz Utman* – sein Sohn, geb. 1171, gest. 1198
Raschid ad-Din Sinan*, genannt der Alte vom Berge – Anführer der Assassinen und Ismailiten in Syrien, geb. ca. 1133, gest. 1192
Heinrich VI.* – von 1191 bis 1197 deutscher Kaiser, geb. 1165 in Nimwegen, gest. 28.09.1197 in Messina
Leopold V.* – von 1177 bis 1194 Herzog von Österreich, geb. 1157, gest. 31.12.1194 in Graz
Adolf I. von Altena* – von 1193 bis 1205 Erzbischof von Köln, geb. um 1157, gest. 15.04.1220 in Neuss
Aquitanien, April 1199
Scheinbar unendlich hoch wölbte sich die riesige Abteikirche von Fontevrault über den wenigen Menschen, die sich in ihr fast verloren.
Nahe dem Haupttor hatte ein Trupp Soldaten unter dem Befehl des Söldnerhauptmanns Mercadier Aufstellung genommen.
In der Mitte des Hauptschiffes stand eine Frau in eher schlichter Kleidung, sehr aufrecht und gerade, trotz ihres hohen Alters. Eleonore, Herzogin von Aquitanien, ehemalige Königin von Frankreich und England, Mutter von zehn Kindern, davon zwei Königen, war immerhin siebenundsiebzig Jahre alt, was man ihr aber weiß Gott nicht ansah. Selbst mehr als fünfzehn Jahre Haft in zugigen Burgen hatten ihr kaum etwas anhaben können. Noch jetzt konnte jeder erkennen, was für eine überaus schöne Frau sie in ihrer Jugend gewesen war.
Das Leben hatte natürlich seine Spuren hinterlassen, doch nach außen hin ließ sie sich wie schon so oft nicht im Geringsten anmerken, was in ihrem Inneren vorging. Nur wer sie genau kannte, sah, wie wachsbleich und angegriffen sie war.
Ein paar Schritte vor ihr stand ein Mann mittleren Alters in leichter Rüstung mit gesenktem Kopf, schwer auf sein Schwert gestützt. Er glaubte nicht, dass er sich sonst hätte überhaupt aufrecht halten können.
Ein Lehnsmann war zu seinem König gekommen – doch sein König war tot.
Robert von Loxley, Earl von Huntingdon, früher auch Robin Hood genannt, stand vor dem aufgebahrten Leichnam Richards I., König von England, der Welt als Löwenherz bekannt. Bald würde er zu Füßen seines Vaters, den er zu Lebzeiten mit Inbrunst bekämpft hatte, in dem Sarkophag ruhen, an dem bis vor Kurzem die Steinmetze noch gearbeitet hatten. Auf dem Deckel des steinernen Sarges war seine Gestalt in Lebensgröße nachgebildet worden. Ein Schwert hatten sie auf seine Brust gelegt, Zeichen des immerwährenden Kampfes, der ihn sein ganzes Leben lang begleitet hatte.
Robin hatte einmal gegen und dann unzählige Male mit und für Richard gekämpft. Der König hatte ihm die Ehe mit seiner geliebten Marian ermöglicht, ihn zum Ritter geschlagen und zum Earl von Huntingdon und Mitglied des Kronrates ernannt, ihn, den Sohn eines Freisassen aus dem winzigen Loxley und ehemaligen Geächteten!
Oft waren sie aneinandergeraten und vor fünf Jahren nicht gerade in Eintracht voneinander geschieden, aber als der sterbende König nach ihm rief, gab es für Robin kein Halten.
Doch der Weg für einen Boten von der Loire nach Huntingdon war kein kurzer und leichter, und so konnte er nur noch um seinen toten Kampfgefährten trauern.
In vielen Schlachten war Robert von Loxley Richards linker Schildarm gewesen – einen rechten hatte Löwenherz nie gebraucht –, und nun war der König so sinnlos gestorben.
Eine unbedeutende Belagerung, Richards typische Sorglosigkeit, ein fast kraftloser Armbrustbolzen, der gerade noch die ungeschützte Halsbeuge traf, und einsetzender Wundbrand hatten ihn das Leben gekostet.
Jetzt lag der König da, einbalsamiert, das Herz entnommen und in die Kathedrale von Rouen gesandt, und sah so gelassen aus, als hätte er endlich Ruhe und Frieden gefunden.
In einer letzten, großherzigen Geste hatte er dem Schützen Pierre Basile vergeben und ihn zum Ritter geschlagen, was aber Mercadier nach Richards Tod nicht daran hinderte, den Mann lebendig zu häuten. Robin hatte den Söldnerführer noch nie gemocht!
Es war völlig still in der großen Kirche, und nur so konnte der Ritter die leisen Worte von Richards Mutter hören, die hier ihren Lieblingssohn begraben musste:
»Wärt Ihr an seiner Seite gewesen, Robin, dann wäre das nicht geschehen.«
Es war kein Vorwurf in ihrer Stimme zu hören, es war eine reine Feststellung. Doch Robin wusste, sie hatte recht. Nie würde er die Schuld loswerden, die auf seinen Schultern lastete und ihn schier zu erdrücken schien.
Auf ihn hatte der König gehört, ihm hatte er vertraut, da sein Mut, seine Tapferkeit und seine Treue von ihm nie infrage gestellt worden waren. Er hatte den Jähzorn und die gelegentlichen Wutausbrüche Richards als Einziger in dessen Umgebung einfach ignoriert, was diesen zwar meist zuerst noch mehr aufbrachte, ihn dann aber auch schnell wieder versöhnlich stimmte.
Denn nachtragend war sein Lehnsherr nie gewesen, und dass er sich auf Robin wie auf keinen Zweiten jederzeit verlassen konnte, das wusste er genau.
Hätte er sich nicht geweigert, Richard nach dem Kreuzzug auch noch auf seinen Kriegen in Frankreich zu begleiten, würde der König heute sicher noch leben. Denn nie, niemals hätte er es zugelassen, dass sich Löwenherz allein und ohne Rüstung der Festung Chalus näherte, von wo ihn dann der tödliche Schuss getroffen hatte.
Ob auf Zypern, vor Akkon oder in Wien, der Leichtsinn Richards war sprichwörtlich. Er brauchte dringend jemanden an seiner Seite, der ihn vor sich selbst schützte.
Vor zehn Jahren hatte Robin diese Aufgabe auf Drängen Eleonores übernommen, aber nach Frankreich war er seinem König nicht gefolgt.
Er, Robert von Loxley, war Engländer mit jeder Faser seines Herzens und hatte gehofft, dass Richard wie sein Vater Henry wenigstens einen Teil seines Lebens auf der Insel verbringen würde. Doch mehr als sechs Monate in zehn Jahren Herrschaft waren es letztlich nicht geworden.
Und dabei hatte alles so verheißungsvoll angefangen, in jenem heißen Sommer anno 1189 im Wald von Sherwood …
Sherwood Forest, Sommer 1189
Der Wald von Sherwood wölbte sich wie eine gewaltige Kathedrale nach oben zum Himmel. Die Bäume ließen nur wenige Sonnenstrahlen durch ihre Blätter, die goldene Kringel in Unterholz, Gras und Farn zauberten. Trotzdem spürte Robin die Hitze des Augusttages fast wie einen körperlichen Schmerz unter seinem grünen Wams, als er dem Ruf des Jagdhorns folgend durch den Forest eilte.
Er hatte die Mittagszeit bei Marian und ihrem Vater verbracht, deren Rittergut direkt an den Sherwood grenzte, und nach einem recht üppigen Mahl noch etwas Ruhe in den Armen seiner vor Gott, wenn auch nicht vor der Kirche und dem Gesetz, angetrauten Frau genossen.
Dann schallte der dumpfe Ton aus Little Johns Jagdhorn durch die Stille, und für alle Waldmänner gab es in diesem Fall nur eins, sofort dem Ruf zu folgen.
Fast hätte Robin den Ritter übersehen, der wie eine Statue völlig unbeweglich auf seinem Pferd mitten auf dem Weg nach Nottingham stand, voll gerüstet in Kettenhemd, Brustpanzer, Helm und mit Schild, Schwert und Lanze bewaffnet. Hätte das gewaltige Schlachtross nicht warnend geschnaubt, wäre der in Gedanken noch bei Marian weilende Robin wahrscheinlich mit dieser riesigen, eisernen Gestalt zusammengestoßen.
Doch das Leben im Wald hatte über die Jahre alle seine Sinne geschärft. Blitzschnell legte Robin Hood einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens und donnerte dem Ritter ein »Halt« entgegen, was irgendwie unpassend war, da dieser ja sowieso stand.
»Was wollt Ihr denn mit dem Stecken und dem Stäbchen ausrichten?«, fragte der Ritter eher amüsiert und etwas überrascht, wobei seine Stimme durch das Helmvisier dumpf und grummelnd klang.
»Ihr seid in unserem Wald und auf unserem Weg, und jeder, der hier durchkommt, zahlt uns ein Wegegeld«, kam prompt die Antwort, die den eisernen Mann etwas verblüffte.
»Ich war bis jetzt der Meinung, das ist der Wald des Königs, und des Königs Wege sind in England frei«, gab er zurück.
»Mag schon sein, dass das woanders so ist«, konterte Robin. »Aber erstens ist der König tot, und zweitens müssen wir das Unheil, das er mit seinen ewigen Kriegen angerichtet hat, ja irgendwie ausgleichen. Deshalb nehmen wir von denen, die es haben, und geben es denen, die es brauchen. Wenn Ihr hier durchwollt, kostet es Euch eine Silbermark – und wenn nicht, dann auch.«
Dem Ritter, den die Situation anfangs eher belustigt hatte, wurde es langsam zu bunt.
»Gib den Weg frei, Bürschchen, sonst nagle ich dich an den nächsten Baum«, knurrte er und legte die Lanze ein.
Plötzlich spürte er einen harten Schlag gegen seinen Schild. Als er heruntersah, steckte in dem dicken Eichenholz ein Pfeil. Und zu seiner größten Überraschung schaute dessen Spitze auf der Innenseite des Schildes nur wenig über seinem linken Arm heraus.
Er, der in unzähligen Gefechten unbesiegt geblieben war und als Meister der Kriegskunst galt, hatte noch nie eine Waffe mit einer derartigen Durchschlagskraft erlebt.
Als er aufblickte, schien sich an der Situation von eben nichts geändert zu haben. Der Mann im grünen Wams stand mit gespanntem Bogen scheinbar unbewegt vor ihm.
»Der nächste Pfeil geht in den Schildarm. Und wenn das nicht reicht, der dritte durch den Helm. Übrigens, ich habe es mir überlegt: zwei Silbermark sind wohl angemessener für so einen hohen Herrn«, hörte er die Gestalt vor sich sagen.
Das war ein stolzer Preis. Für drei Silbermark bekam man schon ein gutes Pferd.
Der Ritter war nicht gerade mit dem ausgeglichensten Temperament versehen. Wutschnaubend senkte er die Lanze, gab seinem Hengst die Sporen und jagte auf Robin Hood zu.
»Verdammt sollt Ihr sein für das, was ich jetzt tun muss!«, knurrte Robin und ließ den Pfeil von der Sehne, allerdings nur mit einem Bruchteil der Zugkraft, die er beim ersten Schuss aufgewendet hatte. Das Geschoss traf das heranstürmende Schlachtross genau zwischen Brustbein und Schulterblatt in den starken Halsmuskel. Wie von einem gewaltigen Hammer getroffen, knickte der Hengst abrupt in der Vorhand ein. Der Ritter wurde wie ein Stein vom Katapult aus dem Sattel geschleudert und landete unsanft auf dem zum Glück recht weichen Waldboden im Moos.
Robin eilte an ihm vorbei zu dem Pferd, das sich wütend schnaubend wieder aufgerappelt hatte.
»Ist schon gut, mein Großer!«, sprach er beruhigend auf den Hengst ein, griff nach den Zügeln und klopfte dem verletzten Pferd begütigend den Hals. Eigentlich hatte das Streitross steigen wollen, überlegte es sich nun aber doch anders und schaute nur mit rollenden Augen auf den Fremden herab.
Robin zögerte nicht lange. Er sah, dass der Pfeil dort steckte, wohin er gezielt hatte, und nicht sehr tief ins Fleisch eingedrungen war. Er packte den Schaft fest mit der Rechten, und mit einem schnellen Ruck zog er das widerhakenlose Geschoss heraus. Es beruhigte ihn zu sehen, dass die Wunde nur wenig blutete und er offenbar kein größeres Blutgefäß verletzt hatte.
Das alles war dem Hengst nun aber doch zu viel. Wütend stieg er kerzengerade empor, riss seinem Peiniger die Zügel aus der Hand, machte auf der Hinterhand kehrt und galoppierte den Weg, auf dem er gekommen war, zurück. Sollten die Menschen doch sehen, wie sie allein fertig würden!
Robin blickte dem Streitross noch kopfschüttelnd hinterher, da hörte er hinter sich ein Zischen und spürte einen Windhauch. Ohne lange zu überlegen, ließ er sich fallen und rollte über die rechte Schulter ab.
Der Ritter war nach seinem Sturz wieder auf die Beine gekommen, was ihm in der schweren Rüstung nicht ganz leichtgefallen war, hatte sein Schwert gezogen und mit einem gewaltigen Hieb versucht, seinen Gegner zu erschlagen. Dass er dabei aber nur die würzige Luft des Sherwood zerteilte, machte ihn umso wütender, wenn das überhaupt noch möglich war.
Blitzschnell war Robin wieder auf den Füßen, kam hinter seinem Gegner zu stehen und zog sein eigenes Schwert. Den Ritter hatte die Wucht des Hiebes, ohne auf Widerstand zu treffen, nach vorn gezogen. Robin schlug mit der flachen Klinge, aber mit aller Kraft auf das ihm ungeschützt dargebotene Hinterteil, und sein Gegner ging das zweite Mal in Folge zu Boden.
»Das war dafür, dass ich Euer Pferd verletzen musste!«, brüllte er den Mann zu seinen Füßen an. »Wer so ein edles Tier einer sinnlosen Gefahr aussetzt, hat es gar nicht verdient!«
Jetzt war der Ritter wirklich verblüfft. Der Fremde nahm ihm nicht übel, dass er ihn hatte töten wollen. Stattdessen beschimpfte er ihn, weil er sein Pferd einer Verletzung ausgesetzt hatte. Aber sei es, wie es sei, das hier musste ein Ende haben. Diese Demütigung ertrug er nicht länger. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung sprang er regelrecht auf die Beine und fuhr mit erhobenem Schwert herum. Aber da war niemand, und ehe er sichs versah, spürte er schon wieder einen Hieb auf seinem Allerwertesten, der ihn in die Knie zwang.
»Seid froh, dass ich bester Laune bin und das Wetter einfach zu schön zum Töten ist«, hörte er den Fremden hinter sich sagen. »Das wäre jetzt genau die richtige Stellung, um Euch den Kopf vor die Füße zu legen.«
Ruhig bleiben, Richard, sagte der Ritter innerlich zu sich selbst. Du wirst dich doch hier nicht im Wald von einem Wegelagerer umbringen lassen.
Da er nicht den Eindruck hatte, dass ihn der Grüngewandete von hinten erschlagen würde, ließ er sich diesmal mit dem Aufstehen etwas mehr Zeit. Er zog den Arm aus den Schildschlaufen und nahm den Helm ab. Dann erhob er sich langsam und drehte sich um.
Robin sah erst jetzt, mit was für einem Hünen er es zu tun hatte.
Mein Gott!, dachte er. Noch ein paar Finger breit mehr, und er ist so groß wie Little John.
Ungern erinnerte er sich an sein erstes Zusammentreffen mit dem ehemaligen Anführer der Geächteten, seinem jetzigen Freund, und die Tracht Prügel, die er dabei bezogen hatte. Das durfte sich hier und mit Schwertern nicht wiederholen. Die beiden Männer standen sich in gebührendem Abstand gegenüber, wachsam und kampfbereit.
»Wer seid Ihr?«, fragte der Ritter mit befehlsgewohnter Stimme, und seine blaugrauen Augen blitzten.
»Robert von Loxley, wenn es genehm ist. Man nennt mich hier im Wald aber auch Robin Hood«, gab sein Gegner zur Antwort. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
»Ich bin Richard von Oxford und befinde mich auf dem Weg zur Krönung des neuen Königs.«
»So ganz allein unterwegs, ohne Knappen und Gefolge?«
»Meine Gefährten warten vor dem Wald. Ich wollte mich selbst einmal davon überzeugen, ob der Sherwood wirklich so gefährlich ist, wie man sich allerorten erzählt.«
Aha, dachte Robin. Das war es, was Johns Jagdhorn hatte verkünden wollen. Reiche Beute vor den Toren des Forest. Laut fragte er: »Und wie soll das jetzt hier weitergehen? Zahlt Ihr Euren Wegezoll, oder muss ich Euch weiter den Hintern versohlen?«
»Ich glaube kaum, dass Euch das noch einmal gelingt. Eher hacke ich Euch in Stücke«, knurrte der Ritter mit vor Wut rot angelaufenem Gesicht und führte schon den ersten Hieb gegen Robin. Doch der war auf der Hut, und wenn der Gepanzerte ohne Schild und Helm auch etwas beweglicher war, so fiel es ihm nicht schwer, dem Schwert des Ritters mit Leichtigkeit auszuweichen. Dieser spürte allerdings nach dem wieder ins Leere gegangenen Streich einen stechenden Schmerz in der rechten Achselhöhle, der es ihm schwarz vor den Augen werden ließ.
»Halt!«, rief Robin, der erkannt hatte, was mit seinem Gegner geschehen war. »Ich kämpfe nicht gegen einen Verwundeten. Ihr blutet ja wie ein abgestochenes Schwein.«
Der Ritter merkte jetzt auch, wie ihm das Blut an der rechten Seite und am Arm herunterlief. Irgendwie musste er sich bei dem Sturz verletzt haben, und das konnte er nun im Moment wahrlich gar nicht brauchen.
»Wenn Ihr mir versichert, mich nicht gleich wieder umbringen zu wollen, sehe ich mir Eure Verletzung einmal an. Ich gebe Euch mein Wort, Euch währenddessen nichts zu tun«, versprach Robin.
»Das soll ich einem Wegelagerer glauben?«, fragte der Ritter skeptisch.
»Darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr es wart, der mich zweimal töten wollte, obwohl ich die besseren Gelegenheiten dafür hatte.« Robin steckte sein Schwert vor sich in den Boden, blieb aber wachsam.
Richard von Oxford war das nicht ganz geheuer, aber auch er ließ sein Schwert fallen und spürte dabei wieder einen stechenden Schmerz in der rechten Seite.
»Lasst mal sehen«, meinte Robin und trat heran.
Der Ritter hob vorsichtig und mit zusammengebissenen Zähnen den rechten Arm.
»Oha«, knurrte Robin. »Das sieht aber gar nicht gut aus. Ihr habt Euch bei Eurem Sturz wohl das abgebrochene Lanzenende in die Achselhöhle gerammt. Ein großer Splitter ist durch das Kettenhemd gedrungen und steckt noch im Fleisch. Den bekomme ich hier nicht herausgezogen.«
»Bei Gottes Beinen!«, fluchte der Ritter. »Das hat mir gerade noch gefehlt. Wenn ich Euch die zwei Silbermark gebe, bewahrt Ihr dann Stillschweigen und bringt mich zu meinen Begleitern zurück? Dann will ich den Überfall für dieses Mal vergessen.«
»Das braucht Ihr nicht, denn es ist bekannt, dass jeder, der durch den Sherwood will, uns Wegezoll zu entrichten hat. Wir können unseren kleinen Streit auch gern zu Ende austragen, wenn Eure Verletzung ausgeheilt ist.«
Richtige Lust hatte Robin darauf allerdings nicht. Der Ritter war fast einen Kopf größer als er und sicherlich ein erfahrener Kämpfer.
»Was sagt eigentlich der Sheriff von Nottingham zu Eurem Treiben hier?«, erkundigte sich Richard. »Es ist schließlich seine Aufgabe, für die Sicherheit in des Königs Landen zu sorgen.«
»Ralf de Lacy?«, fragte Robin. »Der weiß genau, setzt er auch nur einen Fuß in den Sherwood oder kommt er irgendwie in die Reichweite meines Bogens, ist er ein toter Mann.« Selten hatte der Ritter so viel Hass in der Stimme eines Mannes gehört.
»Meint Ihr ernsthaft, dass Ihr mit Eurem Pfeil durch eine Rüstung schießen könnt?«, erkundigte er sich hochinteressiert. Das war etwas, was ihn wirklich bewegte. Natürlich kannte er Bogen und Armbrust, doch dagegen schützten sich die Ritter mit Schild, Helm und Panzer. Gab es plötzlich Waffen, die da durchdrangen, konnte es auf einmal für die Gepanzerten ganz ungemütlich werden.
Robin trat ein paar Schritte zurück, nahm seinen Bogen auf und legte einen Pfeil auf die Sehne. Er spannte ihn, soweit es seine Armlänge erlaubte, und ließ das Geschoss von der Sehne. Es gab einen kurzen, hellen Klang, als es sich durch den Helm des Ritters bohrte.
»Bei allen Heiligen!«, entfuhr es Richard, der seinen zerstörten Kopfschutz vorsichtig vom Waldboden aufnahm. »Was ist denn das für ein Teufelsding? Hätte ich den Helm aufgehabt, steckte mir der Pfeil jetzt mitten im Hirn!«
»Sag ich doch«, meinte Robin trocken. »Nie den Gegner unterschätzen, nur weil man seine Waffen nicht kennt. Es könnte böse für Euch enden.«
»Wo in aller Welt gibt es denn solche Bögen?«, hakte der Ritter nach. »Ich würde Euch viel Geld dafür zahlen.«
Robin dachte einen Moment nach.
»Hört zu, ich mache Euch einen Vorschlag. Ihr schwört mir bei Eurer Ritterehre und allem, was Euch heilig ist, dass Ihr über alles, was Ihr demnächst sehen und hören werdet, gegen jedermann schweigt. Dann bringe ich Euch zu dem Mann, von dem meine Freunde und ich die Bögen haben. Dort können wir vor allem am schnellsten die Wunde versorgen. Bis zu Euren Begleitern ist es mir ehrlich gesagt mit einem Verletzten ein bisschen zu weit.«
»Einverstanden!«, stimmte der Ritter sofort zu. »Ich schwöre es Euch, und Ihr könnt versichert sein, auf mein Wort ist Verlass. Aber mit wem zum Teufel habe ich es hier überhaupt zu tun?«
»Ihr seid wohl lange nicht in England gewesen, dass Ihr nichts von den Geächteten des Sherwood gehört habt?«
»Richtig. Ich bin zwar in England geboren, war aber viele Jahre nur in der Normandie, der Bretagne und Aquitanien unterwegs.«
»Kommt!«, meinte Robin. »Ein Stück ist es schon zu gehen. Ich erzähle Euch unterwegs, was Euch interessiert. Aber vergesst nicht, was Ihr geschworen habt. Sonst, und das ist so sicher, wie die Sonne am Abend untergeht, finden wir Euch, und an dem Tag fahrt Ihr zur Hölle!«
»Keine Sorge, ich habe auf Erden noch viel vor«, antwortete der Ritter, schob vorsichtig sein Schwert in die Scheide. Er warf einen kurzen Blick auf Schild und Helm, entschloss sich dann aber, beides einfach liegen zu lassen. »Gehen wir!«
Sie kamen nur langsam voran. In Eisenschuhen läuft es sich schließlich nicht besonders gut. Die Verletzung machte Richard von Oxford mehr zu schaffen, als er zugeben wollte, und die Sonne brannte noch dazu unbarmherzig vom Himmel.
»Nun erklärt mir einmal«, begann der Ritter, »wie ein Mann wie Ihr im Sherwood zum Wegelagerer wird. So wie ich Euch erlebt habe, könntet Ihr doch jederzeit zum Gefolge eines Earls gehören oder es als Soldat des Königs zu etwas bringen!«
»Meine Gefährten und ich leben seit mehreren Jahren im Wald, weil uns keine andere Möglichkeit bleibt. Wir sind Vogelfreie, Geächtete, und jeder darf uns töten – wenn er kann. Da drehen wir den Spieß einfach um. Das Land ist durch die vielen Kriege König Henrys völlig ausgeblutet. Aus den Bauern wird der letzte Penny herausgepresst. Sie verhungern, wenn man ihnen nicht hilft. Und da das niemand tut, tun wir es eben.«
»Ihr sprecht immer von ›Wir‹«, meinte Richard. »Wie viele seid ihr denn?«
»Diese Frage geht nun doch etwas zu weit. Aber de Lacy hat es mit seinem brutalen Vorgehen geschafft, mir so viele Männer zuzuführen, dass er sich selbst nicht mehr aus seiner Burg wagt.«
»Und die sind alle so bewaffnet wie Ihr?«
»Der eine mag eher das Schwert, der andere den Kampfstock, aber mit dem Bogen sind wir alle ziemlich gut.«
Mein Gott, dachte der Ritter. Eine kleine Armee!
»Machen wir mal eine Pause«, bat er etwas später und ließ sich auf einem Baumstumpf nieder. »Was heißt denn ziemlich gut? Zeigt mir doch einmal, wie treffsicher Ihr auf größere Entfernung seid.«
Zu einer Demonstration seiner Schießkunst konnte man Robin immer überreden. Es war auch nie verkehrt, wenn es sich herumsprach, wozu die Geächteten fähig waren.
»Seht Ihr die schmale Buche in ungefähr hundert Yards?«
»Ja, aber ein schweres Ziel ist das nun nicht gerade«, gab der Ritter zurück.
»Dann passt mal genau auf.«
Robin spannte den Bogen und ließ den ersten Pfeil von der Sehne schnellen. Kaum steckte dieser im Ziel, folgte schon der zweite – und der spaltete den ersten mittig durch.
»Herr im Himmel!«, rief der Ritter mehr als erstaunt aus und lief zu der Buche, seine Verletzung ganz und gar vergessend. »Das habe ich ja in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen! Und ich habe, was Waffen und ihre Handhabung betrifft, wirklich schon einiges erlebt! Wo zum Teufel kommen denn diese Bögen nun her? Die können doch nur in der Hölle gefertigt worden sein!«
»Wenn Ihr Wales mit der Hölle gleichsetzt, habt Ihr recht«, antwortete Robin. »Der Mann, zu dessen Gut ich Euch bringen werde, hat 1182 für König Henry bei Abergavenny Castle gekämpft. Die Pfeile der Waliser haben die starken, handbreiten Eichenbohlen des Burgtores durchschlagen, als König Henrys Ritter hinter die Burgmauern flüchteten. Ich konnte ihm einmal behilflich sein. Dafür hat er mir und meinen Männern hundert solche Bögen geschenkt, die angeblich die Wikinger nach England gebracht haben sollen.«
»Bei Gottes Beinen!«, das war eindeutig Richards Lieblingsfluch. »Jetzt weiß ich, wieso sich der Sheriff nicht mehr in den Sherwood traut. Mindestens hundert Männer mit solchen Bögen bewaffnet und im Wald versteckt – man bräuchte ja ein Heer, um euch alle auszuräuchern.«
»Auch ein Heer würde das nicht schaffen! Es müsste uns ja erst einmal finden«, gab Robin selbstbewusst zurück. »Der Sherwood Forest ist groß! Aber Ihr wart auf dem Weg nach Nottingham. Seid Ihr etwa ein Freund von Ralf de Lacy?«, erkundigte er sich misstrauisch.
»Nein, weiß Gott nicht«, antwortete der Ritter. »Der Sheriff wird sicherlich nicht erfreut sein, mich zu sehen, auch wenn ich ihn wohl werde aufsuchen müssen.«
»Dann denkt daran, was Ihr geschworen habt, sonst könnt Ihr Euer Leben wie de Lacy in Nottingham beenden. Und so schön ist das Nest nun wirklich nicht. Kommt, es ist noch ein Stück bis nach Fenwick!«
Mühsam erhob sich der Ritter. Das Gehen fiel ihm immer schwerer. Robin sah das und zögerte nicht. Er nahm den linken Arm Richards über seine Schulter und stützte den Verletzten. Nach etwa einer Viertelstunde erreichten sie den Waldrand, und vor ihnen lag das Gut von Robins Freund und de facto Schwiegervater.
»Wo bringt Ihr mich denn eigentlich hin?«, fragte der Ritter.
»Das ist der Besitz von Sir Richard Leaford. Dort wird man Euch helfen und Eure Verletzung behandeln.«
»Leaford? Ich kannte einen Sir Walter Leaford, der einmal zum Gefolge von Gottfried von der Bretagne, Gott habe ihn selig, gehört hat. Soweit ich weiß, ist er vor ein oder zwei Jahren in der Normandie gefallen.«
»Das war sein Sohn, der sich seine Rittersporen verdienen wollte und deshalb in den Dienst von König Henrys verstorbenem Sohn getreten ist. Dort ist er dann, wie Ihr richtig sagt, tragisch ums Leben gekommen.«
»Dann bin ich in guten Händen, denn Walter Leaford war ein sehr ehrenwerter Mann, und ich nehme an, er wird die guten Manieren von seinem Vater geerbt haben.«
»Da habt Ihr recht. Ich muss mich dann allerdings so schnell wie möglich um Eure Begleitung kümmern. Nicht dass meine Leute sonst ihre Spielchen mit ihnen treiben.«
»Das könnte aber für Eure Männer böse ins Auge gehen. Es sind sehr kampferprobte Ritter, die meine Mutter begleiten.«
»Ihr reist mit Eurer Mutter?«, fragte Robin verblüfft.
»Haltet sie mal davon ab!«, knurrte Richard. »Sie war mehr als fünfzehn Jahre eingesperrt und vorher in der ganzen Welt unterwegs. Sie kennt Paris, Konstantinopel und Jerusalem, und jetzt will sie nach vielen Jahren hinter Burgmauern nur noch Licht und Sonne sehen.«
Sir Richard Leaford bewohnte keine Burg, sondern ein Gut, dessen Mittelpunkt ein von Palisaden geschütztes zweistöckiges Gebäude bildete. Es lag auf einer kleinen Anhöhe, auf die die beiden Männer jetzt zuhielten. Ringsherum waren weitläufige Koppeln angelegt, auf denen sich zahlreiche Pferde tummelten. Aus dem geöffneten Tor kam ein junger Mann gelaufen, den Robin gleich rief.
»Peter, wo sind Marian und Sir Richard?«
»Ich weiß nicht, irgendwo in den Ställen. Der Herr ist aber vorhin weggeritten.«
»Schnell, sattle mein Pferd! Ich sehe selber nach meiner Frau. Der Mann hier braucht dringend Hilfe.«
»Erschreckt Euch nicht!«, warnte Robin den Ritter und rief dann in einer Lautstärke nach »Marian«, dass man es bis Nottingham hören konnte. Der Mann an seiner Seite zuckte trotz der Warnung zusammen, um gleich darauf mit kaum unterdrücktem Stöhnen auf eine Bank vor dem Hauseingang zu sinken.
Aus einem strohgedeckten Stall kam eine junge, zierliche Frau gelaufen, deren langes blondes Haar unbedeckt war und nur im Nacken von einem Band zusammengehalten wurde. Am meisten erstaunte Richard aber, dass sie kein Kleid, sondern eine kurze Tunika und darunter Beinlinge und Stiefel trug!
Robin sah den Blick und musste grinsen.
»Sie hat es nicht so mit Konventionen«, klärte er seinen Begleiter auf.
Der gab das Grinsen zurück. »Ihr wisst schon, dass die Kirche Frauen, die Hosen tragen, als Hexen verbrennen lässt?«
»Ja«, meinte Robin nachdenklich, »meine Frau hätte da sicher gute Chancen. Noch dazu, wo wir nicht rechtmäßig vermählt sind und sie gleich Eure Wunde behandeln wird.«
»Ist sie eine Heilerin?«, erkundigte sich der Ritter interessiert.
»Schon«, stimmte Robin zu. »Allerdings mehr bei Pferden. Doch was denen hilft, kann auch für Menschen nicht schlecht sein.«
Dem Ritter schwante Schlimmes.
»Brüll nicht immer so, Robin!« Die junge Frau war herangekommen. »Halb so laut hätte auch gereicht.« Dann zu seinem Begleiter gewandt: »Hallo, ich bin Marian Leaford, kann ich Euch helfen?«
Der Ritter musterte sie ausgiebig. Er sah kein scheues, schüchternes Wesen vor sich, wie er sie sonst meist kannte, sondern eine selbstbewusste Frau von vielleicht fünfundzwanzig Jahren mit zarten, edlen Gesichtszügen und schlanker, mädchenhafter Figur, die nichtsdestotrotz eigene Stärke und Willen ausstrahlte.
»Mylady«, sprach er Marian mit einer angedeuteten Verbeugung an, »gestattet, dass ich sitzen bleibe. Der Marsch mit Eurem Mann hat mich doch sehr angestrengt. Ich bin Richard von Oxford und hatte ein kleines Missgeschick. Mein Begleiter meinte, dass Ihr mir vielleicht helfen könntet. Aber bitte nur, wenn es keine Umstände bereitet.«
Robin schaltete sich kurz ein.
»Du musst den Schmied holen, damit er das Kettenhemd öffnet. In seiner rechten Seite steckt ein Stück von seinem Lanzenstiel. Ich muss los, sonst machen Little John und die anderen Kleinholz aus seinen Begleitern.«
Peter hatte ein Pferd gesattelt und hielt es jetzt am Zügel. Richard musste zugeben, selten ein so schönes Tier gesehen zu haben. Das Fell war von einem ganz eigenen Braunton und glänzte wie polierte Bronze in der Sonne. Der Hengst schaute ganz interessiert herüber, machte aber keinen nervösen Eindruck.
»Wartet!«, meinte der Ritter zu Robin und zog einen Ring von seinem Finger. »Gebt den meiner Mutter und sagt ihr, der Tag in Westminster bleibt bestehen. Dann weiß sie Bescheid, und Ihr müsst Euch nicht mit meinen Männern herumschlagen.«
Robin schwang sich mit geübter Leichtigkeit in den Sattel, rief Marian noch ein »Du machst das schon!« zu und galoppierte vom Hof.
Die Frau schüttelte nur den Kopf.
»Einen Moment, Sir«, sagte sie zu dem Ritter und verschwand im Haus. Wenig später war sie zurück und hatte einen großen Krug schäumendes Bier in der Hand, den sie dem Ritter reichte. »Ich glaube, das könnt Ihr jetzt vertragen.«
»Mylady, schon als ich Euch das erste Mal sah, wusste ich, Ihr seid ein Engel«, seufzte Richard und nahm einen langen Zug. Selten hatte ihm etwas so köstlich gemundet.
»So«, meinte Marian, »das war der angenehme Teil. Jetzt wollen wir uns einmal Eure Wunde ansehen. War mein Mann daran schuld?«
Dann, ohne die Antwort abzuwarten, zu Peter, der noch immer auf dem Hof stand:
»Hol den Schmied! Er soll ein paar Zangen mitbringen. Und ich brauche meinen Arzneikasten.«
Richard hatte das Gefühl, dass die Frage, ob Robin an seiner Verletzung schuld war, mehr rhetorisch gemeint und seine Frau nicht wirklich erpicht darauf war, einen Bericht von ihm zu erhalten.
»Wir bleiben am besten, wo wir sind. Hier ist das Licht gut!«, meinte Marian. »Sitzt Ihr bequem, Sir Richard?«
»Es wird schon gehen«, antwortete der Ritter und hoffte, dass er damit recht behielt.
»Legt den Arm bitte hier oben drauf!«
Marian hatte einen Holzklotz geholt und auf die Bank gestellt. Der Schmied war herangetreten, hatte nur kurz zur Begrüßung genickt und sich dann die Rüstung angesehen. Gemeinsam mit Marian nahm er dem Ritter vorsichtig den Brustpanzer ab. Jetzt sahen sie, wie ein Teil des Lanzenschaftes in der Achselhöhle steckte.
»Keine gute Arbeit, Euer Kettenhemd«, murmelte der Schmied. »Das müsste es eigentlich aushalten. Mehr als eine Prellung hätte es nicht geben dürfen.«
Dann bog er vorsichtig mit einer Zange die Kettenglieder neben dem großen Holzsplitter auf und fädelte sie aus dem Kettenhemd. Dadurch wurde die Wunde sichtbar, die wieder zu bluten begonnen hatte, und Marian zog hörbar die Luft durch die Zähne. Als der Schmied einen ausreichenden Teil der Kettenglieder entfernt hatte, meinte Marian zu ihrem Patienten:
»Schaut mal, da drüben kommt mein Vater!«
Richard wandte den Kopf nach links, und in diesem Moment zog Marian mit einem Ruck das Holzstück aus der Wunde.
»Bei Gottes Beinen!«, entfuhr es dem Ritter überrascht statt eines Schmerzensschreis.
»Haltet still!«, ermahnte Marian ihren Patienten. »Wir sind noch nicht fertig.«
Mit einer kleinen stählernen Pinzette entfernte sie die restlichen Splitter und Stoffstücke, die vom wollenen Unterkleid in die Wunde gelangt waren.
»So, jetzt könnt Ihr das Kettenhemd ablegen, damit ich Euch verbinden kann«, sagte sie. »Wenn Ihr Euch ein paar Tage nur vorsichtig bewegt, müsste es so heilen. Wenn nicht, platzt die Wunde wieder auf, und dann muss ich sie nähen.«
»Nur das nicht!«, meinte Richard lachend. »Mein Körper ist doch keine alte Tunika.«
Er ließ sich von der jungen Frau und dem Schmied aus dem Kettenhemd helfen und merkte schon jetzt, wie der Schmerz nachließ. Marian entnahm ihrer Kiste mehrere Kräuter und getrocknetes Moos. Sie legte es vorsichtig auf die Wunde, polsterte diese mit weichem Stoff ab und fixierte alles mit einer Bandage um den Brustkorb und die Schulter des Ritters.
»Ich sollte Euch zu meinem Leibarzt ernennen, Mylady. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet.« Richard sprach aus tiefer Überzeugung. Er hatte auf den Schlachtfeldern schon ganz andere Dinge von sogenannten Heilern gesehen. »Wo habt Ihr denn diese Kunstfertigkeit erlernt? So habe ich bisher nur den jüdischen Arzt meiner Mutter arbeiten sehen.«
»Robins Großmutter war eine weise Frau, sie hat mir viel beigebracht«, erwiderte Marian. »Der Rest ist Übung und Erfahrung. Was glaubt Ihr, wie oft sich unsere Pferde verletzen und Hilfe brauchen. Und wenn man mit denen nicht vorsichtig umgeht, fängt man sich sehr leicht einen Huftritt ein, der selbst eine Behandlung nötig macht.«
Sir Richard Leaford war mittlerweile auf den Hof geritten, hatte sein Pferd einem Knecht übergeben und näherte sich jetzt neugierig seiner Tochter und dem Ritter.
»Haben wir Gäste, Marian?«, erkundigte er sich, um gleich darauf wie angewurzelt stehen zu bleiben. »Mein Gott!«, stieß er hervor und beugte Haupt und Knie. »Sire, welch unerwartete Ehre! Wenn ich geahnt hätte …«
Marian rückte etwas von ihrem Patienten ab und sah zuerst ihn, dann ihren Vater verdutzt an. Dieser hatte für Henry II. nicht nur in Wales, sondern auch in der Normandie und Aquitanien gekämpft und dabei die Söhne des alten Königs kennengelernt.
»Du behandelst gerade Richard Plantagenet, unseren zukünftigen König, mein Kind. Erweise ihm Ehrerbietung!«
Marian war zuerst sprachlos, doch dann sprudelte es aus ihr heraus.
»Aber Ihr habt Euch doch als Richard von Oxford vorgestellt!«, stieß sie hervor.
»Das war auch nicht gelogen, Mylady, denn ich bin in Oxford geboren. Später, als Herzog von Aquitanien, der Normandie und der Bretagne und Graf von Poitou habe ich allerdings fast ausschließlich auf der anderen Seite des Kanals gelebt.«
Dann zu dem Hausherrn gewandt:
»Erhebt Euch, Sir Richard! Ich genieße bereits die Gastfreundschaft Eures Hauses und vor allem die gesegneten Hände Eurer Tochter.«
Er warf einen Blick in Richtung Marian, die in einen tiefen Hofknicks gesunken war. Mit der linken Hand nahm er Marians Rechte und hob sie empor.
»Und Euch gilt mein besonderer Dank, Mylady. Ich nehme an, dass mit Eurer Hilfe meine Wunde bis zur Krönung im September verheilt sein wird. Es wäre recht unangenehm, die Zeremonie verschieben zu müssen.«
»Wenn Ihr Euch schont, Sire, dürftet Ihr bis dahin von der Verletzung nichts mehr spüren«, gab Marian erleichtert zurück. Ihr war fast das Herz stehen geblieben, als sie mitbekommen hatte, wen sie da behandelte.
Richards Jähzorn, aber auch seine Ritterlichkeit waren weithin bekannt. Man wusste allerdings bei ihm nie so recht, was davon gerade die Oberhand innehatte.
»Darf ich Euch in mein bescheidenes Heim bitten, Sire?«, fragte der alte Lord. »Seid Ihr denn ganz allein unterwegs?«
»Meine Mutter und meine Ritter warten unter Führung von William Marshal vor dem Sherwood auf meine Rückkehr. Euer Schwiegersohn ist wohl zu ihnen geritten. Ich bin selbst gespannt, wie er mit ihnen fertig wird.«
Mit diesen Worten erhob sich der zukünftige König und folgte Sir Richard in das Innere des Hauses, wo es angenehm kühl war. Der Hausherr wollte nach Wein rufen, doch Richard legte eine Hand auf seinen Arm und meinte:
»So ein Krug Bier, wie ihn mir Eure Tochter kredenzt hat, das wäre jetzt das Richtige.«
Das Bier kam sofort, und der Hausherr ließ auch Schinken, Käse und frisches Brot bringen. Die beiden Männer nahmen an der langen Tafel in der großen Halle Platz und streckten behaglich die Beine aus. Richard schaute sich interessiert um, und was er sah, gefiel ihm.
Das Gutshaus war U-förmig und zweistöckig angelegt. An der Stirnseite befand sich im Untergeschoss die große Versammlungshalle, darüber lagen die Schlafräume und Kemenaten der Bewohner. Der linke Flügel beherbergte die Küche mit den Gesindeunterkünften, der rechte die Stallungen für die wertvollsten Pferde sowie die Werkstätten.
Alles war peinlichst sauber und unterschied sich wohltuend von den teils verkommenen Rittersitzen, wie sie Richard von seinen zahlreichen Feldzügen kannte. Der Fußboden war dick mit frischen Binsen eingestreut, auf der Tafel standen Blumen, und überall war die ordnende Hand einer Frau deutlich zu spüren. Viele Fenster, die mit hölzernen Läden verschlossen werden konnten, ließen Licht und Luft herein. Zwei große Kamine an den Stirnseiten der Halle sorgten im Winter für Wärme. An den Wänden hingen geknüpfte Teppiche und Kränze von getrockneten Blumen und duftenden Kräutern.
»Ihr habt ein behagliches Heim, Sir Richard«, lobte der zukünftige König. »So ganz anders als viele der Burgen meiner Ritter. Doch sicher nicht leicht zu verteidigen.«
»Ich habe unter Eurem Vater gedient, Sire, und gesehen, wie schnell eine Burg fällt, wenn die Angreifer es ernst meinen. Gegen Diebe und Gesindel reichen die Wachen und die Palisade. Würde ich Euch verärgern, hätte ich sowieso keine Chance. Oder nennt man Euch nicht auch den großen Burgenzerstörer?«
Richard lachte.
»Ihr habt nicht unrecht. Viele meiner Barone in Aquitanien glaubten mit einem jungen Herzog leichtes Spiel zu haben. Denen musste ich leider zeigen, wer das Sagen im Land hat. Jetzt haben viele von ihnen tatsächlich keine Burg mehr.«
Der Hausherr wusste, dass Richard Plantagenet nicht nur in den südlichen Provinzen des großen Angevinischen Reiches mit harter Hand für Ordnung gesorgt hatte. Die Rechte seiner Barone waren zugunsten der Krone erheblich beschnitten worden. Erst vor Kurzem hatte er zusammen mit Philipp von Frankreich auch Krieg gegen seinen eigenen Vater geführt und ihn wie einen tollen Hund vor sich hergehetzt. Nicht wenige sagten, dass der alte König Henry letztendlich daran gestorben sei. Den endgültigen Todesstoß hatte ihm dann die Nachricht versetzt, dass auch sein Lieblingssohn John zu Richard übergelaufen war und ihn verraten hatte. Jetzt ruhten die sterblichen Überreste des alten Königs in der Abtei von Fontevrault, und er hatte hoffentlich seinen Frieden gefunden. Doch Sir Richard hütete sich natürlich wie der Teufel vor dem Weihwasser, darüber auch nur ein Wort zu verlieren.
»Nun erzählt mir aber endlich einmal, wer dieser Mann ist, der sich einmal Robert von Loxley, dann wieder Robin Hood nennt. Einmal tritt er wie ein Wegelagerer auf, dann wieder handelt und kämpft er wie einer meiner besten Ritter. Mal heißt es, er ist mit Eurer Tochter verheiratet, dann ist er es wieder nicht. Das ist schon alles ein bisschen verwirrend, findet Ihr nicht?«, fragte sein Gast.
»So verwirrend wie die Zustände in England in den letzten Jahren«, gab der alte Lord zurück. »Es würde eine längere und nicht immer erfreuliche Geschichte werden. Wollt Ihr sie wirklich hören?«
»Nur zu, ich habe eigentlich heute nichts weiter vor und bin ganz Ohr. Es interessiert mich schon brennend, wie so viele Männer zu Geächteten werden konnten. Ich war viele Jahre nicht in England und weiß eigentlich nur wenig darüber, was hier vor sich gegangen ist. Seid so gütig, Sir Richard, und klärt mich einmal aus Eurer Sicht auf! Sprecht ganz offen, und ich versichere Euch, dass Euch daraus kein Schaden erwachsen wird.«
»Nun gut, Sire, wenn es Euer Wunsch ist«, meinte der Hausherr und begann mit seinem Bericht.
»Als Euer Vater König wurde, hatte er eine Menge guter Ideen und setzte sie auch zügig in die Tat um. Eine davon war, das noch zum großen Teil unbebaute Land in der Mitte und im Norden Englands urbar machen zu lassen. Er versprach Männern, die den Wald rodeten und Äcker anlegten, dass sie das so Gewonnene behalten dürften und von Steuern und Abgaben befreit sein würden.
Ein solcher Mann war Robins Vater, Hugh Fitzooth. Er zog mit seinen Eltern an den Rand des Sherwood, um von diesem Privileg Gebrauch zu machen. Die Fitzooths arbeiteten viele Jahre lang hart, doch sie hatten auch ein glückliches Händchen. Und das sprach sich bald herum. Andere folgten ihnen, und man gründete den Ort Loxley. Hugh heiratete eine junge Frau aus Lincoln, die ihm bald darauf einen Sohn gebar, aber die Geburt nicht überlebte. Auch der alte Fitzooth starb einige Jahre später. So zogen Hugh und seine Mutter, die eine sehr weise Frau war, den Jungen allein groß. Den Namen Robert hat er von seinem Großvater.
Hughs Mutter konnte lesen und schreiben, kannte sich mit Heilpflanzen aus und unterrichtete ihren Enkel und meine Tochter, die sich so kennenlernten. Man sagt, sie wäre aus Liebe zu ihrem Mann aus einem Kloster in Deutschland geflohen.
Die Fitzooths und wir wurden bald gute Freunde. Wir halfen uns oft gegenseitig, wenn einer den anderen brauchte. Das Dorf Loxley wuchs und gedieh, und man achtete seinen Gründer hoch.
Das ging alles so lange gut, wie weitestgehend Friede herrschte im großen Angevinischen Reich. Doch dann führte König Henry immer öfter Krieg. Gegen Frankreich, seinen Sohn Heinrich den Jüngeren und, wenn Ihr erlaubt Sire, auch gegen Euch. Und Kriege kosten Geld. Zuerst wurden die einträglichen Ämter an die Höchstbietenden verkauft – und das waren nicht immer die Besten. So kam Ralf de Lacy zum Amt des Sheriffs von Nottingham. Wirklich keine gute Wahl! Von den neuen Amtsträgern wurde natürlich verlangt, dass sie Geld für den Krieg besorgten. Also erhoben sie immer neue Steuern. De Lacy und sein Verwalter Guy von Gisbourne sind dafür genau die Richtigen und treiben sie nach wie vor mit brutaler Gewalt ein.
Nun waren die Fitzooths ja genau wie der Adel davon befreit. Doch das scherte den Sheriff nicht. Eines Tages tauchte er in Loxley auf und verlangte Abgaben auf Vieh und Grund rückwirkend für zehn Jahre! Das konnte natürlich niemand bezahlen, und Fitzooth, den man zum Dorfvorsteher bestimmt hatte, trat de Lacy mit der Urkunde des Königs entgegen. Der Sheriff zeigte sich nicht sehr beeindruckt. Eher war er durch den Widerspruch, den er so nicht kannte, verstimmt. Er gab den Dörflern gerade einmal zwei Wochen Zeit, das Geforderte zu erbringen. Doch noch nicht einmal diese Frist ließ er ihnen, sondern schickte schon nach ein paar Tagen Gisbourne mit seinen Soldaten aus, die Steuern mit Gewalt einzutreiben.
Hugh Fitzooth war ein aufrechter und starker Mann, der nichts so sehr wie seine Freiheit liebte. Allerdings wohl auch eher ein Mann des Pfluges und des Geistes. Er und die Dörfler lieferten Gisbournes Männern einen harten Kampf, doch letztendlich unterlagen sie. Die Soldaten trieben das Vieh weg, verwüsteten die Felder und brannten das Dorf als Vergeltung für den Widerstand nieder. Zwei Kriegsknechte hielten Hugh Fitzooth fest, als ihm Gisbourne das Schwert in den Leib stieß. Das berichteten Leute aus dem Dorf, die es gesehen hatten und denen die Flucht gelungen war. Sie besaßen nichts mehr als das, was sie gerade auf dem Leib trugen.