Konrad Adam
Kampf gegen die Natur
Der gefährliche Irrweg der Wissenschaft
Rowohlt Digitalbuch
Konrad Adam, geboren 1942, war nach dem Studium der Alten Sprachen, der Geschichte und der Rechtswissenschaften über zwei Jahrzehnte leitender Redakteur im Feuilleton der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und danach mehrere Jahre politischer Chefkorrespondent der «Welt». 2009 erhielt er den Deutschen Sprachpreis der Henning-Kaufmann-Stiftung. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt erschien «Die alten Griechen» (2006).
Das Bild ging um die Welt: eine kahle Maus, auf deren Rücken ein menschliches Ohr wuchs. Was die Forschung als Durchbruch feierte, ließ die meisten Betrachter erschaudern. Doch weder die Sorgen angesichts der genetischen Veränderung des Lebens, weder die Angst vor den unbekannten Kosten des Fortschritts noch Großkatastrophen wie in Tschernobyl oder Fukushima können die Wissenschaft in ihrem Glauben an das eigene Tun erschüttern. Dabei lassen sich dessen Folgen immer weniger abschätzen, geschweige denn beherrschen. Konrad Adam fragt in seiner Streitschrift, wie mächtig eine Wissenschaft sein darf, die sich der Utopie der unbegrenzten Planbarkeit hingibt, für Fragen der Moral aber blind ist. In einer großartigen Synthese aus Zeitdiagnose und Kulturkritik zeigt er anhand von Beispielen aus der Atomphysik und der Biotechnologie, der Verhaltensforschung und der Weltraumfahrt, in welche Widersprüche sich die Wissenschaft verstrickt hat – und fordert eine Rückbesinnung auf die Natur als Maßstab für den Fortschritt. Ein ebenso eindringliches wie provokantes Buch, das unsere Sicht auf die «Wissensgesellschaft» radikal verändert.
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, September 2012
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Lektorat Bert Hoppe
Umschlaggestaltung: Frank Ortmann
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ISBN Buchausgabe 978-3-87134-730-6 (1. Auflage 2012)
ISBN Digitalbuch 978-3-644-11201-8
www.rowohlt-digitalbuch.de
ISBN 978-3-644-11201-8
Zur politischen und wirtschaftlichen Lage am Vorabend des Ersten Weltkriegs: Michael Stürmer, Das ruhelose Reich, Berlin 1983; zum intellektuellen Klima: Fritz Stern, Kulturpessimismus als politische Gefahr, Stuttgart 2005.
Hermann Hesse, Blick ins Chaos, Bern 1921, S. 2 und 6.
So Max Weber, Wissenschaft als Beruf, in: ders., Gesamtausgabe, Bd. 17, Tübingen 1992, S. 91.
Der vollständige Text der Rede in: Ludwig Klages, Mensch und Erde, Stuttgart 1956, S. 1–15.
Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, Buch 1, Nr. 111, in: ders., Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München/New York 1980, Bd. 2, S. 113.
Ernst Haeckel, Die Welträtsel, Stuttgart 1984, S. 429.
Johann Wolfgang von Goethe, Materialien zur Geschichte der Farbenlehre, in: Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche, hrsg. von Ernst Beutler, Zürich/Stuttgart 1949, Bd. 16: Naturwissenschaftliche Schriften I, S. 715; Johann Peter Eckermann, Gespräch mit Goethe am 1. 2. 1827, in: ders., Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens, hrsg. von Ernst Beutler, Zürich/Stuttgart 1948, S. 232–239.
Erwin Schrödinger, Die Natur und die Griechen, Reinbek 1956, S. 114.
Zum Naturbild der Quantenphysik: Arthur March, Das neue Denken der modernen Physik, Reinbek 1967; Hans-Peter Dürr, Das Netz des Physikers. Naturwissenschaftliche Erkenntnis in der Verantwortung, München 1988; Anton Zeilinger, Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik, München 2003.
Alfred North Whitehead, The Concept of Nature, New York 2004, S. 167.
Arthur March, a.a.O., S. 23.
So bei Wolfgang Frühwald, Zeit der Wissenschaft, Köln 1997, S. 145.
Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Leipzig 1830 (Erstausgabe 1620), S. 97.
Robert Gellately, Lenin, Stalin und Hitler. Drei Diktatoren, die Europa in den Abgrund führten, Bergisch Gladbach 2009, S. 681f.
Ernst Haeckel, a.a.O., S. 17.
Max Perutz, Ging’s ohne Forschung besser? Der Einfluß der Naturwissenschaften auf die Gesellschaft, Stuttgart 1982, S. 12.
Zitiert nach: Bruno Molitor, Wohlfahrtsstaat. Die realisierte Utopie, Köln 1982, S. 7.
Emil Du Bois-Reymond, Vorträge über Philosophie und Gesellschaft, Hamburg 1974, S. 137.
Zitiert nach: Armin Hermann, Wie die Wissenschaft ihre Unschuld verlor. Macht und Mißbrauch der Forscher, Stuttgart 1982, S. 119.
Theodor W. Adorno, Über Technik und Humanismus, in: Hans Lenk/Günter Ropohl (Hrsg.), Technik und Ethik, 2. revidierte und erweiterte Auflage, Stuttgart 1987, S. 26.
Jacques Monod, Zufall und Notwendigkeit. Philosophische Fragen der modernen Biologie, München 1983, S. 215.
B. F. Skinner, Jenseits von Freiheit und Würde, Reinbek 1973, S. 165.
J. Robert Oppenheimer, Atomkraft und menschliche Freiheit, Reinbek 1957, S. 67.
Carl Friedrich von Weizsäcker, Atomenergie und Atomzeitalter, Frankfurt 1957, S. 51.
Zitiert nach: Uwe Pörksen, Die Metaphorik Darwins und Überlegungen zu ihrer möglichen Wirkung, in: Jahrbuch des Wissenschaftskollegs Berlin 1981/82, S. 275.
Max Weber, Wissenschaft als Beruf, in: ders., Gesamtausgabe, Bd. 17, Tübingen 1992, S. 86f.
Richard Dawkins, Und es entsprang ein Fluss in Eden. Das Uhrwerk der Evolution, München 1996, S. 151.
Edmund Husserl, Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie, Hamburg 1969, S. 4.
Albert Einstein, Mein Weltbild, Berlin 2010 (Erstausgabe der erweiterten Fassung 1953), S. 133.
Werner Heisenberg nennt den Naturforscher einen Magier, dem die Kräfte der Natur zu Diensten stehen, sein Schüler Carl Friedrich von Weizsäcker beschreibt ihn a.a.O., S. 53, als Priester einer säkularen Religion, «er verwaltet ja ihre Geheimnisse, ihre Prophetie und ihre Wunder».
Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Leipzig 1830, S. 77.
Robert Spaemann/Reinhard Löw, Die Frage Wozu? Geschichte und Wiederentdeckung des teleologischen Denkens, München 1982, S. 23.
Des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus ausgewählte Schriften, Bd. 8: Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe, Kempten/München 1925, Kapitel 9–11.
Francis Bacon, a.a.O., S. 107.
Francis Bacon, Das Neue Atlantis, Stuttgart 1982 (Erstausgabe 1627), S. 47.
Carl Friedrich von Weizsäcker, Zum Weltbild der Physik, Stuttgart 1949 (Erstausgabe 1943), S. 50.
Arthur Koestler, Sonnenfinsternis, Wien/Zürich 1991 (Erstausgabe London 1940), S. 153f.
Karl Jaspers, Die Atombombe und die Zukunft des Menschen, München 1962, S. 279.
René Descartes, Discours de la méthode, Hamburg 1960 (Erstausgabe 1637), S. 126f.
Die Äußerung fiel in einem Streitgespräch, abgedruckt in: Denkanstöße, Ein Lesebuch aus Philosophie, Natur- und Humanwissenschaften, München 1985, S. 32f.
Richard Rhodes, Die Atombombe oder die Geschichte des achten Schöpfungstages, Nördlingen 1988, S. 672.
Teile der Abschiedsrede Oppenheimers sind abgedruckt in: Richard Rhodes, a.a.O., S. 765, sowie: Kai Bird/Martin J. Sherwin, J. Robert Oppenheimer, Berlin 2010, S. 327.
Max von Laue, Geschichte der Physik, Berlin 1959, S. 127.
Erwin Schrödinger, Die Natur und die Griechen, Reinbek 1956, S. 123.
Grigori Medwedew, Verbrannte Seelen. Die Katastrophe von Tschernobyl, München 1991, S. 15.
Edward Teller/Albert Latter, Ausblick in das Kernzeitalter, Frankfurt 1958, S. 77.
Zitiert nach: Dieter Teufel, Atomenergie. Fakten und die Frage nach den Bewertungsmaßstäben, in: Scheidewege, 8 (1978), S. 561.
Heinrich von Lersner, Die ökologische Wende, Berlin 1991, S. 40.
Albert Einstein, Mein Weltbild, Berlin 2010, S. 132.
Arthur March, Das neue Denken der modernen Physik, Reinbek 1967, S. 123f.
Karl Jaspers, Die Atombombe und die Zukunft des Menschen, München 1962, S. 263.
Rainer Karlsch, Hitlers Bombe. Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche, München 2005, S. 75. Eine Fotokopie des Patentanspruchs auf S. 323f.
Carl Friedrich von Weizsäcker, Atomkraft und Atomzeitalter, Frankfurt 1957, S. 96.
Ebd., S. 12. Fast gleichlautend in: ders., Die Verantwortung der Wissenschaft im Atomzeitalter, Göttingen 1957, S. 17.
Zum Folgenden grundlegend: Richard Rhodes, Die Atombombe oder die Geschichte des achten Schöpfungstages, Nördlingen 1988. Die spezifisch deutsche Sicht bei Robert Jungk, Heller als tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher, Reinbek 1988 (Erstausgabe 1956), die amerikanische bei Mark Walker, Die Uranmaschine, Berlin 1990.
«We can produce an explosion», in: The Patent Office: Patents, Patent Applications, and Disclosures 1923–1959, S. 614.
Richard Rhodes, a.a.O., S. 195.
Ebd., S. 286.
Friedrich Wagner, Die Wissenschaft und gefährdete Welt, München 1959, S. 159.
J. Robert Oppenheimer, Atomkraft und menschliche Freiheit, Reinbek 1957, S. 53.
Ebd., S. 56.
Nach Ablauf der Sperrfirst sind die Farm-Hall-Protokolle in englischer Sprache und redaktionell bearbeiteter Form mehrfach publiziert worden, u.a. in der «Times» vom 13. August 1992. Vgl. dazu auch: Dieter Hoffmann (Hrsg.), Operation Epsilon, Berlin 1993.
Robert Jungk, a.a.O., S. 92.
Mark Walker, Legenden um die deutsche Atombombe, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 38 (1990), S. 60; ders., Die Uranmaschine, a.a.O., S. 7.
J. Robert Oppenheimer, a.a.O., S. 11.
Albert Einstein, a.a.O., S. 53.
Albert Einstein/Max Born, Briefwechsel 1916–1955, München 1969, S. 197.
Zitiert nach: Heinz-Dietrich Löwe, Stalin, der entfesselte Revolutionär, Ortungen 2002, Bd. 2, S. 374.
Albert Speer, Erinnerungen, Frankfurt a.M./Berlin 1969, S. 241.
Richard Rhodes, Die Atombombe oder die Geschichte des achten Schöpfungstages, Nördlingen 1988, S. 765; Armin Hermann, Die Jahrhundertwissenschaft. Werner Heisenberg und die Physik seiner Zeit, Reinbek 1993, S. 215; Robert Jungk, Heller als tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher, Reinbek 1988, S. 264.
Andrej Sacharow, Mein Leben, München 1991, S. 219.
Hermann Lübbe, Politischer Moralismus, Berlin 1987, S. 78.
Richard Rhodes, a.a.O., S. 682; ebenso Kai Bird/Martin J. Sherwin, J. Robert Oppenheimer, Berlin 2010, S. 303.
Richard Rhodes, a.a.O., S. 336.
Kai Bird/Martin J. Sherwin, a.a.O., S. 293.
Ebd., S. 86 und S. 93.
Oppenheimers Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss bei Kai Bird/Martin J. Sherwin, a.a.O., S. 500f.; ebenso bei Richard Rhodes, a.a.O., S. 780, und Robert Jungk, a.a.O., S. 301f.
Kai Bird/Martin J. Sherwin, a.a.O. S., 344.
Der sogenannte Franck-Report ist nach dem Krieg mehrfach veröffentlicht und unterschiedlich kommentiert worden, u.a. von Robert Jungk, a.a.O., S. 324ff.
Edward Shils/Leo Szilard, A Memoire, in: Encounter, 135 (1964), S. 35–41.
Richard Rhodes, a.a.O., S. 517 und S. 739. Danach erklärte Szilard im Januar 1944, verantwortliche Politik werde unmöglich, «falls in diesem Krieg keine Atombomben zum Einsatz kommen», im Juli 1945 hingegen: «Ich habe mich sehr bemüht, es zu verhindern, aber ohne Erfolg.»
Leo Szilard, Die Stimme der Delphine, Reinbek 1963, S. 107–120.
Richard Rhodes, a.a.O., S. 776.
Edward Teller/Albert Latter, Ausblick in das Kernzeitalter, Frankfurt 1959, S. 8.
Alle Zitate aus Edward Teller/Albert Latter, a.a.O., S. 72, S. 117, S. 123.
Wissenschaft und Frieden, hrsg. von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Sonderheft 2/1995, S. 25.
John Stuart Mill, Natur, in: ders., Drei Essays über Religion, hrsg. von Dieter Birnbacher, Stuttgart 1984 (Erstausgabe 1874), S. 217–244, sowie Heinrich Schipperges, Utopien der Medizin, Salzburg 1968.
Alexander Bogdanov, Der Rote Planet, Berlin 1984 (Erstausgabe 1908), S. 89. Die fabulösen Marskanäle, die der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli kurz zuvor entdeckt haben wollte, sind für Bogdanov der wichtigste Beweis für den erfolgreichen Kampf der Marsbewohner gegen die Natur.
Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Leipzig 1830, S. 83.
Lorenz vom Stein, Geschichte der sozialen Bewegungen in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage, Bd. 2, München 1921, S. 59f.
Arthur Koestler, Sonnenfinsternis, Wien/Zürich 1991, S. 160.
Zur Umgestaltung der Natur unter Stalin siehe Klaus Gestwa, Die Stalinschen Großbauten des Kommunismus. Sowjetische Technik- und Umweltgeschichte 1948–1967, München 2010.
Kai Bird/Martin J. Sherwin, J. Robert Oppenheimer, Berlin 2009, S. 221.
Wissenschaft und Frieden, hrsg. von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Sonderheft 2/1995, S. 15.
Die Einzelheiten bei Richard Rhodes, a.a.O., S. 739; Armin Hermann, Die Jahrhundertwissenschaft. Werner Heisenberg und die Physik seiner Zeit, Reinbek 1993, S. 207f.; und Robert Jungk, Heller als tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher, Reinbek 1983, S. 204.
Wissenschaft und Frieden, a.a.O., S. 45.
Richard Rhodes, a.a.O., S. 781.
Rainer Karlsch, Hitlers Bombe. Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche, München 2005, S. 294.
Michael J. Neufeld, Wernher von Braun. Visionär des Weltraums – Ingenieur des Krieges. Biographie, München 2007, S. 266.
Ebd., S. 229.
Ebd., S. 146.
Johannes Weyer, Wernher von Braun, Reinbek 1999, S. 96.
Angela Fiedermann/Torsten Heß/Markus Jaeger, Das Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Ein historischer Abriss, Berlin/Bonn 1993, S. 100.
Michael J. Neufeld, a.a.O., S. 251.
Eugen Sänger, Raumfahrt: heute–morgen–übermorgen, Düsseldorf 1963, S. 52.
Hermann Oberth, Menschen im Weltraum. Neue Projekte für Raketen- und Raumfahrt, Berlin/Darmstadt 1958, S. 124ff. Das Buch gilt Oberths Verehrern bis heute als genialer Wurf.
Ebd., S. 198f.
Michael J. Neufeld, a.a.O., S. 223.
Ebd., S. 306.
Ebd., S. 530.
Johannes Weyer, a.a.O., S. 138.
Hermann Oberth, a.a.O., S. 159ff.
John Maddox, Was zu entdecken bleibt. Über die Geheimnisse des Universums, den Ursprung des Lebens und die Zukunft der Menschheit, Frankfurt a.M. 2002, S. 39.
Peter B. Medawar, Die Kunst des Lösbaren. Reflexionen eines Biologen, Göttingen 1972, S. 111.
Michio Kaku, Zukunftsvisionen. Wie Wissenschaft und Technik des 21. Jahrhunderts unser Leben revolutionieren, München 1998, S. 414f. Kaku stützt seine Voraussagen über das Schicksal von Mensch, Erde, Sonne und Universum auf physikalische Gesetzmäßigkeiten.
Max Born, Von der Verantwortung des Naturwissenschaftlers, München 1965, S. 126.
Michael. J. Neufeld, Wernher von Braun. Visionär des Weltraums – Ingenieur des Krieges. Biographie, München 2009, S. 421.
Edward Teller/Albert Latter, Ausblick ins Atomzeitalter, Frankfurt 1959, S. 133.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. März 1991.
Heinz Maier-Leibnitz, Vorschlag einer Glaubwürdigkeitsprüfung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. Oktober 1982.
Niklas Luhmann, Sicherheit und Risiko aus der Sicht der Sozialwissenschaften, in: Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.), Die Sicherheit technischer Systeme, 4. Akademie-Forum, Vorträge Nr. 351, Opladen 1987, S. 63–66.
Helmut Körber, Argumente statt Emotionen. Kernenergie: Pro und Contra, Essen 1984, S. 53.
Wolfgang Edelstein u.a., Verantwortliches Handeln in der Wissenschaft, Max-Planck-Forum Nr. 3, München 2001, S. 106.
Rachel Carson, Der stumme Frühling, München 1987 (Erstausgabe 1962), S. 261.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. August 1997.
Wolfgang Frühwald, Zeit der Wissenschaft. Forschungskultur an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, Köln 1997, S. 289f.
Albert Einstein/Max Born, Briefwechsel 1916–1955, München 1991, S. 198.
Mark Walker, Die Uranmaschine. Mythos und Wirklichkeit der deutschen Atombombe, Berlin 1990, S. 196.
So bei Karl Jaspers, Die Atombombe und die Zukunft des Menschen. Politisches Bewusstsein in unserer Zeit, München 1962, S. 259.
Max Born, Erinnerungen und Gedanken eines Physikers, in: Universitas, 23 (1968), S. 276.
Max Weber, Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie, in: ders., Soziologie. Universalgeschichtliche Analysen. Politik, Stuttgart 1973, S. 150.
Hubert Markl, Bildung für den globalen Wettbewerb. Die demographische Herausforderung, in: Sinnstifter, hrsg. vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen 2008, S. 43.
Michio Kaku, Zukunftsvisionen. Wie Wissenschaft und Technik des 21. Jahrhunderts unser Leben revolutionieren, München 1998, S. 10ff.
Charles Percy Snow, The Two Cultures, Cambridge 1996, S. LXXI.
Von der Rolle der Soziologie in der Wiederaufbauphase handelt: Clemens Albrecht, Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule, Frankfurt a.M. 1999.
Georg Picht, Struktur und Verantwortung der Wissenschaft im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1984, S. 86.
Ralf Dahrendorf, Homo sociologicus. Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle, Opladen 1977, S. 105.
Robert Jungk (Hrsg.), Das umstrittene Experiment: Der Mensch. Dokumentation des Ciba-Symposiums 1962, Frankfurt a.M. 1988, S. 292.
Richard Dawkins, Und es entsprang ein Fluss in Eden. Das Uhrwerk der Evolution, München 1995, S. 31.
Michio Kaku, a.a.O., S. 169.
Zitiert nach Arthur March, Das neue Denken der modernen Physik, Reinbek 1957, S. 113.
Kai Bird/Martin S. Sherwin, J. Robert Oppenheimer, Berlin 2010, S. 319.
Hannah Arendt, Vita activa oder vom tätigen Leben, München 1960, S. 255f.
Robert Jungk, Das umstrittene Experiment, a.a.O., S. 394.
Max Weber, Wissenschaft als Beruf, in: ders., Gesamtausgabe, Bd. 17, Tübingen 1992, S. 93.
So Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, in: ders., Sämtliche Werke, hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München/New York 1980, Bd. 1, S. 313.
Odo Marquard, Über die Unvermeidlichkeit der Geisteswissenschaften, in: ders., Apologie des Zufälligen, Stuttgart 1986, S. 98ff.
Richard Dawkins, a.a.O., S. 45. Die christlichen Fundamentalisten machen es umgekehrt, indem sie die Schöpfungsgeschichte im Biologieunterricht behandeln.
Michael J. Sandel, Plädoyer gegen die Perfektion. Ethik im Zeitalter der genetischen Technik, Berlin 2007, S. 10.
Albert Einstein, Mein Weltbild, Berlin 2010, S. 12, 19 und 23.
Erwin Schrödinger, Was ist Leben?, München 2010, S. 149.
Robert Jungk, Das umstrittene Experiment, a.a.O., S. 362.
Robert Spaemann, Glück und Wohlwollen. Versuch über Ethik, Stuttgart 1989, S. 9.
Georg Picht, a.a.O., S. 89.
B. F. Skinner, Jenseits von Freiheit und Würde, Reinbek 1973, S. 220.
Robert Jungk (Hrsg.), Das umstrittene Experiment: Der Mensch. Dokumentation des Ciba-Symposiums 1962, Frankfurt a.M. 1988, S. 367.
Zitiert nach: Heinrich Schipperges, Utopien der Medizin, Salzburg 1968, S. 68.
Paul Bloom, Beiträge zu einer Theorie der Moralentwicklung, in: John Brockman (Hrsg.), Die nächsten fünfzig Jahre, München 2002, S. 100.
Detlev Ganten/Thomas Deichmann/Thilo Spahl, Naturwissenschaft: Alles, was man wissen muss, München 2010, S. 382.
Die Zukunft des Menschen als biologisches Wesen, in: Volker Gerhardt/Klaus Luca/Günter Stock (Hrsg.), Evolution. Theorie, Formen und Konsequenzen eines Paradigmas in Natur, Technik und Kultur, Berlin 2011, S. 210.
Bertrand Russell, Marriage and Morals, London 1967, S. 136.
Rodney Brooks, Die Verschmelzung von Fleisch und Maschine, in: John Brockman (Hrsg.), Die nächsten fünfzig Jahre, a.a.O., S. 220.
Richard Dawkins, Und es entsprang ein Fluss in Eden. Das Uhrwerk der Evolution, München 1996, S. 151.
Rodney Brooks, a.a.O., S. 228:.
Karl Jaspers, Die Atombombe und die Zukunft des Menschen, München 1962, S. 259.
Michael J. Neufeld, Wernher von Braun, München 2009, S. 511.
Detlev Ganten/Thomas Deichmann/Thilo Spahl, a.a.O., S. 358.
So Hannah Arendt, Vita activa oder vom tätigen Leben, München 1960, S. 304.
Gemeint ist das nach dem kalifornischen Ort Asilomar benannte Moratorium zur weiteren Erforschung der DNA.
So die Erwartung des langjährigen «Nature»-Herausgebers John Maddox, in: ders., Was zu entdecken bleibt. Über die Geheimnisse des Universums, den Ursprung des Lebens und die Zukunft der Menschheit, Frankfurt a.M. 2002, S. 410.
Albert Einstein, Rede zum 60. Geburtstag von Max Planck, in: ders., Mein Weltbild, Berlin 2010, S. 119ff.
Max Weber, Wissenschaft als Beruf, in: ders., Gesamtausgabe, Bd. 17, Tübingen 1992, S. 81ff.
Robert Spaemann, «Natur», in: Hermann Krings/Hans M. Baumgartner/Christoph Wild (Hrsg.), Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Bd. II, München 1973, S. 967.
Die zitierte Äußerung im Interview mit der Zeitschrift «Stern» ist wieder abgedruckt in: Carl Friedrich von Weizsäcker, Bewußtseinswandel, München/Wien 1988, S. 362.
Dazu aus deutscher Sicht vor allem Robert Jungk, Heller als tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher, Reinbek 1983, S. 98ff.; Armin Hermann, Die Jahrhundertwissenschaft. Werner Heisenberg und die Physik seiner Zeit, Reinbek 1993, S. 184ff.; Mark Walker, Die Uranmaschine, Berlin 1990, S. 263ff.; Rainer Karlsch, Hitlers Bombe. Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche, München 2005, S. 78ff. Weizsäckers Beitrag in der «Zeit» vom 5. Juni 1992, sein Interview in der «Welt» vom 8. Februar 2002.
Online auf der Seite des Niels-Bohr-Archivs der Dänischen Nationalbibliothek (http://nba.nbi.dk), im Druck in: Naturens Verden, 84 (2001), Heft 8–9.
Klaus Hentschel, Misstrauen, Verbitterung und Sentimentalität. Zur Mentalität deutscher Physiker in den ersten Nachkriegsjahren, in: Dieter Hoffmann/Mark Walker (Hrsg.), Physiker zwischen Autonomie und Anpassung. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Dritten Reich, Weinheim 2007, S. 301ff. Ähnliche Urteile bei Otto Gerhard Oexle, Hahn, Heisenberg und die anderen, Berlin 2003.
So Heisenberg im BBC-Interview vom 2. März 1965 und im Gespräch mit David Irving am 23. Oktober desselben Jahres. Siehe auch sein Erinnerungsbuch: Der Teil und das Ganze, München 1969, S. 248.
Klaus Hentschel, a.a.O., S. 346.
Zur Geschichte des Deutschen Forschungsrates siehe Armin Hermann, a.a.O., S. 231ff.
Carl Friedrich von Weizsäcker, a.a.O., S. 104.
Joseph LeDoux, Geist, Gehirn und Selbst, in: John Bockman (Hrsg.), Die nächsten fünfzig Jahre, München 2002, S. 286.
George Orwell, 1984, Zürich 1974 (Erstausgabe 1949), S. 176.
Michio Kaku, Zukunftsvisionen. Wie Wissenschaft und Technik des 21. Jahrhunderts unser Leben revolutionieren, München 1998, S. 46.
John Stuart Mill, Natur, in: ders., Drei Essays über Religion, hrsg. von Dieter Birnbacher, Stuttgart 1984, S. 12.
Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, Buch 3, Nr. 225, in: ders., Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München/New York 1980, Bd. 3.
John Stuart Mill, a.a.O., S. 53.
Hubert Markl, Wissenschaft gegen Zukunftsangst, München 1998, S. 155.
Robert Jungk (Hrsg.), Das umstrittene Experiment: Der Mensch. Dokumentation des Ciba-Symposiums 1962, Frankfurt a.M. 1988, S. 396.
John Stuart Mill, a.a.O., S. 58. Auch sein Exeget Dieter Birnbacher beobachtet, dass «dem von Natur aus Seienden gegenüber dem vom Menschen Hervorgebrachten oder Bewirkten ein systematischer Bonus eingeräumt» wird, in: Dieter Birnbacher, Natürlichkeit, Berlin 2006, S. 22.
Michael J. Sandel, Plädoyer gegen die Perfektion. Ethik im Zeitalter der genetischen Technik, Berlin 2008, S. 68.
So paraphrasiert Carl Friedrich von Weizsäcker, Zum Weltbild der Physik, Stuttgart 1949, S. 157, die Rede vom neuen Himmel, von der neuen Erde und dem neuen Jerusalem, mit der die Apokalypse schließt.
Hubert Markl, Ist der Mensch biotechnisch optimierbar? in: Sinnstifter, hrsg. vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen 2003, S. 21f.
Aristoteles, Über die Teile der Lebewesen, in: ders., Werke in deutscher Übersetzung, hrsg. von Hellmut Flashar, Berlin 2007, Bd. 17, S. 61. Dazu William K. C. Guthrie, Die griechischen Philosophen von Thales bis Aristoteles, Göttingen 1963, S. 97: «Die Frage, die die Philosophie beantworten kann und muss, lautet: Warum? Sich mit der Beantwortung der Frage: Wie? zufriedenzugeben, genügt nicht.»
Zum griechischen Physisbegriff aus geisteswissenschaftlicher Sicht: Wolfgang Schadewaldt, Die Begriffe Natur und Technik bei den Griechen, in: ders., Natur, Technik, Kunst. Drei Beiträge zum Selbstverständnis der Technik in unserer Zeit, Göttingen/Berlin/Frankfurt a.M. 1960, S. 33–53; aus naturwissenschaftlicher Perspektive: Erwin Schrödinger, Die Natur und die Griechen, Reinbek 1956.
Karl Raimund Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, München 1975, Bd. 1, S. 268.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27. Juli 2011.
Max Weber, Wissenschaft als Beruf, in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hrsg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 1988, S. 592.
Ebd. vom 24. Februar 2012.
Neue Wege in der wissenschaftlichen Kommunikation, Dokumentation eines Workshops der Helmholtz-Gemeinschaft, Bonn 2000, S. 20.
So der Mathematiker Ian Stewart in seinem Beitrag in: John Brockman (Hrsg.), Die nächsten fünfzig Jahre, München 2002, S. 53, die folgenden Zitate finden sich auf den Seiten 27, 195 und 22.
Neue Wege in der wissenschaftlichen Kommunikation, a.a.O., S. 21.
Günther Hasinger, Strukturentstehung im Kosmos, in: Werner Martienssen/Dieter Röß (Hrsg.), Physik im 21. Jahrhundert, Heidelberg 2011, S. 270f.
Ebd., S. 254.
Weitere Beispiele finden sich bei Dirk van Laack, Weiße Elefanten: Anspruch und Scheitern technischer Großprojekte im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1999.
Detlev Ganten/Thomas Deichmann/Thilo Spahl, Naturwissenschaft: Alles, was man wissen muss, München 2010, S. 327, unter ausdrücklichem Bezug auf die NASA.
Ebd., S. 331.
Robert Jungk (Hrsg.), Das umstrittene Experiment: Der Mensch. Dokumentation des Ciba-Symposiums 1962, Frankfurt a.M. 1988, S. 394.
Arnold Gehlen, Sozialpsychologische Probleme der industriellen Gesellschaft, Tübingen 1949, S. 12.
Jürgen Mittelstraß/Günter Stock (Hrsg.), Chemie und Geisteswissenschaften, Berlin 1992, S. 109.
Albert Einstein, Mein Weltbild, Berlin 2010, S. 88.
Wissenschaft und Frieden, hrsg. von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Sonderheft 2/1995, S. 25.
Friedrich Nietzsche, Götzendämmerung, Sprüche und Pfeile Nr. 5, in: ders., Sämtliche Werke, hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, München/New York 1980, Bd. 6, S. 59.
Dieter Simon, Zum akademischen Umgang mit Unwissen, in: Gegenworte, Heft 13, Frühjahr 2004, S. 13.
Gerhard Börner, Naturwissenschaften in der Sackgasse?, in: Spektrum der Wissenschaft, Juni 2011, S. 67.
H. Dieter Zeh, Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn? Heidelberg 2012, S. 65ff.
Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, Frankfurt a.M. 1979, S. 221.
Carl Friedrich von Weizsäcker, Atomenergie und Atomzeitalter. 12 Vorlesungen, Frankfurt a.M. 1957, S. 157.
Josef H. Reichholf, Das Rätsel der Menschwerdung. Die Entstehung des Menschen im Wechselspiel der Natur, München 2010, S. 264.
Beitrag von Hubert Markl, in: Wilhelm Krull (Hrsg.), Zukunftsstreit, Weilerswist 2000, S. 401.
Günther Patzig, Ethik und Wissenschaft, in: Heinz Maier-Leibnitz (Hrsg.), Zeugen des Wissens, Mainz 1986, S. 993.
Jacob Burckhardt, Über das Studium der Geschichte, München 1982, S. 242.
Weitere Hinweise und Zahlen bei Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny, Umwelt und Selbstverwirklichung als Ideologie, München 1977.
Hannah Arendt, Vita activa oder vom tätigen Leben, München 1960, S. 299.
Die Zukunft ist ungewiss; das ist sicher. Man kann sie allenfalls aus dem, was war, erschließen. Wer das versucht, stößt in den Naturwissenschaften, dem harten Kern der Neuzeit, auf ein ergiebiges Terrain. Denn ihre Wortführer haben über ihre Motive und ihre Absichten immer wieder gern und erschöpfend Auskunft gegeben. Vom Glauben an den Fortschritt getragen, haben sie und ihre Verwandten, die Techniker und Ingenieure, die Lebensumstände der Menschen gründlicher verändert als jeder andere Beruf. Und alles spricht dafür, dass das so bleiben wird.
Wer sich nach ihren Beweggründen erkundigt, erhält ganz unterschiedliche Antworten; angesichts der eigenwilligen Charaktere, denen er da begegnet, ist das kein Wunder. «Den» Forscher als einheitlichen Typ gibt es genauso wenig wie «die» Forschung als geschlossenes Unternehmen. Einige typische Züge schälen sich aber doch heraus: zunächst die Überzeugung, dass das Buch der Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben ist, sich die Natur also durch Zählen, Wiegen und Messen vollständig entziffern lässt. Sodann der Glaube, der Wirklichkeit auf dem Wege des Experiments, bei dem der Wissenschaftler Fragen stellt, die von der Natur beantwortet werden müssen, auf die Spur zu kommen. Und schließlich der Wille, theoria cum praxi zu verbinden, wie es bei Leibniz heißt, das Erkannte also praktisch wirksam werden zu lassen und die Natur zu verändern.
Das Programm war überaus erfolgreich. Die Geschichte von den Siegen, die Wissenschaft und Technik über die Natur errungen haben, ist oft genug erzählt worden; sie soll hier nicht noch einmal erzählt werden. Vor allem deshalb nicht, weil die Gegenrechnung, die es ja auch noch gibt, täglich länger wird. Es geht um Schäden, die kleingeredet, um Verluste, die nicht mehr wahrgenommen, und um Kosten, die auf fremde Länder und ferne Zeiten abgeschoben werden. Schon heute ist der Aufwand, der getrieben wird, um mit der Hinterlassenschaft des Fortschritts fertigzuwerden, gewaltig; und zunehmend übersteigt er die Erträge.
Das hat die Marschkolonne der progressiven Wissenschaften auseinandergerissen. Neue, alternative, aufsässige Formationen sind entstanden, die nicht nur das Tempo, sondern auch die Richtung des Fortschritts ändern wollen. Der Bekenntnischarakter der Wissenschaften ist immer deutlicher hervorgetreten; wie in den Großkirchen gibt es Liberale und Altgläubige, Fortschrittsapostel und Endzeitprediger, Skeptiker, Leugner und Fundamentalisten, die sich wie alle Sekten hart bekämpfen. Man kann das als Zeichen dafür nehmen, dass die Naturwissenschaft, ähnlich wie die Kirche, in einer Krise steckt.
Die Leute merken das und reagieren empfindlich, je nach Temperament mit Vorbehalten, Ratlosigkeit oder offener Empörung: eine Entwicklung, auf die sich Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler einstellen sollten, um von den Protesten nicht immer wieder überrollt zu werden. Die Zeit, in der technisch anspruchsvolle Projekte lauthals begrüßt, zumindest aber doch geduldet wurden, ist offenbar vorbei. Wer jetzt im alten Stil weitermachen will, muss die Bilanz frisieren oder den Leuten nach Art der Weltraumfahrer, Experimentalphysiker oder Reproduktionsmediziner das Blaue vom Himmel versprechen. Alle diese Disziplinen leben vom Prinzip Hoffnung und werden nicht etwa deshalb so hoch subventioniert, weil sie so viel leisten, sondern weil sie viel mehr versprechen.
Natürlich bietet sich die Naturwissenschaft auch hier als Helferin aus allen Nöten an; wo täte sie das nicht? Aber braucht man tatsächlich immer mehr von ihr, um die Wunden, die sie geschlagen hat, zu heilen? Steht sie der Rückkehr in eine Natur, der sich der Mensch als Mitbewohner zugehörig fühlt, nicht oft genug im Wege? Ist Fortschritt das richtige Rezept, um die Rückschläge zu vermeiden, mit denen sich die belebte und die unbelebte Natur gegen die Zumutungen dieses Fortschritts zur Wehr setzt? Ist es nicht Zeit für eine Ruhe nach dem Sturm? Und ist die Natur nicht zu wichtig, um sie dem Spieltrieb von Wissenschaftlern zu überlassen?
Die folgende Darstellung versucht, einzelne Aspekte der neuzeitlichen Forschung herauszustellen: ihre Glaubensbereitschaft, ihren Machtanspruch, ihre Selbstbezogenheit, ihre Freude am Experiment, ihre Einäugigkeit, ihren Mangel an Orientierung, ihre Ruhmredigkeit und ihre Aufschneiderei. Großprojekte aus den Bereichen der Kernphysik, der Raumfahrt, der Biotechnologie, des Ingenieurwesens und der Informatik dienen als Musterfälle. Das Ganze ist eingebettet in zwei kurze Stücke, die daran erinnern sollen, dass alles, was frühere Zeiten in der Natur gefunden haben, immer noch da ist. Man muss es nur entdecken.
Im Herbst des Jahres 1913 schwankten die Völker Europas zwischen der Hoffnung auf eine glänzende Zukunft und der Angst, von dieser Zukunft nicht viel zu erleben. Die führenden Mächte hatten, jede auf ihre Art, eine Periode beispiellosen Wachstums hinter sich gebracht, eine Erfahrung, die sie zunächst hungrig und dann gierig gemacht hatte und die sie schließlich, als es auf den bekannten Wegen nicht mehr weiterging, in einen Zustand kollektiver Depression versetzte, aus dem nur die Gewalt einen Ausweg zu versprechen schien. Im Handel, in der Finanz-, der Rüstungs- und der Außenpolitik war alles auf Zuwachs eingestellt; als der an seine Grenzen stieß und weitere Gewinne nur noch zulasten der Nachbarn möglich schienen, kamen sich die Großmächte immer häufiger ins Gehege. Das verdüsterte den Ausblick in die ersehnte Zukunft, machte ungeduldig und begünstigte das Gefühl, dass die Zeit reif sei zur Entscheidung, die schließlich Krieg hieß.
In Deutschland, der europäischen Mittelmacht, die überall an irgendwelche Grenzen stieß, saßen die Zweifel besonders tief. Das Bewusstsein, in einer Krisenzeit zu leben, war unter den Stimmführern des Reichs weit verbreitet; obwohl das Land gut verwaltet wurde, obgleich die Wirtschaft florierte, das Bildungswesen höchste Anerkennung genoss und sein stolzestes Erzeugnis, die deutsche Wissenschaft, herrliche Zeiten verhieß, war man mit dem Erreichten unzufrieden. Die Deutschen fühlten sich beengt, sie suchten einen Platz an der Sonne, wussten aber nicht, wo er zu finden und wie er zu erobern war.[1] Europa, meinte Hermann Hesse im Rückblick auf diese Jahre, sei müde geworden, wolle heimkehren, sich ausruhen, «umgeschaffen und umgeboren werden». Es sehne sich nach Verjüngung, nach einer Rückkehr zu den Quellen, zu den faustischen Müttern: ein Untergang, den allerdings «nur wir, wir Zeitgenossen» als Abschied empfänden, «so wie beim Verlassen einer alten geliebten Heimat nur die Alten das Gefühl von Trauer und unwiederbringlichem Verlust haben, während die Jungen nur das Neue, die Zukunft sehen». Wie meistens lagen Furcht und Hoffnung eng beieinander, aber die Furcht überwog.[2]
Die vage Angst, zu spät zu kommen, um die Dinge zu ändern und das Land vor dem Absturz zu bewahren, lag wie ein Schatten über dem Fest, zu dem die Freideutsche Jugend am 12. Oktober 1913 auf den Hohen Meißner, einen Höhenzug im Norden Hessens, eingeladen hatte. Der Feind, dem man entgegentreten wollte, stand allerdings nicht jenseits, sondern diesseits der Landesgrenzen: Es war der Materialismus in seinen vielfältigen, mehr oder weniger bürgerlichen Erscheinungsformen. Man rebellierte gegen die billigen Freuden und die banalen Errungenschaften der Moderne, gegen ihre leere Betriebsamkeit und ihre Liebedienerei vor der profanen Trinität aus Wirtschaft, Wachstum und Wissenschaft. Aus grauer Städte Mauern, wie es in einem bekannten Lied des Wandervogels hieß, waren die Studenten aus allen Teilen des Landes, viele von ihnen über weite Strecken zu Fuß, auf die Hochfläche des Meißners gekommen, um dort, umgeben von Wiesen und Wäldern, mit der Zivilisation abzurechnen. Sie waren Deutsche, wie Nietzsche sie beschrieben hat, «von vorgestern und von übermorgen»: fremd in der Gegenwart, heimisch im Niemandsland zwischen einer verklärten Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft. Was sie vereinte, war die Sehnsucht nach dem «Erlebnis». Sie suchten es überall, auf großer Fahrt, im großen Krieg oder beim großen Fest, nur nicht in den Pflanzstätten des akademischen Betriebs, in Hörsälen, Bibliotheken und Laboratorien; das hätte ihr «Erkenntnisekel», ein Schlüsselwort der Zeit, nicht zugelassen. Ausgerechnet über die Wissenschaft den Weg zurück in die Natur zu finden, wäre ihnen absurd und aussichtslos, ja geradezu blasphemisch vorgekommen. Sie wollten erlöst werden vom Intellektualismus der Wissenschaft, um so «zur eigenen Natur und damit zur Natur überhaupt zurückzukommen».[3]
Die Wahl ihres wichtigsten Redners, Ludwig Klages, entsprach dieser Stimmung. Klages hatte sich als Psychologe und Graphologe einen Namen gemacht und war eine Zeitlang Mitglied der Münchner Kosmiker-Runde gewesen, eines esoterischen Zirkels, der sich wie viele ähnliche Gruppierungen dieser Zeit der Lebensreform verschrieben hatte. Die hohen Erwartungen, die sich mit seinem Auftritt verbanden, erfüllte er glänzend. Nachdem er der Technik und der Wissenschaft eher beiläufig seinen Respekt bezeugt hatte – «Die Höhe der Wissenschaft sei zugegeben, wie wenig sie auch vor jeder Anfechtung sicher ist; die der Technik steht außer Zweifel» –, stellte er sie im weiteren Verlauf seiner Rede immer deutlicher als seine eigentlichen Gegner heraus. Den «wetterfesten Redensarten» vom Fortschritt, von der Nützlichkeit und vom Vorrang der Ökonomie bestritt er das Recht, sich zu obersten Grundsätzen des Handelns aufzuwerfen, die Entwicklung zu lenken und die Zukunft zu bestimmen. Dann kam er auf die Schattenseiten dieser Entwicklung zu sprechen, verwies auf die Opfer aus der Welt der Tiere und Pflanzen, erinnerte an die Verschandelung der Landschaft, beklagte den Verlust an gewachsener Vielfalt und ließ kaum eines der vielen Stichwörter aus, die heute, wo es der Umweltschutz zum grundgesetzlich garantierten Staatsziel gebracht hat, landauf, landab zu hören sind. Liest man die Rede heute, wirkt sie in vielem wie ein Vorgriff auf die lapidare Feststellung, mit der gut dreißig Jahre später Horkheimer und Adorno ihre «Dialektik der Aufklärung» eröffnen sollten: dass die vollends aufgeklärte Erde im Zeichen triumphalen Unheils strahlt.
Was Klages von den beiden Dialektikern unterscheidet, ist seine Anschaulichkeit und sein Verzicht auf die Wonnen der Theorie. Das verführt ihn zum hohen Ton und zu einem aggressiven Pathos, bewahrt ihn aber vor dem kühlen Fatalismus, der die «Dialektik der Aufklärung» zu einer so deprimierenden Lektüre macht. Selbst tief verletzt durch die technisch entstellte Natur, ruft Klages seine Zuhörer zur Empörung auf, indem er schildert, was er sieht: «Dieselben Schienenstränge, Telegraphendrähte, Starkstromleitungen durchschneiden mit roher Geradlinigkeit Wald und Bergprofile, sei es hier, sei es in Indien, Ägypten, Australien, Amerika; die gleichen grauen vielstöckigen Mietskasernen reihen sich einförmig aneinander, wo immer der Bildungsmensch seine segenbringende Tätigkeit entfaltet; bei uns wie anderswo werden die Gefilde verkoppelt, das heißt, in rechteckige und quadratische Stücke zerschnitten, Gräben zugeschüttet, blühende Hecken rasiert, schilfumstandene Weiher ausgetrocknet; die blühende Wildnis der Forste von ehedem hat ungemischten Beständen zu weichen, soldatisch in Reihen gestellt und ohne das Dickicht des schädlichen Unterholzes; aus den Flussläufen, welche einst in labyrinthischen Krümmungen zwischen üppigen Hügeln glitten, macht man schnurgerade Kanäle; die Stromschnellen und Wasserfälle … haben elektrische Sammelstellen zu speisen, Wälder von Schloten steigen an ihren Ufern empor … kurz, das Antlitz der Festländer verwandelt sich allgemach in ein mit Landwirtschaft durchsetztes Chicago.» Und nur mit Hohn erwähnt er die Touristen, die mangels anderer Maßstäbe und ohne Sinn für die Schönheiten einer noch unberührten Landschaft beim Anblick eines Kartoffelfeldes Natur zu sehen glauben «und höhere Ansprüche befriedigt sehen, wenn in den mageren Chausseebäumen einige Stare oder Spatzen zwitschern».
Klages besteht auf dem Recht der Sinne, aus dem bei ihm sehr schnell, gelegentlich wohl auch zu schnell, ein Vorrecht wird. Wie für Goethe, seinen überall präsenten Gewährsmann, ist auch für ihn das Denken wichtiger als das Wissen, «aber nicht als das Anschauen». Was er den Naturwissenschaften in ihrer theoretischen und angewandten Form zum Vorwurf macht, ist ihr Verzicht auf Sinnlichkeit und Ästhetik; wo er von den Schönheiten der Natur schwärmt, erwähnt er nicht nur das harmonische Erscheinungsbild, sondern auch das «Klingen und Duften der deutschen Landschaft». Er selbst hat dafür später die Formel vom Geist als Widersacher der Seele gefunden; sie wurde zum Gemeingut seiner Zeit und findet sich in ähnlichen Formen auch bei Georg Simmel (wo sie als Gegensatz von Verstand und Gefühl auftaucht) und bei Ernst Jünger (der im Jargon des Staatsrechtslehrers den Geist des Hochverrats gegen das Leben bezichtigt). Gemeinsam ist allen diesen Antinomien die Erbitterung, mit der sie sich gegen die von der Aufklärung betriebene Entzauberung der Welt wenden. Sie verrechnen ihre unbestrittenen Gewinne mit den Verlusten an Ruhe und Geborgenheit und kommen zu dem Schluss, dass der Fortschritt seinen Preis nicht wert war. Klages war einer der Ersten, der das tat, und wurde so zum Ahnherrn der Grünen, die von dieser Abkunft heute aber nichts mehr wissen, wahrscheinlich auch nichts wissen wollen, da Klages als ein Rechter gilt. Er kannte sich aus im Haushalt der Gefühle, erinnerte an den unbewussten Zusammenhang, der den Menschen mit der belebten und der unbelebten Natur, mit Pflanzen und Tieren, Wasser und Wolken, Steinen und Sternen verbindet, und verteidigte die unverstellte Wahrnehmung gegen die Herrschaft des wissenschaftlichen Kalküls. Seine Rede auf dem Hohen Meißner schloss er mit dem Wunsch, den Menschen die Augen zu öffnen für die Schönheiten der Natur: Das, meinte er, sei «das Einzige, was wir vermögen».[4] Heute, ein ganzes Jahrhundert später, sieht es so aus, als hätte er sich überschätzt.
Der Meißner liegt, umgeben von geschichtsträchtigen Orten wie Göttingen und Eisenach, dem Kyffhäuser und Frankenhausen, im Herzen Deutschlands, hat aber dank seiner Unzugänglichkeit den Einbruch der Moderne ziemlich gut überstanden. Zusammen mit dem Kaufunger Wald wurde er in den Rang eines Naturparks erhoben, was zwar nicht viel bewirkt, aber doch manches verhindert hat. Der Basaltsteinbruch, der den Berg von Norden her angefressen hatte, wurde eingestellt, vom Braunkohletagebau, der mittlerweile gleichfalls aufgegeben wurde, zeugen nur noch ein paar seichte Tümpel am Osthang des Berges. Die großen Verkehrsadern, die Autobahn im Westen und die Bahntrasse im Osten, umgehen das Massiv in gehörigem Abstand; die einzige Straße, die den Gipfel erreicht und überquert, ist wenig befahren, auch wenn sie aus Reklamegründen als Deutsche Märchenstraße angepriesen wird. Wer von Eschwege, der nächstgelegenen Bahnstation, zu Fuß hinaufwill, geht stundenlang durch grüne Buchenwälder, im Frühling übersät mit Buschwindröschen, bis er, knapp unterhalb des Gipfels, die Hochfläche erreicht, von der aus sich der Blick nach Westen öffnet, in Richtung Kassel und weiter bis ins Sauerland. Wenn man die rot-weiß angemalten Sendemasten weiter oben und, weiter unten, den Skilift vergisst, kann man sich einreden, inmitten unberührter Natur zu sein. Gleich neben dem Parkplatz am Ende der kurzen Stichstraße, die zum Meißnerhaus führt, erinnert ein Gedenkstein an das Fest, das den Berg zu einem Symbol für den Naturschutz in Deutschland gemacht hat.