Gert Anhalt

Mordsmäßig schmalzig

Caspari ermittelt

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Inhaltsübersicht

Über Gert Anhalt

Gert Anhalt, Jahrgang 1963, studierte Japanologie in Marburg und Tokio und berichtete zehn Jahre für das Zweite Deutsche Fernsehen aus China und Japan. Seine Krimis mit dem Helden Hamada Ken waren zweimal für den Glauser-Krimipreis nominiert.

Impressum

Copyright © 2014 der eBook Ausgabe by Knaur eBook.

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © by Knaur Taschenbuch.

Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Ilse Wagner

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: plainpicture/Tanja Luther; FinePic®, München

ISBN 978-3-426-42534-3

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Prolog

Es war wieder passiert. Wieder hatte jemand gewagt, ihre kleine Schwester zu verletzen. Und das duldete sie nicht.

Wer Martina etwas zuleide tat, der bekam es mit ihr zu tun und der würde seine Taten bitter bereuen. Sie war Zelda, die zauberhafte und gnadenlose Rächerin, und sie atmete wütende Feuerwolken, während sie Florian, der sie hier bestimmt nicht vermutete, durch einen schmalen Türspalt hindurch im Geräteraum des Betriebes beobachtete.

Der gutaussehende, junge Mann in längs gestreiftem Metzgerblau und ehemals weißen Arbeitshosen hantierte fluchend mit einer Kneifzange und anderen Schneide- und Schlagwerkzeugen in einem kleinen Gebirge aus Füllmaterial, schneeweißen Styroporelementen und abgelösten Plastikbespannungen. Er hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, heute noch die neuen Maschinen aufzubauen und auszuprobieren, die erst gestern am späten Abend geliefert worden waren. In tiefster Dunkelheit, von drei Männern in einem grotesk überladenen Kleintransporter mit polnischem Kennzeichen.

Florians Vater, der Metzgermeister, hatte ihm zwar eingebleut, die Finger von dieser Lieferung zu lassen. Aber das kümmerte ihn nicht. Er war ungeduldig und wollte endlich wissen, wie die Zukunft aussah. Denn mit diesen Maschinen würde eine neue Blütezeit für ihren Familienbetrieb anbrechen.

Das Radio plärrte. Es war wie immer auf die Frequenz des Heimatsenders eingestellt, des Hessischen Rundfunks, der hartnäckig und zur Freude seiner Stammhörer die beliebten Pop-Klassiker rauf und runter dudelte. Die Musikfans in dieser Gegend waren treue Seelen und dem Neuen gegenüber nicht immer aufgeschlossen. Gerade lief in voller Lautstärke eines von Florians Lieblingsliedern. Die Band Visage mit ihrem Hit Fade to Grey. Das Lied wurde von den hellgrünen Kachelwänden in den Arbeitsraum zurückgespuckt. Ein Echo aus Blech.

One man on a lonely platform

One case sitting by his side

Two eyes staring cold and silent

Shows fear as he turns to hide

Ah … ah, we fade to grey…

fade to grey…

Er sprach zwar kaum Englisch, aber diesen Text konnte er trotzdem Wort für Wort mitsingen. Der Song war aus dem Jahr 1980, also zwei Jahre älter als er selbst. Aber er kam Florian nicht wie ein Oldie vor, sondern wie der ewig aktuelle Soundtrack seiner Jugend – bis zu diesem Zeitpunkt eine wilde und sorglose Abfolge von Feten, Feiern und Liebschaften. Jetzt war er bald volljährig, bald fertig mit der Ausbildung. Und beinahe wäre er dummerweise bald auch noch etwas verfrüht Familienvater geworden. Aber das hatte sich ja nun erledigt …

Wie im Krampf hielt Zelda das schwarze Buch mit dem roten Rand umklammert. Ihr Blick flimmerte vor unterdrücktem Zorn. Was geschehen war, verlangte nach Strafe, nach Wiedergutmachung. Nach Blut. Der schöne Florian hatte heimlich den Schrank geöffnet, hatte alles durchwühlt und das Tagebuch gefunden. Nun hatte die arme Martina keine Geheimnisse mehr. Nun war sie nackt und schutzlos dem Spott und dem Getuschel des ganzen Dorfs preisgegeben. Florian wusste jetzt alles, und er wollte, dass sie das wusste. Für diese Mitteilung brauchte er nur drei Buchstaben.

»AHA!«

Mit seinem fetten, schwarzen Metzgerfilzstift war er rücksichtslos quer über ihre säuberliche Mädchenschrift gefahren wie ein Panzer über ein Blumenbeet. AHA! Dazu dieses empörte Ausrufezeichen. Damit war das Ende besiegelt.

Ein krachendes Geräusch.

»Scheiße!«

Er beugte sich plötzlich vornüber, saugte schmatzend an seinem Zeigefinger und stampfte dabei wie ein Irrer mit dem Fuß auf den Boden. Beim Wegräumen der Holzpaletten, auf denen die Maschinen festgezurrt waren, hatte sich zwischen Daumen und Zeigefinger ein Splitter in seine linke Hand gebohrt.

Zelda beobachtete, wie Florian der Palette einen wütenden Tritt versetzte und sich trotzig vor der neu erworbenen Mengmaschine aufbaute.

Es war ein bauchiges Monstrum aus Edelstahl, zusammengeschraubt nach geklauten deutschen Konstruktionsplänen irgendwo in China. Sein Vater hatte die Ausrüstung im Internet gefunden. Sie stammten, aus der Konkursmasse einer Großfleischerei in Krakau. In der Garage waren noch weitere Schätze zwischengelagert. Eine hochwertige Knochensäge, ein 90-Liter-Kutter, ein Vakuumfüller und ein fabrikneuer Abschwarter. Mit diesen Maschinen würde ihre kleine Landmetzgerei der internationalen Fleisch- und Wurstmafia, die mittlerweile fast den gesamten Markt kontrollierte, vielleicht doch noch die Stirn bieten können. Jetzt konnten sie endlich die alte Ausstattung, die noch aus den 60er Jahren stammte, auf den Müll werfen. Während er noch immer wütend auf dem Zeigefinger seiner linken Hand herumkaute, wo der unselige Splitter tief unter der Haut klemmte, führte Florian mit der Rechten den Stecker in die Starkstromdose ein und drückte den grünen Startknopf der Maschine.

Stufe eins.

Mit einem Brummen erwachte der Mengarm zum Leben und begann zu rotieren. Er sah aus wie die Kreuzung eines Dreizacks mit einer Spindel und schwebte, wie von Geisterhand gesteuert, durch die Leere seines Bottichs.

Stufe zwei.

Die Bewegungen der Gabelspindel wurden schneller und fließender. Eine kühlende Brise berührte sein vor Anstrengung und Jähzorn gerötetes Gesicht.

Stufe drei.

Die Umrisse des Mengarms verschwammen in der rasanten Drehung zu einer Wolke aus messerscharfem Silberstahl. Der Motor heulte wie eine zornige Wespe. Der Zugwind war stark genug, um an seinen Haaren zu zupfen, und der junge Mann lächelte stolz. Da würden die Eltern morgen staunen, wenn sie aus ihrem Kurzurlaub von der Nordsee heimkehrten. Und noch eine zweite gute Nachricht hatte er für sie. Die sogenannte Verlobung mit der Schlampe Martina war geplatzt wie eine Seifenblase. Darüber würden sich seine Eltern vielleicht noch mehr freuen als über die neuen Maschinen. Papa und Mama waren vom ersten Augenblick an gegen die Verbindung gewesen, in die sie ihn dennoch, aus moralischen Gründen und damit endlich das Getuschel im Dorf aufhörte, hineinzwingen wollten.

»Wie konntest du nur so dumm sein und auf so eine hereinfallen?«, hatte Mama geschimpft. »Die hat es faustdick hinter den Ohren. Ich traue ihr nicht. Sie lügt wie gedruckt. Ihre Mutter ist verschwunden, und ihr Vater war ein ehrloser Lump. Und ausgerechnet so einer muss der junge Herr ein Kind machen! Und jetzt haben wir sie am Hals.«

»Du Idiot!«, empörte sich Papa. »Ich habe ja als junger Mann auch nichts ausgelassen« – ein unbedachter Zwischenruf, mit welchem er sich sofort einen ätzenden Blick seiner Gattin einhandelte – »aber ich habe doch keine geschwängert!«

»Alle im Dorf reden schon über euch!«

»Ich sollte dir eine Tracht Prügel verpassen, genau wie früher!«

»Der Pfarrer hat auch den Kopf geschüttelt.«

»Weißt du eigentlich, was manche von ihr sagen?«

»Denk doch auch mal an uns!«

»Wie konnte das passieren?«

Wenn er das nur gewusst hätte! Er wusste lediglich, wann es passiert war. Nämlich beim ersten Halloween der Freiwilligen Feuerwehr, die immer einen Grund zum Feiern suchte und es einfach mal mit dem geborgten, amerikanischen Gruseldatum ausprobieren wollte. Und gruselig wurde es dann ja auch. Aber erst wurde es unheimlich wild. Die Kleine hatte mit ihm getanzt, sie hatte ihm immer mehr Bier geholt, sie hatte ihm ihre Zunge so weit in den Rachen geschoben, dass er meinte, an ihr zu ersticken. Und sie hatte eine Menge schmutziges und sehr erregendes Zeug in sein Ohr geflüstert. Das hatte ihn am meisten fasziniert. Ein Mädchen, das solche Worte in den Mund nahm, dachte er, das nahm sicherlich noch ganz andere Sachen in den Mund.

Nicht dass er es nötig gehabt hätte. Nein. Der schöne Florian hatte sie alle vernascht. Er sah blendend aus mit seinem blonden Schopf, den blauen Augen und dem eigensinnigen Kinn. Er war bärenstark und extrem gut gebaut. Ein exzellenter Mittelstürmer, hatte das schnellste Moped weit und breit, und alle bewunderten ihn. Gut, Metzgergeselle war jetzt vielleicht nicht der coolste denkbare Beruf. Aber diese Erwägungen spielten zunächst mal keine Rolle bei der jugendlichen Partnerwahl. Er war es einfach gewohnt, dass die Mädchen bei ihm schwachwurden. Und als die kleine Martina sich an ihn heranmachte, hatte er das nur als logisch empfunden. Und dann waren sie irgendwann im Heu gelandet. In weniger als fünf Minuten war alles vorbei, und er hatte es nach ein paar Tagen schon wieder vergessen und sich längst an die scharfe Doris aus der Boutique in Wildungen herangepirscht. Aber dann stand ein paar Wochen später plötzlich Martina heulend vor seiner Tür und gestand ihm, dass sie ein Kind von ihm bekam.

»Mein sauberer Herr Sohn! So ein Volltrottel!«, zürnte Papa. Und das Schlimme war – er hatte mit jedem Wort recht. »Versaut sich das ganze Leben mit einem einzigen Samenerguss. Wie kann das nur sein?«

Hinterher ist man immer klüger. Seine Kumpels vom Fußballplatz wussten jedenfalls ganz genau, dass das mit den Weibern schließlich immer so ging. Der ganze Ort und auch das Nachbardorf hatten nur auf diesen Moment gewartet. Und hatten sie ihn bis dahin alle bewundert und beneidet, trafen ihn jetzt vor allem mitleidige und – wenn er in die andere Richtung sah – spöttische Blicke. Die Jungs und die Väter dachten: Arme Sau. Aber viele Mütter im Landkreis und viele ihrer Töchter dachten: Geschieht ihm ganz recht.

Natürlich war das gesellschaftliche Dilemma nur durch ein sofortiges, öffentliches Eheversprechen zu lösen, und so wäre denn der schöne Florian um ein Haar verfrüht Familienvater geworden. Aber jetzt war zum Glück wieder alles anders. Ihr geheimes Tagebuch war ihm in die Hände gefallen, und beim Lesen hatte er endlich begriffen, wie verkommen und verlogen seine Beinahe-Verlobte tatsächlich war und welche Rolle er in ihrem Plan spielen sollte. Sie wollte ihm eiskalt ein verfluchtes Kuckucksei ins Nest legen! Sie war nichts weiter als ein Parasit, der sich an ihn und seine Familie gehängt hatte. Sie wollte seine Familie kapern, um die eigene schmutzige Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber dafür stand er nicht zur Verfügung.

Er drehte den Stufenregler wieder nach links und sah fasziniert zu, wie der Mengarm seinen Schwung verlor und die Drehungen langsamer wurden. Durch das abklingende Heulen der Maschine kam Takt für Takt der Popsong aus dem Radio wieder zurück in den hellgrünen Raum.

Feel the rain like an English summer

Hear the notes from a distant song

Stepping out from a backdrop poster

Wishing life wouldn’t be so long

Ah … ah, … we fade to grey …

fade to grey…

Der Schlag traf ihn hart im Nacken und zwang ihn sofort auf die Knie. Sein halber Oberkörper war mit einem Mal wie betäubt, und die Muskeln im Arm gehorchten ihm nicht mehr.

»Du Mistkerl«, hörte er die Stimme einer unbekannten Verrückten hinter sich fauchen, »du hast meiner Schwester weh getan!«

Er tastete mit beiden Händen blind und in Panik über die Maschine, bis seine Rechte am Rande des Bottichs endlich Halt fand und er sich wenigstens ein Stück weit zu der Angreiferin herumdrehen konnte. Sie hielt mit beiden Händen eine der schlanken Eisenstangen aus dem Räucherofen umklammert und schwang die Waffe wie einen Golfschläger über ihrem Kopf.

Als er sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, führte Zelda einen zweiten Schlag aus. Die Stange traf ihn seitlich am Ohr. Der brüllende Schmerz übertraf alles, was er in seinem Leben jemals erfahren musste.

»Wer hat dir Arschloch erlaubt, das Tagebuch zu lesen?«

»Nicht«, würgte er hervor, halb wahnsinnig vor Angst, »bitte, nicht mehr schlagen!«

»AHA!«, zitierte sie seinen Kommentar aus dem entweihten Tagebuch, ihr Blick versprühte glühende Bosheit wie eine Wunderkerze. »Jetzt sage ich nämlich mal: AHA!«

Ein dritter Schlag, gleich danach ein vierter. Beide trafen seine Schädelmitte. Er hörte irgendetwas in seinem eigenen Kopf knacken, bersten. Er spürte etwas splittern, schwappen, triefen, bevor er das Bewusstsein verlor und nach unten wegglitt und seitlich zu liegen kam. Blut lief aus einer Wunde auf den gekachelten Boden. Immer weiter breitete sich die tiefrote Lache auf den Fliesen aus. Mit einem gellenden Schrei bohrte Zelda die spitze Räucherstange tief in sein blutverschmiertes Ohr, hinein in seinen Gehörgang, bis sie auf der anderen Seite den Fußboden erreichte, und zog sie dann wieder heraus.

Sens la pluie comme un été anglais

Comme les notes d’une chanson lointaine

Sortant de derrière d’un poster

Espérant que la vie ne fut si longue

Devenir gris …

Mitleidlos sah sie auf ihn hinunter. Sah, wie sein Körper zuckte, als stünde er unter Strom, und schließlich nach einem letzten Aufbäumen erstarrte und in sich zusammensank. Zelda spürte kein Erschrecken über ihre Bluttat und kein Mitleid mit Florian. Sie spürte auch keine Reue, denn sie hatte nur ihre Pflicht erfüllt und ihre kleine Schwester beschützt. Als er sich nicht mehr bewegte, beugte sie sich zu ihm hinunter, packte ihn an den Armen und zerrte ihn hoch. Wirr fiel das lange, haselnussbraune Haar in ihr Gesicht, als sie unter Stöhnen und Prusten seinen leblosen Oberkörper in den Bottich wuchtete und den grünen Startknopf betätigte.

Stufe eins, zwei, dann Stufe drei. Empfohlen für Kochwurst und feine Pasteten.

Sie hörte das Aufheulen der Maschine, die lieber in eine weiche Wurstmasse gefahren wäre als in den knochigen Rücken eines bewusstlosen Metzgergesellen.

Aber dieses Modell war kein besserer Partymixer. Es war in der Branche bekannt als ausgesprochenes Arbeitspferd. Es konnte selbst sehr faseriges, zähes Gewebe und knorpeliges Fleisch innerhalb kürzester Zeit zerflocken und in einen geschmeidigen Fleischbrei verwandeln. So versprach es jedenfalls der Prospekt des deutschen Originals. Dieses verfügte auch, anders als die billigen Kopien aus Fernost, über erstklassige Sicherheitsvorrichtungen, so dass sich niemand aus Unachtsamkeit weh tun konnte.

Zelda hob die Stange auf und nahm sie mit, vielleicht konnte man sie im Gemüsegarten benutzen, um Bohnen daran zu ziehen. Im Weggehen spürte sie warme Spritzer von irgendwas auf ihrem Rücken und ihrem Hinterkopf. Sie drehte sich nicht um. Sie würde jetzt ein entspannendes Bad nehmen und das alles wegwaschen. Und dann würde sie den Arzt rufen. Oder vielleicht auch erst morgen.

Das eilte ja nun wirklich nicht mehr.

Ein paar Minuten später, als von Florians oberer Hälfte nicht mehr allzu viel zu erkennen war, fraß sich die kreisende Spindel hoffnungslos fest. Das Heulen der Maschinen erstarb, und beißender Brandgeruch breitete sich im Gerätekeller aus.

Dann flogen die Sicherungen heraus, und alles wurde dunkel.

Ein richtig fieser Mord

Mit einer etwas zu scharfen Bremsung kam ihr Dienstwagen an der Ampel zum Stehen, die schon eine ganze Weile ihr tiefstes Rot zeigte. Polizeikommissar Martin »Marti« Happel, der den blausilbernen Opel steuerte, hatte gerade Aufregenderes im Sinn als die vorausschauende Teilnahme an der Frankenberger Montagmorgen-Rushhour.

»Wirklich?«, fragte er. »Oder wollen Sie mich jetzt veräppeln?«

Happel gehörte zu jener Art von Leuten, denen man beim Denken zusehen konnte. Sein offenes Gesicht, das trotz seiner siebenundzwanzig Jahre sehr jugendlich wirkte, schmal und bewachsen mit einem jungenhaften Oberlippenflaum, zeigte zuverlässig an, was gerade hinter seiner Stirn vor sich ging. In diesem Fall war es Verblüffung.

»Das geht alles auf Spesenrechnung? Das ist ja toll!«

»Das alles und noch mehr«, bestätigte Thomas Caspari in dem gelassenen Tonfall eines Mannes, der alles, wirklich alles, gesehen und erlebt hatte. Und manches davon, wie sich nun herausstellte, sogar auf Kosten des Steuerzahlers.

»Unglaublich.« Happel war nachhaltig beeindruckt.

»Es wäre dann übrigens grün«, ließ Caspari mit einem Fingerzeig auf die Verkehrsampel wissen, und Happel gab vor Schreck viel zu viel Gas. Er war ganz benommen von den unerhörten Möglichkeiten, die sich im großstädtischen Kriminaldienst bei den Spesenabrechnungen auftaten.

Es war der reine Wahnsinn. Wie die Beamten in Frankfurt am Main – Happel nannte sie ehrfürchtig die Top-Cops – bei ihren Einsätzen im Umfeld der OK, also der Organisierten Kriminalität, mit den Ausgaben nicht geizen mussten. Wie sie bei Observationen, bei vertraulichen Gesprächen und Treffen mit Verbindungsleuten aus der Szene oder bei allerlei verdeckten Ermittlungen Getränke – sogar alkoholische! – und Mahlzeiten in exklusiven Lokalen und sogar Kino- oder Konzertkarten in ihren Spesenabrechnungen geltend machen konnten und die Ausgaben ersetzt bekamen. Das war ja genau so, als würde man mit einem reichen Onkel über den Frankenberger Pfingstmarkt schlendern! Wirklich, der absolute Wahnsinn.

Verdammt.

Neulich wollte er eine Kugel Eis erstattet haben, die er einem achtjährigen Zeugen spendierte, um dadurch an Informationen über ein beschädigtes Garagentor zu kommen. Den Antrag hatte der Stationsleiter, EPHK Lautenschläger, ans Schwarze Brett gehängt, und dort hing er immer noch. Sehr zum Vergnügen der Kollegen.

Hier oben am Arsch der kartographisch erschlossenen Welt, hier musste man für jede zusätzliche Büroklammer einen erbitterten Formularkrieg ausfechten. Und Happels geliebte Notizbücher, die schwarzen Hefte mit dem elastischen Band, die musste er auf eigene Rechnung anschaffen. Obwohl er sich darin immer nur dienstliche Notizen machte.

»Meinen Sie, ich könnte mich da vielleicht auch mal bewerben?«, fragte der junge Beamte nach einer Weile des Grübelns. »Würden die Kollegen dort unten in Frankfurt einen wie mich überhaupt bei sich aufnehmen? Oder würden sie mich nur auslachen?«

Thomas Caspari lächelte milde und väterlich. Er mochte den Jungen. Er erinnerte ihn an Forrest Gump. Nicht übermäßig helle, aber eine ehrliche Haut. Und er erreichte als einsamer Segler im Ozean seiner Schlichtheit oft unerwartet kleine Inseln der Erkenntnis.

»Nein, keine Angst. Die lachen niemanden aus«, log er. »Die sind immer froh über neue Talente.«

Vielleicht war die Begegnung mit dem neuen, erfahrenen Kollegen aus dem Süden ein Wink des Schicksals, sinnierte Marti. Denn er dachte schon seit einiger Zeit darüber nach, sein Leben einer gründlichen Veränderung zu unterziehen. Die meisten Freunde und Schulkameraden von früher waren irgendwann von hier weggegangen. Manche nach Kassel, nach Marburg, andere aber auch ganz weit weg. Nach Frankfurt oder, wenn es sich gar nicht anders machen ließ, sogar nach Offenbach. Also praktisch ins Ausland. Sollte er nun auch endlich den Absprung wagen?

»Ob Sie mir dann wohl eine freundliche Beurteilung schreiben könnten? Ich meine, später. Wenn wir uns besser kennengelernt haben?«

Ich bin mir nicht sicher, ob eine Empfehlung von mir dich in diesem Verein weiterbringen würde, mein Junge, dachte Caspari. Aber laut sagte er: »Klaro, kein Problem.«

Klaro – das sagten manche hier tatsächlich immer noch. Als wären sie nicht nur mit ihren Frisuren, ihrer Kleidung, ihrem Musikgeschmack und ihren Ansichten in den 80ern stecken geblieben, sondern gleich mit ihren Köpfen. Ein- oder zweimal hatte er sogar jemanden null Problemo sagen hören. Und ein tönendes alles paletti war ihm auch schon untergekommen. Andererseits – was war denn so schlimm an den 80ern? Rückblickend waren das die besten Jahre, die er selbst und die die Welt je erlebt hatte. Kein Wunder, dass man sie festhalten wollte, solange es ging. Und im glücklichen Frankenberg funktionierte das ganz gut.

Das Städtchen lag eigentlich nur hundertdreißig Kilometer nördlich von Casparis bisherigem Einsatzgebiet, Rhein-Main. Aber es war doch eine andere Welt. Landschaftlich, politisch und kulturell. Mit eigenen Gesetzen, Gebräuchen und sogar anderen Menschen. Dünn besiedelt, reich bewaldet. Schlecht beheizt und nur an der Oberfläche erschlossen. Ein bisschen wie Alaska. Nur ohne Grizzlybären.

»Unsere Kollegin … die mit den vielen Haaren …« Caspari knüpfte den Gesprächsfaden an jener Stelle an, die ihn am meisten interessierte. Er wäre an seinem ersten Morgen im neuen Job viel lieber gleich mit der jungen Beamtin rausgefahren. Es hatte sich aber leider nicht ergeben.

»Kolcuoğlu?«, assistierte PK Happel.

»Ja, genau.« Caspari schnippte wie befreit mit dem Finger. »Nadine mit Vornamen, gell?«

»Nein, Nadide, mit d.«

»Na-di-de, ach so. Ist sie eigentlich Türkin?«

»Ihre Eltern sind jedenfalls aus der Türkei. Sie ist aber hier geboren und eine waschechte, sture Frankenbergerin. Versuchen Sie bloß nicht, darüber mit ihr zu streiten.«

»Hatte ich nicht vor. Ist sie also ein bisschen schwierig?«

»Das kommt darauf an …«, sagte Happel unbestimmt. Er war keiner, der gern über Kollegen redete. Er stellte sich dann immer vor, wie die anderen sich hinter seinem Rücken über ihn lustig machten, und das mochte er nicht. »Wenn man sie ihr Ding machen lässt, dann ist sie ganz friedlich und umgänglich. Ich glaube, sie hält sich manchmal für was Besonderes.«

»Wirklich?«

»Na ja. Ist sie aber vielleicht auch. Sie kann Kung-Fu. Und sie macht ihr Abitur nach. Und hat Goethe und Schiller gelesen, wenn Sie wissen, was ich meine.« PK Happel hatte das alles zwar nicht gelesen, dafür aber so manches hitzige Wortgefecht mit der selbstbewussten jungen Frau ausgetragen. »Sie will halt unbedingt in den gehobenen Dienst.«

»Und? Hat sie das Zeug dazu?«

»Ich glaube schon. Sie ist fix im Kopf und auch ziemlich ehrgeizig.«

Das, dachte Caspari, reichte zwar manchmal, aber nicht immer. Und in ihrem besonderen Fall reichte es ganz bestimmt nicht. Da war es wahrscheinlicher, dass der FC Frankenberg in die Bundesliga aufstieg.

»Wie heißt eigentlich der Fußballverein hier?«

»Entschuldigung – welcher Verein?«

»Na, der örtliche Fußballclub. Erster Effzeh? Vorwärts Nullfünf? Eintracht Frankenberg?«

»Meinen Sie vielleicht SG Eder Frankenberg?«

»Ja, meine ich. Wofür steht SG? Sportgruppe? Spielergemeinschaft?«

»Keine Ahnung. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Vielleicht für Schicksalsgemeinschaft«, grübelte Happel. Aber schon versteifte sich sein Oberkörper hinter dem Lenkrad, und er drosselte die Geschwindigkeit.

»Da vorn ist es.«

Sie hatten eine ruhige Wohnsiedlung auf dem der Altstadt gegenüberliegenden Hügel erreicht, die sich in entspannter Hanglage mit dem Rücken an den Wald schmiegte. Nette, adrette Einfamilienhäuser mit Gärten, Gartenzwergen und Gartenteichen. Wie ein Freilichtmuseum für jene glückliche Menschheitsepoche, als sich niemand wegen des gelb-weiß gestreiften Bezuges auf seiner Hollywoodschaukel schämen musste. Als runde Tür- und Fensterbögen allgemein akzeptiert waren. Als mit honigfarbenen Glasbausteinen nicht gegeizt wurde und ein übergewichtiger Mann namens Wim Thoelke das Fernsehen beherrschte.

Dies war jedenfalls nicht die Gegend, aus der oft Notrufe abgesetzt wurden. Höchstens mal, wenn sich ein paar übermütige Minderjährige einen groben Spaß erlaubten. Das größte anzunehmende Verbrechen stand in Gestalt eines abscheulichen Delphinspringbrunnens aus falschem Marmor in einem Vorgarten drüben an der Ecke.

Vor dem Gartentor des Hauses Nummer 23 hatte sich eine spontane Nachbarschaftskonferenz zum beliebten Thema Das musste ja so kommen … zusammengefunden.

Die 23 war ein Bungalow, freistehend. Eigenwillige Anordnung der Fenster und verwinkelte Bauweise. Der Architekt hatte selbstbewusst mit weißen Backsteinen, schwarzen Balken und grünen Fensterrahmen experimentiert. Seit ein paar Jahren allerdings war so manches liegen geblieben. Die Zierhecke hätte einen wohlmeinenden Schnitt vertragen können. Die dekorativen Kieselflächen waren bemoost. Der Rasen befand sich auf dem Weg ins Wiesenhafte.

Als Caspari ausstieg und auf das Grüppchen zuging, versiegte das nachbarschaftliche Gespräch, und erwartungsvolle Blicke richteten sich auf ihn.

»Guten Morgen. Haben Sie uns verständigt?«, fragte er.

»Das war der«, sagte eine enorme Hausfrau mit steil aufsteigender Wellenfrisur. Sie hätte jede Wagner-Inszenierung oder so manchen Damencatcher-Ring geschmückt und steckte wie eine Fleischwurst in ihrer Pelle in einem leichten, geblümten Hauskittel, zu dem sie pinkfarbene Sandalen trug. Anklagend zeigte sie mit dem Finger auf einen älteren Herrn in kurzen Hosen, der neben ihr wie ein verirrter Pfadfinder wirkte und Caspari ansah, als erwarte er eine Tracht Prügel.

»Keine Angst. Ich bin Polizeihauptkommissar Caspari.« Ein historischer Moment. Es war dies das erste Mal, dass er sich mit einem neuen Dienstgrad vorstellte. Es klang irgendwie erbärmlich. Als sei er aus großer Höhe eine steile Treppe hinuntergestürzt. Auch die blaue Uniform, die er in seiner neuen Funktion zu tragen hatte, verschaffte ihm kein angenehmes Gefühl. Der Kragen scheuerte am Hals. Trotzdem nötigte er sich ein verbindliches Lächeln ab, das unbeantwortet in den erstarrten Gesichtern versank wie ein Stein im Fischteich.

»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«

»Ich heiße Ernst Vaupel«, stellte sich der ergraute Pfadfinder vor. »Beruf: Rentner. Evangelisch. Verheiratet. Drei Kinder. Ich wohne da drüben.« Er deutete auf eines der Einfamilienhäuser auf der anderen Straßenseite. Walmdach. Geranien. Klinker. Eine ungemütliche Pause entstand, und Caspari wusste, dass von ihm ein Kommentar erwartet wurde.

»Schöner Rasen«, sagte er aufs Geratewohl, und Herr Vaupel nickte erfreut.

»Ja, ich habe Sie angerufen. Mir kam die ganze Sache nämlich komisch vor.«

Happel hatte den Einsatzwagen ordnungsgemäß geparkt und stieß zu ihnen. Er begrüßte alle Umstehenden mit einem verbindlichen Händedruck, rupfte einen Kuli aus der Jackentasche und ließ, was er sehr gern tat, das elastische Band seines Notizheftes schnappen. Dann blickte er aufmunternd in die Runde.

»Von mir aus kann’s losgehen«, sagte er fröhlich, und Caspari setzte stirnrunzelnd seine Befragung fort.

»Und was kam Ihnen komisch vor, Herr Vaupel?«

»Na, die Sache mit dem Henny eben.«

»Der Henny …?«, bohrte der Ortsfremde nach und vermutete, dass es sich um einen Pudel oder einen Wellensittich handelte.

Ich sollte nicht hier sein, dachte er. Ich sollte an meinem Fall arbeiten und nicht verschwundene Haustiere suchen. Die Zeit blieb nicht stehen. Die Zeit lief ihm mit großen Schritten davon. Es hatte bereits einen Toten gegeben. Ausgerechnet Boris Pätzold, der einzige Kollege, der noch freiwillig mit ihm gearbeitet und den Caspari in seiner Nähe geduldet hatte. Der Einzige, dem es manchmal gelang, Casparis biblische Wutanfälle zu stoppen, war mit drei Kugeln im Rücken aus dem Main gefischt worden. Es gab einen Verdacht, aber es gab keine Beweise. Vielleicht konnte Caspari sie in Frankenberg finden. Aber zwischen Vogelhäuschen und Schneckenfallen würden sich die Mörder seines Kollegen sicherlich nicht verstecken.

»Na, unser Henny. Henny Winkler, der beliebte Schlagersänger. Der wohnt nämlich hier«, sagte die Walküre in Pinksandalen in mauligem Bariton. Sie lupfte die Augenbrauen, als sei sie es leid, jedem dahergelaufenen Polizeischüler zu erklären, welche Prominenz sich in ihrer Straße angesiedelt hatte. »Und mein Name ist Elisabeth Mütze. Man nennt mich Lisbett.«

Caspari nickte, während aus dem Nebel seiner Kindheitserinnerungen ein von rhythmischen Zuckungen befallener Bierzelt-Barde auftauchte, der aussah, als hätte man ihm seine Haare zu einer Lockenmütze zusammengeföhnt. Er trug einen hellblauen Anzug mit rotem Einstecktuch und darunter ein rosa Rüschenhemd. Hüftenschwingend und winkend, als wolle er ein Taxi stoppen, balancierte er in stampfendem Takt die Studiotreppe der Fernsehhitparade herab und wurde von allen Seiten mit Blumen und Stofftieren bombardiert. Seine Hosenbeine waren weit geschnitten, und er schmetterte ohne eine Spur von Ironie:

»Schöne, schlanke Salome

Meine holde Blumenfee

Komm mit mir nach Saint-Tropez

Dort trinken wir den Liebestee.«

Er grinste dazu, die Augen weit aufgerissen, wie vom Teufel besessen.

»Henny Winkler ist nämlich einer von uns«, erklärte Happel, als sei das ein weiterer Grund, stolz auf diese Stadt zu sein. »Er kommt ursprünglich aus Battenberg und hat sich nach dem Ende seiner aktiven Schlagerkarriere in Frankenberg zur Ruhe gesetzt.«

»Ist ja auch viel schöner hier«, wusste Herr Vaupel. »Und menschlicher. Irgendwie.«

»Meine Mutter hatte alle seine Platten«, gestand Happel.

»Die habe ich auch«, sagte Frau Mütze. »Aber handsigniert. Ich führe ihm schließlich auch den Haushalt.«

»Putzen tut es«, raunte Herr Vaupel in Casparis Ohr.

»Es?«

»Ei, das Lisbett.«

»Verstehe.«

»Zweimal die Woche«, ergänzte es, die Arme kriegerisch vor dem Busen verschränkt. »Dienstags und freitags.«

»Dann sind Sie ja morgen wieder dran. Haben Sie denn auch einen Schlüssel zu dem Haus?«

»Nein.« Sie stieß die Luft durch die Nase aus. »Das wäre Herrn Winkler niemals eingefallen. Seinen Hausschüssel herauszugeben. Nicht mal an mich.«

»So sind sie eben, die Battenberger«, erklärte ein hagerer Mann mit Habichtsnase, der bisher geschwiegen hatte.

»Ich bin übrigens auch die ehrenamtliche Präsidentin des Frankenberger Henny-Winkler-Fanclubs. Wir haben siebenundzwanzig Mitglieder und bald sogar eine eigene Homepage mit Facebook.«

»Interessant«, fand Happel.

Caspari spürte, wie seine Kopfhaut spannte und ein Muskelzucken sein rechtes Ohrläppchen befiel. Das waren die ersten Alarmsignale seines Körpers. Es wurde höchste Zeit, die Ermittlungen wieder aufzunehmen, sonst drohte Ungemach.

»Herr Vaupel – darf ich nun fragen, was genau Ihnen komisch vorgekommen ist?«

»Na, es brennt halt noch Licht beim Henny im Haus. Da oben, sehen Sie?« Er lenkte die Blicke der Beamten auf einen etwa dreißig Zentimeter breiten Fensterstreifen, der grundlos unterhalb des Daches an der Frontseite des Hauses verlief und durch den eine Girlande von Deckenleuchten auszumachen war. Sie gossen ihr kaltes Halogenlicht verschwenderisch in einen taghellen Raum.

»Es brannte gestern Abend, als ich nach dem Tatort mit dem Hund draußen war. Und dann mitten in der Nacht, als ich noch mal rausmusste. Und heute Morgen brannte es immer noch. Da dachte ich, ob ihm nicht vielleicht etwas Schreckliches passiert sein könnte.«

Was für eine heile, freundliche Welt, dachte Caspari nicht ohne Wehmut, in der eine vergessene Innenbeleuchtung und ein Nachbar mit schwacher Blase einen Polizeieinsatz auslösen konnten.

»Eine gute Beobachtungs- und Kombinationsgabe haben Sie«, lobte Happel den tapferen Pfadfinder und meinte das auch so. Und auch Frau Mütze wollte nicht ohne Anerkennung ihrer Überwachungskünste bleiben.

»Und dann gab es gestern Abend auch so ein großes Geschrei in dem Haus. Also ob sich zwei Kerle fürchterlich in die Haare gekriegt hätten.«

»Wann war das?«

»Um halb elf. Zehn Uhr neunundzwanzig«, sagte sie böse und mit einem Blick in die Runde, der jeden Nachbarn warnte, sich mit seinen eigenen Streitigkeiten gefälligst an die gebotenen Ruhezeiten zu halten.

»Haben Sie auch jemanden hineingehen oder herauskommen sehen?«

»Also …!« Jetzt war sie schon wieder eingeschnappt. »Was denken Sie denn von mir? Ich spioniere dem Herrn Winkler doch nicht hinterher!«

Eine Frau mit Pfannenkuchengesicht, die zu dem Habichtsmann gehörte, meldete sich zu Wort. »Aber ich habe was gesehen. Es kam ein Taxi. Aber dann sind wir ins Bett. Mein Mann muss immer sehr früh raus.«

Daraufhin nickten alle einträchtig, was der Versammlung einen versöhnlichen Abschluss gab.

»Danke, meine Herrschaften. Wir werden uns die Sache jetzt mal aus der Nähe ansehen«, verkündete Caspari.

»Sie sind sicherlich der neue Kommissar.« Frau Mütze konnte nicht länger an sich halten, als er an ihrer stattlichen Gestalt vorbei in das Haus des Schlagerstars gehen wollte. »Ich habe nämlich was über Sie gelesen …« Sie sagte das, als sei sie Abonnentin einer Geheimzeitung.

»Ja, das habe ich auch gelesen«, bekannte der neue Kommissar. Und er hatte sich bei der Lektüre schwarzgeärgert. Es hatte in der Samstagsausgabe der HNA gestanden, die zu studieren er am Wochenende viel Zeit gehabt hatte.

Schlimm genug, dass eine simple Polizeipersonalie überhaupt ein Thema für die Lokalpresse sein musste. Als ob es sonst nichts zu berichten gäbe. Aber der bestens verdrahtete Lokalreporter hatte sich ein paar freche Anspielungen über Casparis offensichtlichen Karriereknick nicht verkneifen können. Vom Gipfel an den Zipfel – Frankfurter Spürnase verstärkt Frankenberger Polizeistation. Seither rätselte jeder, für welches Vergehen der neue Schutzmann wohl so grausam bestraft würde. Hatte er folgenschwere Fehler gemacht? War er möglicherweise gefährlich? Hatte er was ausgefressen? Politisch? Dienstlich? Sexuell?

Die Menschen hier waren von Natur aus misstrauisch gegenüber Fremden. Sie ähnelten einem Indianerstamm, der nicht gern neue Mitglieder aufnahm. Und besonders solche nicht, die Anlass zu schlimmen Verdächtigungen gaben. Obwohl sie nichts mehr liebten, als sich genau daran zu ergötzen.

»Sie sehen in Wirklichkeit viel älter aus als auf dem Foto in der Zeitung«, bemerkte Frau Mütze, was Caspari sehr verdross.

»Ich würde jetzt trotz meines fortgeschrittenen Alters gern in das Haus gehen und nachsehen, ob etwas passiert ist. Sie, meine Herrschaften, bleiben bitte auf dieser Seite des Zaunes, einverstanden? Herr Happel?«

»Ja, bitte?«

»Sie dürfen mitkommen.«

»Natürlich.« Happel ließ das Gummiband um sein Notizbuch schnappen, versenkte seinen Kuli in der Innentasche der Uniformjacke und trottete hinter Caspari her. Körperhaltung und Gesichtsausdruck ein stummes Zeugnis seines wachsenden Unbehagens.

»Ich bin allerdings nicht sicher, ob wir das tatsächlich auch dürfen«, fühlte Happel sich verpflichtet, anzumerken.

»Was denn dürfen?«

»Na, ob wir das Haus so einfach betreten dürfen. Nach allem, was man mir auf der Polizeischule beigebracht hat, müssen wir uns erst einen Soundso-Beschluss vom Staatsanwalt beschaffen.«

»Ach, tatsächlich?« Der Mann, der vom Gipfel an den Zipfel gekommen war, hatte die Haustür erreicht, zog aus der Brusttasche ein feines Metallbesteck und führte mit geübter Bewegung einen schlanken Stift in das Schlüsselloch des Winkler-Hauses ein. Bevor Happel begriff, was geschah, öffnete sich mit einem Schnappen die Tür.

»Ein Öffnungsbeschluss! Vom Amtsgericht in Korbach!« Gerade noch rechtzeitig war ihm eingefallen, was es war, das sie für diese Aktion brauchten.

»Aber es ist doch offen«, protestierte Caspari und schob routiniert die Uniformjacke nach hinten, um schnell auf seine Dienstwaffe zugreifen zu können.

»Aber hätten wir denn nicht ordnungshalber wenigstens mal klingeln müssen?«, protestierte Happel zaghaft. »Oder irgendwas rufen?«

»Pssst.« Den Zeigefinger auf dem Mund, schob Caspari sich in den Eingangsbereich des Anwesens und rief laut: »Hallo? Ist hier jemand zu Hause?«

Keine Antwort.

»Herr Winkler? Sind Sie da?«

Nichts.

Die Nachbarn lauerten mit vorgebeugten Oberkörpern am Gartentor und wagten kaum, zu atmen, um nur keine Einzelheit dieses ungewöhnlichen Spektakels zu verpassen. Herr Vaupel hatte zwei Spitzen des Jägerzaunes ergriffen und hielt sich daran fest.

Happel sah immer unglücklicher aus. Wie ein Junge im Schwimmbad, der von seinem ehrgeizigen Vater genötigt wurde, vom Dreimeterbrett in sein Verderben zu springen. Caspari verspürte einen Anflug von Mitleid mit dem sensiblen Kollegen.

»Es wäre kein Problem, Kommissar Happel, wenn Sie nicht weitergehen wollen. Warten Sie hier und sichern Sie den Eingangsbereich. Ich komme schon allein klar.«

»Schon gut, schon gut. Alles in Ordnung.« Der junge Mann lehnte das Angebot tapfer mit einer Handbewegung ab. Wem bei einer solch harmlosen Aktion schon mulmig wurde, den konnten sie bei den Top-Cops in Frankfurt schon gar nicht gebrauchen. Wie zum Beweis seiner Entschlossenheit fummelte er seine Dienstwaffe aus der Halterung. Caspari stoppte ihn jedoch mit einem strengen Blick und schüttelte tadelnd den Kopf. Der unerfahrene Beamte war imstande, sich ein Loch in den Fuß zu schießen.

»Bringen Sie mir das mal irgendwann bei?«, fragte er.

»Was denn?«

»Das mit der Tür. Wie man so ein Schloss aufkriegt.«

»Mal sehen«, sagte Caspari unbestimmt. Er wollte sich ja nicht hinterher vorwerfen lassen, er hätte hier die guten Sitten verdorben.

»Hallo? Herr Winkler?«, rief er noch einmal in den Hausflur. Als auch dieser Ruf verhallte, schritt er vorsichtig voran wie auf einer glatten Eisfläche und befand sich unversehens inmitten einer Dauerausstellung zum Thema Leben und Wirken des Henny W.

Wer dieses Haus betrat, wurde nicht lange über die künstlerischen Verdienste seines Bewohners im Unklaren gelassen. Die Wand des Eingangsflurs war mit Schlager- und Volksmusikpreisen und mit gerahmten Goldenen Schallplatten dekoriert wie die Brust eines sowjetischen Generals. Caspari entzifferte auf den Platten die bekannten Titel Adele mit der Ukulele, Santa Maria ein Wunder im Regen und Sayonara Yokohama. Auffallend war eine leere Stelle in der mittleren Reihe, die aussah, als sei ein Zahn aus einem gepflegten Goldgebiss herausgebrochen worden. Nur ein kleiner Staubrand war noch zu sehen, wo vorher eine weitere Scheibe aus Edelmetall gehangen hatte.

An der Wand gegenüber, neben einem Spiegel, prangte ein lebensgroßer Starschnitt aus der Jugendzeitschrift BRAVO: Henny Winkler der Jüngere. Karierter Anzug, eine Art Turban aus dunklen Locken, offenes Hemd und halboffener Mund. Eingefroren für alle Ewigkeit in jener elastischen Tanzbewegung, für die ihn manche verwirrte und sehr einsame Frauen in längst vergangenen Jahren begehrt hatten. Damals galt dergleichen noch als cool. Heute, über vierzig Jahre später, wirkte es, als kneife ihn die Unterhose. Er hielt sein Mikro mit zwei spitzen Fingern wie ein Bockwürstchen, in das er gleich hineinbeißen würde.

Neben diesem lebensechten Bildnis hingen noch Autogrammkarten, Illustriertenseiten, gerahmte Fanbriefe und Fotografien. Henny hier und Henny dort. Auf der Chinesischen Mauer, am Zuckerhut. Mit Löwenbabys in Afrika, mit Tigerbabys bei Siegfried und Roy. Mit Roy Black, Roberto Blanco und Rex Gildo.

Wenn Winkler jemals unter Gedächtnisschwund leiden sollte, musste er nur eine Weile vor dieser Ego-Wand stehen. Dann würde ihm sicher schnell wieder einfallen, welch toller Hecht er früher einmal gewesen war.

»Sind Sie eigentlich auch ein Winkler-Fan?«, fragte Caspari unter dem Eindruck dieser Sammlung.

»Ich? Nein. Wie gesagt – meine Mama fand ihn ganz toll. Mein Fall war es nicht so. Immer dasselbe, irgendwie.«

»Aber ist doch interessant, wenn so ein großer Star in der Stadt wohnt, oder? Ich meine, wenn man ihn beim Einkaufen trifft …«

»Finden Sie? Na ja. Ist ja nicht gerade so, als ob er Elton John wäre. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«

Caspari rief noch einmal: »Hallo? Herr Winkler? Warum sind Sie nicht Elton John?«

Happel verdrehte peinlich berührt die Augen. Irgendwo meldete sich eine Kuckucksuhr zur vollen Stunde.

»Auch bekannte Leute müssen schließlich irgendwo wohnen«, setzte Marti Happel seine Gedankenreise fort. »Und wir haben hier eine Menge Stars. Matthias Reim, zum Beispiel, der kommt aus Korbach. Wussten Sie das? Und G. G. Anderson, der ist aus Eschwege. Und dann sind da auch noch die Amigos, aber die kommen aus dem Vogelsberg. Und die Wildecker Herzbuben sind auch irgendwo aus der Nähe. Habe ich jedenfalls gehört.«

»Nordhessen ist ja wirklich eine sehr musikalische Gegend«, schwärmte Caspari. »Fast ein bisschen wie Nashville …«

»Kann man so sagen. Obwohl wir uns nicht als Nordhessen verstehen. Aber egal. Ach, und noch was … schon mal von Christian Durstewitz gehört?«

Caspari zog die Stirn kraus. »Helfen Sie mir. Bankraub? Entführung? Erpressung?«

»Nein. Unser Star für Oslo. Song Contest vor ein paar Jahren. Mit Stefan Raab. Da ist er Dritter geworden. Dort, wo diese Lena Meyer-Dingsda gewonnen hat. Der Junge kommt aus Altenlotheim.«

»Nicht zu fassen!« Caspari nickte, als sei endlich ein großes Rätsel in seinem Leben gelöst worden. »Die Leute hier haben also wirklich den Rhythmus im Blut, was?«

»Und wir haben auch noch ganz andere Showtalente …« Um ein Haar hätte Happel sich von seiner Begeisterung forttragen lassen und etwas gestanden, was nicht viele wussten. Aber dann fiel ihm ein, dass dies doch nicht die beste Zeit und der rechte Ort für derartige Enthüllungen waren. Vielleicht ein andermal. Wenn man sich besser kennengelernt hatte.

»Herr Winkler? Sind Sie zu Hause?«

Caspari ging weiter den Korridor hinunter, der nach einigen Schritten in das vom hellen Tageslicht durchflutete Wohnzimmer des ehemaligen Schlagerstars mündete.

Der Raum war mit einem kotfarbenen Teppichboden ausgelegt, darüber lagen an zwei Stellen bunte Läufer mutmaßlich persischen Ursprungs, die sich bei näherem Hinsehen als Massenware aus dem Möbelhaus entpuppten. Eine ebenso überwältigende wie einfallslose Schrankwand aus Eiche beanspruchte die ganze rechte Seite. Sie war bestückt mit ein paar sinnlosen Alibi-Büchern, Vasen, einer kleinen Gondel, einer Trachtenpuppe, einer Sammlung von Bierseideln und zahlreichen Likörflaschen. Die senfgelbe Couchgarnitur, Modell Westerwald, stand um ein Tischchen Modell Norderney herum, mit einem Deckchen und einem Schälchen, in dem sich noch einige Salzstangen und Erdnüsse befanden. Der Fernseher war ordnungsgemäß im Fernsehschrank verstaut. Er war groß, hatte aber zuletzt vor zwanzig Jahren als modern gegolten. Auch die Hi-Fi-Anlage stammte aus der Zeit, als die Schlagertexte sich noch reimten, gesungen und nicht gerappt wurden und man noch Schallplatten auflegte und Käsesticks zur Erdbeerbowle servierte. Die Wände waren streifenweise mit Lilienmuster tapeziert und ansonsten kahl bis auf die Kuckucksuhr, ausweislich einer aufgeschraubten Plakette – ein Geschenk vom Winkler-Fanclub aus Calw.

Es war so bürgerlich, öde und ohne jeden Hauch von Schlagerstar, dass es auch das Wohnzimmer von Herrn Vaupel hätte sein können. Wie um diesem niederschmetternden Anblick die Krone aufzusetzen, lag der Hausherr leblos vor dem Panoramafenster, das zum verwilderten Garten und einem völlig mit Algen begrünten Schwimmbecken hinausging.

Auch die sterbliche Hülle von Henny Winkler bot dem Betrachter kein besonders erbauliches Bild. Seine lockige Turbanfrisur existierte nicht mehr. Nur ein schmieriger, schwarz gefärbter Haarkranz umflammte eine traurige Pickel- und Fleckenglatze. Das Haarteil lag verdreht daneben wie ein unter Krämpfen verendetes Kuscheltier.

Henny Winkler erinnerte an einen Käfer, rettungslos auf dem Rücken liegend, gefesselt an einen Küchenstuhl. Ihm war ein rosa Lätzchen aus Plastik um die Schultern drapiert worden, wie es ein Frisör beim Haarschneiden seinem Kunden umlegt. Unter diesem entwürdigenden Kunststoff-Poncho war der ehemalige Schlagerkönig ganz häuslich mit einem dunkelblauen Trainingsanzug und einem T-Shirt bekleidet. Seine Füße steckten in Pantoffeln. Ein Kamm und eine Schere lagen neben der Leiche auf dem Teppich.

Tod bei der Haarpflege, kombinierte Caspari messerscharf. Aber nicht ganz freiwillig.

Winklers fleischlose, von einzelnen schwarzen Haaren bevölkerte Fußgelenke waren mit Kabelbinder an die Stuhlbeine gefesselt worden. Die Hände waren ihm auf den Rücken gedreht und dort ebenfalls mit einer Plastikschlaufe an den Gelenken zusammengebunden. Tiefe Einschnitte in der Haut zeugten davon, wie das Opfer im Ringen nach Atemluft einen sinnlosen und wilden Todeskampf ausgefochten hatte, in dem sich die tückischen Kabelbinder immer fester zugezogen hatten. Winklers Gesicht wies eine ungesunde Purpurfärbung auf. Seine Augen waren groß wie Tischtennisbälle und quollen aus ihren Höhlen, als werde er von innen aufgeblasen. Sein weit aufgerissener Mund war mit einer ekligen, kleisterfarbenen Schmiersubstanz ausgefüllt. Es stank nach Tod und Schweineschmalz.

»Ach, du Scheiße!«, brachte Happel noch heraus, bevor er sich umdrehte und sein Frühstück einem Schirmständer an der Garderobe anvertraute.

Caspari öffnete die Terrassentür und atmete befreit die Luft eines unschuldigen Frankenberger Frühsommermorgens ein. Das war zwar ein weiterer Verstoß gegen die Vorschriften, denn am Tatort durfte nichts, aber auch gar nichts verändert werden. Aber Caspari hatte in seinen vielen Berufsjahren gelernt, sich über solche Dinge galant hinwegzusetzen. Kein Mensch konnte schließlich in einem solchen Todesmief einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn kriminalistisch arbeiten. Und in diesem Wohnzimmer des Grauens war eine Menge Arbeit zu tun. Allerdings nicht für den unglücklichen Happel, der benommen und kreidebleich wieder hereinwankte.

»Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, sagte er. »Das war nicht professionell.«

»Ist doch nicht schlimm. Das passiert jedem mal.«

»Klaro.« Happel räusperte sich und rang die Dämonen nieder, die ihn schon sein halbes Leben begleiteten. Voller Entsetzen starrte er auf den Toten.

»Das ist wirklich ganz schrecklich, oder? Sieht man so etwas Grausames bei Ihnen in Frankfurt öfter?«

»Zum Glück nicht«, antwortete Caspari. »Das ist schon was ganz Besonderes. Ein richtig fieser Mord …«

Wie Blut die frische Wunde

Ein altes Rathaus mit zehn Türmchen, das wunderbar in die Miniaturstadt einer Modelleisenbahn gepasst hätte. Eine Kirche, deren Glockenturm wie eine gotische Spaßbremse mahnend über die Altstadt ragte. Eine ungeordnete Sammlung niedlicher Fachwerkhäuser in einem nicht immer einvernehmlichen Dialog mit Neubauten, die ihnen auf die Pelle gerückt waren: Frankenberg.

Eine wenig beachtete Kleinstadt in nordhessischer Halbhöhenlage. Ohne erkennbaren Sinn für gestalterische Harmonie in die grünen Hügel gewürfelt. Versteckt zwischen Burgwald und Kellerwald, die es einfriedeten wie eine gigantische Gemüsebeilage der Götter. Verborgen in einem wogenden Meer aus Feldern, Wiesen und Wäldern.

Wer ahnungslos auf der Umgehungsstraße, hinter einem der unvermeidlichen Lastwagen aus Marburg kommend, in Richtung Korbach und weiter nach Paderborn fuhr, der hatte sie schnell passiert, ohne von der Existenz dieser Stadt und seiner bald zwanzigtausend Einwohner auch nur das Geringste zu ahnen. Von sich aus unternahm Frankenberg auch nicht viel, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Alles andere widerspräche dem Willen und Charakter seiner Menschen.