Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Januar 2013
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ISBN 978-3-644-21141-4
www.rowohlt.de
Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.
ISBN 978-3-644-21141-4
Für … THE MONEY, wofür sonst?
Die Speisekarte zu schreiben und dann die fertige Vorlage auf dem dicken grauen, fast transparenten Papier, das aussah wie aus einem Architekturbüro geklaut, in den nächsten Printshop zu bringen war jeden Morgen Eves Aufgabe. Während die Karte in Arbeit war, hatte Eve normalerweise nichts weiter zu tun, als in ein Village-Café auf der anderen Straßenseite zu gehen, einen Espresso zu trinken und einen Blick in die New York Daily News zu werfen. Das war für sie der einzige wirklich entspannte Moment des Tages. Heute Morgen jedoch begann ihre Entschlackungskur, und das hieß zweiundsiebzig Stunden keinen Kaffee. Außerdem wurde der Scanner im Printshop gerade gewartet, weshalb Mister Jamal, der Inhaber, erklärte, er werde die Speisekarten persönlich vorbeibringen, sobald sie fertig seien. Und aus irgendeinem Grund war heute die Daily News nicht gekommen. Was alles zusammen bedeutete, dass Eve nur etwa zehn Minuten außerhalb des Restaurants verbracht hatte statt wie sonst eine Stunde. Aber das machte ihr im Grund nichts aus. Es galt, eine Ladung Krebse zu töten, und das tat sie lieber auf die sanfte Art, indem sie die Tiere in kaltes Leitungswasser legte, statt sie, wie so viele Köche, lebendig zu kochen. Sie auf diese Weise zu töten dauerte länger, aber Eve konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendeine Kreatur ihretwegen leiden musste. Sie hätte ja gar keine Krebse gekocht, aber Brad, ihr Mann, hatte darauf bestanden, mit dem nicht ganz von der Hand zu weisenden Argument, ein New Yorker Restaurant, das im Sommer keine Krebse führte, würde bald Pleite gehen.
Wenn sie diese Aufgabe vor sich hatte, war Eve immer still und in sich gekehrt, deshalb dachte sie zunächst, es hätte sie einfach niemand ins Restaurant zurückkommen hören. Aber da war keine Spur von Brad, ihrem Mann, und Lorraine, der Frühschichtbedienung, die morgens die Teppiche saugte, die Tische deckte und manchmal auch Reservierungen entgegennahm. Es sah ganz so aus, als seien die beiden irgendwohin verschwunden.
Eve versuchte, nicht drüber nachzudenken, und ging direkt in die Küche, wo die Kiste mit lebenden Krebsen immer noch auf dem Fußboden stand. Die flehend zwischen den Holzlatten hindurchgestreckten Scheren erinnerten sie wie immer an den Holocaust, an die Viehwaggons voller Juden, die quer durch Europa ratterten, zu den Vernichtungslagern. Was war sie, Eve, anderes als ein Küchen-Eichmann? Die Aussicht, drei Dutzend Krebse zu Tode zu befördern, und sei es auf ihre sanfte Art, machte sie gereizt und deprimiert. Das war alles Brads Schuld. Warum konnte er sie nicht selbst töten? Natürlich kannte sie die Antwort. Brad machte es nichts aus, Krebse zu töten, so wenig wie die Vorstellung, ihnen Pein zuzufügen. Er warf sie einfach in kochendes Wasser und verhöhnte sie, Eve, mit einem brutalen, verächtlichen Lachen wegen ihrer zimperlichen Grimassen und zugehaltenen Augen. Das konnte Eve nicht ertragen.
«Wenn du sie auf humane Art getötet haben willst, musst du’s selbst machen», brüllte er dann. «Ich habe keine Zeit, den Dr. Kervorkian für eine Ladung gottverdammte Krebse zu spielen. Ich betreibe hier ein Restaurant und keine Tierklinik.»
Eve band sich die Schürze um und ließ den größten Topf mit kaltem Wasser voll laufen. Dann ging sie die Brechstange holen, um die Kiste aufzustemmen; Brad, der sich um den Weinkeller kümmerte, bewahrte das Ding normalerweise dort unten auf.
Kennen gelernt hatte sie ihren Mann, als sie beide am Golf gewesen waren. Major DeLillo, Panzerkommandant unter Major General Barry McCaffrey, hatte vor, aus der Army auszuscheiden, um das italienische Restaurant seines alten Vaters zu übernehmen. Doch zuerst brauchte er eine Frau, und da kam Eve, zu der Zeit Captain der Army, ins Spiel. Sie heirateten, nahmen ihren Abschied von der Army, machten für siebzehntausend Dollar am McIntosh College in Dover, New Hampshire, einen Lehrgang, der mit dem Cordon-Bleu-Diplom abschloss, und arbeiteten dann in dem Restaurant, bis sie es 1995, als Brads Vater starb, schließlich übernahmen. Rund vier Jahre lief alles bestens. Während Brad die Gäste begrüßte, Wein servierte, letzte Hand an Pastasaucen legte und Zabagliones zauberte, wie es ihn sein Vater gelehrt hatte, wirkte Eve in der Küche Wunder. Sie war eine exzellente Köchin geworden – das New York Magazine nannte ihren gegrillten Schnappbarsch den «besten von ganz Manhattan» und ihr Lachs-Carpaccio ein «transparentes Mirakel».
Doch ebenso transparent waren für Eve Brads ständige Weibergeschichten: Er konnte dem Anblick eines Serviererinnenhinterns im engen, kurzen schwarzen Rock so wenig widerstehen, wie er es lassen konnte, seine dämlichen Zaubertricks vorzuführen oder von der Torta di nocciole zu naschen. Eve hatte ihr Bestes getan, seine Schäkerei zu ignorieren, so wie sie es vielleicht ignoriert hätte, wenn ein guter Sommelier sich ab und zu beim Wein bedient hätte, und sie versuchte, das Problem praktisch anzugehen, indem sie nur Bedienungen einstellte, die sie für unattraktiv hielt. Doch es gehört zu den leidigen Tatsachen des Lebens, dass es immer ein Fehler ist, in Sachen erotische Anziehung die Reaktionen anderer prognostizieren zu wollen. Kuppelei erfordert ebenso viel Erfahrung und Übung wie die Zubereitung eines perfekten Monte bianco, und Abneigung vorherzusagen, ist manchmal nicht minder schwer. Die meisten Ehefrauen überschätzen den Geschmack ihrer Männer in Bezug auf andere Frauen. «Niemand auf der Welt», bemerkte H.L. Mencken, «hat je dadurch Geld verloren, dass er die Intelligenz der breiten Masse unterschätzte.» Rückblickend hätte Eve vielleicht hinzugefügt: «Oder deren Geschmack in Sachen Frauen.»
Eine Sekunde lang dachte sie, Brad müsse sich verletzt haben, und als sie zur Tür des Weinkellers eilte, durch die ein lautes Stöhnen drang, schlug ihr das Herz im Hals, weil sie sich sicher war, dass das, was sie so oft vorhergesagt hatte, nun endlich eingetreten war. Ein wackliger Turm aus Weinkisten, die auszupacken sie Brad schon so oft gedrängt hatte, musste auf ihn herabgestürzt sein. Doch dann, die Hand schon auf der Türklinke, hielt sie inne, als ein neuerliches Stöhnen, diesmal affirmativerer Natur, an ihr Ohr drang. Das Stöhnen einer Frau. Das war keine Pein, sondern etwas ganz anderes. Leise öffnete sie die Tür einen Spalt und guckte hinein.
Lorraine kniete auf einer Kiste Brunello di Montalcino, der ein 1990er und wohl der beste Wein auf ihrer Karte war. Lorraine war einen halben Kopf größer als Brad. Sie trug eine Brille und zu viel Make-up. In Eves Augen war Lorraines Nase zu mächtig, wie auch ihr Hintern, von dem Eve jetzt mehr als genug sah. Brad stand hinter ihr, mit heruntergelassener Hose, grunzte, als hätte er zu viele Gnocchi gegessen, und klatschte immer wieder mit der flachen Hand auf ihren nackten Arsch, als gälte es, sein Lieblingspferd anzutreiben. Ein Mädchen mit einem solchen Arsch führte Eves gesamte Bemühungen, sich fit zu halten und für ihren Mann hübsch zu bleiben, ad absurdum. Aber das war es nicht, was Eve am meisten verstörte. Und es war auch nicht der träumerische, fast schon ekstatische Ausdruck auf dem attraktiven Gesicht ihres Mannes. Brad genoss das Geschehen ganz offensichtlich. Aber da war noch etwas anderes. Was Eve am meisten verstörte, war, dass im Rhythmus der klatschenden Beckenstöße gegen Lorraines cremeweißes Hinterteil Brad deutlich und mantraartig wiederholte: «Ich lieb dich, lieb dich, lieb dich, lieb dich.»
Tränen in den Augen, schloss Eve leise die Tür und ging wieder nach oben ins Restaurant, wo sie mehrere Minuten bitterlich weinte. Doch so sollten sie sie nicht vorfinden, also wischte sie sich die Tränen weg, schnäuzte sich die Nase, goss sich ein Glas Grappa ein, kippte es mit wenig Genuss hinunter und ging dann in die Toilette, um ihr Make-up in Ordnung zu bringen, ehe sie darauf wartete, dass die beiden wieder heraufkamen.
Sie war eine hoch gewachsene, gut aussehende Frau in den Dreißigern, und das Gesicht, das ihr, von einer präraffaelitischen Flut kastanienbraunen Haars umflossen, aus dem Spiegel entgegenstarrte, war gar nicht übel. Ihre Nase hatte gleich unterhalb der Wurzel einen kleinen Höcker – Folge einer Karate-Trainingssession –, aber der war in keiner Weise hässlich; die meisten Leute fanden, dass er sie erst recht sexy machte. Ihre blauen, tränenfeuchten Augen sahen zwar aus, als hätte ihr jemand roten Cayennepfeffer hineingestreut, aber sie hatte ansprechende Züge, eine hohe Stirn, wenn auch mit den ersten Anzeichen von Missmutsfalten, die sie Brad verdankte, eine Haut, so weich und glatt wie Pistazieneis, und einen Mund, der, Brads Mund nicht unähnlich, so breit und so verlockend war wie ein Schnitz Charentais-Melone. Als sie Schritte in der Küche hörte, öffnete sie die Tür und sah Brad neben der Krebskiste hocken. Jenseits der Küchentür war Lorraine jetzt am Staubsaugen.
Er drehte sich um und sagte: «Hab dich gar nicht zurückkommen hören.» Und dann zu den Krebsen: «Ist wohl Zeit für euer Bad, Jungs. Aber soll euch Daddy baden, oder macht es Mommy?»
«Du Schwein.»
Brad erhob sich und sah sie an. Es gab da im Metropolitan Museum ein Gemälde von Bronzino, das Eve immer an Brad erinnerte: das Porträt eines jungen Mannes, gemalt im Jahr 1550. Bronzinos Modell hatte mehr Haare, vermutlich jedenfalls – wegen der spanischen Mütze war das schwer zu sagen. Ansonsten jedoch sah es aus wie eine jüngere Ausgabe von Brad. Die gleiche coole Lässigkeit. Die gleichen vollen, sinnlichen Lippen, die gleiche kräftige Nase. Die gleichen grazilen Hände – Brads bewegliche Anemonenfinger hielten niemals still, sondern zauberten immerzu Münzen aus der Luft oder Asse aus den Taschen irgendwelcher Leute. Die gleiche sichtlich hoch entwickelte Libido. Mit einem coolen Lächeln sagte Brad: «Was ’n los? Du siehst aus, als hättest du Zwiebeln geschält.»
«Ich schäl dir gleich dieses dämliche Grinsen vom Gesicht», sagte sie und brach wieder in Tränen aus.
«Was’n los mit dir?»
«Du hältst mich wohl für eine komplette Idiotin.»
«Nein.»
«Du und sie.»
«Was?»
«Ich habe euch gehört, Brad. Im Keller.»
«Ich war im Keller, klar. Lorraine hat mir geholfen, ein paar Weinkisten aufzukriegen.»
«Das ist nicht alles, was du aufgekriegt hast. Ich habe gesehen, wie du den Korken aus ihrer Flasche gezogen hast.»
«Gehört oder gesehen? Was denn jetzt?»
«Beides, du verlogene Ratte.» Eve packte seine Hand und schnupperte an seinen Fingern. «Ich rieche sie noch an dir, du miese, verlogene Ratte.»
Brad riss seine Hand weg und beschnupperte selbst seine Finger. «Krebse», sagte er achselzuckend und zeigte auf die Kiste am Boden. «Ich hab die Kiste reingebracht, kurz bevor du gegangen bist. Das ist es, was du riechst.»
Lorraine, die ihre lauten Stimmen gehört hatte, steckte den Kopf zur Küchentür herein. «Alles okay da drin?», fragte sie unschuldig.
Eve schüttelte den Kopf. Wer hätte das von einem Mädchen wie Lorraine gedacht? Sie war nicht leichtlebig, nein, im Gegenteil, sie neigte eher zur Schwermut. Außerdem war sie gut katholisch und ging mehrmals die Woche zur Messe. Wer hätte gedacht, dass Brad so ein junges Ding – sie war sechsundzwanzig – attraktiv finden würde?
«Wir haben gerade von Ihnen gesprochen, Lorraine», sagte Eve. «Brad meint, Sie riechen wie Krebse.» Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Gegend unterhalb der üppigen Taille des Mädchens. «Sie wissen schon. Da unten.»
«Lass sie da raus, Eve», befahl Brad.
«Ich wüsste nicht, wie das gehen sollte, du? Und wie war’s, Lorraine? Hat die Erde gebebt? Oder nur die Weinkiste, auf der Sie gekniet haben?»
Brad hob die Hände, als kapitulierte er. «Okay, hör zu, tut mir Leid. Was passiert ist, ist eben einfach passiert. Zwei Menschen.» Er zuckte die Achseln. «Es war einfach nur so ein Ding, verstehst du?»
«Schüttle das nicht einfach so ab wie ein billiges Sweatshirt, Brad. Du treibst es schon seit Wochen mit ihr. Und davor war es diese albanische Bedienung, die du für eine Italienerin gehalten hast, du blöder … Und davor war es dieses Weibsstück mit den Pompano-Beach-Titten.» Als sie Lorraines verdutztes Gesicht sah, lächelte Eve. «Ganz recht, Schätzchen, du bist nur das heutige Tagesgericht.»
«Ich hab doch gesagt, lass sie da raus», brüllte Brad und machte den schwerfälligen Versuch, Eve eine zu knallen. Aber Eve war zu schnell. Zu schnell und zu kräftig. Fast schon automatisch konterte sie mit einem blitzartigen Faustschlag gegen seine Schulter, und Brad landete auf dem Hintern, wobei er die Krebskiste unter sich zermalmte.
«Himmel», jammerte er. «Ich glaube, du hast mir das Schlüsselbein gebrochen.»
«Schmeiß es in den Müll, zu meinem Herzen.»
«Du elendes Miststück», sagte Lorraine, kniete sich neben Brad und versuchte, sein Hemd wegzuziehen. Ein paar Krebse waren aus der kaputten Kiste entwischt, und als Eve Lorraine ängstlich zusammenfahren sah, packte sie den größten Krebs und schwenkte ihn vor Lorraines Gesicht. Lorraine schrie auf.
«Was ist denn, Lorraine? Du magst doch Ratten. Was hast du dann gegen Krebse?», Sie bewegte den Krebs auf Lorraine zu wie eine achtfingrige grüne Hand. Lorraine schrie wieder und rannte, verfolgt von Eve, hinaus ins Restaurant.
In dem Moment kam Mr. Jamal mit den Speisekarten zur Eingangstür herein, und als Lorraine ihn erblickte, schrie sie: «Rufen Sie die Polizei. Sie bringt mich um.»
Eve trieb Lorraine hinterm Tresen in die Enge und titschte ihr mit dem Krebs in Gesicht und Haar. Bei jeder Berührung der Krebsscheren schrie Lorraine wie das Opfer eines mittelalterlichen Autodafé. Mister Jamal legte die Speisekarten hin und flüchtete.
«Ich bring dich nicht um, Lorraine. Das wäre zu kurz und schmerzlos für eine Hure wie dich. Nein, ich glaube, ich werde dich in den Keller runterbringen und dich diesen Krebsen zum Fraß vorwerfen. Ich wette, die haben schon lange nicht mehr so ein knackiges Stück Dreck verspeist.»
In einem verzweifelten Fluchtversuch hechtete Lorraine über den Tresen. Doch Eve erwischte sie wieder, rang sie auf einen Tisch nieder, nagelte sie fest und hielt ihr den Krebs jetzt direkt übers Gesicht. Lorraine starrte in die diversen Augen des Krebses, spürte die kalte, kratzige Berührung einer Schere und stieß ihren bisher längsten und lautesten Hitchcockheroinenschrei aus.
Just in dem Moment traten die beiden Polizisten durch die Eingangstür.
Der eine, ein Milchgesicht mit rotem Haar und einem kaum sichtbaren Schnurrbärtchen, zog die Pistole und richtete sie auf Eve.
«Okay, Lady, das reicht. Legen Sie den Krebs weg.»
Den Krebs noch immer in der Hand, ließ Eve von ihrem Opfer ab, das schluchzend zu Boden fiel.
«Krebs weglegen», wiederholte der Polizist.
«Okay, okay.» Eve zuckte die Achseln. «Er ist nicht geladen», sagte sie mit einem schiefen Grinsen. Sie setzte den Krebs auf den Tisch, wo er nach einem kurzen Abschiedswinken mit der Schere seitwärts krabbelte und genau in Lorraines Haar fiel, worauf diese wieder losschrie.
«Jetzt reicht’s», sagte der Polizist, steckte die Waffe weg und nahm ein Paar Handschellen vom Gürtel. «Sie sind verhaftet.» Er griff in Eves langes Haar und versuchte gleichzeitig, ihr den Arm auf den Rücken zu drehen.
Eve hatte sich immer in Form gehalten. Sie ging mehrmals die Woche ins Fitnesscenter. Sie joggte durchs Village. Sie spielte Tennis. Sie ging in Vail Ski fahren. Und schon seit der High School machte sie Aikido und Karate. Eve sah sich nicht als einen gewalttätigen Menschen: Ein Schwarzgurt ist ebenso Ermahnung an seinen Träger, nicht gewalttätig zu werden, wie er ein Qualifikationsnachweis ist. Doch Brad und Lorraine in flagranti zu ertappen, auf dem Brunello di Montalcino, und jetzt noch dieser blöde Bulle, der sie an den Haaren zog und ihr den Arm verdrehte wie einer gemeinen Verbrecherin, das reichte, um Eve – zum zweiten Mal an diesem Tag – aus der Haut fahren zu lassen. Wie Brad war auch sie italienischstämmig. Ihre Familie kam aus Florenz, seine aus Milano. Brad mochte ja die Libido haben, aber das Temperament hatte Eve.
«Nehmen Sie Ihre Dreckpfoten weg», fauchte sie und rammte ihm den Ellbogen so fest in die Rippen, dass sie ihm eine davon brach. Der andere Polizist umklammerte von hinten ihre Taille, und da seine Hände vor ihrem Bauch waren, war es nicht weiter schwer, ihm den großen Zeh mit ihrem Absatz zu zerquetschen und anschließend den kleinen Finger zu brechen.
Danach blieb ihr nicht viel mehr zu tun, als sich einen weiteren Grappa einzuschenken, dazusitzen und zu warten, dass sich die Polizisten weit genug erholten, um Verstärkung zu rufen, und sich dann festnehmen zu lassen.
Eves Anwalt, ein Typ aus Queens namens Quinlan Whipp, tat sein Bestes, vor dem Manhattan District Court, wo ihr Fall verhandelt wurde, geltend zu machen, dass die beiden Polizisten sie nicht auf ihre Rechte hingewiesen hatten. Doch es half ihr nicht gerade, dass Whipp unmittelbar nach seinem Resümee rülpste und dann zwei Liter Blut von einem durchgebrochenen Magengeschwür erbrach, ehe man ihn ins Krankenhaus brachte. Der Richter fragte Eve, ob es ihr recht sei, wenn sich die Geschworenen zur Beratung zurückzögen, und um die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, willigte Eve ein, da sie sich einfach nicht vorstellen konnte, dass die Geschworenen binnen einer knappen Stunde auf schuldig erkennen würden.
In Anbetracht der Umstände hätte der Richter Eve vielleicht den Faustschlag verziehen, dessentwegen Brad für einen Tag und eine Nacht im Krankenhaus gelandet war, und auch den Nervenschock, den Lorraine erlitten hatte. Unverzeihlich aber war für ihn der tätliche Angriff auf die beiden Polizisten. Eve landete für sechs Monate im Gefängnis.
In dieser Zeit beantragte Brad die Scheidung, und die beiden Polizisten klagten auf Schmerzensgeld, das Eve mit ihrer Hälfte des Eigenkapitals, das in La Lanterna steckte, beglich. Die Story schaffte es ins Lokalfernsehen und in mehrere New Yorker Zeitungen. Und so erfuhr Bob Clarenco davon.
Wie sich herausstellte, war Eve Merlini genau die Person, die er suchte.
Eve verbrachte drei Wochen im Hochsicherheitsvollzug der Haftanstalt Bedford Hills und kam dann ins weniger rigorose Beacon, etwa fünf Meilen nördlich der Militärakademie West Point, wo Brad vor zwanzig Jahren Kadett gewesen war. Eve selbst war noch während ihres Psychologiestudiums an der Columbia Universität ins Offizierstrainingscorps eingetreten. Ihr Vater war gerade gestorben, und da sie so gut wie kein Geld hatte, um ihr Studium zu Ende zu bringen, schien ihr, abgesehen von einem Banküberfall, das Corps die einzige Lösung. Nicht sonderlich überrascht – da sie immer schon eine eifrige und begabte Sportlerin und auch eine begeisterte Automechanikerin gewesen war – stellte sie fest, dass es ihr bei der Armee gefiel, und diese erwiderte die Zuneigung, indem sie sie zum Captain der 24. Infanteriedivision machte und im Rahmen der Operation Wüstenschild an den Golf schickte. Als Kommandantin einer Gruppe von vier Panzerspähwagen hatte Eve mit ihren Männern fast zehn Wochen hinter einer Alibi-«Frontlinie» saudischer Truppen in der Wüste verbracht, ehe sie mit den ersten amerikanischen Soldaten in Kuwait City einmarschiert war. Verglichen mit dem Golf war das Gefängnis gar nicht so übel.
Als Eve aus Kuwait zurückgekehrt war, hatte sie gedacht, dass es wohl nicht mehr viel gab, was sie nicht über Männer wusste; und es wurmte sie jetzt, Monate nach der Trennung von Brad, immer noch, dass sie sich in diesem einen Mann so getäuscht hatte.
Nach vier Monaten wurde sie auf Bewährung aus Beacon entlassen und zog zu ihrer Mutter nach Brooklyn, wo sie zwischen ein paar morgendlichen Joggingrunden im Prospect Park und ein paar Besuchen im Brooklyn Museum, ihrem Lieblingskunstmuseum in New York, ohne große Trauer die Trümmer ihres Lebens sichtete. Sie sagte sich, dass sie wohl alle Tränen, die ihr irgendetwas auf dieser Welt zu entlocken vermochte, bereits in Beacon vergossen hatte.
Eines Montagmorgens, eine gute Woche nach ihrer Entlassung aus Beacon, als sie gerade mit Hilfe einiger Museumsbilder eine Art heiter-gelassenen Zustand erreicht hatte, erhielt sie einen Briefumschlag, so steif und weiß wie ein frisch gestärkter Hemdkragen. Darin steckten eine Einladung zum Lunch im Le Cirque am kommenden Freitag und fünf nagelneue Hundertdollarscheine.
Falls die fünf Scheine sicherstellen sollten, dass sie der Einladung folgte, war das völlig überflüssig: Das Le Cirque ist eins der besten New Yorker Restaurants, und Eve hatte noch nie dort gegessen, es sich aber schon oft gewünscht. Die Einladung, auf elfenbeinfarbenem Bütten, war in einer eleganten Handschrift abgefasst, und Eve hätte sie vermutlich auch dann angenommen, wenn ihr nichts weiter beigelegen hätte als eine U-Bahn-Marke. Einen Moment lang erwog sie, ob die Einladung vielleicht von einem Journalisten stammte – ihre jüngsten Erfahrungen hatten sie gelehrt, Journalisten mit derselben instinktiven Abneigung zu begegnen wie einst den Inspektoren des New Yorker Gesundheitsamtes –, verwarf es dann aber als zu unwahrscheinlich: Welcher Journalist könnte sich das Le Cirque leisten, geschweige denn ein Fünfhundertdollar-«Hallo»? Aber was konnte dieser Typ von einer wie ihr wollen?
Als der bewusste Tag endlich da war, hatte Eve sich bei der Vermutung eingependelt, ein Agent oder Produzent wolle vielleicht einen Film über ihr Leben machen. Keinen richtigen Film. Nur so ein billiges Machwerk fürs Kabelfernsehen. Sie fand das selbst ganz schön unwahrscheinlich, aber was konnte es sonst sein? Eve wählte ihre Kleidung sorgfältig: ein schlichtes schwarzes Kleid von Saks Fifth Avenue und ein Paar Tanino-Crisci-Pumps, das letzte Geburtstagsgeschenk von Brad. Zum Glück war sein Geschmack in Sachen Schuhe immer besser gewesen als in Sachen Frauen. Sie komplettierte ihr Outfit mit dem Pelzmantel ihrer Mutter, da es ein kalter Tag war, und einer Handtasche von Fein & Klein, die sie letztes Jahr im Ausverkauf erstanden hatte. Da ihr ein Taxi dann doch zu teuer war, ging sie zu Fuß zur Grand Army Plaza – sollte sie jemand überfallen wollen, würde sie damit schon fertig werden –, nahm die Up-Town-Expressbahn bis zur 60th Street, mäanderte von da die Madison Avenue hinauf und dachte darüber nach, ob sie die fünfhundert Dollar sparen oder ausgeben sollte.
Das Le Cirque in der 65th Street war so prunkvoll, wie Eve es erwartet hatte – die Sorte Restaurant, wo man für das luxuriöse Ambiente und dafür, dass man sagen konnte, man sei dort gewesen, genauso viel zahlte wie für das Essen und den Wein. Nach einem Abstecher in die Damentoilette, um noch etwas Puder aufzulegen, erklärte Eve dem Ober, sie sei Mr. Clarencos Gast, und er geleitete sie mit den steten Bewegungen eines Kamera-Dollys zu einem Tisch an einem mächtigen Marmorkamin, in dem ein Scheit von den Ausmaßen des A-Train ruhig vor sich hin brannte, und reichte ihr eine Speisekarte, so groß wie das Fenster.
Eve setzte sich auf eine hochlehnige, mit lila Mohair bezogene Sitzbank und studierte die Kassettendecke, die getäfelten Wände, die vergoldeten Kronleuchter und die etwas steif wirkenden Porträts. Falls der Unbekannte wollte, dass sie beeindruckt war, hatte es funktioniert: So etwas Schönes hatte sie nicht mehr erlebt, seit sie ihrem ehebrecherischen Gatten das Schlüsselbein gebrochen hatte. Unaufgefordert brachte der Ober eine Flasche 85er Krug und goss ihr eine lange Champagnerflöte mit der perlend goldenen Flüssigkeit voll.
«Mit Empfehlung von Mr. Clarenco», murmelte er. «Er verspätet sich nur um ein paar Minuten.»
Eve nickte, trank ihren Champagner und betrachtete die anderen Gäste, überwiegend Wall-Street-Typen und Damen aus der Modebranche, die in ihren maßgeschneiderten Kostümen wirkten, als seien sie mit Holly Golightly alt geworden. Dann stand plötzlich ein dezent nach Cologne duftender, hoch gewachsener, gut aussehender blonder Mann von Ende vierzig an ihrem Tisch, schüttelte dem Ober die Hand, ließ gleichzeitig den Blick kurz durch den Raum schweifen und lächelte dann Eve an, mit Zähnen, so weiß wie das Damasttischtuch und vermutlich so teuer wie der Breitling-Chronometer an seinem leicht gebräunten Handgelenk. Der Händedruck war fest und unkompliziert: Brad hatte den ersten Händedruck immer dazu benutzt, einen seiner dämlichen Zaubertricks vorzuführen – vor allem bei Frauen, die meist entzückt reagiert hatten.
«Danke, dass Sie gekommen sind», sagte er, stellte einen Aktenkoffer ab, knöpfte sein zweireihiges blaues Brioni-Nadelstreifenjackett auf und glättete seine dunkellila Krawatte, ehe er sich setzte. Eve befand, dass Clarenco aussah wie die ältere und vermutlich soigniertere Version eines Schauspielers, dessen Name ihr gerade nicht einfiel. Er war kein Journalist, so viel war offensichtlich, und für einen Filmproduzenten oder Fernsehmenschen wirkte er zu konservativ.
«Danke, dass Sie mich hergebeten haben, Mr. Clarenco», sagte Eve, «obwohl ich immer noch rätsele, warum.»
Mit einem leisen Augenzwinkern sagte er: «Sparen Sie sich die Mühe. Weil Sie doch nicht draufkommen werden. Genießen Sie einfach nur Ihren Champagner. Und, bitte, nennen Sie mich Bob.» Ein Auge auf dem Ober, setzte er hinzu: «Haben Sie sich schon entschieden, was Sie essen möchten?»
«Ja, habe ich. Ich nehme die Foie Gras, das Dorschfilet mit Preiselbeerbohnen und die geschmorte Kalbshachse.»
«Ach, eine Frau, die weiß, was sie will. Das schätze ich fast so sehr wie eine Frau mit einem gesunden Appetit. Die meisten Frauen, mit denen ich lunche – bulimische Neurotikerinnen in der Mehrzahl –, ordern zwei Vorspeisen und ein Glas Perrier. Übrigens, die Fotos werden Ihnen wirklich nicht gerecht. Ich habe jemand wesentlich weniger Kultiviertes erwartet.»
«Danke», sagte sie brav und kam zu dem Schluss, dass das, was er von ihr wollte, irgendetwas mit der jüngsten Wende ihres Ehelebens zu tun haben musste.
Clarenco gab dem Ober die Speisekarte zurück. «Ich nehme dasselbe wie die Dame», sagte er, als sei es ihm einerlei. «Wird interessant sein, was eine Küchenchefin zur Küche des Hauses sagt. Ich komme hierher, weil es für mich günstig liegt, nicht weil ich ein Gourmet wäre.»
«Na ja, ich weiß nicht, ob ich mich als so was Pompöses bezeichnen würde. Bei ‹Küchenchef› denke ich immer an kleine Männer mit riesigen Kochmützen.»
Clarenco lachte über ihren Scherz. «Ich weiß, was Sie meinen. Sie glauben gar nicht, wie viele Küchenchefs ich im Lauf der Jahre gefeuert habe.»
Eve fragte sich, ob er vielleicht einfach ein reicher Mann war, der eine Köchin suchte. Vielleicht wollte er ja ein Restaurant eröffnen. Das schien ihr plausibler als alle bisherigen Theorien.
«Wenn ich in New York bin, esse ich am liebsten immer hier. Wahrscheinlich ist es einfach nur Faulheit oder vielleicht auch mangelnde Phantasie. Hier kennt man mich. Das gefällt mir. Aber ich habe von Ihrem Restaurant gelesen. La Lanterna, richtig? Im New York Magazine.»
Eve sagte achselzuckend: «Sie müssen ein gutes Gedächtnis haben. Das ist eine ganze Weile her.»
Der Sommelier kam mit der Weinkarte. Clarenco beäugte sie etwa so enthusiastisch, als handelte es sich um irgendwelche Geschäftsabrechnungen, und sah dann Eve an. «Vom Essen verstehen Sie was», sagte er und reichte ihr die Karte, «mal sehen, wie es mit Wein steht. Suchen Sie eine Flasche Roten und eine Flasche Weißen aus. Was immer Sie möchten.»
«Was soll das sein? Eine Art Test?»
«Wenn Sie so wollen.»
Also wollte er wohl doch ein Restaurant eröffnen, dachte Eve, nahm die Speisekarte und ging sie durch.
«Bei den Preisen», sagte sie, «wundert es einen, dass Leute Banken überfallen, wo sie doch einfach in die Gastronomie gehen könnten.»
«Vielleicht wäre Ihnen ja wohler, wenn ich Ihnen ein Limit setze? Ja? Das ist besser. Okay, wählen Sie zwei Flaschen, einen Roten und einen Weißen, für insgesamt nicht mehr als tausend Dollar.»
«Tausend Dollar?»
Er grinste ob ihrer keineswegs ausgeräumten Verwirrung, zupfte sich die makellosen Umschlagmanschetten zurecht und wedelte mit der Hand in Richtung Weinkarte. «Nur zu», drängte er sie.
Eve wollte protestieren: Der Gedanke, tausend Dollar für zwei Flaschen Wein auszugeben, erschien ihr regelrecht obszön. Aber dann sagte sie sich, dass das ja vielleicht nur ein Test war und er den Wein gar nicht wirklich bestellen würde. Sie tat, wie ihr geheißen, und wählte zwei Flaschen aus: einen 85er Château Y’quem für knapp sechshundert Dollar, der ihrer Meinung nach gut zu der Foie Gras passen würde, und einen 95er Sassicaia Marchesi zu knapp vierhundert Dollar – sie hatte einmal im Barbetta, New Yorks ältestem italienischem Restaurant, den 98er probiert und für ziemlich gut befunden, und da 95 für Toskana-Weine ein gutes Jahr gewesen war, war dieser hier vermutlich herausragend.
Zu ihrer Überraschung nickte Clarenco dem Sommelier bestätigend zu.
Eve schüttelte den Kopf und grinste reuig.
«Irgendein Problem?», fragte Clarenco.
«Ein Problem nicht. Aber so wie ich mich jetzt fühle, müssen Sie drauf gefasst sein, dass ich Ihnen auf die Toilette folge, nur für den Fall, dass Sie vorhaben, mich auf der Rechnung sitzen zu lassen.»
«Ich sagte doch schon, man kennt mich hier. Ach, übrigens, was war das noch mal für ein Rotwein?»
«Sassicaia Marchesi Incisa della Rochetta», sagte Eve mit ihrer besten italienischen Aussprache. «Ein Toskana-Wein. Einer der besten. Wollten Sie mit mir über Wein reden, Mr. Clarenco, oder noch über etwas anderes?»
«Bob.» Er befingerte nachdenklich sein kantiges Kinn, und Eve sah, dass er besser manikürt war als sie: Seine Fingernägel waren perfekte kleine Perlmuttquadrate.
«Okay, Bob», sagte Eve vorsichtig. «Aber meinen Sie, wir könnten jetzt vielleicht zur Sache kommen? Ich bin doch ziemlich gespannt, worum es eigentlich geht, und es beruhigt mich nicht gerade, dass ich eben für über neunhundert Dollar Wein bestellt habe.»
«Zur Sache kommen?» Clarenco grinste und sah sich um, als erwartete er, jemanden beim Mithören zu ertappen – eine Bewegung, wie sie De Niro in Filmen machte. Guckt ihr auch her? «Teufel nochmal, nein. Ich möchte, dass Sie in der richtigen Gemütsverfassung sind, wenn ich Ihnen meinen geschäftlichen Vorschlag unterbreite.» Er zuckte die Achseln, wobei sein 4000-Dollar-Brioni-Anzug mit einem seidigen Geräusch über das englische Baumwollhemd glitt. «Ich habe beträchtliche Mühen auf mich genommen, um dieses Treffen zu arrangieren, und das Mindeste, was Sie für die fünfhundert Dollar, die ich Ihnen geschickt habe, tun können, ist, mich eine Weile bei Laune zu halten.» Er grinste und richtete dezent einen Finger mit einem goldenen Siegelring auf sie. «Aber da ich bereits alles über Sie weiß, will ich Ihnen etwas über mich erzählen.»
Eve runzelte die Stirn und wollte ihn gerade ins Verhör nehmen, was er denn alles über sie wisse, als der Sommelier mit dem Y’quem erschien und ihr als derjenigen, die den Wein geordert hatte, die Farce des Probierens oblag. Dann kam die Foie Gras, und als sie auch diese probiert hatten, war Clarenco bereits bei dem Thema, das ihn am meisten zu interessieren schien: seiner Person.
«Ich habe ein Sicherheitsunternehmen», erklärte er mit Bostoner Akzent. «Unser Hauptgeschäft ist elektronische Sicherheit, für Internethandel, Online-Banking et cetera. Aber wir machen auch die handfesten Sachen, Bodyguards, Überwachungsanlagen, Nato-Draht und dergleichen. Wie Sie sich vielleicht denken können, ist das Internetzeug unser größter Geschäftssektor. Und es war auch mal der profitabelste, aber ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass alle Unternehmen in diesem Bereich ein extremes Auf und Ab hinter sich haben.
Vor zwei, drei Jahren betrug mein persönliches Vermögen noch fast eine Milliarde Dollar. Dann kam im Frühjahr 2000 der High-Tech-Crash, gefolgt vom World-Trade-Center-Crash, wenn ich das mal so ausdrücken darf, wonach mir nur noch ein Bruchteil dessen blieb. Kurz darauf ließ sich meine Frau von mir scheiden, was ebenfalls sehr teuer war, und jetzt bin ich mehr oder minder pleite. Mein Haus steht zum Verkauf. Und mein Apartment gleich über die Straße ebenfalls. Wenn ich alles verkaufen würde, hätte ich vielleicht noch fünfzehn oder zwanzig Millionen. Erzähle ich Ihnen das, weil ich möchte, dass Sie mich bemitleiden? Nein, ich erzähle es Ihnen, Eve, weil ich es für wichtig halte, dass Sie meine Motive verstehen. Und dafür müssen Sie verstehen, wer und was ich bin.»
Er hielt inne, um dem Nektararoma des Y’quem hinterherzuschmecken. «Sie hatten Recht», sagte er. «Er passt wirklich gut zu der Foie Gras, was? Eine ausgezeichnete Wahl.»
«Ich glaube nicht, dass es Ihre finanzielle Situation bessert, wenn Sie über tausend Dollar für ein Mittagessen ausgeben», bemerkte Eve.
«Vergessen Sie das, ja?», schmunzelte er. «Ich will Ihnen etwas erklären, was Geld betrifft. Das, was ich das Pizzaprinzip nenne. Was kostet eine Pizza, die Sie beim Bringdienst bestellen? Zwölf Dollar? Dreizehn?»
Eve nickte, ein wenig überrascht, dass er das wusste. Sie konnte sich irgendwie nicht vorstellen, dass Clarenco bei Domino Pizza bestellte.
«Also, nehmen wir mal für den Moment an, dass der Durchschnittsamerikaner etwa fünfundzwanzigtausend Dollar im Jahr verdient. Eine Zwölfdollarpizza stellt etwa ein Zweitausendstel dieses Jahresverdienstes dar. Der Präsident der Vereinigten Staaten verdient vierhunderttausend Dollar jährlich, und ein Zweitausendstel davon sind zweihundert Dollar. Ich habe bis vor kurzem über fünf Millionen Dollar im Jahr gemacht, und ein Zweitausendstel wären in diesem Fall etwas über zweitausendfünfhundert Dollar. Und Errol Laurenson, der ganz weit oben auf der Forbes-Liste steht und über fünfzig Milliarden Dollar schwer ist, bringt, um es bildhaft auszudrücken, rund fünfhundert Millionen Dollar jährlich nach Hause, und ein Zweitausendstel dieser Art Einkommen sind zweihundertfünfzigtausend Dollar.
Sie brauchen sich also am Ende dieses reizenden Lunchs, wenn ich die Rechnung übernehme, nur zu sagen, dass das für mich nichts weiter war als eine Pizza.»
«Ich werde versuchen, dran zu denken», sagte Eve.
«Als F. Scott Fitzgerald sagte, die Reichen seien anders», fuhr er fort, «hatte er Recht, wenn auch nicht in dem Sinn, wie er es meinte. Nicht, weil sie sich für etwas Besseres hielten. Nein, es ist einfach nur so, dass sie, was Geld angeht, gar nicht nachzudenken brauchen. Wenn sie etwas wollen, kaufen sie es sich. Instant-Befriedigung. Errol Laurenson braucht auf den Kauf, na, sagen wir mal, eines Ferrari nicht mehr Gedanken zu verschwenden als der Durchschnittsamerikaner auf das Bestellen einer Pizza. Was vermutlich erklärt, warum Laurenson so viele Ferraris besitzt. Nämlich mindestens ein Dutzend. Insofern sind die Reichen anders. In jeder sonstigen Hinsicht sind sie genau wie alle anderen.»
Clarenco streichelte seine Krawatte wie eine Schoßkatze und lehnte sich zurück, damit der Ober die leeren Teller wegnehmen und den nächsten Gang servieren konnte, führte aber das Gespräch – das Eve eher als Monolog empfand – munter weiter.
«Ja, seit Gatsby hat sich wirklich einiges geändert», sagte er jetzt. «In den zwanziger Jahren war Gatsby eine Ausnahmegestalt und vermutlich besonders verwundbar, weil er sein Geld selbst machte, statt es wie Tom und Daisy Buchanan einfach zu erben. Doch heutzutage kann es jeder schaffen, reich zu werden. Sehen Sie sich an, Eve. Sie könnten leicht als reiche Frau durchgehen. Diese Schuhe, diese Ohrringe, diese Handtasche. Gucken Sie mich an. Ich war ein adoptiertes Kind. Das heißt, ich habe mir gesagt, ich kann verflixt nochmal werden, wer und was immer ich werden will. Also habe ich mich selbst erfunden.»
Eve nickte und fragte sich, warum er sich, wenn er sich wirklich «selbst erfunden» hatte, nicht einen benutzerfreundlicheren Namen als Clarenco ausgesucht hatte.
«Und ich tu’s immer noch, wenn ich ehrlich bin. Und da kommen Sie ins Spiel. Das ist der Punkt, wo Sie mir helfen können.»
«Ich?» Eve lachte. «Bob, da Sie angeblich alles über mich wissen, müssten Sie doch auch wissen, dass ich kaum in der Lage bin, irgendjemandem zu helfen. Ich kann mir ja kaum selbst helfen. Ich wüsste nicht, was ich für jemanden wie Sie tun könnte.»
«Ich werde es Ihnen sagen.»
Doch für Eves skeptische, zirkongeschmückte Ohren machte Clarenco noch immer keinerlei Anstalten, auf den Punkt zu kommen. Er war es offensichtlich gewohnt, stundenlang zu reden, ohne unterbrochen zu werden – in Konferenzräumen von der Form und Größe des Oklahoma-Panhandle, vor andächtig lauschenden Ameisenvölkern von Managern und Juristen.
«Als die Aktien um siebenundachtzig Prozent ihres Höchstwerts fielen, wurde mir klar, dass ein Gutteil der Verluste hausgemacht war. Wir waren lange Zeit überbewertet gewesen, und ich hatte nicht so gehedged, wie ich es hätte tun sollen. Zum Glück war ich wenigstens so vorausschauend gewesen, vor dem letzten Crash Firmenanteile im Wert von vierzig Millionen an eine Bank zu verkaufen. Ich bin vor sechs Monaten als Direktor des Unternehmens zurückgetreten, obwohl ich immer noch der größte Aktionär bin. Nachdem meine Frau bei der Scheidung die Hälfte von allem eingesackt hat, habe ich befunden, dass ich entweder klein beigeben und mich mit dem, was ich noch habe, bescheiden kann, oder aber ich kann versuchen, das Ruder herumzureißen und die Verluste wieder hereinzuholen. Was natürlich im Moment nicht so leicht ist. Bis sich die Märkte insgesamt erholt haben und die Perspektiven für High-Tech-Aktien wieder rosiger werden, sind Firmen wie meine nur ein Nährboden für Misstrauen. Also ignoriere ich momentan die Aktien weitgehend. Der Markt ist nicht da, wo ich mich zu sanieren hoffe.»
Eve versuchte, ein aufmerksames Gesicht zu machen, aber Bob Clarenco klang jetzt immer mehr wie so viele ältere Offiziere, die sie bei der Army getroffen hatte: brummig, unerschütterlich bis zur Unbelehrbarkeit, befehlsgewohnt auf eine Art und Weise, die schon ans Herrische grenzte. Sie ertappte sich dabei, wie sie ein Gähnen unterdrückte und sich fragte, ob Clarenco wohl attraktiv genug war, um mit ihm ins Bett zu gehen – nur für den Fall, dass das Gespräch darauf hinauslief. Wovon sie irgendwie überzeugt war. Dieses Ding, von wegen sein können, wer immer er sein wollte – das hieß doch wahrscheinlich einfach nur, dass er den Hang hatte, fremde Frauen anzuschreiben und zu bestechen, mit ihm ins Bett zu gehen. Und der Grund, warum er ihr erzählte, wie viel Geld er hatte? Um sie wissen zu lassen, dass er nicht von ihr erwartete, für die fünfhundert Dollar mit ihm zu schlafen. Dafür gedachte er sie extra zu bezahlen. Na ja, in Ordnung. Er war attraktiv. Vielleicht mochte er ja keine professionellen Nutten. Außerdem brauchte sie das Geld, und die drei Monate in Beacon hatten sie in solchen Dingen etwas weniger skrupulös gemacht. Vor allem aber brauchte sie den Sex. Doch als Eve gerade darüber nachdachte, wie viel sie verlangen sollte – sie hatte eine ziemlich gute Figur und wusste, dass sie attraktiv war, warum also nicht? – und sich fragte, ob das der Weg war, wie Frauen in diese Szene gerieten, kam Bob Clarenco auf spektakuläre Weise zur Sache.
Zuerst dachte Eve, sie müsse sich verhört haben. Oder sei vielleicht ein bisschen betrunken. Lächelnd – denn wenn er wirklich gesagt hatte, was sie da eben zu hören geglaubt hatte, dann musste es ein Scherz gewesen sein – legte sie Messer und Gabel hin, biss sich auf die Unterlippe und sagte dann:
«Verzeihung, haben Sie eben wirklich gesagt, was ich gehört zu haben glaube?»
«Ich sagte, ich hätte die Absicht, das Geld wieder reinzuholen, indem ich ein Verbrechen begehe, Eve.»
Eve nickte vage. «Das war’s, was ich gehört habe.» Sie grinste. «Na ja, ist ja Ihre Beerdigung. Nur dass ich Ihnen raten würde, das Beste aus dem zu machen, was Sie haben. Schließlich ist man mit zehn, zwanzig Millionen, oder was Sie da vorhin genannt haben, nicht gerade pleite. Nicht nach meinen Maßstäben.»
«Und ich will, dass Sie mir helfen.»
«Ich soll Ihnen helfen?» Eve schüttelte den Kopf. «Mr. Clarenco, Bob, es stimmt zwar, dass ich gerade aus dem Gefängnis komme, aber –»
«Nicht irgendein Verbrechen, verstehen Sie. Was ich vorhabe, ist wirklich etwas Besonderes. Etwas Außergewöhnliches. Etwas –» Sein Blick wurde träumerisch, als dächte er an einen ganz besonderen Ort, an dem er jetzt gern wäre.
Eve seufzte. Er war verrückt. Aber wenigstens hatte sie die fünfhundert Dollar. Und selbst wenn er verrückt war, hatte sie immerhin ihren Lunch genossen. Vielleicht würde sie ja trotzdem mit ihm schlafen, einfach nur um der Sache willen. Um es sich nicht mit ihm zu verderben, sagte sie nur: «Ist das Ihr Ernst?»
«Nie war mir etwas ernster.»
Er war verrückt. Eve spürte, wie ein prustendes Lachen ihr Lächeln verdrängte, und als sich das Lachen wieder gelegt hatte und das Lächeln restauriert war, sagte sie kopfschüttelnd: «Hören Sie, Mr. Clarenco, ich mag Sie, wirklich. Und glauben Sie mir, es gefällt mir hier. Sehr. Ich dachte, Sie würden mir sagen, dass Sie mich als Köchin für ein neues Restaurant wollen. Oder dass Sie meinen Körper wollen. Ich dachte, Sie wollten mich verführen. Und das hat auch geklappt. Sie sind ein sehr attraktiver Mann. Aber sehen Sie, da liegt ein Irrtum vor. Sie irren sich, Mr. Clarenco. Bob. Entgegen dem, was Sie vielleicht in der New York Post gelesen haben, bin ich keine Kriminelle. Ich komme gerade aus dem Gefängnis, ja, aber das war ein Ehestreit, der außer Kontrolle geriet. Das macht mich noch lange nicht zu einer Bankräuberin. Und ich habe auch nicht die Absicht, wieder ins Gefängnis zu gehen. Jeder Tag dort war wie so eine Art Jerry-Springer-Show, ‹Verbrechen zahlt sich nicht aus.›»
Sie holte tief Luft, prustete wieder los und setzte dann hinzu: «Sagen Sie, dass Sie das nicht ernst meinen.»
Ihr Lachen schien ihn nicht weiter zu irritieren. Er hatte immer noch dieses coole Lächeln im Gesicht, und ihr ging auf, dass der Schauspieler, an den er sie erinnerte, Michael Douglas war. Die herabgezogenen Mundwinkel, die gekrümmte Nase, die ausgeprägten Wangenknochen – so ausgeprägt, dass man meinte, er sollte sie besser mit Arnika einreiben – und das zynische, geradezu mokante Lächeln. Ganz offensichtlich hatte er ihre Reaktion antizipiert.
Clarenco bückte sich nach der Aktenmappe, entnahm ihr einen großen, dicken weißen Umschlag und legte ihn zwischen ihnen auf die Sitzbank. Er ließ die Hand auf dem Umschlag, obwohl er sie eigentlich auf ihren Schenkel legen wollte. Dass er sich von dieser Frau angezogen fühlte, war etwas, das er nicht antizipiert hatte. Sie war stark und hübsch, praktisch und handfest, aber auf eine Art, die sie in Clarencos Augen nur noch attraktiver machte – wie ein undomestiziertes Geschöpf mit Blut statt Botox in den Adern.
«Freut mich, dass Sie mich attraktiv finden. Ich hatte es irgendwie gehofft. Aber erliegen Sie bitte keinen Moment dem Irrtum, ich hielte Sie für eine Kriminelle. Das tue ich keineswegs. Jedenfalls nicht für eine Berufsverbrecherin. Aber Sie haben ansonsten alle Qualitäten, die ich suche. Wissen Sie, nachdem ich das in der Presse gelesen hatte, habe ich gewisse Nachforschungen angestellt. Für jemanden, der ein Sicherheitsunternehmen hat, ist das ein Leichtes. Offenbar haben Sie wirklich, wie in der Zeitung stand, ein Team von Männern befehligt, hinter feindlichen Linien, am Golf. Und sich selbst haben Sie zweifellos auch im Griff. Sie haben ein Psychologie-Diplom. Vor allem aber sind Sie Köchin. Eine ziemlich gute sogar, wenn man dem New York Magazine glauben darf.»
Der Sommelier kam jetzt mit dem Sassicaia, den Clarenco selbst probierte. Er nickte billigend. «Von Wein verstehen Sie eindeutig auch was.» Er wartete, dass der Sommelier ihnen einschenkte, und als sie wieder allein waren, setzte er hinzu. «Das alles qualifiziert Sie in einmaliger Weise für das, was ich vorhabe.»
«Was haben Sie denn vor – einen Überfall auf ein Restaurant?», sagte Eve grinsend. «Oder auf den nächsten Deli?» Sie probierte den Wein und fand ihn noch besser, als sie gedacht hatte. Aber vierhundert Dollar wert? Wohl kaum.
«Darf ich offen sein?», fragte er.
Eve zuckte die Achseln. «Mir ist in unserem bisherigen Gespräch kein Mangel an Offenheit aufgefallen.»
«Brad, Ihr Mann, ist weg, bei Lorraine. Damit ist Ihre Existenzgrundlage ebenfalls weg. Von Ihrem Zuhause ganz zu schweigen. Sie sind jetzt wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten vorbestraft, was es Ihnen schwer machen dürfte, einen neuen Job zu finden. Ganz abgesehen von dem Zivilgerichtsurteil. Sie wohnen bei Ihrer Mutter. Ihre derzeitigen Perspektiven sind nicht gerade rosig. Also scheint mir doch, dass Sie nicht allzu viel zu verlieren haben. Wenn Sie es sich gründlicher überlegen, werden Sie sicher zu der Einsicht kommen, dass ich Ihr Geist aus der Flasche bin, Eve.»
Eve fühlte, wie ihr Lächeln erlosch und eine Träne in ihren Augenwinkel trat. Sie tupfte sie mit dem Großsegel von Serviette weg und versuchte, dem Ärger, der in ihr aufstieg, ein Bein zu stellen, ehe er bis auf ihre Zunge gelangte.
«Sie sind sehr gut informiert, Bob, das muss ich Ihnen lassen.»
Die Ober kamen mit den Kalbshachsen, die sie wie Hobby-Zauberkünstler unter den silbernen Speiseglocken zum Vorschein brachten. Brad hatte so was in Restaurants immer gefallen, aber Eve nicht. Sie reizte es nur zum Lachen. Weil sie merkte, dass sie ein bisschen beschwipst war, trank sie ein ganzes Glas Wasser, nicht ahnend, dass der berauschende Effekt des Alkohols durch den Inhalt des Umschlags noch verdoppelt werden sollte. Als die Ober weg waren, legte ihr Clarenco den Umschlag auf den Schoß.
Eve zögerte, weil sie irgendwie ahnte, dass sie der Versuchung, die er enthielt, nicht widerstehen können würde. Einen Moment lang wollte sie ihn sogar zurückgeben und gehen. Doch in einem hatte Clarenco Recht. Ihre Lage war aussichtslos.
«Das ist nicht fair», sagte sie leise. «Ich bin nicht die, für die Sie mich halten.»
«Ich kann Ihnen helfen, Eve.»
«Sie klingen wie die Schlange im Garten Eden, Bob.»
«Machen Sie den Umschlag auf.»
Eve seufzte und knabberte an ihrer Unterlippe. Sie hatte in der Tat nichts zu verlieren, und so knibbelte sie die Klappe auf und warf einen Blick in den Umschlag. Beim Anblick der sorgsam gebündelten Hunderter, Stapel an Stapel wie lauter nagelneue Kartenspiele, setzte ihr Herz einen Schlag aus.
«Gott im Himmel», hauchte sie.
«Ein kleines Zeichen meines Vertrauens», sagte er. «Nehmen Sie’s als Anzahlung.»
«Wie viele Pizzen sind das?»
«Das sind zehntausend Dollar», sagte er.
«Zehntausend?» Eve atmete zittrig aus. «Mann, wenn Sie ein Mädchen zum Essen ausführen, lassen Sie sich wirklich nicht lumpen, Bob. Wen muss ich umbringen, um das behalten zu dürfen?» Sie war schon am Kopfschütteln.
«Umgebracht wird niemand.»
Eve hörte kaum zu.
«Am Golf habe ich eine Gruppe Humm-Vees befehligt, die mit überschweren MGs ausgerüstet waren. Auf dem Weg nach Kuwait habe ich mehrmals mit diesem MG auf irakische Stellungen gefeuert. Diese Dinger sind höllisch. Die Geschosse durchschlagen glatt eine Backsteinwand.» Was ein überschweres MG