Impressum

Die Rechtschreibung im Tagebuch von Georg Trinks wurde aufgrund der besseren Lesbarkeit behutsam angepasst.

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, März 2019

Copyright © 2019 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Lektorat Susanne Frank

Umschlaggestaltung Anzinger und Rasp, München

Umschlagabbildungen Privat; Württembergische Landesbibliothek/BfZ

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.

Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen

ISBN Printausgabe 978-3-498-03044-5 (1. Auflage 2019)

ISBN E-Book 978-3-644-00238-8

www.rowohlt.de

 

 

Hinweis: Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

ISBN 978-3-644-00238-8

Fußnoten

Die Deutsche Waffenstillstandskommission von 1918 (kurz: WaKo) wurde Ende des Ersten Weltkrieges zusammengestellt und sollte die deutschen Interessen in den Waffenstillstandsverhandlungen mit der Entente vertreten. Die Entente war ein informelles Bündnis zwischen dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Russland.

Im Sinne einer besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit wurden die Tagebücher von Georg Trinks möglichst behutsam der heutigen Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik angepasst. Das gilt auch für Zitate aus historischen Quellen, die im Buch zu finden sind. Generell wurde aber versucht, die Eigenarten des Originals zu wahren.

Die Befehle der Einsatzfahrten sind in den offiziellen Logbüchern von UC71 (Archiv Freiburg) festgehalten und hier übernommen worden. Die Nummerierung der offiziellen Einsatzfahrten weicht von denen aus Trinks’ Tagebuch ab.

Seiner Majestät (S.M.) Unterseeboot

Werft in Hamburg

Kaiser-Wilhelm-Kanal, heute Nord-Ostsee-Kanal

SMS ist die Abkürzung für «Seiner Majestät Schiff»

Transportkarren im Bergbau

Zur besseren Gebietsbestimmung war die Nordsee in unterschiedliche Quadrate eingeteilt.

Gebräuchliche Bezeichnung für den Kommandanten eines U-Boots

Die Biskaya ist eine Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich von Galicien bis zur Bretagne entlang der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs erstreckt. Dieses Seegebiet ist für schlechtes Wetter, starke Stürme und extremen Seegang bekannt.

Ein Monitor ist ein relativ kleines und langsames, aber mit sehr schweren Geschützen in einem oder mehreren Türmen bewaffnetes Kriegsschiff, konzipiert für den Einsatz in seichten Küstengewässern und auf Flüssen.

Vermutlich eine Anspielung auf den gleichnamigen Hamburger Tierpark, wo um die Jahrhundertwende Völkerschauen gezeigt wurden, unter anderem mit Afrikanern, Lappländern und weiteren indigenen Völkern, wozu es in einem Teil des Parks eigene Kulissen gab.

An dieser Stelle irrt sich Trinks im Datum, da die USA den Deutschen erst zwei Tage später, also am 6. April, den Krieg erklärten.

Seeblockade um England; am 4. Februar 1915 erklärte Deutschland die Gewässer rings um Großbritannien zum Kriegsgebiet.

Die Kaiserlich Deutsche Marine entwickelte drei verschiedene Bootstypen, jeden für spezielle Aufgaben und Operationsgebiete: die «U»-Boote, die «UB»-Boote (B-Boote) und die «UC»-Boote (C-Boote).

«Hoofden» ist eine Bezeichnung für den südlichsten Teil der Nordsee, das Seegebiet nördlich der Straße von Dover zwischen Belgien und den Niederlanden im Osten und der Ostküste Englands im Westen.

S 20 war ein Großes Torpedoboot der Kaiserlichen Marine. Es wurde am 5. Juni 1917 bei einer Aufklärungsfahrt am Ärmelkanal durch überlegene britische Einheiten versenkt.

Als Masut werden Ölrückstände auf See bezeichnet. Bei einem Prahm handelt es sich um ein kleines Schiff ohne eigenen Antrieb. Es wird zum Transport von Waren, als Fähre oder für die Arbeit mit Baumaschinen genutzt.

John Bull ist eine nationale Personifikation des Königreichs Großbritannien.

Zitat aus Friedrich Schillers «Das Lied von der Glocke».

Belegen bedeutet in der Schifffahrt das Festmachen von Tauwerk an dazu geeigneten Vorrichtungen, beispielsweise auf einer Klampe oder einem Festmacherring. Es bedeutet aber auch – wie in diesem Fall – die Rücknahme eines Befehls, z.B. «Belege letzte Durchsage».

Union Jack ist die populäre Bezeichnung der Nationalflagge des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Offiziell heißt sie Union Flag.

Tommy war bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eine weit verbreitete Bezeichnung für einen britischen Soldaten.

Dabei handelte es sich um die berühmte U-Boot-Falle HMS Dunraven.

Krängung bezeichnet die Neigung von Wasserfahrzeugen zur Seite, also eine Drehung um die Längsachse. Die Krängung ist eine kurzzeitige oder zumindest kontrollierte Rollbewegung, die das Schiff in Schräglage bringt. Der Begriff Schlagseite wird verwendet, wenn die Seitenlage unerwünscht und potenziell gefährlich ist.

Der Dekompressionsstopp (kurz: Deko-Stopp) ist ein absichtliches Verweilen in einer bestimmten Wassertiefe. Dabei wird das im Gewebe gebundene Gas durch den verminderten Druck in geringerer Wassertiefe langsam abgeatmet, sodass danach gefahrlos bis zum nächsten Deko-Stopp oder zur Oberfläche aufgetaucht werden kann. Bei zu schnellem Aufstieg bilden sich im Körpergewebe und in den Körperflüssigkeiten Gasblasen, die die lebensgefährliche Dekompressionserkrankung («Taucherkrankheit») auslösen können.

In Bruttoregistertonnen angegebener Rauminhalt eines Schiffes.

Das Prisenrecht ist Teil des Seekriegsrechts und damit auch des Kriegsvölkerrechts. Es regelt die Maßnahmen von Kriegsschiffen gegenüber neutralen und feindlichen Handels- und Passagierschiffen.

Landspitze in Großbritannien. Sie liegt in der Grafschaft North Yorkshire im Königreich England im östlichen Teil des Landes, 300 Kilometer nördlich der Hauptstadt London.

Langgestreckte Sandbank in der Nordsee, etwa in der Mitte des östlichen Eingangs der Straße von Dover.

Seemannssprache: Wenn Strömungen oder Wind anfangen, sich in umgekehrter Richtung zu bewegen.

An dieser Stelle vergisst Trinks leider, den Namen des Hafens zu nennen.

Vermutlich meint Trinks das Royal Sovereign-Feuerschiff der Briten.

Vermutlich meint Trinks hier eine Sandbank in der Straße von Dover im Ärmelkanal; Sandbänke wurden wegen ihrer Gefahr für Schiffe teilweise durch Feuerschiffe markiert.

Arreststrafe

Der Maschinentelegraf war ein Hebelapparat. Er wurde in der Schifffahrt eingesetzt, um Maschinenkommandos von der Kommandobrücke in den Maschinenraum zu übertragen.

Mit Revolution ist die Novemberrevolution von 1918/19 gemeint. Im Vorwege kam es in Kiel zum Matrosenaufstand. Er begann nach ausgedehnten Befehlsverweigerungen in der Flotte vor Wilhelmshaven am 3. November 1918 in Kiel. Dabei schloss sich die Kieler Arbeiterschaft dem Aufstand an. Es folgte ein allgemeiner Aufstand. Von Kiel aus wurde der Impuls zur Ausbreitung der Unruhen gegeben, die dann in die reichsweite Novemberrevolution mündeten. Diese leitete schließlich das Ende der Monarchie in Deutschland ein und führte in der Folge zur Gründung der Weimarer Republik.

I heard my friend cry and he sank to his knees

Coughing blood as he screamed for his mother

And I fell by his side and that’s how we died

Clinging like kids to each other

And I lay in the mud and the guts and the blood

And I wept as his body grew colder

And I called for my mother and she never came

Though it wasn’t my fault and I wasn’t to blame

The day not half over and ten thousand slain

And now there’s nobody remembers our names

And that’s how it is for a soldier

Ian Fraser «Lemmy» Kilmister (1945–2015)

Die Menschheitsgeschichte ohne Schiffe und Seefahrer zu erzählen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Denn egal ob steinzeitlicher Einbaum oder Fellboot, ob Ruderkriegsschiff der Phönizier und Griechen, wikingerzeitliches Langschiff, chinesische Dschunke, Karavelle der Entdecker, Galeone der spanischen Armada oder U-Boot des Ersten und Zweiten Weltkriegs: all diese Schiffe haben die Weltgeschichte auf die eine oder andere Art nachhaltig geprägt. Pioniere ihrer Zeit entdeckten ganze Kontinente, machten sich Inseln zu eigen und besiedelten sie; Kriege wurden durch Seeschlachten entschieden, und noch heute werden Waren über den gesamten Globus mit Schiffen transportiert.

Rund drei Millionen Schiffswracks liegen laut UNESCO auf dem Grund von Seen, Flüssen und Ozeanen. Das sind drei Millionen einzigartige, spannende, lehrreiche, aber auch ergreifende Geschichten des Menschen und seiner Reisen in ferne und unbekannte Länder. Drei Millionen Geschichten über Aufbruch, Glaube, Hoffnung und tragisches Scheitern. Geschichten von beherzten Kapitänen, furchtlosen Entdeckern, cleveren Handelsleuten, einfachen Fischern und tapferen Soldaten.

Und genau davon handelt auch dieses Buch. Es erzählt eine wahre Begebenheit, die mich als Wissenschaftler und Taucher, aber auch schlichtweg als Mensch sofort in ihren Bann gezogen hat. Seien Sie gespannt auf die Geschichte des deutschen U-Boots UC71, auf seine Besatzung und auf seinen mysteriösen Untergang vor der Insel Helgoland kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs. Und natürlich auf Georg Trinks, der 4. Maschinist an Bord war und dem ich es zu verdanken habe, dass ich dieses Buch überhaupt schreiben konnte. Dabei wusste ich von ihm noch gar

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vergnügliche Stunden über wie unter Wasser. Lassen Sie uns die Zeit um etwa 100 Jahre zurückdrehen und gemeinsam abtauchen – hinunter auf den Grund der dunklen Nordsee, hinunter zu UC71 …

 

Kiel, im August 2018

Florian Huber

20. Februar 1919. Es ist bitterkalt. Die dunkle See vor Helgoland ist aufgewühlt. Die Gischt peitscht und der eisige Wind bläst mit bis zu sieben Windstärken aus Südwest. Mächtige Wellen umtosen die Lange Anna, das Wahrzeichen der deutschen Nordseeinsel. Mittendrin der Schlepper Terschelling, der sich durch die schäumenden Wogen kämpft. Im Schlepptau hat er UC71, ein U-Boot der Kaiserlichen Marine. Der Krieg ist verloren, und zusammen mit weiteren U-Booten soll das Schiff nun an England übergeben werden.

Die Überführungsfahrt findet einen Tag später statt als zunächst geplant. Jetzt, am späten Vormittag, soll es losgehen. Alle Schiffe stellen sich am Sammelplatz Hogstean auf, etwa 900 Meter südlich vor Helgoland inmitten der tosenden See. Bereits kurz darauf schlagen große Brecher über den Turm von UC71 hinweg. Dann beginnt das 50 Meter lange U-Boot urplötzlich zu sinken und verschwindet für immer im Meer.

Was war geschehen? Und warum so schnell?

Es gibt nur dürftiges Aktenmaterial, mit dessen Hilfe sich die Ereignisse halbwegs rekonstruieren lassen. Ein Telegramm des aufgelösten Kommandos der III. Unterseebootsflottille mit dem Bericht des Kommandanten an die Deutsche Waffenstillstandskommission[*] gibt einige Hinweise zum Untergang:

Bis heute ist der angekündigte Bericht mit der genauen Untergangsursache verschollen. Oder wurde er vielleicht niemals geschrieben? Absichtlich vernichtet? Lediglich eine Zusammenfassung an das Reichsmarineamt, in der es um die Überführung der deutschen Schiffe nach England geht, enthält einige Angaben dazu. Demnach ist UC71 gegen 11 Uhr 15 ungefähr 300 Meter westlich von Hogstean gesunken. Laut Aussage von Verbandsführer Kapitänleutnant Maas begann das U-Boot, nachdem es vom Schlepper Terschelling aus dem Hafen gebracht worden war, direkt hinter der Mole unterzugehen und «konnte nur noch aus dem Fahrwasser geschleppt werden, bevor es sank».

Obwohl UC71 auf ungeklärte Weise von jetzt auf gleich in den Fluten verloren ging, setzten die Männer des U-Boot-Verbandes ihre letzte Fahrt mit neun U-Booten und Schleppern nach Harwich unbeeindruckt fort. Der Ort im Südosten Englands galt aufgrund seiner geschützten Lage als einziger sicherer Ankerplatz zwischen Themse und Humber. Mysteriöserweise sollten zwei weitere U-Boote niemals dort ankommen: Am folgenden Tag sank auch UC 40. Und als ob das nicht schon genug wäre, ging kurz darauf auch U 21 im kalten Nordseewasser verloren. Somit erreichten von den zehn bei Helgoland in See gestochenen

Brieftelegramm mit der Meldung an das U-Boot-Amt Berlin über den Untergang von UC71.

Bereits im Vorfeld der Überführungsfahrt forderte England die Deutschen dazu auf, für alle U-Boote, die dabei verloren gehen sollten, gleichwertigen Ersatz in Form von Diesel- oder E-Motoren bereitzustellen. Im Fall von UC71 übergab das Reichsmarineamt die Öl- und Elektromaschinen aus den U-Booten UC 111, UC 112 und UC 115, die im März 1919 mit dem Dampfer Anni Hugo Stinnes nach England gebracht wurden. Darüber hinaus wollte die Inspektionskommission der Alliierten wissen, welche Maßnahmen Deutschland treffen würde, um das Wrack der UC71 zu zerstören. Die Deutschen sagten zu, das Boot entweder zu sprengen oder es zu heben und dann abzuwracken. Warum sie diese Zusage letzten Endes nicht einhielten, ist bislang rätselhaft.

Und so gerieten UC71 und die zwei anderen U-Boote für viele Jahrzehnte in Vergessenheit. Aber während UC 40 und U 21 weiterhin verschollen bleiben, wurde UC71 mittlerweile gefunden.

Draußen ist es grau. Regen schlägt gegen die Fenster, und die letzten Blätter wehen von den Bäumen. Ich sitze in meinem kleinen Büro im Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und bereite mich auf das Wintersemester vor. Seit ein paar Jahren schon arbeite ich hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit den Schwerpunkten Unterwasserarchäologie sowie historische Archäologie und leite eine kleine Arbeitsgruppe. Vor elf Jahren kam ich von meiner Geburtsstadt München in den hohen Norden Deutschlands, um mich hier auf die Archäologie unter Wasser zu spezialisieren. In München hatte ich bereits mein Grundstudium absolviert, und Tauchen ist schon lange meine große Leidenschaft. Nachdem ich als 13-Jähriger bei einem Kurs zum ersten Mal ins Tauchen hineingeschnuppert hatte, war es um mich geschehen. Als ich endlich durfte, nämlich mit 15 Jahren, machte ich schließlich meinen Grundtauchschein auf den Seychellen, und seither hat mich die Unterwasserwelt nicht mehr losgelassen.

Archäologie und Geschichte interessierten mich damals aber wenig. Eigentlich gar nicht, denn meine Lehrer taten wirklich alles dafür, den Geschichtsunterricht so öde und einfältig wie nur möglich zu gestalten. Gefühlt behandelten wir sowieso nur den Zweiten Weltkrieg und mussten stupide Jahreszahlen auswendig lernen. Die Steinzeit hingegen, die nach heutigem Kenntnisstand vor etwa 3,4 Millionen Jahren in Afrika begann, hakten wir mal eben in zwei Wochen in der siebten Klasse ab. Erst später in der Oberstufe entdeckte ich dann die alten Kulturen wie Kelten, Germanen, Wikinger, Römer, Etrusker, Skythen sowie die Maya, Inka und Azteken für mich und erkannte, wie unglaublich

In einem achtwöchigen Kurs ließ ich mich dann in Kiel zum geprüften Forschungstaucher ausbilden. Diese Ausbildung ist Voraussetzung dafür, in Deutschland wissenschaftlich unter Wasser arbeiten zu dürfen. Mittlerweile bin ich selbst beim Kieler Forschungstauchzentrum als Ausbilder im Einsatz. Und wie so viele junge Wissenschaftler in Deutschland habe ich nur eine halbe Stelle an der Uni, arbeite aber logischerweise trotzdem Vollzeit und das bei lausiger Bezahlung. Das macht mir aber nichts aus, denn mein Job bereitet mir sehr viel Spaß und mein Chef lässt mir die nötige Freiheit, mich an unterschiedlichen Projekten zu beteiligen.

In meinem nun bevorstehenden Seminar «Unterwasserarchäologie I: Maritime Archäologie in Deutschland» möchte ich mit meinen Studenten neben bedeutenden Fundstellen in der Ostsee auch das Potenzial von Fundstellen in der Nordsee und rund um die Insel Helgoland behandeln. Bislang hat dort nämlich niemand allzu viel geforscht. In Referaten sollen die Studenten unter Wasser gelegene archäologische Fundorte vorstellen und einordnen. Die etwa 30 Themen gebe ich vor, und während ich gerade gedankenversunken durch das regennasse Fenster schaue, kommt mir ein U-Boot in den Sinn, von dem ich hörte, als ich 2006 auf der Insel war, um dort einen Kurs in «

In dem Kurs habe ich als Forschungstaucher gelernt, wie ich über einen langen Schlauch von Bord eines Schiffes mit Atemgas versorgt werden kann, anstatt den ganzen Gasvorrat auf dem Rücken mitzuführen. Der Kurs war wichtig für mich, weil ich an einem biologischen Projekt eines Windparkbetreibers in der Deutschen Bucht mitarbeiten sollte. Der Betreiber gab damals diese Art des Tauchens vor; also lernte ich sie. Während des einwöchigen Kurses tauchten wir ganz in der Nähe des besagten U-Boots. Leider gab es keine Gelegenheit, das Wrack aus dem Ersten Weltkrieg zu erkunden, weshalb ich es bisher auch nicht als mögliches Referatsthema auf dem Zettel hatte. Im Moment weiß ich nicht einmal mehr, wie das Boot heißt, aber ein schneller Blick ins Internet verrät mir, dass es sich dabei um UC71 handelt.

U-Boote im Hafen von Kiel, 1914.

Ich gehe den langen Gang hinüber in unsere große Bibliothek und suche nach einem Buch von zwei Historikern, die die

Einige Tage später sitze ich wieder in meinem Büro. Das Buch ist angekommen, und voller Vorfreude beginne ich, darin zu lesen. Sofort bin ich von dem U-Boot begeistert. Sein mysteriöser und ungeklärter Untergang fasziniert mich. Bislang wurde das Wrack nur ein-, zweimal betaucht und noch nie wissenschaftlich oder unterwasserarchäologisch betrachtet. Spontan beschließe ich, das zu ändern. Mein Ziel ist es ab jetzt, UC71 in seinem heutigen Zustand vollständig zu dokumentieren und dabei das Rätsel des Untergangs ein für alle Mal zu lösen. Das kann ja nicht so schwer sein, denke ich – nicht ahnend, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, bis ich überhaupt die Möglichkeit bekommen würde, das Wrack mit eigenen Augen zu sehen …

Meine Erlebnisse auf UC71 in der Zeit vom 9. November 1916 bis 24. Mai 1918[*]