Naomi Klein
Die Entscheidung
Kapitalismus vs. Klima
Aus dem Englischen von Christa Prummer-Lehmair, Sonja Schuhmacher und Gabriele Gockel
FISCHER E-Books
Naomi Klein, eine der profiliertesten Intellektuellen unserer Zeit, ist die Autorin des internationalen Bestsellers No Logo (FTV 03127). Ihr Manifest gegen einen zügellosen Kapitalismus und die scheinbare Allmacht globaler Marken wurde innerhalb kürzester Zeit in 28 Sprachen übersetzt und von der New York Times die Bibel einer Bewegung genannt. Ihr Buch Die Schock-Strategie- der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, (FTV 17407) wurde in über 30 Ländern der Welt als eines der wichtigsten Bücher des Jahrzehnts gefeiert. Naomi Klein war u.a. Miliband Fellow an der London School of Economics und hält einen Ehrendoktortitel für Zivilrecht der University of King’s College in Neuschottland. Sie schreibt und berichtet regelmäßig für große Sender und Zeitungen wie CNN, BBC, The Los Angeles Times, The Washington Post, RAI, CBC und andere. Naomi Klein lebt in Kanada.
Vergessen Sie alles, was Sie über den Klimawandel zu wissen meinten: Es geht nicht nur um CO 2-Emissionen, es geht um den Kapitalismus!
Die weltbekannte Aktivistin Naomi Klein weckt uns aus der kollektiven Ohnmacht angesichts der Klimakatastrophe. In einer packenden Vision zeigt sie, dass wir uns dieser existentiellen Herausforderung stellen können. Wir müssen unser Wirtschaftssystem des Immer-mehr aufgeben und etwas radikal Neues wagen. Denn überall auf der Welt gibt es bereits überraschende und inspirierende Alternativen.
Brillant gedacht, fundiert recherchiert, hoffnungsvoll und spannend. Ein Buch, das aufrüttelt und Lust auf die Zukunft macht.
Der Verlag dankt dem Canada Council for the Arts für die finanzielle Unterstützung dieser Übersetzung.
Erschienen bei S. FISCHER
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel This Changes Everything. Capitalism vs. Climate im Verlag Simon&Schuster, New York
© 2014 by Klein Lewis Productions Ltd.
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015
Covergestaltung: hißmann, heilmann, hamburg
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403145-3
Diese Zuversicht beruht überwiegend auf reinem Wunschdenken. Die Superreichen können sich vielleicht eine Weile lang einen gewissen Schutz erkaufen, doch sogar die reichsten Länder der Erde werden durch eine Großkatastrophe möglicherweise vor eine Zerreißprobe gestellt (wie der Hurrikan Katrina gezeigt hat). Und keine Gesellschaft, sei sie auch noch so reich oder gut organisiert, schafft es, sich an schwere Naturkatastrophen anzupassen, wenn eine auf die andere folgt.
Anfang 2011 schrieb Joe Read, frischgebackener Parlamentsabgeordneter in Montana, Geschichte, als er den ersten Gesetzentwurf einbrachte, der den Klimawandel offiziell zu etwas Positivem erklärt. »Die globale Erwärmung wirkt sich günstig auf das Wohlergehen und das Geschäftsklima Montanas aus«, hieß es in dem Entwurf. »Wenn es tatsächlich wärmer wird, werden wir eine längere Vegetationsperiode haben. Das könnte für den Staat Montana sehr von Vorteil sein. Warum sollen wir diesen Fortschritt aufhalten wollen?« Das Gesetz wurde abgelehnt.
Es ist bezeichnend, dass die American Freedom Alliance im Juni 2011 in Los Angeles eine eigene Konferenz zur Leugnung des Klimawandels veranstaltete. Zu ihrer erklärten Mission gehört es, »Bedrohungen der westlichen Zivilisation zu identifizieren«, und sie ist bekannt dafür, dass sie Angst wegen der »islamischen Durchdringung Europas« und angeblich ähnlicher Pläne für die Vereinigten Staaten schürt. Eines der auf der Heartland-Konferenz verkauften Bücher indes trug den Titel Going Green. In dem fiktionalen »Thriller« von Chris Skates verbünden sich Klimaaktivisten mit islamischen Terroristen, um das amerikanische Stromnetz zu zerstören.
China hat sich natürlich zum weltgrößten Lieferanten von billigen Modulen entwickelt und dadurch dramatische Preiseinbrüche im Solarsektor verursacht. Außerdem hat es den Markt in den letzten Jahren mit billigen Paneelen überschwemmt und zur weltweiten Überversorgung beigetragen, die die Nachfrage überholt hat.
Entwicklungsländer wie China und Indien entlassen sie aber auch nicht aus der Verantwortung. Ihren Prognosen zufolge dürfen Entwicklungsländer nur noch zehn weitere Jahre lang ihre Emissionen steigern, um sich aus der Armut zu befreien und gleichzeitig auf Ökoenergie umzustellen. Ab 2025 müssen auch sie die Emissionen um »beispiellose 7 Prozent« pro Jahr senken.
Ein vom EU-Parlament verabschiedetes Gesetz, das alle Handyhersteller verpflichtet, ein gemeinsames Ladegerät anzubieten, ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Auch eine Vorschrift für die Hersteller von Elektrogeräten, bei Metallen wie Kupfer auf Recyclingmaterial zurückzugreifen, könnte sehr vielen Bergwerksstädten hochgiftige Abbauverfahren ersparen.
In Frankreich hat das Wort »decroissance« eine doppelte Bedeutung, einerseits drückt es Zweifel am Wachstum, croissance, aus, andererseits hängt es mit croire, glauben, zusammen – und beschwört damit die Idee herauf, nicht mehr an das immerwährende Wachstum auf einem endlichen Planeten zu glauben.
So stellte sich die Lage nicht nur in den Rockaways dar, sondern offenbar in allen Sozialsiedlungen, die vom Sturm betroffen waren. In Red Hook in Brooklyn hatten viele Bewohner drei Wochen lang keinen Strom, und in all der Zeit führte die Wohnungsbehörde keine systematischen Hausbesuche durch. »Wir saßen buchstäblich im Dunkeln, und man ließ uns vollkommen im Dunklen«, so der sechzigjährige Wally Bazemore auf einer Versammlung wütender Bewohner.
Aus diesem Grund lenkt die immer wieder vorgetragene Behauptung, die Bevölkerungskontrolle sei die Lösung für den Klimawandel, nur von den eigentlichen Ursachen ab und führt in eine Sackgasse. Wie diese Forschungen nahelegen, ist die größte Ursache für einen Anstieg der Emissionen nicht das Reproduktionsverhalten der Armen, sondern das Konsumverhalten der Reichen.
In den vergangenen Jahren haben Arbeiter in den Vereinigten Staaten und Europa bei mehreren Fabrikschließungen versucht, dieses Modell zu übernehmen. Am bekanntesten ist das Beispiel der Fabrik von Republic Windows and Doors in Chicago, die während der Wirtschaftskrise ihren Betrieb einstellte und von den Arbeitern besetzt wurde. Heute sind viele der ehemaligen Beschäftigten Mitarbeiter und Eigentümer der neu gegründeten New Era Windows Cooperative.
Viele unterstützen Atomkraft als Mittel gegen die Erderwärmung, weil eine »nächste Generation« der Nukleartechnologie versprochen wird. Das können effizientere Reaktoren mit Gas- anstatt Wasserkühlung sein, oder »schnelle Brüter«, die mit verbrauchten Brennstäben laufen und mehr Energie »ausbrüten«, als sie verbrauchen – oder gar die Kernfusion, bei der Atomkerne nicht gespalten, sondern miteinander verschmolzen werden (ein Prozess, der auch in der Sonne abläuft). Anhänger dieser bahnbrechenden Technologien versichern, dass damit viele Risiken minimiert werden können, die derzeit mit der Atomenergie verbunden sind – Kernschmelzen, die Endlagerung des Atommülls und die Erzeugung von waffenfähigem Uran. Und vielleicht gilt das ja tatsächlich auch für manche Risiken. Aber da diese Technologien noch nicht erprobt sind und manche vielleicht noch größere Gefahren bergen, obliegt es den Befürwortern und nicht uns, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Vor allem auch deshalb, weil wir nachweislich saubere erneuerbare Technologien bieten können und demokratische, partizipatorische Modelle für ihre Umsetzung ohne solche Risiken.
Es herrscht einige Verwirrung über die positive Klimawirkung von Erdgas, weil die zwölfprozentige Reduktion der amerikanischen CO2-Emissionen seit 2007 oft auf diesen Brennstoff zurückgeführt wird. Diese gute Nachricht lässt jedoch die Tatsache außer Acht, dass die US-Methanemissionen sehr wahrscheinlich unterschätzt werden, da die »flüchtigen« Methanemissionen extrem schlecht dokumentiert sind. Außerdem warnen viele Experten und Entwickler von Klimamodellen davor, dass jegliche Klimagewinne durch den Schiefergasboom weiterhin nicht nur durch Emissionen des hochwirksamen Methans neutralisiert werden, sondern auch durch die Tendenz, Wind- und Solarenergie durch billiges Erdgas zu ersetzen. Außerdem gehen die Kohleunternehmen dazu über, ihr schmutziges Produkt einfach nach Übersee zu exportieren, weil die Kohle in den Vereinigten Staaten durch Erdgas ersetzt wird. Das hat nach einer Analyse der CO2-Scoreguard-Group die Emissionseinsparungen aus dem Erdgas seit 2007 »mehr als aufgehoben«.
»Morgens bade ich meinen Geist in der grandiosen kosmogonischen Philosophie der ›Bbagawadgita‹«, schrieb Thoreau in Walden über den heiligen Text der Inder. »Ich lege das Buch nieder«, fährt er fort, »und gehe zu meinem Brunnen, um Wasser zu holen – und siehe da! Ich treffe den Diener des Brahmanen, des Priesters von Brahma, Wischnu und Indra, der noch immer in dem Tempel am Ganges sitzt und die Vedas liest oder neben der Wurzel eines Baumes wohnt mit seiner Brotkruste und dem Wasserkrug … Das reine Waldenwasser vermischt sich mit dem heiligen Wasser des Ganges.«
Im Jahr 2011 war die Situation so absurd geworden, dass Conservation International (CI) zur Zielscheibe eines für die Organisation peinlichen Streichs wurde. Engagierte Journalisten traten als Manager des Waffenproduzenten Lockheed Martin an den Leiter der Abteilung für Wirtschaftsbeziehungen von CI heran und erklärten, sie bräuchten Hilfe bei dem Vorhaben, ihrem Unternehmen einen grünen Anstrich zu verleihen. Statt einer Emissionssenkung, so erklärten sie, dächten sie eher an ein Sponsoring für eine gefährdete Art. Ohne zu zögern, soll der CI-Vertreter hilfsbereit einen Raubvogel vorgeschlagen haben – um einen »Zusammenhang mit der Luftfahrt« herzustellen. (»Wir helfen keinem Unternehmen bei der Verbesserung seines Image«, behauptete CI später und betonte, Lockheed hätte sich einer »sorgfältigen Prüfung« unterziehen müssen.)
Nachdem mein Artikel zu dem Thema in The Nation erschienen war, kündigte die Nature Conservancy an, »Anteile an Unternehmen abzustoßen, deren Einnahmen in großem Maße aus fossilen Brennstoffen mit dem höchsten Kohlenstoffanteil stammen, und [wir] werden langfristig den Wechsel zu kohlenstofffreier Energie fördern«.
Es lohnt sich, diese Geschichte im Hinterkopf zu behalten, wenn Ideologen des freien Markts so tun, als wäre eine sauberere Umwelt ein natürliches Stadium der kapitalistischen Entwicklung. In Wirklichkeit ist sie das Resultat bestimmter regulativer Eingriffe, die der extrem rechten Ideologie unmittelbar zuwiderlaufen.
Ende der 1980er Jahre erklärte die Mehrheit der bekennenden Republikaner bei Umfragen, ihrer Meinung nach werde »zu wenig« zum Schutz der Umwelt getan. 1990 lag der Anteil der Republikaner, die dem zustimmten, bei über 70 Prozent.
Die Finanzwelt und die großen Umweltorganisationen – Spender, Vorstandsmitglieder und Partnerschaften – sollten in den kommenden Jahren so eng verwoben werden, dass die Nature Conservancy, als sie 2008 einen neuen Leiter benötigte, nicht in der Welt der Non-Profit-Organisationen auf die Suche ging, sondern ihn bei Goldman Sachs rekrutierte. Ihr gegenwärtiger Direktor Mark Tercek hatte rund ein Vierteljahrhundert lang bei der berüchtigten Investmentbank gearbeitet, bevor er zu der Nichtregierungsorganisation wechselte, wo er kontinuierlich ein Umweltschutzmodell vorantreibt, das darauf beruht, die Welt der Natur stückchenweise auf den Markt zu bringen.
Es liegt eine gewisse Ironie in der Behauptung der Heartland-Akteure, Umweltschützer seien verkappte Sozialisten. In Wirklichkeit reagieren viele etablierte Umweltschützer gereizt auf die Unterstellung, überhaupt zur Linken zu gehören, weil sie (zu Recht) fürchten, eine solche Zuordnung könnte ihre Chancen schmälern, Spenden von Stiftungen und Unternehmen zu kassieren. Weit entfernt, angesichts des Klimawandels Veränderungen im amerikanischen Lebensstil zu fordern, die den Erkenntnissen der Wissenschaft entsprechen, tun viele der großen Umweltorganisationen alles in ihrer Macht Stehende, gerade diesen Lebensstil heftig zu verteidigen.
Die Nature Conservancy, stets der große Innovator, griff dieses Thema begeistert auf, warb den Marketingchef von World Wrestling Entertainment an und beteiligte sich am Marketing-Hype, der den Filmstart von Der Lorax begleitete, ein Produkt von Universal Pictures. (Darin wurde Dr. Seuss’ antikonsumistischer Klassiker missbraucht, um für IHOP-Pancakes und SUVs von Mazda zu werben.) Im Jahr 2012 gelang es der Conservancy, ihre Mitarbeiterinnen gegen sich aufzubringen, indem sie eine Partnerschaft mit dem Online-Luxusgüterhändler Gilt einging, der für die Badeanzug-Kollektion von Sports Illustrated warb. (Die Zeitschrift erklärte, »ob Sie sich für einen Bikini, Surfboards oder Tickets für unsere Partys entscheiden, mit dem Geld, das Sie bei uns ausgeben … kann die Nature Conservancy die Strände so erhalten, dass wir dort noch ein weiteres halbes Jahrhundert Badeanzüge fotografieren können«).
Bevor Nilsson in den Emissionshandel einstieg, ermittelte interessanterweise ein Mitglied des Parlaments von Queensland gegen ihn wegen des Verkaufs von offenbar völlig fiktiven australischen Immobilien an unglückliche Opfer ausgerechnet in Nauru.
Chris Horner, regelmäßiger Gast am Heartland Institute, bezeichnete das Gesetz als »Nepotismus« nach dem Enron-Vorbild – er muss es ja wissen, schließlich war er dort beschäftigt.
Die Grantham Foundation for the Protection of the Environment unterstützt eine große Bandbreite von Umweltgruppen, von der Nature Conservancy bis Greenpeace, vom Environmental Defense Fund bis 350.org.
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Steyer zwar sein persönliches Vermögen von Farallon abgezogen hat, aber weiterhin beschränkt haftender Gesellschafter ist. Außerdem hat er für den Einsatz von Erdgas geworben, Forschungen des Environmental Defense Fund mitfinanziert, die in dessen Pro-Fracking-Studie eingeflossen sind, und sich gegenüber dem Wall Street Journal als begeisterter Erdgas-Anhänger gezeigt.
Diese Maßnahmen wurden dafür kritisiert, dass sie großen Bauunternehmen mehr nutzten als bedürftigen Bevölkerungsgruppen und dass sie unter einem grünen Mäntelchen Mega-Bauprojekte mit einer zweifelhaften Umweltbilanz durchdrückten, wie der Professor für Stadtentwicklung Tom Angotti vom Hunter College und andere festgestellt haben. Überdies klagen Kommunen, die vom Hurrikan Sandy schwer betroffen waren, dass Bloombergs Wiederaufbaupläne fast ganz ohne ihre Mitwirkung gestaltet wurden.
Dank solchen Investitionen war der Ethanol-Boom für 20 bis 40 Prozent der Preissteigerungen bei Agrarerzeugnissen zwischen 2007 und 2009 verantwortlich, wie eine Studie der National Academy of Sciences ergab.
Auf diese Art von pubertärem Humor stößt man in Bransons PR-Maschinerie immer wieder (das Unternehmen ließ einmal »Meiner ist größer als deiner« auf die Flanke eines neuen Airbus A340–600 schreiben; es prahlte über seine Business-Class-Sitze mit der Floskel »Größe zählt doch«; und es ließ sogar einen kleinen Zeppelin über London kreisen, auf dem der Slogan stand: BA (British Airways) kriegt ihn nicht hoch!!«).
Um eine vernichtende Kritik des Projekts durch den Soziologen Salvatore Babones zu zitieren: »Wenn zwei Wörter die ungeheuerliche Umverteilung des Wohlstands von Arbeitern an die Reichen im Lauf der letzten vierzig Jahre beschreiben können, die empörende Schamlosigkeit des modernen Prestigekonsums, die Privatisierung von einstigem öffentlichem Eigentum und die mutwillige Zerstörung unserer Atmosphäre, die rapide auf die Auslöschung nahezu allen nichtmenschlichen Lebens auf der Erde zusteuert, all das unter dem scheinheiligen Deckmantel umweltschützender Tugend … dann sind das die Wörter Virgin Galactic.«
Darunter auch der Nachhaltigkeitsberater Brendan May, Gründer der Robertsbridge Group. »Natürlich kann man Treibstoffe nach ihrer Herkunft trennen«, schreibt May. »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg … Im Augenblick fehlt nur der Wille.«
2012 machte er sogar das Angebot, rund acht Milliarden Pfund in die Ausweitung des Betriebs von Virgin Atlantic in Heathrow zu stecken, sollte die Regierung die neue Startbahn genehmigen – was wieder einmal die Frage aufwirft, ob Branson wirklich zu pleite ist, um sein Drei-Milliarden-Dollar-Versprechen für das Klima zu erfüllen.
Branson zahlt offenbar generell ungern Steuern, wie sein verschlungenes Netzwerk von Offshore-Holdingfirmen auf den Kanalinseln und den Britischen Jungferninseln belegt. Er verbrachte sogar einmal eine Nacht im Gefängnis und bekam eine saftige Geldstrafe, weil man ihn 1971 mit seiner ersten Firma bei einem Zollbetrug erwischte. »Ich war ein Krimineller«, schrieb Branson über das Bekanntwerden seines Gefängnisaufenthalts in seiner Autobiographie.
Auf der Tagung galten die Chatham-Hausregeln, wonach die Teilnehmer berichten dürfen, was in den Sitzungen gesagt wurde, aber nicht von wem. (Interviews außerhalb der offiziellen Sitzungen sind davon ausgenommen.)
Besonders beunruhigend ist, dass in der kleinen Gruppe von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Erfindern, die die Geo-Engineering-Debatte beherrschen, ein unverhältnismäßig hoher Anteil von Fehlleistungen der Vergangenheit zu verzeichnen ist. Ein Beispiel dafür ist Lowell Wood, der an Myhrvolds StratoShield mitwirkte. Ehe er als Verfechter der »Pinatubo-Option« hervortrat, wurde Wood durch eher abstruse Vorschläge zu Ronald Reagans Raketenabwehrprogramm »Star Wars« bekannt, das als zu teuer und unverantwortlich galt.
Abgesehen davon ist damit zu rechnen, dass auch kleine Geo-Engineering-Eingriffe eine neue Ära wetterbezogener geopolitischer Schuldzuweisungen, Paranoia und womöglich Vergeltungsschläge einläuten, wenn die Schuld an jeder künftigen Naturkatastrophe – zu Recht oder zu Unrecht – Menschen zugewiesen wird, die in fernen Laboratorien Gott spielen.
Das am häufigsten reproduzierte Foto der Erde vom Weltraum aus wurde ironischerweise von Harrison Schmitt aufgenommen, bekennender Klimaleugner, ehemaliger US-Senator und gern gesehener Redner bei den Heartland-Konferenzen. Seine Erfahrung kommentierte er ziemlich blasiert: »Hat man eine Erde gesehen, hat man alle gesehen«, soll er gesagt haben.
Die Dorfbewohner beharren darauf, dass sie sich dem gewaltfreien Kampf verpflichtet fühlen, und machen Auswärtige oder sogar Provokateure für den Brandanschlag verantwortlich.
Maxime Combes, ein französischer Wirtschaftswissenschaftler und Anti-Fracking-Aktivist, meint: »Die Szene in dem Film, in der der Grundbesitzer Mike Markham das Wasser aus dem Hahn seines Hauses mit einem Feuerzeug anzündet, um zu demonstrieren, wie viel Gas es aufgrund von Erdgas-Exploration in dieser Gegend enthält, hat eine weitaus größere Wirkung als jeder Bericht oder Vortrag gegen Fracking.«
Im Jahr 2008 starben 1600 Enten, nachdem sie bei einem Sturm auf diesen gefährlichen Teichen gelandet waren; zwei Jahre später kamen mehr als 500 weitere auf dieselbe Weise um. (Ein Biologe, der im zweiten Fall im Auftrag der Regierung von Alberta ermittelte, erklärte, es sei nicht die Schuld des Betreibers, dass die Enten bei einem heftigen Sturm gezwungen gewesen seien, zu landen – und dann wies er, offenbar ohne sich der Ironie bewusst zu sein, darauf hin, dass sich solche Stürme aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufen würden.)
Wie absurd solche Stellungnahmen tatsächlich sind, zeigt eine Studie, die 2014 in Proceedings of the National Academy of Science veröffentlicht wurde. Demnach sind beispielsweise die Emissionen potentiell toxischer Stoffe aus dem Teersand »um zwei bis drei Größenordnungen höher als in den Meldungen« der Unternehmen an die zuständigen Aufsichtsbehörden. Schadstoffmessungen in der Luft in der Nähe von Teersandförderanlagen zeigen deutlich diese Diskrepanz. Frank Wania, Ko-Autor der Studie und Umweltforscher an der Universität von Toronto, bezeichnete die offiziellen Schätzungen als »mangelhaft und unvollständig« und bemerkte, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: »Nur mit einer vollständigen und genauen Erfassung der Emissionen lassen sich belastbare Aussagen über die ökologischen Auswirkungen und die Risiken für die menschliche Gesundheit machen.«
Eine mehrere Monate später ersatzweise anberaumte Anhörung durch das Joint Review Panel fand in einer vorwiegend weißen Gemeinde anderswo in der Provinz statt.
Leider ist dieses unberührte UNESCO-Biosphärenreservat nun wieder in Gefahr, nachdem ein internationales Gericht befand, die Gewässer rings um diese karibischen Inseln gehörten rechtmäßig zu Nicaragua (wobei die Inseln selbst Teil von Kolumbien bleiben). Und Nicaragua hat seine Absicht zu bohren bereits bekundet.
Im Mai 2013 unterzeichneten zum Beispiel achtundsechzig Gruppen und Einzelpersonen – darunter Friends of the Earth, Greenpeace und Robert Kennedy Jr. – einen Brief, in dem der EDF und sein Präsident Fred Krupp direkt für ihre Rolle bei der Gründung des Center for Sustainable Shale Development (CSSD) in Zusammenarbeit mit der Industrie kritisiert wurden. »Das CSSD rühmt sich als gemeinschaftliches Projekt von ›unterschiedlichen Interessen mit einem gemeinsamen Ziel‹, aber unser Ziel als Nation kann nicht dasselbe sein wie das von Chevron, Consol Energy, der EQT Coroporation und Shell, allesamt Partner von CSSD«, heißt es in dem Brief. »Diese Konzerne sind daran interessiert, so viel Schiefergas und Öl wie möglich zu fördern, und zu möglichst niedrigen Kosten. Wir sind daran interessiert, den Abbau und Verbrauch fossiler Brennstoffe so gering wie möglich zu halten und einen schnellen Übergang zu wirklich nachhaltigen Energiequellen zu bewerkstelligen – Sonne, Wind und Wasserkraft.«
Auf eine E-Mail hin erklärte Carl Pope, der den Streit zuvor nicht kommentiert hatte, sein Handeln so: »Klimaaktivisten standen im Krieg mit der Kohleindustrie, und damals war Chesapeake bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Ich verstehe die Bedenken jener, die diese Allianz für eine schlechte Idee hielten – aber wahrscheinlich wären ohne diese Zusammenarbeit 75 der geplanten 150 neuen Kohlekraftwerke, die wir verhindert haben, gebaut worden.« Und er fügte hinzu: »Allerdings bedauere ich, dass ich damals unterschätzt habe, welche Formen und welches Ausmaß die Schiefergas- und Schieferölrevolution annehmen würde, weshalb wir nur unzureichend auf den Ansturm vorbereitet waren, der kurz darauf Staaten wie Pennsylvania, West Virginia und Colorado treffen würde. Das war eine beträchtliche und kostspielige Fehleinschätzung.«
Das nahm im Dezember 2013 absurde Züge an, als zwei junge Anti-Fracking-Aktivisten wegen eines »Terrorismus-Scherzes« unter Anklage gestellt wurden, nachdem sie vor der Zentrale von Devon Energy in Oklahoma City mehrere Protestbanner entrollt hatten. In Anspielung auf das Motto aus »Die Tribute von Panem« hieß es auf einem der Banner: »Das Glück ist nie mit uns«. Das ist ganz normaler, harmloser Aktivisten-Humor – abgesehen von einer Kleinigkeit. Laut Polizeihauptmann Dexter Nelson von der Oklahoma City Police rieselte von dem Banner, als es gesenkt wurde, »eine schwarze, pulvrige Substanz«, die »einen Angriff mit biochemischen Waffen« simulieren sollte, wie es in dem Polizeibericht hieß. Das schändliche Pulver, so der Polizeibeamte, wurde »später als Glitter identifiziert«. Unwichtig, dass im Video über die Aktion bei den Zuschauern keinerlei Panik wegen des rieselnden Pulvers zu erkennen war. »Wenn sie mir einen Besen gegeben hätten, hätte ich es in zwei Minuten aufgekehrt«, sagte Stefan Warner, einer der beiden Angeklagten, dem bis zu zehn Jahre Gefängnis drohen.
Es ist vielleicht kein Zufall, dass der Oberste Gerichtshof Kanadas im Juni 2014 sein wohl wichtigstes Urteil zu den indigenen Rechten fällte, als er der Tsilhqot’in Nation einen Ureinwohner-Landtitel über 1750 Quadratkilometer in British Columbia zusprach. In der einstimmigen Entscheidung hieß es, Eigentumsrechte umfassten das Recht, das Land zu nutzen, zu entscheiden, wie das Land durch andere genutzt werden sollte, und wirtschaftlichen Nutzen aus dem Land zu ziehen. Die Regierung, so wurde weiter ausgeführt, müsse bestimmte Maßgaben erfüllen, bevor sie aktiv wird, und sie müsse die First Nations nicht nur konsultieren, sondern ihre Zustimmung einholen. Vielfach wurde kommentiert, das würde den Bau kontroverserer Projekte wie Teersand-Pipelines – die von den First Nations abgelehnt werden – erheblich erschweren.
Erneuerbare sind im Gegenteil viel zuverlässiger als auf Extraktion basierende Energien, denn diese erfordern ständig neuen Input, um einen Kollaps zu verhindern, während bei den Erneuerbaren die Natur das Rohmaterial kostenlos liefert, sobald einmal Kapital in die Infrastruktur investiert wurde.
Das Delphinsterben beschränkte sich nicht auf die Jungtiere. Bis Ende April 2014 fand man entlang der Golfküste über tausend tote Delphine jeden Alters, laut NOAA war dies Teil eines »ungewöhnlichen Mortalitätsereignisses«. Die Zahlen reichen aber nicht annähernd an die tatsächlichen Opferzahlen heran.
Neuere, im Mai 2014 in der Fachzeitschrift Human Reproduction erschienene Forschungsarbeiten zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Stress und Unfruchtbarkeit. An der Studie nahmen 500 Frauen mit Kinderwunsch in den Vereinigten Staaten teil, bei keiner von ihnen hatte man zuvor Fertilitätsstörungen festgestellt. Es zeigte sich, dass bei Frauen mit hoher Alpha-Amylase-Konzentration im Speichel – ein Biomarker für Stress – zweimal so häufig Unfruchtbarkeit diagnostiziert wurde wie bei Frauen mit niedriger Konzentration.
Mit der neuen Verfassung von 2008 wurde Ecuador das erste Land, das die Rechte der Natur gesetzlich festschrieb. In Artikel 72 der Verfassung des Landes heißt es: »Natur oder Pachamama, wo sich das Leben reproduziert und realisiert, hat das Recht, dass die Existenz, der Erhalt und die Regenerierung ihrer Lebenszyklen, Struktur, Funktionen und Evolutionsprozesse respektiert werden … Jede Person, Gemeinschaft, Volk oder Nationalität kann die zuständige öffentliche Autorität dazu auffordern, die Rechte der Natur umzusetzen.« Ähnliche Prinzipien fanden bei der World People’s Conference on Climate Change and the Rights of Mother Earth Eingang in die »Peoples Agreement« (Übereinkunft der Völker), die im April 2010 im bolivianischen Cochabamba von 30000 Mitgliedern der internationalen Zivilgesellschaft angenommen wurde. Mit dem Hinweis darauf, dass »die regenerative Kapazität des Planeten bereits überschritten wurde«, heißt es dort, die Erde habe »das Recht …, ihre Bio-Kapazität zu regenerieren, ihre Lebenszyklen und Lebensprozesse frei von menschlichen Modifizierungen zu erhalten«.
Die Abhängigkeit beschränkte sich ganz bestimmt nicht auf die Südstaaten: Bahnbrechende historische Forschungen haben die langgehegte Meinung entkräftet, der Norden und der Süden der Vereinigten Staaten hätten zur damaligen Zeit unterschiedliche, unvereinbare Wirtschaftssysteme gehabt. Tatsächlich waren die Industriellen des Nordens und die Wall Street weit abhängiger von der Sklaverei und enger mit ihr verflochten als bisher angenommen, und selbst maßgebliche Innovationen in der wissenschaftlichen Betriebsführung und in der Buchhaltung lassen sich auf die amerikanische Plantagenwirtschaft zurückführen.
»Rebecca Tarbotton«, Rainforest Action Network, http://ran.org/becky.
Kim Stanley Robinson, »Earth: Under Repair Forever«, On Earth, 3. Dezember 2012.
Mario Malina u.a., »What We Know: The Reality, Risks and Response to Climate Change«, AAAS Climate Science Panel, The American Association for the Advancement of Science, 2014, S. 15f.
»Sarah Palin Rolls Out at Rolling Thunder Motorcycle Ride«, Fox News, 29. Mai 2011.
Martin Weil, »US Airways Plane Gets Stuck in ›Soft Spot‹ on Pavement at Reagan National«, The Washington Post, 7. Juli 2012; »Why Is My Flight cancelled?« Imgur, http://imgur.com.
Weil, »US Airways Plane Gets Stuck in ›Soft Spot‹ on Pavement at Reagan National«.
Wichtige soziologische und psychologische Betrachtungsweisen der alltäglichen Klimaleugnung liefern: Kari Marie Norgaard, Living in Denial: Climate Change, Emotions, and Everyday Life (Cambridge, MA: MIT Press, 2011); Rosemary Randall, »Loss and Climate Change: The Cost of Parallel Narratives«, Ecopsychology 1.3 (2009), S. 118–129; und die Aufsätze in Sally Weintrobe, Hg., Engaging with Climate Change (East Sussex: Routledge, 2013).
Angélica Navarro Llanos, »Climate Debt: The Basis of a Fair and Effective Solution to Climate Change«, Präsentation beim technischen Briefing über historische Verantwortung, Ad-hoc Arbeitsgruppe unter der Klimarahmenkonvention, Bonn, 4. Juni 2009.
»British PM Warns of Worsening Floods Crisis«, Agence France-Presse, 11. Februar 2013.
»Exponential Growth in Weather Risk Management Contracts«, Weather Risk Management Association, Pressemitteilung, Juni 2006; Eric Reguly, »No Climate-Change Deniers to be Found in the Reinsurance Business«, Globe and Mail, 28. November 2013.
»Investor CDP 2012 Information Request Raytheon Company«, Carbon Disclosure Project, 2012, http://www.cdp.net.
»Who Will Control the Green Economy?«, ETC Group, 2011, S. 23; »Sandy Funds Went to NJ Town With Little Storm Damage«, NBC News, 2. Februar 2014.
»›Get It Done‹: Urging Climate Justice, Youth Delegate Anjali Appadurai Mic-Checks UN Summit«, Democracy Now!, 9. Dezember 2011.
Corinne Le Quéré u.a., »Global Carbon Budget 2013«, Earth System Science Data 6 (2014), S. 253; »Greenhouse Gases Rise by Record Amount«, Associated Press, 3. November 2011.
Sally Weintrobe, »The Difficult Problem of Anxiety in Thinking About Climate Change«, in Engaging with Climate Change, hg. v. Sally Weintrobe (East Sussex: Routledge, 2013), S. 43.
Kritische Untersuchungen über die historischen und politischen Hintergründe des 2-Grad-Ziels liefern: Joni Seager, »Death By Degrees: Taking a Feminist Hard Look at the 2 Degrees Climate Policy, Kvinder, Køn og Foraksning (Dänemark) 18 (2009), S. 11–22; Christopher Shaw, »Choosing a Dangerous Limit for Climate Change: An Investigation into How the Decision Making Process Is Constructed in Public Discourses«, Dissertation, University of Sussex, 2011, abrufbar unter http://www.notargets.org.uk; Christopher Shaw, »Choosing a Dangerous Limit for Climate Change: Public Representations of the Decision Making Process«, Global Environmental Change 23 (2013), S. 563–571. KOPENHAGEN: Copenhagen Accord, United Nations Framework Convention on Climate Change, 18. Dezember 2009, S. 1; »TODESSTRAFE«: »CJN CMP Agenda Item 5 Intervention«, Rede der Aktivistin Sylvia Wachira auf der Kopenhagener Klimakonferenz, Climate Justice Now!, 10. Dezember 2009, http://www.climate-justice-now.org; GRÖNLAND: J.E. Box u.a., »Greenland Ice Sheet«, Arctic Report Card 2012, National Oceanic and Atmospheric Administration, 14. Januar 2013; VERSAUERUNG: Bärbel Hönisch u.a., »The Geological Record of Ocean Acidification«, Science 335 (2012), S. 1058–1063; Adrienne J. Sutton u.a., »Natural variability and anthropogenic change in equatorial Pacific surface ocean pCO2 and pH«, Global Biogeochemical Cycles 28 (2014), S. 131–145; GEFÄHRLICHE KONSEQUENZEN: James Hansen u.a., »Assessing ›Dangerous Climate Change‹: Required Reduction of Carbon Emissions to Protect Young People, Future Generations and Nature«, PLOS ONE 8 (2013), e81648.
»Climate Change Report Warns of Dramatically Warmer World This Century«, Weltbank, Pressemitteilung, 18. November 2012.
Ebd.; Hans Joachim Schellnhuber u.a., »Turn Down the Heat: Why a 4 °C Warmer World Must Be Avoided«, ein Bericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung für die Weltbank, November 2012, S. xviii; Kevin Anderson, »Climate Change Going Beyond Dangerous – Brutal Numbers and Tenuous Hope«, Development Dialogue Nr. 61, September 2012, S. 29.
Einen allgemeinen Überblick, der die wissenschaftliche Forschung über die wahrscheinlichen Auswirkungen einer 4-Grad-Welt zusammenfasst, liefert Schellnhuber u.a., »Turn Down the Heat«, sowie die Sonderausgabe mit dem Titel: »Four Degrees and Beyond: the Potential for a Global Temperature Increase of Four Degrees and its Implication«, zusammengestellt und herausgegeben von Mark G. New u.a., Philosophical Transactions of The Royal Society A 369 (2011), S. 1–241. 2013 gab die Weltbank einen Folgebericht heraus, in dem die regionalen Folgen eines Temperaturanstiegs um 4 Grad erforscht wurden, mit besonderem Fokus auf Afrika und Asien: Hans Joachim Schellnhuber u.a., »Turn Down the Heat: Climate Extremes, Regional Impacts, and the Case for Resilience«, ein Bericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung für die Weltbank, Juni 2013. Sogar bei den emissionsintensivsten Szenarien, die zu einer Erwärmung um 4 Grad führen könnten, prognostiziert der Weltklimarat niedrigere Anstiege der weltweiten Meeresspiegel als hier angegeben, aber viele Experten bewerten diese als zu konservativ. Beispiele für Studien zu diesem Abschnitt liefern Schellnhuber u.a., »Turn Down the Heat«, S. 29; Anders Levermann u.a., »The Multimillennial Sea-Level Commitment of Global Warming«, Proceedings of the National Academy of Sciences 110 (2013), S. 13748; Benjamin P. Horton u.a., »Expert assessment of sea-level rise by AD 2100 and AD 2300«, Quaternary Science Reviews 84 (2014), S. 1–6. Für mehr Informationen zur Gefährdung kleiner Inselstaaten und der Küstenregionen Lateinamerikas sowie Süd- und Südostasiens durch den Anstieg des Meeresspiegels, wenn wir so weitermachen wie bisher und bei anderen (auch optimistischeren) Emissionsszenarien, siehe die Beiträge der Working Group II zum 4. und 5. Assessment Report des IPCC, beides abrufbar unter http://www.ipcc.ch. Siehe Kapitel 10, 13 und 16 von M.L. Perry u.a., Hg., Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability, Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (Cambridge: Cambridge University Press, 2007); und Kapitel 24, 27 und 29 von V.R. Barros u.a., Hg., Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability, Part B: Regional Aspects, Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (Cambridge: Cambridge University Press, 2014). Zu Kalifornien und dem Nordosten der Vereinigten Staaten siehe Matthew Heberger u.a., »Potential Impacts of Increased Coastal Flooding in California Due to Sea-Level Rise«, Climatic Change 109, Issue I Supplement (2011): S. 229–249; und Asbury H. Sallenger Jr., Kara S. Doran und Peter A. Howd, »Hotspot of Accelerated Sea-Level Rise on the Atlantic Coast of North America«, Nature Climate Change 2 (2012), S. 884–888. Eine neuere Analyse der Großstädte, die vielleicht besonders vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind, liefert: Stephane Hallegatte u.a., »Future Flood Losses in Major Coastal Cities«, Nature Climate Change 3 (2013), S. 802–806.
Eine Übersicht über die regionalen Temperaturanstiege im Zusammenhang mit einer Erderwärmung von 4 Grad Celsius oder mehr liefert: M.G. Sanderson, D.L. Hemming und R.A. Betts, »Regional Temperature and Precipitation Changes Under High-end (≥4 °C) Global Warming«, Philosophical Transactions of the Royal Society A 369 (2011), S. 85–98. Siehe auch: »Climate Stabilization Targets: Emissions, Concentrations, and Impacts over Decades to Millennia«, Committee on Stabilization Targets for Atmospheric Greenhouse Gas Concentrations, National Research Council, National Academy of Sciences, 2011, S. 31; Schellnhuber u.a., »Turn Down the Heat«, S. 37–41. ZEHNTAUSENDE: Jean-Marie Robine, »Death Toll Exceeded 70,000 in Europe During the Summer of 2003«, Comptes Rendus Biologies 331 (2008), S. 171–178; ERNTEEINBUSSEN: »Climate Stabilization Targets«, National Academy of Sciences, S. 160ff.
EISFREIE ARKTIS: Ebd., S. 132ff. VEGETATION: Andrew D. Friend u.a., »Carbon Residence Time Dominates Uncertainty in Terrestrial Vegetation Responses to Future Climate and Atmospheric CO2«, Proceedings of the National Academy of Sciences 111 (2014), S. 3280; »4 Degree Temperature Rise Will End Vegetation ›Carbon Sink‹«, University of Cambridge, Pressemitteilung, 17. Dezember 2013; WESTANTARKTIS-STUDIE: E. Rignot u.a, »Widespread, Rapid Grounding Line Retreat of Pine Island, Thwaites, Smith, and Kohler Glaciers, West Antarctica, from 1992 to 2011«, Geophysical Research Letters 41 (2014), S. 3502–3509; »UNAUFHALTSAM SCHEINT«: »West Antarctic Glacier Loss Appears Unstoppable«, Jet Propulsion Laboratory, NASA, Pressemitteilung, 12. Mai 2014; »MILLIONEN VON MENSCHEN IHRE HEIMAT VERLIEREN« und IMMER NOCH ZEIT: Eric Rignot, »Global Warming: It’s a Point of No Return in West Antarctica. What Happens Next?« Observer, 17. Mai 2014.
»World Energy Outlook 2011«, International Energy Agency, 2011, S. 40; »World Energy Outlook 2011« (Video), Carnegie Endowment for International Peace, 28. November 2011; Timothy M. Lenton u.a., »Tipping Elements in the Earth’s Climate System«, Proceedings of the National Academy of Sciences 105 (2008), S. 1788; »Too Late for Two Degrees?« Low Carbon Economy Index 2012, PricewaterhouseCoopers, November 2012, S. 1.
Lonnie G. Thompson, »Climate Change: The Evidence and Our Options«, The Behavior Analyst 33 (2010), S. 153.
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg gab es in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Kanada unterschiedliche Bezeichnungen für »victory gardens« und »victory bonds«; andere Bezeichnungen waren zum Beispiel »war gardens« und »defense bonds«. Ina Zweiniger-Bargielowska, Austerity in Britain: Rationing, Controls, and Consumption, 1939–1955 (Oxford: Oxford University Press, 2000), S. 54f.; Amy Bentley, Eating for Victory: Food Rationing and the Politics of Domesticity (Chicago: University of Illinois Press, 1998), S. 138–139; Franklin D. Roosevelt, »Statement Encouraging Victory Gardens«, 1. April 1944, The American Presidency Project, http://www.presidency.ucsb.edu.
Pablo Solón, »Climate Change: We Need to Guarantee the Right to Not Migrate«, Focus on the Global South, http://focusweb.org.
Glen P. Peters u.a., »Rapid Growth in CO2 Emissions After the 2008–2009 Global Financial Crisis«, Nature Climate Change 2 (2012), S. 2.
Spencer Weart, The Discovery of Global Warming (Cambridge, MA: Harvard University Press, 2008), S. 149.
Corrine Le Quéré u.a., »Trends in the Sources and Sinks of Carbon Dioxide«, Nature Geoscience 2 (2009), S. 831, wie zitiert in Andreas Malm, »China as Chimney of the World: The Fossil Capital Hypothesis«, Organization & Environment 25 (2012): S. 146; Glen P. Peters u.a., »Rapid Growth in CO2 Emissions After the 2008–2009 Global Financial Crisis«, Nature Climate Change 2 (2012), S. 2.
Kevin Anderson und Alice Bows, »Beyond ›Dangerous‹ Climate Change: Emission Scenarios for a New World«, Philosophical Transactions of the Royal Society A 369 (2011), S. 35; Kevin Anderson, »EU 2030 Decarbonisation Targets and UK Carbon Budgets: Why So Little Science?«, Kevin Anderson.info, 14. Juni 2013, http://kevinanderson.info.
Gro Harlem Brundtland u.a., »Environment and Development Challenges: The Imperative to Act«, gemeinsames Papier der Preisträger des Blue Planet Prize, The Asahi Glass Foundation, 20. February 2012, S. 7.
»World Energy Outlook 2011«, IEA, S. 40; James Herron, »Energy Agency Warns Governments to Take Action Against Global Warming«, Wall Street Journal, 10. November 2011.
Persönliches Interview mit Henry Red Cloud, 22. Juni 2011.
Gary Stix, »Effective World Government Will Be Needed to Stave Off Climate Catastrophe«, Scientific American, 17. März 2012.
Daniel Cusick, »Rapid Climate Changes Turn North Woods into Moose Graveyard«, Scientific American, 18. Mai 2012; Jim Robbins, »Moose Die-Off Alarms Scientists«, New York Times, 14. Oktober 2013.
Josh Bavas, »About 100,000 Bats Dead After Heatwave in Southern Queensland«, ABC News (Australien), 8. Januar 2014.
Darryl Fears, »Sea Stars Are Wasting Away in Larger Numbers on a Wider Scale in Two Oceans«, Washington Post, 22. November 2013; Amanda Stupi, »What We Know – And Don’t Know About the Sea Star Die-Off«, KQED, 7. März 2014.
William Stanley Jevons, The Coal Question: An Inquiry Concerning the Progress of the Nation, and the Probable Exhaustion of our Coal-Mines (London: Macmillan and Co., 1865), S. viii.
Im Original: »C’est une triste chose de songer que la nature parle et que le genre humain n’écoute pas.« Victor Hugo, Œuvres complètes de Victor Hugo, Bd. 35, hg.v. Jeanlouis Cornuz (Paris: Editions Rencontre, 1968), S. 145.
Mario Malina u.a., »What We Know: The Reality, Risks and Response to Climate Change«, The AAAS Climate Science Panel, The American Association for the Advancement of Science, 2014, S. 3.
Thomas J. Donohue, »Managing a Changing Climate: Challenges & Opportunities for the Buckeye State, Remarks«, Rede vom 1. Mai 2008 in Columbus, Ohio.
Session 4: Public Policy Realities (Video), 6th International Conference on Climate Change, The Heartland Institute, 30. Juni 2011.
Ebd.
»Va. Taxpayers Request Records from University of Virginia on Climate Scientist Michael Mann«, American Tradition Institute, Pressemitteilung, 6. Januar 2011; Christopher Horner, »ATI Environmental Law Center Appeals NASA Denial of Request for Dr. James Hansen’s Ethics Disclosures«, American Tradition Institute, Pressemitteilung, 16. März 2011; Session 4: Public Policy Realities (Video), The Heartland Institute.
Obama for America, »Barack Obama’s Plan to Make America a Global Energy Leader«, Oktober 2007; persönliches Interview mit Patrick Michaels, 1. Juli 2011; Session 5: Sharpening the Scientific Debate (Video), The Heartland Institute; persönliches Interview mit Marc Morano, 1. Juli 2011.
Larry Bell, Climate of Corruption: Politics and Power Behind the Global Warming Hoax (Austin: Greenleaf Books, 2011), S. xi.
Peter T. Doran und Maggie Kendall Zimmerman, »Examining the Scientific Consensus on Climate Change«, Eos 90, (2009), S. 22f.; William R. L. Anderegg u.a., »Expert Credibility in Climate Change« Proceedings of the National Academy of Sciences, 107 (2010), S. 12107ff.
Keynote Address (Video), The Heartland Institute, 1. Juli 2011; Bob Carter, »There IS a Problem with Global Warming … It Stopped in 1998«, Daily Telegraph, 9. April 2006; Willie Soon und David R. Legates, »Avoiding Carbon Myopia: Three Considerations for Policy Makers Concerning Manmade Carbon Dioxide«, Ecology Law Currents 37 (2010), S. 3; Willie Soon, »It’s the Sun, Stupid!«, The Heartland Institute, 1. März 2009, http://heartland.org; Keynote Address (Video), The Heartland Institute, 30. Juni 2011.
Persönliches Interview mit Joseph Bast, 30. Juni 2011.
In den Jahren nach der Konferenz stieg die Zahl der Beiträge wieder auf neunundzwanzig im Jahr 2012 und dreißig im Jahr 2013. Douglas Fischer, »Climate Coverage Down Again in 2011«, The Daily Climate, 3. Januar 2012; Douglas Fischer, »Climate Coverage Soars in 2013, Spurred by Energy, Weather«, The Daily Climate, 2. Januar 2014.
Joseph Bast, »Why Won’t Al Gore Debate?«, The Heartland Institute, Pressemitteilung, 27. Juni 2007; Will Lester, »Vietnam Veterans to Air Anti-Kerry Ads in W. Va.«, Associated Press, 4. August 2004; Leslie Kaufman, »Dissenter on Warming Expands His Campaign«, New York Times, 9. April 2009; John H. Richardson, »This Man Wants to Convince You Global Warming Is a Hoax«, Esquire, 30. März 2010; Session 4: Public Policy Realities (Video), The Heartland Institute.
»Big Drop in Those Who Believe That Global Warming Is Coming«, Harris Interactive, Pressemitteilung, 2. Dezember 2009; »Most Americans Think Devastating Natural Disasters Are Increasing«, Harris Interactive, Pressemitteilung, 7. Juli 2011; persönliches Interview mit Scott Keeter, 12. September 2011.
Lydia Saad, »A Steady 57 % in U.S. Blame Humans for Global Warming«, Gallup Politics, 18. März 2014; »October 2013 Political Survey: Final Topline«, Pew Research Center for the People & the Press, 9.–13. Oktober 2013, S. 1; persönlicher E-Mail-Austausch mit Riley Dunlap, 29. März 2014.
DEMOKRATEN UND LIBERALE: Aaron M. McCright und Riley E. Dunlap, »The Politicization of Climate Change and Polarization in the American Public’s Views of Global Warming 2001–2010«, The Sociological Quarterly 52 (2011), S. 188, 193; Saad, »A Steady 57 % in U.S. Blame Humans for Global Warming«; REPUBLIKANER: Anthony Leiserowitz u.a., »Politics and Global Warming: Democrats, Republicans, Independents, and the Tea Party«, Yale Project on Climate Change Communication und George Mason University Center for Climate Change Communication, 2011, S. 3f.; 20 PROZENT: Lawrence C. Hamilton, »Climate Change: Partisanship, Understanding, and Public Opinion«, Carsey Institute, Frühjahr 2011, S. 4; UMFRAGE VOM OKTOBER 2013: »Focus Canada 2013: Canadian Public Opinion About Climate Change«, The Environics Institute, 18. November 2013, http://www.environicsinstitute.org; AUSTRALIEN, GROSSBRITANNIEN UND WESTEUROPA: Bruce Tranter, »Political Divisions over Climate Change and Environmental Issues in Australia«, Environmental Politics 20 (2011), S. 78–96; Ben Clements, »Exploring public opinion on the issue of climate change in Britain«, British Politics 7 (2012), S. 183–202; Aaron M. McCright, Riley E. Dunlap und Sandra T. Marquart-Pyatt, »Climate Change and Political Ideology in the European Union«, Michigan State University, Working Paper, 2014.
Einen ausführlichen, gut verständlichen Überblick zur Erforschung der Wissenschaftsleugnung der Rechten liefert Chris Mooney, The Republican Brain: The Science of Why They Deny Science – and Reality (Hoboken, NJ: John Wiley& Sons, 2012); KULTURELLE WELTANSCHAUUNG: Dan M. Kahan u.a., »The Second National Risk and Culture Study: Making Sense of – and Making Progress in – the American Culture War of Fact«, The Cultural Cognition Project at Yale Law School, 27. September 2007, S. 4, abrufbar unter http://www.culturalcognition.net.
Dan Kahan, »Cultural Cognition as a Conception of the Cultural Theory of Risk«, in Handbook of Risk Theory: Epistemology, Decision Theory, Ethics, and Social Implications of Risk, hg. v. Sabine Roeser u.a. (London: Springer, 2012), S. 731.
Kahan u.a., »The Second National Risk and Culture Study«, S. 4.
Dan Kahan, »Fixing the Communications Failure«, Nature 463 (2010), S. 296; Dan Kahan u.a., »Book Review – Fear of Democracy: A Cultural Evaluation of Sunstein on Risk«, Harvard Law Review 119 (2006), S. 1083.
Kahan, »Fixing the Communications Failure«, S. 296.
Rebecca Rifkin, »Climate Change Not a Top Worry in U.S.«, Gallup, 12. März 2014272014272014