Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Mai 2021
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ISBN 978-3-644-00698-0
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«queer» ist ein Sammelbegriff für Personen, deren sexuelle Orientierung (wen sie begehren) und/oder geschlechtliche Identität nicht der hetero Norm entspricht; «cis» bedeutet, das eigene Geschlecht stimmt mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht überein.
«Misgendern» bedeutet, eine Person einem falschen Geschlecht zuzuweisen. «Outen» heißt so viel wie «offenbaren», meistens im Kontext von sexueller oder geschlechtlicher Identität.
Teufelszeug für die Badewanne. Sind Sie Eltern, rate ich Ihnen dringend ab. Sind Sie Kind oder Abwasserinstallateur*in, spreche ich eine klare Glibbi-Empfehlung aus.
Schwarz ist eine politische Kategorie. Um dies zu betonen, schreiben manche Autorinnen Schwarz auch als Adjektiv groß
Till Raether: «Die Kanzlerin und ihre Väter», tillraether.wordpress.com, 10. September 2014.
Katrin Menke: «‹Wahlfreiheit› erwerbstätiger Mütter und Väter?», Bielefeld 2019, S. 10.
Literary Hub with Kim Brooks, Rumaan Alam, Sheila Heti, Meaghan O’Connell und Jessica Friedmann: «What it means to write about motherhood, Part one», lithub.com, 24. Oktober 2018.
Gertrud Haarer im Interview mit Anna Kemper: «Ich stand vor ihr wie ein Richter», Zeitmagazin 39/2019.
Isabell Fannrich: «Permanent am Limit»,www.deutschlandfunk.de, 20. Oktober 2016.
Uta Meier-Gräwe: «Wirtschaft neu ausrichten. Wege in eine care-zentrierte Ökonomie», bpb.de, 30. Oktober 2020.
Jacinta Nandi: «Die schlechteste Hausfrau der Welt», Hamburg 2020, S. 50.
twitter.com/dasbisschenarb1/status/1223192055859634176?lang.de
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twitter.com/Snoozedanger/status/1223288712160849926?s=20
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twitter.com/Lucyversum/status/1223244312273674240?s=20
Pieke Biermann und Gisela Bock: «Lohn für Hausarbeit vom Staat für alle Frauen», Berliner Frauenzeitung Courage 3/1977.
Barbara Duden: «Arbeit aus Liebe – Liebe als Arbeit. Ein Rückblick», Olympe. Feministische Arbeitshefte zur Politik 30/2009.
Almut Schnerring und Sascha Verlan: «Equal Care Manifest», equalcareday.de. o.D.
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Bianca Jankovska, «Bitte lächeln», zeit.de, 19. Dezember 2017.
Jacinta Nandi: «Die schlechteste Hausfrau der Welt», Hamburg 2020, S. 41.
Hans Bertram und Carolin Deuflhard: «Familien-Zeitpolitik: Zeit für Fürsorge», bpb.de, 6. November 2014.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinbarkeit_von_Familie_und_Beruf
Anne Kunze: «Skandal ohne Ende», zeit.de, 22. März 2019.
Till Raether: «Die Mutti aller Schlachten», Süddeutsche Zeitung Magazin 10/2017.
Anne Kunze: «Skandal ohne Ende», zeit.de, 22. März 2019.
Kerstin Bund, Astrid Geisler, Anne Kunze und Sascha Venohr: «Wenn du schwanger bist, bist du eh nichts mehr wert», zeit.de, 15. August 2019.
Yvonne Lott: «Danke – Für die Blumen», sueddeutsche.de, 08. Mai 2019.
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twitter.com/elhotzo/status/1314283032224952321?lang=de
Bianca Jankovska: «Eine 40-Stunden-Woche ist nichts weiter als Menschenquälerei», ze.tt.de, 19. Juli 2017.
Anna Mayr: «Die Elenden – Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht», München 2020, S. 194.
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Bianca Jankovska: «Eine 40-Stunden-Woche ist nichts weiter als Menschenquälerei», ze.tt.de, 19. Juli 2017.
Stefan Bach, Jonas Jessen, Peter Haan, Frauke Peter, C. Katharina Spieß, Katharina Wrohlich: «Fiskalische Wirkungen eines weiteren Ausbaus ganztägiger Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter», diw.de, 2020.
Isabell Lorey im Gespräch mit Stephanie Rohde: «Wie Protestbewegungen die Politik erneuern», deutschandfunkkultur.de, 27. September 2020.
Susan Djahangard: «Eine neue Vollzeit», taz.de, 6. Oktober 2020.
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Markus M. Grabka, Björn Jotzo, Anika Rasner und Christian Westermeier: «Der Gender Pension Gap verstärkt die Einkommensungleichheit von Männern und Frauen im Rentenalter», DIW Wochenbericht 05/2017.
Yvonne Lott, Lorena Eulgem: Report «Lohnnachteile durch Mutterschaft» des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Nr. 49, Mai 2019.
Jutta Allmendinger: «Der Heiratsmarkt bezahlt Frauen besser als der Arbeitsmarkt», zeit.de, 27. August 2017.
o.A.: «Bei diesen identischen Produkten müssen Frauen mehr bezahlen», t-online.de, 8. März 2019.
Pressemitteilung. o.A.: «Gender Pay Gap 2019: Frauen verdienten 20 % weniger als Männer», destatis.de, 16. März 2020.
Sarah-Lee Heinrich: «Kein Kind sollte sich dafür anstrengen müssen, nicht in Armut zu leben», vogue.de, 12. Oktober 2020.
Philip Faigle: «Das Elternhaus entscheidet doch!, zeit.de, 23. Januar 2013.
Henry Bernhard: «Die Mittel- und Oberschicht setzt sich ab», deutschlandfunkkultur.de, 18. Februar 2019.
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Sarah-Lee Heinrich: «Kein Kind sollte sich dafür anstrengen müssen, nicht in Armut zu leben», vogue.de, 12. Oktober 2020.
Anahita Sattarian: «Meine Mutter: Migrantisch, alleinerziehend, geringverdienend», editionf.com, 22. September 2020.
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Mareice Kaiser: «Ein supergutes Team», MISSY MAGAZINE, 03/2017.
Susan Djahangard: «Lasst euch nicht ablenken!», taz.de, 9. September 2020.
Kristen R. Ghodsee: «Der Kapitalismus macht Frauen abhängig und betrachtet sie als eine Art Ware», editionf.com, 3. Februar 2020.
Yvonne Lott, Lorena Eulgem: Report «Lohnnachteile durch Mutterschaft» des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Nr. 49, Mai 2019.
Kristen R. Ghodsee: «Der Kapitalismus macht Frauen abhängig und betrachtet sie als eine Art Ware», editionf.com, 3. Februar 2020.
Sarah-Lee Heinrich: «Kein Kind sollte sich dafür anstrengen müssen, nicht in Armut zu leben», vogue.de, 12. Oktober 2020.
Marco Gieselmann: «Mutterschaft geht häufig mit verringertem Wohlbefinden einher», DIW Wochenbericht, diw.de, 29. August 2018.
Antonia Baum: «Stillleben», München 2018.
Podcast «Frisch an die Arbeit» mit Patricia Cammarata, zeit.de, 27. Oktober 2020.
www.lesejury.de/cosima-michels/buecher/der-mamaplaner/9783831205677
Kristen R. Ghodsee: «Warum Frauen im Sozialismus besseren Sex haben», Berlin 2019.
Corinne Maier im Interview: «Ich bekam Kinder aus Angst, einsam zu sein», welt.de, 9. September 2007.
Meredith Haaf: «Die Wahrheit über einsame Mütter», suedddeutsche.de, 31. Januar 2018.
Rachel Cusk: «Lebenswerk», Berlin 2019, S. 16.
Rike Drust im Interview: «Ich habe mich isoliert gefühlt», taz.de, 10. September 2018.
Orna Donath im Interview: «Es geht immer nur um die Kinder», taz.de, 14. April 2016.
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Julia Yost zu «Regretting Motherhood»: «Love, and Be Silent», First Things, Mai 2019.
Carmen Maiwald: «Mentale Gesundheit: Ein Privileg der Mittelklasse», editionf.com, 24. September 2020.
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Katharina Anna Schmieder: «Zusammenhänge zwischen Verweildauer und Behandlungserfolg in stationärer und teilstationärer Psychotherapie», d-nb.info, 2010.
Carmen Maiwald: «Mentale Gesundheit: Ein Privileg der Mittelklasse», editionf.com, 24. September 2020.
Liz Birk-Stefanovic: «Seifenblasen», kiddothekid.com, 12. Dezember 2016.
Theresa Lachner im Gespräch mit Dieter Kassel: «Selbstbefriedigung ist wie Zähneputzen», deutschlandfunkkultur.com, 1. Februar 2018.
Uwe Hartmann: «Sigmund Freud and His Impact on Our Understanding of Male Sexual Dysfunction». The Journal of Sexual Medicine, 2009.
Katja Grach: «MILF-Mädchenrechnung», Berlin 2018.
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Anke Schaefer: «Wer zweimal mit derselben pennt …», deutschlandfunkkultur.de, 3. Januar 2018.
Ronen Steinke: «Als Vergewaltigung in der Ehe noch straffrei war», sueddeutsche.de, 4. Juli 2017.
Margarete Stokowski: «Untenrum frei», Reinbek bei Hamburg 2016, S. 142.
Ja-Nein-Vielleicht-Liste, queertopia.blogsport.de.
Margarete Stokowski: «Untenrum frei», Reinbek bei Hamburg 2016, S. 139.
Begriff von einem feministischen Blog der Historikerin Lisa Malisch.
Nora Burgard-Arp: «Nennt sie beim Namen!», zeit.de, 18. Oktober 2017.
Katja Grach im Interview: «Die MILF ist ein Markt», taz.de, 20. Mai 2018.
Emilia Smechowski: «Gab es eine Zeit, in der ich meinen Bauch nicht eingezogen habe?», Zeitmagazin Nr. 11/2020, 4. März 2020.
Emilia Roig in der Diskussion «Intersektionalität in Film und TV», youtube.com, zuletzt abgerufen am 26.November2020.
Marie Hecht: «Wie die Berliner U-Bahn zum Ort meiner feministischen Rebellion wurde», udk-berlin.de, o.D.
Caroline Criado-Perez: «Unsichtbare Frauen – Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert», München 2020, S. 47.
Marie Hecht: «Wie die Berliner U-Bahn zum Ort meiner feministischen Rebellion wurde», udk-berlin.de, o.D.
Katja Grach im Interview: «Die MILF ist ein Markt», taz.de, 20. Mai 2018.
Lara Fritzsche: «Unguter Hoffnung», SZ Magazin 5/2014.
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Eva: «Das einzig Gute», umstandslos.com, 4. Februar 2014.
max, zit. nach Alisa Tretau: «Nicht nur Mütter waren schwanger», Münster 2018, S. 70.
Milena Zwerenz: «Wie dieses Hebammenkollektiv trans und queeren Menschen beim Elternwerden hilft», ze.tt, 14. Oktober 2020.
Sabine Seichter: «Erziehung an der Mutterbrust: Eine kritische Kulturgeschichte des Stillens», Weinheim 2018, S. 98.
Sarah Diehl im Gespräch mit Katrin Gottschalk: «Die Frau als Wärmequell der Gesellschaft», missy-magazine.de, 11. Dezember 2014.
Cornelia Grobner: «Hoffnung. Enttäuschung. Trauer. Wut. Repeat.», anschlaege.at, 10/2020.
Benjamin Czarniak, zit. nach: Alisa Tretau: «Nicht nur Mütter waren schwanger», Münster 2018
Yasmina Banaszczuk: «Frauen mit geistiger Behinderung werden zur Sterilisation gedrängt», vice.com, 24. Oktober 2017.
Cornelia Grobner: «Hoffnung. Enttäuschung. Trauer. Wut. Repeat.», anschlaege.at, 10/2020.
Annton Beate Schmidt auf Instagram, instagram.com/annton.beate.schmidt.
Melodie Michelberger: «Body Politics», Hamburg 2021, S. 212.
Antonia Baum: «Schreibtisch mit Aussicht», Zürich–Berlin 2020.
twitter.com/IjeomaOluo/status/1173410355248128000?s=20
Marina Abramovic im Gespräch mit Susanne Kippenberger: «Mit 70 muss man den Bullshit reduzieren», tagesspiegel.de, 8. November 2016.
Despina Stokou: «Motherfucker», Monopol Magazin, 02/2019.
Monopol-Podcast: «Mütter in der Kunst – Ist Kinderkriegen ein Tabu?», zuletzt gehört am 27.11.2020.
«Mehr Mütter für die Kunst», Manifest einer Hamburger Initiative, mehrmuetterfuerdiekunst.de.
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Elke Buhr: «Das letzte Tabu», Monopol Magazin, 02/2019.
Julia Meyer-Brehm: «Mütter, malt! Malt Mütter!», beige.de, 12. Mai 2020.
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Monopol-Podcast: «Mütter in der Kunst – Ist Kinderkriegen ein Tabu?», zuletzt gehört am 27.11.2020.
«Gleich unter die Gürtellinie», DIE ZEIT, Nr. 45/2020, 29. Oktober 2020.
Michèle Loetzner auf Instagram, www.instagram.com/p/CCaZaivpQf5/?utm_source=ig_web_copy_link.
Rachel Cusk, «Lebenswerk», Berlin 2018, S. 11.
Monopol-Podcast: «Mütter in der Kunst – Ist Kinderkriegen ein Tabu?», zuletzt gehört am 27.11.2020.
Marcia Breuer im Gespräch mit Christoph Twickel: «Dir wird nichts mehr zugetraut», zeit.de, 24. November 2019.
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Chimamanda Ngozi Adichie im Gespräch mit Khuê Pham: «Es ist schwierig. Sehr schwierig!», Zeitmagazin 07/2020, 5. Februar 2020.
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https://ecommons.cornell.edu/bitstream/handle/1813/13786/Cribb%2c%20Arielle.pdf?sequence=1&isAllowed=y
frei nach Antonia Baum in: Ilka Piepgras: «Schreibtisch mit Aussicht», Zürich–Berlin 2020, S. 92.
Christina Mundlos: «Mütterterror. Angst, Neid und Aggressionen unter Müttern», Marburg 2013.
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Anne Dittmann: «Sie treffen Mütter da, wo es ihnen weh tut», welt.de, 17. September 2020.
Nora Imlau: «Falsche Freunde», nora-imlau.de, 22. September 2020.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): Studie «Mitten im Leben, Wünsche und Lebenswirklichkeiten von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren», bmfsfj.de.
Alisa Tretau (Hg.): «Nicht nur Mütter waren schwanger», Münster 2018, S. 213.
Jasmina Kuhnke auf Twitter, zitiert in Emotion 11/20.
Elisabeth Badinter: «Die Mutterliebe – Geschichte eines Gefühls vom 17. Jahrhundert bis heute», München 1981, S. 159.
Larry K. Brendtro: «The vision of Urie Bronfenbrenner: Adults who are crazy about kids», cyc-net.org, November 2010.
Gertrud Haarer im Gespräch mit Anna Kemper: «Ich stand vor ihr wie ein Richter», Zeitmagazin 39/2019.
Dr. Hannah Uflacker: «Mutter und Kind», München 1956, S. 86.
Silvia Federici: «Aufstand aus der Küche», Münster 2012, S. 17.
Rachel Cusk: «Lebenswerk», Berlin 2019, S. 211.
Kaija Kutter: «Ins Heim wegen zu viel Mutterliebe», taz.de, 8.11.2019.
Lann Hornscheidt: «Zu Lieben. Lieben als politisches Handeln», Berlin 2018, S. 26.
Yasmin Polat: «Me, Myself and Mitgefühl», taz, 31. Dezember 2020.
Yasmin Polat: «Me, Myself and Mitgefühl», taz, 31. Dezember 2020.
Susanne Mierau, twitter.com, 26. Oktober 2020.
Matthias Janson: «In der Krise halten Frauen die Gesellschaft am Laufen», de.statista.com, 17. März 2020.
Katja Demirci: «Alleinerziehende in der Coronakrise», tagesspiegel, 23. März 2020.
Podcast Was jetzt?: «Männer an Maschinen verdienen mehr als Frauen an Menschen», zeit.de, 2. April 2020.
Lenz Jacobsen und Parvin Sadigh: «Hierarchie der Not», zeit.de, 21. März 2020.
Pressemitteilung: «Erwerbstätige Mütter tragen die Hauptlast zusätzlicher Sorgearbeit in Corona-Zeiten – Forscherinnen warnen vor langfristigen Nachteilen», boeckler.de, 14. Mai 2020.
Barbara Vorsamer: «Mutti macht das schon», sueddeutsche.de, 4. Mai 2020.
Annalena Baerbock im Gespräch mit Ulrich Schulte: «Es ist nicht easy-peasy», taz.de, 17. April 2020.
Pressemitteilung: «DIW-ÖkonomInnen fordern Corona-Elterngeld, um erwerbstätige Eltern zu entlasten», diw.de, 16. April 2020.
Christine Roth: «Eltern, Kinder, Corona: Das Leben, das ich nie wollte», glowpen.eu, 26. Mai 2020.
Marina Weisband, twitter.de, 8. Oktober 2020.
UN Kinderrechtskonvention, Artikel 3: Wohl des Kindes, Absatz 1.
Levke Puls im Gespräch mit Jan Puls, in: DIE ZEIT, Nr. 12/2019
In der Rushhour des Lebens, genau da bin ich gerade. Ich bin auf meinem Fahrrad, ich bin auf Instagram. Ich schmiere ein Schulbrot, ich schreibe einen Tweet. Ich mache Fotos, ich höre Musik, ich singe, ich tanze, ich poste eine Instagram-Story. Ich gehe nicht ans Telefon, ich schreibe Telegram-Nachrichten, ich lese Nachrichten, ich höre Podcasts. Ich date, ich küsse, ich arbeite, ich gehe einkaufen. Manchmal bin ich krank. Dann gehe ich spazieren, wenn es wieder geht.
Ich mache Überweisungen, ich mache mir Gedanken. Ich habe Sex, ich habe Hunger, ich will alles verstehen. Ich rede, ich höre zu, ich unterbreche, und ich lasse mich unterbrechen. Ich räume die Spülmaschine ein und die Waschmaschine aus. Ich sollte meine Eltern mal wieder anrufen. Ich mache mir Sorgen, ich mache mir ein Brot. Ich hole mein Kind von der Schule ab, ich bestelle Dinge, ich putze das Klo. Ich müsste mal wieder saugen und zum Zahnarzt. Ich bringe mein Kind ins Bett und schlafe ein. Ich liebe, ich lache, ich laufe. Die Gleichzeitigkeit von allem, oder: mein Leben.
Ich bin nicht allein. So, wie es mir geht, geht es auch meinen Freundinnen, die Mütter sind. Meine Freundinnen, vor allem die, die auch Mütter sind, sehe ich selten. Meistens schreiben wir uns iMessages oder bei WhatsApp oder auf Instagram. Am meisten Zeit verbringe ich mit den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Mit denen ich mittags essen gehe. Und mit meinem Kind. Sie sind, so wie die Verkäuferinnen meiner Bäckerei, die Konstanten in meinem Leben. Und die Sorgen.
Die Sorge, meinem Kind nicht gerecht zu werden. Die Geldsorgen. Die Sorge um mein Kind. Manchmal frage ich mich, wie verantwortungsvoll es war, ein Kind in diese Welt zu setzen. Diese Welt, die es so, wie sie gerade ist, bald nicht mehr geben wird, wenn wir weitermachen wie bisher. Eine Welt in der Klimakrise. Dann die Sorge, nicht genug zu machen aus meinem Leben. Könnte ich mehr tun, mehr erreichen, mehr bewegen? Die Sorge um meinen Körper.
Meine Wohnung sieht nicht so schön aus wie die Wohnungen auf Instagram, mein Bauch ist schwabbeliger als die Bäuche, die in Magazinen zu sehen sind. Ich schlafe oft ein, während ich meine Tochter ins Bett bringe. Ich bin so müde. Dabei will ich mehr schreiben und mehr tanzen und singen, wieder singen. In der Realität bin ich froh, wenn ich es schaffe, meine Fingernägel zu schneiden und manchmal, wenn es richtig gut läuft, sie zu lackieren.
Und ja, ich kenne all die Feel-good- und Selfcare-Sprüche, und ich weiß, dass ich nicht alles schaffen muss. Dass es okay ist, an den eigenen Ansprüchen zu scheitern. Dass es okay ist, die Fingernägel nicht zu lackieren. Dass alle die gleichen Probleme, ähnliche Sorgen haben. Dass Fehler und Unzulänglichkeiten mich smarter machen. Bei anderen kann ich das genau so sehen. Mit mir selbst bin ich weniger nachsichtig. Meine Sorgen bleiben.
Nur manchmal, für kurze Momente, oft mit meiner Tochter, sind sie weg. Momente, in denen sie Dinge sagt wie: «Mama, Kindsein ist wunderschön», und fragt: «Mamasein bestimmt auch, oder?»
Ja. Ich liebe es, Mutter zu sein. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, Mutter zu werden. Dabei war Kinder zu bekommen kein zwingender Teil meines Lebensplans. Ich dachte nicht: Davon hängt mein Lebensglück ab. Aber ich hatte Lust darauf. Lust darauf, mit diesem Mann ein Kind zu machen. Und dann noch eins. Und für beide Sorge zu tragen.
Als ich Mutter wurde, wurde ich es mit aller Wucht. Meine erste Tochter kam mit einem seltenen Chromosomenfehler und dadurch mehrfach behindert zur Welt. Mit ihrer Geburt wurde ich zur Übermutter gemacht. Denn Eltern behinderter Kinder – und vor allem ihre Mütter – werden, ob sie wollen oder nicht, auf einen Sockel gestellt. Ein Sockel aus Mitleid und Ehrfurcht. Ihr Vater und ich waren nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Pflegerin und ihr Pfleger. Zuletzt waren wir ihre Sterbebegleiterin und ihr Sterbebegleiter.
Über die vier gemeinsamen Jahre mit meiner ersten Tochter habe ich in einem anderen Buch geschrieben. Mein Leben und auch das Buch, welches Sie jetzt in den Händen halten, ist geprägt durch die Zeit mit ihr. Ich weiß, wie es ist, das eigene Kind zu verlieren. Ich weiß auch, wie es ist, nicht mehr zu können. Und damit meine ich nicht, zu denken, nicht mehr zu können, sondern wirklich nicht mehr zu können. Körperlich und psychisch.
Ich weiß, wie es ist, mit einem Kind im Krankenhaus zu leben. Wie es ist, wenn das Kind im OP liegt und man bangt, ob es wieder aufwachen wird aus der Narkose. Wie es ist, als Mutter Mitleid für die Mutterschaft zu bekommen. Wie es ist, ein Kind zu lieben, bei dem andere fragen: Musste das denn sein?
Ich weiß den Wert des Lebens zu schätzen. Vor allem weil ich weiß, wie es ist, wenn das Leben wieder geht. Geblieben ist meine zweite Tochter, die gerade siebenjährig durchs Leben hüpft. Sie hat mich nicht zur Mutter gemacht, aber sie sorgt dafür, dass ich es im täglichen Handeln bleiben darf.
Mutter zu sein ist für mich keine Selbstverständlichkeit. Es ist – und das schreibe ich auf die Gefahr hin, kitschig zu klingen – jeden Tag ein Geschenk für mich. Merken Sie sich diesen Satz gern für spätere Abschnitte dieses Buchs. Meine Liebe und meine Demut stecken in jedem Satz – auch in denen, in denen Sie sie vielleicht nicht vermuten.
Also: Ich liebe es, Mutter zu sein. Was ich nicht liebe: die Strukturen unserer Gesellschaft, die weder gemacht sind für Menschen mit Kindern noch für Kinder selbst. Und eine Gesellschaft, die Menschen in binäre Geschlechterrollen (Mann – Frau) einteilt und Frauen noch immer anders behandelt und bewertet als Männer.
Als Mutter spüre ich das alles, jeden Tag. Es wundert mich nicht, dass eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung belegt: In den sieben Jahren nach der Geburt eines Kindes verschlechtert sich das mentale Wohlbefinden von einem Drittel aller Mütter deutlich. Es handelt sich, so die Studie, um eine «substanzielle Verschlechterung». Das Unwohlsein der befragten Mütter äußert sich in drei Dimensionen: mentaler Stress, stressbedingter und sozialer Rückzug, depressive Verstimmungen und Angstgefühle.
Woran das liegt? Bei Müttern kommen mehrere Diskriminierungsformen zusammen: die Benachteiligung aufgrund des Geschlechts und die generelle Benachteiligung von Menschen, die mit Kindern leben und für sie sorgen. Bei vielen Müttern kommen noch weitere Diskriminierungen dazu. Schwarze Mütter, Mütter mit Behinderungen, geflüchtete Mütter, rassifizierte Mütter, alleinerziehende Mütter, trans Mütter, lesbische Mütter, nicht binäre Mütter, junge Mütter, alte Mütter, Adoptivmütter, Ko-Mütter.
Meine Perspektive ist die einer weißen, queeren cis Frau ohne Behinderung[*]. Einer Frau, die in einer heterosexuellen Beziehung selbstbestimmt Mutter geworden ist. Die zwei Kinder bekommen hat, von denen eins nicht mehr lebt. Meine Perspektive ist die eines Arbeiter*innenkindes, das nicht studiert hat.
Unsere zweite Tochter lebt die Hälfte der Zeit bei mir und die andere bei ihrem Vater, wir begleiten sie gemeinsam. Dieses Buch entsteht aus meiner persönlichen Perspektive mit journalistischem Blick und dem Bemühen, weitere Diskriminierungsformen mitzudenken und sichtbar zu machen. In der Hoffnung, dass es noch viele Bücher aus den verschiedensten Mütterperspektiven geben wird.
Denn Eltern – und vor allem Mütter – fehlen im gesellschaftspolitischen Diskurs. In der Literatur, in der Kunst, in der Musik, in den Medien. Noch immer werden mehr Bücher von Männern als von Frauen verlegt, noch immer schreiben die meisten Meinungsstücke in großen Medien Männer, noch immer werden mehr Männer in Galerien ausgestellt als Frauen, noch immer bestehen die Headliner-Bands bei Festivals vor allem aus Männern, noch immer machen vorwiegend Männer Politik. Männer denken, Männer schreiben, Männer machen Musik, Männer sind Fotografen, Männer sind Künstler, Frauen übernehmen (unbezahlte) Fürsorgearbeiten.
Dabei machen feministische Autorinnen seit Jahrzehnten darauf aufmerksam. Bereits 1929 (!) thematisiert Virginia Woolf in ihrem berühmten Essay Ein Zimmer für sich allein, was Frauen brauchen, um Protagonistinnen eines kulturellen Kanons zu sein. Das Zimmer steht für einen Rückzugsraum, für geistige Freiheit; dafür, einfach mal in Ruhe gelassen zu werden, um Denken zu können – um so mit den künstlerischen Ergebnissen dieses Denkens Teil der Kulturproduktion zu werden.
Woolfs Thema ist heute aktueller denn je. In einer Zeit, in der Mütter froh sind, wenn sie zwischen Lohn- und Care-Arbeit überhaupt noch Zeit finden, die grundlegenden Beziehungen zu Freund*innen und zu sich selbst zu pflegen, ist der Gedanke an kulturelle Teilhabe und Mitgestaltung weit entfernt – geschweige denn sind die Ressourcen vorhanden, sich öffentlichkeitswirksam über die gesellschaftlichen Bedingungen aufzuregen.
Apropos aufregen: «Gibt es denn auch ein Kapitel über Väter?», war die mir am meisten gestellte Frage, wenn ich von diesem Buch erzählt habe. Nein, es gibt kein Kapitel über Väter. Denn alles, was ich zur (Un-)Vereinbarkeit von Familie und Beruf schreibe, gilt für alle Eltern – unabhängig von ihrem Geschlecht. Bei Müttern kommen dann aber noch ein paar Themen dazu, wie Sie in den folgenden Kapiteln lesen werden.
Oft heißt es, die Väter hätten keine Rollenvorbilder und würden deshalb die veraltete Rolle des Ernährers erfüllen. Ich finde, es gibt genug Rollenvorbilder, an denen sich Väter orientieren können. «Die Frauen sind die Vorbilder», schreibt der Autor Till Raether. «Als ich meinen Elternzeit- und Teilzeit-Kram gemacht habe, waren es Frauen, die mir erklärt haben, was ich zu erwarten habe (Machtverlust, Prestigeverlust, Teamverlust usw.) und was es für Strategien gibt, damit umzugehen (loslassen, Umwege gehen, andere Prioritäten setzen, stur bleiben usw.). Das hat mir geholfen.»[1]
Um die Wahlfreiheit der Lebensgestaltung geht es in diesem Buch. Die Autorin Anna Menke stellt sie als Frage und in Anführungszeichen in ihrem Buchtitel «Wahlfreiheit» erwerbstätiger Mütter und Väter?. Darin schreibt sie: «Die erkämpften Emanzipations- und Gleichstellungsgewinne gebildeter, weißer Frauen der gehobenen Mittelschicht der letzten zwei Jahrzehnte scheinen sich vor allem auf die Partizipation von Frauen und Müttern an der bezahlten Erwerbsarbeit zu beschränken.»[2] Gleichberechtigung darf aber nicht nur bedeuten, dass Mütter einer Lohnarbeit nachgehen «dürfen», sondern dass sie in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichberechtigt sichtbar sind und eine Stimme haben.
Sheila Heti, Autorin des Buchs Mutterschaft, schreibt in diesem Zusammenhang: «Mutter ist eine politische Kategorie und sie ist auch eine symbolische Kategorie. Eine Kategorie, in der viel Energie und Komplexität stecken, die genutzt werden können, um kraftvoller und kreativer in der Welt zu agieren, als wir es bisher gesehen haben.»[3]
Muttersein als politische Kategorie zu sehen, das erscheint mir logisch. Denn an Müttern sehen wir die Auswirkungen von Familien-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, und zwar von allen gleichzeitig. Wenn wir Mutterschaft als politische Kategorie verstehen, wird klar, wie wichtig Stimmen von Müttern sind. In der Politik, in der Literatur, in der Musik, in den Medien. Mutterschaft ist politisch.
In diesem Buch werfe ich einen Blick auf die moderne Mutterschaft. Wie modern ist die eigentlich? In welchen politischen Strukturen ist sie möglich? Wie frei und selbstbestimmt ist Mutterschaft heute? Wie wollen wir als Mütter arbeiten, Beziehungen führen, Sex haben, Sorgearbeiten aufteilen, Kinder begleiten, uns verwirklichen, Kunst machen, glücklich sein, leben? Um diese Fragen wird es gehen. Und um den Pullover, den Sie auf dem Cover sehen. Möchten Sie ihn tragen?
Damit dieses Buch entstehen konnte, hatte ich ein Zimmer für mich allein. Es wurde mir nicht geschenkt, ich musste es einfordern, immer und immer wieder. Und es gab Menschen, die mir einen Stuhl hingestellt haben. Die die Wände gestrichen und mir Snacks gebracht haben.
Dieses Zimmer ist ein Privileg. Und ich bin sicher: Die Welt wäre eine bessere, wenn alle Mütter solche Zimmer hätten. Und wenn sie sich diese Zimmer nicht immer wieder mühsam erkämpfen müssten.
Es ist dieser Pullover aus dem Schaufenster. Ich bleibe stehen, sehe ihn an. Rosa, eigentlich gar nicht meine Farbe. Aber dieser hier, der könnte mir stehen. Edel sieht er aus, aber auch lässig, cool. Und weich, sehr weich.
Er passt zu einer Hose, vielleicht halb reingesteckt, aber auch zu meinem Lieblingsrock. Eigentlich passt er zu allem. In jedem Fall gut zu dunkelblauen und schwarzen Sachen. Caro hatte letztens einen ähnlichen an und sah verdammt gut in ihm aus. Er ist ziemlich teuer, aber der Preis schreckt mich nicht ab. Jetzt muss ich erst mal weiter.
Ich kann den Pullover nicht vergessen, suche und finde ihn online. Waschen wird wahrscheinlich schwierig, aber egal. Längst habe ich mich entschieden und klicke auf «in den Warenkorb». Ich male mir mich aus in diesem weichen Kuschelpullover. In einem Café, bei einem herbstlichen Spaziergang, in einem Museum vielleicht. Auf jeden Fall mit einem Lächeln. Erwachsen fühlt sich die Vorstellung von mir selbst in diesem Pullover an.
Dann kommt das Paket und ist größer als gedacht. Die Farbe ist genauso wie im Schaufenster. Ich befreie ihn aus dem Seidenpapier. Scheiße, ich glaube, der kratzt.
Ich ziehe den Pullover an, und scheiße, er kratzt wirklich. Und auch mit der Farbe bin ich jetzt unsicher. Sie ist wirklich ungewohnt. So schön wie bei den anderen sieht er an mir gar nicht aus. Vielleicht habe ich ihn falsch herum angezogen?
Ich verpasse die Rücksendefrist und ziehe ihn an, mit einem Longsleeve darunter, so geht es irgendwie. Nur am Hals kratzt er manchmal.
«Der steht dir aber gut, der Pullover», sagen die Leute. «Danke», sage ich und sage nicht, wie sehr ich in ihm schwitze.
Man kann nicht über Mutterschaft schreiben, ohne über die eigene Mutter zu schreiben. Meine Mutter war immer da. Meine Mutter schmierte mir die Schulbrote und wartete mit dem Mittagessen auf mich. Meine Mutter ging im Sommer mit mir schwimmen und fuhr im Winter mit mir Schlitten. Meine Mutter lachte mit mir, hörte mir zu, tröstete mich, erzählte mir Geschichten. Meine Mutter brachte mich ins Bett, sie betete mit mir und ließ meine Kinderzimmertür einen Spaltbreit offen. Genau so, dass es nicht zu dunkel und nicht zu hell war. Meine Mutter war immer da.
Mein Vater war meist arbeiten. Wenn er zu Hause war, sollte ich ihn in Ruhe lassen, weil er müde war von der Arbeit. Sein Befinden hatte bei uns zu Hause immer oberste Priorität. War mein Vater gut gelaunt, durften wir es alle sein. War er schlecht gelaunt, was meist mit wenig Geld und viel Arbeit zu tun hatte, waren wir still. Wir wussten: Papa reißt sich für uns den Arsch auf. Für das abzubezahlende Haus, für unser Zuhause, für seine Kinder, also für meine Brüder und mich. Er hatte schon genug Stress, also sollten wir nicht noch mehr machen.
Meine Mutter war vor allem meine Mutter. Eine fürsorgliche Mutter – was sie sonst ausmacht, davon weiß ich nicht viel. Sie singt gern, sie lacht gern, und sie mag Blumen. Aber vor allem mochte sie es gern, Mutter zu sein. Eine gute Mutter zu sein war ihr Lebensziel. Der Tag, an dem ich auszog, so weit wie möglich weg, war ein trauriger Tag für meine Mutter. Für mich war es ein sehr glücklicher – endlich konnte ich raus aus diesem Dorf, raus in die Welt, raus zu den Möglichkeiten.
Im Sommer saß ich neben meinem Vater auf der Bank im Garten meiner Eltern. Meine Brüder waren da mit ihren insgesamt drei Kindern, mein Vater atmete erschöpft, er hatte gerade Volleyball mit seinen Enkelinnen gespielt. Wir sahen meinem Bruder dabei zu, wie er weiter mit den Kindern Bälle warf. «Ach, Mareice», sagte mein Vater. «Ich merke erst jetzt, was es bedeutet, sich wirklich um Kinder zu kümmern.» Und fügte hinzu: «Wenn ich eine Sache ändern könnte, dann wäre es das. Deine Mutter entlasten und mehr Zeit mit euch verbringen. Aber dafür ist es jetzt zu spät.»
«Was macht eine gute Mutter aus?», frage ich meine Mutter später. Meine Mutter sagt: «Da sein, wenn die Kinder dich brauchen. Alles dafür tun, dass die Kinder glücklich und zufrieden sind.» – «Meinst du, du bist eine gute Mutter?», frage ich sie. «Ach, ich weiß nicht», antwortet meine Mutter. «Ich würde sagen: Ich war bemüht», lacht sie. «Und was macht einen guten Vater aus?», frage ich meine Mutter. Sie überlegt kurz, dann antwortet sie: «Ach, eigentlich genau das Gleiche.»
Meine Mutter erzählt, sie wollte eigentlich fünf Kinder haben. «Es war einfach so ein Gefühl», sagt sie. «Und war Kinder zu haben dann so gut, wie du gedacht hast?» Sie antwortet mit einem langen und von Herzen kommenden: «Ja.» So ein Ja, das Menschen seufzen, wenn sie im Fernsehen einen Heiratsantrag bekommen.
Ob auch etwas nicht schön daran war, Mutter zu sein? Meine Mutter überlegt lange. «Nein, eigentlich nicht.» Für sie war es schön, das Schönste überhaupt. Und die Babyzeit, toll. Die riechen so gut, die Babys. Und es macht viel Freude, sich um sie zu kümmern. So spricht meine Mutter über ihre Mutterschaft. Nie würde sie jammern, nie klagen. Jedenfalls nicht vor mir.
Ich jammere oft, findet meine Mutter. «Du hast ja auch nicht gearbeitet», sage ich dann, um mich zu rechtfertigen, und sie antwortet: «Den Haushalt musste ich ja schon machen!» Damit hat sie natürlich recht. Und der Haushalt war immer tipptopp – anders als meiner jetzt, by the way. Meine Mutter beschreibt ihren Job als Hausfrau als große Freiheit. Und meint damit, dass sie nicht noch in ein Büro gehen musste oder zu einem anderen Job.
Nach der Geburt meiner Tochter war meine Mutter für einige Tage bei uns zu Besuch. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Hebamme kam vor allem zur Betreuung meiner Mutter, so viele Fragen hatte sie.
«Ach, es ist in Ordnung, das Kind zu stillen, wenn es will?», war eine davon. Eine andere, ob das Familienbett – also das Konzept, dass Eltern und Säugling in einem Bett schlafen – wirklich okay sei. Es war, als würde sich meine Mutter jetzt, 33 Jahre nachdem sie das letzte Mal Mutter geworden war, ihre Legitimation holen für die Art, wie sie mit mir und meinen Brüdern umgegangen war. «Mir haben immer alle gesagt, ich muss aufpassen, meine Kinder nicht zu verwöhnen.»
Heute wäre sie vermutlich eine der bedürfnisorientierten Mütter auf Instagram, doch früher war sie geprägt von einer anderen Muttererzählung. Meine Mutter ist 1950 geboren und damit eine von vielen Müttern und Müttergenerationen, die beeinflusst waren vom nationalsozialistischen Mutterbild. «Das ist ja krass», sagt sie zu mir, als ich ihr erzähle, in welchem Zusammenhang ihre Glaubenssätze in Sachen Kindererziehung mit den Erziehungsideologien der Nazis stehen.
Stellvertretend für diese Zeit und ihre Erziehungsmethoden steht das Buch Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind von Johanna Haarer. Das Buch der Ärztin war während der Nazizeit ein Bestseller und wurde in abgemilderter Form bis in die 1980er Jahre verkauft. Haarer propagiert darin eine strenge und unerbittliche Erziehung von Kindern, und zwar von Anfang an: Mutter und Kind sollen direkt nach der Entbindung getrennt werden, das Kind soll der Mutter im Wochenbett «nur zum Stillen gereicht» werden. Nachts gelte: «Schreien lassen! Jeder Säugling soll von Anfang an nachts allein sein. (…) Nach wenigen Nächten (…) hat das Kind begriffen, daß ihm sein Schreien nichts nützt, und ist still.» Das beschreibt sie als eine der «Kraftproben» zwischen Mutter und Kind im ersten Lebensjahr, «sie in der richtigen Weise zu bestehen, ist das Geheimnis aller Erziehung. (…) Auch das schreiende und widerstrebende Kind muß tun, was die Mutter für nötig hält, und wird, falls es sich weiterhin ungezogen aufführt, gewissermaßen ‹kaltgestellt›, in einem Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet, bis es sein Verhalten ändert.»[1]
Was man heute mit Grauen liest, hat die Generation meiner Eltern in ihren Erziehungsmethoden nachhaltig beeinflusst. «Mir wurde gesagt, Kinder sollen nur alle vier Stunden gestillt werden und sonst nicht», sagte meine Mutter zu unserer Hebamme im Wochenbett. Die Stimme von Säuglingen würde sich ausbilden beim Schreien. «Aber mein Bauch hat mir immer was anderes gesagt.»
Der Bauch meiner Mutter fand auch lange «Fremdbetreuung» nicht gut. Wenn ich ihr dann entgegenhalte, dass Eltern ja auch erwerbsarbeiten wollen und müssen, kommt sie ins Denken. Inzwischen findet es meine Mutter in Ordnung, dass Kinder früh in Kitas gehen. «Heute ist es ja so, dass die Frauen mitarbeiten, ja, wahrscheinlich hätte ich mir das dann doch noch mal überlegt und euch in die Betreuung gegeben», sagt sie.
Viele Rollenbilder, die auch heute noch immer auf Mütter projiziert werden, stammen aus der Nazizeit. Im Mutterkult des Nationalsozialismus herrschte der Anspruch an sogenannte arische Mütter, eine Vielzahl von Nachkommen zu produzieren, die sie im Sinne nationalsozialistischer Ideologie entweder zu Soldaten oder zu Müttern erziehen sollten – natürlich indem sie sich dafür komplett aufopferten. Belohnt wurde die Mutter dafür mit dem Mutterkreuz. Voraussetzung: Sie selbst musste «erbgesund», «anständig» und «sittlich einwandfrei» sein und mindestens vier Kinder lebend geboren haben, die «deutschblütig» und «erbtüchtig» (also nicht behindert) waren. Überreicht wurde das Mutterkreuz, natürlich, am Muttertag.
Der Muttertag ist mitnichten als Nazipropaganda erfunden worden, lässt sich von ihr aber auch nicht so recht lösen. 1907 forderte die US-amerikanische Feministin Anna Jarvis einen Festtag für Mütter und griff damit die Idee ihrer Mutter Julia Ward Howe auf, die sich 37 Jahre vorher innerhalb der US-amerikanischen Frauenbewegung für einen «Muttertag des Friedens» einsetzte.
Der Muttertag wurde 1914 in den USA als Feiertag etabliert, aber Jarvis störte sich an der Kommerzialisierung des Tages in den 1920er Jahren so sehr, dass sie sich für seine Abschaffung einsetzte. Auch in Deutschland stand die Einführung des Muttertags erst unter einem kommerziellen Stern: Er wurde initiiert vom «Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber». 1933 machten die Nationalsozialisten den Muttertag zum offiziellen Feiertag und feierten ihn 1934 mit der Einführung des sogenannten Reichsmütterdienstes, der in Mütterschulungen Babykurse nach den Lehren Haarers anbot.
Heute ist der Muttertag vor allem dafür da, die Mutter zu ehren und ihr Arbeit abzunehmen. Blumen werden verschenkt und Basteleien aus der Kita oder der Schule. Während Väter den Vatertag traditionellerweise nutzen dürfen, um alkoholisiert um die Häuser zu ziehen, sollen Mütter sich am Muttertag mal so richtig von ihrer Familie und ihrer Familienarbeit erholen. Aber bitte auch nur an diesem einen Tag im Jahr.
Jedes Jahr am Muttertag teile ich auf Social Media eine Illustration der Künstlerin Mari Andrew. Darauf sind Blumensträuße zu sehen, dazu dieser Text: «Ich denke an euch: Mütter, die ihre Kinder verloren haben; Mütter, die ihre Mütter verloren haben; Mütter, die eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter haben; Mütter, mit schwieriger Beziehung zu ihren Kindern; Menschen, die entschieden haben, keine Mütter zu sein; Menschen, die eine Sehnsucht danach haben, Mutter zu sein.»
Den Muttertag fand meine Mutter immer doof. «Jeder Tag soll doch Muttertag sein», fand sie. Über Blumen als Geschenk hat sie sich trotzdem immer gefreut.
DDR