Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, April 2021
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ISBN 978-3-644-00947-9
www.rowohlt.de
Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.
ISBN 978-3-644-00947-9
Der Himmel glüht, allwissend schweigen die Bäume,
wer’s jetzt noch eilig hat, ist ein Narr.
Existenz pur schwebt mir vor,
Weltmeister will ich sein
durch nichts
als Einbildungskraft.
Es gibt nichts Befriedigendes, das Un-
genügen regiert die Welt. Ich sehne mich und kann nicht
sagen, wonach. Was mir fehlt, hat keinen Namen.
(Ich suche Hilfe beim Konjunktiv
beziehungsweise bei Jesus.)
Lass ab, verschweige, bleib ungeneigt.
Lach nicht mit, schütz Eis vor,
ergeh dich allein. Bis dich ein Tierblick entzückt:
Überflutet fühlst du dich vom Leben.
Nichts ist nämlich, was es zu sein scheint.
Du musst den Wörtern kündigen.
Wahr ist nur, was schön ist.
Mir sagt die Amsel, was ich wissen will.
Du brauchst keine Vergangenheit, sagt sie,
Zukunft genügt. Wem, wenn nicht der Amsel,
darf ich glauben.
Abends, wenn es hell wird
und auf den Zähnen Vorsicht wächst,
sind wir am Zug
mit Sprachen voll
Lauten des Schweigens.
Jetzt hat der Wind das Wort …
Die Bäume werden laut, die Häuser brausen.
Geh in den Garten, werde nass
wie ein Lebendiger.
Frier, erkälte dich, leide:
Dann lebst du.
Der Bodanrück, ein dickes Dunkel,
drüber ein roter Rost vom Tag,
weiter will ich nicht sehen,
komme, was mag.
Unermüdlich sein
und unersättlich
und undurchschaubar
und unerklärlich
und unzumutbar
und unsterblich.
Mehr nicht.
In der Hitze liegen, verschont —
zum Glück brennen die Augen ein wenig,
und über den Alpen gleißt Schicksal.
Ich bin eine Schlange geworden, fromm
in mich verschlungen.
Dieses Tages Glanz verlangt,
dass ich ihn feiere.
An meinen Tod zu denken,
dazu komme ich nicht mehr.
Bin schon ein Freund der Wurzeln,
fahre der Katze endlos durchs Fell
und lasse mir
ihre kleinen Knochen begegnen.