Über das Buch

»Wir Frauen waren frei. Nun müssen wir wieder Burka tragen, uns komplett verhüllen. Im Vergleich zu anderen – selbst islamischen – Ländern haben Menschen in Afghanistan nicht die gleichen Rechte. Wir sind ein Volk, das in die Vergangenheit zurückkatapultiert wurde und ein schweres Leben vor sich hat. Frauen werden in ihren Häusern eingesperrt bleiben. Die Mädchenschulen sind geschlossen worden. Die Rechte der Frauen und das Recht der Jugend auf eine Zukunft sind uns genommen worden. Was haben wir? Wir haben nichts mehr.« Maryam Amarkhil, Frauenrechtlerin

Natalie Amiris Buch ist ein Kaleidoskop dramatischer Zeugnisse aus der Zeit nach der erneuten Machtübernahme durch die Taliban, eine eindringliche Reportage – und eine präzise Analyse des westlichen Versagens.

Über Natalie Amiri

Natalie Amiri, 1978 in München als Tochter einer Deutschen und eines Iraners geboren, studierte Diplom-Orientalistik und Islamwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Seit 2014 moderiert sie den »ARD-Weltspiegel« aus München sowie das BR-Europa-Magazin »Euroblick«. Ab 2015 leitete Natalie Amiri das ARD-Büro in Teheran. Im Mai 2020 wurde sie vom Auswärtigen Amt gewarnt, aus Sicherheitsgründen nicht mehr in den Iran einzureisen, und musste daher die Leitung des Teheraner Fernsehstudios abgeben. Amiri, die Farsi, Dari und Arabisch spricht, unternahm zahlreiche Reisen nach Afghanistan, zuletzt im November 2021.

Bei Aufbau erschien von ihr »Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran«. Es wurde zum SPIEGEL-Bestseller.

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Natalie Amiri

Afghanistan

Unbesiegter Verlierer

Den afghanischen Frauen

1 Einleitung

»Wenn du dich jemals nutzlos fühlst, dann erinnere dich daran, dass es 20 Jahre brauchte, Billionen von Dollar und vier US-Präsidenten, um die Taliban durch die Taliban zu ersetzen.« Dieser Satz, der nach dem schmachvollen und desaströsen Abzug des Westens aus Afghanistan im August 2021 in den sozialen Medien kursierte, kommt mir oft in den Sinn. Er ist zynisch, zugegeben, aber in seiner Simplizität sehr richtig. Auch wenn ich mit diesem Zitat beginne, ist dieses Buch dennoch kein zynisches geworden. Vielmehr ein Versuch, Afghanistan zu verstehen, ein Porträt der Gesellschaft zu zeichnen, aufzuzeigen, was bei der Politik des Westens in den letzten Jahrzehnten falsch lief und wie es um die Rechte der Afghaninnen und Afghanen nach der Machtübernahme bestellt ist.

Afghanistan ist ein Land, das nie zu der Einheit zusammenwachsen konnte, die ein Vielvölkerstaat braucht, damit in ihm Frieden herrscht. Verantwortlich dafür sind seine sehr komplexe Bevölkerungsstruktur, eine desolate Wirtschaft, eine patriarchalische Gesellschaft, eine gelebte islamische Alltagswelt und korrupte Politiker. »Nation Building« war eine der Parolen für den Aufbau Afghanistans, nachdem man 2001 siegestrunken die Taliban verscheucht hatte. Sie verschwanden, aber nur von der Oberfläche. Hätte man Afghanistan in seiner Ganzheit gesehen, hätte man wissen können, dass »Nation Building« kein einfacher Prozess und, wie in Afghanistan umgesetzt, auch ein erfolgloser sein würde. Es war die Afghanistanpolitik Washingtons und seiner Verbündeten, die das Land im Herbst 2021 erneut als Verlierer zurückließ. Sie wirkte insbesondere deshalb verheerend, weil nie klar war, welche Ziele die Amerikaner und mit ihnen die internationale Staatengemeinschaft überhaupt verfolgten. Waren sie Retter? Feind? Freund?

Ich bereiste Afghanistan mehrere Male, in der Zeit, als noch Hoffnung und Aufschwung herrschte. Für die Recherche dieses Buchs beantragte ich im Mai 2021 erneut ein Visum, ein Touristenvisum. Ich dachte, wenn ich ohne Kamera unterwegs bin, wäre es einfacher, auf diese Weise durchs Land zu kommen. Unauffälliger. Ich kaufte mir eine große Landkarte, zeichnete dort die Reiserouten ein, auf denen ich abermals das Land erkunden wollte. Mein Plan war es, am 11. September 2021 in Kabul zu landen. An diesem Tag sollte wie von US-Präsident Joe Biden angekündigt der Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan abgeschlossen sein. Ich hatte ja keine Ahnung, wie schnell die Taliban das Land erobern würden, noch lange vor dem 11. September.

Ich horchte erstmals auf, als im April Annegret Kramp-Karrenbauer in den Nachrichten sprach. Deutschland werde dafür sorgen, dass jede Ortskraft, jeder, der mit Deutschland zusammengearbeitet habe, inklusive seiner Familie, nach Deutschland geholt werden würde, so die damalige deutsche Verteidigungsministerin. Und weiter: »Wir reden hier von Menschen, die zum Teil über Jahre hinweg auch unter Gefährdung ihrer eigenen Sicherheit an unserer Seite gearbeitet, auch mitgekämpft haben und ihren persönlichen Beitrag geleistet haben. Ich empfinde es als eine tiefe Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland, diese Menschen jetzt, wo wir das Land endgültig verlassen, nicht schutzlos zurückzulassen.« In mir stiegen gleich Zweifel auf, und ich dachte mir: So wird es nicht passieren. Die NATO hatte kurz zuvor entschieden, den Abzug aus Afghanistan bis zum 1. Mai einzuleiten. Ihre Truppen verließen im Juni das Land, die Bundeswehr auch, räumte Stützpunkte, alles wirkte gehetzt. Als hätte man es kaum erwarten können. Der Krieg war für den Westen beendet. Seit Mai eroberten die Taliban das Land zurück. Distrikt für Distrikt. Und übernahmen Mitte August auch in Kabul die Herrschaft.

Sahar, eine selbstständige und emanzipierte Frau, die im Sommer 2021 ein Restaurant in Kabul eröffnen wollte und der ich in diesem Buch zwei Kapitel widme, sagt mir über diese Zeit: »Meine Freunde warnten mich schon vor Jahren: ›Wenn die Amerikaner gehen werden, dann wird es vorbei sein mit unserer Freiheit.‹ Ich habe es nicht geglaubt, ich dachte, wir hätten unsere eigenen Sicherheitskräfte; die würden die Taliban schon stoppen. Als die Taliban immer näher an Kabul rückten, war ich immer noch der Überzeugung, dass sie von irgendjemandem aufgehalten würden. Ich habe 60 000 Dollar in mein Restaurant investiert, das am 15. August eröffnen sollte. Wäre ich davon ausgegangen, dass die Taliban wirklich unser Land einnehmen, hätte ich diese Investition nicht getätigt. Ich konnte es einfach nicht fassen, hatte die Taliban noch nie aus der Nähe gesehen. Wir trafen uns täglich mit Freunden, die Taliban rückten näher, und wir saßen zusammen und weinten, wollten aber unbedingt daran glauben, dass das Unvermeidbare nicht eintritt. Am 15. August sollte es eine große Eröffnungsfeier für mein Restaurant geben. Die Nacht davor deckte ich noch alle Tische ein.«

Afghanistan sollte 2001 demokratisiert werden, nach westlichem Vorbild. An diesem Vorhaben ist der Westen katastrophal gescheitert. Eine Demokratisierung muss auf funktionierenden Institutionen aufbauen, doch die hat es in Afghanistan nie gegeben. Zwar führte man Wahlen durch, doch die waren von Vetternwirtschaft und Korruption geprägt. Man strebte eine Neukalibrierung der Gesellschaft an, ohne die Gesellschaft verstanden, ja, sich überhaupt mit ihr beschäftigt zu haben. Und man gab eben dieser afghanischen Bevölkerung auch noch das fatale Signal, Ergebnisse von Wahlen würden verändert, wenn es im Interesse der Amerikaner liegt. Und das passierte nicht nur einmal.

In erster Linie ging es der amerikanischen Regierung nicht um »Nation Building«, sondern um geopolitische Interessen und Vergeltung für den 11. September 2001 – den Tag, an dem die USA den schlimmsten Terroranschlag in ihrer Geschichte erlebten, der die Welt in eine neue Epoche katapultierte. Sie kam mit einem Ziel. Für den Rest hatte sie keinen Plan.

Nationenbildung braucht eine »kulturelle Identität« in einem geographischen Raum, heißt es laut Definition. Doch gibt es so eine gemeinsame kulturelle Identität in Afghanistan? Das Land besteht aus Dutzenden verschiedener Ethnien – das sind Gruppen von Menschen, denen eine kollektive Identität zugesprochen wird, wobei Herkunftssagen, Abstammung, Geschichte, Kultur, Sprache, Religion, die Verbindung zu einem spezifischen Territorium sowie ein Gefühl der Solidarität als Zuschreibungskriterien dienen können. Die Angaben darüber, wie viele Ethnien es genau sind, schwanken. Mehr als 30 verschiedene Sprachen sind nachgewiesen. Die zwei wichtigsten und von den meisten gesprochenen sind Dari, eine Variante des Farsi, und Paschtu die Sprache der Paschtunen. Beide Amtssprachen. Das einzige die Gesellschaft verbindende Element ist der Islam, und auch hier gibt es die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten. Aus dieser werde sich der nächste Großkonflikt in Afghanistan ergeben, sagt mir ein Freund in Kabul. Die afghanische Gesellschaft kennzeichnet also keine gemeinsame kulturelle Identität. Sie ist vielmehr eine von der Dominanz einzelner Ethnien geprägte, von vielen verschiedenen Machtzentren gesteuerte, zusammengeflickte Gesellschaft.

Ich fragte eine Bekannte in Afghanistan, ob ein wesentliches Problem für die Instabilität ihres Landes darin liege, dass es in Afghanistan keine verbindenden Elemente gebe, die zur Bildung einer Nation notwendig sind. Und ich fügte hinzu, dass ich deshalb überlegte, ob sich »Land ohne Nation« als Titel für mein Buch eignete. Sie antwortete höflich, aber bestimmt: »Vielleicht schreiben Sie lieber: das Land der Stämme oder Clans. Denn diese bestimmen unsere Struktur im Land. Jeder Volksstamm ist anders und alle sind voneinander getrennt. Wenn Sie schreiben ›ohne Nation‹, könnte es bei einigen Empfindlichkeiten wecken. Ich sage es Ihnen nur deshalb, damit Sie nicht kritisiert werden. Schreiben Sie lieber, es ist ein Land der Stämme.« Und dann erhalte ich noch eine Nachricht von ihr: »Aber eigentlich haben Sie recht: We did not become a nation.«

»Sehen Sie den Nagel dort an der Wand, dort hing das Bild von Präsident Ashraf Ghani«, erzählt mir der afghanische Botschafter im Oktober 2021 in Berlin. Ich beantrage gerade erneut ein Visum, dieses Mal ein Business-Visum. Unter der Herrschaft der Taliban möchte ich nicht mehr inoffiziell einreisen, dieses Mal hole ich mir auch die Erlaubnis des Media Office in Kabul ein. Es ist jetzt in der Obhut der Taliban.

»Wissen Sie, was ich als Erstes gemacht habe, als ich sah, dass unser Präsident aus Afghanistan einfach feige flüchtete?«, fragt mich der hochrangige Mitarbeiter des Außenministeriums der gestürzten Regierung, »ich übermalte sein Gesicht mit einem dicken schwarzen Filzmarker. Ich war so wütend, schließlich hängte ich dieses und alle seine Bilder von den Wänden ab. Ich habe auch eine Ehrenmedaille vom Präsidenten bekommen, die lag hier im Regal, die habe ich auch weggeschmissen.« Traurig schaut er in die Ferne, ich meine Tränen in seinen Augen zu sehen. Vor 20 Jahren hatte er sich für ein Ingenieursstudium und gegen eines der Musik entschieden, für die sein Herz schlug. »Ich wollte Ingenieur werden, um mein Land aufzubauen.« Er habe sein Leben seinem Land geopfert, umsonst. »Genug ist genug«, sagt er heute, »es reicht, wir haben so viel gezahlt, wir haben so viel gelitten.« Er war Verkehrsminister in Afghanistan, hatte Visionen. Im Jahr 2019 sei ihm klar geworden, dass sie es nicht schaffen würden. Kurz danach hatten die Amerikaner die Friedensverhandlungen mit den Taliban in Doha begonnen. »Drei Fehler wurden von Beginn an gemacht: Erstens, die Taliban wurden 2001 nicht miteinbezogen in die Regierung, die Warlords wurden zweitens nie entmachtet und bauten so ihre Imperien und Kontrollbereiche weiter aus. Der dritte Fehler war der Fokus auf den Irak-Einsatz der USA 2003 und damit einhergehend ein Truppenabzug aus Afghanistan.«

Stolz sagt mir der Sicherheitsmann an der Eingangspforte der afghanischen Botschaft: »Sehen Sie, unsere Flagge hängt noch.« Das letzte Mal, als die Taliban die Macht in Afghanistan übernahmen, harrten die Diplomaten in den afghanischen Botschaften weltweit aus, sie wurden nie durch Taliban-Vertreter ersetzt. Bis sie 2001 nach dem Sturz der Taliban ihre Arbeit wieder aufnahmen. Ob der Botschafter denkt, dass das Taliban-Regime dieses Mal auch nur von kurzer Dauer sein würde? Und der Sicherheitsmann? Ob er darauf hofft? Sie wollen darauf nicht antworten. Doch genau an diesem Tag nehmen die Amerikaner erneut offizielle Gespräche mit den Taliban auf. Es sieht nicht danach aus, dass die Botschaftsangehörigen ihre Posten behalten werden.

Seit dem 15. August 2021 bekomme ich täglich verzweifelte Nachrichten von Frauen, die sich seit der Machtübernahme verstecken, vor den Taliban und nicht nur vor ihnen. Diese hier stammt von einer Frauenaktivistin:

»Liebe Natalie, du fragst mich, wie es mir geht, nachdem die Taliban mein Land erobert haben. Mir kommt nur eins in den Sinn: dass Afghanistan im Moment alles verloren hat. Afghanistan hatte Ordnung und System, Beziehungen mit anderen Ländern, sprich internationale Beziehungen. Afghanistan war Tag für Tag auf dem Weg der Weiterentwicklung. In Afghanistan gibt es im Moment nichts: keine Redefreiheit, keine Demokratie, keine Menschenrechte, keinen Respekt, kein Leben. Die Wirtschaft ist ruiniert. Das Leben der Menschen ist so schwierig geworden. Keiner hat mehr Hoffnung. Es gibt nicht eine einzige Nachricht, die Hoffnung bei Afghaninnen und Afghanen wecken könnte. Die Zukunft ist unsicher. Alles ist verschwommen und undeutlich. Das Leben steht still, Menschen haben aufgehört zu lachen, niemand weiß, wie es morgen weitergeht. Man weiß nicht einmal, wie es in der nächsten Stunde aussieht. Mit dieser Situation sind die Menschen in Afghanistan konfrontiert. Wir müssen alles opfern. In weit entlegenen Dörfern haben sie ein noch düstereres Leben. Verborgen vor den paar Journalisten aus dem Westen. In den Städten haben Menschen ihre Arbeit und damit ihr Einkommen verloren. Seit vier Monaten werden Gehälter nicht mehr gezahlt, viele haben inzwischen nicht einmal mehr Brot zum Essen. Früher konnte man anderen helfen, jetzt sind alle in einer Situation, in der sie keinem helfen können. Es kommt einem der Gedanke: ›Wenn ich der Person die 50 Afghani gebe, die ich noch in der Tasche habe, muss ich morgen vielleicht selbst hungern.‹ Das ist jetzt unser Alltag.

Eine Freundin von mir, die die einzige Tochter der Familie ist und diese – so wie ich auch – finanziell unterstützt, hat ihren gesamten Goldschmuck verkauft und von dem Erlös Mehl und Brot gekauft. Was soll sie nächsten Monat machen? Fast alle Frauen haben ihre Arbeit verloren, sie dürfen ihre Ausbildung nicht fortsetzen. Auch Männern wurden viele Freiheiten genommen. Generell haben die Menschen hier keine Freiheiten mehr. Wir müssen versteckt leben und dürfen unsere Stimme nicht erheben. Wenn wir sie erheben, riskieren wir unser Leben. Kein Mensch hat den Mut, über diese Zustände zu sprechen und laut zu sagen, dass dies alles ungerecht ist. Diejenigen, die in der neuen Regierung Posten bekleiden, sind weder professionell noch sind sie Experten. Die Verantwortung in allen Ämtern und staatlichen Organen ist nun Menschen überlassen, die von den Aufgaben keine Ahnung haben. Viele sagen, es herrsche seit einigen Tagen eine größere Sicherheit auf afghanischen Straßen. Was ist das denn für eine Sicherheit, wenn Menschen nicht frei reden dürfen, frei rumlaufen? Vielleicht hört man keine Schießerei mehr, aber Freiheit und Frieden bedeutet, dass jeder Mensch nach seiner Vorstellung und gemäß den Menschenrechten leben, dass man in der Stadt frei herumgehen und seine Meinung sagen kann. Wenn in einem Rechtsstaat jemand etwas Gesetzwidriges tut oder sagt, dann gibt es Gerichte und Gerechtigkeit. Hier funktionieren Gerichte jetzt so, dass wenn jemand etwas stiehlt, sein Gesicht geschwärzt wird. So was machte man vor einigen Jahrhunderten. Soll das eine gesetzliche Lösung sein, das Gesicht des Diebes schwarz anzumalen? Oder ist es gerecht, wenn man in Kandahar dem Dieb die Granatäpfel, die er gestohlen hat, um den Hals hängt und ihn mit den Sandalen auf den Mund schlägt? Sind das Menschenrechte? Nein! Aber das ist jetzt unser Leben, Natalie.

Afghanistan hat in kürzester Zeit eine rückläufige Entwicklung durchgemacht. Frauen waren frei. Nun müssen wir Frauen Burka tragen, uns komplett verhüllen. Dabei müssten Frauen gleichberechtigt sein. Im Vergleich zu anderen – selbst islamischen – Ländern haben Menschen in Afghanistan nicht die gleichen Rechte. Wir sind ein Volk, das in die Vergangenheit zurückkatapultiert wurde und ein schweres Leben vor sich hat. Frauen werden in ihren Häusern eingesperrt bleiben. Die Mädchenschulen sind geschlossen worden. Die Rechte der Frauen, die die Hälfte der Bevölkerung in Afghanistan ausmachen, und auch das Recht der Jugend auf eine Zukunft ist verloren gegangen. Die Mehrheit der Bevölkerung in Afghanistan sind Frauen. Was haben wir? Wir haben nichts mehr.

Es ist zwar richtig, dass es in der letzten Regierung Korruption gab, vielleicht gab es auch Ungerechtigkeit, aber es gab eine Ordnung. Es gab Gerichte und Rechte. Jetzt haben wir nichts. Wenn ein Land seine Flagge, seine Ordnung und seine Armee verliert, was ist das dann für ein Land? Ist das ein überlebensfähiges Land, wenn die ganze Jugend, die Elite, die gut ausgebildeten Menschen nicht in ihrem eigenen Land leben, nichts mehr zur Entwicklung des Landes beitragen und keine Minute in Frieden atmen können? Das ist kein Land.«

Ich habe dieses Buch den afghanischen Frauen gewidmet. Bevor es gedruckt wurde, fragte ich eine afghanische Freundin, ob es wie im Iran den Begriff »Shir Zan«, »Löwenfrau«, für »starke Frauen« auch in Afghanistan gebe. Sie sagte, nein, leider werden Frauen, die mutig und stark sind, mit männlichen Attributen geschmückt: »Sie war so mutig wie ein Mann.« Wenn aber ein Mann etwas Peinliches macht, sagt man ihm: »Zieh dir doch einen Tschador an.« Oder: »Trag einen goldenen Armreif.« Man schreibt ihnen Dinge zu, die Frauen ausmachen.

Das Kapitel in diesem Buch, das sich dem Kampf der Frauen widmet, ist mit Abstand das längste. Es hätte auch ein ganzes Buch werden können. Afghanistan hat viel verloren, aber die Frauen in Afghanistan haben alles verloren. Trotzdem habe ich einige kennengelernt, die nicht aufgeben werden. Sie haben sogar das Zeug zur Präsidentin. Vielleicht eines Tages …

Für dieses Land, das in den Augen meiner Bekannten in Kabul kein Land mehr ist, wurde mehr Geld für Infrastruktur und Wiederaufbau ausgegeben als mit dem Marshallplan für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Es brachte weder Frieden noch nachhaltigen Wiederaufbau. In Afghanistan wurde der längste Krieg in der amerikanischen Geschichte geführt. Für die Afghaninnen und Afghanen war er nur einer von vielen.

Mein Visum ist heute angekommen. Über welchen Weg ich nach Afghanistan einreisen werde, weiß ich noch nicht. Die angrenzenden Länder wie Usbekistan, Tadschikistan, Iran und Pakistan ändern permanent die Einreisebestimmungen.

Ich möchte nicht, dass sich meine Eltern meinetwegen Sorgen machen. Deshalb erzähle ich ihnen, dass ich in ein Digital Detox Spa nach Südtirol reise, um mich etwas auszuruhen. Dabei packe ich Kopftücher und Mäntel. Auf Afghanistans Straßen, wird mir gesagt, dürfe ich mich auch als internationale Journalistin weder unverschleiert noch alleine bewegen. Das mit dem Schleier kenne ich nur zu gut aus dem Iran. Aber nicht selbstbestimmt und auf mich allein gestellt durch ein Land reisen zu können, wird mir schwerfallen.

Ich habe inzwischen einen Fixer gefunden. Fixer, Producer oder Stringer sind Einheimische, die uns Korrespondenten helfen, Termine zu organisieren, Drehgenehmigungen zu erhalten, Interviews zu vereinbaren – und diese auch zu führen, wenn man die Landessprache nicht beherrscht –, Tickets zu kaufen, Fahrer zu beschaffen. Sie können deine Arbeit durch ihr Wissen enorm bereichern. Meiner soll ein Glücksfall sein, sagt mir der dpa-Kollege, der ihn mir empfohlen hat. Mein Glücksfall schreibt mir: Er würde gerne mit mir arbeiten, sollte sich aber eine Evakuierungsmöglichkeit für ihn und seine Familie ergeben, würde es ihm leidtun, denn dann würde er fliegen. Verständlich, denke ich mir, gleichzeitig wird mir klar, dass sich diese Gelegenheit auch noch einen Tag vor meiner Anreise ergeben könnte und ich dann keinen Helfer mehr vor Ort hätte. Dann würde, schon aufgrund der neuen Freiheitsbeschränkungen für Frauen, die einen männlichen Begleiter vorschreiben, mein Glücks- zum Problemfall werden.

Afghanistan ist ein komplexes Thema. Dieses Buch wird weder eine wissenschaftliche Abhandlung noch eine historische liefern. Es wird auch keine rein politische Analyse sein. Wenn ich der Komplexität des Landes gerecht werden wollte, seiner Geschichte und geostrategischen Lage, seiner Geographie und Bevölkerungsstruktur, müsste ich jedes Kapitel zu einem Buch ausarbeiten. Dieses Buch wird eine Momentaufnahme aus Afghanistan, 100 Tage nach Machtübernahme der Taliban. Ein Buch über meine Eindrücke und mit dem Ziel, so viel wie möglich Afghaninnen und Afghanen selbst zu Wort kommen zu lassen, mit ihren sehr persönlichen Ansichten. Das war mir wichtig. Sie sollen Ihnen ihr Land näherbringen und nicht ich, die aus dem Westen kommt.

2 Die Liste

Als die Taliban am 15. August 2021 die Hauptstadt Kabul erobern, setze ich mit Sahar, der Restaurantbesitzerin und Frauenrechtsaktivistin aus Kabul, und anderen Helfern eine Liste von schutzbedürftigen Personen auf. »Schutzbedürftig« klingt schrecklich. Als hätten diese Frauen nicht schon viel erreicht, wären schwach und könnten sich nicht verteidigen. Dem ist nicht so. Bei Weitem nicht. Unsere Liste beinhaltet Personen, insbesondere Frauen, die keine deutschen Ortskräfte waren, also nicht direkt in deutschen Institutionen gearbeitet haben. Es sind Menschen, die für Werte gekämpft haben, die auch unsere sind: Frauenrechte, Menschenrechte, Meinungs- und Pressefreiheit, Gleichberechtigung und Demokratie. Sie alle brauchen unsere Hilfe, doch in den chaotischen Tagen der Eroberung Kabuls denkt kaum einer an sie.

Täglich spreche ich im Spätsommer 2021 über diese Frauen, im Radio, im Fernsehen, sogar unterwegs, im Zug. Auf einer Fahrt von Saarbrücken nach Mannheim, ich befinde mich gerade auf einer Lesereise meines Iranbuches, führe ich mal wieder ein Telefongespräch mit einer Hilfsorganisation über Evakuierungsmöglichkeiten. Inzwischen müssen sich die Schutzbedürftigen bei Bekannten im Keller vor den Taliban verstecken. Eine Frau, die mir im Zug gegenübersitzt, spricht mich an, sie habe mein Gespräch unfreiwillig verfolgt und würde ihnen gerne helfen, den afghanischen Frauen. Es berührt mich sehr, dass sie Interesse zeigt, helfen will.

Vielleicht ist es das, wozu ich mit diesem Buch beitragen will: dass Afghanistan nicht vergessen wird, dass wir zu den Menschen dort den Kontakt aufrechterhalten, sie nicht alleinlassen. Dass wir weiter hinsehen, begreifen, was alles schieflief – damit verheerende außenpolitische Fehler nicht wiederholt werden. Die Dame aus dem Zug hat eigentlich gerade selbst richtig viel zu tun. Ich ahne es, als ich ihre Visitenkarte lese, die sie mir auf den Tisch im ICE legt. Prof. Dr. Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Wir befinden uns kurz vor der dritten Welle. Corona ist wieder in aller Munde. Und trotzdem schreibt mir Frau Falk eine Stunde nach unserer Begegnung. Ich schreibe ihr zurück, mehrmals. Dies ist die letzte Mail vor meiner Abreise nach Afghanistan.

Liebe Frau Falk,

hatte ich Ihnen auf Ihre letzte E-Mail bereits geschrieben? Ich glaube noch nicht. Dass »meine« Frauen alle einen Aufenthaltstitel aus Deutschland erhalten haben, hatte ich schon erwähnt. Nun versuchen wir, sie mit Hilfsorganisationen außer Landes zu bekommen. Das Problem ist, wer keinen Reisepass hat, nur ein einfaches Ausweisdokument, eine Tazkara, der kommt über den Luftweg nicht raus. Einen neuen Pass zu beantragen, ist eine Gefahr, weil diese Pässe jetzt die Taliban ausstellen. Aber es ist auch eine Frage der Sicherheit; erst am 26. Oktober hat der islamistische IS-Ableger Daesh-K einen Anschlag auf das Kabuler Passamt verübt. Die Software im Passamt lief über Amazon Cloud. Seitdem Amazon aber keine Zahlungen mehr bekommen hat, haben sie den Service eingestellt, wird mir erzählt.

An der pakistanischen Grenze spielen sich dramatische Szenen ab, Tausende versuchen, ins Nachbarland zu gelangen. Kinder werden im Grenztunnel zerquetscht, die Menschen von den Taliban geschlagen. Es wird permanent in die Luft geschossen. Was wird diesen Menschen nur zugemutet? Sie folgen mit den eigenen Kindern an der Hand einem Treck, ohne auch nur im Ansatz zu wissen, wie es nach dem Grenzübertritt weitergehen soll.

Ich höre immer öfter von Taliban-Kommandos, die von Tür zu Tür gehen und alle suchen, die mit internationalen Institutionen gearbeitet und es nicht geschafft haben, aus dem Land zu fliehen. Es ist beängstigend, wenn du dich versteckst, und im Nachbarhaus wird laut gegen die Türe geschlagen, und du weißt nicht, ob als Nächstes deine Türe dran ist. Wir tun tagtäglich unser Bestes, um zumindest einigen zu helfen. Das Problem ist nur, es werden von Tag zu Tag mehr, die, von den Taliban gejagt, ihr Land verlassen wollen. Ich allein bekomme täglich Dutzende Anfragen, in denen um Hilfe gebeten wird. In einem Schreiben des Auswärtigen Amtes heißt es zur Liste der besonders gefährdeten Afghaninnen und Afghanen:

»Das AA hat im Rahmen der Evakuierungsmaßnahmen weitere besonders gefährdete afghanische Staatsangehörige identifiziert, und die Bundesregierung hat sich darauf verständigt, für diese Personen eine Aufnahme aus politischen Gründen nach § 22 S. 2 AufenthG zu erteilen, was durch das BMI erfolgt ist. Hierbei wurde das vorangegangene Engagement der Personen bspw. für Demokratie, Menschen- und Frauenrechte, die durch die Machtübernahme der Taliban aufgrund dieses Engagements entstandene Gefährdung und ein bestehender Deutschlandbezug berücksichtigt.«

Zwei Wochen nach der Eroberung Afghanistans durch die Taliban, am 31. August 2021, wurde diese Liste geschlossen. 2640 Menschen befinden sich darauf, that’s it. Es gleicht einer Lotterie, wer es auf diese Listen schafft. Und wie sollen die Afghaninnen und Afghanen selbst zum damaligen Zeitpunkt und in dem ganzen Chaos so schnell zu der Entscheidung kommen, ihr Land für vermutlich eine lange Zeit zu verlassen? Oder für immer? Wenn wir schon monatelang überlegen, wohin wir in den Urlaub fliegen wollen. Wessen Name nach dem 31. August eingereicht wird, der hat Pech gehabt. Niemand wusste von diesem Stichtag. Hilfsorganisationen wie »Amnesty International« nicht, »Human Rights Watch« nicht. Und auch wir Journalisten nicht. Ich erfahre erst weit nach diesem Stichtag, dass es von nun an keine Möglichkeit mehr gibt, Namen weiterer Personen auf die Liste zu setzen.

So versuchte auch die Organisation »Reporter ohne Grenzen« Anfang September – bis auf einige Ausnahmen – vergeblich, die Daten gefährdeter Journalistinnen und Journalisten nachzureichen. Ihr Geschäftsführer Christian Mihr schrieb mir: »Offiziell lassen Bundesinnenministerium und Auswärtiges Amt im Moment keine weiteren Personen auf die Liste der Schutzbedürftigen. Politisch machen wir weiter Druck, dass sich das wieder ändert, aber das ist eine politische Entscheidung, und die Tatsache, dass wir nur noch eine geschäftsführende Bundesregierung haben, macht die Sache nicht einfacher. Hätten wir gewusst, dass der Stichtag der 31. August ist, hätten wir 800 Überstunden anstatt 600 gemacht. Reporter ohne Grenzen erreichen täglich Dutzende Hilferufe von Journalistinnen und Journalisten aus Afghanistan. Bis heute. Allein in den ersten zwei Monaten waren es um die 12 000 E-Mails mit Hilferufen.«

»Es handelt sich um eine Liste des guten Willens«, steht später im »Spiegel«, »die nicht in ein Asylverfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge führt, sondern wie bei Ortskräften direkt zu einem Aufenthaltstitel«. Paragraph 22 im Aufenthaltsgesetz liefert dafür den nötigen Rahmen, der jedoch nicht konkret die Kriterien nennt, unter denen man ein Recht auf die Anwendung dieses Paragraphen hat. Es geht um »politische Interessen der Bundesrepublik Deutschland«, heißt es darin. Der Interpretationsspielraum, wer damit gemeint ist, bleibt somit groß.

Im November versuchen Hilfsorganisationen über das Auswärtige Amt Daten weiterer gefährdeter und schutzbedürftiger Personen, insbesondere Frauen, nachzureichen. Der Sprecher des Innenministeriums, Steve Alter, gibt bekannt, es gebe keine Verzögerungen aufgrund der Sicherheitsüberprüfung der einzelnen Personen. Außerdem komme es nur in wenigen Einzelfällen zu Ablehnungen oder Bedenken.

Einen Tag darauf bekomme ich von »Kabul Luftbrücke«, einer Nichtregierungsorganisation, die bisher mehr als tausend Schutzbedürftige mit Spendengeldern aus Afghanistan evakuiert hat, folgende Nachricht: »Das Auswärtige Amt hat eine Liste von 130 geprüften Härtefällen beim BMI eingereicht, sie wurden alle abgelehnt.« Außerdem wurde »Kabul Luftbrücke« mitgeteilt: Für den Fall, dass eine Person, die eine Aufenthaltszusage nach § 22 erhalten hat, deutschen Boden betritt, bevor ihre ebenfalls nach § 22 aufnahmeberechtigten Kernfamilienmitglieder angemeldet und genehmigt worden sind, verfällt für jene die Möglichkeit, ein Visum nach § 22 für die Einreise nach Deutschland zu erhalten. Sie können dann nur noch über das Verfahren des Familiennachzuges eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen:

Es wird ihnen nicht leicht gemacht, den Schutzbedürftigen, Schutz in Deutschland zu bekommen.

»Kam Air«, eine afghanische Fluggesellschaft, fliegt zwar wieder – aber für Wucherpreise. 1500 Euro für eine einfache Strecke Kabul – Islamabad. Bevor es die Schutzbedürftigen, die von Deutschland einen Aufenthaltstitel erhalten haben, wirklich auf einen Flug schaffen, müssen sie ein pakistanisches Visum beantragen. Dies dauert mehrere Wochen. Wochen, in denen sie jeden Tag um ihr Leben fürchten, sich verstecken. Wenn sie es dann nach Pakistan geschafft haben, verweilen die Familien manchmal Wochen in Islamabad, weil es so lange dauert, bis sie ihr Visum von der deutschen Botschaft in Pakistan ausgestellt bekommen.

Ein sehr zermürbendes Prozedere, langwierig und kostspielig. Immer mit der Angst im Nacken. Wäre es nicht einfacher, Flugzeuge zu chartern und direkt nach Deutschland zu fliegen, Visa on Arrival?

Ach ja, liebe Frau Falk, ich habe Ihnen noch nicht beschrieben, wie dadurch Familien zerrissen werden. Wie fühlt man sich, wenn man seine Eltern zurücklassen muss, ein Kind, den Partner?

Mitte November wird es kurz turbulent; der deutsche Anwaltsverein sowie mehrere Nichtregierungsorganisationen erheben schwere Vorwürfe, dass die Bundesregierung zu langsam agiere, kein politischer Wille bestehe, die Abläufe zu bürokratisch, ihre gegebenen Zusagen ohne Aufnahme nichts wert seien. Das unterste Niveau des Rechtsstaates werde unterschritten, kritisiert der deutsche Anwaltsverein. Hilfsorganisationen bleiben oft ohne Antwort auf die Frage, ob der Name der von ihnen eingereichten Personen auf der ominösen Schutzbedürftigenliste steht oder nicht.

Die »Kabul Luftbrücke« evakuiert im November 148 Personen in einem eigens dafür gecharterten Flugzeug. Wieso gelingt das der deutschen Regierung nicht?

Die Mehrheit der 25 000 Afghanen, denen eine Aufnahme zugesagt wurde, ist im November 2021 noch im Land. Davon sind ungefähr 20 400 afghanische Ortskräfte mit Kernfamilie. Sie haben überwiegend für das Militär und die Entwicklungshilfe gearbeitet.

Die Taliban suchen inzwischen gezielt Personen, die auf Evakuierungslisten stehen, wollen ihre Ausreise verhindern. Inzwischen sind Warnungen vor Fallen der Taliban in den geschützten Chaträumen zu lesen, über die die Evakuierung organisiert wird:

#SecurityAlert

The phone number above calls the families in #Kabul and talk in English which is a trap!

It’s the #Taliban to find out which families are waiting for evacuation

SECURITY ALERT: People are getting calls saying go to Bagram airbase for evacuation. It’s a trap! 

People also told House #16 second street Charahi Haji yaqoob, Share Naw, Kabul is a safe house. No! It’s also a Taliban trap!

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Am 25. Oktober 2021 warnt die UN vor einer dramatischen Hungerkatastrophe. 22,8 Millionen Menschen leben inzwischen unter der Armutsgrenze, es gibt kein Geld, Nahrungsmittel werden immer teurer, auch Medikamente gibt es kaum noch. Die Hälfte der afghanischen Bevölkerung ist von akutem Hunger bedroht, die humanitäre Not steigt auf Rekordniveau.

Ehrlich gesagt, liebe Frau Falk, weiß ich gar nicht, wo man anfangen soll. Ich werde sehr bald nach Afghanistan reisen. Aufgrund der schrecklichen Not weiß man nicht, was man in den Koffer packen soll, um den Menschen zu helfen. Medikamente? Impfdosen? Kleidung? Es beginnt gerade wie jedes Jahr der bitterkalte Winter.

Insofern, liebe Frau Falk, erhellt meinen Gemütszustand alles, was Lösung und Erleichterung bringt. Gerade freue ich mich besonders darüber, wenn es interessierte Menschen wie Sie gibt, die Afghanistan nicht vergessen haben. Ein Land, das schon so oft in seiner Geschichte ins Chaos gestürzt wurde, dessen Reformen zunichtegemacht wurden.

Ich bleibe dran, verehrte Frau Falk.

Herzlich

Natalie Amiri