1 Farbe Violett

1 Farbe Violett

Rhys by night

Kajsa Arnold

Inhalt

Widmung

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Epilog

Danksagung

Widmung

Für Dich,

die Liebe meines Lebens!

Zitat

Der beste Beweis der Liebe ist Vertrauen.

(Joyce Brothers)

Kapitel 1

Das Chaos von Feuerwehrfahrzeugen, Krankenwagen, Polizei und Schaulustigen ist unübersehbar. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchen ihr Möglichstes, um den Brand der Häuser zu löschen. Durch die Wucht der Explosion wurde auch das von Jazman gemietete Haus in Mitleidenschaft gezogen, das Feuer ist darauf übergesprungen.

Der erste Krankenwagen brachte den bewusstlosen Alex bereits ins Krankenhaus, die anderen wurden an Ort und Stelle notversorgt und sollen gleich ebenfalls abtransportiert werden. Ihre Aussagen werden direkt an Ort und Stelle aufgenommen, soweit sie vernehmungsfähig sind.

Rhys fährt sich mit der Hand über das rußgeschwärzte Gesicht. Was ist nur passiert? Es ging alles so schnell, er konnte in den ersten Minuten keinen klaren Gedanken fassen. Verdammt! Wo hat er seine Freunde da nur hineingeritten?

Ein Blick auf Walter, der benommen auf dem Bordstein hockt, zeigt Rhys, dass es dem Privatdetektiv auch nicht besser geht als ihm.

Das Summen in Rhys‘ Ohren lässt nur allmählich nach. In der ersten Stunde nach der Explosion war er völlig taub. Mittlerweile nimmt er wenigstens wieder Geräusche um sich herum wahr.

Schwarze Rauchschwaden verflüchtigen sich gen Himmel, das Feuer in den Häusern ist bis auf einige Brandherde so gut wie gelöscht, der Regen tut sein Übriges dazu.

Als ihm ein Sanitäter durch Handzeichen zu verstehen gibt, dass er ihm folgen soll, richtet Rhys sich auf und begibt sich in den Krankenwagen. Gemeinsam mit Walter und Paul lässt er sich nun endlich ins nächste Krankenhaus fahren.

Kaum hat er die Notaufnahme erreicht, sieht er Jazman auf sich zu laufen.

Sie stürzt sich weinend in seine Arme. »O Gott, was ist denn nur passiert? Es läuft auf allen Fernsehsendern!«

»Es gab eine Explosion. Hunter Burkes Haus ist in die Luft geflogen, bevor wir die Tür richtig öffnen konnten«, erklärt Rhys leise.

»Aber wieso wolltet ihr in sein Haus? Was hattet ihr dort zu suchen?«

»Ich wollte ihm ein für alle Mal klarmachen, dass er dich in Ruhe lassen soll.«

»Und was ist jetzt mit ihm?«, fragt Jaz etwas unsicher.

»Die Feuerwehr hat eine Leiche in dem Haus gefunden. Sie ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Wie geht es Alex?«, fragt Rhys beunruhigt.

»Ich weiß es nicht, ich wollte hier auf dich warten. Ich musste wissen, ob mit dir alles in Ordnung ist. Man untersucht ihn noch, er ist bewusstlos und scheint einfach nicht aufwachen zu können. Smilla wartet dort, ich habe sie als seine Verlobte ausgegeben. Das Klinikpersonal ist so streng, sie hätten sie sonst nicht zu ihm gelassen.«

»Mr Cunningham, bitte. Wir müssen Sie untersuchen.« Eine resolute Krankenschwester wedelt aufgeregt mit einem Klemmbrett und Rhys hat keine andere Wahl, als sich zu fügen.

»Geh zu Alex, ich komme gleich nach.«

Jazman nickt und lässt zögerlich Rhys‘ Hand los. Er spürt, dass sie ihm nachschaut, bis er in ein Untersuchungszimmer verschwunden ist.

»Walter, wie geht es Ihnen?«

Er sitzt zusammengesunken auf einem der Plastikstühle und schaut mich entschuldigend an.

»Es tut mir leid, Jazman. Ich habe die Gefahr unterschätzt. Ich hätte Rhys, Alex und Paul nicht mitnehmen sollen. Dass die Männer verletzt wurden, ist allein meine Schuld.«

Ich winke ab, lasse mich neben ihm nieder. »Walter, Sie können nichts dafür. Niemand hätte Rhys aufhalten können. Wo ist Paul?«, frage ich unruhig, als ich ihn nirgendwo entdecke.

»Er musste zum Röntgen. Sie wissen noch nicht, ob er sich einen Arm gebrochen hat.«

»Um Himmels willen! Wenn er nicht mehr Geige spielen kann, wird das seine Karriere beenden. Ich könnte Hunter eigenhändig den Hals umdrehen, wenn er nicht schon tot wäre.«

Eine Krankenschwester, die gerade an mir vorbeiläuft, wirft mir einen erschrockenen Blick zu, doch ich kann meine Wut kaum noch im Zaum halten.

»Sein Tod löst zumindest Ihre Probleme«, flüstert Walter leise. »Jazman, gehen Sie zu Ihrem Bruder, ich werde mich um Paul kümmern. Rhys wird sicherlich gleich zu Ihnen kommen.«

Ich nicke ihm dankbar zu. »Fahren Sie in unser Haus und warten Sie, bis wir wieder da sind. Ich gebe Nui Bescheid, dass Sie kommen.«

Walter legt seine Hand auf meinen Arm. »Danke, Jazman. Und denken Sie immer daran, Rhys würde sein Leben für Sie geben.«

Ich lächle milde. »Ja, das weiß ich.«

Alex wird irgendwo im achten Stockwerk untersucht, und als ich aus dem Aufzug steige und auf den Wartebereich zusteuere, entdecke ich Smilla dort. Ganz versunken steht sie am Fenster, als würde sie auf das nächtliche Honolulu schauen, aber sie kann sicher nichts erkennen, außer dem Raum hinter ihr, der sich im Glas spiegelt. Als sie mein Spiegelbild sieht, dreht sie sich um.

»Es gibt noch nichts Neues. Er wacht einfach nicht auf.«

Ich nicke und versuche, Zuversicht auszustrahlen. »Alex ist ein Kämpfer, er gibt nicht so schnell auf. Schon gar nicht, wenn er weiß, dass eine Frau auf ihn wartet.« Ich ziehe unsere liebenswerte Haushaltshilfe, in die sich mein Bruder verliebt hat, an mich und nehme sie in die Arme.

Sie schluchzt laut auf und weint bittere Tränen.

»Alles wird gut, Smilla. Es ist noch nichts verloren.«

Sie macht sich sachte von mir los und nickt. »Ja, natürlich. Wie geht es Ihrem Mann?«

»Ein paar Schrammen, nichts Wildes, er wird noch abschließend untersucht und kommt gleich nach. Den anderen Männern geht es auch den Umständen entsprechend.«

»Ich habe gehört, dass es einen Toten gab.«

Ich nicke. »Ja, Hunter Burke, der Mann, dem das Haus gehörte, das in die Luft geflogen ist. Er ist verbrannt.«

»Mein Gott, der Arme.«

Ich äußere mich lieber nicht dazu, um Smilla nicht zusätzlich zu beunruhigen. Walter hat recht, unser Problem hat sich schneller gelöst, als gedacht. Doch unter welchen Umständen!

Ein Arzt in OP-Kleidung betritt den Wartebereich und schaut sich suchend um.

»Sind Sie die Angehörigen von Alexander Darling?«, fragt er, als er auf uns zukommt.

»Ja, ich bin seine Schwester und das ist ... seine Verlobte«, lüge ich frei heraus.

Er reicht mir die Hand. »Ich bin Dr. Nahele und kümmere mich um ihren Bruder. Er ist noch nicht bei Bewusstsein, aber wir können zumindest schon schwere innere Verletzungen ausschließen. Einige Rippen sind geprellt, aber körperlich geht es ihm den Umständen entsprechend gut.«

»Darf ich zu ihm?«, fragt Smilla sofort und drückt meine Hand. »Kümmere du dich um die anderen. Wenn es Neuigkeiten gibt, rufe ich sofort an.« Sie schaut mich eindringlich an.

Klar, Smilla muss als meine Schwägerin zum vertrauten Du übergehen.

»Gut, Smilla. Sobald sich etwas ändert, rufst du bitte an. Egal, wie spät es ist. Wir werden ohnehin nicht schlafen können. Ich weiß, Alex ist bei dir in den besten Händen. So, wie ich ihn kenne, wird er ohnehin niemand anderen sehen wollen als dich.«

Ich bedanke mich bei Dr. Nahele, der sofort davoneilt, dann ziehe ich Smilla in meine Arme und drücke sie. Als ich mich zum Fahrstuhl wende, kommt Rhys auf uns zu.

»Mr Cunningham, geht es Ihnen gut?«

»Smilla, ja, vielen Dank, mit mir ist alles in Ordnung. Nur meine Kleidung ist ramponiert, aber nichts, was man nicht ersetzen kann. Wie geht es Alex?«

Ich berichte ihm, was der Arzt uns gesagt hat. »Komm, lass uns nach Hause fahren. Ich will Elijah nicht länger allein lassen. Nui ist zwar bei ihm, aber der Junge fürchtet sich sicherlich zu Tode. Smilla ruft an, sobald sich etwas ändert.«

Wir verabschieden uns von Smilla, die sich mit angespanntem Gesicht wieder dem Fenster zuwendet.

»Lass uns gehen.« Rhys zieht mich in seine Arme.

»Ist mit dir wirklich alles in Ordnung?«, frage ich besorgt.

Er blickt mich an, nimmt mein Gesicht in die Hände und drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

»Natürlich.«