Bernard E. Harcourt
Gegenrevolution
Der Kampf der Regierungen
gegen die eigenen Bürger
Aus dem Englischen
von Frank Lachmann
FISCHER E-Books
Mit einem Vorwort von Carolin Emcke
Bevor Bernard E. Harcourt Professor für Rechts- und Politikwissenschaften an der Columbia University wurde, arbeitete er als Verteidiger für zum Tode Verurteilte und engagierte sich für Menschenrechte in Südafrika und Guatemala. Als Sohn französischer Eltern wuchs er in New York auf und studierte in Princeton und Harvard Politikwissenschaften. Heute lehrt er an der Columbia University in New York und an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris. Er ist Mitherausgeber der Vorlesungen von Michel Foucault.
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Die Polizei wird mit Drohnen und Panzern aufgerüstet, die Überwachung der eigenen Bürger ausgeweitet, während die Menschen sich von digitalen Angeboten ablenken lassen: Bernard E. Harcourt führt all diese Themen zusammen und zeigt im Anschluss an Foucault, wie eine neue Regierungsform entsteht: Gespeist aus der militärischen Strategie der Bekämpfung von Aufständen, benutzt sie das Argument vom »Kampf gegen Terrorismus«, um ein neues Herrschaftsregime zu errichten. Dessen Prinzipien beruhen auf umfassender Geheimdienstinformation, schonungslosem Targeting von Minderheiten sowie einer Propaganda, die beruhigen soll. Es gilt, so Harcourts brillante Analyse, diese Regierungsform als das zu entlarven, was sie ist: die Tyrannei unseres Zeitalters
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Counterrevolution. How Our Government Went to War Against Its Own Citizens« im Verlag Basic Books, New York
© 2018 by Bernard E. Harcourt
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2019 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: hißmann, heilmann, Hamburg
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ISBN 978-3-10-491046-8
Director of Central Intelligence, das mittlerweile abgeschaffte Amt eines Gesamtverantwortlichen für das amerikanische Geheimdienstwesen, stets besetzt mit dem jeweils amtierenden CIA-Direktor; Anm. d. Übers.
Im Original deutsch.
Im Original deutsch.
So lautet auch die Übersetzung in der deutschen Ausgabe von Die Strafgesellschaft (Berlin 2015), der hier gefolgt wird; Anm. d. Übers.
Senate Select Committee on Intelligence, Committee Study of the Central Intelligence Agency’s Detention and Interrogation Program, genehmigt am 3. Dezember 2012, zur Veröffentlichung aktualisiert am 3. April 2014, Freigaberevisionen durchgeführt am 3. Dezember 2014 (im Folgenden »Senatsbericht«), S. 85 und 87.
Ebd., S. 40, 42–44 und 90 der »Kurzzusammenfassung«. Was jenes zuletzt erwähnte Ereignis angeht, so waren die Verhörbeamten der CIA am sechsten Tag der Folter zu der Überzeugung gelangt, dass der Häftling keine nützlichen Informationen besaß und auch keine gewonnen werden konnten. Siehe Senatsbericht, S. 42 und 45f. der »Kurzzusammenfassung«.
Ebd., S. 3f., 10, 19 Anm. 4 des Abschnitts »Feststellungen und Schlussfolgerungen« sowie S. 44 und 56 der »Kurzzusammenfassung«; siehe auch Anthony Lewis, Einleitung zu Karen J. Greenberg, Joshua L. Dratel (Hg.), The Torture Papers. The Road to Abu Ghraib, New York 2005, S. xiii–xvi.
The Bureau of Investigative Journalism, »YEM178, December 6, 2014«, online unter https://www.thebureauinvestigates.com/2014/01/06/yemen-reported-us-covert-actions-2014/#YEM178, letzter Zugriff 25. Juni 2018.
Charlie Savage, Scott Shane, »US Reveals Death Toll from Airstrikes Outside War Zones«, in: New York Times, 1. Juli 2016, online unter http://www.nytimes.com/interactive/2016/07/01/world/document-airstrike-death-toll-executive-order.html, letzter Zugriff 25. Juni 2018; ein vollständiges Archiv rund um die Drohnenkriege findet sich in Jameel Jaffer (Hg.), The Drone Memos. Targeted Killing, Secrecy, and the Law, New York 2016; theoretische Perspektiven zu den Themen Drohnen und Luftmacht finden sich in Derek Gregory, »From a View to a Kill. Drones and Late Modern War«, in: Theory, Culture, and Society 28/7–8 (2011), S. 188–215, sowie in Sven Lindqvist, A History of Bombing, New York 2001; zu Statistiken über Drohnenopfer, veröffentlicht vom Bureau of Investigative Journalism mit Stand vom 23. April 2015, siehe https://www.thebureauinvestigates.com/2015/04/23/hostage-deaths-mean-38-westerners-killed-us-drone-strikes/, letzter Zugriff 25. Juni 2018.
Vgl. The Bureau of Investigative Journalism, »Drone Warfare«, Stand 23. April 2017, online unter https://www.thebureauinvestigates.com/projects/drone-war, letzter Zugriff 25. Juni 2018 [Die Zahlen haben sich mittlerweile noch weiter erhöht, siehe ebd.; Anm. d. Übers.].
Grégoire Chamayou, Ferngesteuerte Gewalt. Eine Theorie der Drohne, Wien 2014, S. 26.
Vgl. John Ribeiro, »Secret Court Extends NSA Surveillance Rules with No Changes«, IDG News Service, 9. Dezember 2014, online unter http://www.pcworld.com/article/2857352/us-court-extends-nsa-surveillance-rules-in-current-form.html, letzter Zugriff 25. Juni 2018, sowie die Erklärung des Direktors der nationalen Sicherheitsdienste, »Joint Statement from the Office of the Director of National Intelligence and the Office of the Attorney General on the Declassification of Renewal of Collection Under Section 501 of the Foreign Intelligence Surveillance Act«, IC on the Record, 8. Dezember 2014, online unter http://icontherecord.tumblr.com/post/104686605978/joint-statement-from-the-office-of-the-director-of, letzter Zugriff 25. Juni 2018.
Vgl. Klayman v.Obama, 957 F. Supp. 2d 1, S. 33 (DDC 2013), aufgehoben in Obama v.Klayman, 800 F. 3d 559 (DC Cir. 2015).
Diese NSA-Überwachungsprogramme werden fast alle bis heute ununterbrochen fortgeführt. Das Massensammlungsprogramm Section 215 selbst wurde im Juni 2015 unter dem USA FREEDOM Act abgeändert, so dass anstelle der NSA die Telekommunikationsunternehmen selbst über unsere privaten Daten verfügen und sie der Regierung auf Anfrage zur Verfügung stellen. Die Zitate in diesem Abschnitt stammen aus Glenn Greenwald, »XKeyscore: NSA Tool Collects ›Nearly Everything a User Does on the Internet‹«, in: The Guardian, 31. Juli 2013, online unter http://www.theguardian.com/world/2013/jul/31/nsa-top-secret-program-online-data, Glenn Greenwald, Ewen MacAskill, »NSA Prism Program Taps into User Data of Apple, Google and Others«, in: The Guardian, 6. Juni 2013, online unter http://www.theguardian.com/world/2013/jun/06/us-tech-giants-nsa-data, letzter Zugriff jeweils 25. Juni 2018, und aus Glenn Greenwald, No Place to Hide. Edward Snowden, the NSA, and the U.S. Surveillance State, New York 2014, S. 153–157.
Vgl. der Generalinspekteur für das NYPD am New York City Department of Investigation, »An Investigation of NYPD’s Compliance with Rules Governing Investigations of Political Activity – August 23, 2016«, online unter http://www1.nyc.gov/site/oignypd/reports/reports.page, letzter Zugriff 25. Juni 2018.
Vgl. Matt Apuzzo, Adam Goldman, »With CIA Help, NYPD Moves Covertly in Muslim Areas«, Associated Press, 23. August 2011, online unter https://web.archive.org/web/20120309020234/https://www.ap.org/pages/about/whatsnew/wn_082511a.html, sowie »Highlights of AP’s Pulitzer Prize-Winning Probe into NYPD Intelligence Operations«, Associated Press (mit Links zu Berichten und Dokumenten), online unter https://www.ap.org/about/awards-and-recognition/highlights-of-aps-pulitzer-prize-winning-probe-into-nypd-intelligence-operations, letzter Zugriff jeweils 26. Juni 2018.
Vgl. Intelligence Division, Demographie-Einheit, »Newark, New Jersey Demographics Report«, online unter http://hosted.ap.org/specials/interactives/documents/nypd/nypd_newark.pdf.
Wie Ganesh Sitaraman am Anfang seines Buches The Counterinsurgent’s Constitution. Law in the Age of Small Wars (New York 2013, S. 3) schreibt, »[l]eben [wir] in einem Zeitalter kleiner Kriege. Überall auf der Welt ist das für die Kriegsführung typische Bild nicht mehr das von zusammengezogenen Armeen auf offenen Schlachtfeldern oder gar jenes von Panzerbataillonen, die versuchen, sich durch die feindlichen Linien zu manövrieren. Vielmehr zeigt uns dieses Bild heute Aufständische, die in den Schatten kauern und erst aus ihnen hervorbrechen, wenn sie zu einem verheerenden Schlag bereit sind.«
Vgl. allgemein dazu Joshua Bloom, Waldo E. Martin Jr., Black Against Empire: The History and Politics of the Black Panther Party, Berkeley 2014, sowie Richard Wolin, The Wind from the East: French Intellectuals, the Cultural Revolution, and the Legacy of the 1960s, Princeton 2010, S. 318–321.
James Baldwin, zit. in Imani Perry, »›From the War on Poverty to the War on Crime‹ by Elizabeth Hinton«, in: New York Times Book Review, 27. Mai 2016, online unter http://www.nytimes.com/2016/05/29/books/review/from-the-war-on-poverty-to-the-war-on-crime-by-elizabeth-hinton.html, letzter Zugriff 2. Juli 2018.
Sharon Lafraniere, Sarah Cohen, Richard A. Oppel Jr., »How Often Do Mass Shootings Occur? On Average, Every Day, Records Show«, in: New York Times, 2. Dezember 2015, online unter https://www.nytimes.com/2015/12/03/us/how-often-do-mass-shootings-occur-on-average-every-day-records-show.html; Sharon Lafraniere, Daniela Porat, Agustin Armendariz, »A Drumbeat of Multiple Shootings, but America Isn’t Listening«, in: New York Times, 22. Mai 2016, online unter https://www.nytimes.com/2016/05/23/us/americas-overlooked-gun-violence.html, letzter Zugriff jeweils 2. Juli 2018.
Philip Rucker, »Trump Touts Recent Immigration Raids, Calls Them a ›Military Operation‹«, in: Washington Post, 23. Februar 2017, online unter https://www.washingtonpost.com/news/post-politics/wp/2017/02/23/trump-toutsrecent-immigration-raids-calls-them-a-military-operation/?utm_term=.f99a5615801e, letzter Zugriff 2. Juli 2018.
Siehe allgemein dazu Fred Kaplan, The Wizards of Armageddon: This Is Their Untold Story, New York 1983, S.M. Amadae, Rationalizing Capitalist Democracy: The Cold War Origins of Rational Choice Liberalism, Chicago 2003, Jennifer S. Light, From Warfare to Welfare: Defense Intellectuals and Urban Problems in Cold War America, Baltimore 2003, sowie Bruce L.R. Smith, The RAND Corporation: Case Study of a Nonprofit Advisory Corporation, Cambridge (MA) 1966.
Roger Trinquier, Modern Warfare: A French View of Counterinsurgency, New York 1964, sowie Peter Paret, »French Revolutionary Warfare from Indochina to Algeria: The Analysis of a Political and Military Doctrine«, in: Princeton Studies in World Politics, Bd. 6, New York 1964, S. 5.
Vgl. Gérard Chaliand, Guerrilla Strategies: An Historical Anthology from the Long March to Afghanistan, Berkeley 1982, S. 7 (wo argumentiert wird, dass Mao jener Theoretiker war, der den revolutionären Krieg im Grunde erfunden hat: »Der Punkt ist der, dass der Guerillakampf eine militärische Taktik ist, die darauf aus ist, den Gegner zu drangsalieren, während der revolutionäre Krieg ein militärisches Mittel zum Umsturz eines politischen Regimes ist«), sowie Ann Marlowe, David Galula: His Life and Intellectual Context, in: SSI Monograph, August 2010, S. 27, online unter http://www.strategicstudiesinstitute.army.mil/pubs/display.cfm?pubID=1016. »Mao ist für die Geschichte der COIN-Theorie [d.h. der Theorie der Aufstandsbekämpfung; Anm. d. Übers.] von entscheidender Bedeutung«, so heißt es bei ihr, oder einfacher gesagt: »Mao erschuf COIN als Theorie.«
Richard Stevenson, »President Makes It Clear: Phrase Is ›War on Terror‹«, in: New York Times, 4. August 2005, online unter http://www.nytimes.com/2005/08/04/politics/president-makes-it-clear-phrase-is-war-on-terror.html, letzter Zugriff 2. Juli 2018.
Sitaraman, The Counterinsurgent’s Constitution, S. 3, 165, sowie Chaliand, Guerrilla Strategies, S. 1.
Peter Paret, »The French Army and La Guerre Révolutionnaire«, in: Journal of the Royal United Service Institution, 1. Februar 1959, S. 59–69, sowie ders., French Revolutionary Warfare, S. v.
Paret, French Revolutionary Warfare, S. 7; Marnia Lazreg, Torture and the Twilight of Empire: From Algiers to Baghdad, Princeton 2008, S. 19; Marlowe, David Galula, S. 1. Eine genaue Analyse der Rezeption Maos unter den Kommandeuren der französischen Armee jener Zeit findet sich in Grey Anderson, »Revolutionary Warfare after 1945: Prospects for an Intellectual History«, präsentiert auf der CHESS-ISS-Konferenz »War and Its Consequences«, veranstaltet an der Yale University, 13. Februar 2015 (Diskussionspapier im Besitz des Autors; 19. Juni 2015).
Paret, French Revolutionary Warfare, S. 7.
S.M. Chiu, »Chinese Communist Revolutionary Strategy, 1945–1949: Extracts from Volume IV of Mao Tse-tung’s Selected Works«, hg. vom Center of International Studies, Research Monograph 13, 15. Dezember 1961, S. 45.
Zit. nach Mao Tse-tung, »Instruktion des Oberkommandos der Chinesischen Volksbefreiungsarmee über die erneute Bekanntmachung der drei Hauptregeln der Disziplin und der acht Punkte zur Beachtung (10. Oktober 1947)«, in: ders., Ausgewählte Werke, Bd. IV, Peking 1969, S. 160.
Paret, French Revolutionary Warfare, S. 7.
Peter Paret, John W. Shy, Guerrillas in the 1960’s, in: Princeton Studies in World Politics, Bd. 1, überarbeitete Ausgabe, New York 1962, S. 39.
Paret, French Revolutionary Warfare, S. 10f.
Ebd., S. 12.
Paret/Shy, Guerrillas in the 1960’s, S. 6–15, 17 und 24 Anm. 9, dabei bezugnehmend auf T.E. Lawrence, »The Evolution of a Revolt«, in: The Army Quarterly 41 (Oktober 1920), sowie Peter Paret, »Internal War and Pacification: The Vendée, 1789–1796«, Research Monograph 12, hg. vom Center for International Studies, Princeton 1961.
Paret/Shy, Guerrillas in the 1960’s, S. 40f.
Ebd., S. 41 und 51.
Ebd., S. 45 und 49.
Siehe Jean-Jacques Servan-Schreiber, Lieutenant en Algérie, Paris 1957, Antoine Argoud, »La guerre psychologique«, in: Revue de defense nationale (März/April 1948) und Jean Nemo, »Réflexions sur la guerre subversive«, 30. Dezember 1958; vgl. Grégor Mathias, Galula in Algeria: Counterinsurgency Practice versus Theory, Santa Barbara (CA) 2011, S. 25–27. Zu Argoud siehe Lazreg, Torture and the Twilight of Empire, S. 88–93.
Bernard F. Fall, »A Portrait of the ›Centurion‹«, in: Trinquier, Modern Warfare, S. xiii und vii; Anderson, »Revolutionary Warfare after 1945«.
Trinquier, Modern Warfare, S. 6, 4 und 35 (Hervorhebung im letzten Zitat hinzugefügt).
Einzelheiten zur Biographie David Galulas finden sich in Marlowe, David Galula, Mathias, Galula in Algeria sowie in A.A. Cohen, Galula: The Life and Writings of the French Officer Who Defined the Art of Counterinsurgency, Santa Barbara (CA) 2012.
David Galula, Einleitung zu Counterinsurgency Warfare: Theory and Practice, New York 1964, S. x; Mathias, Galula in Algeria, S. 7; Marlowe, David Galula, S. 27.
Galula, Counterinsurgency Warfare, S. 56.
US Department of the Army (Hg.), Counterinsurgency, Field Manual 3-24, Washington, DC, Dezember 2006 (im Folgenden »FM«), S. 35. Wie seine Biographin Paula Broadwell in All In: The Education of General David Petraeus (New York 2012, S. 54 und 59) schreibt, verfasste General Petraeus das Feldhandbuch im Jahre 2006, als er sich zwischen seinen dienstlichen Reisen in den Irak in Fort Leavenworth aufhielt. Sein Feldhandbuch sollte den Spitznamen »König Davids Bibel« erhalten. Siehe allgemein dazu Fred Kaplan, The Insurgents: David Petraeus and the Plot to Change the American Way of War, New York 2014.
FM, S. 36.
Zu General Petraeus’ 24 Punkte umfassendem Memorandum, das eine Anleitung für sein Feldhandbuch enthält, siehe Broadwell, All In, S. 59, und David Galula, Pacification in Algeria 1956–1958 (1963; Neuauflage Santa Monica 2006), S. 246. Siehe auch Galula, Counterinsurgency Warfare, S. 58.
Galula, Pacification in Algeria, S. 69; FM, S. 51; siehe auch ebd., S. 35 (»Normalerweise ist es für Rebellen nicht ausreichend, wenn sie 51 Prozent der Unterstützung der Öffentlichkeit erlangen; eine klare Mehrheit ist oft von entscheidender Bedeutung. Eine passive Bevölkerung hingegen kann aber ausreichend sein, dass eine weithin unterstützte Rebellion die politische Macht an sich reißen kann«), sowie David C. Gompert, John Gordon, War by Other Means: Building Complete and Balanced Capabilities for Counterinsurgency, RAND Corporation, Santa Monica 2008, S. 76 (»Das Volk wird entscheiden, ob der Staat oder die Aufständischen eine bessere Zukunft versprechen, und in einem hohen Maße auch, wem von beiden die Chance dazu tatsächlich gegeben wird«).
Zit. in Broadwell, All In, S. 59.
FM, S. 41.
Ebd., S. 39f., Galula wird dort zitiert nach ders., Counterinsurgency Warfare, S. 89 (Hervorhebung hinzugefügt).
FM, S. 53 (Galula wird dort zitiert nach ders., Counterinsurgency Warfare, S. 89) und 68 sowie ebd., S. 150 (Sir Robert Thompson wird dort zitiert nach ders., Defeating Communist Insurgency, New York, Washington 1966, S. 171). In der Ausgabe der University of Chicago Press von 2006 folgt die Danksagung der Signatur und dem kurzen Vorwort; in der Onlinefassung steht zwischen beiden das Inhaltsverzeichnis.
John A. Nagl, Vorwort zu The U.S. Army/Marine Corps Counterinsurgency Field Manual, Chicago 2007, S. xix, sowie Sarah Sewell, Einleitung zu The U.S. Army/Marine Corps Counterinsurgency Field Manual, S. xxiv. Petraeus’ Feldhandbuch »enthält wesentliche Erkenntnisse des französischen Gurus der Aufstandsbekämpfung, David Galula« (Mathias, Galula in Algeria, S. xiii).
Die Fortentwicklung dieser Einschätzung Petraeus’ ist im Vorwort zur französischen Übersetzung von Galulas Counterinsurgency Warfare aus dem Jahr 2008 enthalten; David Petraeus, John Nagl (Hg.), Vorwort zu Contre-insurrection: théorie et pratique, Paris 2008. Zu näheren Analysen dazu siehe Mathias, Galula in Algeria, S. xiii, und A.A. Cohen, Galula, S. xviii–xviii. Viele Praktiker und Theoretiker der Aufstandsbekämpfung stimmen heute mit General Petraeus’ Einschätzung von Galulas Bedeutung und Einfluss überein. Dazu zählen auch General Stanley A. McChrystal, der 2009 Oberbefehlshaber über alle US- und NATO-Truppen in Afghanistan war, der französische General Ollivier, Kommandeur der strategischen Schaltzentrale der französischen Armee (Centre de doctrine d’emploi des forces oder CDEF), sowie der amerikanische Aufstandsbekämpfungsexperte David H. Ucko. Siehe Mathias, Galula in Algeria, S. xiii und 111 Anm. 2, Bertrand Valeyre, Alexandre Guérin, »De Galula à Petraeus, l’héritage français dans la pensée américaine de la contre-insurrection«, in: Cahier de la recherché doctrinale (Juni 2009), sowie David H. Ucko, Vorwort zu Mathias, Galula in Algeria, S. xi.
Man könnte denken, man hätte The Wind from the East: French Intellectuals, the Cultural Revolution, and the Legacy of the 1960s des Ideengeschichtlers Richard Wolin vor sich liegen, der darin dem Einfluss von Maos Denken auf französische Intellektuelle wie Michel Foucault, Jean-Paul Sartre, Julia Kristeva, Philippe Sollers und Jean-Luc Godard nachgeht. Vielleicht sollten wir diese Liste auch noch um General David Petraeus ergänzen.
FM S. 7, 11–13, 14, 159 und 258.
Mao Tse-tung, »Rundschreiben des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas über die Friedensverhandlungen mit den Kuomintang«, 26. August 1945, in: ders., Ausgewählte Werke, Bd. IV, S. 45–49; siehe auch ders., »Aktuelle Probleme der Taktik in der antijapanischen Einheitsfront«, in: ders., Ausgewählte Werke, Bd. II, Peking 1968, S. 497–507.
Chiu, »Chinese Communist Revolutionary Strategy, 1945– 1949«, S. 29 und 31.
Roger Trinquier, La guerre moderne, Paris 1961; ders., Modern Warfare; Fall, »A Portrait of the ›Centurion‹, S. ix, und Niccolò Machiavelli, Il Principe/Der Fürst, Stuttgart 1986, Kap. 17, S. 129.
Trinquier, Modern Warfare, S. 8f.
Ebd., S. 113 und 115.
Ebd., S. 2–23 und 43.
Fall, »A Portrait of the ›Centurion‹«, S. xv.
Général Paul Aussaresses, Services Spéciaux. Algérie 1955– 1957, Paris 2001; ders., The Battle of the Casbah: Terrorism and Counter-Terrorism in Algeria 1955–1957, New York 2004; siehe außerdem Chaliand, Guerrilla Strategies, S. 29 (Hervorhebung hinzugefügt).
Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 13; ders., Services Spéciaux, S. 26.
Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 128; ders., Services Spéciaux, S. 155.
Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 19f.; ders., Services Spéciaux, S. 34. Das folgende Blockzitat steht auf S. 128 (S. 155f. im französischen Original).
Benjamin Stora, Algeria 1830–2000: A Short History, Ithaca 2001, S. 50. Marnia Lazreg legt mit ihrem akribisch recherchierten Buch Torture and the Twilight of Empire vielleicht die detaillierteste und eindringlichste Darstellung der vollständigen Ethnographie der Folter in Algerien vor; siehe Lazreg, Torture and the Twilight of Empire, S. 111–169. General Jacques Massu, The Real Battle of Algiers, zit. nach Michael T. Kaufman, »The World: Film Studies; What Does the Pentagon See in ›Battle of Algiers‹?«, in: New York Times, 7. September 2003.
Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 128; ders., Services Spéciaux, S. 155.
Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 124 und 126; ders., Services Spéciaux, S. 151 und 153.
Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 126; ders., Services Spéciaux, S. 153.
Stora, Algeria 1830–2000, S. 50; siehe auch George Armstrong Kelly, Lost Soldiers: The French Army and Empire in Crisis, 1947–1962, Cambridge (MA) 1965, S. 196–205. Zu weiteren Diskussionen von Folter und summarischen Exekutionen siehe Lazreg, Torture and the Twilight of Empire, S. 53–55, sowie Richard Wolin, The Wind from the East.
Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 129f.; ders., Services Spéciaux.
»Colonel Roger Trinquier: la bataille d’Alger«, INA, 12. Juni 1970, online unter http://www.ina.fr/video/CAF86015674 sowie auf YouTube unter https://www.youtube.com/watch?v=JLy_MjvaYhw, letzter Zugriff jeweils 15. August 2018. Besonderen Dank an Raphaëlle Jean Burns dafür, dass er mich darauf aufmerksam gemacht hat.
Die wesentliche hierzu zu konsultierende Quelle wäre Alistair Hornes Buch A Savage War of Peace – Algeria 1954–62, New York 2006. Siehe auch Kelly, Lost Soldiers, S. 196ff.
Henri Alleg, Die Folter. Mit Geleitworten von Jean-Paul Sartre und Eugen Kogon, Wien 1958, S. 55.
Jean-Paul Sartre, Vorwort zu Alleg, Die Folter, S. 17.
Zit. nach Jean-Paul Sartre, Vorwort zu Henri Alleg, The Question, Lincoln, London 2006, S. xxviii.
Geoff Demarest, »Let’s Take the French Experience in Algeria Out of US Counterinsurgency Doctrine«, in: Military Review (Juli/August 2010), S. 24 Anm. 7, wo Galula, Pacification in Algeria, S. 183, zitiert wird.
Galula, Pacification in Algeria, S. 118f. Auf S. 118 des Textes heißt es: »Bakouch sperrte Amar in einen der Öfen der Bäckerei und sagte ihm, dass er darin Feuer machen würde, sollte er nicht reden. Nach zehn Minuten schrie Amar, dass er herausgelassen werden wollte, und erklärte, dass er jetzt bereit sei zu reden.« Auf S. 119 schreibt Galula, dass er nach Inaugenscheinnahme des Ofens das System für »magisch« hielt und es anzuwenden gedachte; er verlangte aber, dass jeder, der den Ofen benutzen wollte, vorher zu ihm kommen müsste (nicht weil er moralische Bedenken gehabt hätte – er erklärte vielmehr, dass er dies forderte, um die Kontrolle zu behalten).
Galula, zit. in Mathias, Galula in Algeria, S. 62.
Galula, Pacification in Algeria, S. 77 und 103.
Demarest, »Let’s Take the French Experience«, S. 21, wo Galula, Pacification in Algeria, S. 262 und 268, zitiert wird; zudem Galula, Pacification in Algeria, S. 258–261. Darin findet sich ein Anhang zu Galulas Text, der eine Betrachtung darüber enthält, warum seine Bemühungen nicht so erfolgreich gewesen sind wie von ihm vorhergesagt und in dem er über seine Kontrolle über die Bewegungen der Bevölkerung sowie über sein System nachdenkt, absolute Loyalitätsbeweise zu belohnen und jedes Anzeichen von Illoyalität zu bestrafen. Trinquier, Modern Warfare, S. 113.
Siehe Gompert/Gordon, War by Other Means, S. 90 Anm. 8.
Fall, »A Portrait of the ›Centurion‹«, S. xiii; Aussaresses, The Battle of the Casbah, S. 164; ders., Services Spéciaux, S. 196; Marlowe, David Galula, S. 41f. Siehe auch Mathias, Galula in Algeria, S. 99. Aussaresses, Galula und der Wissenschaftler Bernard Fall lehrten in Fort Bragg.
Kaufman, »The World: Film Studies«.
Marlowe, David Galula, S. 7–9 und 14–15; zudem Stephen T. Hosmer, Sibylle O. Crane, Counterinsurgency: A Symposium, 16.–20. April 1962, RAND Corporation, Santa Monica, November 1962, S. xx.
Galula, Counterinsurgency Warfare. Galula verfasste dieses Buch, als er zwischen 1962 und 1964 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for International Affairs der Harvard University tätig war. Veröffentlicht wurde es von Frederick A. Praeger, der in den frühen 60er Jahren über ein Dutzend weitere Monographien zur Theorie der Aufstandsbekämpfung publizierte. Praeger verantwortete zudem die Reihe Princeton Studies in World Politics für das Center of International Studies an der gleichnamigen Universität. Peter Paret war seit 1960 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Princeton Center for International Studies und veröffentlichte im Rahmen dieser Reihe sowohl Guerrillas in the 1960’s (zusammen mit John W. Shy) als auch French Revolutionary Warfare from Indochina to Algeria. Galulas Beziehung zu RAND besteht bis heute. 2006 veröffentlichte das Unternehmen endlich offiziell dessen Buch von 1963, Pacification in Algeria, ebenso wie eine Neuausgabe der Schrift über das Symposion von 1962. Siehe Hosmer/Crane, Counterinsurgency: A Symposium. RAND betont auch weiterhin Galulas Bedeutung für die eigene laufende Forschung zur Aufstandsbekämpfung, wie etwa in David Gomperts und John Gordons umfassendem, 519 Seiten langen RAND-Bericht namens War by Other Means.
Siehe Mathias, Galula in Algeria, S. 103, der Galulas Einfluss in Vietnam untersucht, auch den, den er auf die Operation PHOENIX ausgeübt hat. Marlowe berichtet, dass »Tennenbaum anmerkte, einer der Architekten des Phoenix-Programms in Vietnam, Nelson Brickham, sei von Galulas [Buch] Counterinsurgency Warfare ›sehr fasziniert‹ gewesen und habe es überall in Vietnam mit sich herumgetragen« (Marlowe, David Galula, S. 15). Marlowe selbst erkennt hier hingegen alles in allem einen eher geringen Einfluss. Siehe ebd., S. 14.
Paret, French Revolutionary Warfare, S. 66–76.
Paret/Shy, Guerrillas in the 1960’s, S. 47.
Paret, French Revolutionary Warfare, S. 73f.
FM, S. 252.
Broadwell, All In, S. 204f.
Demarest, »Let’s Take the French Experience«, S. 19.
US Department of the Army, Insurgencies and Countering Insurgency, Field Manual 3-24, MCWP 3-33.5, Washington, DC, Mai 2014, sowie Anderson, »Revolutionary Warfare after 1945«, S. 22.
Andy Müller-Maguhn u.a., »Treasure Map: The NSA Breach of Telekom and Other German Firms«, in: Der Spiegel, 14. September 2014, online unter http://www.spiegel.de/international/world/snowden-documents-indicate-nsa-has-breached-deutsche-telekom-a-991503.html, letzter Zugriff 16. August 2018.
FM, S. 41.
Wie viele Kommentatoren angemerkt haben, wird die Theorie der Aufstandsbekämpfung oft in »feind-« und »bevölkerungszentrierte« Ansätze unterteilt. Siehe dazu beispielsweise Sitaraman, The Counterinsurgency’s Constitution, S. 5. Ich vertrete die Auffassung, dass beide separate Dimensionen der Aufstandsbekämpfungstheorie darstellen.
FM, S. 41; Sitaraman, The Counterinsurgency’s Constitution, S. 5 und 149.
FM, S. 49.
Wie der Historiker Edgar O’Ballace über den Krieg in Algerien schreibt, »kann man es so zusammenfassen, dass vom militärischen Standpunkt aus gesehen der Krieg von den Aufständischen verloren wurde, sie ihn aber mit politischen und diplomatischen Mitteln doch gewonnen haben«. Edgar O’Ballance, The Algerian Insurrection, 1954–62, Hamden 1967, S. 220.
FM, S. 37 und 39.
Michael Hayden, Playing to the Edge: American Intelligence in the Age of Terror, New York 2016.
FM, S. 51.
Siehe allgemein dazu: National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States, The 9/11 Commission Report (2004), online unter https://www.9-11commission.gov/report/911Report.pdf, letzter Zugriff 16. August 2018, sowie Richard Posner, Preventing Surprise Attacks: Intelligence Reform in the Wake of 9/11, Lanham 2005.
James Bamford, The Shadow Factory: The NSA from 9/11 to the Eavesdropping on America, New York 2009, S. 102, und Daniel Solove, Nothing to Hide: The False Tradeoff Between Privacy and Security, New Haven 2011, S. 183–185.
David Cole, »Can the NSA Be Controlled?«, in: The New York Review of Books, 19. Juni 2014, S. 17, online unter http://www.nybooks.com/articles/archives/2014/jun/19/can-nsa-be-controlled, letzter Zugriff 16. August 2018.
Dan Eggen, Paul Kane, »Gonzales Hospital Episode Detailed«, in: Washington Post, 16. Mai 2007, online unter http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/05/15/AR2007051500864.html, letzter Zugriff 16. August 2018, sowie Bernard E. Harcourt, Exposed: Desire and Disobedience in the Digital Age, Cambridge (MA) 2015.
Gompert/Gordon, War by Other Means, S. 137 und ebd., Anm. 25. Zu einem faszinierenden frühen Beispiel für ein von RAND und dem Pentagon gemeinsam durchgeführtes Projekt zur Erlangung totaler Informationskenntnis über eine Bevölkerung hören Sie bitte Malcolm Gladwells Podcast »Saigon 1965«; in: Revisionist History (Podcast), Staffel 1, Episode 2, online unter http://revisionisthistory.com/seasons, letzter Zugriff 17. August 2018.
Lewis, Einleitung zu The Torture Papers, S. xiii–xvi.
Senatsbericht, S. 53f. und 69.
Ebd., S. 77.
Marie-Monique Robin, Escadrons de la mort, l’école française, Paris 2004, S. 55.
Senatsbericht, S. 30f., 33 und 77.
Ebd., S. 35.
Ebd.
Ebd., S. 18.
Ebd., S. 18 und 22f.
Ebd., S. 36, 36f. und 38 (Hervorhebung hinzugefügt).
Ebd., S. 118.
Ebd.,S. 69f. (Vorfälle mit Handfeuerwaffen und Bohrern führten zu Disziplinarmaßnahmen gegen den zuständigen CIA-Agenten und den Leiter der Einrichtung, siehe Senatsreport, S. 70), 117 (die »Platzierung eines Besenstiels hinter den Knien eines Häftlings, während sich dieser in einer Stressposition befand«, führte zum Entzug der Zulassung des Vernehmers), 76 (Verhörplan für Ramzi Binalshibh, der Vorbildcharakter annehmen sollte) und 81f. (Verhörplan für Chalid Scheich Mohammed).
Ebd., S. 115f.
Greenberg/Dratel (Hg.), The Torture Papers, S. 122 und 134f.
Ebd., S. 119f.
Ebd., S. 122 und 222.
Ebd., S. 213f. (Hervorhebung hinzugefügt).
Ebd., S. 227f., 237 und 360f.
Diese Metaphern von den tickenden Zeitbomben sind allerdings selbst sehr irreführend und verschleiern die Realität der Folter. Siehe dazu generell Michelle Farrell, The Prohibition of Torture in Exceptional Circumstances, Cambridge 2013.
Wiedergegeben in Lu Ann Homza, The Spanish Inquisition, 1478–1614: An Anthology of Sources, Indianapolis 2006, S. 45f. Siehe auch die Darstellungen des Notars über die Anwendung der Streckbank und der Wasserfolter bei den Ermittlungen gegen María González in Toledo 1513, wiedergegeben ebd., S. 56f.
Siehe zum Beispiel Greenberg/Dratel (Hg.), The Torture Papers, S. 229.
Siehe etwa Gompert/Gordon, War by Other Means, S. 6f., sowie Sitaraman, The Counterinsurgency’s Constitution, S. 35–38.
Ich gehe allerdings nicht so weit wie Marnia Lazreg, die in ihrem Buch Torture and the Twilight of Empire behauptet, dass Folter das direkte und notwendige Resultat der Theorie der modernen Kriegsführung sei oder dass diese »ohne ihre Anwendung [der Folter] nicht erfolgreich implementiert werden könnte«. Siehe Lazreg, Torture and the Twilight of Empire, S. 15; siehe auch ebd., S. 3. Bestimmten Varianten der Theorie der Aufstandsbekämpfung zufolge kann Folter vermieden und durch Surrogate wie psychologische Verfahren oder Drohnenangriffe ersetzt werden. Das rettet diese Theorie jedoch nicht. Sie repräsentiert einfach nur verschiedene Stile der modernen Kriegsführung.
Laleh Khalili, Time in the Shadows: Confinement in Counterinsurgencies, Stanford 2013.
Mohamedou Ould Slahi, Das Guantánamo-Tagebuch, hg. von Larry Siems, Stuttgart 2015, S. 85.
Ebd., S. 85f.
Ebd., S. 86.
Ebd., S. 88.
Die Kontinuitäten in der Behandlung von festgenommenen Verdächtigen über die Geschichte der Aufstandsbekämpfung hinweg wird gründlich analysiert in Khalili, Time in the Shadows.
Giorgio Agamben, Homo Sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben, Frankfurt/M. 2002, S. 187.
Jenifer Fenton, »Freed Guantanamo Detainees: Where are they now?«, Al Jazeera, 11. Januar 2016, online unter http://www.aljazeera.com/indepth/features/2016/01/released-guantanamo-bay-detainees-160110094618370.html, und Noah Rayman, »Where Are All Those Freed Guantanamo Detainees Now?«, in: Time, 8. Dezember 2014, online unter http://time.com/3624445/guantanamo-detainees-uruguay/, letzter Zugriff jeweils 18. August 2018.
Andrew Taylor, »Speaker: Legal Steps to Stop Obama from Closing Guantánamo«, in: US News & World Report, 24. Februar 2016, online unter https://www.usnews.com/news/politics/articles/2016-02-24/speaker-legal-steps-to-stop-obama-from-closing-guantanamo, letzter Zugriff 18. August 2018.
Tom Kludt, »Gitmo Diary Cracks Amazon’s Top-Sellers List«, CNN: Media, 21. Januar 2015, online unter http://money.cnn.com/2015/01/20/media/guantanamo-diary-mohamedou-ould-slahi-aclu/; »Guantánamo Diary«, Little, Brown and Company, online unter https://www.littlebrown.com/titles/larry-siems/guantánamo-diary/9780316328609/; »Zero Dark Thirty«, Box Office Mojo, online unter http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=binladen.htm, letzter Zugriff jeweils 19. August 2018. Der Film hat über 132800000 Dollar an der Kinokasse eingespielt, was bei einem durchschnittlichen Ticketpreis von 8,15 $ (dem damaligen landesweiten Durchschnitt) bedeuten würde, dass über 16 Millionen Karten verkauft wurden.
Slavoj Žižek, »Zero Dark Thirty: Hollywood’s Gift to American Power«, in: Guardian, 25. Januar 2013, online unter https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/jan/25/zero-dark-thirty-normalises-torture-unjustifiable, letzter Zugriff 19. August 2018.
Chamayou, Ferngesteuerte Gewalt, S. 57.
The Bureau of Investigative Journalism, »Drone Warfare«, online unter https://www.thebureauinvestigates.com/projects/drone-war, letzter Zugriff 19. August 2018.
Ken Dilanian u.a., »US Launches Airstrikes in Yemen«, NBC News, 2. März 2017, online unter http://www.nbcnews.com/news/us-news/u-s-launches-air-strikes-yemen-n728186, letzter Zugriff 19. August 2018.
Murtaza Hussain, »US Has Only Acknowledged a Fifth of Its Lethal Strikes, New Study Finds«, in: The Intercept, 13. Juni 2017, online unter https://theintercept.com/2017/06/13/drone-strikes-columbia-law-human-rights-yemen/; Alex Moorehead, Waleed Alhariri, »US Secrecy and Transparency in the Use of Lethal Force«, in: Just Security, 13. Juni 2017, online unter https://www.justsecurity.org/42059/u-s-secrecy-transparency-lethal-force/, letzter Zugriff jeweils 19. August 2018.
Chamayou, Ferngesteuerte Gewalt, S. 73–75.
David Kilcullen, Andrew McDonald Exum, »Death from Above, Outrage Down Below«, in: New York Times, 16. Mai 2009, online unter http://www.nytimes.com/2009/05/17/opinion/17exum.html, letzter Zugriff 19. August 2018, zit. nach Chamayou, Ferngesteuerte Gewalt, S. 76.
Chamayou, Ferngesteuerte Gewalt, S. 72.
Ebd., S. 24.
Kilcullen/Exum, »Death from Above, Outrage Down Below«.
Direktor der nationalen Nachrichtendienste der USA, »Summary of Information Regarding US Counterterrorism Strikes Outside Areas of Active Hostilities«, online unter https://www.dni.gov/files/documents/Newsroom/Press%20Releases/DNI+Release+on+CT+Strikes+Outside+Areas+of+Active+Hostilities.PDF; Büro des Pressesprechers des Weißen Hauses, »Executive Order on the US Policy on Pre & Post-Strike Measures«, Das Weiße Haus, Berichte und Mitteilungen, 1. Juli 2016, online unter https://www.whitehouse.gov/the-press-office/2016/07/01/fact-sheet-executive-order-us-policy-pre-post-strike-measures-address, sowie Charlie Savage, Scott Shane, »US Reveals Death Toll From Airstrikes Outside War Zones«, in: New York Times, 1. Juli 2016, online unter http://www.nytimes.com/2016/07/02/world/us-reveals-death-toll-from-airstrikes-outside-of-war-zones.html, letzter Zugriff jeweils 20. August 2018.
Savage/Shane, »US Reveals Death Toll«.
Jack Serle, »Obama Drone Casualty Numbers a Fraction of Those Recorded by the Bureau Comments«, Bureau of Investigative Journalism, 1. Juli 2016, online unter https://www.thebureauinvestigates.com/2016/07/01/obama-drone-casualty-numbers-fraction-recorded-bureau/; Savage/Shane, »US Reveals Death Toll«, sowie Greg Miller, »Why the White House Claims on Drone Casualties Remain in Doubt«, in: Washington Post, 1. Juli 2016, online unter https://www.washingtonpost.com/world/national-security/why-the-white-house-claims-on-drone-casualties-remain-in-doubt/2016/07/01/7eb968e8-3c70-11e6-a66f-aa6c1883b6b1_story.html?utm_term=.5e519839e321, letzter Zugriff jeweils 20. August 2018.
»Out of the Shadows: Recommendations to Advance Transparency in the Use of Lethal Force«, Columbia Law School Human Rights Clinic, Sana’a Center for Strategic Studies, Juni 2017, online unter https://www.outoftheshadowsreport.com/, letzter Zugriff 20. August 2018, sowie Hussain, »US Has Only Acknowledged a Fifth of Its Lethal Strikes«.
Bureau of Investigative Journalism, »Strikes in Afghanistan«, online unter https://www.thebureauinvestigates.com/projects/drone-war/charts?show_casualties=1&show_injuries=1&show_strikes=1&location=afghanistan&from=2015-1-1&to=now, letzter Zugriff 20. August 2018.
Kilcullen/Exum, »Death from Above, Outrage Down Below«.
Henry Barnes, »›The PTSD Stems from This Dirty Work‹: New Film Documents Regretful Drone Pilots«, in: Guardian, 15. Februar 2016, online unter https://www.theguardian.com/film/2016/feb/15/sonia-kennebeck-us-air-force-drone-war-home-roost, letzter Zugriff 20. August 2018. Hugh Gusterson untersucht die Fragen von Nähe und Distanz bei remote killings in seinem Buch Drone: Remote Control Warfare, Cambridge (MA) 2016.
Eric Fair, »An Iraq Interrogator’s Nightmare«, in: Washington Post, 9. Februar 2007, online unter http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/02/08/AR2007020801680.html, letzter Zugriff 20. August 2018, und Eric Fair, Consequence: A Memoir, New York 2016.
Eric Fair, »Owning Up to Torture«, in: New York Times, 19. März 2016, online unter http://www.nytimes.com/2016/03/20/opinion/sunday/owning-up-to-torture.html, letzter Zugriff 20. August 2018.
Zu einigen davon siehe Eric Fair bei Democracy Now, online unter https://youtu.be/2oGh93UnxQg und https://youtu.be/VRQzf2QcidA, oder die Drohnenpiloten ebd., online unter https://youtu.be/S6sqUJaxMdM und https://youtu.be/ArlvkgvfvgA, letzter Zugriff jeweils 20. August 2018.
Chamayou, Ferngesteuerte Gewalt, S. 28, 30 und 185.
Theodor W. Adorno, Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben (1944/1951; Nachdruck Berlin 2007); zudem diskutiert in Chamayou, Ferngesteuerte Gewalt, S. 213–215.
Siehe Chris Woods, Jack Serle, »Hostage Deaths Mean 38 Westerners Killed by US Drone Strikes, Bureau Investigation Reveals«, Bureau of Investigative Journalism, 23. April 2015, online unter https://www.thebureauinvestigates.com/2015/04/23/hostage-deaths-mean-38-westerners-killed-us-drone-strikes/, letzter Zugriff 20. August 2018.
Trinquier, Modern Warfare, S. 105, sowie FM, S. 35.
Rosa Brooks, How Everything Became War and the Military Became Everything: Tales from the Pentagon, New York 2016, S. 14, 341 und 344.
Siehe allgemein Kap. 2 in Mathias, Galula in Algeria, das im Detail aufzählt, was Galula tatsächlich im algerischen Djebel Aïssa Mimoun getan hat.
FM, S. 54f.
FM,S. 98; siehe auch Sitaraman, The Counterinsurgency’s Constitution, S. 11 und 38. »In ökonomischer Hinsicht streben Aufstandsbekämpfer ein stabiles Umfeld an, das Wiederaufbau- und Entwicklungsprojekte fördert. In sozialer Hinsicht stellen sie grundlegende Dienstleistungen wie Wasser, Abwasser und Müllabfuhr bereit und repräsentieren die lokalen religiösen und kulturellen Sitten« (ebd., S. 11).
Peter Baker, »Trump Chooses H.R. McMaster as National Security Adviser«, in: New York Times, 20. Februar 2017, online unter https://www.nytimes.com/2017/02/20/us/politics/mcmaster-national-security-adviser-trump.html, letzter Zugriff 21. August 2018; siehe zudem FM, S. 375, und »Clear-Hold-Build in Tal Afar, 2005–2006: Office of the Assistant Secretary of Defense (Public Affairs)«, Pressekonferenz mit Col. H.R. McMaster, 27. Januar 2006.
FM, S. 183f.
Galula, Counterinsurgency Warfare, S. 78.
Zit. in Broadwell, All In, S. 59 und 61f.
Ebd., S. 62.
Matthieu Aikins, »The Bidding War«, in: New Yorker, 7. März 2016, online unter https://www.newyorker.com/magazine/2016/03/07/the-man-who-made-millions-off-the-afghan-war, sowie Alissa J. Rubin, »Afghan Commander Issues Rules on Contractors«, in: New York Times, 12. September 2010, online unter http://www.nytimes.com/2010/09/13/world/13petraeus.html, letzter Zugriff jeweils 21. August 2018.
Aikins, »The Bidding War«.
Ebd.
Ebd.
Ebd.; Broadwell, All In, S. 77–79, sowie Rubin, »Afghan Commander Issues Rules on Contractors«.
Chaliand, Guerrilla Strategies, S. 29; Lazreg, Torture and the Twilight of Empire, S. 58. In diesem Zusammenhang lautet eine interessante Feststellung, dass David Galula im Anschluss an sein Kommando in Algerien mehrere Jahre lang im Bereich der Gegenpropaganda via Rundfunk für die »Psychologische Aktionsabteilung« des französischen Verteidigungsministeriums tätig war. Siehe Kap. 5 in Mathias, Galula in Algeria.
Kimberly Dozier, »Anti-ISIS-Propaganda Czar’s Ninja War Plan: We Were Never Here«, in: The Daily Beast, 15. März 2016, online unter http://www.thedailybeast.com/articles/2016/03/15/obama-s-new-anti-isis-czarawants-to-use-algorithms-to-target-jihadis.html, letzter Zugriff 22. August 2018.
Weitere Kommentare zu Targets Fähigkeit, gerade schwanger gewordene Frauen zu identifizieren, siehe Harcourt, Exposed, S. 124, 196 und 246; siehe auch Dozier, »Anti-ISIS-Propaganda Czar’s Ninja War Plan«.
Dozier, »Anti-ISIS-Propaganda Czar’s Ninja War Plan«.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Galula, Pacification in Algeria, S. 102.
Dozier, »Anti-ISIS-Propaganda Czar’s Ninja War Plan«.
Siehe Aussaresses, Services Spéciaux, sowie ders., The Battle of the Casbah.
General Massu, The Real Battle of Algiers, zit. in Kaufman, »The World: Film Studies«.
Trinquier, Modern Warfare, S. 113.
Die Idee eines Regierens durch Terror, die ich in diesem Kapitel entwickle, ist Foucaults Schriften zur Gouvernementalität ebenso verpflichtet wie Ian Hackings und Jonathan Simons brillantem Buch Governing Through Crime (New York 2006) über Regierungstechniken im Krieg gegen das Verbrechen.
Alleg, Die Folter, S. 27, 30 und 33.
Page DuBois, Torture and Truth, New York 1991, S. 7 und 152.
Ebd., S. 64f.
Ebd., S. 35.
Das soll nicht heißen, dass die Westgoten nicht gefoltert hätten. Auch diese hatten Regeln und Normen, die sich um die Anwendung der Folter drehten – und die vielleicht sogar »verantwortungsbewusster« waren, insofern sie der Person, die die Folter ausübte, mehr Verantwortung zuwiesen. Siehe Robert Burns’ Zusammenfassung der westgotischen Bestimmungen, die an dieser Stelle von besonderem Interesse sind, in Las Siete Partidas, hg. von Robert I. Burns, Philadelphia 2000 (im Folgenden »LSP«), S. 1462; siehe auch Jesús R. Velasco, Dead Voice, Philadelphia (im Erscheinen).
LSP, S. 650 und 1459f. Die Haftungshinweise sind besonders interessant. Homza schreibt dazu: »Die Inquisitoren wiesen die Angeklagten ausdrücklich darauf hin, dass sämtliche Verletzungen, die sie während der Folter erleiden, in ihrer eigenen Verantwortung lägen« (Homza, The Spanish Inquisition, S. xxv). Wir lesen dies über jeden einzelnen Einsatz der Folter. So erklärten, um noch einmal auf Marina González’ Verfahren im Toledo des Jahres 1494 zurückzukommen, die Inquisitoren, »dass, falls ihr im Verlaufe der Folter ein Übel, eine Schädigung, eine Verwundung oder der Tod widerführe, dies ihre eigene Schuld und nicht die ihrige sei« (ebd., S. 45). Und im Verfahren gegen María González in Toledo 1513 betonten die Inquisitoren, dass, »falls sie während der Folter Tod oder Verwundung erfahren oder den Verlust eines Körperglieds erleiden sollte, so läge dies in ihrer eigenen Verantwortung« (ebd., S. 55). In den Partidas hingegen schien die Verantwortung den Inquisitoren zugewiesen worden zu sein.
Ebd., S. xiii–xiv und 64–79.
Ebd., S. xiv; LSP, S. 1462 Anm.
Emmanuel Le Roy Laudrie, Montaillou: The Promised Land of Error, New York 1978, S. xiv f. [der zitierte Abschnitt fehlt in der Einleitung der deutschen Übersetzung Montaillou. Ein Dorf vor dem Inquisitor 1294–1324, Berlin 1980; Anm. d. Übers.].
Siehe allgemein dazu Karen J. Greenberg, Rogue Justice: The Making of the Security State, New York 2016, S. 174–182.
Bob v.State, 32 Ala., S. 560 und 562 (1858).
Mose v.State, 36 Ala., S. 211 und 226 (1860).
State v.Clarissa, 11 Ala. 57 (1847), siehe S. 61f.
Ebd., S. 62.
Wie der Oberste Gerichtshof erklärte, hatten die Sklavenhalter ein »Interesse daran, eine Verurteilung zu verhindern, deren Konsequenz der sichere Verlust der Hälfte und der mögliche Verlust seines ganzen Wertes wäre«. The State v.Marshall, 8 Ala., S. 302 und 307 (1845).
325605621858