THiLO | Juul Adam Petry
Die Belagerung von Hot Hole
Cold Blood Cooper's Mission Five
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FISCHER E-Books
Illustrationen von Timo Müller-Wegner und Stefani Kampmann
Den Großteil seiner Kindheit verbrachte THiLO in der elterlichen Buchhandlung. Anschließend schaute er sich in Afrika, Asien und Mittelamerika um, bevor er mit Freunden als Kabarett-Trio »Die Motzbrocken« durch die Lande zog. Heute lebt THILO mit seiner Frau und vier Kindern in Mainz und schreibt neben seinen Romanen Geschichten und Drehbücher. Im Alter von 12 bis 14 Jahren zockte er die Vorvorvorvorgänger von Fortnite und anderen Spielen auf seinem Commondore 64.
Juul Adam Petry, Jahrgang 2006, jagte mit seinen Freunden schon im Kleinkindalter mit Stöcken bewaffnet durch die Wälder. Dabei lernte er eine wichtige Lektion: Ein Krieger weiß auch, wann er sich zurückziehen muss. Wie bei einer guten Fußballmannschaft kann ein Sieg nur durch die richtige Mischung von Angriff und sicherer Deckung gelingen – eine Taktik, die er auch als begeisterter Spieler von Fortnite anwendet.
Originalausgabe
Erschienen bei FISCHER E-Books
Epic Games, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Epic, Epic Games, Fortnite, das Logo von Fortnite sind Warenzeichen oder eingetragene Warenzeichen von Epic Games, Inc. in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern.
Kein offizielles Fortnite-Produkt. Nicht von Epic Games genehmigt oder mit Epic Games verbunden.
Innenillus: Timo Müller-Wegner und Stefani Kampmann
Covergestaltung: Norbert Blommel, MT-Vreden, unter Verwendung einer Illustration von Stefani Kampmann und Timo Müller-Wegner
Lektorat: Kristina Langenbuch Gerez
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-7336-0396-0
2118 ist ein gutes Jahr. Die Katastrophe, bei der 98 Prozent der Weltbevölkerung vernichtet wurden, ist weitere 12 Monate her. Alle Überlebenden scheinen sich an die harten Lebensbedingungen gewöhnt zu haben. Die mörderischen Clans, die raubend und plündernd über die Map ziehen, sind hoffnungslos zerstritten. In ihrer Gier nach Rohstoffen und coolem Loot schlagen sie sich gegenseitig die Köppe ein – nett von ihnen, dann musst du das nicht erledigen.
Du bist Bob »Cold Blood« Cooper, der wahrscheinlich beste Krieger der noch bestehenden Welt. Auf jeden Fall aber der Typ mit den stärksten Nerven. Dich bringt nichts aus der Ruhe, kein nahender Sturm, kein Trupp wildgewordener Feinde, keine Granate, die in 3,457 Millisekunden explodieren wird. So kamst du zu deinem Spitznamen, der längst zur Legende geworden ist. Dein Blut bleibt immer eiskalt.
Du könntest der Anführer eines räuberischen Clans sein, stinkreich und mit fünfhundert Banditen, die auf ein Fingerschnipsen von dir ganze Städte dem Erdboden gleichmachen. Doch du hast dich für die andere Seite entschieden. Schließlich gibt es auch noch Menschen, die in Frieden leben wollen. Diese Männer, Frauen und Kinder nennen sich die gerechten Menschen. Eintausend von ihnen leben in der größten Kolonie zusammen, in Hot Hole. In dieser Senke ist das Klima tropisch, tagsüber heiß, abends regnerisch, nachts schweinekalt. Doch immerhin gibt es sauberes Wasser und fruchtbaren, unverseuchten Boden. Obst und Gemüse wachsen hier, das Vieh findet ausreichend Futter. Die gerechten Menschen können kämpfen, aber gegen richtige Krieger haben sie kaum eine Chance.
Deshalb hat ihr Anführer Marcellus dich vor einigen Jahren angeworben. Bis dahin bist du nur ziellos über die Map gezogen, hast deine Skills in zahlreichen sinnlosen Kämpfen verbessert – und überlebt. Doch ein Mann ohne Aufgabe im Leben ist nur ein Waschlappen, das wurde dir schnell klar. Eines Tages stand ein Ninja mit glühendem Kopf in dem Ziegenstall, den du damals dein Zuhause nanntest. Der Mann im epischen Fusion-Skin stellte sich als Marcellus vor und machte dir ein Angebot: knochenharte Arbeit, keine Bezahlung, immer im Fadenkreuz der Feinde, Dienst rund um die Uhr, wenig Schlaf, viele Narben. Das hörte sich gut an, und du schlugst ein.
Im ersten Jahr errichteten die gerechten Menschen unter deiner Anleitung einen Schutzwall rund um ihre Siedlung. Im zweiten Jahr führtest du regelmäßige Trainingseinheiten ein: schießen, Kampf mit der Spitzhacke, Fallen bauen, Risikominimierung beim Einsammeln von Loot. Und vor allem: Angst ablegen. Die Wikinger waren nur deshalb so erfolgreich, weil sie den Tod nicht fürchteten. Deshalb brauchten sie oft nur ihre Äxte heben, und die Feinde warfen ihnen das Gold vor die Füße – sie wussten: Die meinen es ernst.
Außerdem schickte Marcellus dich immer wieder auf besondere Missionen, die nur jemand wie du überleben konnte.
Ja, bisher war 2118 ein gutes Jahr. Doch in dieser Nacht schreckst du hoch. Die lilafarbene Narbe, die quer über deinen Körper verläuft, zuckt wie eine Schlange. Mad Mike Molotov hat sie dir bei eurer ersten Begegnung zugefügt. Du bist der bislang einzige feindliche Krieger, den er nicht zu den Würmern schicken konnte. Diese Schmach nagt an ihm wie eine hungrige Ratte. Heute sagt dir dein Frühwarnsystem, dass Mad Mike in der Nähe ist. Und da er der Anführer des mächtigsten Clans ist, kommt er bestimmt nicht alleine.
Ohne das leiseste Geräusch zu machen, stehst du von deinem kargen Lager auf. Du holst deinen neuesten Lieblingsskin aus dem Schrank: Ultimaritter. Du streifst ihn über und nimmst die Spitzhacke von der Wand. Deine Hütte liegt weit außerhalb von Hot Hole, du bist der Wächter, der die Wächter warnt. Und genau das wirst du nun tun.
Als du die Tür öffnest, drehst du dich noch einmal um. Du weißt, du wirst diesen Ort nie wiedersehen.
Nur wenige Minuten später springst du aus dem Flugbus über Hot Hole ab. Was du im fahlen Mondlicht siehst, verursacht dir Magengrummeln.
Tausende von Kriegern haben Hot Hole eingekesselt. Rund um die Siedlung bauen sie einen Belagerungsring. Sie errichten Türme, Forts, Barrikaden und verstecken Stachelfallen zwischen den Büschen.