Mikkel Robrahn
Hidden Worlds – Der Kompass im Nebel
FISCHER E-Books
Mikkel Robrahn, geboren 1991 in Norddeutschland, ist Chief Operating Officer bei der PietSmiet UG und Co. KG. Die PietSmiet UG gehört zu den größten YouTube-Gaming-Kanälen in Deutschland und erreicht jeden Tag Hunderttausende Menschen. Er ist der organisatorische Kopf hinter der kreativen Truppe und bekam von der Community schnell den Spitznamen „Mikkel machts“, weil er Dinge zuverlässig anpackt und umsetzt.
Originalausgabe
Erschienen bei FISCHER E-Books
Covergestaltung: Alexander Kopainski,
unter Verwendung von Motiven von Shutterstock
Coverabbildung: Shutterstock
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-7336-0374-8
Für meinen Vater, Jens Robrahn
Cecile bewegte sich barfuß über den alten Dielenboden des Klosters. Jedes Geräusch könnte sie auffliegen lassen. Ihr Atem war flach, ihr Adrenalinpegel hoch. Nie war jemand so tief in die heiligen Mauern eingedrungen, und wenn sie fand, was sie suchte, würde es alles ändern.
Nach jedem Gang folgte ein weiterer. Sie hatte den Gebäudeplan studiert und hätte den Weg auch blind ablaufen können. Der Vollmond stand im Zenit, und das Licht schien durch die hohen, kunstvoll verzierten Fenster. Zu schwach, um ein Buch zu lesen. Aber hell genug, um auf eine weitere Lichtquelle zu verzichten.
Plötzlich hörte Cecile Schritte. Wie von Magie verschmolz sie im Schatten einer Säule und wartete. Für das menschliche Auge war sie nicht mehr zu entdecken. Zwei Geistliche eilten in ihren weinroten Roben vorbei. Man hatte ihr Eindringen noch nicht bemerkt, und Cecile würde dafür sorgen, dass es so blieb.
Als die Männer außer Hör- und Sichtweite waren, gab sie ihre Deckung auf und folgte dem Gang, bis sie an eine alte, hölzerne Treppe kam. In das Holz des Geländers waren Blüten und Zierpflanzen geschnitzt. Es handelte sich dabei eindeutig um Arbeiten von Meisterhand, mindestens zweihundert Jahre alt. Vorsichtig und auf Zehenspitzen schlich sie nach oben.
Dort, am Ende des Flures, entdeckte sie die Tür zur Bibliothek. Jahrhundertealtes Wissen lagerte dort. Briefe von den Kreuzzügen, Korrespondenz von Königen, Tagebücher vergangener Helden. Ein Wissensschatz unbekannten Ausmaßes.
Fackeln erhellten den fensterlosen Gang, und ein roter Teppich führte zu der Tür. Von den Wänden sahen die verstorbenen Äbte des Klosters auf sie herab. Sie alle waren auf je einer Leinwand mit Ölfarben verewigt, eingerahmt und hier aufgehängt worden. Cecile spürte ihre starren Blicke in ihrem Nacken.
Mit katzenhafter Eleganz schlich sie zu der Tür, die noch schöner und aufwendiger verziert war als das Treppengeländer. Auch hier hatte ein Meister Rosen, Tulpen, Ranken und Orchideen in das Holz geschnitzt. Die Tür war ein Kunstwerk und gehörte eher in ein Museum als in ein Kloster, wie Cecile fand.
Vorsichtig drehte sie den goldenen Türknauf. Es quietschte, und sie zuckte zusammen. Sie warf einen Blick über die Schulter, sah aber niemanden. Cecile wagte es nicht, die Tür mehr als einen kleinen Spalt aufzuschieben, und huschte hinein. Dann ließ sie das geschnitzte Kunstwerk leise zurück ins Schloss fallen.
Sie atmete erleichtert aus. Noch war sie unbemerkt geblieben.
Im Raum war es dunkel wie pechschwarzes Öl. Sie hätte direkt vor einem Drachen stehen können und ihn erst beim Anblick des Feueratems bemerkt. Schnell griff sie in den Stoffbeutel, der quer über ihrer Schulter hing. Ihre Hand umfasste einen runden Gegenstand, der die Größe eines Tennisballs hatte, und holte ihn hinaus. Kurz überlegte sie, ob sie das Risiko eingehen durfte, aber laut ihrer Quelle hatte sich schon lange kein Geistlicher mehr hierher verirrt. Und selbst wenn: Im Dunkeln würde sie nie finden, was sie suchte. Dieses Risiko war also unvermeidbar.
Sie hielt den Gegenstand hoch. »Licht!«
Die Kugel fing zu schimmern und warf einen weißen Schein auf die Umgebung. Dann verließ sie ihre Hand und schwebte einen halben Meter über Ceciles Kopf. Um die schimmernde Kugel waberte ein weißes Band, wie ein Asteroidengürtel um einen Planeten. Das Licht erhellte einen Umkreis von fünf Metern, und zu Ceciles großer Erleichterung stand sie nicht vor den schnuppernden Nüstern eines Drachen.
Stattdessen sah sie sich einem Meer aus Aktenschränken gegenüber. Folianten, Ordner, Schriftrollen und Kartons waren scheinbar ohne jedes System chaotisch im Raum verteilt abgestellt worden. Cecile hoffte, dass ihre Quelle in einer anderen Sache ebenfalls recht behielt: wo der Umschlag lag. Ansonsten wäre das hier ein hoffnungsloses Unterfangen. Sie hatte Gerüchte gehört, dass diese Bibliothek über Hunderte Reihen mit Tausenden Schränken verfügte. Mit jedem Weitertragen des Gerüchts wuchs auch die Anzahl der Schränke, aber Cecile vermutete, dass diese ungeheuerlichen Angaben nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt waren.
»Vierzehnter Gang, dann nach rechts und das vierte Regal zu meiner Linken, im untersten Fach«, murmelte sie.
Leichtfüßig schlich sie vorwärts. Die Kugel folgte ihr und suchte ihren Mittelpunkt immer über Ceciles Kopf. Die Feenkugeln waren eine Erfindung der Alchemisten, die die Arbeit von allen vereinfachte, die oft im Dunkeln arbeiteten und beide Hände brauchten. An Einbrecher hatten sie dabei sicherlich nicht gedacht.
In der Bibliothek roch es nach Holz und abgestandener Luft. Mit jedem Schritt stob Staub auf. Aufmerksam zählte Cecile die Reihen ab. Nur ein Fehler, und sie würde nie das richtige Regal finden.
»… Dreizehn … Vierzehn!« Sie schaute kurz in den Gang, dann sah sie noch einmal über die Schulter nach hinten. Niemand da, sie war allein. Die Stille und Schwärze spielten mit ihren Ängsten.
Vorsichtig lief sie die Regale in Gang Vierzehn ab und ließ ihren Blick dabei über unzählige Bücher schweifen. Viele hatten einen Ledereinband, und auf den Buchrücken standen Zeichen, die nur alte Gelehrte verstanden. Gelegentlich stieg sie über Schriftrollen hinweg, die aus ihrem Regal gefallen und quer über den Gang gerollt waren. Eine Schande, wie die Inquisition mit dem Erbe der Menschheit umging.
Cecile hockte sich vor das vierte Regal. Die Feenkugel justierte die Distanz von einem halben Meter zu ihrem Kopf automatisch nach. Cecile wurde hektisch. Hier war kein Umschlag, nur ein Haufen Bücher und Manuskripte. Mit beiden Händen riss sie alles heraus, in der Hoffnung, dass nur etwas über dem gesuchten Umschlag lag. Der gesamte Inhalt befand sich nun vor ihr verstreut auf dem Boden, und langsam wuchs die Angst in ihr, dass man sie in eine Falle gelockt hatte.
Dann aber entdeckte sie etwas, und ihr Herz schlug schneller. Zwischen zwei alten Wälzern schaute eine braune Kante hervor. Konnte das der Umschlag sein? Sie zog an der Kante und hielt endlich in der Hand, was sie so lange gesucht hatte. STRENG VERTRAULICH stand in roten Buchstaben und fett gedruckt auf dem sonst unscheinbaren Brief.
Cecile wagte nicht hineinzuschauen. Sie hatte ihr Glück schon genug herausgefordert. Der Umschlag wanderte in ihre Umhängetasche.
Mit schnellen Schritten lief sie in Richtung Ausgang. Als sie um die Ecke des vierzehnten Ganges bog, blieb sie wie erstarrt stehen. Dort war jemand. Die Person war kaum zu erkennen und stand im Schatten eines Regals. Das Licht der Feenkugel reflektierte aber von ihrer Brille.
»Lange nicht gesehen, Cecile. Schön, dass du uns mal wieder beehrst!«
»Stärker«, sagte sie, und der Lichtradius der Feenkugel wurde größer. Sie sah in das jugendliche Gesicht von Salazar Montanari. Die schwarzen Haare waren nach hinten gegelt, und auf der Nase saß eine Nickelbrille. Salazar trug das weinrote Gewand der Inquisition. Die Arme waren hinter seinem Rücken verschränkt, und sie konnte nur erahnen, was er dort vor ihr versteckt hielt.
»Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte Cecile.
»Da leuchtet eine Kugel über deinem Kopf.«
»Ich meinte, wer hat mich verraten?«
Salazar schmunzelte. »Quellen haben die Angewohnheit, nicht sofort zu versiegen. Sie werden erst zu einem dünnen Rinnsal. Und falls sie doch versiegen, kann man mit einem bisschen Nachbohren neue Quellen öffnen.«
»Ist Folter nicht eine Sünde?« Sie kannte die Antwort, schindete aber Zeit, um sich einen Fluchtplan zu überlegen. Sonst wäre es mit ihrem Leben schnell vorbei.
»Nicht, wenn es den Zielen des Herrn dient.« Er zeigte auf ihre Tasche. »Ich glaube, du hast da etwas, was uns gehört.«
»Hab mich nur umgeschaut und nichts angefasst, versprochen.«
»Also auf die harte Tour«, sagte Salazar und holte etwas hinter seinem Rücken hervor, was im ersten Augenblick wie ein Feuerzeug aussah. Er betätigte ein Zündrad, Funken stoben nach oben, und eine Flamme entstieg dem Gehäuse. Das Feuer wuchs zu einer Größe von mindestens einem Meter an, und Salazar hielt es wie ein Schwert in seinen Händen. Cecile hatte nichts, um sich zu verteidigen. Gegen die Feuerklingen der Inquisition war ohnehin jeder Stahl machtlos.
»Dunkel!«, brüllte sie, und die Feenkugel erlosch sofort. Die Bibliothek wurde nur noch von Salazars Flamme erhellt. Cecile hastete in den nächsten Gang und hoffte, ihrem Verfolger und Henker in der Schwärze entkommen zu können. Hinter sich hörte sie den Inquisitor fluchen, der sofort die Fährte aufnahm.
Sie rannte die Gänge und Reihen entlang, hatte schon nach wenigen Augenblicken die Orientierung verloren. Aber das spielte keine Rolle. Fast wäre Cecile auf einem Folianten ausgerutscht, der achtlos im Weg lag, fing sich aber wieder. Hinter sich merkte sie den Lichtkegel des Schwerts und hoffte, dass Salazar mit der Flamme keine der wertvollen Wissensträger anstecken würde. Nur ein Irrer entzündete ein Feuer in einer Bibliothek.
Sie kam an eine Gabelung, warf sich nach rechts in einen weiteren Gang und presste sich an das Regal. Sofort fuhr sie ihre Atmung auf ein Minimum herunter und lauschte, wie Salazar an den Kreuzweg kam und seine Schritte langsamer wurden. Hatte sie ihn abgehängt?
Nur Sekunden später zerstob ihre Hoffnung, als sie hörte, wie Salazar in ihre Richtung ging. Es war Zeit zu kämpfen.
Sie hockte sich hin. In der Hektik würde er sie so erst spät bemerken. Als der Inquisitor um die Ecke bog, zögerte sie nicht und warf sich mit aller Kraft gegen ihn. Salazar, auf den Angriff nicht vorbereitet, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten, wobei ihm die Klinge aus der Hand fiel und die Flamme sofort erlosch. Es war finster, und ein Handgemenge brach aus. Der Geistliche versuchte, die Einbrecherin festzuhalten, die sich wehrte und mit ihren Händen immer wieder in Richtung seines Gesichts schlug.
Irgendwie gelang es ihr, einen Treffer zu landen, und für einen Augenblick ließ Salazar von ihr ab. Cecile nutzte die Chance, entwand sich seiner Klauen und sprang wieder auf.
»Licht!«, sagte sie, um nicht blindlings gegen das nächste Regal zu laufen. Die Feenkugel, die die ganze Zeit über ihrem Kopf geschwebt war, folgte dem Befehl. Cecile sah direkt in das hasserfüllte Gesicht von Salazar, der im Begriff war, sich aufzuraffen und nach seiner Klinge zu suchen.
Sie hatte zwei Möglichkeiten: Entweder zögerte sie ihre Verhaftung und Hinrichtung durch die Kirche nur weiter hinaus, in dem sie davonlief, oder sie brachte es zu Ende. Sie entschied sich für das Zweite.
Salazar, der ihr nun den Rücken zugewandt hatte und zu seiner Waffe robbte, bemerkte nicht, wie Cecile sich gegen eines der Regale stemmte. Sie waren schwer und standen vermutlich seit Jahrhunderten an ihren Plätzen wie mit der Erde verwurzelte Bäume. Aber das Adrenalin pumpte ungebremst in Ceciles Körper, und es gelang ihr, das Regal umzustoßen.
Krachend schlug es auf. Der Lärm hallte von den Wänden wider. Salazars Schrei klang wie der einer verletzten Katze.
»Du verdammte Heidin, du hast mir das Bein zerquetscht!«, spie er aus. Sein linkes Bein war unter dem massiven Holzregal begraben.
»Hätte ich ein bisschen besser gezielt, hätte ich das andere auch noch getroffen.« Sie ärgerte sich insgeheim, dass sie nur das Bein erwischt hatte. »Ich verlasse dich dann mal, mein Lieber«, sagte sie und verschwand zwischen den unzähligen Regalreihen. Spätestens jetzt war ihr Eindringen aufgefallen und das ganze Kloster alarmiert.
»Gott wird dich finden, und ich werde dich richten«, brüllte ihr der Inquisitor hinterher.
»Du bist zwei Minuten zu spät«, sagte Bill mit einem Blick auf die Uhr.
»Sorry, der Bus stand im Stau«, erwiderte Elliot, wusste aber gleich, dass das seinen Chef nicht interessierte.
»Dann nimmst du das nächste Mal einen Bus früher, verstanden? Und nun ab nach vorne, wir brauchen dringend noch jemanden an der Kasse.«
Elliot streifte sich schnell sein senfgelbes Poloshirt über. Es war ihm zu groß, und er sah darin wie ein Junge aus, der die Klamotten seines großen Bruders auftragen musste. Aber Bill weigerte sich, Geld für passende Kleidung auszugeben.
Elliot fuhr sich mit der Hand durch die dunklen, lockigen Haare und eilte dann nach vorne. Zügig lief er durch die Küche, grüßte beim Vorbeigehen die Jungs an den Grills und kam in den Gästebereich. Beim Anblick der Schlange vor dem Tresen musste er schlucken.
Es war Freitagnachmittag, und im Schnellrestaurant war die Hölle los. Von den drei Dutzend Plätzen war jeder einzelne besetzt, manche Kunden aßen ihre Mahlzeit im Stehen. Eine lange Schlange hatte sich gebildet, und Cindy, die erst vor zwei Wochen hier angefangen hatte, war hoffnungslos überfordert. Im Sekundentakt gab sie Cola, Pommes und Burger raus, trotzdem wurde die Schlange nicht kürzer. Bills Burgerbude war für einen solchen Ansturm einfach zu klein. Es war wie ein Clownauto. Bloß ohne Clowns, aber mit hungrigen Gästen und vor Fett triefenden Burgern.
Elliot meldete sich an dem Kassiergerät an.
»Sie können sich auch hier anstellen.« Als hätte er Freibier für alle angekündigt, bildete sich sofort eine große Menschentraube vor seinem Tresen. Die Leute hatten Feierabend und verlangten ungesundes Essen.
Ihm standen heute acht anstrengende Stunden bevor. Er hasste diesen Job.
Seit drei Stunden hatte er jetzt schon Fastfood ausgehändigt und Geld einkassiert, da stand ein älterer Herr vor ihm. Schicker Anzug, frisch geschnittene Haare und Aktenkoffer. Typ Bankkaufmann.
»Eine Pommes und einen Cheeseburger ohne Käse bitte.«
»Dann bestellen Sie am besten den Hamburger. Der ist wie der Cheeseburger, bloß …«
Der Mann schnitt Elliot das Wort ab. »Wenn ich einen Hamburger hätte haben wollen, hätte ich ihn bestellt, junger Mann.« Er sprach in einem Ton, als wollte er Elliot gleich kündigen. So, wie er aussah, hatte er schon vielen Menschen gekündigt und konnte nachts trotzdem, oder gerade deshalb, gut schlafen.
»Das habe ich verstanden. Ich wollte …«
»Es ist mir egal, was Sie wollten. Ich will einen Cheeseburger ohne Käse, und ich bezahle dafür. Also tun Sie endlich, was ich verlange. So schwer kann das doch nicht sein, oder bringen sie euch nicht mal mehr das bei?«
Elliot wurde definitiv zu schlecht bezahlt für diesen Job. Resigniert tippte er im Kassensystem Hamburger ein und schickte die Bestellung nach hinten in die Küche. Er wartete und sah dabei nach draußen, spürte aber den durchdringenden Blick des Geschäftsmanns, der auf einem Cheeseburger ohne Käse bestand. Elliot sah stoisch aus dem Fenster und beobachtete einen Vogel, der Burgerpapier aus einer Mülltonne pickte. Abgelenkt überhörte er das Klingeln aus der Küche, das verriet, dass die Bestellung fertig war.
»Wollen Sie mir das noch geben, bevor es kalt ist?« Mit der Schärfe eines Skalpells zerschnitten die Worte Elliots Gedanken.
Er schlurfte zur Durchreiche, die die Küche mit dem Verkaufsbereich verband, nahm die Pommes und den Cheeseburger ohne Käse und reichte sie dem Kunden.
»Guten Appe…«
»Sparen Sie sich das.« Eine Stimme, die Milch sauer werden ließ. Der Bankkaufmann drehte sich um und setzte sich an einen soeben frei gewordenen Tisch.
»Ich geh mal kurz vor die Tür und mach eine Pause«, sagte Elliot zu Cindy. Er marschierte nach hinten in den Mitarbeiterbereich und verließ das Restaurant durch die Hintertür. Dort lehnte er sich an einen Müllcontainer, in den sie abends immer die Reste schmissen, und atmete tief durch. Es war dunkel und die Luft angenehm kühl. Elliot brauchte einen Moment, um runterzukommen. Er durfte sich solche Begegnungen nicht zu Herzen nehmen, aber es gelang ihm nicht. Wieder zweifelte er daran, dass er das Richtige tat.
Mit Anfang zwanzig sollte man studieren, auf Partys gehen und Freunde treffen. Aber es waren weder Freunde noch Geld da, und würde er nicht arbeiten, kämen sein Vater und er nicht über die Runden. So simpel war die Rechnung.
Also brachte Elliot den Rest der Schicht hinter sich. Weitere unangenehme Begegnungen blieben ihm zum Glück erspart. Zwar kamen noch ein paar Leute, die weder Bitte noch Danke sagten, aber das war für Elliot okay.
Kurz vor Mitternacht war endlich Feierabend, er verabschiedete sich vom Team in der Küche und verließ den Laden, dann nahm er den Bus nach Hause. Eine halbe Stunde dauerte die Fahrt, und er freute sich immer darauf. Es half ihm, den Ärger und Stress von der Arbeit abzulegen, wenn er aus dem Bus starrte und seine Gedanken schleifen lassen konnte. Über Kopfhörer genoss er einen Song der Red Hot Chili Peppers, als die Musik plötzlich unterbrochen wurde. Elliot brauchte einen Augenblick, bis er realisierte, was der Grund dafür war.
In seiner Hosentasche vibrierte es. Elliot zog das Smartphone raus und sah auf das Display. »Billy«. Sein Chef. Er zögerte, immerhin hatte er Feierabend. Aber dann wischte er den Telefonhörer doch nach rechts und nahm das Gespräch an.
»Ja?«
»Hey Elliot, hier ist Billy. Wir beide haben wohl ein Problem.«
Er wusste nicht, was sein Chef meinte. »Was ist denn los?«
»Es fehlen fucking vierhundert Pfund in deiner Kasse.« Das fucking spuckte er regelrecht aus. »Wo ist mein Geld?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Elliot, und das war die Wahrheit. Er hätte es nicht vergessen, wenn er vierhundert Pfund aus der Kasse entwendet hätte. »Hast du nachgezählt?«
»Fucking drei Mal habe ich nachgezählt, Elliot!« Wieder lagen die Betonung und die ganze Wut auf dem Fucking.
»Das muss ein Fehler sein«, nuschelte Elliot. Die Situation überforderte ihn.
»Das ist kein Fehler, sondern Mathematik. Kann ich davon ausgehen, dass die vierhundert Pfund morgen wieder auf meinem Tisch liegen?«
»Ich hab das Geld nicht, wirklich«, beteuerte er. Elliot überlegte fieberhaft, und dann wurde ihm alles klar. Er hatte sich vor der Pause nicht von der Kasse abgemeldet. Cindy!
»Cindy hat …«
»Halt deinen Mund«, unterbrach ihn Billy. »Entweder das Geld ist morgen wieder da, oder du brauchst nicht wiederzukommen. So jemanden wie dich kann ich hier eh nicht gebrauchen. Schaffst es ja nicht mal pünktlich zur Arbeit.«
Elliot wollte etwas erwidern, ihn anflehen, ihm zuzuhören. Aber Billy hatte schon aufgelegt. Elliot hatte gerade mal fünfzig Pfund auf dem Konto und keine Möglichkeit, das restliche Geld aufzutreiben. Die Lösung aus dieser Gleichung bedeutete, dass er arbeitslos war. Und das war eine grauenvolle Nachricht.
Die Gedanken in seinem Kopf rotierten. Er dachte an seinen Vater, der seit einem Arbeitsunfall nur noch zu Hause rumsaß. Bei einer Verpuffung war er schwer verletzt worden, und sein halbes Gesicht war von Brandnarben geziert. Elliot würde zwar bestimmt in absehbarer Zeit einen neuen Job in einem Schnellrestaurant finden, aber sie waren mit der Miete im Verzug. Absehbar war zu spät.
Kurze Zeit später stieg er aus. Es war die Endhaltestelle, und wie immer war er der Letzte im Bus. Bis hierhin verirrte sich selten jemand. Mit hängendem Kopf schlurfte er nach Hause, in Gedanken, wie er aus dieser Nummer wieder rauskäme. Es schien ausweglos. Sein Vater und er würden mehr Schulden anhäufen müssen und letztlich aus dem Haus fliegen.
Gut, wegen des Hauses war er nicht sonderlich traurig. Es war total verschimmelt, die Tapeten kamen runter, und zwischen den Wänden hatten sich Ratten eingenistet. Ein Auszug war grundsätzlich also keine schlechte Sache, wenn man die Fakten betrachtete. Wenn die Alternative aber die Straße war, zog er ein verschimmeltes Loch mit Ratten als Untermieter vor.
Elliot ließ den Schlüssel ins Schloss gleiten, drückte die Türklinke runter, öffnete die Tür und wurde sofort vom Dröhnen des Röhrenfernsehers begrüßt. Das Teil lief Tag und Nacht und zog seinen Vater in den Bann. Seit dem Arbeitsunfall humpelte er, hatte Schmerzen und war auf eine Krücke angewiesen. Um die Zeit, die er einsam zu Hause verbrachte, zu füllen, saß er den ganzen Tag vor dem Fernseher und sah sich Dokumentationen über Afrika, Tiere und den Zweiten Weltkrieg an.
»Ich bin zurück.«
Aus dem Wohnzimmer kam ein Grunzen.
Elliot stand ein unangenehmes Gespräch bevor. Er zögerte es hinaus, ging in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein. Er trank es in einem Zug aus, dann massierte er seine Schläfen. Sein Kopf pochte mittlerweile, und er hatte das Gefühl, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können.
Aber es führte kein Weg daran vorbei. Die Info darüber, dass er seinen Job verloren hatte, war nichts, was sich herauszögern ließ wie die Fünf in Mathe in der Grundschule. Die ließ sich bis zum Elternabend vor seinem Vater geheim halten. Hausarrest hatte es trotzdem eingebracht.
Er stellte das Glas in die Spüle und trottete ins Wohnzimmer wie ein Tier zur Schlachtbank. Es war übersichtlich eingerichtet. Der Fernseher stand auf einem kleinen Beistelltisch, davor der Sessel mit seinem Vater. Neben einer Couch gab es ein Regal mit Büchern, die seit Jahren keiner mehr angefasst hatte, und eine kleine Kommode, auf der ein Telefon stand, auf dem seit Ewigkeiten niemand mehr angerufen hatte.
Sein Vater schaute gerade einen Dokumentarfilm über Zebras. Elliot ließ sich auf der Couch nieder und sah eine Zeitlang zu. Zebras interessierten ihn nicht. Das waren auch nur gestreifte Pferde. Aber so konnte er noch ein wenig Zeit schinden. Als der Abspann lief, hatte er aber keine Ausrede mehr.
»Es gab heute Probleme auf der Arbeit. Ich wurde gefeuert.«
Keine Reaktion. Für einen Moment dachte Elliot, sein Vater hätte ihm gar nicht zugehört. Er sah in das ungepflegte Gesicht des Mannes, der ihn aufgezogen hatte. Seine eingefallenen Wangen zierte ein Dreitagebart, die fettigen Haare klebten ihm auf der Stirn. Die Brandnarben nahm Elliot gar nicht mehr wahr, aber er wusste, dass sie der Grund waren, warum sein Vater nicht mehr nach draußen ging oder sich mit Freunden traf.
»Und nun?« Sein Vater grunzte die Frage mehr, als dass er sie aussprach.
Elliot zuckte mit den Achseln. Ihm war zum Weinen zumute, aber er wollte sich vor seinem Vater nicht die Blöße geben. »Ich finde schon schnell genug etwas Neues«, behauptete Elliot, glaubte es aber selbst nicht.
»Das sind wirklich schlechte Nachrichten.« So einen ausführlichen Satz hatte Elliot schon lange nicht mehr von seinem Vater gehört. Oft reichte es nur für ein Nicken oder Kopfschütteln. Der vernebelte Blick wurde langsam etwas klarer. »Dann fliegen wir hier raus.«
»Uns fällt schon etwas ein«, sagte Elliot, auch wenn ihm völlig klar war, dass dieses »uns« eigentlich ein »mir« war.
Sein Vater nickte. Damit war das Gespräch beendet. Auf die Zebradoku folgte ein Film über Nilpferde, und der beanspruchte jetzt seine ganze Aufmerksamkeit.
Elliot wusste, dass sein Dad nun nicht mehr ansprechbar war, und verließ das Wohnzimmer. Er kletterte die baufällige Treppe nach oben. Die Stufen quietschten bedrohlich unter jedem seiner Schritte. Irgendwann würde er durchbrechen, da war er sich sicher.
Im ersten Stock gab es drei Zimmer: ein Badezimmer, sein Schlafzimmer und das seines Vaters. Obwohl der in der Regel vor dem Fernseher einschlief und dort auch wieder aufwachte. Nach oben verirrte er sich selten.
Elliot schlurfte ins Badezimmer und putzte sich die Zähne. Der kleine Raum ähnelte eher einer Nasszelle. Auf zwei Quadratmetern waren eine Toilette, eine Dusche und das Waschbecken untergebracht. Aber Elliot sah darin einen Vorteil: Das Bad schrubbte sich in kürzester Zeit. Er sprang noch mal unter die Dusche. Nach der Schicht hatte er immer das Gefühl, dass ihm das Frittenfett am ganzen Körper klebte.
Frisch und sauber legte er sich ins Bett. Seine Augen wanderten über die abblätternde Deckentapete quer durch das Zimmer. Obwohl Elliot Anfang zwanzig war, sah es immer noch so aus, als würde ein heranwachsender Teenager hier wohnen. Das Bett war schmal, und dass er die bunte Dinobettwäsche cool gefunden hatte, war viele Jahre her. Der Schreibtisch war übersät mit Buntstiftkritzeleien, mit denen er sich in einem Anfall von Langeweile im Alter von Fünf drauf verewigt hatte.
Es war weit nach Mitternacht, und es sollte kein Problem sein, endlich einzuschlafen. Aber seine Gedanken rotierten wie ein Karussell. Ihm fiel einfach kein Ausweg für ihre Situation ein. Sie saßen in der Klemme und bald auf der Straße.
In seine Verzweiflung mischte sich Wut. Wut auf seine Mutter, die ihn und seinen Dad kurz nach seiner Geburt hatte sitzen lassen. Er wusste nicht viel über sie, denn sein Vater redete ungern darüber, wenn er überhaupt sprach. Aber Elliot wusste nur, dass sein Dad ihr Verschwinden nie verkraftet hatte. Es hatte keine neue Frau an seiner Seite gegeben, nur die Arbeit in einem Lagerhaus und Elliot. Es hatte eine Zeit gegeben, da war er seinem Vater wichtig gewesen.
Elliot betätigte den Schalter der Nachttischlampe und betrachtete das eingerahmte Bild auf der Fensterbank. Es zeigte einen jungen, sportlichen Mann und eine grazile Frau, die einen Säugling auf dem Arm hielt. Beide grinsten. Es war das einzige Bild von seiner Mutter und das einzige, auf dem sein Vater wirklich glücklich aussah.
Neben dem Bild besaß Elliot nur ein Kinderbuch von ihr, aus dem sie ihm immer vorgelesen hatte. Zumindest hatte ihm sein Vater das erzählt. Die Geschichte darin handelte vom Drachen Rhegad, der, von den Menschen verjagt, nach einer neuen Heimat sucht. Sein Vater hatte sich nie die Mühe gemacht, aus dem Buch vorzulesen. Als Elliot in der Schule endlich lesen gelernt hatte, hatte er das Buch verschlungen. Im Einband war eine Widmung von seiner Mutter: »Für mein Licht am Horizont, Elliot. Mögest auch du eine Heimat in dieser Welt finden.«
Was er aber wirklich finden wollte, war die Antwort auf die Frage, warum sie ihn und seinen Vater verlassen hatte. Aber irgendwann dämmerte Elliot dann doch weg. Es war ein unruhiger Schlaf.
Als Elliot am nächsten Morgen erwachte, hörte er das Rauschen des Fernsehers aus dem Wohnzimmer. Das Geräusch war ein ständiger Begleiter in diesem Haushalt. Gerade klang es nach Nachrichten.
Seine Gedanken schwirrten schon wieder um ihre aktuelle Lage. Wie sollte er in kurzer Zeit genug Geld für die ausstehende und für die kommende Miete auftreiben? Geldsorgen waren kein neues Thema für ihn, aber so akut war es noch nie gewesen.
Sie könnten eine soziale Absicherung und sogar eine Wohnung von der Stadt bekommen, damit die Grundsicherung gewährleistet wäre. Aber dafür müsste sein Vater bei der Sozialhilfe vorstellig werden. Und diese Hoffnung hatte Elliot längst aufgegeben.
Sein Magen knurrte, und er wagte wieder den Abstieg über die einsturzgefährdete Treppe.
»Guten Morgen«, sagte er und steckte seinen Kopf durch den Türrahmen ins Wohnzimmer.
Keine Antwort, nicht mal ein Grunzen. Zu Elliots großen Überraschung saß sein Vater nicht im Sessel. Der Platz war leer. Ungewöhnlich. Er runzelte die Stirn.
»Hier drüben«, rief sein Dad. Die Stimme kam aus der Küche.
Elliot schlich hinüber und sah seinen Vater an dem kleinen Tisch sitzen, den sie vom Sperrmüll hatten. Die beiden Stühle hatte Elliot für ein paar Pfund auf einem Flohmarkt erstanden. Sie passten nicht zusammen, hatten ihre besten Jahre bereits lange hinter sich und waren mindestens so einsturzgefährdet wie die Treppe – aber man saß wenigstens nicht auf dem Boden.
Sein Vater hatte sich eine Schüssel Müsli zubereitet, aber mit der Milch gegeizt.
»Setz dich«, sagte er und Elliot kam der Bitte nach. »Ich habe heute Nacht viel nachgedacht.«
Elliot hatte keine Idee, worauf das Gespräch hinauslaufen würde. Wollte sein Vater doch endlich zum Amt gehen?
»Wir haben nicht viele Möglichkeiten. Eigentlich nur eine.«
»Ich helfe dir gerne beim Ausfüllen der Dokumente«, erwiderte Elliot, der sich nun sicher war, was sein Vater andeutete. Der schaute ihn aber nur mit verständnislosen Augen an.
»Das Amt? So weit kommt es noch, dass die Familie Craig Hilfe vom Staat annehmen wird«, spie er aus. »Nein, das ist keine Option. So tief sind wir noch nicht gesunken.«
Elliot fragte sich, ob man überhaupt noch tiefer sinken konnte.
»Es gibt da jemanden, der mir einen Gefallen schuldet. Er hat ein Geschäft in Old Town und handelt mit Kilts. Du wirst hinfahren, dich vorstellen, und er wird dich einstellen. Vielleicht wird er nicht sofort begeistert davon sein, aber dann erinnere ihn einfach, welches Opfer die Familie Craig für ihn und sein Geschäft erbracht hat. Okay?«
Elliot nickte, fühlte sich aber wie im falschen Film.
»Was für ein …«
»Das spielt keine Rolle. Wahrscheinlich wirst du es ohnehin noch früh genug erfahren. Glaub mir, ich wäre diesen Schritt nicht gegangen, wenn es nicht nötig wäre.«
Elliot sah seinem Vater tief in die Augen. Das erste Mal seit Monaten wirkten sie wach und aufmerksam.
Sein Dad hatte nie jemanden erwähnt, der ein Geschäft in Old Town besaß und der ihm auch noch einen Gefallen schuldete. Die Sache hatte einen Haken, da war er sich sicher.
»Ich würde vorschlagen, du machst dich gleich fertig. Zieh dir etwas Schickes an. Theodore legt viel Wert auf ein gutes Auftreten«, sagte sein Vater und riss ihn so aus seinen Gedanken.
Elliot nickte und kletterte wieder die Treppe hoch. Er wusch und rasierte sich, putzte die Zähne und versuchte, seine Haare mit Gel zu bändigen. Sein Outfit bereitete ihm Kopfschmerzen. Etwas Schickes besaß er nicht und einen Kilt sowieso nicht. Er hatte einen Anzug von seinem Schulabschluss, den er online gekauft hatte. Gebraucht, was eine höfliche Beschreibung war. Ein Manschettenknopf fehlte, und der Ärmel ging am Ende auseinander. Die Hose wurde nur durch einen Gürtel oben gehalten, und die nicht figurbetonte Schnittform sorgte dafür, dass er wie eine graue Tonne aussah.
Er schlüpfte in das Paar braune Anzugschuhe, die er bisher nur einmal getragen hatte. Sie waren ein Stück zu klein und zu eng. Das Leder war rissig und die Sohlen abgetreten. Zusammengefasst: Sie ergänzten den Gesamteindruck perfekt.
Elliot sah sich im Spiegel an und seufzte. Diese Klamotten gehörten in ein anderes Jahrhundert – oder am besten gleich verbrannt. Kein Wunder, dass beim Abschlussball niemand hatte mit ihm tanzen wollen. Wobei das nicht ganz stimmte: In einer Art vorauseilendem Gehorsam hatte er gleich darauf verzichtet, überhaupt jemanden aufzufordern.
Er setzte sich an den Laptop und druckte seinen Lebenslauf aus. Zwar hatte er nichts vorzuweisen außer einem Schulpraktikum in einem Buchgeschäft und seinen Job in Bills Burgerbude, aber es war besser, als mit leeren Händen zu kommen.
Bevor er das Haus verließ, gab ihm sein Vater die genaue Anschrift. Das Geschäft lag in der George Street, eine bekannte Einkaufsstraße mit zahlreichen Läden. Ein Fachgeschäft für Kilts hatte er da aber noch nicht gesehen.
Als er sich verabschiedete, saß sein Vater schon wieder vor der Glotze und gab nur ein Grunzen von sich. Alles also wieder beim Alten.
Elliot nahm den Bus.
In Elliots Kopf drehten sich die Gedanken im Kreis. Das ging ihm seit der Kündigung so, aber nun beschäftigte ihn etwas anderes. Die Vorstellung, dass jemand seinem Vater einen Gefallen schuldete und dieser Jemand sogar ein Geschäft in der George Street besaß, kam ihm so abwegig vor, wie dass das Vereinigte Königreich bald wirklich aus der Europäischen Union austreten würde.
Der Bus hielt in der Dublin Street, und Elliot stieg aus. Von hier war es nur eine kurze Strecke bis zum Kilt-Geschäft, und die frische Luft half ihm, seine Gedanken zu sortieren. Er durchquerte den St. Andrew Square, ein kleiner, quadratischer Fleck Grün mitten im sonst so grauen Edinburgh, und stand einen Augenblick später in der George Street.
Einen Namen oder eine Hausnummer hatte er nicht, aber so viele Geschäfte für Kilts würde es hier nicht geben, vermutete er.
Elliot lief die Straße hinab und hielt die Augen offen. Erst kam er an einem Italiener und dann an einer Bank vorbei. Früher gab es hier viele Geschäfte von Einheimischen, die konnten sich die Mieten aber mittlerweile alle nicht mehr leisten. Stattdessen hatten sich hier Luxusketten und Großunternehmen niedergelassen.
Er lief weiter, fand den Laden aber nicht. Gerade wollte er auf seinem Handy nachschauen, ob es eine zweite George Street in Edinburgh gab, da entdeckte er auf der anderen Straßenseite ein kleines Holzschild über einem Fenster. Theodore Kilts stand darauf, Familienbetrieb seit 1530.
Was für eine absurd lange Zeit, dachte Elliot.
Er überquerte die Straße und stand vor dem Geschäft. Eine kleine Treppe führte hinunter, der Laden befand sich in einem Keller. Darüber waren Büros, wie Elliot den Firmenschildern entnahm. Anwälte, Notare und Unternehmensberater.
Die kleinen Fenster waren verstaubt und gewährten kaum Einblick. Ein Holzgeländer führte hinab, und Elliot zögerte für einen Augenblick. Zwischen all diesen Banken, Büros und Edelitalienern wirkte das Geschäft wie ein Fehlkörper. Wie aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt. Es hatte dem Immobilienmarkt getrotzt und hielt sich seit bald 500 Jahren an diesem Ort. Zumindest, wenn man dem Schild glauben konnte. Elliot versuchte gar nicht auszurechnen, wie viele Generationen das waren.
Vorsichtig schlich er die Stufen hinab und hielt sich an dem Holzgeländer fest. Seit der einsturzgefährdeten Treppe in seinem sogenannten Zuhause hatte er ein Vertrauensproblem, wenn es um Stufen ging.
Schnell drückte er die Türklinke runter, bevor er es sich anders überlegen und umkehren konnte. Als er eintrat, erklang kein Klingeln, und es erfolgte auch keine freundliche Begrüßung. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und es herrschte Stille.
Elliot sah sich um und staunte. Wände sah man in dem kleinen Raum nicht, denn das Zimmer war bis zum Rand mit Kilts in allen möglichen Farben und Mustern vollgestopft. Sie lagen gefaltet und gestapelt bis zur Decke. Unmöglich, dass hier jemand den Überblick behielt.
Es roch nicht muffig, aber durchgelüftet hatte schon länger niemand mehr. Eine feine Staubschicht hatte sich auf den Klamotten niedergelassen. Kein Ort, an dem Geld umgesetzt wurde. Das erkannte man sofort.
Auf dem Verkaufstresen stand eine kleine Klingel. Elliot betätigte sie und wartete ab.
Lange passierte nichts.
»Hallo«, rief er in den Flur hinter den Tresen. Anscheinend war man Kundschaft nicht gewohnt bei Theodore Kilts.
Keine Reaktion. Elliot betätigte die Klingel ein weiteres Mal.
Wieder sah er in den Flur hinein. Er war dunkel und das Ende nicht zu erkennen. Als er genauer hinsah, traute er seinen Augen nicht. Zwei grüne Smaragde blitzten auf und fixierten ihn. Sie hatten zwei schwarze Schlitze, und als sie für einen Sekundenbruchteil verschwanden, verstand Elliot, dass es die Augen eines Tieres waren.
Vorsichtig kamen sie näher, und in dem Zwielicht wurden die Umrisse einer Katze sichtbar. Es war ein großes und ungemein dickes Exemplar. Trotz ihrer Leibesfülle sprang sie mit der Anmut, wie sie nur Katzen besaßen, auf den Verkaufstresen.
Elliot wich einen Schritt zurück, während das Tier ihn von oben bis unten musterte. Sein Fell war lang und zottelig, und es war schwarz wie die Nacht. An seinem Hals sah er ein braunes Lederhalsband mit einer silbernen Kapsel.
Die Katze leckte sich mit der Zunge über die Lippen, ließ den Blick aber nicht vom vermeintlichen Kunden ab.
Elliot war immer mehr der Hundemensch gewesen, Katzen waren ihm unheimlich. In einem Moment freuten sie sich über Streicheleinheiten und Zuwendung, im nächsten zerbissen sie einem die Hand. Man wusste nie, woran man bei einer Katze war, und so erging es ihm auch in diesem Moment.
Das Vieh sah aus, als würde es ihn jeden Augenblick anfallen oder sich gemütlich auf dem kleinen Holztresen zusammenkringeln. Die Beweggründe einer Katze waren unergründlich.
Bevor er das Opfer einer gemeinen Hauskatze wurde, beschloss Elliot, das Geschäft zu verlassen. In zwei Stunden wäre der Besitzer des Ladens und des Tieres bestimmt wieder da.
Er wandte sich zur Tür, und in dem Augenblick, in dem er die Türklinke nach unten drückte, sprach ihn jemand an. »Warten Sie!«
Elliot zuckte zusammen.
Er drehte sich um, sah aber nur die pechschwarze Katze. Hatte das Tier soeben mit ihm gesprochen, oder wurde er verrückt?
»Wie kann ich dir helfen?« Neben dem Tresen stand plötzlich ein kleiner, aber adrett gekleideter alter Mann. In dem graublau gemusterten Kilt und seiner grünen Filzjacke sah er aus wie ein Zeitreisender. Oder zumindest wie jemand, der vom Land und nicht aus der Großstadt kam. Auf seinem Kopf saß eine Tweetmütze. Er erreichte gerade so die Höhe des Verkaufstresens, weshalb Elliot ihn im ersten Augenblick gar nicht wahrgenommen hatte. Der weiße Vollbart war gepflegt und frisch geschnitten. Zwei geflochtene Zöpfe hingen von seinem Kinn herab.
Elliot stammelte eine Begrüßung. Sein Blick wechselte dabei immer wieder zwischen dem kleinen Mann und der großen Katze.
»Bursche, du siehst mir aber nicht wie jemand aus, der einen Kilt kaufen möchte«, sagte der kleine Mann. »Ein neuer Anzug wäre die dringendere Baustelle.«
»Nein, mein Vater schuldet Sie.« Die Worte kamen ohne Sinn und Verstand aus seinem Mund. »Sie schulden meinem Vater einen Gefallen.« Elliot atmete erleichtert aus, froh, dass er einen vollständigen Satz gebildet hatte.
»Der alte Theodore soll jemandem einen Gefallen schulden? Daran würde ich mich aber erinnern«, sagte er und lehnte sich an den Verkaufstresen.
»John Craig ist sein Name.« Als Elliot diesen Namen erwähnte, wurden Theodores Augen groß.
»Du bist sein Sohn?«
Elliot nickte.
»Und warum hat er dich zu mir geschickt?«, fragte Theodore, und in seinen Augen war eine gesunde Skepsis zu erkennen. »Hätte nie gedacht, dass ich den Namen Craig noch mal höre, Bursche.«
»Damit ich für Sie arbeite, Sir. Hier in dem Laden.«
Theodore überlegte einen Moment. »Deinem alten Herren muss es sehr schlecht gehen, wenn er dich zu mir schickt. Lass uns ins Hinterzimmer gehen und da weitersprechen.«
Elliot behagte der Gedanke nicht, mit dem alten Kauz nach hinten zu gehen. Die ganze Szenerie hatte etwas Unwirkliches. Aber immerhin schien sein Familienname hier ein gewisses Gewicht zu haben.
Die dicke Katze, die sich später als dicker Kater entpuppen würde, sprang vom Tresen und führte Theodore und Elliot durch den Flur in das Hinterzimmer.
Theodore entzündete ein paar Kerzen, die Schatten an die Wände warfen.
In dem Büro stand ein großer Schreibtisch, der übersät war mit Zetteln und Dokumenten. Ein Federkiel und ein Tintenfässchen warteten auf Verwendung – vermutlich zum Unterschreiben von Unterlagen. Wer Kilts verkauft, bevorzugt es allgemein eher altmodisch, dachte Elliot.
Hinter dem Schreibtisch befand sich ein großer Kamin, und die Wände waren voll mit Regalen und Büchern. Bei einem Blick auf einen Buchrücken erahnte Elliot, dass einige von der Geschichte der Kilts in Schottland handelten.
»Setz dich«, sagte Theodore und zeigte auf den Stuhl vor dem Tisch. Er selbst wuchtete sich auf einen Ohrensessel auf der anderen Seite des Schreibtisches.
»Tee?«, fragte Theodore, aber Elliot lehnte dankend ab. Sein Magen würde gegen jede Art von Nahrung oder Flüssigkeit rebellieren. Er wollte das Ganze möglichst schnell hinter sich bringen. Theodore schenkte sich einen Becher aus einer Kanne ein, die über einem kleinen Teelicht warmgehalten wurde. Er nahm einen Schluck, nickte zufrieden und wand sich dann wieder seinem Gast zu.
»Wie ist es John ergangen?«
»Gut, er lässt grüßen«, log Elliot, überrascht von der Frage.
Theodore hob eine Augenbraue. »Jetzt mal ehrlich, Bursche. Was ist los, dass er dich hierherschickt, damit du für mich arbeitest? Du siehst nämlich nicht aus wie jemand«, er überlegte kurz, »der sich mit Kilts auskennt.«
Elliot zuckte mit den Achseln, dann entschied er sich aber, mit der Wahrheit rauszurücken. »Mein Vater hatte einen Unfall, ich wurde gestern gefeuert, und wenn nicht schnell Geld reinkommt, sitzen wir bald auf der Straße.«
Theodore nickte kaum merklich. »Das mit dem Unfall habe ich mitbekommen, tut mir schrecklich leid für ihn. Hat dir dein Vater denn etwas über dieses Geschäft hier erzählt?«
Langsam keimte in Elliot der Verdacht auf, dass er mit einem Mafiaboss sprach. Dieser Laden wurde definitiv für Geldwäsche benutzt – eine andere Erklärung gab es nicht. Er schüttelte den Kopf.
»Nun, hier ist nicht alles so, wie es scheint. Und wenn du bei mir anfängst, wirst du erst mal vieles lernen und verstehen müssen. Du wirst eine völlig neue Welt kennenlernen, in der Kilts nur eine unglaublich kleine Rolle spielen. Ich bin immer auf der Suche nach fähigen Mitarbeitern, und die Familie Craig hat mich bisher nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil. Aber ich hatte auch nicht erwartet, noch mal jemanden von euch zu sehen, nach allem, was passiert ist.«
Elliot sah ihn mit großen Augen an. Theodore hatte in ein paar Sätzen alles zum Wanken gebracht, was er über seine Familie zu wissen glaubte. Von der kannte er zwar nur seinen Vater persönlich, denn seine Großeltern waren bereits verstorben, und an seine Mutter hatte er keine Erinnerungen. Aber hier saß ihm jemand gegenüber, der lobend über die Familie Craig sprach. Er selbst hatte bisher wenig Gründe dafür gehabt.
»Sir, kennen Sie auch meine Mutter?«
Theodore nickte. »Tolle Frau, aber das spielt in einem Bewerbungsgespräch wohl keine Rolle, oder?«
Theodore hatte recht. Elliot hatte vergessen, dass er wegen eines Jobs hier war.
»Ein Großteil des Jobs wird darin bestehen, dass du tatsächlich in einem Geschäft arbeitest, das Sachen verkauft. Keine Kilts, versteht sich. Und hin und wieder werde ich dich, nach einer Einarbeitungsphase, an Orte und zu Bekannten schicken, um Dinge für mich zu beschaffen. Verstanden?«
Elliot nickte. Drogen und Waffen meinte Theodore, daran hatte er keinen Zweifel.
»Dieser Job ist nicht immer ganz ungefährlich. Wir haben es oft mit üblen Kreaturen zu tun, und uns wird nachgestellt. Nicht jeder ist mit unserer Arbeit einverstanden«, sagte Theodore und musterte Elliot aufmerksam. Die Katze an seiner Seite starrte ihn mit ihren smaragdgrünen Augen unablässig an. »Aber dafür stimmt die Bezahlung. Hast du irgendwelche Fragen?«
Er hatte Tausende Fragen. Zu seiner Familie. Zum Job bei einer kriminellen Organisation. Aber er wählte in der Aufregung die dümmste aller Fragen. »Wie viele Urlaubstage habe ich?«
Theodore lachte laut auf. »Du gefällst mir. Wann kannst du anfangen?«
Elliot überlegte. Morgen war Sonntag, aber wahrscheinlich hielt sich die Mafia nicht an Ladenöffnungszeiten. »Morgen früh. Aber ich würde gerne noch eine Nacht drüber schlafen, wenn das in Ordnung ist.«
»Gut«, sagte Theodore, »dann sehen wir uns morgen wieder. Richte deinem Vater liebe Grüße aus. Es hat mich gefreut, wieder von ihm zu hören. Kann ihm nicht verübeln, dass er untergetaucht ist nach allem, was passiert ist.«
Theodore rutschte von seinem Sessel und lief zum Regal hinüber. Er zog ein Buch raus, in dem er einen kleinen Lederbeutel versteckt hatte. »Für dich, als Anzahlung«, sagte er und warf ihn Elliot zu.
Aufgeregt wie er war, hätte er ihn fast nicht gefangen, packte im letzten Moment aber zu. Er hörte das Klimpern von Münzen, und das Gewicht ließ vermuten, dass es nicht wenige waren.
»Mr. Hurley«, sagte Theodore und wandte sich der Katze, die ein Kater war, zu, »bring unseren Gast doch bitte zur Tür.«
Der Kater miaute, stolzierte zur Tür und warf einen vorwurfsvollen Blick über seine Schulter. Schnell setzte Elliot sich in Bewegung.
Auf der Fahrt nach Hause warf Elliot endlich einen Blick in den Beutel. Was er dort sah, verschlug ihm den Atem. Er hatte zwar noch nie Gold gesehen, war sich aber sicher, dass es sich um eine beachtliche Menge an Goldmünzen handelte. Sie hatten die Größe einer Zehn-Pence-Münze und waren mit einem Drachen geprägt. Ein Datum, wann sie hergestellt wurden, fand Elliot aber nicht. Er wunderte sich über die eigentümliche Art der Bezahlung. Aber er würde die Münzen einfach gegen Pfund eintauschen.
Zu Hause angekommen, brannten ihm viele Fragen unter den Nägeln, aber sein Vater blockte alles ab. Er schaute stoisch auf den Fernseher, während sein Sohn ihn mit Fragen zu Theodore und den vielen Andeutungen, die der kleine Mann von sich gegeben hatte, löcherte. John Craig schüttelte nur den Kopf und winkte ab. »Lass es, ich habe mit diesen Leuten abgeschlossen«, sagte sein Vater. Elliot gehorchte. Sein Dad hatte genug Probleme, da wollte er nicht ein weiteres sein.
Elliot erklomm wieder die Treppe und war sich sicher, dass sie beim nächsten Mal unter seinem Gewicht zusammenbrechen würde. Sie knirschte immer lauter. Im Zimmer warf er den Beutel voll Gold auf die Kommode. Er drehte die Musik voll auf und legte sich ins Bett. So konnte er immer am besten nachdenken, wenn ihn etwas beschäftigte. Und momentan gab es davon viel.
Das Geld war verlockend und würde all ihre Probleme lösen. Außerdem schien Theodore die Familie Craig zu kennen und wertzuschätzen. Elliot hatte noch nie erlebt, dass jemand positiv über seinen Vater sprach.
Aber er wollte niemanden umbringen oder Drogen verkaufen. Es widerstrebte ihm, auch wenn die Situation für seinen Dad und ihn bescheiden war. Er war nie mit der organisierten Kriminalität in Berührung gekommen, und sein Vater hatte nie Drogen konsumiert – zumindest, soweit Elliot das beurteilen konnte. So ein Zeug selbst zu verkaufen war unvorstellbar.
Am Nachmittag unternahm Elliot einen Spaziergang durch den Cunningham-Park. Er hätte dringend jemanden zum Reden gebraucht. Jemanden, mit dem er seine Gedanken teilen konnte. Sein Vater stand dafür nicht zur Verfügung, und richtige Freunde hatte er nicht. Als er zur Schule gegangen war, gab es ein paar Leute, mit denen er sich verstanden hatte. Alles Außenseiter wie er. Aber der Kontakt war abgebrochen, nachdem sie mit der Schule fertig waren.
Also blieb er ganz allein mit seinen Sorgen.
Den Rest des Tages verbrachte er mit Videospielen. Er sah ein, dass er sich noch so sehr den Kopf zerbrechen konnte, aber nicht zu einer Lösung kommen würde. Also schlief er buchstäblich eine Nacht drüber.
Am nächsten Morgen wusste Elliot, was er wollte. Die Nacht hatte ihm Gewissheit gebracht. Sein Vater schien dem Mann zu vertrauen, und Theodore hielt große Stücke auf seine Familie. Das waren Argumente, den Job anzunehmen. Ein Mord oder der Verkauf von illegalen Substanzen kam für ihn aber nicht in Frage. Deswegen wollte er Theodore einen Kompromiss anbieten. Allerdings hatte er Zweifel, ob Untergrundbosse Kompromisse eingingen. Er würde es auf einen Versuch ankommen lassen müssen.
Elliot wusch sich und aß eine Schüssel Müsli zum Frühstück. Sein Vater saß ihm gegenüber am Küchentisch und starrte aus dem kleinen Fenster.
»Wer ist dieser Theodore?«, fragte Elliot. Sein Vater war heute in besserer Verfassung.
»Ein alter Freund, mit dem ich eigentlich abgeschlossen hatte«, antwortete sein Dad. Eine Antwort, die seinem Sohn nicht weiterhalf.
»Sollte ich etwas wissen?«
Sein Vater sah ihn an. »Das wirst du noch alles schnell genug erfahren. Theodore ist kein schlechter Kerl, aber für ihn zu arbeiten und in seine Welt abzutauchen«, John Craig schaute an die Decke und atmete aus, »das stellt dein Leben auf jeden Fall auf den Kopf.«