Winfried Kretschmann
Worauf wir uns verlassen wollen
Für eine neue Idee des Konservativen
FISCHER E-Books
Winfried Kretschmann, geb. 1948 in Spaichingen, wuchs in einem liberalen, katholischen Elternhaus auf, in dem frei gedacht und gestritten wurde. Während des Studiums folgte eine 68er-Sozialisation in linksradikalen K-Gruppen, die er selbst als fundamentalen politischen Irrtum bezeichnet. Danach unterrichtete er als Lehrer am Gymnasium Biologie, Chemie und Ethik. Doch das Politische ließ ihn nicht los. 1979 war er Mitbegründer der Grünen in Baden-Württemberg und ist seit 1980 mit Unterbrechungen Landtagsabgeordneter. Seit 2011 ist er Deutschlands erster und einziger grüner Ministerpräsident. Winfried Kretschmann ist seit 1975 mit seiner Frau Gerlinde verheiratet. Sie haben drei erwachsene Kinder.
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»In Zeiten stürmischen Wandels braucht es Prinzipien und Haltungen, die den Tag überdauern.«
Über das Konservative wird vor allem dann diskutiert, wenn es viel Veränderung gibt – wie zum Beispiel gerade jetzt: Digitalisierung und Globalisierung pflügen Wirtschaft und Gesellschaft um. Der Klimawandel bedroht unsere Zivilisation. Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht. Der Zusammenhalt der Gesellschaft beginnt zu bröckeln. Populisten feiern Erfolge mit dem Versprechen, alte Sicherheiten zurückzuerobern. Doch das ist nicht konservativ, sondern reaktionär.
Wie sieht eine zeitgemäße Idee des Konservativen aus? Und kann sie die Sehnsucht vieler Menschen nach Halt und Sicherheit erfüllen? Winfried Kretschmann, Gründungsmitglied der Grünen, findet ganz eigene und überzeugende Antworten auf diese Frage. Geprägt durch seine persönliche und politische Biographie und seine Lektüre von Philosophen wie Aristoteles, Immanuel Kant oder Hannah Arendt, plädiert er leidenschaftlich für einen wertgebundenen Konservatismus, der sich an die Sache hält, an Prinzipien, an Maß und Mitte. Ein Konservatismus, der sich von der Zukunft her denkt und nicht von der Vergangenheit. Kretschmann entwirft eine »Politik des Und«, die Bewahren und Gestalten miteinander verbindet. Sie stärkt und verteidigt die offene Gesellschaft und bewahrt unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Seine neue Idee des Konservativen stellt sich den großen Aufgaben der Zeit mit Zuversicht und einem klaren Wertekompass.
Erschienen bei FISCHER E-Books
© 2018 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: Gundula Hißmann und Andreas Heilmann, Hamburg
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ISBN 978-3-10-491074-1
Max Weber: Politik als Beruf, Köln 2014, S. 71f.
Joseph de Maistre: Betrachtungen über Frankreich, Wien 1991.
Edmund Burke: Betrachtungen über die Französische Revolution, Warendorf 2017.
Theodor Fontane: Der Stechlin, Zürich 1975, S. 41.
Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur, in: Ders.: Studienausgabe, Bd. IX. Fragen der Gesellschaft, Ursprünge der Religion. Frankfurt/Main 1997.
Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt/Main 1986.
Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Berlin 2003, S. 36.
Erhard Eppler: Ende oder Wende. Von der Machbarkeit des Notwendigen, München 1975.
Francis Fukuyama: Das Ende der Geschichte. Wo stehen wir?, München 1992.
In Platons Dialog »Kritias« (111b) spielt schon das Problem der Bodenerosion und Abholzung eine Rolle. Plinius der Ältere ist in seiner »Historia Naturalis« (18.3) besonders kritisch, was die Schädigung der natürlichen Lebensgrundlagen durch menschliche Eingriffe angeht: »wir vergiften auch die Flüsse und Elemente der Natur und selbst das, was uns leben lässt [die Luft], vergiften wir«. Beim heiligen Franziskus finden sich wichtige Anknüpfungspunkte für die Idee der Nachhaltigkeit vor allem in seinem »Sonnengesang«. Dort spricht er die Natur und ihre Erscheinungen gleichsam auf Augenhöhe an, als Bruder Wind, Schwester Wasser, Bruder Feuer. Das ist eine andere Perspektive als die, die in Natur und Umwelt nur Objekte menschlicher Unterwerfung ausmachen kann.
Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben, München/Berlin/Zürich 2016, S. 17.
Augustinus von Hippo, De Civitate Dei, Buch XII, Kapitel XXI.
Hannah Arendt: Fragment 1, in: Dies.: Was ist Politik? Fragmente aus dem Nachlass, herausgegeben von Ursula Ludz, München/Berlin 2015, S. 9.
Hannah Arendt: Fragment 1, in: Dies.: Was ist Politik? Fragmente aus dem Nachlass, herausgegeben von Ursula Ludz, München/Berlin 2015, S. 12.
Hannah Arendt: Es gibt nur ein einziges Menschenrecht, in: Die Wandlung, 4. Jg., Herbstheft 1949, Dez. 1949, S. 758.
Dolf Sternberger: Herrschaft und Vereinbarung, Frankfurt/Main 1986, S. 228f.
Jeanne Hersch: Für die Bürger, welche Demokratie? Für die Demokratie, welche Bürger?, in: Dies.: Erlebte Zeit. Menschsein im Hier und Jetzt (Herausgegeben von Monika Weber/Annemarie Pieper), Zürich 2010, S. 126.
John Rawls: Die Idee eines übergreifenden Konsenses, in: Ders.: Politischer Liberalismus, Frankfurt/Main 2003, S. 219–265.
Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges 2,40.
Zitiert nach: Anselm Grün: Wo ich zu Hause bin: Von der Sehnsucht nach Heimat, Freiburg 2011, S. 66.
Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt/Main 1969, S. 1628.
Sigmund Freud: Das Unheimliche, in: Ders.: Werke Band XII, Frankfurt/Main (Werke aus den Jahren 1917–1920), S. 229–270.
Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen, Berlin 2015.
Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft (Kant Werkausgabe Bd. 10, herausgegeben von Wilhelm Weischedel), Frankfurt/Main, 1974, § 40, S. 226.
Vgl. Hannah Arendt: Sokrates. Apologie der Pluralität, Berlin 2016, S. 53.
Hannah Arendt: Der Sinn von Politik, in: Dies.: Was ist Politik? Fragmente aus dem Nachlass, herausgegeben von Ursula Ludz, München/Berlin 2015, S. 97.
Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben, München/Berlin/Zürich 2016, S. 73.
Timothy Garton Ash: Redefreiheit. Prinzipien für eine vernetzte Welt, Bonn 2017.
Vgl. Hannah Arendt: Der Sinn von Politik, in: Dies.: Was ist Politik? Fragmente aus dem Nachlass, herausgegeben von Ursula Ludz, München/Berlin 2015, S. 17.
Martin Buber: Ich und Du, Stuttgart 2008.
Benjamin Franklin: Observations on the Increase of Mankind, 1751. Abschnitt 23, zit. nach Edmund S. Morgan: Benjamin Franklin. Eine Biographie, übersetzt von Thorsten Schmitt, München 2006, S. 80.
Thomas Hobbes: Leviathan, Stuttgart 2002, S. 115.
Karl R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Teil 1: Der Zauber Platons, München 1975, S. 359.
Edmund Burke: Betrachtungen über die Französische Revolution, Warendorf 2017.
Ernst-Wolfgang Böckenförde: Staat, Gesellschaft, Freiheit. Studien zur Staatstheorie und zum Verfassungsrecht, Frankfurt/Main 1976, S. 60.
Jürgen Habermas: Glauben und Wissen. Dankesrede zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2001, www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de (Zugriff am 20.07.2018).
Jeanne Hersch: Für die Bürger, welche Demokratie? Für die Demokratie, welche Bürger?, in: Dies.: Erlebte Zeit. Menschsein im Hier und Jetzt (Herausgegeben von Monika Weber/Annemarie Pieper), Zürich 2010, S. 43.
Christopher Clarke: Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog, München 2013.
Ralf Dahrendorf: Die Globalisierung und ihre sozialen Folgen werden zur nächsten Herausforderung einer Politik der Freiheit, in: DIE ZEIT, 47/1997.
General-Anzeiger Bonn, 29.08.2015.
Robert Menasse: Der Europäische Landbote: Die Wut der Bürger und der Friede Europas, Wien 2012, S. 7.
Walter Eucken: Die Wettbewerbsordnung und ihre Verwirklichung, in: ORDO, Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Band 2, 1949, S. 74. Eucken verdeutlicht dort das Problem anhand zweier Beispiele: »Man denke an die Zerstörung von Wäldern in Amerika, die den Boden und das Klima weiter Gebiete verschlechterte und zu einer Versteppung führte. Es geschah, weil in der Wirtschaftsrechnung des Waldbesitzers diese Wirkungen auf die Gesamtwirtschaft nicht oder kaum zum Ausdruck kamen. Oder man denke an die gesundheitlichen Schäden, die durch chemische Fabriken und deren Abwässer usw. in vielen Fällen hervorgerufen werden.«
Odo Marquard: Zukunft braucht Herkunft: Philosophische Essays, Stuttgart 2003.
Zitiert nach: Heribert Prantl: Trotz alledem!: Europa muss man einfach lieben, Berlin 2016, S. 87.
Aristoteles: Nikomachische Ethik, Leipzig 1911.
Aristoteles: Nikomachische Ethik, Leipzig 1911, 1106b.
Umberto Eco: Die Wurzeln Europas, in: Welt am Sonntag, 12.10.2003.
Karl Marx war der »Mensch, wie er geht und steht«, bekanntlich nicht gut genug. Er benutzte die Wendung abfällig. Stattdessen galt der Mensch ihm als ein Wesen, das durch die »ganze Organisation unserer Gesellschaft verdorben, sich selbst verloren, veräußert, unter die Herrschaft unmenschlicher Verhältnisse und Elemente gegeben« sei. Ein Wesen also, das verbessert werden müsse. (In: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke Bd. 1, Berlin 1976, S. 347–377, S. 360).
Thomas Hobbes: Grundzüge der Philosophie. Zweiter und dritter Teil: Lehre vom Menschen und Bürger. Leipzig 1918, S. 62.
Immanuel Kant: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht, in: Ders.: Politische Schriften (herausgegeben von Otto Heinrich von der Gablentz), Köln/Opladen 1965, S. 16.
Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, Stuttgart 1996, S. 33.
»Der Sinn von Politik ist Freiheit.«
Hannah Arendt
Fast kann man die Uhr danach stellen, wann über das Konservative diskutiert wird. Dann nämlich, wenn es viel Veränderung gibt. Heute ist eine Zeit mit viel Veränderung. Und das Tempo ist rasant. Digitalisierung und Globalisierung pflügen Wirtschaft und Gesellschaft um. Der Klimawandel bedroht unsere Zivilisation. Der internationale Terror hat Europa erreicht. Die Flüchtlingskrise hat wie ein Katalysator gewirkt. Sie hat unter der gesellschaftlichen Oberfläche gärende Unsicherheiten ans Tageslicht befördert und noch einmal verstärkt. Viele Gründe also, um besorgt zu sein und die Frage zu stellen: Worauf können wir uns noch verlassen?
Die Umbrüche sind dramatisch und bringen das Gleichgewicht zwischen Altem und Neuem aus dem Lot. Das Neue erscheint vielen Menschen immer weniger als Chance und immer mehr als Bedrohung. Das höre ich in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern immer wieder. Auch der Hinweis, dass wir in einem der friedlichsten und erfolgreichsten Länder der Welt leben, hilft da oft nicht weiter. Und erst recht kein Beschwichtigen oder gar Besserwisserei. Denn auch das bringt alte Sicherheiten nicht zurück. Dazu ist das Neue zu übermächtig, zu komplex und zu schnell.
Auch in der Politik ist wenig so, wie es einmal war. Der Nationalstaat hat Teile seiner Steuerungskompetenz verloren, ohne dass die EU diese Steuerung schon übernommen hat. Populisten feiern Erfolge. Der Zusammenhalt der Gesellschaft bröckelt. Inzwischen steht sogar die Frage im Raum, ob die liberalen Demokratien des Westens das alles unbeschadet überstehen werden. Kann Politik unter diesen Bedingungen überhaupt noch in der Weise Sicherheit und Orientierung bieten, wie die Menschen es von ihr erwarten? Oder ist auch sie verunsichert und überfordert von der Gegenwart? Und hat nicht schon die Frage nach Halt und Orientierung etwas Vermessenes? Gibt es einen Weg, auf dem sich alte Sicherheiten überhaupt noch zurückgewinnen lassen? Oder verschwimmen alle denkbaren Antworten nicht ihrerseits im »Postfaktischen«, in einem diffusen Meinungsstrom ohne Halt und sachliche Grundlage?
Wenn wir die Zeitung aufschlagen, Nachrichten im Fernsehen anschauen oder ins Internet gehen, stellen wir fest: Viele öffentliche Debatten haben nur wenig mit den großen Problemen unserer Zeit zu tun. Sie werden den Herausforderungen der Gegenwart nicht gerecht. Die Klimakrise spielt kaum eine Rolle – obwohl sie über das Wohl und Wehe unseres Planeten entscheidet. Kaum anders sieht es bei der Digitalisierung aus, die unser Leben und unser Wirtschaften völlig umkrempeln wird. Und selbst ganz konkrete Probleme wie der Wohnungsmangel oder der Pflegenotstand finden allzu oft nur am Rande Beachtung. Stattdessen geht es um Kruzifixe in Amtsstuben, die Ausländermaut auf deutschen Autobahnen oder immer wieder aufs Neue um die Frage einer deutschen Leitkultur. Symboldebatten, persönliche Ambitionen und kalkulierte Tabubrüche beherrschen mehr und mehr die Schlagzeilen. Sachdebatten führen dagegen oft nur ein Schattendasein. Dazu kommen sterile Aufgeregtheiten und ein gereizter Ton. Manche sprechen angesichts dieser Entwicklungen bereits von einer »Empörungsdemokratie«. Da stellt sich nun die Frage: Wo ist unsere öffentliche Debatte angekommen? Und wo sind die drei wichtigsten Qualitäten geblieben, die Politikerinnen und Politiker nach Max Weber eigentlich auszeichnen müssten – nämlich Leidenschaft zur Sache, Verantwortungsgefühl und distanziertes Augenmaß?[1] Das Bedürfnis, über die großen konservativen Themen zu diskutieren, erwächst aus den großen Umbrüchen, die wir erleben. Aber eben auch aus den Defiziten in den Debatten darüber. Aus einer zunehmend personalisierten und emotionalisierten Gesprächskultur, die eher Verwirrung stiftet als Orientierung schafft. Politik, Medien und demokratische Öffentlichkeit – also eigentlich wir alle – müssen uns da an die eigene Nase fassen.
Wir müssen erkennen, dass Demokratie und die sachliche und zivilisierte Art, über unsere öffentlichen Angelegenheiten zu reden, nicht selbstverständlich sind. Sie sind uns nicht einfach so zugefallen und keineswegs ein für alle Mal gesichert. Nein, wir müssen beharrlich an ihnen arbeiten. Und vor allem müssen wir sie gegen ihre Feinde verteidigen. Denn Demagogie ist schon seit der antiken Polis eine Gefahr für die Demokratie. Und die Erfolge, die Populisten und Demokratieverächter hier und anderswo erzielen, zeigen uns: Auch in unserer modernen Welt ist etwas ganz anderes möglich. Wir dürfen deshalb nicht die Hände in den Schoß legen und auf Besserung warten, sondern wir müssen gemeinsam für unsere liberale Demokratie und unsere offene Gesellschaft streiten.
Ich gestehe ein, dass auch ich keine schnellen und schon gar keine einfachen Antworten auf die Fragen geben kann, die ich hier aufwerfe. Weil das so ist, will ich mit dem vorliegenden kleinen Buch ganz grundsätzlich fragen: Worauf wollen wir uns verlassen? Welche Orientierungen können uns helfen, wenn wir nach mehr Sicherheit, Sachlichkeit und Augenmaß streben?
Diese Fragen berühren Kernkompetenzen des Konservativen. Aber natürlich werden sie nicht nur von Konservativen aufgeworfen. Deshalb stellt sich zusätzlich noch die Frage: Was meint konservativ heute überhaupt? Und wie sieht ein zeitgemäßer Konservatismus aus? Kann er einen Beitrag leisten in den Umbrüchen der Zeit? Und wenn ja, welchen? Was unterscheidet ihn dann von dem, was bisher als konservativ galt? Kann »konservativ« heute noch ein Leitbegriff einer politischen Lagerorientierung sein? Oder ist damit inzwischen nicht weit mehr gemeint? Etwa eine Klammer jenseits des überkommenen Links-rechts-Schemas, die Menschen mit ganz unterschiedlichen Geschichten und kulturellen Orientierungen zusammenbringt? Und wie kann eine neue Idee des Konservativen aussehen, die unserer Gesellschaft weiterhilft?
Im Laufe meines Lebens ist mein Respekt vor dem, was die zivilisierte Menschheit schon immer für richtig gehalten hat, stetig gewachsen. Vor grundlegenden Gedanken, Werten und Tugenden, die sich bewährt haben und die uns Orientierung geben. Etwa das Prinzip von Maß und Mitte, so wie es bei Aristoteles zu finden ist. Oder die Einsicht, wie wichtig Vertrauen und Verlässlichkeit sind, wenn wir miteinander umgehen. Diese Tugenden müssen immer wieder neu bekräftigt werden, damit das Zusammenleben funktioniert.
Das »Wir oder die Anderen« der Populisten oder der Fanatismus von Fundamentalisten sind Haltungen, die Probleme verschärfen, statt sie zu lösen. Sie vertiefen die Gräben in der Gesellschaft. Das Prinzip der guten Mitte ist dazu der Gegenpol. Es hilft Brücken zu bauen, und es ist für mich die alte Grundlage einer neuen Idee des Konservativen, um die es in diesem Buch gehen soll.