Sadie Matthews
Season of Desire - Band 2
Momente der Lust
FISCHER E-Books
Flora Hammond leidet daran, dass sie von einem goldenen Käfig umgeben ist, aufgerichtet von ihrem schwerreichen Vater. Sie will kein Jetset-Partyleben führen, sondern einfach nur Studentin sein, ihre Freiheit in Paris genießen. Durch einen Zufall begegnet sie dem geheimnisvollen Russen Andrei Dubrovski, und seine Ausstrahlung schlägt sie in den Bann. Sie verschweigt Andrei, wer sie ist, auch als er sie unbedingt wiedersehen will. Floras Schwester Freya warnt sie zwar vor Andrei, aber Flora kann der gefährlichen Faszination, die von ihm ausgeht, nicht widerstehen. Andrei weist ihr einen Weg in Welten, die sie noch nie gekannt hat und die einen dunklen Sog auf sie ausüben. Ganz von ihrer neuen Leidenschaft erfüllt, ignoriert sie, dass sie in ein Netz von Intrigen gerät, die drohen, sie und ihre Schwestern auf immer zu entzweien. Welchen Preis wird sie für die Momente der Lust zahlen müssen? Und wird sie Andreis Liebe gewinnen können?
Weitere Titel der Autorin:
›Season of Desire - Momente des Verlangens‹
›Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht‹
›Fire after Dark - Tiefes Begehren‹
›Fire after Dark - Gefährliche Erfüllung‹
Covergestaltung: bürosüd°, München
Coverabbildung: Getty Images / Dee Dee Yelverton / Moment Open
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
›Season of Passion‹ im Verlag Hodder & Stoughton, London
© Sadie Matthews 2014
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-400658-1
Season of Desire – Band 2
Momente der Lust
Herrliche Harfenklänge schweben durch den Raum. Die Flügel der weißen Doppeltür öffnen sich und geben den Blick auf die Braut frei. Einen Augenblick lang steht sie allein dort, eine zauberhafte Gestalt in einem berückend schönen Traum aus Spitze und Seide, mit funkelnden Strasssteinen in den Haaren. Dann tritt ihr Vater an ihre Seite und bietet ihr seinen Arm an, damit sie gemeinsam in den Saal schreiten können.
Ich liebe und hasse Hochzeiten. Es ist unmöglich, nicht auf diese Atmosphäre aus Romantik und Hoffnung zu reagieren, auf das glücklich strahlende Brautpaar. Ich bewundere die Liebe, die förmlich greifbar in der Luft zu liegen scheint, wie eine federleichte, warme Decke der Zuneigung über den Brautleuten. Andererseits hasse ich Hochzeiten, weil ich weiß, dass ich selbst nie eine erleben werde. Wie sollte das auch gehen, wenn der Mann, den ich liebe, meine Liebe niemals erwidern wird?
Ich stehe in der dritten Reihe aus goldlackierten Stühlen in dem auf vornehme Weise asketischen Rathaus des Pariser Viertels Marais. Die Harfenistin erzeugt himmlische Musik, während wir uns alle der Braut zuwenden.
Die Braut ist wunderschön in ihrem Kleid aus hellgrauer Seide, lang und schmal geschnitten und mit Spitze besetzt. Aus dem gewellten Ausschnitt ragen ihre nackten Schultern. Sie hält graue Rosen in der Hand, deren zarte Blütenblätter ganz leicht nach Lavendel duften. Die Haare hat sie zu einem Knoten zurückgebunden, einen Schleier trägt sie nicht, nur eine zerbrechlich wirkende Tiara, die funkelt und glänzt. Fast wünsche ich mir, sie wäre verschleiert: ihr Gesicht strahlt so voller Liebe und Glück, während sie zu ihrem Verlobten schreitet, dass es beinahe nicht auszuhalten ist. Er erwidert ihren Blick mit einem so intensiven Gesichtsausdruck, als ob der ganze Sinn seines Lebens in dieser jungen Frau gebündelt ist, die gerade auf ihn zukommt. Der Anblick von so viel Emotion verursacht mir Schwindelgefühle, und ich muss mich an der Lehne des Stuhles vor mir festhalten, als sie an mir vorübergeht.
Schließlich tritt die Braut vor ihren Bräutigam. Sie sehen einander in die Augen und lächeln. Dieses Lächeln, so voller Vertrauen und Intimität, sagt alles über die Liebe dieser beiden Menschen. Es ist die Art von Liebe, nach der ich mich sehne, von der ich jedoch weiß, dass ich sie niemals erleben werde.
Die Zeremonie beginnt.
Das Merkwürdige ist, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, was ich hier eigentlich verloren habe.
Die Einladung erreichte mich aus heiterem Himmel nur wenige Tage vor der Zeremonie: eine hübsche, hellblaue Karte mit eingravierten, dunkelblauen Buchstaben. Ich wurde zur Hochzeit von Beth Villiers und Dominic Stone gebeten. Normalerweise hätte ich gedacht, dass es sich um ein Versehen handelt, aber beim Namen Beth Villiers klingelte etwas in mir. Ich konnte ihren Namen nur nicht gleich zuordnen.
»Beth«, murmelte ich. »Kenne ich eine Beth?« Ich kräuselte die Nase und versuchte, mich zu erinnern, und glättete meine Nase sofort wieder, als mir klarwurde, was ich da tat. Mit meinem Gesicht musste ich vorsichtig sein – schließlich war es das Werkzeug einer Schauspielerin, und ich wollte nicht frühzeitig faltig werden. Das Problem war nur, dass ich nicht anders konnte, als all meine Gefühle in meinem Gesicht auszudrücken. Wenn ich nicht schauspielerte, versuchte ich, mein Gesicht möglichst neutral zu halten, aber das vergaß ich jedes Mal nach wenigen Minuten, und dann runzelte ich wieder die Stirn, riss die Augen auf, schürzte die Lippen oder lächelte breit und war einfach ausdrucksstark. Selbst wenn ich glaubte, eine versteinerte Miene aufzusetzen, wussten alle genau, was ich dachte. Es hieß, man könne in mir lesen wie in einem Buch, und das lag daran, dass man mir jedes Gefühl ansehen konnte. Das machte mich zu einer wirklich schlechten Lügnerin. Meine Zwillingsschwester Summer konnte viel besser verbergen, was in ihr vorging. Mit ihren großen, blauen Augen und dem hellen Haar wirkte sie ohnehin wie die personifizierte Unschuld. Darum hat unser Vater auch immer mich angesehen, wenn er etwas wissen wollte, und sehr zum Verdruss von Summer konnte er stets erraten, wenn wir wieder einmal Unsinn im Schilde führten.
»Flora«, pflegte sie dann verärgert zu sagen, »du musst endlich lernen, unschuldig dreinzuschauen!«
»Ich versuche es ja«, erwiderte ich jedes Mal traurig. »Aber es gelingt mir nicht.«
»Was soll aus dir nur für eine Schauspielerin werden«, höhnte sie dann. »Warum kannst du nicht unschuldig tun?«
Aber wie sich herausstellte, war es nicht dasselbe, ob man jemanden darstellte oder jemanden täuschte.
Ich starrte die Einladung an und zermarterte mir das Hirn. »Beth …?«
Ich muss sie kennen, warum sonst sollte sie mich zu ihrer Hochzeit einladen? Woher würde sie sonst meine Adresse kennen? Und dann noch so kurzfristig! Das ist wirklich merkwürdig.
Ich ging zum Schreibtisch und gab ihren Namen in mein Handy ein. »Beth Villiers.«
Und da war er – ein Name und eine Nummer, keine Adresse. Ich starrte den Eintrag erstaunt an.
Dann kenne ich sie also doch!
Ich drehte die Einladungskarte um und bemerkte jetzt erst die handschriftliche Notiz auf der Rückseite:
Liebe Flora, ich weiß, es ist sehr kurzfristig, aber wir würden uns freuen, wenn du kommst. Ich glaube, du wirst ein paar interessante Leute treffen.
Viele Grüße, Beth
In diesem Moment kehrte die Erinnerung zurück, und ich schnappte nach Luft. Ich weiß, wer sie ist!
Erst vor wenigen Wochen war meine ältere Schwester Freya in ein höchst seltsames Abenteuer geraten. Es fing damit an, dass ihr Wagen in einem Schneesturm von eisglatter Straße abkam, als sie die nicht ungefährliche Strecke von unserem Haus in den Bergen zum Flughafen zurücklegte. Glücklicherweise war ihr Bodyguard Miles Murray früher in einer Spezialeinheit des Militärs gewesen und kannte sich mit winterlichen Bedingungen bestens aus. Dank seiner Fähigkeiten überlebten sie den Autounfall. Die beiden fanden Zuflucht, bis sie gerettet werden konnten. Ich kannte nicht die ganze Geschichte, die sich in dieser winzigen Hütte mitten im Sturm ereignet hatte, aber eins war sicher: das Verhältnis meiner Schwester zu ihrem Bodyguard hatte sich verändert. Natürlich verheimlichte sie die aufblühende Beziehung vor unserem kontrollsüchtigen Vater, zumal der misstrauisch war und glaubte, der Bodyguard könnte den Unfall absichtlich verursacht haben. Das war verrückt, aber so war mein Dad nun einmal. Das lag daran, dass er ein enorm erfolgreicher und wohlhabender Geschäftsmann mit drei Töchtern war, auf die sich die Regenbogenpresse zu gern stürzte, ob es uns gefiel oder nicht. Das führte zwangsläufig zu einer gewissen Paranoia. Als er von Freyas aufkeimender Liebe erfuhr, drehte er völlig durch, und die Angelegenheit wurde noch bizarrer. Meine Schwester tauchte unter. Damals rief Beth mich an, um mir zu versichern, dass es Freya gutging.
»Ich bin eine Freundin Ihrer Schwester«, sagte sie mit ihrem weichen, englischen Akzent. »Freya möchte Sie wissen lassen, dass alles in Ordnung ist. Sie meldet sich baldmöglichst bei Ihnen.«
»Danke.« Ich war ein wenig verwirrt, weil ich keine Ahnung hatte, dass Freya in Gefahr war. Soweit ich wusste, befand sie sich in einem Hotel auf der anderen Seite von Paris und genoss das Leben. Vor meinem inneren Auge hatte ich sie im luxuriösen Wellnessbereich gesehen oder nach einem ausgiebigen Wannenbad auf ihrer Suite speisend, mit einem Kinofilm im Pay-TV. Ich hatte sie erst am folgenden Tag bei mir erwartet.
Beth sagte: »Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Sie sich Sorgen machen.«
»Ist gut.« Ich legte die Stirn in Falten und glättete sie rasch wieder, um Falten zu vermeiden. Ich war mir nicht sicher, warum ich mir Sorgen machen sollte, oder inwiefern diese Beth mir helfen konnte, aber es schien unhöflich, meine Gedanken zu äußern. »Kommt sie denn morgen zu mir? Sie wollte bei mir wohnen.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung verursachte mir plötzlich Gänsehaut. »Ich glaube nicht, Flora«, sagte Beth. »Wenn Sie nichts anderes hören, wird Freya es nicht schaffen. Es tut mir wirklich leid, aber mehr kann ich im Moment noch nicht sagen.«
Das klang ernst. Nur langsam verdaute ich, was diese Beth gesagt hatte, und meine Besorgnis nahm zu. »Warten Sie mal, das klingt, als sei Freya in Schwierigkeiten – was ist mir ihrem neuen Leibwächter? Sie ist doch mit Thierry nach Paris gekommen, oder? Wo ist er?«
»Sie ist nicht bei Thierry. Aber ich verspreche Ihnen, dass man sich um sie kümmert und sie sich nicht in Gefahr befindet. Wie ich schon sagte, sie ist jetzt in Sicherheit.«
»Jetzt?«, entfuhr es mir. »Wie meinen Sie das, jetzt? Was ist passiert? Hat das etwas mit Miles Murray zu tun?«
»Das kann ich nicht sagen, tut mir leid. Ich bin sicher, Freya wird sich demnächst mit Ihnen in Verbindung setzen«, erwiderte Beth. »Auf Wiederhören, Flora. Vergessen Sie nicht, dass Sie mich jederzeit anrufen können. Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr sagen.«
Dann hatte sie aufgelegt, und ich presste mein Handy ans Ohr und starrte ins Leere, während mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf schossen. Das Leben meiner Schwester war in letzter Zeit ziemlich kompliziert verlaufen, und ich hatte mich darauf gefreut, mich mit ihr zusammenzusetzen und alles darüber zu hören. Konnte ich dieser fremden Stimme am Telefon wirklich glauben, ganz egal wie sympathisch und vertrauensvoll sie klang? Sofort versuchte ich, Freya auf ihrem Handy zu erreichen, aber es sprang nur ihre Mailbox an.
Ich hinterließ eine Nachricht und wartete. Sie rief nicht zurück, und ich hatte einen Kurs an der Schauspielschule, also beschloss ich, erst einmal abzuwarten. Nach einer zermürbenden Stunde körperlichen Schauspieltrainings fand ich eine Nachricht auf meiner Voicemail vor. Ich ärgerte mich, dass ich Freya verpasst hatte, dann hörte ich die Nachricht ab.
»Hallo, Liebes.« Sie klang fröhlicher als seit langem. »Hör zu, es ist alles in Ordnung, aber ich will eine Weile untertauchen. Du weißt ja, wie verrückt die letzte Zeit für mich war, wie sehr mir die Presse an den Fersen klebt. Darum will ich von der Bildfläche verschwinden. Mach dir keine Sorgen um mich, mir geht’s bestens. Ich werde Dad alles erklären und melde mich wieder, sobald ich kann. Mach’s gut!« Dann fügte sie noch hinzu: »Ach, das hätte ich beinahe vergessen. Hör mal, das ist jetzt echt wichtig. Erzähle Jane-Elizabeth nichts, was du nicht auch Dad oder Estelle erzählen würdest. Hast du verstanden? Ich erkläre dir den Grund dafür, wenn wir uns wiedersehen. Aber es ist von entscheidender Bedeutung, dass du alles Private für dich behältst. Auch E-Mails! Alles Liebe. Und bis bald!«
Daraufhin hatte ich lange nichts von ihr gehört. Wenn sie nicht so rundum glücklich geklungen hätte, dann hätte ich mir ernste Sorgen gemacht, aber ihre Stimme beruhigte mich. Ich hatte das Gefühl, dass sie mit Miles, ihrem Exbodyguard, zusammen war. Das machte mich glücklich. Er hatte ihr das Leben schon einmal gerettet. Wenn sich jemand gut um Freya kümmern würde, dann Miles.
Ich hatte allerdings ein ungutes Gefühl bei dem, was sie über Jane-Elizabeth gesagt hatte. Wir alle beteten Jane-Elizabeth an. Sie war die langjährige, treu ergebene Privatsekretärin meines Vaters. Ihre Loyalität meinem Vater gegenüber stand ihrer Liebe zu uns Mädchen in nichts nach. Sie war für uns eine Ersatzmutter. Wenn man sich auf jemanden verlassen konnte, dann auf sie. Warum also mahnte mich Freya zur Vorsicht?
»Ich habe dieselbe Nachricht erhalten«, sagte Summer, als ich sie anrief. Sie hielt sich in London auf, war aber auf dem Sprung nach Venedig, für einen Kurzurlaub mit Freunden. Wo immer wir in der Welt steckten, wir telefonierten oft miteinander. Erst die Notwendigkeit, während des Semesters an der Schauspielschule in Paris bleiben zu müssen, führte mir vor Augen, wie oft wir sonst durch die Welt jetteten.
»Hast du mit ihr gesprochen?«, wollte ich wissen.
»Nur kurz. Sie war im Flugzeug und musste ihr Handy ausschalten. Aber sie hat mich explizit aufgefordert, Jane-Elizabeth nichts Persönliches mitzuteilen.«
Ich runzelte die Stirn und spielte mit einer Locke meines langen Haares, wie ich es immer tat, wenn ich nachdachte. »Das ist doch seltsam, oder?«
»Ja, schon … aber ich will lieber auf Nummer Sicher gehen. Ich erzähle Jane-Elizabeth also nichts Persönliches, bis Freya uns sagt, was genau sie damit meint.«
»Dann mache ich das auch.« Nach kurzer Pause fragte ich: »Wie klang Freya für dich?«
»Als ob sie extrem gutgelaunt wäre.« Summer lachte. »Ich hatte das Gefühl, sie ist mit jemand ganz Besonderem unterwegs.«
»Meinst du damit Miles Murray?«
»Wen denn sonst?«
Ich pfiff leise. »Dad wird ausrasten. Du weißt, womit er ihr gedroht hat, wenn sie sich mit Miles trifft?«
»Er wird völlig durchdrehen.«
Wir schwiegen beide, während wir uns den tollkühnen Ungehorsam von Freya vor Augen führten. Es erforderte zweifelsohne Mut, sich unserem Vater entgegenzustellen: keine von uns hatte ihn je bis zur Weißglut gereizt, aber ich ahnte, dass es nicht schön werden würde.
»Wir werden es ja nächste Woche erleben«, meinte Summer. »Du kommst doch über Weihnachten nach Hause?«
»Natürlich. Ich reise am Wochenende an. Glaubst du, Freya kommt auch?«
»Ich wette, sie kommt nicht. Und ich glaube, wir wissen beide, wie Dad das aufnehmen wird.«
Wir sollten recht behalten. Als ich in der Bergvilla in den Alpen eintraf, die wir unser Zuhause nannten, war mein Vater auf hundertachtzig. So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen. Alle schlichen auf Zehenspitzen um ihn herum, fürchteten, das Fass zum Überlaufen zu bringen. Er drohte sichtlich, bei der geringsten Provokation zu explodieren. Mein Vater war zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmänner dieser Welt geworden und ging davon aus, dass die Leute genau das taten, was er von ihnen erwartete, und er hatte immer besonderen Wert darauf gelegt, jederzeit zu wissen, wo sich seine Töchter aufhielten. Bis zu diesem Tag war er davon überzeugt gewesen, dass er nur mit den Fingern schnippen musste, und schon kämen wir angerannt. Jetzt aber hatte er keine Ahnung, wo sich Freya rumtrieb, und das machte ihn wahnsinnig. Er hatte gedroht, sie zu enterben, wenn sie Miles jemals wiedersah, aber sie hatte Dad dreist aus ihrem Leben verbannt und sich für Miles entschieden. Dad war eine solche Behandlung nicht gewohnt.
Ich bewunderte den Mut meiner Schwester: ich selbst war immer viel zu eingeschüchtert, um mich gegen Dad aufzulehnen. Und nun wusste keiner von uns, wo Freya war.
»Mädels, habt ihr was von Freya gehört?« Jane-Elizabeth betrat das kuschelige Zimmer, in dem Summer und ich zusammen fernsahen. Sie sah aus wie immer – das runde Gesicht mit der glatten Haut, das sie viel jünger wirken ließ, das dunkle Haar mit der grauen Strähne über der Stirn, der helle Kaschmirschal über der schwarzen Tunika –, und doch fragte ich mich, ob sie anders war als früher: nicht länger die liebevolle Ersatzmutter, die wir alle so in unser Herz geschlossen hatten, sondern jemand Gefährliches.
Wenn Freya mir nur gesagt hätte, was sie meint! Ich kann nicht glauben, dass Jane-Elizabeth etwas anderes als unser Bestes im Sinn hat … Und doch …
Wir schüttelten beide den Kopf. Summer sah Jane-Elizabeth mit harmlosem Gesichtsausdruck an. Ich musste wieder über ihre Fähigkeit staunen, den Blick ihrer blauen Augen so unschuldig wie den eines Engels wirken zu lassen. Ich fürchtete, dass mir Jane-Elizabeth meine Zweifel ansehen könnte, und wandte den Blick ab.
»Flora?«, fragte sie. »Hast du etwas gehört?«
»Nein, natürlich nicht.« Ich sah die Sorge in ihrem Gesicht, das mir so vertraut war. Unsere Mutter war gestorben, als ich erst zehn Jahre alt war, und seit damals gehörte Jane-Elizabeth zu unserer Familie. Ich ertrug den Gedanken nicht, sie könnte womöglich in die Probleme verstrickt sein, die Freya mit meinem Vater hatte. Aber warum sollte Freya uns ohne guten Grund vor ihr warnen?
Jane-Elizabeth setzte sich auf die Ledercouch gegenüber von der, auf der Summer und ich zusammen faulenzten. Sie runzelte die Stirn. »Das ist alles so furchtbar. Ich habe euren Vater noch nie so schrecklich übellaunig gesehen. Und Freya hat auch nie so … unüberlegt gehandelt. Einfach mit diesem Kerl durchzubrennen! Was denkt sie sich nur?« Jane-Elizabeth musterte uns wachsam. »Zumindest nehme ich das an. Dass sie mit diesem Miles auf und davon ist.« Sie seufzte. »Als er hier bei uns anfing, schien er so nett. Wenn wir nur geahnt hätten, was für eine Unruhe er in unser Leben bringen würde …«
»Tja, ohne ihn wäre Freya jetzt tot!«, werfe ich ein. »Er hat ihr das Leben gerettet, das wissen wir doch alle.«
»Ja, ja, vermutlich hast du recht.« Jane-Elizabeth seufzte erneut. »Und dafür stehen wir auch auf ewig in seiner Schuld. Aber sie uns einfach wegzunehmen …«
»Sie ist freiwillig mitgegangen – und es würde mich sehr überraschen, wenn sie nicht von ganz allein zu diesem Entschluss gelangt wäre«, erwidere ich scharf. In Jane-Elizabeths dunklen Augen flackerte ein Hauch von Kränkung auf. Sie war es nicht gewohnt, dass ich so mit ihr redete. Gleich darauf sagte sie: »Dann ist sie also tatsächlich mit ihm durchgebrannt?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Ich zuckte mit den Schultern. »Aber das liegt doch eigentlich auf der Hand, oder? Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich es genauso machen.«
Das meinte ich ernst. Wenn mir das Glück widerfahren wäre, mich so zu verlieben wie Freya, dann hätte ich alles dafür getan, um mit dem Mann, den ich liebte, zusammen zu sein. Plötzlich sah ich meine Schwester in einem neuen, heldenhaften Licht. Sie hatte rebelliert, um ihrem Herzen zu folgen. Ich bewunderte und beneidete sie. Ich wollte an ihrer Stelle sein, damit auch ich meine völlige Hingabe an einen anderen Menschen unter Beweis stellen konnte, so wie sie es getan hatte.
Aber bin ich wirklich tapfer genug, um Dad zu trotzen, sollte er meine Liebe missbilligen? Ich musste innerlich lachen. Als ob jemals jemand gut genug für seine Töchter wäre! Er wird jede Beziehung missbilligen. Und wenn er wüsste, wen ich liebe …
»Du würdest es genauso machen? O Flora, sag so etwas nicht.« Jetzt wirkte Jane-Elizabeth wirklich verzweifelt. »Ihr Mädchen solltet das Leben nicht als Wahl zwischen dem, was ihr wollt, und dem, was euer Vater will, betrachten. Ich verstehe nur nicht, warum sich Freya nicht mit mir in Verbindung gesetzt hat. Ich weiß, sie ist wütend auf ihren Vater, aber sie hat mich noch nie so völlig ausgeschlossen. Ich ertrage das kaum.«
»Vielleicht glaubt sie, dass du in erster Linie Dad gegenüber loyal bist«, meinte Summer täuschend beiläufig, »und dass du es ihm sagen müsstest, wenn sie dir verrät, wo sie sich aufhält. Und keine zehn Minuten später wäre dann jemand bei ihr, um sie zur Rückkehr zu zwingen.«
Ich warf meiner Zwillingsschwester rasch einen Blick zu. Wie üblich war sie die personifizierte Unschuld. Ihre Worte schienen keinerlei Unterton zu haben. Aber genau das war ja das Problem an der Sache: war Jane-Elizabeth tatsächlich nichts weiter als eine Spionin meines Vaters?
»Möglich«, räumte Jane-Elizabeth unglücklich ein. »Ich befinde mich wirklich in einer sehr schwierigen Situation, aber ich hoffe, Freya weiß, dass ich sie immer beschützen werde, wenn sie mich braucht.«
Summer und ich tauschten einen Blick. Früher waren wir uns dessen sicher gewesen. Aber was sollten wir jetzt glauben?
Das Haus war weihnachtlich geschmückt. Wie üblich war ein professioneller Inneneinrichter eingeflogen worden. Die Villa sah aus wie die Weihnachtsschmuckabteilung eines Kaufhauses – kein Winkel war von den zugegeben überaus geschmackvollen Dekorationen verschont geblieben. Hier eine gewaltige Glasschüssel voller riesiger, goldfarbener Kugeln, dort unzählige Stechpalmenzweige um Geländer. Von den Decken hingen funkelnde Sterne, und hinter jede Ecke stieß man auf einen Weihnachtsbaum. Unter einer gigantischen, vier Meter hohen Tanne, die über und über mit Lichterketten und Weihnachtsschmuck behängt war und vor dem Panoramafenster stand, von dem aus man die Berge sehen konnte, lagen haufenweise perfekt eingepackte Geschenke. Ein Hochglanzmagazin hätte unser Haus problemlos als Fotoshooting-Location für ein sorgfältig gestyltes, geschmackvolles Weihnachtsambiente auswählen können – die Art von Umgebung, wo alles herrlich arrangiert ist, aber man weit und breit keine lebende Seele sieht.
Ich erinnerte mich noch an die Weihnachtsfeste, die wir mit meiner Mutter gefeiert hatten. Die Erinnerungen waren verblasst, aber vorhanden. Unser altes Chalet war sicher auch groß und luxuriös gewesen, aber im Vergleich zu dieser unterkühlten Monstrosität auf dem Gipfel war es schnuckelig und gemütlich gewesen. Wir hatten alles selbst dekoriert, hatten den Weihnachtsbaum mit Schmuck überladen, hatten Papierketten aufgehängt, die wir am Küchentisch selbst gebastelt hatten, und instabile, aber fröhlich anmutende Lebkuchenhäuser gebacken. Meine Mutter war Engländerin, und wir hatten Weihnachten immer so gefeiert, wie sie es aus ihrer Kindheit kannte. Nach ihrem Tod versuchten wir, ihre Traditionen aufrechtzuerhalten, aber nachdem wir in diese gigantische Bergvilla aus Stahl und Glas gezogen waren, dem Herzensprojekt meines Vaters, gaben wir vieles davon auf. Es schien einfacher zu sein, ein Team von Dekorateuren anzuheuern, die das Haus für uns schmückten, als zu versuchen, die alten Gewohnheiten aus glücklicheren Zeiten zu bewahren. Weihnachten war nie wieder dasselbe.
Dennoch war es seltsam, das Fest ohne Freya zu feiern. Wir drei waren daran gewöhnt, oft getrennt zu sein, aber die große Schwester bei einer Gelegenheit nicht um sich zu haben, bei der wir ausnahmslos immer zusammen gewesen waren, war schrecklich.
»Findest du es gerade auch so schlimm wie ich?«, murmelte Summer, als sie in den Salon kam, wo der gigantische, funkelnde Baum und der Berg an Geschenken den Tag noch schaler erscheinen ließen. Sie betrachtete mein Outfit. »Ich sehe, du hast dich dem Anlass entsprechend gekleidet.«
Ich sah an mir herab – zu dem schwarzen Wollkleid mit Lackledergürtel und den hohen, schwarzen Stiefeln – und sagte: »Dad soll ruhig wissen, was wir von der Situation halten. Ich trage ganz offiziell Trauer, weil Freya nicht hier ist.«
Summer ließ sich in einen der großen, weißen Ledersessel fallen. Sie war so stilsicher wie immer, trug einen hellrosa Kaschmirpulli, der eine Schulter frei ließ, und graue Jeans. Meine Schwester kann einfach nicht anders als elegant auszusehen. Und meine Vorliebe, mich aufzuhübschen, ist ihr völlig fremd. »Das ist das schlimmste Weihnachtsfest aller Zeiten! Wir bekommen Dad kaum zu Gesicht, und wenn doch, dann sieht er aus wie ein Menschenfresser mit Migräne. Hast du schon gewagt, ihm gegenüber Freyas Namen zu erwähnen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich sehe ihn ja kaum. Er scheint sich die ganze Zeit mit Pierre in seinem Arbeitszimmer einzuschließen.« Ich schauderte. Der Sicherheitschef meines Vaters verursachte mir eine Gänsehaut. »Und du?«
Summer schnitt eine Grimasse. »Bloß nicht. Wie ich immer sage – man soll schlafende Hunde nicht wecken.«
»Ich frage mich, was Freya gerade macht.« Gedankenverloren stellte ich mir vor, wie sie irgendwo auf der Welt in den Armen von Miles Murray aufwachte, strahlend vor Glück. Ich war selbst überrascht, wie sehr ich mir wünschte, sie wäre hier bei uns. »Ob sie uns vermisst?«
Wie aufs Stichwort zirpte das Handy in der Tasche meines Kleides. Ich zog es heraus. Eine SMS war eingegangen. »Eine Nachricht von Freya. Schau!«
Summer kam zu mir und starrte mit mir auf das Foto: von Freya, wie sie im Schneidersitz auf einem Teppich vor einem flackernden Kaminfeuer saß. Sie trug Jeans und einen Fair-Isle-Pulli und strahlte glücklich in die Kamera. In ihren braunen Augen funkelte das Vergnügen. Die Bildunterschrift lautete:
Fröhliche Weihnachten, Mädels! Ich vermisse euch sehr und melde mich BALD. Mir geht es gut, und alles ist bestens. Küsse!
»Wo sie wohl sein mag?«, fragte sich Summer.
»Es gibt nicht viele Hinweise, sie könnte überall sein.« Ich studierte das Foto. Dann sah ich zu Summer. »Was glaubst du, wie lange sie untergetaucht bleiben kann?«
Summer wollte gerade antworten, als eine kühle Stimme fragte: »Ihr beide scheint ja sehr konzentriert zu sein. Irgendetwas Interessantes?«
Wir sahen beide auf.
Estelle, die Freundin meines Vaters, war in den Salon getreten. Sie trug eins ihrer üblichen, hautengen Kleider und dazu Stöckelschuhe. Sie war perfekt geschminkt, und ihr langes, braunes Haar fiel ihr glänzend über die Schultern, aber sie wirkte etwas blasser und angespannter als sonst. Rasch stöckelte sie auf uns zu, wollte einen neugierigen Blick auf das Display meines Handys werfen. Gerade noch drückte ich das Foto weg, und man sah nur noch den Home-Bildschirm.
»Nein, nichts von Interesse.« Ich lächelte zu ihr auf. »Fröhliche Weihnachten, Estelle.«
Sie musterte mich misstrauisch. »Fröhliche Weihnachten, Flora. Dir natürlich auch, Summer.«
»Frohe Weihnachten.« Summer gelang es, aufrichtig zu klingen, aber ich wusste, sie brachte Estelle nicht mehr Herzlichkeit entgegen als ich. Also gar keine. »Wo ist Dad?«
»In seinem Arbeitszimmer. Er telefoniert. Kommt aber gleich«, erwiderte sie kurz angebunden, und ich hatte den Eindruck, dass es für Estelle mit meinem Vater momentan auch nicht einfach war.
Sie ist daran gewöhnt, dass sie ihn um ihren kleinen Finger wickeln kann. Für gewöhnlich ist er ganz vernarrt in sie, will sie unablässig verwöhnen. Aber jetzt, wo Freya verschwunden ist, kann er an nichts anderes als an seine Töchter denken. Unwillkürlich musste ich innerlich schmunzeln. Es ging mir schon besser, seit wir die SMS von Freya bekommen hatten. Geschieht Estelle recht. Jetzt werden wir ja sehen, wie gern sie wirklich mit meinem Vater zusammen ist.
Wir waren diesbezüglich alle einer Meinung: Estelle war nur aus einem einzigen Grund die Freundin meines Vaters geworden – und zwar nicht, weil er Gottes Geschenk an die Frauen war. Dad war hingerissen von ihr, und um seinetwillen bemühten wir uns, mit ihr auszukommen, obwohl keine von uns sie mochte oder ihr vertraute. Wir konnten nicht vergessen, dass sie früher unsere persönliche Assistentin gewesen war und sie jetzt ein besonderes Vergnügen daraus zu ziehen schien, uns herumzukommandieren.
Außerdem hatte ich den starken Verdacht, dass die Sache mit Freya meinen Vater in seinem Arbeitszimmer festhielt. Zweifellos hatte er ein Heer von Privatdetektiven auf sie angesetzt – die von der teuren Sorte, die unablässig arbeiteten, selbst an Weihnachten. Sie würden jeden nur erdenklichen Trick anwenden, um sie aufzuspüren.
Versteck dich solange du kannst, Freya. Bring sie ins Schwitzen. Ich weiß, dass es dir gutgeht. Freu dich darüber, endlich einmal keine Hammond-Schwester zu sein – genieße deine Freiheit, solange es dir möglich ist.
Wir unterhielten uns gekünstelt mit Estelle, während die Hausmädchen Drinks servierten. Bis Dad endlich kam, hatte sich schon Jane-Elizabeth zu uns gesellt. Sie versuchte uns aufzuheitern, indem sie ein leuchtendes Rentiergeweih auf dem Kopf trug und riesige Ohrringe in Form von Weihnachtspuddings. Jane-Elizabeth war wie meine Mutter Engländerin und besaß einen sehr verrückten Sinn für Humor. Bei ihrem Anblick musste ich kichern. Freya hatte am meisten Zeit mit unserer Mutter verbracht, und auch sie war sehr englisch, aber sie hatte ein Schweizer Internat besucht und fand daher nicht immer dasselbe witzig wie ich. Summer war wegen ihrer Jahre an einer amerikanischen Universität eine Mischung aus Engländerin und Amerikanerin. Wir waren ein ziemlich bunter Haufen, so viel stand fest.
Dad musterte Jane-Elizabeths Geweih mit versteinertem Gesichtsausdruck. Sie nahm es rasch ab. Dann durchliefen wir alle zusammen die letzten Familientraditionen meiner Mutter: wir öffneten die Geschenke, während wir Mimosas tranken (die meine Mutter ›Buck’s Fizz‹ zu nennen pflegte, obwohl wir natürlich zu ihren Lebzeiten noch zu klein waren, um sie zu trinken), dann aßen wir zu Mittag – einen riesigen Truthahn mit allem, was man in Großbritannien dazu aß: Würstchen, Füllung, Bratkartoffeln und Rosenkohl mit heißen Kastanien. Jane-Elizabeth gab ihr Bestes, um uns mit fröhlichem Geplauder in gute Stimmung zu versetzen, und wir versuchten wirklich, es ihr gleichzutun, aber ich wollte gleichzeitig auch nicht, dass Dad glaubte, alles sei normal oder der Umstand, dass Freya fehlte, würde mir nichts ausmachen.
Es ist seine Schuld, sagte ich mir. Wenn er wegen ihrer Beziehung zu Miles nicht so dermaßen ausgeflippt wäre, dann wäre sie jetzt hier.
Ich sagte kaum etwas und lächelte auch nicht, ebenso wie Summer. Es mochte den Eindruck erwecken, als würden wir schmollen, aber innerlich war ich unglaublich traurig. Wir hätten alle zusammen hier sein sollen. Schlimm genug, dass unsere Mutter tot war und wir Estelle ertragen mussten. Aber auch noch Freya zu verlieren, war schrecklich. Ihr Fehlen war wie eine entsetzlich klaffende Wunde, die sich nicht schließen ließ, die aber alle totschwiegen. Ich wollte aufspringen und brüllen: »Ich halte diese Heuchelei nicht mehr aus! Warum erwähnt keiner ihren Namen? Warum tun wir so, als sei alles normal, wo es doch einfach nur furchtbar ist?«
Aber ich traute mich nicht, obwohl sich meine Nägel in meine Handflächen bohrten und mein Unterkiefer vor Anspannung schmerzte.
Wir öffneten unsere Geschenke und bedankten uns für den teuren Plunder und die Kleider, die Jane-Elizabeth auf Anweisung unseres Vaters für uns ausgesucht hatte. Ich hatte das Gefühl, dass Estelle ihre Geschenke selbst ausgewählt hatte – ein extrem großer Diamantring von Graff und eine Cartier-Uhr, ebenfalls mit Diamanten –, aber sie quietschte überzeugend vor Überraschung, als sie ihre Geschenke auspackte. Ein Haufen Päckchen für Freya lag ungeöffnet unter dem Baum, aber niemand sprach darüber. Den ganzen Tag über fiel Freyas Name kein einziges Mal.
Ich war sehr erleichtert, als ich endlich nach Paris zurückkonnte. Summer fuhr zu Freunden, mit denen sie skifahren wollte.
Wir überließen es Estelle und Jane-Elizabeth, sich um unseren Vater zu kümmern, dessen Stimmung nicht hätte schlimmer sein können. Er weigerte sich standhaft, darüber zu reden, dass unsere Schwester nicht unter uns weilte.
Ich beobachte die standesamtliche Trauung. Der Standesbeamte trägt einen schlichten, dunklen Anzug zu der rot-weiß-blauen Amtskette. Die Gelübde werden auf Französisch ausgetauscht, das sowohl die Braut als auch der Bräutigam mit englischem Akzent sprechen. Seit ich in Paris wohne, hat sich mein Ohr sehr ans Französische gewöhnt, und ich spreche es fließend genug, um oft für eine Französin gehalten zu werden. Interessiert betrachte ich die anderen Gäste, während die Brautleute die Dokumente unterschreiben. Die beiden sitzen auf den vergoldeten Stühlen mit rotem Samtpolster vor dem auf Hochglanz polierten Eichentisch des Standesbeamten.
Ich merke sofort, wer zur Braut gehört. Ihre Mutter lächelt unter Tränen. Sie trägt ein türkisfarbenes Seidenkostüm und einen Hut, der definitiv nicht so aussieht, als sei er in Paris gekauft worden. Neben ihr sitzen der Vater der Braut und zwei gutaussehende junge Männer, einer mit einer Frau an seiner Seite, die offensichtlich seine Freundin ist. Sie wirkt unsicher und etwas fehl am Platz, als ob sie es jetzt, wo sie in dieser eleganten Umgebung ist, bereut, sich für den fuchsienfarbigen Federkopfschmuck entschieden zu haben, der in all seiner abscheulichen Pracht auf ihrem Kopf wippt.
Ob das die Brüder von Beth sind?
In den Reihen dahinter haben noch mehr Familienangehörige und Freunde Platz genommen. Alle haben etwas ungemein Englisches an sich. Ich weiß nicht, warum es so ist, aber es ist so. Obwohl sie ihre besten Kleider tragen, scheinen sie zwangloser als die anderen Hochzeitsgäste – unverkennbare Individualisten. Die Gäste auf der anderen Seite stammen eindeutig aus anderen Teilen der Welt. Sie sind dezenter gekleidet, teurer, wollen nicht auffallen. Ihr Ziel ist es, ihren kostspieligen guten Geschmack zu demonstrieren.
Ich kann nicht erkennen, wer Dominics Eltern sind, aber eine hübsche Frau hat dieselben samtigbraunen Augen, dieselbe olivfarbene Haut und ebenso welliges Haar wie er. Das muss seine Schwester sein. Sie umgibt eine amerikanische Eleganz, und ich finde ihre warmherzige Aura sehr sympathisch. Auf Dominics Seite des Raumes sitzen viele schicke, attraktive Frauen. In der Zeit vor Beth muss er ein ziemlicher Herzensbrecher gewesen sein.
Ich beobachte, wie sie die Dokumente unterschreiben. Die Freude, die sie ausstrahlen, ist beinahe greifbar. Dominics Herzensbrechertage sind vorüber, da bin ich ganz sicher. Er betrachtet seine frischgebackene Ehefrau mit purem Entzücken.
Der Standesbeamte erhebt sich und erklärt die Zeremonie für beendet. Spontan brandet Applaus auf, während sich Braut und Bräutigam innig küssen. Von irgendwoher erklingt Musik – ein fröhliches Trompeten-Präludium –, und das glückliche Paar lächelt seinen Freunden und Verwandten zu, während es gemeinsam durch den Mittelgang schreitet. Wir folgen alle.
Und in diesem Augenblick entdecke ich Freya.
»Freya?« Ich schnappe ungläubig nach Luft und rufe etwas lauter: »Freya!« Aber meine Stimme geht im Geplauder der Gäste und in der Musik unter.
Ich weiß, dass ich sie gesehen habe. Nur für einen kurzen Moment, im hinteren Teil des Raumes. Dann muss sie hinausgeglitten und verschwunden sein, kurz bevor die Neuvermählten an die Tür kamen.
Aber sie war es! Sie ist hier.
Ich rufe erneut ihren Namen und versuche, mich den Mittelgang hinunter zur Tür zu kämpfen, doch die Hochzeitsgäste versperren mir den Weg. Immer wieder bleiben sie stehen und plaudern miteinander und lachen, schwelgen in dem guten Gefühl, das man nach einer solchen Zeremonie hat. So höflich es mir möglich ist, drängele ich mich hindurch. Es fällt mir schwer, die in Seide und Schurwolle gekleideten Menschen, die mir den Weg versperren, nicht einfach auseinanderzuschieben. Als ich endlich draußen in dem breiten Flur mit dem Marmorboden stehe, ist Freya nirgendwo zu sehen. »Wo …?« Verwirrt schaue ich mich um. »Wo ist sie?«
Ich drehe mich nach links zum Haupteingang. Meine hohen Absätze klackern über den Marmor. Ich frage mich, was ich als Nächstes tun soll. Als ich an einer großen, glänzenden Holztür vorbeikomme, geht sie plötzlich auf, und Beth streckt den Kopf heraus.
»Flora!«, flüstert sie vernehmlich.
Ich bleibe abrupt stehen und starre sie an. Es ist irgendwie surreal, wenn die Braut so verstohlen aus einer Tür lugt. »Ja?«
Sie winkt mich zu sich. Ihre Augen schauen mich flehentlich an. »Komm herein«, sagt sie nur und verschwindet im Inneren des Raumes. Ich folge ihr, und da steht Dominic, immer noch vor Glück strahlend. Neben ihm lehnt meine Schwester Freya an einem Tisch. Sie wirkt stets elegant, so auch an diesem Tag: Freya trägt ein wunderschönes, blassgrünes Tweedkostüm zu schockierend pinkfarbenen Stöckelschuhen. Der strenge Schnitt des Kostüms unterstreicht ihren Bubikopf und die langen Beine. Dennoch wirkt Freya irgendwie anders: eine schwindelerregende Energie geht von ihr aus, und ihr Gesichtsausdruck spricht Bände.
Sie wirkt fröhlicher, ihre Augen funkeln ja förmlich.
Verblüfft wird mir klar, dass sie glücklich sein muss.
Habe ich sie wirklich noch nie zuvor glücklich gesehen? Womöglich ist es schon Jahre her, dass sie mit sich im Reinen war. Aber ja, jetzt ist sie glücklich.
Freya, die älteste von uns Schwestern, hat unserer Mutter immer am nächsten gestanden. In den schrecklichen Wochen, als die Krankheit meiner Mutter im Endstadium war, ist sie ihr nicht von der Seite gewichen. Nach Mamas Tod war Freya nie mehr dieselbe. Sie wurde zu der bissigen, ständig gereizten, älteren Schwester, die ich so gut kannte. Summer und ich hatten einander, also verbündeten wir uns gegen sie. Ein paar Jahre lang hatten wir einen Club, den wir Die Anti-Freya-Liga nannten. Wir genossen es, Pläne zu schmieden, wie wir sie triezen konnten. Sie fiel jedes Mal auf unsere Köder herein, stürmte dann fuchsteufelswild herum, verbannte uns aus ihrem Zimmer, verbot, dass wir dieselbe Luft wie sie atmeten. Mit zunehmendem Alter gab sich das jedoch, und wir wurden wieder Freunde.
Aber so habe ich sie noch nie gesehen.
»Flora!« Sie stößt sich vom Tisch ab und kommt mit offenen Armen auf mich zugelaufen. »Wie schön, dich zu sehen!« Gleich darauf umarmt sie mich fest, mein Gesicht wird gegen den weichen Tweedstoff ihres Kostüms gepresst, eine zarte Parfümwolke hüllt mich ein. Sie küsst mich auf die Wange.
»Was machst du denn hier?« Ich löse mich von ihr, um sie anzuschauen. Es scheint Ewigkeiten her, seit ich sie zuletzt gesehen habe.
»Ich wollte dich sehen!« Sie lächelt mich glücklich an.
Mit sanfter Stimme wirft Beth ein: »Vermutlich hast du dich gefragt, warum ich dich zu meiner Hochzeit eingeladen habe. Wo wir uns doch gar nicht kennen.«
»Na ja, es hat mich schon ein wenig gewundert.« Ich muss lachen. »Unterschwellig habe ich wohl geahnt, dass so etwas passieren würde.« Ich wende mich wieder meiner Schwester zu. »Freya, wo um alles in der Welt hast du gesteckt? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.«
»Ehrlich?« Sie wirkt schuldbewusst, während sie mich zu einer Gruppe von Stühlen führt. »Ich hatte gehofft, meine SMS hätte euch beruhigt.«
»Kurze Zeit hat es das auch, aber das ist schon Wochen her …«
Dominic räuspert sich laut, und wir drehen uns zu ihm um. Beth hält seine Hand. Sie stehen vor der Tür. »Wir gehen jetzt und lassen euch in Ruhe reden«, sagt er und zwinkert uns zu. »Wir werden auf einem Hochzeitsempfang erwartet. Die anderen fragen sich sicher schon, wo wir bleiben.«
»Aber natürlich!« Freya lacht und läuft zu ihnen. Sie umarmt beide und küsst sie zum Abschied. »Ich danke euch für eure Hilfe! Ich schulde euch so viel.« Sie nimmt Beth an den Händen. »Vor allem dir, Beth. Du siehst wundervoll aus. Ich hoffe, du hast einen herrlichen Hochzeitstag.«
»Oh, ganz sicher.« Beth strahlt. »Leb wohl, Freya. Und vergiss nicht, dich zu melden. Auf Wiedersehen, Flora. Sehen wir uns gleich auf dem Empfang?«
»Ich … ich weiß nicht. Aber danke für die Einladung. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
»Gern geschehen. Lass mich wissen, wenn ich dir helfen kann.« Sie schenkt mir ein Lächeln, dann strahlt sie ihren frischgebackenen Ehemann an. Sie öffnen die Tür, und der Lärm der Menge strömt herein. Gleich darauf sind sie verschwunden, von den Leuten im Flur begeistert empfangen.
Ich drehe mich wieder zu Freya. »Sie sind ein reizendes Paar.«
»Ja, das sind sie.« Freya wirkt nachdenklich. »Ich schulde ihnen so viel. Sie haben mir geholfen, als ich es am meisten brauchte. Sie haben Miles und mich wieder zusammengebracht.«
»Dann stimmt es also? Du bist wieder mit Miles zusammen?«
Freya nickt. Sie kann sich das überschäumende Lächeln, das sich über ihr Gesicht ausbreitet, nicht verkneifen. »Ja. Und ich bin glücklicher denn je.« Plötzlich wirkt sie besorgt. »Ich muss dir entsetzlich selbstsüchtig vorkommen – ich habe euch ohne ein Wort zurückgelassen und mich seitdem kaum gemeldet. Hasst ihr mich jetzt, du und Summer?«
»Natürlich nicht!« Plötzlich überkommt mich eine Welle der Zuneigung für sie, auch eine Spur Neid auf das, was ihr passiert ist. »Du bist verliebt – so richtig! Diese Gelegenheit musst du beim Schopf packen, solange sie sich dir bietet! Ich würde das jedenfalls tun.«
Freya sieht mich dankbar an. »Ja, das würdest du. Du bist so ein leidenschaftlicher, romantischer Mensch. Du würdest es ganz gewiss ebenso halten wie ich.«
»Ohne lange zu fackeln«, erkläre ich feurig. Vor meinem inneren Auge erscheint ein Bild: ich, in den Armen des Mannes, den ich liebe. Zärtlich sieht er mich an, senkt den Kopf, um mich zu küssen …
Ich schüttele das Bild ab. Das wird niemals geschehen.
»Was ist mit Dad?«, fragt Freya zögernd. »Hasst er mich?« Ich zögere, sehe, wie eine Welle des Schmerzes über ihr Gesicht läuft, gleich darauf jedoch ersetzt von Trotz.
»Dad wird dich niemals hassen, aber er ist wütend. Ich glaube, hinter den Kulissen hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt, um deinen Aufenthaltsort herauszufinden.«
Freya zuckt mit den Schultern. »Irgendwann wird er mich sicher aufspüren, aber momentan halten wir uns noch bedeckt – und das hat Gründe.«
»Wegen der Paparazzi? Vor ein paar Monaten warst du ja noch Thema der Regenbogenpresse.« Es hatte einige Fotos von Freya mit Miles Murray gegeben. Der Geschichte von der reichen Erbin und ihrem Leibwächter konnten die Medien einfach nicht widerstehen.
Freyas Gesichtsausdruck verdunkelt sich. »Das hat zu Problemen geführt. Mehr als du denkst. Als herauskam, warum ich mich von Jacob getrennt hatte, begannen die wahren Schwierigkeiten für mich. Das ist einer der Gründe, warum ich untertauchen musste. Miles weiß, wie er uns unsichtbar machen kann, bis der Sturm vorüber ist. Darum komme ich auch nicht zurück. Vorerst jedenfalls nicht.«
»Aber wo seid ihr die ganze Zeit untergekommen? Wo wohnt ihr?«, will ich wissen.
Sie sieht mich mit ihren großen, braunen Augen traurig an. »Schätzchen, das kann ich dir nicht sagen. Bitte – es ist besser so. Es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue, das tue ich. Aber es gibt gute Gründe, warum ich dir nicht mehr sagen kann.«
»Ist es wegen Jane-Elizabeth?«, frage ich schweren Herzens. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass man Jane-Elizabeth nicht vertrauen kann. »Seit wir deine Nachricht erhalten haben, waren Summer und ich in ihrer Gegenwart immer besonders vorsichtig.«
Freya nimmt meine Hand. »Flora, es ist nicht Jane-Elizabeth – sie ist nur ein Opfer, ebenso wie wir. Die Person, die gegen uns alle intrigiert, ist Estelle. Sie hat die Geschichten von mir an die Presse weitergegeben, mich in echte Gefahr gebracht und einen Keil zwischen Dad und mich getrieben. Mir war lange nicht klar, wie die Medien an die Fotos von mir gekommen sind, wo doch praktisch keine Menschenseele wusste, wo ich mich aufhielt. Oder wie die intimen Geheimnisse meiner Trennung von Jacob an die Öffentlichkeit gelangen konnten. Estelle steckt hinter alldem. Offenbar hat sie Zugang zu den Mails von Dad.«
Ich starre sie an und muss das erst einmal verdauen. »Aber natürlich«, keuche ich, »das ergibt endlich Sinn! Das bedeutet also, dass sie Dads Mails lesen kann … und die von Jane-Elizabeth.«
»Mehr als das. Sie hat sich in das ganze Hammond-System gehackt.« Freyas Augen funkeln vor Wut. »Sie verfolgt irgendeinen Plan.«
»Wir wissen doch, welchen … sie will uns Dad entfremden und ihren Vorteil daraus ziehen, sobald unsere Familie zerrüttet ist.«
»Momentan hat sie mit ihrem Plan Erfolg«, sagt Freya. »Aber auch, wenn sie eine Schlacht gewonnen haben mag, ist der Sieg noch lange nicht ihrer. Ich bin nicht bereit, die Zerstörung unserer Familie so einfach hinzunehmen.«
»Ich auch nicht!«, erkläre ich leidenschaftlich. »Aber Dad werden wir nicht so leicht überzeugen.«
Freya nickt. »Momentan lässt er nicht zu, dass man auch nur ein Wort gegen sie sagt. Ich bin mir auch sicher, dass sie ihre Spuren verwischt hat. Darum bleibe ich weiterhin untergetaucht. Es muss sie wahnsinnig machen, dass sie nicht weiß, wo ich bin oder was ich tue. Außerdem …« Freyas Augen funkeln wieder. »… will ich nicht weg von Miles. Es kommt mir vor, als wären wir in den Flitterwochen, endlos lange, herrliche Flitterwochen …« Sie schließt die Augen, ihr Gesicht leuchtet. »Ach Flora, ich bin so glücklich.«
Ich beuge mich vor und umarme sie. »Das freut mich, ehrlich. Wo ist Miles jetzt?«
»Hier in Paris. Wir kehren heute noch zurück nach …« Sie hält abrupt inne, kann sich gerade noch bremsen. »Hoppla, beinahe hätte ich es doch gesagt. Wir reisen noch heute wieder ab. Aber ich wollte dich unbedingt wiedersehen – um dir zu sagen, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Und um dich vor Estelle zu warnen. Ich halte sie für absolut skrupellos. Ich glaube, sie schreckt vor nichts zurück, um das zu bekommen, was sie will. Sei also vorsichtig – aber lass sie nicht wissen, dass wir ihr auf die Schliche gekommen sind.«
»Ist klar.« Ich umarme sie erneut. Sie erwidert meine Umarmung. Eine Weile bleiben wir so stehen, und ich frage mich, wann und wo ich sie wiedersehen werde.
»Ich muss jetzt los«, sagt Freya schließlich. »Grüß Summer von mir, ja?«
Ich nicke. Plötzlich habe ich einen Kloß im Hals.
»Geh auf den Empfang, ich bin sicher, du wirst dich amüsieren.« Sie lächelt mich an. »Du weißt doch, wie es auf Hochzeiten zugeht, mit all der Romantik in der Luft. Vielleicht begegnet dir jemand …«
Jetzt, wo Freya verliebt ist, will sie, dass alle so glücklich sind wie sie.
Ich bringe ein Lächeln zustande. »Vielleicht. Man weiß ja nie.«
Ich trete in den Flur, versuche möglichst unauffällig zu erscheinen, und ziehe meinen hauchzarten Kaschmirschal höher. Freya ist durch eine Hintertür aus dem Gebäude geschlüpft. Ich folge den Hochzeitsgästen hinaus, wo sich Braut und Bräutigam, allen noch einmal die Hände schüttelnd, einem wartenden Bentley nähern. Der Hochzeitsempfang findet in einem umwerfenden Stadthaus ganz in der Nähe statt. Die Gäste gehen zu Fuß dorthin. Da ich mich fehl am Platz fühle, schließlich kenne ich niemanden, überquere ich die Straße und bleibe vor einem Café stehen. Ich drehe mich noch einmal zu der Menge vor dem Rathaus um. Die anmutige, wunderschöne Braut zieht alle Blicke auf sich.
»Mademoiselle?«
Ein Kellner steht neben mir und schaut mich fragend an. Ich befinde mich zwischen den Stühlen und Tischen vor dem Café.