Andreas Schlüter | Irene Margil
Böses Foulspiel
Mit farbigen Bildern von Michael Vogt
FISCHER E-Books
Bevor Andreas Schlüter mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern begann, leitete er Kinder- und Jugendgruppen und arbeitete als Journalist und Redakteur
Irene Margil ist gelernte Fotografin, arbeitete mehrere Jahre in der Sat1-Fußballredaktion ›ran‹ und ist ausgebildete Lauftherapeutin.
Erschienen bei FISCHER E-Books
© 2016 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: GarstenYoung, Frankfurt
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-7336-0237-6
Pedro und Zachi schlenderten ihren absoluten Lieblingsweg entlang: zum Bolzplatz, dem Sparri. An einem Baum entdeckte Zachi ein Plakat.
„Altberliner Herbschtfescht!“, las er vor. Seine Zahnspange blitzte.
„Ach ja, klar!“, sagte Pedro. „Aber wieso Altberliner? Egal, jetzt geht’s erst mal gegen die Knödel. Also los!“
Jedes Jahr wurde der kleine Park am Sparrplatz mitsamt dem Bolzplatz drei Tage lang für das große Herbstfest gesperrt und zum Schauplatz für Jongleure, Zauberer und Musiker. Natürlich waren auch viele Geschäfte aus der Nachbarschaft, wie der Dönerhimmel von Mehmets Vater oder das Café Klatsch der Sozialarbeiter, mit ihren Ständen dabei.
Pedro und die anderen freuten sich schon auf das Fest, auch wenn sie während dieser Zeit dann ihren geliebten Platz nicht zur Verfügung hatten. Im Park wurden bereits die ersten Zelte aufgebaut. Schon in ein paar Tagen nahmen auch die ersten Verkaufsstände ihre Positionen ein. Der Bolzplatz war als Letztes dran. So konnten die Haie ihn noch nutzen. Und das mussten sie auch. Denn wie jedes Jahr stand kurz vor Beginn des Herbstfestes ein Spiel gegen die Knödel an: Ulfs Mannschaft, die von den Haien wegen der muskulösen Beine der Älteren nur die ‚Knödel’ genannt wurden.
Einige von ihnen waren auch schon auf dem Platz. Mit dabei war einer, den Pedro und Zachi noch nie gesehen hatten. Er war noch größer als Ulf, hatte nicht nur Waden wie Knödel, sondern auch noch Oberarme wie Baumstämme.
Als die Knödel Pedro und Zachi sahen, unterbrachen sie ihr Spiel.
Ulf zeigte auf die beiden. „Das sind sie!“
„Wie heißen die noch mal?“, fragte der Riese.
„Fischstäbchen!“, antwortete Ulf und grinste frech.
„Die schprechen von unsch!“, sagte Zachi empört. Ulf hatte sich angewöhnt, die Haie immer nur als Fischstäbchen zu bezeichnen.
„Wir sind die Fußball-Haie!“, korrigierte Pedro.
Der Riese streckte Pedro die Hand entgegen: „Ich bin Hans und neu in Ulfs Mannschaft!“
„Hallo“, antwortete Pedro unsicher, reichte dem Neuen die Hand und verzog schmerzhaft das Gesicht. Ein Händedruck wie ein Schraubstock!
Aus dem Hintergrund erschienen nach und nach die anderen Haie, denen sich Hans ebenso vorstellte.
Max, der Hans kaum bis zur Schulter reichte, fragte Ulf direkt: „Ihr habt euch Verstärkung geholt?“
Ulf breitete die Arme aus. „So machen es doch alle großen Mannschaften vor Saisonbeginn!“
„Na ja …“, sagte Max und sah zu dem Riesen hinauf.
„Du hättescht auch bei unsch mitmachen können, Hansch“, betonte Zachi.
„Quatsch. Wir sind doch komplett“, widersprach Mehmet, der plötzlich hinter Zachi stand und offenbar alles mitbekommen hatte. „Ich bin Mehmet!“
„Und ich Hans“, sagte der Riese noch mal und streckte Mehmet die Hand hin.
Mehmet nahm sie. Der Riese drückte wieder erbarmungslos zu. Noch fester als bei Pedro. Doch Mehmet verzog keine Miene.
„Lasche Hand“, sagte er. „Spielst du auch so?“
Der Riese schmunzelte gequält und ließ los. „Das wirst du morgen schon sehen.“
„Nach dem Spiel seid ihr alle bei uns im Dönerhimmel eingeladen!“, verkündete Mehmet. „Als Trost für eure Niederlage.“
„Schon klar. Dann bis morgen!“, sagte Hans und drehte mit Ulf ab.
Pedro wartete, bis die Knödel Richtung Parkausgang abgezogen waren. Dann sagte er leise: „Boah, Glück gehabt, dass meine Hand noch heil ist!“ Skeptisch betrachtete er seine schmerzenden Finger. „Habt ihr diese Pranken gesehen?“
Die anderen nickten.
„Wie hast du das bloß ausgehalten?“, fragte Pedro Mehmet.
„Gar nicht!“, gab Mehmet zu, der nun auch seine schmerzende Hand rieb. „Aber meinst du, ich zeig dem das? Eher würde ich sterben, Alter!“
Pedro lachte. Das war mal wieder typisch Mehmet.
„Ich glaube, dieser Hans wird uns noch einige Probleme bereiten. Also passen wir alle auf ihn auf, okay?“, warnte Pedro in die Runde.