Iny Lorentz
Die Kastratin
Roman
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Hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich ein Münchner Autorenpaar, dessen erster historischer Roman »Die Kastratin« die Leser auf Anhieb begeisterte. Mit »Die Wanderhure« gelang ihnen der Durchbruch; der Roman erreichte ein Millionenpublikum. Seither folgt Bestseller auf Bestseller. Die Romane von Iny Lorentz wurden in zahlreiche Länder verkauft.
Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren: www.iny-lorentz.de
eBook-Ausgabe 2012
Knaur eBook
© 2003 Knaur Taschenbuch
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Regine Weisbrod
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic®, München
ISBN 978-3-426-41488-0
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Die Verwandlung
Ihre Wangen brannten von den Ohrfeigen ihrer Mutter, und in ihren Augen standen Tränen. Dennoch warf Giulia den Kopf in den Nacken und schob trotzig ihr Kinn vor. Nie, niemals würde sie verstehen, warum es Sünde sein sollte, die Lieder zu singen, die der Knabenchor oben in der Abtei fleißig einübte.
Meist war sie vorsichtig und sang nur, wenn sie sich allein wähnte oder ihr Vater es ausdrücklich erlaubte. An diesem Morgen jedoch waren ihr ein paar Takte jener wunderbaren Melodie über die Lippen gekommen, die sie beim letzten ihrer heimlichen Ausflüge erlauscht hatte und die seitdem wie ein Echo in ihrem Kopf widerhallte. Sie hatte geglaubt, niemand würde sie hören, da ihre Mutter schon seit Tagen krank im Bett lag. Zu ihrem Pech war die Mutter gerade hinter ihr aus der Tür getreten und hatte alles mit angehört.
Zur Strafe musste Giulia anstelle der Magd die Wäsche auf den Bleichanger tragen und dort ausbreiten. Der schwere Korb zerrte so an ihren Armen, dass sie ihn am liebsten fallen gelassen hätte. Doch sie dachte an das Strafgericht, das ihre Mutter auf sie niederprasseln lassen würde, und schleppte die Last, die für ein Mädchen von elf Jahren viel zu schwer war, weiter die schmale Treppengasse hinab, vorbei an den kleinen, aus Bruchsteinen errichteten Häusern, aus denen es sauer roch.
Sie sehnte Assumpta herbei, die die Wäsche gern selbst zum Bleichanger getragen hätte. Mehr als einmal hatte die alte Magd ihrer Mutter Vorhaltungen gemacht, weil diese ihrem Kind viel zu schwere Lasten aufbürdete. Die Mutter war jedoch der Meinung, sie könne ihrer Tochter nur mit harter Arbeit das Singen abgewöhnen und sie auf den Pfad der Tugend zurückführen. Giulia verstand ihre Mutter nicht, denn sie fühlte sich so unschuldig wie ein Engel im Himmel. Was konnte sie dafür, dass die Lieder, die die Chorknaben so mühsam einstudierten, in ihrem Gedächtnis haften blieben, selbst wenn sie sie nur ein einziges Mal gehört hatte?
Als sie die Piazza Vendetti erreichte, drehte sie sich um und blickte sehnsüchtig zum Kloster des heiligen Ippolito hoch, das majestätisch auf dem mit Olivenbäumen bewachsenen Hügel thronte. Es war ihr, als könne sie die Stimmen der Sängerknaben vernehmen, die um diese Stunde dort oben probten. Am liebsten wäre sie auf der Stelle hochgelaufen, hätte sich in ihr Versteck bei dem kleinen Fenster gedrückt und den Übungen zugehört. Unwillkürlich fragte sie sich, ob schon das Belauschen der Sänger eine Sünde war.
Nach kurzer Überlegung tat sie den Gedanken ab. Die Chorknaben von Saletto sangen jeden Sonntag in der Kirche, und da musste sie ihnen ja zuhören. Die sonntäglichen Lieder hätte sie alle im Schlaf singen können, so langweilten sie sie. Viel interessanter war es, zu verfolgen, wie die Jungen die neue Messe einstudierten, die sie am Festtag des Namenspatrons singen sollten. Giulia träumte sogar schon von den ersten Strophen des Soloparts, den Ludovico vortragen würde, und sie ertappte sich auch jetzt wieder dabei, wie sie die ersten Takte vor sich hin summte.
Sofort presste sie die Lippen zusammen und sah sich um. Es gab genügend Nachbarinnen, die ihrer Mutter hinterbringen würden, dass sie nicht die Kinderlieder trällerte, die Mädchen wie ihr gerade noch erlaubt waren, sondern wieder jene Melodien von sich gab, die nur von Knaben und Männern zum allerhöchsten Ruhme Gottes intoniert werden durften.
»Es ist eine Gemeinheit, dass ich ein Mädchen und kein Junge bin«, schimpfte sie leise vor sich hin. »Immer heißt es, das schickt sich nicht, und jenes darfst du nicht …« Wütend stapfte sie weiter, bis das Gewicht des Korbes sie zwang, ihn auf einem Mauervorsprung abzusetzen.
In dem Moment tauchte die alte Nachbarin Lodrina neben ihr auf. Mit ihrer schwarzen Witwenkleidung und ihren nickenden Bewegungen ähnelte sie einem Raben, zumal ihre Nase wie ein scharfer Schnabel vorstieß. Sie grüßte Giulia mit hinterhältiger Freundlichkeit und entblößte dabei ihre gelben Zahnstummel. »Du bringst das Leinen zum Bleichen? Das ist aber brav von dir.«
»Ich muss mich sputen, Lodrina. Ich bin schon spät dran.« Giulia holte tief Luft, hob den Korb an und schleppte ihn schnell weiter, bevor die Frau ihr ein Gespräch aufdrängen konnte. Sie mochte Lodrina nicht, denn die Alte schlich sich oft lautlos an sie heran, und wenn sie Giulia singen hörte, verpetzte sie sie bei ihrer Mutter. Die beiden waren sich einig, dass ein Mädchen, das heilige Lieder sang, gegen Gottes Gebot verstieß. Lodrina hatte Giulia schon vor aller Leute Ohren als Hexe beschimpft und behauptet, eines Tages würde sie wegen ihres Gesangs auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden und auf ewig im Feuer der Hölle schmoren. Seitdem träumte Giulia nachts von Flammen, die sie verzehrten, und wachte oft weinend auf.
Sie schüttelte sich, um die Bilder aus ihren Albträumen zu verscheuchen, die auch jetzt wieder in ihr aufstiegen, zwängte sich durch die kleine Pforte in der Stadtmauer und eilte zu dem Anger, den die Frauen der kleinen Stadt zum Bleichen der Wäsche nutzten. Zu ihrem Pech waren die besten Stellen bereits belegt, und sie musste bis zum Fuß des Burgbergs hochsteigen, um genügend freien Platz zu finden.
Die Burg und das Kloster waren die beiden Pole, zwischen denen sich das Leben in Saletto abspielte. Oben in der Burg, die längst keine Befestigung mehr war, sondern ein prunkvoller Palast, residierte Graf Gisiberto Corrabialli als weltlicher Herr der Stadt und ihrer Bewohner. Über die Seelen der Menschen aber wachten die Mönche des Klosters im Auftrag des Abtes Francesco della Rocca.
Während Giulia mit einer flinken Bewegung das erste Laken aufschlug und ausbreitete, versuchte sie, sich die Gesichter der beiden Männer vorzustellen, mit denen ihr Leben so eng verflochten war. Sie konnte sich nicht so recht an sie erinnern. Das mochte daran liegen, dass die beiden Herren höchstens ein- oder zweimal im Jahr nach Saletto kamen. Die meiste Zeit weilten sie in Rom, wo sie ehrenvolle Aufgaben am Hofe des Heiligen Vaters zu erfüllen hatten. Giulias Vater Girolamo Fassi, der Graf Gisiberto als Kapellmeister und Hofkomponist diente, sah seinen Herrn auch nicht häufiger als die anderen. Zu seinem Kummer musste er in Saletto bleiben und war als Pater Lorenzos Korepetitor für die Gesangsausbildung des klösterlichen Knabenchors mitverantwortlich.
Die ersten Lieder hatte Giulia von ihrem Vater gelernt, kaum dass sie laufen konnte, und schon mit fünf Jahren hatten ihr die einfachen Kinder- und Volksweisen nicht mehr gereicht. So hatte sie begonnen, die weitaus komplizierteren Gesänge der Chorknaben nachzuahmen. Zunächst hatten die Erwachsenen sich darüber amüsiert und sie sogar noch angefeuert. Bald aber verbot die Mutter ihr jeglichen Gesang und zankte sich mit dem Vater, wenn dieser ihr erlaubte, weltliche Lieder vorzutragen.
Giulia brachte es nicht fertig, der Mutter zu gehorchen. Es war, als ersticke sie, wenn sie nicht singen konnte. Vorsichtig sah sie sich um und stellte erfreut fest, dass sie allein war. Jetzt konnte sie den Tönen, die sich in ihrer Kehle ballten, freien Lauf lassen. Der Solopart der neuen Messe war einfach wundervoll. Sie hatte die Strophen erst einmal gehört, als Ludovico, der vielgerühmte Solosänger des Knabenchors, sie Pater Lorenzo vortrug, war sich jedoch sicher, dass sie sie mindestens ebenso gut singen konnte wie dieser grobe Lümmel.
Selbstvergessen ließ Giulia Strophe für Strophe aus ihrer Kehle aufsteigen. Es war, als bildeten die Töne eine Leiter zum Himmel, auf der sie mit der Leichtigkeit eines Engels hinaufsteigen konnte. Sie war so vertieft, dass sie den Jungen gar nicht wahrnahm, der mit einem Chorhemd der Sängerknaben bekleidet vom Kloster herabstieg und eben zur Mühle abbiegen wollte. Als er Giulias Stimme vernahm, blieb er stehen, zog die Stirn kraus und ballte die Fäuste. Dann huschte ein verschlagener Ausdruck über sein pausbäckiges Gesicht. Leise schlich er zum Bach, holte eine Hand voll Schlamm heraus und schleuderte ihn Giulia ins Gesicht.
Sie brach mitten in einem Triller ab, spie den Dreck aus und hörte den Jungen hämisch lachen. »Ludovico, das wirst du bereuen!« Sie bückte sich nach einem Stein.
Der Junge warf eine zweite Hand voll nach ihr. Giulia wich aus und schrie entsetzt auf, denn der Schmutzbatzen war auf dem besten Laken ihrer Mutter gelandet. Für einen Moment schwankte sie zwischen dem Wunsch, es dem Knaben heimzuzahlen, und der Pflicht, den Dreck auszuwaschen, bevor er eintrocknen konnte. Sie dachte an die Schläge, die sie bekommen würde, wenn sie mit dem schmutzigen Laken heimkam, raffte das Tuch an sich und eilte zum Bach hinab, ohne Ludovico eines weiteren Blickes zu würdigen.
Der Junge kam ihr nach und sah hämisch grinsend zu, wie sie sich abmühte. »Du hast eine Stimme wie ein Reibeisen, Giulia. Kein Wunder, dass Frauen keine heiligen Lieder singen dürfen. Was du da tust, ist eine ganz schwere Sünde. Pater Lorenzo sagt, dass der heilige Apostel Paulus den Frauen verboten hat, zu singen. Weiber müssen in der Kirche den Mund halten. Das hat er an die Korinther geschrieben, so steht es in der Heiligen Schrift. Du solltest mir dankbar sein, dass ich dich davon abgehalten habe, weiter gegen Gottes Gebot zu verstoßen.«
Wütend musterte Giulia ihren Peiniger. Ludovico war der einzige einheimische Knabe, der die Gnade erlangt hatte, in den Chor von Saletto einzutreten. Die anderen Sängerknaben waren von Pater Lorenzo ausgewählt worden, der im Auftrag des Abtes in ganz Umbrien nach den besten Stimmen gesucht hatte. Da Ludovico aus Saletto stammte, war er so etwas wie der Liebling des Grafen, und das nutzte er weidlich aus. Er verhöhnte die anderen Kinder, verprügelte die Kleineren und streckte den Älteren die Zunge heraus, weil er genau wusste, dass es niemand wagen durfte, ihm etwas anzutun. Ein Hieb mit der Reitgerte Graf Gisibertos war das Geringste, was derjenige zu erwarten hatte, der Hand an Ludovico legte. Giulia hatte mehr als einmal miterlebt, wie der Graf jemand züchtigte, und war froh, nicht mit einem Stein nach dem Burschen geworfen zu haben. Wenn Gisiberto Corrabialli zuschlug, machte er keinen Unterschied, ob er einen Mann, eine Frau oder ein Kind vor sich hatte.
Ihr Quälgeist war nicht abzuschütteln. Ludovico grub eine weitere Hand voll Schlamm aus dem Bach und drohte ihr damit. »Eigentlich sollte ich deine gesamte Bleichwäsche dreckig machen, weil du es gewagt hast, mein Lied mit deiner jämmerlichen Stimme nachzuahmen. Bitte mich auf Knien um Verzeihung, sonst tue ich es wirklich.«
Giulia merkte, dass es ihm ernst war, und versteifte sich. Dieser Erpressung würde sie nicht nachgeben, und wenn sie zu Hause noch so viele Schläge einstecken musste.
Ludovico begriff, dass er Giulia so nicht beikommen konnte, und blickte unschlüssig auf den Schlamm in seiner Hand. Es machte zwar Spaß, Giulias Wäsche zu beschmutzen und sich über die Strafe zu freuen, die sie zu Hause erwarten würde, doch es war keine richtige Befriedigung für ihn, da ihm das Schauspiel entgehen würde. Er betrachtete ihre feste, kleine Gestalt und leckte sich die Lippen. Diesem Weiberrock würde er beibringen, was es hieß, sich mit ihm anzulegen.
Bei dem Gedanken an das, was Giulia unter ihrem Kittel hatte, verspürte er ein leichtes Ziehen in der Lendengegend, das ihn auch schon ein paarmal überkommen hatte, als er mit anderen Chorknaben heimlich nackt im Teich geplanscht hatte. Er schnaufte kräftig durch und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich weiß etwas Besseres. Komm mit mir ins Gebüsch und zieh deinen Kittel aus. Ich will sehen, wie du darunter aussiehst. Du darfst auch mein Glied sehen und es in die Hand nehmen. Wenn du das tust, lasse ich deine Wäsche in Ruhe.«
In seiner Stimme klang ein kratzender Unterton, der Giulia in den Ohren wehtat. Sie war so empört, dass sie kaum darauf achtete. Es war schon mehr als ungehörig, wenn ein Junge einem Mädchen unter den Rock schaute. Von ihr zu verlangen, sich auszuziehen, war eine große Sünde, sicher eine viel größere als das Nachsingen kirchlicher Lieder. »Bitte, mach die Wäsche ruhig schmutzig. Ich werde meiner Mutter sagen, dass du es getan hast, und sie wird es deiner Mutter erzählen.«
Giulia fühlte sich bei weitem nicht so mutig, wie sie sich gab. Sie hoffte, Ludovico wusste nicht, dass ihre Mutter krank war und das Haus kaum mehr verließ. Sicher würde sie den weiten Weg bis zur Mühle nicht mehr zurücklegen können, um sich bei der Müllerin über deren Sohn zu beschweren, sondern kurzerhand ihr, Giulia, die Schuld an allem geben und sie bestrafen.
Zu ihrer Erleichterung wusste Ludovico tatsächlich nicht Bescheid. Er kaute auf seinen Lippen herum und dachte an seine Mutter, die sich im Gegensatz zum Vater nicht von der hohen Ehre beeindrucken ließ, die der Graf ihm erwiesen hatte. Wenn sie der Ansicht war, dass er ein paar Ohrfeigen verdient hatte, würde sie sie ihm zukommen lassen. »Du bist ein gottloses Miststück! Eine Hexe, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte.« Er zeigte Giulia in hilfloser Wut die Fäuste, drehte sich um und stapfte davon.
Nach ein paar Schritten bemerkte er, dass seine Hände voller Schlamm waren, und wischte sie sich unwillkürlich an seinem Chorhemd ab. Dann begriff er, was er getan hatte, und fluchte, wie er es von den Fuhrknechten gehört hatte. Pater Lorenzo war mindestens ebenso streng wie seine Mutter. Er würde ihn nicht ohrfeigen oder mit der Rute züchtigen, sondern zu einigen Tagen Stubenarrest verdonnern. Das war viel schlimmer als die Rute, weil er dann auf das gute Essen verzichten musste, das seine Mutter kochte. Für die Sängerknaben im Kloster gab es nur zwei karge Mahlzeiten am Tag, damit sie nicht so schnell wuchsen und in den Stimmbruch kamen. »Und das alles wegen diesem Luder Giulia«, schimpfte er und ärgerte sich über den Trotz des Mädchens. Er hätte wirklich gerne gesehen, wie sie unter dem Kittel aussah.
Giulia wusch unterdessen das Laken, ohne den Fleck ganz beseitigen zu können. Schließlich gab sie es auf, trug das Leintuch wieder zur Bleichwiese und breitete es neben den anderen aus. Sie konnte nur hoffen, dass die Mutter es nicht sofort bemerkte.
Während sie mit dem leeren Korb in die Stadt zurückkehrte, vergaß sie die Wäsche und dachte an die Messe, die die Chorknaben im Kloster probten. Giovanni da Palestrina, der Komponist und Chorleiter des Papstes, hatte sie extra für das Fest des heiligen Ippolito komponiert. Wie es hieß, hatte ihm Abt Francesco etliche hundert Dukaten dafür zahlen müssen. Giulias Vater hatte es ihr erzählt und gesagt, sie sei jeden Denaro davon wert. Giulia stimmte ihm innerlich zu, und die Tatsache, dass so ein nichtswürdiger Bengel wie Ludovico die Solostimme singen durfte, ärgerte sie maßlos. »Mir unter den Kittel schauen wollen!« Die Forderung erbitterte sie immer noch. Am liebsten hätte sie sich bei ihren Eltern beschwert, doch das durfte sie nicht wagen. Ihre Mutter kam sonst noch auf die Idee, die Müllerin zu sich zu bitten und ihr zu sagen, dass ihr Sohn Giulia nachstellte. Mütter hatten eine seltsame Art, Ehen zu stiften. Giulia war noch zu jung für eine Heirat. Aber spätestens in zwei, drei Jahren würde ihre Mutter nach einem Erfolg versprechenden Freier Ausschau halten und hätte ganz sicher nichts dagegen, wenn sie mühelos einen Müllersohn erhielt, der zudem hoch in der Gunst des Grafen stand. Wieder einmal bedauerte Giulia, nur ein Mädchen zu sein.
Als Giulia nach Hause kam, war ihr Vater bereits vom Kloster zurückgekehrt. Er lächelte ihr freundlich zu, so dass sie schon Hoffnung schöpfte. Da aber drang die keifende Stimme ihrer Mutter aus der Schlafkammer. »Giulia, bist du das? Wo bist du so lange gewesen? Du hättest längst hier sein sollen. Sicher hast du wieder getrödelt.«
»Ich habe nicht getrödelt!« Giulia verfluchte Ludovico, weil sie um seinetwillen das Laken noch einmal hatte waschen müssen. Ihre Mutter gab sich mit dieser Antwort jedoch nicht zufrieden, sondern schimpfte in einem fort. Giulia kniff die Lippen zusammen, um keine ungehörige Antwort zu geben. So dumm, faul, halsstarrig und ungeschickt, wie ihr die Mutter es vorwarf, war sie nicht.
Ihr Vater schien derselben Ansicht zu sein, denn er legte ihr die Hand auf die Schulter und warf ihr einen aufmunternden Blick zu. »Geh jetzt in den Garten und hilf Beppo bei der Arbeit«, riet er ihr, um sie aus der Nähe seiner tobenden Frau zu bringen. Giulia nickte und glitt blitzschnell die Treppe hinab.
Girolamo Fassi blickte ihr nach, bis sie mit der Hacke über der Schulter das Haus verließ, und trat dann in die Schlafkammer, um nach seiner Frau zu sehen. Unter der Tür kam ihm Assumpta entgegen. Die Magd war noch keine vierzig Jahre alt, wirkte aber bereits alt und grau. Zusammen mit ihrem Ehemann Beppo bildete sie das ganze Gesinde, das er sich leisten konnte. »Es geht ihr wieder schlechter«, raunte sie ihm zu.
Fassi nickte verbittert. Das hatte er in den letzten Wochen schon zu oft gehört. Er blieb hinter der Türe stehen und starrte in den abgedunkelten Raum. Es war so düster, dass er seine Frau nur als unbestimmbaren Schatten im Bett wahrnehmen konnte. Seufzend ging er zum Fenster und zog die Vorhänge beiseite.
Maria Fassi kreischte auf. »Was tust du? Du weißt doch, dass ich das Licht nicht vertragen kann.«
Girolamo drehte sich zu ihr um und musterte sie schweigend. Sie war hager geworden. Ihre Gesichtshaut spannte sich über den Knochen, und ihre dünnen, schon grau werdenden Haare klebten an ihrem Kopf. Nichts erinnerte mehr an das lebensfrohe Mädchen, das er vor zwanzig Jahren geheiratet hatte. Der Vater das jetzigen Grafen von Saletto hatte die Ehe mit der Tochter eines begabten Hofsängers gestiftet, wohl in der Hoffnung, dadurch ähnlich gute Chorknaben zu erhalten, wie Fassi selbst einer gewesen war. Mit einem bitteren Geschmack im Mund dachte er daran, dass jetzt nicht ein Sohn von ihm, sondern der Müllersohn Ludovico der Liebling des neuen Grafen war.
Da er nicht sofort antwortete, fuhr seine Frau ihn an. »Was ist los? Hat dir mein Anblick die Sprache verschlagen?«
»Du sollst dich doch nicht aufregen, Maria.« Er wusste selbst nicht mehr, wie oft er diesen Satz an einem Tag aussprach. Geholfen hatten seine Worte bis jetzt noch nie. Auch diesmal reagierte seine Frau gereizt und wiederholte all die Vorwürfe, mit denen sie ihn schon seit Jahren überschüttete. Er kannte sie alle auswendig und zählte mit, bis Maria auf ihre einzige Tochter zu schimpfen begann. »Du bist schuld, dass Giulia so bockig und verstockt ist. Hättest du sie nicht als kleines Kind mit ins Kloster genommen, obwohl einem weiblichen Wesen verboten ist, es zu betreten, hätte sie niemals diesen unheiligen Wahn entwickelt, es den Engelsstimmen des Chores gleichtun zu wollen.« Mit dieser Anklage beendete sie ihren Redeschwall und blickte giftig zwischen den Laken hervor. »Ich habe Giulia nicht mit ins Kloster genommen. Als kleines Kind ist sie mir ein paarmal nachgelaufen, bis der Bruder Kastellan sie schließlich zu mir brachte. Außerdem hat sie nur den Probenraum betreten, der zum Internat der Knaben gehört und nicht innerhalb des eigentlichen Klostertrakts liegt.« Fassi hatte ihr das schon oft erklärt und tat es eigentlich nur noch aus Gewohnheit, denn er wusste, dass er genauso gut der Wand hätte predigen können. »Giulia ist eine Plage Gottes. Warum hat ausgerechnet sie überlebt, während mein kleiner Pierino so früh sterben musste?« Maria Fassi brach in haltloses Schluchzen aus.
Ihr Mann war froh, das Mädchen weggeschickt zu haben, denn die bösen Worte seiner Frau würden ihr gewiss sehr wehtun. Er fragte sich jedoch, wie oft seine Frau ihre Anschuldigungen in Giulias Gegenwart vorgebracht haben mochte. Auch er trauerte um seinen Sohn, der vor mehreren Monaten im Alter von sieben Jahren verstorben war. Zwei Wochen darauf war seine Frau zu früh mit einem tot geborenen Kind niedergekommen, und seitdem kränkelte sie. Vor allem aber machte sie Giulia den Vorwurf, als einziges Mädchen, das sie je geboren hatte, noch zu leben, während sieben Knaben entweder tot zur Welt gekommen oder jung gestorben waren.
Maria Fassi streckte den Arm aus und krallte ihre Finger mit erstaunlicher Kraft in das Wams ihres Mannes. »Wenn mein Pierino noch leben würde, stände er jetzt in der Gunst des Grafen und nicht dieser unsägliche Müllersbalg! Dann würde Pierino heuer die Solostimme singen, und der Graf würde dich reich entlohnen.«
Fassi schüttelte seufzend den Kopf. »Pierino wäre noch viel zu klein dafür. Aber im Chor hätte er schon mitsingen können.«
Seine Frau ließ sich jedoch nicht beirren. »Pierino hätte die Solostimme gesungen und dir die Gunst des Grafen erhalten. Aber so wissen wir nicht einmal, ob wir nächstes Jahr noch ein Dach über dem Kopf haben.«
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, sagte Fassi schärfer als beabsichtigt.
»Und ob es das ist!«, höhnte seine Frau. »Wenn du wirklich in der Gunst des Grafen stehen würdest, käme heuer eine Messe von dir zur Aufführung und nicht die eines anderen. Außerdem hat mir Lodrina berichtet, dass der Graf plant, Ludovico im nächsten Jahr nach Rom mitzunehmen und ihn als Komponisten ausbilden zu lassen. Er wird ihm dann deinen Posten geben und dich wie einen Hund davonjagen.«
»Selbst wenn Ludovico das Talent dafür hätte, was er meiner Ansicht nach nicht hat, würde es Jahre dauern, bis er genug gelernt hat, um als Komponist und Kapellmeister wirken zu können.«
Während er noch versuchte, seine Frau zu beruhigen, spürte er Ärger wie bittere Galle in sich aufsteigen. Sie wusste genau, dass noch nie ein Werk von ihm bei einer Messe zu Ehren des heiligen Ippolito gespielt worden war. Er hätte ihr erklären können, dass ihm bisher weder ein Auftrag erteilt noch die Zeit zugestanden worden war, so etwas Langes und Kompliziertes wie eine gesungene Messe zu komponieren. Seine Frau stichelte weiter: »Ludovico reist nach Rom. Wann hat der Graf denn dich das letzte Mal dorthin mitgenommen?«
Für einen Moment stand Girolamo wie mit Eiswasser übergossen. Maria sprach da etwas an, das ihn selbst schon lange in der Seele schmerzte. Seit Jahren hatte ihn der Graf nicht mehr mit nach Rom oder wenigstens bis Perugia mitgenommen. Dabei hätte Fassi liebend gern seine kurze Bekanntschaft mit Giovanni da Palestrina, dem Komponisten der neuen Messe, vertieft und dessen neueste Werke studiert. Es war auch schon etliche Monate her, seit er dem Grafen eine seiner eigenen Kompositionen hatte vorspielen dürfen. Gisiberto Corrabialli hatte jedoch nur lauen Beifall gespendet und ihm auch die eigentlich fällige Entlohnung verweigert.
Fassi sah auf seine reizlose Frau herab, die ihm keine lebensfähigen Söhne hatte gebären können, und hoffte unwillkürlich, bald von ihr erlöst zu sein. Er war noch jung genug, um mit einer anderen Frau kräftige, wohlgeratene Söhne in die Welt zu setzen.
Ein Teil seiner Gedanken musste sich auf seinem Gesicht gespiegelt haben, denn seine Frau fuhr wild auf. »Du willst mich wohl loswerden, du Schuft. Aber noch ruft Gott mich nicht zu sich, obwohl es mir manchmal wie die Erlösung vorkommen würde.«
»Ich habe nichts dergleichen gedacht, Maria.« Der Schrecken über die Irrwege seiner eigenen Empfindungen ließ Fassis Stimme sanfter klingen als in den vergangenen Wochen.
Seine Frau beruhigte sich ein wenig und sah mit einem Mal hoffnungsvoller aus. »So Gott will, werde ich bald wieder gesund, und wir können doch noch den Sohn haben, den wir uns wünschen.«
»Das würde mich sehr freuen, Maria.« Girolamo legte seine Rechte auf die seiner Frau und drückte sie zärtlich. Er glaubte jedoch nicht mehr daran. Zu oft waren seine Erwartungen und Träume zerstoben. »Ich muss jetzt in meine Kammer, um den Unterricht für morgen vorzubereiten.« Abrupt ließ er die Hand seiner Frau los und wandte sich zum Gehen. »Du musst Giulia noch einmal deutlich sagen, dass sie nicht mehr zum Kloster laufen darf!«, rief sie ihm nach.
Fassi nickte ergeben und schloss die Tür hinter sich, erleichtert, das von Kampfer- und Kamilledüften erfüllte Zimmer verlassen zu können. Er vergaß den Auftrag seiner Frau jedoch nicht, sondern rief Giulia zu sich, als sie mit dem hageren, vornübergebeugten Beppo vom Garten zurückkam.
Neugierig schlüpfte sie in sein Zimmer. »Was gibt es, Vater?«
Fassi winkte sie zum Fenster und blickte sie ernst und, wie er hoffte, auch ein wenig vorwurfsvoll an. »Ich muss mit dir reden, Kind. In einem hat deine Mutter wirklich Recht: Es ist ungehörig, dass du dich zum Kloster hoch schleichst, um die Chorknaben zu belauschen. Du musst bedenken, dass du bald eine Frau sein und einem Mann angehören wirst. Was du tust, ist nicht nur ungehörig, sondern eine große Sünde, denn du führst die frommen Patres zumindest im Geiste in Versuchung.«
Giulia hätte ihm erklären können, dass sie das Gelände des Klosters ja gar nicht betrat, sondern die Chorproben durch ein kleines Fenster belauschte, das auf den verwilderten Hang hinausging. Sie sagte sich jedoch, dass ihr Vater kaum einen Unterschied machen und sie mit ihrem Geständnis ein günstiges Versteck preisgeben würde. Daher nahm sie den Tadel mit unbewegter Miene hin.
Fassi starrte auf ihre trotzig vorgeschobene Unterlippe. »Hast du mich verstanden, Kind?«
Giulia nickte, sah ihrem Vater dabei aber nicht ins Gesicht. »Ich habe verstanden, Vater. Ich darf nicht ins Kloster zu den Patres gehen, da dies eine Sünde ist.« Sie betonte das ›ins Kloster gehen‹ ganz besonders und ließ dabei die Chorknaben völlig außer Acht. Auch wenn man zu Hause keinen Unterschied machen würde, so wollte sie vor Gott und dem Jesuskind keine Lüge aussprechen.
Zu ihrer Erleichterung gab sich ihr Vater mit diesem Versprechen zufrieden und wandte sich seinem Schreibpult zu. Er schien Giulias Anwesenheit vergessen zu haben, denn er runzelte die Stirn und zeichnete mit übertriebener Genauigkeit einige Noten auf Papier. Mit einem Mal sah er jedoch auf und lächelte ihr aufmunternd zu. »Ich habe ein neues Lied komponiert. Wenn du möchtest, darfst du es singen.«
»Gerne, Vater.« Giulia nahm das Notenblatt entgegen und stimmte die ersten Takte an. Die Melodie war recht hübsch, aber nachdem Giulia mittlerweile eine Palestrina-Messe kennen gelernt hatte, wurde ihr schlagartig klar, dass ihr Vater allerhöchstens ein mittelmäßiger Komponist war. Die Erkenntnis traf sie tief, denn sie liebte ihn und hätte ihn gerne als den besten und erfolgreichsten Musiker des Landes gesehen.
Ihr Vater hörte ihr lächelnd zu und klatschte in die Hände, als sie das Lied zu Ende gesungen hatte. »Wunderschön, Giulia. Wie du siehst, verbiete ich dir das Singen doch gar nicht. Ich will nur, dass du Lieder wählst, die sich für Mädchen und Frauen schicken.«
»So seichte Sachen wie das eben!« Giulia erschrak selbst über ihren heftigen Ausbruch und sah mit Tränen in den Augen, wie tief die Kritik ihren Vater traf. Für einen Augenblick hob er die Hand, als wolle er sie schlagen. Doch er riss ihr nur das Notenblatt aus der Hand und warf es in eine Ecke. »Du redest schon genau wie deine Mutter. Hat sie dich gegen mich aufgehetzt?« Fassis Stimme schwankte. Die Verzweiflung in seinem Blick zeigte Giulia, wie sehr er sich seiner Mittelmäßigkeit bewusst war. »Es tut mir Leid, Vater. Ich habe es nicht böse gemeint. Das Lied ist wirklich hübsch.« Giulia musste sich zu diesen Worten zwingen, denn sie schämte sich zu lügen.
Ihr Vater schenkte ihr ein müdes Nicken. »Ich werde es noch einmal überarbeiten. Vielleicht kannst du es später dem Grafen vorsingen, wenn er wieder in Saletto ist. Aber natürlich nur im privaten Kreis, sonst wäre es ungehörig.«
Giulia nickte gehorsam, wenn sie sich auch nicht vorstellen konnte, dass das Lied dem hohen Herrn gefallen würde. Dabei bemerkte sie den musternden, etwas enttäuscht wirkenden Blick ihres Vaters. Girolamo Fassi hatte gehofft, dass seine Tochter hübsch genug werden würde, um das Interesse des Grafen zu wecken, doch auch diese Hoffnung schien zu zerrinnen. Ihr Körperbau war zu stämmig, und ihre Schultern waren zu breit, um je die ätherische Eleganz jener Damen zu erreichen, die derzeit bei den hohen Herren in Mode waren. Gisiberto Corrabialli interessierte sich nicht für die Stimme einer Frau, sondern nur für ihr Aussehen. Giulia würde also kaum eine Chance haben, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
In den vielen trüben Stunden hatte Girolamo Fassi sich oft damit getröstet, dass er die Gunst seines Herrn wieder gewänne, wenn seine Tochter dessen Mätresse würde. Seine Frau hätte sich über so einen sündhaften Vorschlag gewiss aufgeregt, aber ihn hätte ein solches Arrangement aller Sorgen und Nöte um sein Amt enthoben. Gott ist nicht gerecht, dachte er verbittert. Meine Söhne lässt er sterben, und die einzige Tochter gleicht eher einem Bauerntrampel, für den sich kein Herr von Stand interessieren wird.
Giulia wusste nicht, wie Unrecht ihr Vater ihr in Gedanken tat. Sie würde gewiss keine herausragende Schönheit werden, doch ein erfahrenerer Mann hätte erkennen können, dass sie sich zu einer hübschen, anziehenden Frau entwickeln konnte. Eine Weile stand sie still im Raum und hoffte, ihr Vater würde ihr noch einmal Gelegenheit geben, sich für ihre unpassende Bemerkung zu entschuldigen. Zudem brannten ihr einige Ideen auf der Seele, wie er sein Lied schwungvoller gestalten könnte. Sie merkte jedoch, dass ihm derzeit weder an ihrer Entschuldigung noch an ihrem Rat gelegen war. Gekränkt murmelte sie einen Abschiedsgruß und verließ das Zimmer.
Draußen traf sie die Magd, die eben den Korb mit der Bleichwäsche hereinschleppte. Giulia fasste sofort mit an und half ihr, den Korb abzusetzen. »Es tut mir Leid, Assumpta. Aber die Bleichwäsche hatte ich ganz vergessen.«
»Es ist ja nicht so schlimm, Kindchen. Du hast schon genug getan«, beruhigte die Dienerin sie und sah sie dann mit schief gelegtem Kopf an. »Das neue Laken war nicht ganz sauber. Dabei war ich mir sicher, es richtig ausgewaschen zu haben.«
Giulia nickte bedrückt. »Das war Ludovico. Er hat mit Dreck nach mir geworfen, weil ich gesungen habe.«
»Das war wohl wieder eines der Lieder aus dem Kloster, das du nicht singen solltest.«
Giulia senkte beschämt den Kopf. »Es ist mir einfach so über die Lippen gekommen. Weißt du, Assumpta, ich singe doch nicht aus Bosheit. Es kommt von innen heraus, ohne dass ich etwas dafür kann.«
Die Dienerin lächelte nachsichtig: »Du warst eben schon immer ein Singvögelchen. Ja, du hättest ein Junge sein sollen, anstelle des armen Pierino.«
Sie drückte Giulia kurz an ihre knochigen Rippen und strich ihr über das krause, schwarze Haar, das sich nur schwer in den Zöpfen bändigen ließ. »Bist schon ein armes Ding, mit einem Vater, der vor Angst halb umkommt, weil er fürchtet, die Gunst des Grafen zu verlieren, und einer Mutter, die mehr an ihr Seelenheil denkt, als es ihr und der ganzen Familie gut tut. Frau Maria vergisst ganz, dass nicht alle Freude gleichbedeutend mit Sünde sein muss. Wenn sie könnte, würde sie dir die Lippen zunähen lassen, damit kein Ton mehr aus deinem Schnäbelchen kommt. Ich weiß nicht, ob es wirklich eine Sünde ist, wenn eine Frau ein frommes Lied in der Kirche singt, aber eines weiß ich gewiss: Es ist eine weitaus größere Sünde, fremden Leuten die Wäsche schmutzig zu machen. Ludovico sollte sich was schämen.«
Mit diesen Worten packte Assumpta den Korb und stieg schwer atmend die schmale Treppe zum Dachgeschoss hoch. Auf halbem Weg drehte sie sich noch einmal zu Giulia um. »Ich werde das Laken bei der nächsten Wäsche wieder mitwaschen, damit deine Mutter nichts merkt.« Sie sagte es so leise, dass nur das Mädchen es verstand und es nicht in das Zimmer der Mutter dringen konnte. »Danke, Assumpta!« Giulia atmete sichtlich auf und nahm sich fest vor, weder ihrem Vater noch ihrer Mutter in den nächsten Tagen Anlass zur Sorge zu geben.
Es war fast, als wollte Giulias Mutter ihr mit aller Gewalt das Singen abgewöhnen, denn sie überhäufte ihre Tochter mit mehr Arbeit, als eine Elfjährige bewältigen konnte, und ließ sich von Assumptas Einwänden nicht beirren. »Giulia ist kein Kind mehr. Sie muss lernen, die Verantwortung im Haushalt zu übernehmen. In ein paar Jahren wird sie heiraten. Ich will nicht, dass sie ihrem Mann und ihren Schwiegereltern Grund zur Klage gibt. Außerdem ist es meine Tochter und nicht die deine!« Maria Fassis Stimme klang bei diesen Worten so eisig, dass die Magd keinen Widerspruch mehr wagte.
Assumpta schlurfte hinaus, wo Giulia eben dabei war, mit zwei Ledereimern Wasser vom Brunnen ins Haus zu bringen. Die Arbeit musste dringend getan werden, da der Trog im Anbau bis auf einen Fingerbreit Wasser leer war. Doch das erschöpfte Kind tat ihr Leid. Als Giulia zum dritten Mal den Weg hochkam, nahm sie ihr die Eimer ab und schüttete den Inhalt selbst in den Trog. »Den Rest des Wassers trage ich herein. Du kannst unterdessen das Schüsselchen mit Samen zu Beppo in den Garten bringen. Er hat es vorhin vergessen«, raunte sie dem Mädchen zu.
Über Giulias verschwitztes Gesicht glitt ein Lächeln der Erleichterung. Sie ergriff die kleine Schüssel, huschte zur Türe hinaus und lief die Treppengasse hinab zum Tor. Kurz darauf erreichte sie das kleine Stück Land, das der Graf ihrem Vater überlassen hatte. Beppo war gerade dabei, die Erde umzugraben.
Als er sie kommen sah, richtete er sich seufzend auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Hast du mir was zum Trinken mitgebracht?«
Giulia tat es Leid, ihn enttäuschen zu müssen. »Leider nein, nur den Samen, den du vergessen hattest. Aber ich könnte für dich zum Brunnen laufen, wenn du einen Krug oder Becher hier hast.«
Der alte Gärtner dachte einen Augenblick nach und schlurfte dann zu der kleinen Hütte, die er aus alten Brettern zusammengezimmert hatte. Als er zurückkam, schwenkte er einen bauchigen Krug. »Der müsste gehen, Giulia. Aber du musst ihn gut ausspülen. Er ist nämlich arg staubig.«
Giulia nahm das Gefäß und rannte wie ein Wiesel davon. Als sie nach kurzer Zeit mit dem vollen Krug zurückkehrte, war Beppo schon dabei, den Samen zu streuen. Er nahm den Krug, ließ etwas Wasser über seine Unterarme rieseln und benetzte sich die Stirn, bevor er trank. »Das muss man tun, um sich abzukühlen. Es ist nämlich nicht gut, wenn man erhitzt trinkt«, erklärte er Giulia mit ernster Stimme. Da er ihr diesen Vortrag mindestens fünfmal im Jahr hielt, lächelte das Mädchen nachsichtig und fragte ihn, ob er noch etwas benötigen würde. »Nein, du kannst wieder nach Hause gehen. Sag meiner Alten, dass ich heute besonders viel Hunger habe.« Auch dies war ein Ritual, das Beppo gern wiederholte.
Giulia versprach es, ging aber noch einmal an den Gemüsebeeten entlang, bevor sie in die Stadt zurückkehrte. Unterwegs drängte es sie plötzlich mit aller Macht, den ersten Teil der Palestrina-Messe zu singen. Sie presste die Kiefer ganz fest zusammen, um diesen Wunsch zu bekämpfen. Als auch das nichts half, stimmte sie schließlich die kleine Melodie ihres Vaters an. Es war zwar kein gleichwertiger Ersatz, doch wenigstens konnte sie niemand schelten, wenn sie dieses Lied sang.
Als sie fertig war, wiederholte sie es und veränderte aus dem Gefühl heraus einige kurze Passagen. So wie sich das Lied jetzt anhörte, stellte es sie schon eher zufrieden als das Originalwerk ihres Vaters. Sie feilte noch ein wenig daran und sagte sich dann, dass auch ihr Vater es nicht besser hätte machen können.
Von dem Wunsch beseelt, ihm einen Gefallen zu tun, ging sie nicht sofort zu ihrer Mutter, sondern schlüpfte in die kleine Kammer, die ihr Vater als Arbeitszimmer nutzte. Hier stand nicht nur sein Pult, an dem er komponierte, sondern auch die Viola da Braccio, auf die er sehr stolz war. Giulia hatte ihren Vater schon mehrmals gebeten, sie auch das Spiel auf diesem Instrument zu lehren, da sie die Laute und die Querflöte bereits beherrschte. Bisher hatte er sich mit dem Hinweis geweigert, dass dieses Instrument nicht in die Hände einer Frau gehöre. Giulia hoffte jedoch, ihn irgendwann umstimmen zu können. Vielleicht war er heute bereit, wenn sie ihm die Verbesserungen zu seiner Melodie vorsingen konnte.
Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Sie sah auf das leere Blatt, das auf dem Schreibpult lag, die angespitzte Schreibfeder und das verschlossene Tintenfass und fühlte sich geradezu magnetisch davon angezogen. Ihr Vater hatte ihr zwar beigebracht, wie man Noten las, sie jedoch niemals selbst welche aufschreiben lassen. Aber sie hatte ihm oft genug dabei zugesehen und glaubte, sie gut genug zu beherrschen, um die kleine Melodie zu skizzieren. Sie sang dabei einzelne Passagen mit, um die genaue Tonhöhe zu treffen, und war damit fast fertig, als ihre Mutter mit verzerrtem Gesicht die Tür aufriss und sie anschrie:
»Du ungehorsames, faules Stück! Du drückst dich vor der Arbeit, die ich dir aufgetragen habe, und schmierst überdies noch Vaters kostbares Papier voll!«
Giulia schüttelte empört den Kopf. »Nein, das tue ich nicht. Ich wollte nur schnell ein paar Verbesserungen an Vaters neuer Komposition notieren, die mir eingefallen sind.«
»Jetzt willst du nicht nur so singen, wie er als Chorknabe früher gesungen hat, sondern auch noch das Komponieren für ihn übernehmen! Bei Gottes Blut, du bist verderbt bis ins Mark.« Mit diesen Worten entriss die Mutter ihr das Notenblatt und schlug es ihr heftig um die Ohren. »Da hast du dein Komponieren«, schrie sie wie von Sinnen. »Und jetzt Marsch an die Arbeit. Der Hühnerstall muss ausgemistet werden.«
»Aber das macht doch immer Beppo.« Giulia verzweifelter Ausruf konnte die Mutter jedoch nicht erweichen. »Heute machst du es«, erklärte sie kalt und schlurfte mit müden Schritten hinaus, so als hätte sie mit diesem Ausbruch ihre letzten Kräfte verbraucht.
Giulia sah ihrer Mutter nach und stampfte mit dem Fuß auf. Ihr ging es nicht um die Arbeit, die ihr eben aufgehalst worden war, sondern vor allem darum, dass ihr die Mutter nicht einmal mehr die geringste Freude gönnte. »Es wäre besser gewesen, ich wäre an Pierinos Stelle gestorben.« Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie sich bemühte, das zerknüllte Notenblatt so weit zu glätten, dass ihr Vater es lesen konnte, und die Feder zu reinigen. Zu lange durfte sie sich nicht aufhalten, wenn sie mit dem Hühnerstall fertig werden wollte.
Sie holte Mistkratzer, Schaufel und Tragkorb und zwängte sich durch den schmalen Gang, der das Haus ihres Vaters von dem der Nachbarn trennte. Der Hühnerstall war klein und so niedrig, dass sie nur gebückt hineinschlüpfen konnte. Aus diesem Grund reinigte Beppo ihn auch nicht sehr häufig. Die fünf Hühner, die sie besaßen, flatterten wild mit den Flügeln und gackerten, als wolle sie ihnen an den Kragen. Zwei schlüpften sogar durch ihre Beine ins Freie. Giulia packte die Ausreißerinnen im letzten Augenblick an den Krallen und stopfte sie in den Stall zurück.
Sie hasste diese Arbeit, denn der Staub, der von dem getrockneten Hühnerkot aufstieg, kratzte in der Nase und setzte sich in die Kehle. Sie hustete sich beinahe die Lunge aus dem Leib und musste immer wieder heftig niesen. Damit erschreckte sie die Hühner, die aufgescheucht herumflatterten und damit noch mehr Staub aufwirbelten. Zuletzt band sich Giulia ihr Brusttuch vors Gesicht, um überhaupt noch Luft zu bekommen.
Sie schob die Hühner mit dem Kratzer beiseite und begann, den Mist in den Korb zu scharren. Der Korb war schließlich so schwer, dass sie ihn kaum aus dem Hühnerstall ziehen konnte. Schnell schloss sie die Stalltür und musterte zweifelnd die Last, die sie nun zu Beppo in den Garten bringen musste. Sie überlegte, mindestens die Hälfte auszuschütten und später hinabzutragen, doch dann würde der Staub bis ins Haus ziehen, und ihre Mutter hätte einen neuen Anlass, sie zu bestrafen.
Keuchend hob sie den Korb auf den Hackstock, schlüpfte in die beiden Tragriemen und stemmte sich hoch. Zunächst taumelte sie unter dem Gewicht. Doch dann stapfte sie den schmalen Gang nach vorne zur Straße und stieg die Treppengasse hinab, um den Dung zum Garten zu bringen.
Beppo schlug die Hände über dem Kopf zusammen und half ihr sofort, den Korb abzusetzen. »Bei der Heiligen Jungfrau und dem Jesuskind. Wie bist du nur auf den Gedanken gekommen, den Hühnerstall auszumisten?«
»Die Mutter hat es mir angeschafft.« Giulias Zähne knirschten dabei ebenso vor Anstrengung wie vor Wut.
Beppo schüttelte den Kopf und schalt sie liebevoll aus. »Der war doch viel zu schwer für dich. Damit hättest du dir einen Bruch heben können.«
Giulia schauderte es bei dem Gedanken. Lodrinas Ehemann hatte einen Bruch gehabt. Es war kein schöner Anblick gewesen, fast wie ein großes Geschwür, das aus dem Körper herausgebrochen war. Der Mann war vor einem Jahr gestorben, und es gab nicht wenige, die seinen Bruch dafür verantwortlich machten. Kleinlaut sah sie Beppo an. »Ich werde beim nächsten Mal weniger aufladen.«
»Das eine Mal war genug«, erklärte er streng. »Du wirst dich jetzt ausruhen. Den Rest des Stalls miste ich aus. Deine Mutter wird ja wohl kaum aus dem Haus herauskommen und nachsehen.«
Giulia lächelte dankbar. »Ich glaube, sie hat sich wieder hingelegt. Da wird sie es wohl nicht merken.«
»Hoffentlich bleibt sie im Bett, dann kann sie dich nicht so quälen.« Der alte Knecht lächelte Giulia zu und stupste sie an die Nase. »Geh zum Bach und wasch dir dein Gesicht. Du bist ja ganz schmutzig und riechst nach Hühnern.« Während er sich aufmachte, um den Rest von Giulias Arbeit zu übernehmen, befolgte sie seinen Rat und lief zum Bach hinunter.
Als sie Gesicht, Hände und Füße gesäubert hatte, blickte sie unwillkürlich zum Kloster hoch. Es war jetzt die Stunde, in der die Chorknaben probten. Ihr juckte es plötzlich in den Zehen, hochzugehen und den Knaben zuzuhören. Durch Beppos Unterstützung hatte sie mindestens eine ganze Stunde frei. Forschend sah sie sich um. Außer ein paar Frauen, die weiter oben auf der Bleichwiese standen, ihre Laken einsammelten und dabei miteinander schwatzten, war niemand zu sehen.
Giulia klopfte ihren Kittel aus, lief zu dem Gebüsch, in das Ludovico sie hatte locken wollen, und schlich an dessen Rand entlang auf den Klostergarten zu, der ein Stück weiter oben am anderen Hang begann. Wo dieser wieder flacher wurde, hatten die frommen Fratres Gemüse und Beerensträucher gepflanzt. Darunter standen alte Olivenbäume, die in der Nacht wie drohende Gespenster wirkten, wie Giulia sich nur allzu gut erinnerte. Heute war jedoch ein sonniger Tag, und die Olivenbäume schienen dem Mädchen mit ihren im sanften Wind wiegenden Zweigen aufmunternd zuzuwinken. Giulia schlüpfte von Baum zu Baum und achtete dabei darauf, dass man sie vom Kloster aus nicht sah.
Kurze Zeit später erreichte sie den Gemüsegarten, stieg über die kleine Mauer, die diesen vom Olivenhain trennte, und schlich in der Deckung etlicher ausufernder Johannisbeerbüsche auf die Außenwand des Klosters zu. Dort, wo der verwilderte Steilhang begann, gab es in Kniehöhe ein winziges Fenster, durch das der in den Gewölben liegende Probenraum der Chorknaben belüftet wurde. Hier schallten die Stimmen so wunderbar heraus, dass Giulia meist die Welt um sich vergaß. Heute war es allerdings ganz still, so dass sie im ersten Moment enttäuscht annahm, die Übungsstunde wäre bereits zu Ende. Doch einen Augenblick später klang der Gesang der Knaben süß und hingebungsvoll zu ihr hinauf.
Giulia kauerte sich eng an die Wand und lauschte ergriffen. Dieses vielstimmig gesungene Stück der Messe war wirklich wunderschön. Sie hatte es schon mehrfach gehört und in ihrer Stimmlage imitiert. Ihr größtes Interesse galt jedoch dem Solopart. Sie hörte das engelsgleiche Halleluja des Chores und wartete auf Ludovicos Einsatz. Wie immer begann er einen Hauch zu spät. Giulia stellte sich vor, wie Pater Lorenzo und ihr Vater jetzt die Köpfe schütteln würden, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann aber merkte sie auf.
Irgendetwas stimmte heute mit Ludovicos Stimme nicht. Schon beim dritten Ton klang sie unsauber. Giulia dachte an das schmutzige Laken und lächelte böse, als sich noch weitere Unreinheiten in seinen Vortrag mischten. Es waren keine großen Ausrutscher, manchmal weniger als ein Hauch. Auf sie wirkten sie aber wie winzige Kratzer auf einem polierten Edelstein. Nun war sie mehr denn je davon überzeugt, besser singen zu können als der von allen so hoch gelobte Ludovico, und empfand die Welt als ungerecht.
Giulia wusste nicht, wie lange sie im Schatten der Mauer gesessen und dem Gesang der Chorknaben gelauscht hatte. Der Klang der Glocke von San Ippolito rief sie schließlich wieder in die Gegenwart zurück. Die Sänger wiederholten jetzt nur noch einzelne Teile der Messe, an deren Vortrag ihre Lehrer noch etwas auszusetzen hatten. Für Giulia wurde es nun langweilig, und sie huschte davon. Als sie auf Umwegen die Bleichwiese erreichte und von dort ins Städtchen zurückkehren wollte, stimmte sie unwillkürlich den ersten Teil von Ludovicos Sologesang an.
Erschrocken schlug sie sich auf den Mund und sah sich um. Die Frauen, die vorhin noch hier gewesen waren, hatten inzwischen ihre Wäsche zusammengepackt und waren nach Saletto zurückgekehrt. Da sonst niemand hier war, schien die Gelegenheit günstig. Giulia zog sich in ein Gebüsch hinter ein paar Felsnadeln zurück, die neben dem Olivenhain aufragten, und stimmte mit verhaltener Stimme die Melodie der Messe an. Je länger sie sang, umso voller wurde ihre Stimme, bis sie schließlich mit aller Inbrunst erscholl.
Pater Lorenzo hatte die Chorknaben in ihre Kammern zurückgeschickt und war mit Girolamo Fassi in den Klostergarten hinausgegangen, um noch etwas mit ihm zu besprechen. Eine Weile schlenderten sie schweigend unter den Spalierobstbäumen dahin. Dann seufzte der Chorleiter wie unter einer schweren Last. »Heute hat mir Ludovicos Vortrag nicht sonderlich gut gefallen. Einige seiner Töne kamen nicht völlig rein, und er lag auch ein paarmal arg daneben. Ich fürchte, es war ein schwerer Fehler, ihm den Solopart anzuvertrauen.«
Fassi zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Das will ich nicht hoffen. Wir hatten doch keine andere Wahl, da Graf Gisiberto diese Gunst für seinen Liebling erbeten hatte und Abt Francesco ihm den Gefallen erweisen wollte.«
»Wenn Ludovico bei der Messe versagt, werden die beiden es nicht ausbaden müssen. Geht es schief, werden sie sich vor ihren hochgeborenen Gästen mit unserer Unfähigkeit als Chorleiter herausreden und uns für ihre Blamage hart bestrafen.«
Giulias Vater lachte nervös auf. »Ich wage es erst gar nicht, an diesen Fall zu denken, sondern klammere mich fest an die Hoffnung, durch die neue Messe wieder in der Gunst des Grafen zu steigen. Bei Gott, wir werden halb Umbrien und etliche hohe Herren aus Rom als Zuhörer haben. Da darf nichts schief gehen.«