Anselm Grün

Licht und Stille

Ein spiritueller Begleiter für den Advent und die Weihnachtszeit

Mit Bildern von Eberhard Münch

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Anselm Grün

Anselm Grün, P. Dr. theol. Anselm Grün OSB, Jahrgang 1945. Mit 19 Jahren wurde er Benediktinermönch in der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Studium der Philosophie, Theologie und Betriebswirtschaft. Von 1977 bis 2013 war er der wirtschaftliche Leiter der Abtei. Pater Anselm Grün gehört zu den meistgelesenen christlichen Autoren der Gegenwart. www.anselm-gruen.de

Eberhard Münch, Jahrgang 1959, geboren in Mainz. 1981 Studium italienischer Wandmalerei. Von 1983 bis 1987 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seit 1987 selbstständig als freier Maler und Raumgestalter. Aufträge im In- und Ausland. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen seit Anfang der 1980er-Jahre. www.atelier-muench.de

Impressum

© 2019 der eBook-Ausgabe bene! eBook

 

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit

Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Stefan Wiesner

Covergestaltung: Maike Michel

Coverabbildung: Ausschnitt aus einem Bild von Eberhard Münch

ISBN 978-3-96340-078-0

Hinweise des Verlags

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.


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Wir freuen uns auf Sie!

© Eberhard Münch
Mischtechnik, 56,5 x 77 cm, 2009

© Eberhard Münch
Ausschnitt, Mischtechnik, 38 x 56,5 cm, 2010

Bilder der Weihnacht

© Eberhard Münch
Mischtechnik, 56,5 x 77 cm, 2009

Wenn wir an Weihnachten denken, haben wir sofort Bilder im Kopf. Die frühesten Bilder sind die unserer Kindheit und Jugend. Wie war es damals zu Hause, bei unseren Eltern und Großeltern, wenn wir gemeinsam den Heiligen Abend gefeiert haben?

Der geschmückte Baum. Ein sattes Grün, das sich mit den silbrigen Fäden des Lamettas mischt. Rote Schleifen, Strohsterne, silberfarbige und goldene Kugeln. Ein funkelnder Weihnachtsstern, überall in den Straßen Lichter. Der reich gedeckte Tisch, das gute Geschirr, das nur an Festtagen hervorgeholt wurde, die fein bestickte Tischdecke. Brennende Kerzen, der Duft von Lebkuchen, schöne Geschenke, strahlende Gesichter. Der gemeinsame Gang zur Kirche, Fußspuren im Schnee, Glockengeläut, Weihnachtslieder, die Ansprache des Pfarrers. Und der Blick in die Krippe: Geborgenheit, warme Farben, das Jesuskind in der Krippe, Maria im blauen Kleid, daneben Josef mit Hut und wallendem Haar, die staunenden Hirten, die jubilierenden Engel. Ochs und Esel, die neugierig zwischen dem Stroh hervorlugen.

War es so – oder doch ganz anders?

 

Oft mischen sich Idealvorstellungen mit unserer Erinnerung. Welche Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie an Weihnachten denken? Verbinden Sie damit gute Gefühle? Oder war da auch des Öfteren Streit und Ärger mit dabei?

In vielen Familien werden tagelang liebevoll Vorbereitungen getroffen, damit es ein schönes Fest wird. Und am Ende gibt es Spannungen, weil die Erwartungen viel zu hoch sind und die Enttäuschung dann nahezu zwangsläufig. Manche fliehen regelrecht vor den Weihnachtstagen, indem sie in den Süden reisen und der Familie den Rücken kehren.

 

Dieses Buch will Sie dazu einladen, Bilder der Weihnacht zu betrachten und so zur Ruhe zu kommen. Indem wir auf das wahre Licht schauen, das hinter all den Bildern der Weihnacht leuchtet, können wir Stille finden.

Der Evangelist Lukas, der uns die Weihnachtsgeschichte überliefert hat, gilt als Maler. Er schreibt so, dass im Kopf des Lesers ein Bild entsteht.

Bilder wollen sich in uns einbilden. Eine bildhafte Sprache berührt uns mehr als eine abstrakte Sprache. Und seit jeher war es Christen ein Anliegen, nicht nur bildhaft von Jesus Christus und seinem erlösenden Wirken zu sprechen, sondern auch Bilder zu malen, die seine Botschaft auf einer anderen, sehr emotionalen Ebene transportieren. Im Mittelalter sprach man von der »biblia pauperum«, von der Bibel für die Armen. Kirchenwände bemalte man mit den Bildern von Jesu Geburt, von seiner Taufe, von seinem frühen Wirken unter den Menschen, den vielen Heilungen und natürlich auch von seinem Tod und seiner Auferstehung. So konnten alle, die des Lesens nicht kundig waren, das Geheimnis Jesu anschauen und in sich eindringen lassen.

 

Seit dem Mittelalter haben es die Künstler besonders geliebt, die Geburt Jesu im Stall von Betlehem darzustellen. Es sind oft liebliche Bilder, die das Herz des Menschen unmittelbar anrühren: Bilder von Geborgenheit, von Liebe, von Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Da hält Maria ihr Kind liebend an ihr Gesicht. Josef steht ihr zur Seite. Hirten laufen eilends herbei, um vor dem Kind niederzufallen. Die Heiligen Drei Könige bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe, tragen wunderschöne Umhänge und Kleider. Und vor allem liebt die Kunst die Engel, den großen Verkündigungsengel und die kleinen Engel, die dem Kind in der Krippe ein Lied singen oder mit den verschiedensten Instrumenten sogar ein Konzert geben.

 

Eberhard Münch, ein Künstler unserer Tage, mit dem ich schon mehrfach zusammengearbeitet habe, hat ebenfalls Bilder der Weihnacht geschaffen. Einige davon sind in diesem Buch versammelt.

Jede Zeit hat ihre Bilder. So spiegeln die Bilder von Eberhard Münch nicht die pure Idylle wider, wie wir sie aus mittelalterlichen Wandbildern und Gemälden kennen. Es sind vielmehr Bilder, die das Geschehen um die Geburt Jesu Christi deuten, sodass es für uns eine existenzielle Bedeutung bekommt. Wenn wir seine Bilder länger anschauen, dann geht uns das Geheimnis unserer Erlösung auf, wie sie schon in der Geburt Jesu begonnen hat. Das Wunder der Weihnacht.

Eberhard Münch gestaltet seit vielen Jahren auch Kirchenfenster. Und er sagt über seine Arbeit: Wenn ein Licht durch ein solches Fenster fällt, dann fällt auch ein Licht in uns selbst – indem wir das Geheimnis verstehen, das hinter dem gezeigten Geschehen steht.

 

Gott ist selbst Mensch geworden, um das menschliche Leben, das dem Tod ausgeliefert ist, mit göttlichem Leben zu erfüllen. Ein Dasein, das auch durch den Tod nicht mehr zerstört werden kann. Schon für die griechischen Kirchenväter war die Menschwerdung Gottes das zentrale Geheimnis unserer Erlösung.

Jesus ist ganz und gar Mensch geworden bis zum bitteren Ende am Kreuz. Aber das göttliche Leben in Jesus konnte auch nicht durch den grausamen Tod am Kreuz vernichtet werden. Es hat in der Auferstehung über die zerstörerischen Mächte gesiegt. Und in der Auferstehung wurde deutlich: Die Liebe, die schon in dem Kind in der Krippe so zärtlich aufleuchtet, sie bleibt. Und sie schenkt dauerhaft Geborgenheit und Heimat. In der Auferstehung Jesu hat sich die Liebe sogar stärker erwiesen als der Tod.

 

 

 

© Eberhard Münch
Ausschnitt, Mischtechnik, 56,5 x 77 cm, 2009

In diesem Buch möchte ich das Geheimnis von Weihnachten anhand der Bilder von Eberhard Münch meditieren. Die Bilder sind gleichsam ein Schlüssel, mit dem wir an die Deutung der Weihnachtsgeschichte herangehen, die uns die Evangelisten Lukas und Matthäus erzählt haben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich durch die Bilder und meine Texte anregen lassen, das Geheimnis von Weihnachten für sich selbst neu zu entdecken. Theologie meint ja, dass wir immer wieder neu bedenken: Was bedeutet die Menschwerdung Gottes für mich ganz persönlich? Was heißt es in letzter Konsequenz, wenn von Erlösung die Rede ist? Wie verstehe ich mich selbst und mein Leben, wenn ich die biblischen Texte und die Bilder anschaue?

Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen das Geheimnis von Weihnachten und das Geheimnis Ihrer Erlösung und Ihrer Verwandlung durch die Geburt Jesus Christi neu aufgeht.

 

Anselm Grün

Die Ankündigung der Geburt
Johannes’ des Täufers