Anita Albus
Von seltenen Vögeln
FISCHER E-Books
Anita Albus lebt als Malerin und Schriftstellerin in München und im Burgund.
Berühmt wurde sie vor allem durch ihre augen-täuschenden Naturdarstellungen, die vielfach ausgestellt wurden. Zugleich mit der Malerei hat sich Anita Albus der Literatur gewidmet, einen Roman und Erzählungen geschrieben und mehrfach ausgezeichnete Essays verfasst. Zuletzt erschienen bei S. Fischer die Bücher ›Von seltenen Vögeln‹ (2005), ›Das botanische Schauspiel‹ (2007), ›Das Los der Lust‹ (2007), ›Im Licht der Finsternis. Über Proust‹ (2011) und ›Käuze und Kathedralen. Geshichten, Essays und Marginalien‹ (2014).
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
›Von seltenen Vögeln‹:
Die Malerin und Schriftstellerin Anita Albus hat einen Vogelthriller geschrieben, ein faszinierendes und bewegendes Buch über ausgestorbene und vom Aussterben bedrohte Vogelarten, in dem sich Naturgeschichte und Kriminalbericht mischen. Malend und schreibend stellt sie überzeugend dar, dass das Aussterben der Arten nicht nur als Naturverlust, sondern, wesentlicher, als Kulturverlust zu beklagen ist, denn mit jeder verlorenen Spezies geht eine »Welt« unter, die sich im menschlichen Geist – in den Künsten, der Mythologie, der Wissenschaft – gespiegelt hat. Spannend und anschaulich, provokant und amüsant, wendet sich dieses Buch sowohl an den wissenschaftlich Interessierten, als auch an den ›naiven‹ Vogelliebhaber. Ein weiterer Meilenstein im erstaunlichen essayistischen Oeuvre von Anita Albus.
Erschienen bei FISCHER E-Books
© 2005 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: buxdesign, München
Coverabbildung: Anita Albus
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ISBN 978-3-10-403696-0
Audubon 1831, S. 321.
Ebd.
Offb. 19, 17.
Audubon 1831, S. 323ff., übers. von A. Albus.
Ein einzelner Missionar nahm sich die Warnung der Indianer zu Herzen und appellierte vergeblich zugunsten der Tauben. Vgl. David Quammen, Der Gesang des Dodo, München 1996, S. 412.
Vgl. Cokinos 2001, S. 228ff.
Vgl. Claus Nissen, Die illustrierten Vogelbücher, Stuttgart 1953, S. 60.
Audubon 1831, S. 326.
Ferdinand Freiligrath besang den 1851 verstorbenen Audubon als »Mann der Wälder, der Savannen«.
Audubon 1831, S. 136.
Wilson, zit. nach Brehm 1911, Bd. 8, S. 71.
Vgl. Cokinos 2001, S. 18.
Eugène Rey, zit. nach Brehm 1911, S. 72.
Brehm 1861, S. 698.
Vgl. Herbert Wendt, Auf Noahs Spuren, Berlin und Darmstadt 1956, S. 270.
Vgl. Errol Fuller, Extinct Birds, Oxford 2000, S. 163.
Vgl. Dieter Luther, Die ausgestorbenen Vögel der Welt, Magdeburg 1995, S. 82ff.
Genf 1578, tb nach der 2. Edition von 1580, hrsg. von Frank Lestringant, Paris 1994.
Léry 1580, 1994, S. 279.
Die von den Tupinamba Canindé genannten Papageien sind die Araraunas. Da Ara ararauna 75-83 cm lang ist, kann es sich bei Anodorhynchus purpurascens nicht um eine Verwechslung mit dem deutlich längeren Hyazinthara handeln, wie manche Ornithologen meinen.
Léry 1580, 1994, S. 280.
Claude Lévi-Strauss, Tristes Tropiques, Paris 1955, S. 248.
Claude Lévi-Strauss, Mythologica I. Das Rohe und das Gekochte, übers. von Eva Moldenhauer, Frankfurt a.M. 1971, S. 69.
Claude Lévi-Strauss, Brasilianisches Album, übers. von H.H. Henschen, München 1995, S. 16f.
Der Türkisara ist 68-72 cm lang.
Vgl. Juniper 2002, S. 64f.
Vgl. Robiller 1992, Bd. 3, S. 17.
Vgl. Juniper 2002, S. 84ff.
Vgl. Juniper 2002, S. 86. Eine Laparoskopie ist an sich ein harmloses Verfahren, das Hauptrisiko dabei stellt die Narkose dar. Vgl. Robiller 1992, Bd. 1, S. 139ff.
Anodorhynchus leari ist 70-75 cm lang. Die nackte Hautpartie, die den unteren Schnabelrand begrenzt, ist hellgelb und halbmondförmig, während sie beim Hyazinthara maisgelb und sichelförmig ist.
London 1830-32.
Zit. nach Jumper 2002, S. 73.
Caatinga heißt die für den Nordosten Brasiliens bezeichnende Vegetation, ein laubabwerfender regengrüner Trockenwald aus niedrigen oder mittelhohen Stämmen und dornigen Sträuchern oder Gebüsch, das sich mit den trockensten Böden abfindet.
Vgl. Juniper 2002, S. 78.
Syagrus coronata.
Brasilienreise, Bd. 2, S. 756.
Flora Brasiliensis, München 1840-1846, Bd. I, »Tabulae physiognomicae«, zit. nach Albert Bettex, Die Entdeckung der Natur, München/Zürich 1965, S. 201.
Mauritia vinifera.
Brasilienreise, Bd. 2, S. 528.
J.B.v. Spix, Avium species novae …, München 1824, S. 25.
Der Grabstein auf dem Alten Südlichen Friedhof von München erinnert an die dort ruhenden Gebeine des viri sagacissimi, integerrimi.
Convention on the International Trade in Endangered Species, »Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten wilder Tiere und Pflanzen«, kurz: Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Es trat 1975 in Kraft.
Juniper 2002, S. 154.
Ein Photograph hat die Szene festgehalten. Vgl. Jumper 2002, fig. 9.
Ebd., S. 159.
Brasilienreise, Bd. 2, S. 723.
Ebd., S. 717.
Auch Tabebuia aurea genannt wegen der goldenen Trompetenblüten, die der Baum aus der Familie der Bignoniaceae von August bis September entfaltet. Portugiesisch heißt er caraibeira, einen deutschen Namen gibt es nicht. In Anlehnung an die Artbezeichnung von Martius wird er im Folgenden »Caraibabaum« genannt.
Vgl. Juniper 2002, S. 144, und Threatened Birds 2000, S. 258.
»Kleiner blauer Ara«.
ICBP: International Council for Bird Preservation. Die 1922 gegründete internationale Schutzorganisation ist die älteste der Welt.
Vgl. Juniper 2002, S. 108.
Der radelnde Vogelfänger transportierte drei Rotbugamazonen (Amazona aestiva) und eine Goldbauchamazone (Amazona xanthops).
Vaqueiro ist der portugiesische Name des Cowboys.
Propyrrhura maracana, auch Ara maracana und Rotrückenara genannt.
Das permanente Komitee zur Rettung des Spixaras wurde im März 1990 gegründet. Vgl. Juniper 2002, S. 282.
Die aggressiven afrikanischen Bienen halten 40 Prozent der Ara-Nisthöhlen besetzt, und es kommt vor, daß eindringende Schwärme brütende Vögel überfallen und mit ihren Stichen töten.
Vgl. Robiller 1992, S. 32.
Mauricio dos Santos ist der Transport-Unternehmer, bei dem die schöne Blaue nach dem Raub am Riacho Melância gelandet war.
Juniper 2002, S. 217.
Gen 2,19.
Marcus zum Lamm, Die Vogelbücher aus dem Thesaurus Picturarum, hrsg. mit Interpretation und Kommentar von Ragnar K. Kinzelbach und Jochen Hölzinger, Stuttgart 2000, S. 85.
Kaiser Friedrich II., Über die Kunst mit Vögeln zu jagen, übertragen und hrsg. von Carl Arnold Willemsen, Frankfurt a.M. 1964, Bd. I, S. 76.
Ernst H. Kantorowicz, Kaiser Friedrich II., Stuttgart 1994, S. 278.
Über die Kunst mit Vögeln zu jagen, Bd. I, S. 6.
Belon 1555, 1997, S. 199f.
Gesner 1669, 1995, Tomus II, S. 313.
Ebd.
Ebd., Tomus III, S. 34f.
Vgl. Albus 2002, S. 219.
Vgl. Der Waldrapp, S. 113.
Der Waldrapp, S. 64.
Ebd., S. 58.
Ebd., S. 79.
Vgl. Unsöld 2001, S. 28.
Ebd., S. 18.
Vgl. Unsöld 2001, S. 78ff.
Kumerloeve 1978, S. 331.
Vgl. Kinzelbach 1989, S. 92.
Kumerloeve 1978, S. 332f.
Der Waldrapp, S. 121.
Ebd., S. 120.
Vgl. Karin Pegoraro, Manfred Föger und Walther Parson, »First evidence of mtDNA sequence differences between Northern Bald Ibis (Geronticus eremita) of Maroccan and Turkish origin«, in: J. Ornithol. 142, S. 425-428 (2001).
Vgl. Ellen Thaler, Karin Pegoraro, Susanne Stabinger, »Comeback des Waldrapp? Ein Pilotversuch zur Auswilderungsmethodik«, in: Nationalpark 79, S. 26-29 (2/1993).
Vgl. Newsletter 2 der International Advisory Group for Northern Bali Ibis, edited by Chris Bowden, Mai 2003.
Vgl. Johannes Fritz, Angelika Reiter (Hg.), Der Flug des Ibis, Wien, Linz, Weitra, München 2004.
Vgl. im Anhang, S. 278f.
Naumann 1897-1905, Bd. VII, S. 185.
Ebd.
Blaubuch 1983, S. 20.
Mit dem Königsvogel kann nur der kingfisher gemeint sein, der im Schwedischen wie im Deutschen Eisvogel heißt.
Blaubuch 1983, S. 108.
Corncrake heißt der Wachtelkönig in England.
Johann Georg Gmelin, Reise durch Sibirien, Göttingen 1751-52, Bd. III, S. 393.
Vgl. Schäffer 1999, S. 101.
Brehm 1911, Bd. II, S. 172.
Naumann 1897-1905, Bd. VII, S. 186.
Vgl. Schäffer 1999, S. 110f., und Vögel der Sowjetunion, 1989, Bd. 4, S. 265.
Heinroth 1926-33.
Heinroth 1926-33, Bd. III, S. 77ff.
Vgl. Vogelwelt 1997, S. 147-152.
Johann Matthaeus Bechstein, Gemeinnützige Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Leipzig 1809, Bd. 3, S. 473.
Vgl. Vogelwelt 1997, S. 148.
Vgl. Naumann 1897-1905, Bd. VII, S. 188, und Brehm 1911, Bd. II, S. 173.
Vgl. Vögel der Sowjetunion 1989, S. 274.
Brehm 1911, Bd. II, S. 173.
Vgl. Schäffer 1999, S. 150.
Vgl. Vogelwelt 1997, S. 149ff.
Zit. bei Erwin Stresemann, Die Entwicklung der Ornithologie, Aachen 1951, S. 311. Johann Friedrich Naumann (1780-1857) ist der Sohn von Johann Andreas Naumann (1744-1826). Coenraad Jacob Temmincks Manuel war lange Zeit das Standardwerk der europäischen Ornithologie, die ersten beiden Bände erschienen 1820, die beiden folgenden 1835 und 1840.
Das Pfeifengras weist nur über dem zwiebeligen Grund des Halmes 1-3 Knoten auf, sonst ist der Halm in seiner ganzen Länge knotenlos.
Vgl. Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen der Bundesrepublik Deutschland, Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Godesberg 1994.
Vgl. Hansjörg Küster, Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa, München 1995, S. 69ff.
Vgl. Martin Flade, »Wo lebte der Wachtelkönig Crex crex in der Urlandschaft?«, in: Vogelwelt 1997, S. 141-146.
Vgl. Norbert Schäffer, »Der Wachtelkönig: Ein Unbekannter rückt ins Licht«, in: Der Falke 43, November 1996, S. 317.
Naturkunde, Buch X, LVI, 115.
Vgl. im Anhang, S. 279.
Geschichte der Tiere, Buch IX, XXX.
Glutz von Blotzheim 1980, Bd. 9, S. 648.
Vgl. Lévi-Strauss 1985, S. 49ff.
Heinroth 1909, S. 67.
Ebd.
Heinroth 1926-33, Bd. I, S. 277.
Heinroth 1909, S. 69.
Glutz von Blotzheim 1980, Bd. 9, S. 659.
Nach einer Beobachtung von Audubon (1831-39, Bd. I, S. 425) an Caprimulgus vociferus dienen die Borsten vor allem dazu, das Falten der großen Flügel der stets von hinten geschnappten Motten zu bewirken.
Vgl. Schlegel 1969, S. 8 u. S. 18, sowie Glutz von Blotzheim 1980, Bd. 9, S. 658.
A. Krambrich, »Aus dem Leben der Nachtschwalbe«, in: Vogelwelt 75, 1954, S. 100, sowie Schlegel 1969, S. 57.
A.E. Brehm und E.A. Roßmäßler, Die Tiere des Waldes, Leipzig und Heidelberg 1864, S. 361.
Naumann 1897-1905, Bd. IV, S. 249.
Glutz von Blotzheim 1980, Bd. 9, S. 659.
Schlegel 1969, S. 28f., sowie Glutz von Blotzheim 1980, Bd. 9, S. 648.
»Ruiet« entspricht Brehms »hält«, Heinroth hört es als »Quick«.
Vgl. Schlegel 1969, S. 29.
Ebd., S. 30.
Brehm 1911, Bd. III, S. 279.
Heinroth 1909, S. 68.
Heinroth 1909, S. 62.
Heinroth 1926-33, Bd. I, S. 279.
Heinroth 1909, S. 63.
Ebd.
Vgl. Schlegel 1969, S. 38f.
Heinroth 1909, S. 74.
Ebd., S. 64.
Heinroth 1909, S. 65f.
Vgl. Schlegel 1969, S. 57f.
Vgl. ebd., sowie S. 54.
Heinroth 1909, S. 70f.
Ebd., S. 67f.
Schlegel 1969, S. 52.
Vgl. ebd., S. 58.
Schlegel 1969, S. 75.
Vgl. Heinroth 1909, S. 71.
Vgl. ebd. 1909, S. 70.
Vgl. Schlegel 1969, S. 66.
Whip-poor-will heißt Caprimulgus vociferus, die »Klagenachtschwalbe« oder »Schwarzkehl-Nachtschwalbe«, der später von Thomas Nuttall entdeckte und ihm zu Ehren benannte kleinere Vogel Phalaenoptilus nuttallii hieß zuerst Nuttall’s Whip-poor-will, später bürgerte sich Poorwill ein.
Lévi-Strauss 1985, Kap. I, S. 23-24.
Mündliche Mitteilung von Josef H. Reichholf, dem ich auch den Hinweis auf die Plenterwald-Problematik verdanke.
Lorenz Oken, Allgemeine Naturgeschichte, Stuttgart 1837, Siebenter Band, S. 125.
Vgl. Epple 1993, S. 34.
Ebd., S. 38.
Epple 1993, S. 40.
Epple 1993, S. 25.
Vgl. Epple 1993, S. 44.
Vgl. Epple 1993, S. 64.
Vgl. ebd., S. 51f.
Vgl. Epple 1993, S. 60.
Vgl. Josef H. Reichholf, »Sind Hauskatzen Nahrungskonkurrenten der Schleiereulen (Tyto alba)?« in: Eulen-Rundblick Nr. 51/52-2004.
Von der nordpaläarktischen Surnia ulula ulula unterscheiden sich die Unterarten Surnia ulula tianschanica in mittelasiatischen Gebirgen und Surnia ulula caparoch im nördlichen Nordamerika.
Vgl. Mebs, Scherzinger 2000, S. 366, sowie Wolfgang Scherzinger, »Sperbereulen – Außenseiter aus der Taiga«, in: Gefiederte Welt 5, 2001, S. 174.
Brehm 1911, Bd. 3, S. 220.
Glutz von Blotzheim 1980, S. 455f., und Mebs, Scherzinger 2000, S. 363f.
Mebs, Scherzinger 2000, S. 365.
Hauptsächlich die kleinen Waldwühlmäuse Clethrionomys glareolus, auch Rötelmaus genannt, seltener Lemminge.
Zur mythologischen Bedeutung der Sperbereule in Rußland vgl. Albus 2002, S. 273ff.
Ovid, Metamorphosen, hrsg. und in deutsche Hexameter übertragen von Erich Rösch, München/Zürich 1952, Buch XI, 740-748.
Aristoteles, hist. anim. IX 14, 616a, 19-33.
Naturkunde, Buch X, XLVII, 90-91.
Plutarch, de sollertia anim., c. 35, p. 983, zit. nach Otto Keller, »Die antike Tierwelt«, Leipzig 1913, Hildesheim/New York 1980, S. 56.
Belon 1555, 1997, S. 218f.
Georg Agricola, Vom Berg- und Hüttenwesen, Basel 1556, tb Nördlingen 1994, S. 521.
Sigmund von Birken, zit. nach Wolfgang Harms, »Der Eisvogel und die halkyonischen Tage«, in: Verbum et Signum, hrsg. von Hans Fromm, Wolfgang Harms und Uwe Ruberg, München 1975, Bd. I, S. 500.
Vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Stichwort »Eisvogel«.
Naumann 1897-1905, Bd. IV, S. 347.
Brehm 1861, S. 496.
Naumann 1897-1905, Bd. IV, S. 349f.
Heinroth 1926-33, Bd. I, S. 286.
Ebd., S. 287.
Vgl. Eisvögel 1996, S. 52.
Vgl. Eisvögel 1996, S. 55.
Das Aufgraben von Eisvogel-Höhlen ist deshalb streng verboten.
Eisvögel 1996, S. 64.
Vgl. ebd., S. 45.
Ispida von hispidus, struppig, stachelig.
Glutz von Blotzheim 1980, Bd. 9, S. 743f.
Naumann 1897-1905, S. 360f.
Glutz von Blotzheim 1980, Bd. 9, S. 783ff.
Audubon 1831, S. 395.
Ich danke Claude Lévi-Strauss für den Hinweis auf diese Fabel und weitere außereuropäische Eisvogelsagen und -mythen.
Second Annual Report of the Bureau of Ethnology to the Secretary of the Smithsonian Institution 1880-1881, Washington 1883, S. 108-110, übers. von A. Albus.
Vgl. Franz Boas, The Mythology of the Bella Coola Indians, Memoirs of the American Museum of Natural History, vol. 2, New York 1900, S. 33-34 und pl. IX, fig. 8.
Threatened Birds 2000.
Brehm 1911, Bd. III, S. 7.
Kinzelbach 1989, S. 84.
Eibl-Eibesfeldt 1987, S. 619.
Buffon zit. nach D’Arcy Wentworth Thompson, Über Wachstum und Form, Basel 1973, Tb Frankfurt a.M. 1983, S. 321.
Eibl-Eibesfeldt 1987, S. 619.
La vie et la correspondence de Charles Darwin, trad. H. C. de Varigny, Paris, Reinwald, 1888, Bd. II, S. 255.
Edward C. Wilson, Der Wert der Vielfalt, München-Zürich 1995, S. 389ff.
Ebd., S. 331.
Ebd., S. 380 und S. 429.
Claude Lévi-Strauss, Der Blick aus der Ferne, übers. von Hans-Horst Henschen und Joseph Vogl, München 1985, S. 62.
Wolf Singer in: Hirnforschung und Willensfreiheit, hrsg. von Christian Geyer, Frankfurt a.M. 2004, S. 30ff.
Vgl. Erwin Panofsky, Sinn und Deutung in der bildenden Kunst, Köln 1975, 1978, S. 9.
Wolf Singer, Ein neues Menschenbild?, Frankfurt a.M. 2003, S. 21.
Giovanni Pico della Mirandola, Über die Würde des Menschen, übers. von Norbert Baumgarten, Hamburg 1990.
Robert Spaemann, Philosophische Essays, Stuttgart 1964, S. 57.
Jakob von Uexküll, Umwelt und Innenwelt der Tiere, Berlin 1921, S. 4.
Ernst Cassirer, Ziele und Wege der Wirklichkeitserkenntnis, hrsg. von K.C. Köhnke und J.M. Krois, Hamburg 1999, S. 85f.
Ich danke Josef H. Reichholf für die Mitteilung dieser wahren Begebenheit. Um Verwechslungen mit lebenden Vögeln auszuschließen, habe ich den Papagei umbenannt …
Claude Lévi-Strauss, Das wilde Denken, übers. von Hans Naumann, Frankfurt a.M. 1968, S. 238.
Lévi-Strauss 1975, Bd. 2, S. 812.
Vgl. Petra Busch, Die Vogelparlamente und Vogelsprachen in der deutschen Literatur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, München 2001.
Federn, Hohlknochen und Luftsäcke der Vögel sind wie es im wirklichen Namen des Dichters anklingt: léger, léger.
Saint-John Perse, Oiseaux, Paris 1963.
Platon, Timaios in Sämtliche Dialoge, übers. und erläutert von Otto Apelt, Leipzig 1922, tb Hamburg 1998, Bd. VI, S. 141.
Jacobus de Voragine, Legenda aurea, übers. von Richard Benz, Heidelberg 1984, S. 774ff.
Zit. nach Knut Hagberg, Carl Linnaeus, übers. von Thyra Dohrenburg, Hamburg 1946, S. 158.
Eibl-Eibesfeldt 1987, S. 249.
Edgar Wind, Das Experiment und die Metaphysik, Tübingen 1934, S. 119.
Vgl. Lévi-Strauss 1975, S. 784-803.
Vgl. Jacques Roger, Buffon, Paris 1989, S. 334.
Ernst Mayr, Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt, Berlin, Heidelberg 2002, S. 501f.
Vgl. Ernst Cassirer, Versuch über den Menschen, übers. von Reinhard Kaiser, Frankfurt a.M. 1990, S. 132f., und Claude Lévi-Strauss, Mythos und Bedeutung, hrsg. von Adelbert Reif, Frankfurt a.M. 1980, S. 236-251.
Saint-John Perse, Vögel, übertragen von Friedhelm Kemp, Neuwied, Berlin 1964.
Aus dem Französischen übertragen von A. Albus. Ich danke Karin Pegoraro und Manfred Föger, die mir bei den Anmerkungen behilflich waren.
Die Einschätzung des Tastsinns als Garant des Wissens ist unserer Zeit fremd. »Einzig durch den Tastsinn können wir vollständige und wahrhafte Kenntnisse erlangen, er ist es, der alle anderen Sinne korrigiert, die in unserem Geist nur Illusionen und Irrtümer erzeugten, würde der Tastsinn uns nicht lehren zu urteilen«, schreibt Buffon in seinem dem Menschen gewidmeten Band der Histoire naturelle, générale et particulière.
Auch Säugetiere legen weite Strecken zurück, z.B. Gnus, Rentiere und besonders Fledermäuse und Wale; weder Fledermäuse noch Wale konnten als Vierfüßler gelten.
Großvögel wie Störche, Gänse, Ibisse ziehen mit den Eltern, während bei den Kleinvögeln die Altvögel oft Wochen vor den Nachkommen ziehen.
Wer keine »Nasenlöcher« hat, verfügt doch allemal über Nasenschlitze.
Heute gilt Homo sapiens wie die höheren Primaten und die Vögel als »Augentier«.
Zu Buffons Zeiten wurden Kröten und Frösche noch zu den Reptilien gezählt.
Dieser Irrtum taucht auch im schönen »Lob der Vögel« von Giacomo Leopardi auf: »Man sagt (…) die Stimme der Vögel sei in unseren Breiten anmutiger und süßer und ihr Gesang reicher moduliert als in Ländern, wo die Menschen roh und wild sind, und daraus könne man schließen, daß die Vögel selbst in voller Freiheit etwas von der Gesittung der Menschen annehmen, in deren Nähe sie leben.« Gesänge, Dialoge, Zibaldone, Zürich/Düsseldorf 1998.
Der Schein trügt. Die intelligentesten sind Papageien und Rabenvögel.
Das Männchen der Nachtigall baut nicht am Nest und sorgt auch nicht für den Unterhalt des Weibchens.
Vögel leben tatsächlich länger. Ganz anders sieht es mit der Geschlechtsreife aus. Kleinvögel wie Meisen und Finken sind schon mit etwa acht Monaten fortpflanzungsfähig, während der Bartgeier erst mit sechs Jahren geschlechtsreif ist. Auch der Unterschied Nesthocker – Nestflüchter bleibt bei Buffon unberücksichtigt.
Der Geier ist ein Aasfresser, Bussarde fressen vor allem Kleinsäuger, und der Biber ist Vegetarier.
Auch unter den Vierfüßlern gibt es Insektenfresser: Ameisenbären, Löffelhunde etc.
Hier irrt Buffon.
Was die Vogelernährung angeht, tappt Buffon oftmals im dunkeln.
Der wichtigste Tastsinn der Vögel sitzt im Bereich des Schnabels (sensible Spitze, Tasthaare an der Basis).
Das stimmt leider nur für einige Arten.
Das gilt z.B. nicht für Pinguine.
Wie man heute weiß, verfügen Zugvögel über ein ausgeprägtes Langzeitgedächtnis. Forscher stellten bei Zugvögeln einen deutlich vergrößerten Hippocampus fest, der im Gehirn die räumlichen Informationen verarbeitet.
Für
Isabel & Maximilian
Georg Flegel, Stilleben mit Eisvogel.
Erster Teil
»So sterben dahin die Geschlechter der Menschen. Es verhallt die rühmliche Kunde der Völker. Doch wenn im Sturm der Zeiten die Werke schaffender Kunst zerstieben, so entsprießt ewig neues Leben aus dem Schooße der Erde. Rastlos entfaltet ihre Knospen die zeugende Natur: unbekümmert, ob der frevelnde Mensch (ein nie versöhntes Geschlecht) die reifende Frucht zertritt.«
Alexander von Humboldt
Es war ein sonniger Tag in Kentucky, als sich John James Audubon im Herbst 1813 von seinem Haus in Henderson auf den Weg nach Louisville machte. Er ritt zügig durch die dürren Ebenen den Ohio entlang. Wenige Meilen jenseits von Hardinsburgh tauchte gegen Mittag am Horizont die schwarze Wolke eines Wandertaubenzugs auf. Die von Nordosten nach Südwesten fliegenden Scharen näherten sich mit einer Geschwindigkeit von hundert Stundenkilometern. Bald war die Luft von Tauben erfüllt, im Nu der Himmel verdunkelt wie bei einer Sonnenfinsternis. Schmelzenden Schneeflocken gleich regnete der Vogelmist auf Audubon herab. Das unablässige Schwirren der Flügel lullte seine Sinne ein. Gegen den Schlaf kämpfend stieg er vom Pferd. Vergeblich versuchte er mit dem Bleistift im abgeschirmten Skizzenbuch die Anzahl der Scharen durch Tupfen festzuhalten. Einhundertdreiundsechzig in einundzwanzig Minuten. Aber das stellte nur einen winzigen Ausschnitt des hoch über ihm dahinrauschenden Vogelzugs dar, der sich vom Ohio bis zu den weit in der Ferne sichtbaren großen Wäldern erstreckte und noch lange kein Ende nahm.
Während Audubon in einem Wirtshaus an der Mündung des Salt River in den Ohio auf sein Mittagessen wartete, konnte er verfolgen, wie die unermeßlichen Myriaden von Wandertauben weiter in hoher Luft über das unfruchtbare Land strichen. Solange die Millionen feuerroter Taubenaugen keine Wälder mit Bucheckern und Eicheln, keine Felder mit Weizen oder Reis für Millionen pechschwarzer Schnäbel erspähten, würde sich keine einzige Taube niederlassen. Versuchte ein Falke einen Vogel aus der Schar zu reißen, schossen die Tauben unter dem Donnerrollen ihrer aneinanderschlagenden Fittiche zu einer festen Masse zusammen. Wie ein lebendiger Strom stürzten sie dann geballt hernieder, »schossen in welligen und winkeligen Linien vorwärts, fielen bis zum Boden herab, strichen über ihm mit unvorstellbarer Geschwindigkeit dahin, stiegen dann senkrecht empor, einer mächtigen Säule vergleichbar, und nachdem sie die Höhe wieder erreicht, sah man sie innerhalb ihrer fortlaufenden Reihen kreisen und sich winden, gleich den Spiralen einer gigantischen Schlange«.[1] Ergriffen von der Schönheit des Schauspiels, beobachtete der Vogelmaler, wie nunmehr eine Schar nach der anderen an eben der Stelle zusammenschoß, an der die eine Taube den Krallen des Falken entronnen war, und in Abwesenheit des Räubers genau dieselben Winkel, Wellen und Windungen als lebendiger Strom in die Lüfte schrieb wie die angegriffene Schar. Ein Gedächtnis verband Millionen Tauben.
Die Sonne war noch nicht untergegangen, als Audubon nach 88 Kilometern von Hardingsburgh in Louisville eintraf. Da war noch immer kein Ende des Vogelzugs abzusehen. Drei Tage zog er sich hin. Die Vogelmengen riefen die Menschenmengen auf den Plan. Alles griff zu den Waffen. »An den Ufern des Ohio wimmelte es von Männern und Jungen, die ununterbrochen auf die beim Überqueren des Flusses niedriger fliegenden Pilger schossen. Zahlreiche wurden auf diese Weise vernichtet. Über eine Woche oder länger aß die Bevölkerung kein anderes Fleisch als das der Tauben. Während dieser Zeit war die Atmosphäre regelrecht durchtränkt von dem eigentümlichen Geruch, den diese Spezies ausströmt.«[2]
Wandertaube, aus: Ch.A.A. Buhle, Die Naturgeschichte ingetreuen Abbildungen und mit ausführlicher Beschreibung derselben, Leipzig 1835.
Bei einer nachträglichen Schätzung errechnete Audubon nach Umfang und Dauer des Vogelzugs eine Anzahl von einer Milliarde, 115 Millionen und 135 Tausend Wandertauben. Sein Rivale Alexander Wilson kam auf über zwei Milliarden. Der horrenden Taubenmasse entsprach ein horrender Futterbedarf. Erspähten die Argusaugen des Schwarms Nahrungsgründe, erfaßten die Vögel, dicht aneinandergedrängt eine gefiederte Schlange bildend, in sinkenden Kreisen das Land. Wie das Gefieder der einzelnen Wandertaube im Nacken zwischen Purpurviolett, Gold und Grün changierte, so schillerte das Schlangengebilde bei seinen Wendemanövern in den Lüften je nach der Seite, die es dem Betrachter zukehrte, bald rötlich, bald schieferblau. Prächtig und furchtbar wie die Vögel der Apokalypse, denen der Engel zurief: »Kommt her! Versammelt euch zum großen Mahl Gottes«[3], fielen die Wandertaubenschwärme über Wälder und Felder her.
Die schlimmsten Verheerungen richteten sie in den Wäldern an, die ihnen als Schlaf- und Brutplätze dienten. In einem der taubentypischen Wälder mit mächtigen Bäumen und wenig Gebüsch, in dem sich die Vögel seit zwei Wochen ihr nächtliches Stelldichein gaben, wurde Audubon Zeuge eines Taubenmassakers: »Vor Sonnenuntergang waren wenige Tauben zu sehen, aber eine Menge Menschen mit Pferden und Wagen, Gewehren und Munition hatten bereits an den Waldrändern ihre Lager aufgeschlagen. Zwei Farmer aus der Umgebung des über hundert Meilen entfernten Russellsville hatten über dreihundert Schweine hergetrieben, um sie mit den zu schlachtenden Tauben zu mästen. Hier und da sah man Leute inmitten großer Haufen bereits erlegter Tauben beim Rupfen und Einsalzen.
Der Schlafplatz war in seiner ganzen Ausdehnung mehrere Zentimeter hoch mit einem Schneebett aus Vogelmist bedeckt. Viele Bäume mit einem Stamm-Durchmesser von etwa 60 Zentimeter waren nicht weit über dem Boden abgebrochen, während die Äste der dicksten und höchsten herabgestürzt waren, als hätte ein Wirbelsturm im Wald gewütet. Alles deutete darauf hin, daß die Anzahl der in diesem Teil des Waldes Zuflucht suchenden Vögel über alles Ermessen gigantisch sein mußte. Als der Zeitpunkt ihres Eintreffens näherrückte, wurden ihre Feinde unruhig und trafen die nötigen Vorbereitungen, sie zu fassen. Einige wurden mit eisernen Töpfen ausgerüstet, die Schwefel enthielten, andere mit Kienfackeln, viele mit Stangen und die übrigen mit Gewehren. Die Sonne war unseren Blicken entschwunden, und noch war keine einzige Taube erschienen. Alles stand bereit, und alle Augen starrten zum klaren Himmel hinauf, der zwischen den hohen Bäumen hindurchschimmerte. Plötzlich brachen alle in den Ruf aus: Sie kommen! Obgleich noch fern, erzeugten die Tauben ein Tosen, das an einen heftigen Sturm auf See erinnerte, der durch die Takelage eines dicht gerefften Schiffes fährt. Als sie dann da waren und über mich hinwegstrichen, spürte ich einen Luftzug, der mich in Staunen versetzte. Tausende von Tauben waren bald von den Stangenleuten erschlagen. Doch es strömten immer mehr Vögel herbei. Als die Feuer entzündet waren, bot sich ein großartiges, ebenso wunderbares wie entsetzliches Schauspiel dar. Die zu Tausenden eintreffenden Tauben ließen sich allerorten nieder, eine über der anderen, bis sich rings um jeden Baum feste Massen bildeten, so groß wie Schweinsköpfe. Hier und da gab das Gestänge krachend unter der Last nach und vernichtete, während es zu Boden stürzte, Hunderte der darunter sitzenden Vögel, ganze Klumpen, mit denen sämtliche Äste beladen waren, mit sich reißend. Es war eine Szene des Tumults und der Wirrsal. Ich fand es gänzlich unnütz zu sprechen oder sogar den neben mir Stehenden etwas zuzuschreien. Selbst das Knallen der nächsten Gewehre war kaum zu hören. Nur weil ich sah, wie die Schützen nachluden, wußte ich, daß geschossen wurde. Niemand ließ sich auf das Wagnis ein, in den Bereich der Verheerung vorzudringen. Die Schweine waren rechtzeitig eingepfercht worden, denn ihre Aufgabe, die toten und verwundeten Vögel aufzulesen, war erst für den nächsten Morgen vorgesehen. Unablässig strömten weitere Tauben herbei; erst nach Mitternacht nahm ich eine Verminderung der eintreffenden Vögel wahr.
Theodore Jasper, Wandertauben, aus: Jakob H. Studer, The Birds of North America, New York 1881.
Gleichwohl währte der Tumult die ganze Nacht. Da ich unbedingt die Reichweite des Geräuschs wissen wollte, schickte ich einen Waldläufer aus, der nach zwei Stunden mit der Nachricht zurückkehrte, er habe drei Meilen vom Ort noch alles deutlich vernommen. Gegen Morgengrauen ließ der Lärm allmählich nach. Aber lange bevor man die Dinge deutlich unterscheiden konnte, begannen die Tauben in eine ganz andere Richtung wegzuziehen, als die, aus der sie gekommen waren. Das Heulen der Wölfe drang nun an unser Ohr; Füchse, Luchse, Pumas, Bären, Waschbären, Beutelratten und Iltisse schlichen sich davon, während sich verschiedene Arten von Adlern und Habichten im Verein mit einer Menge von Geiern einfanden, sie zu ersetzen und sich genüßlich die Beute zu teilen. Jetzt kamen auch die Urheber der ganzen Verheerung zwischen den Toten, den Sterbenden und den Verstümmelten zum Zug. Die Tauben wurden aufgelesen, in Haufen gestapelt, bis jeder so viele hatte, wie er mutmaßlich veräußern konnte; dann ließ man die Schweine los, um die Überbleibsel zu verfüttern.«[4]
Das gleiche Gemetzel fand in den Laubwäldern statt, in denen die Wandertauben ihre gigantischen Brutkolonien bildeten. Zäh und trocken ist das Fleisch alter Tauben, das der Nestlinge zart und ungemein fett. Die Verwendung dieses Fetts als Butter- und Speckersatz hatte man den Indianern abgeschaut, denen die Wandertauben seit jeher als Nahrungsquelle dienten. Indianer waren es auch, die voraussagten, bald werde es keine Wandertauben mehr geben. Kein Christenmensch mochte das glauben.[5] Man erstickte die Tauben in Schwefeldämpfen, erschlug sie mit Stangen und Keulen, fing Tausende in Fallen und Netzen, erschoß sie mit Pulver und Blei und fällte Riesenbäume, die Hunderte von Nestern mit Jungen trugen. Der technische Fortschritt kam der Ausrottung entgegen: Nachrichten über Nistplätze per Telegraph, Transport der Taubenberge per Eisenbahn. Drei Milliarden Wandertauben soll es im Osten Nordamerikas gegeben haben, die auf Nahrungssuche von Neuschottland bis zum Golf von Mexiko zogen. Im Laufe der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts war Ectopistes migratorius selten geworden, selten, gemessen an den Abermillionen, bei deren Durchzug einst ganze Landstriche in Finsternis versunken waren. Ein paar Tausend mochte es noch geben. Man sah sie in versprengten Scharen in Michigan, Wisconsin, Indiana und Nebraska über Futterplätze streichen. Noch immer wurden sie bejagt, aber ihre Verfolgung mit Netzen, Fallen, Stangen und Schwefel lohnte sich nicht mehr. Waren die Wandertauben den weißen Siedlern einst wie drei der neun Plagen Ägyptens auf einmal erschienen: die Heuschrecken, der Hagel, die Finsternis, erfüllte sich nun die Weissagung der Indianer. Das Vernichtungswerk der Menschenmassen vollendete die Natur. Der Überorganismus des Riesenschwarms war zerstückelt. Auf spärliche Schwärme reduziert, waren die vom Herdentrieb geprägten Vögel ihren natürlichen Feinden nicht mehr gewachsen. Unwetter mit Hagel in der Brutperiode, Waldbrände und Virusepidemien besorgten den Rest.
Der letzte wildlebende Vogel Ectopistes migratorius war eine Täubin. Am 24. März 1900 schoß sie der vierzehnjährige Sohn eines Farmers in Ohio. Das ausgestopfte Exemplar ist noch heute in einem Museum in Columbus zu sehen.[6] Die wenigen Volierenvögel verschiedener zoologischer Gärten pflanzten sich nicht fort. 1909 waren zwei Tauber und eine Täubin im Zoo von Cincinnati als letzte Überlebende ihrer Art zu sehen. Ein Jahr später war die Täubin allein. Martha war ihr Name. So wurde sie nicht nach der Schwester des Lazarus, sondern nach der jungen Witwe genannt, die George Washington zur Frau genommen hatte; nach dem Präsidenten war auch Marthas Tauber selig George gerufen worden. Kein Mensch kann sich für Millionen Vögel erwärmen, aber der einsamen Martha flogen alle Herzen zu. Als letzte ihrer Spezies war sie für ganze Besucherscharen die Attraktion. Sie starb am 1. September 1914. In einen großen Eisblock eingefroren, wurde ihr kleiner Kadaver nach Washington gebracht und in der Smithsonian Institution sorgfältig untersucht. Später wurde ihr ausgestopfter Balg ausgestellt.
J.J. Audubon, Wandertaubenpaar, aus: The Birds of America.
Auch das Taubenpaar, das Audubon als Modell für sein idyllisches Bild diente, war ein Präparat. Der begnadete Autodidakt skizzierte nach dem Leben und schoß die Vögel, die er dann in der beobachteten Haltung selbst präparierte, um in aller Ruhe die Schönheit ihrer Bewegungen und ihres Federkleids wiedergeben zu können.[7] Sehr anschaulich hat Audubon geschildert, wie das Liebeswerben des Täuberichs schließlich zum Schnäbeln des Paares führte, wobei mal der Tauber der Täubin, mal die Täubin dem Tauber den Inhalt des Kropfes in den Rachen würgte, wie wir es auf seiner Darstellung sehen. Während der Brutzeit versorgte der Tauber die Täubin mit Futter. Die Zärtlichkeit und Zuneigung, die diese Vögel für ihre Weibchen entfalteten, beeindruckte Audubon »in höchstem Maße«.[8]
Als die Wandertauben selten wurden, war der »Mann der Wälder, der Savannen« längst verschieden.[9] Er konnte nicht wissen, daß sein Bild mit den toten Blättern, dem von Flechten befallenen kahlen Ast, auf dem ein Tauber mit aufgefächertem Schweif sich von seiner Täubin kröpfen läßt, eines Tages an das letzte Wandertauben-Paar auf Erden erinnern würde: George und Martha, schnäbelnd, ihr Bruder ist nicht wiederauferstanden.
Zufällig hauste zu Marthas Zeiten im Zoo von Cincinnati noch ein ganz anderes Paar einsamer Vögel. Auch sie waren die letzten ihrer Art. Conuropsis carolinensis, den Karolinasittichen erging es wie den Wandertauben. Auch sie traten massenhaft in geschlossenen Schwärmen auf, auch sie konnten, so intelligent sie waren, von ihrem Zusammenhalt nicht lassen, der dem Vernichtungskrieg gegen sie so entgegenkam. Ihr soziales Verhalten war, wie das aller Papageien, sehr ausgeprägt. Auf dem Futterplatz von Schüssen aufgescheucht, kehrten sie stets zu den verwundeten und sterbenden Gefährten zurück, schwenkten schreiend zu ihnen herab und wurden scharenweise niedergemacht.
Schon Audubon beklagte, daß die Schwärme der einzigen Papageienart Nordamerikas in den Zypressensümpfen und Laubwäldern des Kontinents immer spärlicher wurden. Sein Bild zeigt eine Sittichbande – darunter einen noch grünköpfigen Jungvogel –, die sich über ihr Lieblingsfutter hermacht: die Samenkapseln der Spitz- oder Runzelklette. Als Unkrautvertilger waren die Sittiche den Farmern willkommen, aber der Kern in den stacheligen Kapseln des Unkrauts und die Samenfrüchte der Wälder sollten nicht die einzige Nahrung der Vögel bleiben. Andere Kerne wollten gekostet sein. Mit ihrer geschickten Fußhand rissen sie unreife Äpfel und Birnen von den Bäumen. Das harte Fleisch der kleinen Früchte war mit dem mächtigen Schnabel schnell zerhackt und das Gehäuse bloßgelegt. Die noch zarten, milchigen Kerne stellten sich als wenig ergiebig heraus. Es bedurfte ganzer Obstplantagen, den Sittichhunger zu stillen. Auch über die aufgestellten Korngarben der Getreidefelder fielen sie in hellen Scharen her, zogen das Stroh heraus und »zerstörten doppelt so viele Körner, wie die Stillung ihres Hungers verlangt hätte«. Die von den farbenprächtigen Vögeln häufig völlig bedeckten Garben wirkten in Audubons Augen, »als sei ein glänzender Teppich über sie geworfen«.[10]
J.J. Audubon, Karolinasittiche.
Die Lieblingsbäume der Karolinasittiche waren große Zypressen und Platanen, in deren Höhlungen sie hausten. »Ihrer dreißig oder vierzig und zuweilen, namentlich bei strenger Kälte, noch mehr, schlüpften oft in dieselbe Höhle. Hier drängten sie sich an den Seitenwänden wie die Spechte an, indem sie sich mit den Krallen und dem Schnabel anklammern. Es scheint, daß sie viel schlafen; wenigstens ziehen sie sich oft bei Tage in ihre Höhlen zurück, um einen kurzen Mittagsschlummer zu halten.«[11]
Ihr von spechtartigem Geschrei begleiteter überaus schneller und anmutiger Flug ähnelte dem spiraligen der Wandertauben. Wie diese boten die Sittiche im Schwarmgewinde dem Betrachter das Schauspiel changierender Farben des mal von unten, mal von oben sichtbaren Gefieders dar. Auch als Baumschmuck entzückten die grün-gelb-roten Vögel das Auge. Ein deutscher Siedler in Missouri hielt 1877 in seiner Autobiographie den Anblick eines Schwarms aus Hunderten von Sittichen fest, der sich im Winter auf den großen entlaubten Platanen seiner Umgebung niederließ. Das glänzende Grün der Vögel vor der weißen Baumrinde und die im Sonnenlicht wie Kerzen schimmernden gelben Sittichköpfe erinnerten ihn an die mit vergoldeten und versilberten Nüssen, Äpfeln und Kerzen geschmückten jungen Birken, die, während der Vorweihnachtszeit in der warmen Stube im Wasserkübel zum Ergrünen gebracht, den armen Familien in Deutschland als Christbäume dienten.[12]
Das Verbreitungsgebiet der Karolinasittiche reichte bis zu den großen Seen im Norden Amerikas. Wilson bestaunte einen Schwarm, der im Februar während eines Schneesturms mit schrillem Geschrei am Ufer des Ohio entlangflog. Die im südlichen Louisiana heimischen Sittiche unterschieden sich von ihren nördlichen Artgenossen durch einen blauen Anflug im grünen Gefieder.
»Polly« nannte Wilson ein von ihm aufgefundenes verwundetes Karolinasittich-Weibchen, das in einem seidenen Schnupftuch mit ihm reiste, bis es unter dem Vordach eines Hauses in einen Käfig kam. Bald rief Polly die vorüberziehenden Sittichscharen herbei, »welche die lebhafteste Unterhaltung mit ihr begannen. Einen von ihnen, der ebenfalls leicht am Flügel verwundet war, steckte ich in Pollys Käfig, zum größten Vergnügen der bisher Vereinsamten. Sie näherte sich ihm augenblicklich, flüsterte ihm ihre Teilnahme an seinem Unglück zu, streichelte ihm mit dem Schnabel Haupt und Nacken und schloß sich ihm überhaupt aufs innigste an. Der Neuling starb, und Polly war mehrere Tage lang ruhelos und untröstlich. Ich brachte nun einen Spiegel neben den Platz, wo sie gewöhnlich saß; sie erschaute ihr Bild, und ihre frühere Glückseligkeit schien zurückzukehren: sie war wenigstens eine Zeitlang außer sich vor Freude. Rührend war es, zu sehen, wie sie, wenn der Abend sich nahte, ihr Haupt hart an das Bild im Spiegel legte und dann ihre Befriedigung durch flüsternde Rufe ausdrückte.«
Bevor die grünen Vögel gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausstarben, waren sie auf dem Tiermarkt billig zu haben. Der Naturalienhändler und Papageienfreund Eugène Rey schilderte die schelmische Natur von Conuropsis carolinensis:
»Schon seit mehreren Jahren halte ich neben anderen Papageien auch Karolinasittiche, die sich trotz ihres allerdings nicht gerade angenehmen Geschreis und trotz ihres unersättlichen Appetits auf Fensterkreuze meine Zuneigung durch andere, höchst liebenswürdige Eigenschaften in dem Grad erworben haben, daß ich mich niemals entschließen konnte, sie abzuschaffen. Schon nach kurzer Zeit hatten sich diese Vögel so an mich gewöhnt, daß sie mir beispielsweise ohne weiteres auf die Hand oder den Kopf flogen, wenn ich ihnen eine Walnuß, die sie besonders gern fressen, vorhielt. Nahm ich dabei die Nuß so, daß sie von der Hand völlig bedeckt wurde, so blieben die Vögel ruhig auf ihrem Beobachtungsposten. Zerbrach ich aber die Nuß in der Hand, ohne sie dabei sehen zu lassen, so rief sie das dadurch entstandene Knacken sofort herbei. Später, als ich diese Papageien in ein Gebauer brachte, gaben sie mir noch mehr Gelegenheit, ihre hohe Begabung näher kennen zu lernen. Eine ihrer gewöhnlichsten Untugenden bestand darin, das Wassergefäß, nachdem ihr Durst gestillt war, sofort umzuwerfen oder zur Tür des Bauers hinaus auf die Erde zu werfen, wobei sie auf die unzweideutigste Weise ihre Freude an den Tag legten, wenn ihre Schelmerei den gewünschten Erfolg hatte, d.h. wenn das Wassergefäß dabei zerbrach. Alle Versuche, letzteres zu befestigen oder die Tür des Käfigs zuzuhalten, scheiterten daran, daß die Vögel, dank ihrer unverdrossenen Bemühung, nur zu bald lernten, wie der Widerstand zu beseitigen sei. Da ich auf diese Weise nichts erreichte, schlug ich einen anderen Weg ein, indem ich die Vögel jedesmal, wenn ich sie bei solcher Ungezogenheit erwischte, mit Wasser bespritzte. Es gewährte einen unbeschreiblich komischen Anblick, wenn sie verstohlenerweise gemeinschaftlich die Schiebetür des Käfigs öffneten, indem der eine unten den Schnabel als Hebebaum einsetzt und der andere an der Decke des Käfigs hängt und die Tür mit aller Anstrengung festhält, bis sein Gefährte sie von unten wiederum ein neues Stück geschoben hat. Ist dann nach kurzer Zeit die entstandene Öffnung groß genug, um den unten Beschäftigten herauszulassen, so holt er ganz vorsichtig den Wassernapf herbei, und dieser geht dann, wenn ich nicht schnell einschreite, demselben Schicksal entgegen wie so mancher seiner Vorgänger.«[13] Für die schelmischen Karolinasittiche muß Eugène Rey der komische Vogel gewesen sein. Was mußten sie alles anstellen, um ihn zum Verspritzen des Wassers zu bringen, das für ihr Gefieder notwendig ist! Papageien lieben Regen. In den Volieren zoologischer Gärten unserer Zeit sorgen Berieselungsanlagen für ihr Wohlbefinden und die Frische ihrer Federn.
Wie, wo und wann die letzten wildlebenden Karolinasittiche umkamen, ist unbekannt. Nach ihrem Aussterben blieb auch den gefangenen Schelmen nur noch eine kurze Frist. Der letzte Karolinasittich im Zoo von Cincinnati hörte auf den Namen Incas. Nachdem sein Weibchen Lady Jane im Spätsommer 1917 gestorben war, grämte er sich monatelang, bis er endlich an einem Februarabend 1918 umringt von seinen Wärtern verschied. Sein Kadaver sollte, wie der von Martha und der von Lady Jane, in Washington seziert und abgebalgt werden. Allein, der Eisblock mit Incas kam nie bei der Smithsonian Institution an. Das Rätsel, unter welchen Umständen er geschmolzen war, wurde nie gelöst.
Jacques Barraband, Karolinasittich, aus: François Levaillant, Histoire naturelle des perroquets, Paris 1801-1805.
Das letzte Paar der Vogelart, die lange vor Entdeckung der Pinguine Pinguin hieß, konnte kein Zoo aufnehmen. Seine Welt reichte von den Wellenbergen und -tälern bis hinab in die Tiefen der Muschelbänke um Eldey, einer kleinen Felseninsel an der Südwestspitze von Island. Wie alle Vögel ihres uralten Geschlechts scheuten die beiden festen Boden. Nur zum Verschnaufen nach der wilden Fischjagd und zum Einölen und Putzen des Gefieders ließen sie sich von den Wogen auf die Felsen tragen. Einzig das Brutgeschäft erforderte einen längeren Aufenthalt am »Mehlsack«, wie die Vogelfänger Eldey nannten, weil das Oval des Eilandes, das vor Kap Reykjanes wie ein steinerner Sack steil aus dem Meer ragt, stets von Myriaden weißer Seevögel wie mit einer Mehlschicht bestreut ist.
An einer Stelle des Mehlsacks bilden die Klippen eine Schräge, bevor sie in beträchtlicher Höhe in die obere Steilwand übergehen. Dort hatten die beiden flugunfähigen Vögel im Mai 1844 mühsam die Klippen erklommen. Im Schutz einer Felsbandabdachung der Steilwand bebrüteten sie bald abwechselnd ihr einziges Ei. Am Morgen des 3