Henning Ahrens | Tilman Spreckelsen
Drei legendäre Abenteuer von Robin Hood, Zorro und König Artus
Mit farbigen Bildern von Nikolaus Reitze de la Maza
FISCHER E-Books
Henning Ahrens, geboren 1964, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Seine Helden-Abenteuer von Zorro und Robin Hood sind seine ersten Texte für ganz junge Leser.
Tilman Spreckelsen wurde 1967 in Kronberg/Ts. geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte in Freiburg und arbeitet heute als Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sowie als Autor und ist Herausgeber der ›Bücher mit dem blauen Band‹ bei Fischer.
Sammelband
Erschienen bei FISCHER KJB
Die Originalausgaben der drei Einzelbände sind 2013 bei FISCHER KJB erschienen.
›Helden-Abenteuer 01: Zorro – Der Rächer der Armen‹
›Helden-Abenteuer 02: Robin Hood – Der Überraschungsangriff‹
›Helden-Abenteuer 03: König Artus – Kampf um Excalibur‹
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2013
Umschlaggestaltung: Norbert Blommel, Vreden, unter Verwendung von Illustrationen von Nikolaus Reitze de la Maza
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403530-7
Henning Ahrens
Mit Bildern von Nikolaus Reitze de la Maza
Eines Tages schrieb ein achtjähriger Junge namens Chico in einem armen, mexikanischen Dorf den Namen seines Helden in großen Buchstaben auf eine Mauer. Dieser Held hieß ›Zorro‹, aber Chico, der nie zur Schule gegangen war, weil er die Ziegen seines Vaters hüten musste, schrieb den Namen so: TSORO.
Zorro kämpfte für die Armen, und er war der Feind des bösen Gouverneurs, der den Bauern hohe Steuern abverlangte und ihre Maisernte von seinen Soldaten beschlagnahmen ließ. Die Soldaten waren mit ihrem Anführer El Brutalo gerade im Dorf, und der achtjährige Chico schrieb den Namen seines Helden auf eine Mauer, damit die Soldaten wussten, dass sie nicht ungestraft rauben konnten.
Genau das taten sie gerade. Sie trieben die Menschen aus den Lehmhütten und zwangen sie, den Mais auf Karren zu laden. El Brutalo stand am Brunnen und rauchte eine Zigarre. Eine Narbe zog sich über sein schnurrbärtiges Gesicht, an seinem Gürtel hingen Pistole, Degen und Peitsche. Wenn jemand nicht gehorchte, schlug er zu – so wie jetzt. Chicos Vater, der einen Sack schleppte, schrie auf, als die Peitsche seinen Rücken traf. El Brutalo lachte.
Chico knirschte vor Wut mit den Zähnen. Er schlich auf den Platz mit dem Brunnen und schrieb den Namen seines Helden auf ein Plakat, das das spitzbärtige Gesicht des Gouverneurs zeigte und behauptete: Gouverneur Gonzales. Er will immer das Gute und tut nur das Rechte!
Nun stand das Wort ›TSORO‹ darauf.
In diesem Moment drehte sich El Brutalo um.
Er nahm die Zigarre aus dem Mund und ging zu Chico.
»Tsoro? Was soll das heißen?«, knurrte er. »Ist das Werbung für Wurst? Mitten auf dem Gesicht unseres Gouverneurs?«
»Der Gouverneur ist ein Schuft«, fauchte Chico. »Genau wie du. Tsoro wird es euch heimzahlen!«
»Meinst du vielleicht Zorro?«, brummte El Brutalo. »Diesen maskierten Affen im Schornsteinfegerkostüm?«
»Er ist kein Affe, und er ist auch kein Schornsteinfeger. Er ist unser Rächer«, erwiderte Chico. »Und er wird dir den Hintern versohlen, wenn du nicht aufpasst.«
»Wie schrecklich«, höhnte El Brutalo. »Ich zittere schon jetzt vor Angst.«
Chico wischte sich die dunklen Haare aus der Stirn und sagte: »Du bist ein stinkender Misthaufen, auf dem räudige Hunde ihr Geschäft machen.«
»Und du bist ein kleiner Kerl mit großer Klappe«, knurrte El Brutalo. »Felipe! Alfonso! Nehmt diesen Jungen fest! Er hat das Bild unseres Gouverneurs entehrt.«
Chico drückte sich gegen die Wand. Aber die zwei Soldaten zerrten ihn zu einem Karren.
»Lasst meinen Sohn los!«, rief Chicos Mutter.
El Brutalo ließ die Peitsche knallen. Chicos Mutter fiel hin, der Sack, den sie trug, rutschte ab, und Mais ergoss sich auf die Erde.
»Du wirst in der Silbermine schuften, bis du so schwarz bist wie dein ›Tsoro‹«, sagte El Brutalo.
Chico wurde gefesselt und auf einen Karren gesetzt. Dann befahl El Brutalo den Aufbruch.
Die Soldaten verließen das Dorf. Sie hatten viel Mais geraubt – und Chico verschleppt.
Am nächsten Tag tauchte auf dem Dorfplatz mit dem Brunnen ein großer, dunkler Hund auf. Er schnüffelte, als wollte er prüfen, ob Gefahr drohte. Dann verschwand er wieder.
Bald darauf kehrte er in Begleitung eines Mannes zurück, der eine schwarze Maske trug und auf einem Rappen ritt. Chicos Vater, der Maisstroh über den Platz schleppte, sah sich nach dem Fremden um. Im nächsten Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht: Zorro war da!
Zorro sah sich um. Sein Blick blieb an dem Plakat mit dem Bild des Gouverneurs und dem Wort TSORO hängen. Dann sah er, dass sein Hund vor eine Tür pinkeln wollte, und rief: »Diablo! Bei Fuß!«
Chicos Vater ließ das Maisstroh fallen. »Zorro! Was für ein Glück!«, rief er.
Die Türen der Hütten gingen auf. Menschen strömten herbei und versammelten sich um Zorro, der einen Schluck Wasser trank.