Andrew Lane
Young Sherlock
Der Tod ruft seine Geister – Sherlock Holmes ermittelt in Irland
Aus dem Englischen von Christian Dreller
FISCHER E-Books
Andrew Lane ist der Autor von mehr als zwanzig Büchern, unter anderem Romanen zu bekannten TV-Serien wie ›Doctor Who‹ und ›Torchwood‹. Einige davon hat er unter Pseudonym veröffentlicht. Andrew Lane lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und einer riesigen Sammlung von Sherlock-Holmes-Büchern in Dorset.
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Erschienen bei FISCHER E-Book
Die englische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel ›Young Sherlock Holmes – Knife Edge‹ bei Macmillan Children’s Books, London, England
© Andrew Lane 2013
Für die deutschsprachige Ausgabe
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015
Covergestaltung: bürosüd°, München
Lektorat: Lana Schmitz
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403292-4
Gary Howell, Andrew Bird, Keith Solder, Diana Gimber (jetzt Diana Solder), Cliff Shaeffer und Arlene Baxter (jetzt Arlene Harvey) gewidmet – meinen Freunden aus Teenagertagen, die es – dank Facebook – noch heute sind. Wo sind nur all die Jahre geblieben?
Mein Dank geht an Polly Nolan für ein weiteres einfühlsames und dennoch sorgfältiges Lektorat; an Pedro Albano für die (in diesem Fall unbewusste) Nutzung seines wundervollen Namens sowie an Andrew F. Gulli vom Strand Magazine, der eine zentrale Idee dieses Buches für eine Kurzgeschichte ablehnte (was mir ermöglichte, sie in diesem Roman zu verwenden), mir dann aber den Auftrag erteilte, stattdessen etwas anderes zu schreiben.
Die Arme um das straff gespannte, von Salzwasser benetzte Tauwerk geschlungen, dessen Hanffasern ihm rau über die Wange kratzten, hielt Sherlock Holmes hoch oben in der Takelage der Gloria Scott Ausguck, während das Schiff durch die stürmische See pflügte. Über ihm kreischten die Möwen wie hungrige Babys. Auf den Lippen konnte er die salzige Gischt schmecken, die die Luft erfüllte. Monatelang hatte er nun mit diesem Geschmack gelebt. Er fragte sich, wie sein Leben wohl ohne all das sein würde … ohne das pausenlose Stampfen und Rollen des Schiffsdecks unter den Füßen, ohne das ständige Knallen der Segel, wenn jäh der Wind in sie fuhr, ohne die dauernden Rufe der Seeleute und die Befehle, die der erste Steuermann, Mr Larchmont, übers Deck bellte.
Der Himmel über ihnen war grau und von dicken, regenschweren Wolken verhangen. Auch die See war grau. Monatelang war Sherlock es gewohnt gewesen, auf jadegrüne Wellen zu blicken, die wie funkelnde Juwelen das Schiff umgaben, bei Tag den klaren tiefblauen Himmel über sich und nachts das schwarze, funkelnde Sternenfirmament. Doch nun war es, als wäre allem die Leuchtkraft entzogen worden. Der Himmel und die See hatten die gleiche Farbe wie der Rauch angenommen, der aus den Fabrikschornsteinen der englischen Industriegebiete quoll.
Er war fast zu Hause.
Irgendwo unmittelbar hinter dem Horizont lag die Westküste Irlands – die Station ihrer Reise, auf der das Schiff England am nächsten kommen würde. Die Station, an der er von Bord gehen wollte, um von dort aus heimzufinden. Er hatte nicht vorgehabt, England zu verlassen – damals, vor all den Monaten, als es ihn auf die Gloria Scott verschlagen hatte. Eine geheimnisvolle Organisation, die sogenannte Paradol-Kammer, hatte ihn seiner Familie und seinen Freunden entrissen, hatte ihn gekidnappt, betäubt und schließlich auf das Schiff verschleppt. Während der letzten beiden Jahre war er der Kammer unbeabsichtigt mehrere Male in die Quere gekommen – ernsthaft genug, dass sie ihn aus dem Weg räumen wollte. Womöglich hatte sie ihn aber auch verschleppt, damit er für sie in China, wohin das Schiff unterwegs gewesen war, einen Job erledigte. Vielleicht war es auch ein bisschen von beidem. Soweit er es beurteilen konnte, unternahm die Paradol-Kammer niemals etwas nur aus einem einzigen Grund. Die Pläne, die sie verfolgte, waren in andere, größere Pläne eingebettet und diese wiederum in sogar noch größere – ein Mechanismus, der einem komplizierten Uhrwerk ähnelte.
Laut Mr Larchmont würde die Gloria Scott in Galway an der Spanish Arch festmachen und für einige Tage im Hafen bleiben, bevor sie nach Antwerpen weiterfuhren. Denn dort würden sich für die Ladung, die sie in Shanghai aufgenommen hatten, die besten Preise erzielen lassen. Sherlock jedoch wollte in Galway von Bord gehen, seine Heuer wie jedes andere Mannschaftsmitglied in Empfang nehmen und sich quer durch Irland nach Dublin auf den Weg machen. Von dort konnte er eine Fähre nach Liverpool nehmen und schließlich weiter mit dem Zug nach London fahren, um dann … ja, um sich dann eigentlich wohin genau zu begeben? Das war die Frage, die ihn unablässig beschäftigte.
Sollte er nach Holmes Manor zurückkehren? Nach Hampshire, zu seiner Tante und seinem Onkel, so, als wäre er nie fort gewesen? Oder vielleicht zu seinen Eltern, falls sein Vater mittlerweile aus Indien zurückgekehrt und seine Mutter sich von ihrer langwierigen Krankheit erholt hatte? Und was war mit seinen Freunden? Würde Matty immer noch da sein, oder hatte er sich wieder auf die Fahrt über die Binnenkanäle begeben, um irgendwo ein anderes Fleckchen zu finden, an dem er sich irgendwie durchschlagen konnte? Würde Rufus Stone immer noch Violine in Farnham unterrichten und hinter den Frauen her sein? Oder hatte Sherlocks Bruder Mycroft ihn irgendwo anders hinbeordert, um Informationen für die britische Regierung zu sammeln? Und was mochte wohl mit Sherlocks Lehrer, Amyus Crowe, sein? Und dessen Tochter Virginia?
Seine Hand glitt in die Höhe, um die Stelle seines Hemdes zu betasten, unter der sich – klein zusammengefaltet in einem Ledersäckchen, das er um den Hals trug – der Brief befand. Der Brief, den Virginia ihm geschrieben und dann Mycroft anvertraut hatte, damit dieser ihn an Sherlock weiterleitete. Er hatte ihn in Shanghai am Kaiufer gelesen, und seine Welt war auf eine Weise in sich zusammengestürzt, wie er es nie für möglich gehalten hätte.
Lieber Sherlock,
dies ist der schwerste Brief, den ich jemals schreiben musste, und vermutlich auch der schwerste, den ich jemals schreiben werde. So viele Male habe ich ihn schon angefangen, und jedes Mal habe ich wieder aufgegeben. Aber Dein Bruder ist gerade hier bei Vater zu Besuch, und er meinte, wenn ich wolle, dass der Brief Dich erreicht, sei dies meine letzte Chance. Ich schulde Dir eine Erklärung darüber, was passiert ist. Hier also ist sie nun. Ich wünschte, es wäre anders.
Du bist eine lange Zeit von zu Hause fort gewesen, und Dein Bruder sagt, dass Du für eine ganze Weile nicht heimkommst – wenn Du es denn jemals wirst. Ich kenne Dein Wesen, und ich weiß, dass Du neue und interessante Dinge magst. Ich denke, dass Dir auf Deiner Reise nach China jede Menge interessante Dinge begegnen, und ich würde Dir nicht eine Sekunde lang Vorwürfe machen, wenn Du Dich dazu entschließt, dort zubleiben, um im Orient ein neues Leben zu beginnen.
Vielleicht mache ich mir ja etwas vor. Aber ich glaube, dass sich in dem Jahr, das wir miteinander verbracht haben, zwischen uns eine besondere Beziehung entwickelt hat. Ohne Zweifel haben wir viele gemeinsame Erfahrungen gemacht. Ich habe für Dich Gefühle empfunden, wie ich es noch nie zuvor in meinem Leben für jemand anderes getan habe. Und so, wie Du mich angesehen hast, war mir bewusst, dass Du für mich genauso empfindest. Das Problem ist nur, dass die Zeit nicht stillsteht. Während Deiner Abwesenheit hat Vater begonnen, den Sohn eines amerikanischen Geschäftsmanns zu unterrichten, der unmittelbar außerhalb von Guildford lebt. Eines Tages bin ich ihm begegnet, als er bei Vater zu Besuch war, und ehe wir es uns versahen, haben wir uns stundenlang miteinander unterhalten. Seitdem haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Er kann fast ebenso gut reiten wie ich. Er ist groß und schlank wie Du. Aber er hat blonderes Haar, und seine Haut wird schnell braun. Er bringt mich zum Lachen. Sein Name ist Aaron – Aaron Wilson jr..
Was ich Dir nun sagen muss, ist, dass er klar zum Ausdruck gebracht hat, dass er mich eines Tages zu seiner Verlobten machen möchte und später schließlich zu seiner Frau. Eine Weile lang habe ich das nur lachend abgetan. Dachte ich doch, dass er sich lediglich in das erstbeste amerikanische Mädchen vernarrt hätte, das ihm in England über den Weg gelaufen ist, und er schon bald jemand anderes finden würde. Aber dem war nicht so, und nach und nach ist mir klargeworden, wie sehr ich ihn mag. Ich wäre sicher nicht unglücklich an seiner Seite, und ich weiß, dass er sich um mich kümmern würde. Würde ich ablehnen und auf Deine Rückkehr warten, könnte das hingegen eine ziemlich lange Zeit für mich werden.
Und was, wenn Du jemand anderes kennenlernst, während Du fort bist? Was würde ich tun, wenn Du nach drei Jahren Warten mit einer chinesischen Ehefrau wiederkämest?
Ich habe Vater gefragt, was ich tun soll, aber er will mir keinen Rat geben. Er denkt viel an Dich, und ich weiß, er wünscht sich, Du wärest hier. Ich glaube, das ist einer der Hauptgründe, dass er in England bleibt – weil er Dich eines Tages wiederzusehen und an der Stelle mit Deinem Unterricht fortzufahren hofft, an der er aufgehört hat. Aber er möchte mich auch glücklich und in guten Händen sehen; und ich glaube, dieser Teil von ihm sehnt sich danach, aller Verantwortung ledig jederzeit aufbrechen zu können, wohin immer er will, um irgendwo im Freien unter dem Sternenzelt zu schlafen. Er ist nun einmal nicht häuslich.
Genauso wenig wie Du natürlich, und das wirst Du auch niemals sein. Vermutlich ist das der Hauptunterschied zwischen Dir und Aaron. Ich kann ihn mir vorstellen, wie er neben dem Kamin steht und ein Kind in den Armen wiegt. Aber ich glaube nicht, dass in Deiner Zukunft Kinder oder häusliche Freuden eine Rolle spielen. Ich hoffe, Du verstehst meine Entscheidung.
Matty treffe ich übrigens immer noch von Zeit zu Zeit. Urplötzlich taucht er wie aus dem Nichts auf, um ein paar Stunden zu bleiben und dann wieder zu verschwinden. Ich habe das Gefühl, dass ihm das Leben in Farnham behagt – denn seitdem Du weg bist, hat er zugelegt.
Sein Pferd Albert ist gestorben. Aber er hat jetzt ein anderes, ein großes Tier mit zottigen Fesseln namens Harold. Er (Matty, nicht Harold) fragt unablässig, ob ich von Dir gehört habe.
Dein Bruder meinte, er würde meinen Brief zusammen mit seinem befördern. Aber was er Dir niemals schreiben würde, ist, dass er Dich ganz schrecklich vermisst. Im Gegensatz zu früher hat er sich verändert … er ist zurückhaltender geworden, griesgrämiger. Sogar Vater hat diesbezüglich schon einmal eine Bemerkung fallen lassen.
Ich wünschte, es gäbe mehr zu berichten. Aber das Leben geht so ziemlich seinen Gang wie vor Deiner Abwesenheit – mit der bedeutenden Ausnahme natürlich, dass Du nicht da bist. Ich wünschte, Du wärest hier. Ich wünschte, die Dinge wären anders, als sie es gerade sind. Aber das Leben hat uns nun mal auf unterschiedliche Bahnen geworfen, und es gibt keine Möglichkeit zur Umkehr.
Ich merke, dass ich jetzt besser Schluss machen sollte. Wenn ich weitermache, fange ich noch an zu heulen, und meine Tränen werden die Worte so verschmieren, dass Du sie nicht mehr lesen kannst. Was ja vielleicht ein Trost für Dich wäre.
In Liebe,
Virginia
Die Tinte war violett, wie Sherlock gleich beim ersten Lesen aufgefallen war. Die Farbe ihrer Augen. In keinem Schreibwarenladen hatte er jemals zuvor violette Tinte gesehen. Vielleicht hatte sie aus Amerika einen Vorrat mit nach England gebracht. Der Brief war selbstverständlich nicht frankiert, da er Mycrofts Brief beigefügt und Sherlock persönlich überbracht worden war. Der Umschlag bestand aus festem Papier mit sichtbarem Wasserzeichen, wodurch sich der Hersteller problemlos ermitteln lassen würde, falls das jemals erforderlich werden sollte. Zwei kleine Flecken neben Sherlocks Namen auf der Vorderseite des Umschlags ließen darauf schließen, dass Virginia tatsächlich geweint hatte.
Aaron Wilson jr.. Sherlock versuchte, sich ein Gesicht auszumalen, das zu dem Namen passte, doch vergeblich. Der Name von Leuten sagte selten etwas über ihre Erscheinung aus, genauso wenig wie umgekehrt. Sherlock konnte nicht anders, als sich einen großen, muskulösen Jungen vorzustellen. Sonnengebräunt, mit offenen Gesichtszügen. Gutaussehend. Stark.
Er wünschte Virginia alles erdenklich Gute im Leben. Das tat er wirklich. Alles, was sie gesagt hatte, stimmte. Er war lange fort gewesen, und er hätte tatsächlich nie zurückkehren können. Und selbst wenn, so wäre es möglich gewesen, dass er in der Fremde jemand anderes kennengelernt hätte. Er hatte nicht erwarten können, dass sie auf ihn wartete.
Aber dennoch wünschte er, sie hätte es.
Die irische Küste tauchte als langgezogener Schmutzfleck am Horizont auf. Mr Larchmont stampfte über das Deck und befahl der Mannschaft mit lauter, durchdringender Stimme, die Segel zu trimmen, den Kurs zu korrigieren und, natürlich, die Hintern hochzukriegen. Als er die Reling erreichte, starrte er zu Sherlock empor. Sherlock meinte schon zu hören, wie sich Larchmont gleich unter erlesenen Flüchen erkundigen würde, was er sich eigentlich einbilde, dort oben einfach so herumzuhängen, wo es doch jede Menge zu tun gab. Aber seine blassblauen Augen musterten den Jungen nur belustigt.
»Nicht so, wie du es dir vorgestellt hast, wette ich«, sagte er mit schroffer Stimme.
»Was ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, Sir?«
»Deine Heimkehr. Das ist sie nämlich nie.« Er hielt inne, während er immer noch zu Sherlock hochstarrte. »Lass mich dir das große Geheimnis des Seemannslebens verraten, Junge. Du kehrst niemals heim. Weil der Ort, an den du zurückkehrst, nicht so ist, wie du ihn in Erinnerung hast. Zum Teil, weil er sich verändert hat, zum Teil, weil du dich verändert hast, aber hauptsächlich, weil du dich nicht an die Wahrheit erinnerst, sondern nur an ein strahlendes Andenken, das sich als Wahrheit ausgibt. Deswegen bleiben die meisten Seeleute ihr ganzes Leben auf dem Meer. Das ist der einzige Ort, der sich nicht verändert und zu dem sie immer wieder zurückkehren können.« Er starrte auf den fernen Horizont. »Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal zur See fuhr. Ich hatte gerade geheiratet. Dann war ich über ein Jahr fort. Bei meiner Heimkehr erkannte ich meine Frau auf dem Kai nicht wieder, als ich die Gangway hinunterkam … und sie mich auch nicht. Wir waren einander fremd geworden.« Er blickte zu Sherlock und dann wieder zurück zum Horizont. »Wenn du hierbleiben willst, ist immer ein Platz für dich frei«, sagte er und stapfte davon, bevor Sherlock etwas erwidern konnte.
Er blieb noch ein wenig länger in der Takelage, bis schließlich eine graue Linie am Horizont auftauchte. Eine Weile sah es aus wie eine Welle, wenn auch eine ungewöhnlich große, doch nach und nach löste sie sich in eine Landschaft aus flachen Hügeln auf, die sanft ineinander übergingen. Mr Larchmont rief den Seeleuten auf Deck zu, die Segel zu trimmen und den Kurs auf fünf Grad Süd zu ändern. Sherlock kletterte weiter die Takelage hinauf und half, die Segel unter Kontrolle zu bringen. Die feuchten Schiffshölzer knarrten und ächzten, als die Gloria Scott allmählich auf den neuen Kurs eindrehte und auf die Stelle zuhielt, wo sich nach Berechnung des Steuermanns die Galway Bay befinden musste.
Das Land kam näher und näher: ein graugrüner Kontrapunkt zu den schweren grauen Wolken, die über ihren Köpfen hingen. Schließlich zogen an ihrer Steuerbordseite dunkle Hügel vorbei. Wenn die Gloria Scott in einen Hafen einlief, waren die Seeleute normalerweise immer fröhlich und konnten es bis zum Landgang kaum erwarten. Doch heute schienen sie eher mürrisch zu sein. Vielleicht war es das Wetter, vielleicht aber auch die triste Landschaft.
Weit voraus konnte Sherlock den Kai und die steinernen Häuser von Galway ausmachen. Er konnte Menschen erkennen, die sich geschäftig hin und her bewegten. Einige andere Schiffe hatten bereits festgemacht, aber es waren noch ausreichend große Lücken vorhanden, dass sich die Gloria Scott mühelos dazugesellen konnte. Nichtsdestotrotz brauchte das Schiff über eine weitere Stunde, bis es angelegt hatte. Auf dem Kai wimmelte es von Menschen: Hafenarbeitern, Schaulustigen, Händlern, die erpicht darauf waren, die Schiffsvorräte wieder aufzustocken, sowie Männern und Frauen, die Quartiere in der Stadt anboten. Leinen wurden vom Schiff an Land geworfen und an Pollern und Pfeilern befestigt.
Und das war es dann. Sherlock war wieder zu Hause – oder wenigstens so weit zu Hause, wie die Gloria Scott ihn bringen würde.
Auf dem Kai wartete eine geschlossene Kutsche. Mit Mühe konnte Sherlock im Inneren eine Gestalt mit Zylinder erkennen. Wer immer auch der Unbekannte sein mochte, jedenfalls starrte er zum Schiff empor. Vielleicht war es ein Hafenbeamter, der darauf wartete, an Bord zu gehen, um mit Captain Tollaway irgendwelche offiziellen Dinge zu besprechen. In eine Decke gewickelt, hockte der Kutscher hoch oben vorne auf dem Kutschbock und machte den Eindruck, als würde er schlafen.
Es dauerte etwa eine Stunde, bis die Besatzung alles an Bord der Gloria Scott befestigt, aufgeklart oder mit einer wasserdichten Persenning abgedeckt hatte. Irgendwann bemerkte Sherlock, wie jemand über die Gangway an Bord kam, und er warf einen Blick zur Kutsche. Doch deren Tür war geschlossen und die Gestalt mit Zylinder war immer noch zu sehen. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinunter, und er brauchte einen Moment, um sich bewusst zu werden, welcher Gedanke dieses Gefühl so unvermittelt hervorgerufen hatte. Vielleicht arbeitete der geheimnisvolle Kutscheninsasse ja für die Paradol-Kammer und sollte sicherstellen, dass Sherlock nicht lebend von seiner Reise in die Südchinesische See zurückkehrte. Wenn das jedoch der Fall war, gab es wenig, was sich dagegen tun ließe, sah man einmal von einem Hechtsprung die Steuerbordseite hinunter ab, um dann unbemerkt an Land zu schwimmen. Doch was würde er damit schon erreichen? Er machte sich wieder an seine Arbeit, während die übrige Besatzung schon dabei war, ihre Aufgaben zu beenden. Wenig später händigte Mr Larchmont der in einer Reihe wartenden Besatzung den aktuellen Heuerabschlag aus, und dann gestattete man ihnen, von Bord zu gehen. Als Sherlock seine Heuer entgegennahm, sagte der erste Steuermann zu ihm: »Ich werde dir deinen Platz einen Tag lang freihalten, Jungchen. Nur für den Fall.«
»Das weiß ich zu schätzen, Sir«, erwiderte Sherlock. »Danke.« Tief in seinem Herzen wusste er, dass er nicht auf die Gloria Scott zurückkehren würde. Aber Mr Larchmont war gut zu ihm gewesen, und er wollte die Freundlichkeit des Mannes nicht einfach so zurückweisen.
Kaum hatte Sherlock kurz darauf die Gangway betreten, spürte er auch schon die Unsicherheit, die damit einherging, wenn an schwankende Schiffsdecks gewöhnte Beine auf einmal wieder festem Boden ausgesetzt waren.
Als Sherlock sich der Kutsche näherte, winkte ihn vom Kutschenfenster aus eine Hand heran. Argwöhnisch begab er sich hinüber. Hatte die Paradol-Kammer ihn denn nicht schon genug bestraft?
Doch es war niemand von der Paradol-Kammer. Im wässrigen Sonnenlicht, das von außen in die Kutsche sickerte, ließ sich gerade so ein fülliges Hängebackengesicht ausmachen, das ihn aus der Dunkelheit heraus anstarrte.
»Hallo, Sherlock«, sprach eine Stimme. Sie war tief, klangvoll und sehr vertraut.
»Hallo, Mycroft«, antwortete Sherlock und versuchte, der Gefühle Herr zu werden, die ihn plötzlich überkamen. »Du hättest mich nicht abholen müssen, weißt du.«
Mycroft Holmes zuckte die Achseln, und ein Beben durchlief seine massige Gestalt. »Ich empfand es als meine brüderliche Pflicht. Ich wollte dich vor den Mühen bewahren, dich allein nach Hause durchschlagen zu müssen – ungeachtet der Tatsache, dass mir das Verlassen Londons das Gefühl gibt, eine ihres Panzers beraubte Krabbe zu sein, die man ungeschützt herumkrabbeln lässt, während die hungrigen Möwen schon über ihr kreisen.«
»Und du wolltest dich vergewissern, dass ich auch wirklich nach Hause komme«, fügte Sherlock hinzu. »Statt an Bord der Gloria Scott zu bleiben und auf See ein neues Leben anzufangen.«
»Du hast einen scharfen Verstand«, knurrte Mycroft. »Oder zumindest hattest du das, bevor du fortgingst. Diesen dem Auswendiglernen von Shantys und diversen Schiffsknoten zu widmen, die man als Seemann beherrschen muss, wäre wirklich eine Vergeudung gewesen.«
Sherlock lächelte. »In Wirklichkeit würdest du überrascht sein, wie viele Dinge man eigentlich als Seemann wissen muss. Da gibt es nicht nur Knoten und Shantys. Du musst in der Lage sein, das Wetter anhand des Himmels oder dem Verhalten der Vögel vorherzusagen; es gibt diverse Sprachen, von denen man wenigstens ein paar Brocken beherrschen sollte, um das Beste aus seiner Zeit an Land zu machen; dann ist da noch die Fähigkeit, über den Kauf und Verkauf seiner Fracht zu verhandeln, und, nicht zu vergessen, das medizinische Wissen, das man braucht, um Pilzinfektionen, Schnittwunden, Verbrennungen, Verdauungsprobleme, Skorbut und …« Er hielt inne und dachte kurz nach. »Aber du hast recht … es gibt eine Menge Knoten.«
»Würdest du bitte einsteigen?«, bat Mycroft. »Wenn ich weiter so auf dich hinabblicke, bekomme ich noch einen ganz steifen Hals.«
Sherlock begab sich um die Vorderseite der Kutsche herum zur anderen Seite. Einige Seeleute, die immer noch dabei waren, die Gloria Scott zu verlassen, starrten mit unverhohlener Neugier zu ihm hinüber. Offensichtlich fragten sie sich, was ihn so wichtig machte, dass eine Kutsche auf ihn wartete. Die Pferde beschnupperten ihn, als er an ihnen vorbeiging. Sie machten keinen allzu angestrengten Eindruck, was darauf schließen ließ, dass sie die Kutsche nicht sehr weit hatten ziehen müssen. Galway lag im Westen Irlands. Was wiederum bedeutete, dass Mycroft entweder den ganzen Weg von der anderen Seite aus um die Küste herum per Schiff zurückgelegt hatte oder, noch wahrscheinlicher, dass er von England eine Fähre nach Dublin genommen hatte, um dann von der irischen Ostküste aus das Land per Kutsche zu durchqueren. Da die Pferde relativ ausgeruht wirkten, war er offensichtlich nicht gerade erst in Irland eingetroffen. Er musste irgendwo in der Umgebung logiert haben. Der gesamte Gedankenprozess dauerte nicht länger als eine Sekunde. Als Sherlock zu seinem Schluss kam, blickte er kurz zu dem in eine Decke gewickelten Kutscher empor, aber alles, was er von dem Mann erkennen konnte, waren seine geschlossenen Augen. Dann erreichte er die andere Seite der Kutsche, öffnete die Tür und stieg ein.
Kaum hatten sich seine Augen an das relativ matte Licht im Inneren gewöhnt, bedachte er seinen Bruder mit einem kritischen Blick. Mycrofts Gesicht war ihm immer noch ebenso vertraut wie sein eigenes, aber sein Bruder hatte an Gewicht zugelegt. Ziemlich viel Gewicht, wie es den Anschein hatte. Seine Wangenknochen waren unter diversen Schichten Fett fast unsichtbar geworden, und er schien mehrere Kinne entwickelt zu haben, von denen kein einziges durch darunterliegende Knochen definiert wurde. Er hatte einen Gehstock aus schwarzem Ebenholz bei sich, auf dessen silbernem Griff er seine Hände ruhen ließ. Der Stock war dicker als die meisten, die Sherlock bisher gesehen hatte. Seiner Vermutung nach musste das so sein, damit er das Gewicht seines Bruders tragen konnte. Und das verriet ihm mehr über die Veränderungen, denen die Gesundheit seines Bruders im letzten Jahr unterworfen gewesen war, als ihm lieb war.
»Du siehst gut aus«, sagte Sherlock schließlich.
»Du bist zu freundlich. Entweder das, oder deine Beobachtungsgabe ist während deiner Abwesenheit verkümmert. Weder sehe ich gut aus, noch fühle ich mich gut. Ich fürchte, ich habe die Anfänge von Gicht in meinem rechten Fuß, und in naher Zukunft muss ich womöglich auf eine Brille zurückgreifen. Oder ein Monokel, vielleicht.« Mycroft musterte Sherlock von oben bis unten. »Du jedoch hast Muskeln an Stellen entwickelt, von denen ich gar keine Ahnung hatte, dass sich dort welche bilden können. Durch die ganze Sonne, der du ausgesetzt warst, sind deine Augen ganz hell geworden. Und deine Haare haben eine unmoderne Länge. Wie ich feststelle, hast du noch nicht begonnen, dich zu rasieren, was vermutlich ein kleiner Segen ist. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es allzu lange dauern wird, bis du mit einem unattraktiven Schnurrbart und einem kleinen Spitzbart herumläufst.« Er hielt inne und überlegte. »Ich sehe Spuren von verschiedenen Gegenden und Häfen an dir … Dakar, Borneo, Shanghai natürlich, und wenn ich mich nicht sehr irre, ebenso Mombasa und die Seychellen. Die raue Haut auf deinen Händen deutet darauf hin, dass der Kapitän dir gestattet hat, die Passage auf der Gloria Scott abzuarbeiten, was exakt Amyus Crowes und meinen damals angestellten Vermutungen entspricht. Die allgemeine Entwicklung deiner Muskulatur lässt auf ausgiebige Kletterei in der Takelage schließen, doch die Veränderung deiner Körperhaltung legt noch eine andere Art von Aktivität nahe.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Gymnastik? Nein, ich denke nicht. Wohl eher irgendeine fernöstliche Kampfkunst wie Karate oder Judo.«
»T’ai chi«, sagte Sherlock leise.
»Davon habe ich gehört. An den Schwielen, die die Finger deiner linken Hand aufweisen, sehe ich, dass du immer noch dieses grässliche Instrument spielst, diese Violine – auch wenn ich nicht sicher bin, wie das möglich ist, in Anbetracht dessen, dass du sie in Holmes Manor zurückgelassen hast.« Ein leichter Schauder durchfuhr ihn, und die Fettrollen um seinen Hals zitterten wie Wackelpudding. »So auf den ersten Blick lässt es sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich hoffe doch sehr, dass du dir von deinen Reisen keine Tätowierungen mitgebracht hast. Die Vorstellung, sich die Haut mit einem Muster zu verunstalten, das nie wieder entfernt werden kann, finde ich zutiefst verabscheuungswürdig.«
»Nein, Mycroft, keine Tätowierungen. Und nur um dich zu beruhigen: Ich habe mir auch keine merkwürdigen tropischen Krankheiten eingefangen.«
»Ich bin erleichtert, das zu hören.« Plötzlich streckte er eine Hand aus und legte sie auf Sherlocks Knie. »Ist alles … in Ordnung, Sherlock? Geht es dir gut?«
Sherlock nahm sich einen Moment Zeit, bevor er antwortete. »Welche Phrase benutzen die Ärzte noch gleich, wenn sie Angehörigen Neuigkeiten überbringen? Mir geht es ›den Umständen entsprechend gut‹, denke ich mal.«
»Du hast überlebt. Das ist erst mal alles, was zählt.«
»Aber ich bin ein anderer, Mycroft«, sagte Sherlock.
»Wärest du zu Hause in England geblieben, wärest du auch ein anderer und hättest dich verändert. Das nennt man ›erwachsen werden‹.«
»Wenn ich zu Hause in England geblieben wäre, dann hätten sich einige Dinge nicht verändert. Oder zumindest auf andere Weise.«
»Du meinst natürlich Virginia. Oder jedenfalls die zwischen dir und ihr aufkeimende Beziehung. Offensichtlich hast du zumindest einen der Briefe bekommen, die ich geschickt habe.«
Sherlock wandte den Blick zur Seite aus dem Fenster, bevor Mycroft in seinen Augen das jähe Schimmern seiner Tränen wahrnehmen konnte.
Statt ihn in der Sache weiter zu bedrängen, gab Mycroft ein kurzes Räuspern von sich und sagte dann: »Bevor du fragst: Vater ist mit seinem Regiment immer noch in Indien. Ich habe eine Reihe von Briefen von ihm erhalten, daher weiß ich, dass er gesund und wohlauf ist. Mutter ist … stabil … aber ihre Gesundheit ist immer noch fragil. Sie schläft viel. Was unsere Schwester anbelangt … nun, was kann man da sagen?« Er zuckte die Achseln. »Sie ist, wie sie immer ist. Leider muss ich dir übrigens sagen, dass Onkel Sherrinford einen bösen Sturz erlitten hat. Er hat sich den Arm und einige Rippen gebrochen. Tante Anna kümmert sich um ihn, aber in seinem Alter kann so ein Sturz das unvermeidliche Ende beschleunigen, das uns alle einmal ereilt.«
Sherlock nahm sich einige Augenblicke, um diese Nachricht zu verarbeiten. Er spürte einen Anflug von Traurigkeit. Er hatte seinen Onkel nicht sehr gut kennengelernt, aber er mochte ihn. Sherrinford verkörperte eine Freundlichkeit, eine christliche Moral und eine Leidenschaft für Forschung, die Sherlock während seiner Zeit auf Holmes Manor beeindruckt hatten.
»Was ist mit dir?«, fragte er schließlich, »Lebst du immer noch in Whitehall und arbeitest im Außenministerium?«
»Sherlock, ich denke, ich werde in dem einen leben und in dem anderen arbeiten bis zu dem Tag, an dem ich sterbe. Wenn du den Diogenes Club hinzunimmst, in dem ich die meisten meiner Mittagspausen und Abende verbringe, so stellen diese drei Orte das Dreieck dar, das mein Leben definiert.« Schweigend starrte er Sherlock kurz an. »Wir sollten uns irgendwann über deine Zukunft unterhalten. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass wir eine geometrische Figur mit entschieden mehr Ecken brauchen werden, um sie zu beschreiben.«
»Ich bin nicht sicher, ob mir die Vorstellung, von irgendeiner Form definiert zu werden, gefällt, Mycroft. Soweit ich sehen kann, ist meine Zukunft amorph. Formlos.«
»Irgendwie wirst du Geld verdienen müssen. Und irgendwo wirst du leben müssen. Darüber muss man sich Gedanken machen.«
»Aber nicht jetzt«, sagte Sherlock.
»Nicht jetzt, da ich stimme dir zu.« Mycroft streckte seinen Gehstock in die Höhe und klopfte damit gegen das Kutschendach. »He, Kutscher! Bringen Sie uns zum Hotel zurück.« Als die Kutsche schaukelnd anfuhr, richtete Mycroft den Blick wieder auf Sherlock. »Ich habe Räume im örtlichen Gasthaus belegt. Die Betten hängen durch, aber das Essen ist akzeptabel. Ich hoffe, du hast nichts dagegen einzuwenden, noch ein oder zwei Nächte hierzubleiben, ehe wir nach England zurückkehren?« Er hielt eine Sekunde inne, und als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme ungewohnt zögerlich. »Du kommst doch mit zurück nach England, nicht wahr?«
Sherlock nickte. »Tue ich«, bestätigte er. »Ich bin auf See gewesen und kehre jetzt zurück. Ich will weder eine Gewohnheit noch eine Karriere daraus machen.« Nur um seinen Bruder ein wenig zu provozieren, fügte er hinzu: »Vielleicht werde ich mich als Nächstes einem Zirkus anschließen – um der Erfahrung willen.«
»Es gibt Erfahrungen, die man nicht unbedingt machen muss«, sagte Mycroft. »Das ist sicherlich eine davon.«
Als die Kutsche über die Pflastersteine ratternd den Hafen hinter sich ließ und in die Stadt hineinfuhr, fragte Sherlock: »Woher wusstest du eigentlich, wann genau die Gloria Scott in Galway einlaufen würde? Und wo wir schon mal dabei sind, woher wusstest du, dass sie überhaupt in Galway einlaufen würde? Es gibt schließlich andere Häfen, in denen wir hätten festmachen können.«
»Ah.« Unbehaglich rutschte Mycroft auf dem Sitz herum. »Wie es deine Gewohnheit ist, bist du geradewegs auf den Punkt gekommen«, sagte er und fuhr, ohne auf Sherlocks Frage einzugehen, fort: »Es gibt da einen Job, den ich hier zu erledigen habe, und dabei brauche ich deine Hilfe.«
Galway war eine kleine Stadt mit viel Charme. Während die Kutsche über die gewundenen Pflastersteinstraßen dahinratterte – vorbei an Ladenfronten und Tavernen, an in Schals gehüllten Frauen und Männern in rauen Cordjacken, die flache Mützen auf den Köpfen trugen –, musste Sherlock sich unablässig daran erinnern, dass er sich nicht in irgendeinem abgelegenen fernen Hafen befand, sondern zu Hause – nun, jedenfalls fast zu Hause.
Mycroft war nach seinem Geständnis eine Weile in Schweigen versunken. Sherlocks Blick offensichtlich meidend, starrte er stattdessen mit nachdenklichem Gesichtsausdruck aus dem Kutschenfenster.
»Ich muss gestehen«, sagte er schließlich, »dass ich dir nicht die ganze Geschichte erzählt habe.«
»Was du nicht sagst«, murmelte Sherlock. Er war bereits dahintergekommen, dass mehr hinter Mycrofts Anwesenheit in Galway steckte, als sein Bruder ihm verraten hatte.
Mycroft betrachtete ihn mit hochgezogener Augenbraue. »Wie meinst du das genau?«
»Du hast mir einmal erzählt, dass du selten etwas allein aus einem einzigen Grund tust. Das betrachtest du als faulenzerisch und als eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen.« Sherlock starrte seinen Bruder an, der bestrebt war, einen standhaften Ausdruck herablassender Belustigung zu wahren – und daran scheiterte. »Ich weiß, dass du das Reisen ebenso hasst wie die Unterbrechung deiner normalen Alltagsroutine. Ich hätte erwartet, dass du jemand anderen schickst, um mich abzuholen – Rufus Stone vielleicht.« Sherlock brach ab und überlegte. »Eigentlich ist Galway, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, kein Hafen, von dem ich normalerweise erwartet hätte, dass die Gloria Scott ihn anläuft. Ich erinnere mich, dass wir ursprünglich in Liverpool an Land sollten, aber die Pläne des Kapitäns hatten sich geändert. Tatsächlich erinnere ich mich daran, dass er einen Besucher hatte, einen Engländer, als wir in Cadiz lagen. Sie hatten eine Besprechung in der Kapitänskammer. Kurz drauf sagte er, dass wir unsere Reiseroute ändern würden.« Sherlock spürte, wie sich in seiner Brust eine kleine Knospe des Zorns zu entfalten begann. »Mycroft, hast du etwa den Kapitän gebeten, seinen Kurs zu ändern und Galway anzulaufen? Nur, weil du beruflich in Irland, in dieser Stadt hier, zu tun hast? Und weil es bequem für dich war, das Ganze damit zu verbinden, mich zu treffen und dich davon zu überzeugen, dass es mir gutgeht?«
Mycroft starrte Sherlock einige Augenblicke lang stumm an, bevor er sagte: »Gut gemacht. Ich sehe, deine geistigen Fähigkeiten sind nicht auf Kosten der offensichtlichen Überentwicklung deines Körpers verkümmert. Ja, ich weiß jetzt schon eine ganze Weile, dass es da … nennen wir es einmal ein Ereignis in dieser Region geben wird, an dem persönlich teilzunehmen ich dieses Mal verpflichtet sein würde. Ich habe die Heimroute der Gloria Scott mittels diverser Agenten verfolgt, die ich überall in den Häfen der Welt habe, und vorausberechnet, dass du ungefähr zur gleichen Zeit in England eintreffen würdest, während der ich in Irland zu sein hätte. Ich schickte einem meiner Agenten ein Telegramm und wies ihn an, die Gloria Scott abzufangen und mit Captain Tollaway zu sprechen, als das Schiff seine Reise in Cadiz unterbrochen hatte. Er hat dem Captain … nun, sagen wir eine überschaubare, aber nicht unbedeutende Geldsumme geboten, damit er seine Pläne geringfügig ändert und hier in Galway anlegt. Und damit die Dinge möglichst so arrangiert werden, dass er zu einer bestimmten Zeit hier eintrifft.« Er hob eine Augenbraue, als er Sherlocks Ausdruck wahrnahm. »Du bist wütend, sehe ich?«
»Ja, ich bin wütend.« Sherlock riss den Blick von seinem Bruder los und starrte aus dem Fenster. »Einen kurzen Moment habe ich geglaubt, du hast den anstrengenden weiten Weg auf dich genommen, weil du mich vermisst. Und nicht, um mich wie einen Bauer auf deinem Schachbrett hin und her zu schieben, wie es dir gerade passt.«
»Ich gestehe«, sagte Mycroft, »dass ich deine Gefühle nicht in Betracht gezogen habe, als ich meine Pläne machte. Das war ein Fehler. Es tut mir leid. Bitte glaube mir, dass ich überglücklich bin, dich wiederzusehen. Und dass, wäre es immer Captain Tollaways Plan gewesen, vor Southampton noch Galway anzulaufen, ich mein Bestes getan hätte, um dich hier abzuholen, ungeachtet irgendwelcher anderen Pläne. Mehrere Ereignisse zu einem zu verbinden machte die Dinge lediglich etwas … bequemer für mich.«
»Ich bin froh, dass ich helfen konnte«, murmelte Sherlock bitter.
Die Kutsche fuhr an einem Hotel vor. Ein Portier setzte sich in Bewegung, um Mycroft und Sherlock beim Aussteigen behilflich zu sein.
»Ich logiere seit ein paar Tagen hier«, sagte Mycroft und hievte sich aus seinem Sitz. Bedenklich neigte sich die Kutsche zur Seite, als er sich bewegte. »Zum Glück werden wir diesen Nachmittag nach Cloon Ard Castle umziehen, weiter die Küstenstraße entlang, in eine Gegend, die man Salthill nennt.«
»Wegen deines Jobs.«
»Ja, wegen meines Jobs.«
»Und bin ich berechtigt zu erfahren, um was für einen Job es sich handelt, oder soll ich einfach nur geduldig abwarten, bis du deine Arbeit erledigt hast und wir nach England zurückkehren können?«
»Ich werde dir alles beim Mittagessen erzählen.« Mycroft trat auf das Pflaster, und die Kutsche schaukelte auf ihrer Federung wieder zurück. »Ich verspreche es.« Er richtete den Blick zum Kutscher empor. »Ich werde Sie für ein paar Stunden nicht brauchen, aber bitte holen Sie uns pünktlich um vier Uhr heute Nachmittag ab. Wir werden Gepäck dabeihaben. Viel Gepäck.« Er warf einen Blick auf Sherlock. »Wir werden dir heute Nachmittag noch ein paar Garnituren zum Anziehen besorgen müssen, außerdem ein ordentliches Paar Schuhe, eine Reisetasche und einige Toilettenartikel. Wir können dich nicht für den Rest deines Lebens wie einen fahrenden Seemann umherlaufen lassen. Ich habe mir die Freiheit erlaubt, einen örtlichen Schneider zu kontaktieren. Er wird uns heute Nachmittag mit einer Reihe von Anzügen in verschiedenen Größen aufsuchen. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, einige Kleidungsstücke mitzubringen, die du in Farnham auf Holmes Manor zurückgelassen hast. Aber ich hatte die Befürchtung, dass du aus ihnen herausgewachsen bist.« Er starrte auf Sherlock, während dieser aus der Kutsche stieg. »Und wie ich sehe, hatte ich recht.«
Im Restaurantbereich hatte man für Mycroft etwas abseits einen Tisch reserviert, und der Oberkellner begleitete sie durch den beinahe leeren Raum. Als sie ihre Plätze einnahmen, sagte Mycroft: »Den Hummer für mich, denke ich. Sherlock, ich kann den Steinbutt empfehlen.« Als Sherlock nickte, fügte er hinzu: »Und eine Flasche Montrachet.« Der Oberkellner vollführte mit den Händen eine entschuldigende Geste. »Sancerre?« Bedauerndes Achselzucken. »Bordeaux?«
»Ich nehme ein Pint von dem, was immer sie auch an lokalem Bier dahaben«, sagte Sherlock zu seiner eigenen Überraschung.
»Und ich dann wohl vermutlich das Gleiche«, murmelte Mycroft unglücklich. Als sich der Oberkellner davonmachte, fügte er hinzu: »Ich wünschte, das irische Klima wäre dem Weinanbau förderlicher. Wie es scheint, kommt die permanente Feuchtigkeit nur dem Wachstum von Hopfen, Kartoffeln und Pilzen zugute. Ich habe gehört, dass unternehmungslustige Einheimische einen Weg gefunden haben, einen starken Schnaps aus Kartoffeln herzustellen. Er wird Potcheen genannt, und ich weiß aus sicherer Quelle, dass man ihn sowohl als Brennstoff für Lampen als auch zum Abbeizen von Möbeln und als Drink benutzt. Bisher haben sie es nicht geschafft, ein alkoholisches Getränk aus Pilzen herzustellen, aber das sind erfinderische Leute hier. Gib ihnen genug Zeit, und sie werden Erfolg haben.« Er seufzte schwer. »Ich habe oft gedacht, dass man ein gutes Getränk daran messen kann, wie gut es sich zum Kochen verwenden lässt. Denke nur an Rindfleisch in Rotwein, Hühnchen in Brandy oder Champagner-Trifle. Würde man versuchen, eine Hühnchenbrust in Potcheen zu marinieren, fürchte ich, würde sie sich in null Komma nichts zersetzen.« Er warf einen Blick auf Sherlock. »Bier, was? Du wirst tatsächlich erwachsen und nicht in einer Weise, die ich unbedingt gutheiße. Vermutlich können wir dafür den Umgang verantwortlich machen, den du während des letzten Jahres gepflegt hast.«
Sherlock nahm sich etwas Zeit und sah sich im Restaurant um. »Seeleute sind ein raues Volk«, sagte er schließlich. »Aber zumindest gehen sie ihrem Gewerbe mit Ernsthaftigkeit nach. Sie sagen, was sie meinen, und sie meinen, was sie sagen.«
»Im Gegensatz zu mir?«, fragte Mycroft nach. »Vermutlich habe ich deine Rüge verdient. Also, während wir auf die Wunder der Küche warten, erzähle mir bitte alles von deiner Reise. Ich brenne darauf, jede Einzelheit zu erfahren.«
»Haben dir deine Agenten denn nicht ausführlich berichtet? Ich bin nicht sicher, ob es etwas gibt, was sich ihren Berichten noch hinzufügen ließe.«
»Jetzt werde nicht schnippisch, Sherlock. Du hast eine lebensverändernde Erfahrung durchgemacht. Ich möchte alles darüber wissen.« Er hielt kurz inne. »Tatsächlich haben meine Agenten etwas von einem wilden, mörderischen Kind erwähnt, und von einer Verschwörung, ein amerikanisches Kriegsschiff in die Luft zu jagen. Aber ich würde die Details lieber von dir persönlich hören. Das Ganze kam mir nur allzu phantastisch vor.«
Sherlock erzählte Mycroft während des Mittagessens alles, was er auf der Gloria Scott, in Shanghai und den anderen Häfen erlebt hatte, die das Schiff angelaufen hatte. Mycroft saß da und hörte aufmerksam zu, wobei er ihn nur hin und wieder durch eine sachbezogene, knappe Frage unterbrach. Als Sherlock schließlich von seinem Kampf auf Leben und Tod mit Mr Arrhenius berichtete, merkte er, wie sein Bruder immer angespannter wurde.
»Mit Stürmen hatte ich gerechnet«, murmelte er, als Sherlock seine Geschichte beendet hatte. »Skorbut vielleicht. Aber das … davon hatte ich ja keine Vorstellung. Du hast Glück gehabt, dass du überlebt hast.«
»Aber jetzt bist du an der Reihe«, forderte Sherlock ihn auf. »Was tust du hier, und was erwartet uns bei Ankunft auf der Burg? Irgendein diplomatisches Treffen?«
Mycroft schüttelte sein massiges Haupt. »Was weißt du über Spiritismus?«, fragte er.
Sherlock sortierte seine Gedanken. »Das ist der Glaube, dem zufolge nach dem Tod die Geister der Leute – ihre Seelen, wenn du so willst – in immaterieller Form weiterleben und hier auf der Erde von jemandem kontaktiert werden können, der dafür sensibel genug ist. Ich glaube, diese sensiblen Menschen nennt man ›Medium‹. Die Geister der Verstorbenen leben angeblich an einem Ort, bei dem es sich nicht exakt um den Himmel handelt, sondern eher um eine andere Ebene der Existenz, die wir nicht sehen und die sie nicht beschreiben können. Ich weiß, dass es Medien gab, die behaupteten, verstorbenen Menschen wie Shakespeare oder Mozart begegnet zu sein, die ihnen neue Stücke oder Kompositionen anvertraut haben – während Treffen, die man als Séancen bezeichnet. Letztere gehen mit jeder Menge Tischgeklopfe einher und dem Einsatz von mit Buchstaben versehenen Holztäfelchen, die um den Tischrand herum gruppiert werden und mittels deren die Geister angeblich Botschaften buchstabieren können.«
»Du klingst skeptisch«, sagte Mycroft. »Das finde ich gut.«
»Es ist schwer, nicht skeptisch zu sein. Soweit mir bewusst ist, gibt es keinen klaren Beweis, dass diese Medien tatsächlich mit den Toten in Verbindung treten können, und die Art von Nachrichten, die von der anderen Seite kommen, sind ziemlich allgemein gehalten: Die Toten sind angeblich ziemlich glücklich, jedenfalls die meiste Zeit über, und außerdem immer ein wenig vage bezüglich dem, was sie so tun, wenn sie gerade nicht Kontakt zu einem Medium herstellen. Und natürlich nehmen die Medien Geld von den Leuten, die an den Séancen teilnehmen, was bedeutet, dass der ganze Prozess anfällig für Betrug ist. Eine besonders unangenehme Art von Betrug noch obendrein, werden doch mit dem Leid der Hinterbliebenen nur um des Geldes wegen Geschäfte gemacht.«
»Glaubst du, dass man nach dem Tod als Geist weiterlebt?«, fragte Mycroft, als ihr Hauptgang kam.
»Ich weiß, dass ich nicht an Gespenster glaube«, sagte Sherlock schließlich. »Mit diesem Thema musste ich mich vor über einem Jahr ziemlich intensiv in Edinburgh auseinandersetzen, als Gahan Macfarlane mit Hilfe von Theaterschminke die Leute dazu brachte, zu glauben, dass wiederauferstandene Leichen Straftaten für ihn verübten. Er wollte die Einheimischen einschüchtern, damit er weiter ungestört seinen Machenschaften nachgehen konnte. Ich erinnere mich, darüber mit Matty gesprochen zu haben.«
»Ich würde mal vermuten, dass der junge Matty an Gespenster glaubt. Wie ich festgestellt habe, glaubt eine Person desto eher an das Unerklärbare, je ärmer oder reicher sie ist. Jene von uns, die das Glück haben, über eine adäquate, aber nicht übertriebene Summe Geldes zu verfügen, neigen zu mehr Skepsis. Oder vielleicht führen exzessives Pech und exzessives Glück im Leben dazu, dass die Leute dafür Erklärungen suchen, die außerhalb des Normalen liegen.«
»Matty hat mir einmal erzählt, dass er Dinge in seinem Leben gesehen hat, die er sich nicht erklären konnte, ohne auf die Vorstellung zurückzugreifen, dass es Gespenster gibt. Was mich anbelangt, so mache ich mir um die simpleren Dinge Gedanken – wie zum Beispiel darüber, dass sie einerseits in der Lage sein sollen, durch Wände zu spazieren, aber andererseits nicht durch Fußböden und Treppen hindurchfallen. Und dann ist da noch die Art, wie alle Gespenster nach dem Tod ihr einstiges Wesen zu verlieren scheinen. Zu Lebzeiten mögen sie die größten Plaudertaschen gewesen sein, aber kaum sind sie tot, greifen sie auf Gestöhne, Geseufze und Kettengeklirre zurück, um ihren Standpunkt deutlich zu machen. Warum denn außerdem nur nachts zum Vorschein kommen? Warum nicht einfach bei Tageslicht durch die Gegend spazieren? Das alles ergibt keinen vernünftigen Sinn. Und«, fügte er hinzu, »das Letzte, was ich persönlich will, ist, nach meinem Tod gezwungen zu sein, an dem Ort herumzuhängen, an dem ich gestorben bin – mit keinem anderen Ziel, als die Leute dort zu erschrecken. Wenn irgendetwas von meinem Charakter oder meiner Persönlichkeit nach meinem Tod überdauert, dann will ich doch in der Lage sein, mich zu bewegen, ein bisschen herumzureisen und Orte zu besuchen, die ich zuvor noch nicht gesehen habe.«
»Wie zum Beispiel den Mittelpunkt der Erde?«
Sherlock starrte seinen Bruder fragend an.
»Wenn, wie du logisch hervorgehoben hast, ein Gespenst, das durch Wände spazieren kann, als wären sie nicht vorhanden, durch den Fußboden fällt, dann scheint es doch nur logisch, daraus zu schließen, dass alle Gespenster im Mittelpunkt der Erde enden. Natürlich nur, wenn sie der Schwerkraft unterworfen sind. Vielleicht lehrt uns die Kirche deshalb, dass sich die Hölle unter und der Himmel über uns befinden.«
Sherlock nickte entschieden. »Die ganze Sache beruht auf einer Reihe von Prämissen, die überhaupt keinen Sinn ergeben.«
»Somit wären Gespenster also aus dem Spiel. Na schön. Was ist mit dem Konzept, dass etwas von einem Menschen – nennen wir es seinen Geist oder seine Seele – nach dem Tod des Körpers überdauert? Du wirst zugeben, dass das eine etwas andere Sicht ist.«
»Hat nicht jemand einmal gesagt, dass Energie weder geschaffen noch vernichtet werden kann, sondern nur seine Erscheinungsform verändert? Und dass Energie in der Lage ist, von einem Ort zum anderen zu fließen? Ich glaube, das habe ich einmal irgendwo gelesen.«
»Ein deutscher Physiker und Mediziner war das … Hermann von Helmholtz. Sehr präzise und methodisch, diese Deutschen. Deswegen bringen sie auch so ausgezeichnete Ingenieure hervor. Gott möge uns helfen, sollten sie sich jemals entschließen, die Weltherrschaft zu erringen.«
»Wenn also das Bewusstsein eines Menschen als eine Form von Energie innerhalb des Gehirns definiert ist, dann ergibt es durchaus Sinn, dass diese Energie erhalten bleibt, wenn das Hirn zerstört wird. Sie fließt dann entweder an einen anderen Ort oder wird in eine andere Form von Energie umgewandelt.«
»Ein ausgezeichnetes Argument«, räumte Mycroft ein.
»Aber warum plötzlich dieses große Interesse an Seelen und die über den Tod hinaus bestehende menschliche Persönlichkeit?«, fragte Sherlock fasziniert. »Und was zum Himmel hat das damit zu tun, dass du in Galway bist?«
»Du wirst dir darüber im Klaren sein, dass es in der britischen Regierung zu meinem Job gehört, Informationen von Agenten zu sammeln, die auf der ganzen Welt verteilt sind. Ich ziehe diese Informationen ein, wie ein Fischer ein Netz mit Makrelen, und dann sehe ich sie durch, suche nach im Fang versteckten Fischen, die viel seltener als Makrelen sind, oder womöglich nach zwei oder drei Makrelen, deren Merkmale einzeln für sich beliebig und unbedeutend erscheinen, gemeinsam betrachtet aber ein größeres, auffälligeres Bild ergeben.« Mycroft runzelte die Stirn. »Ich denke, ich lasse es besser mit der Fischfang-Metapher. Sie hilft nicht wirklich, meinen Standpunkt zu verdeutlichen. Wie dem auch sei, jedenfalls stehen meiner Aufgabe stets drei Dinge im Weg: Kommunikation, Sichtweise und Tod.«
»Das wirst du schon etwas näher erklären müssen, wenn’s dir nichts ausmacht. Ohne Rückgriff auf den Fischfang.«
»Natürlich. KommunikationSichtweiseTod