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Anne Hertz

Flitterwochen

Roman

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Anne Hertz

Anne Hertz ist das Pseudonym der Hamburger Autorinnen Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz, die nicht nur gemeinsam schreiben, sondern als Schwestern auch einen Großteil ihres Lebens miteinander verbringen. Bevor Anne Hertz 2006 in Hamburg zur Welt kam, wurde sie 1969 und 1972 in Düsseldorf geboren. 50 Prozent von ihr studierten Jura, während die andere Hälfte sich der Anglistik widmete. Anschließend arbeiteten 100 Prozent als Journalistin. Anne Hertz hat im Schnitt 2 Kinder und mindestens 0,5 Männer. Mehr Informationen unter: www.anne-hertz.de

Impressum

eBook-Ausgabe 2013

Knaur eBook

© 2013 Knaur Paperback

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Dr. Nicole Seifert

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

ISBN 978-3-426-41592-4

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Für alle, die auf der Flucht sind. Vor wem oder was auch immer.

»Sieh’s mal so: Alles, was wir zu verlieren hatten, ist schon weg.«

aus: Thelma & Louise

Prolog

Manchmal hat man kein Glück – und dann kommt auch noch Pech dazu. Keine Ahnung, wer das mal gesagt hat, aber ich tippe auf Lothar Matthäus, der gibt ja ganz gern mal unsinnige Sachen von sich. Wobei der Spruch genau genommen gar nicht so unsinnig ist, zumindest trifft er auf mich gerade ziemlich genau zu. Ich sitze am Steuer eines lila-metallic lackierten Trabbis, habe soeben die polnische Grenze passiert und halte Kurs auf Kolberg – während sich neben mir auf dem Beifahrersitz ein gutaussehender junger Mann mit einer etwa neunzigjährigen Dame unterhält, die auf der Rückbank sitzt. Ach ja, bevor ich es vergesse: Im Kofferraum des Trabbis befindet sich eine Tüte mit circa zwanzigtausend Euro in bar. Ich habe angeblich eine Bank überfallen und bei meiner Flucht eine Geisel genommen, weshalb die Polizei gerade nach mir fahndet. Wer auch noch nach mir fahndet und alle zehn Minuten auf meinem Handy anruft, ist mein Verlobter Alex, den ich in wenigen Tagen heiraten werde; morgen geht unsere Maschine auf die Seychellen. Dumm nur, dass ich – wie gesagt – gerade in Polen bin. Aber was soll ich sagen? Statt einen hysterischen Anfall nach dem anderen zu kriegen, muss ich irgendwie die ganze Zeit lachen. Denn das hier ist so absurd, dass man es eigentlich nur mit Humor nehmen kann. Oder es wenigstens sollte. Denn: Spaß ist, was du selbst draus machst. Was jetzt nicht von Lothar Matthäus ist, aber unterm Strich ist das ja auch vollkommen egal. Hat der Lothar in letzter Zeit eigentlich mal wieder irgendwen geheiratet?

1. Kapitel

Frau Samstag, Sie müssen strenger zu der Bande sein. Greifen Sie mal durch! Und zwar schleunigst, sonst landen wir bald alle in Teufels Küche!«

Ich räuspere mich. »Na ja, ich meine, das sind doch alles noch kleine Kinder, also da finde ich nicht …«

Weiter komme ich mit meiner Verteidigungsrede nicht. Direktor Schubert schaut mich über den Rand seiner genau genommen randlosen Brille streng an.

»Bitte? Kleine Kinder? Das sind Verbrecher, jawoll! Einen Überfall gab es jetzt schon, was, bitte, muss denn noch passieren, damit Sie endlich aufwachen?«

»Äh, ich bin doch schon … was für ein Überfall überhaupt?«

»Na, auf die Bäckerei gestern! Schon vergessen?« Schubert wird lauter.

»Also, Überfall trifft es wohl nicht ganz. Die Jungs haben ein paar Wasserbomben ans Schaufenster geworfen, das ist nun wirklich kein …«

»In den Laden, Frau Samstag, sie haben die Bomben in den Laden geworfen!« Jetzt schreit er mich regelrecht an, und seine Gesichtsfarbe lässt darauf schließen, dass seine Blutdrucktabletten gegen die momentane Gefühlsaufwallung schlicht nicht anarbeiten können. Auweia. Ich hoffe, wir bekommen hier nicht gleich einen medizinischen Notfall. »Und sie haben die Bäckerei auch nicht das erste Mal besucht, sondern waren nach den Schilderungen von Bäckermeister Remper in den vergangenen zwei Wochen schätzungsweise dreiundfünfzig Mal da. Rein rechnerisch können die Knaben also kaum noch in Ihrem Unterricht gewesen sein, Frau Kollegin! Ich habe während meiner Mathestunde in Ihrer Klasse heute Morgen zwanzig Päckchen mit Wasserbomben konfisziert. Zwanzig Stück!«

In solchen Momenten vermisse ich unseren alten Schulleiter sehr. Der wäre zwar auch nicht begeistert gewesen, hätte den Vorfall aber mit einer gewissen Nonchalance ertragen – und aus der Welt geschafft. Wahrscheinlich hätte er dem Remper in seinem Büro erst einmal einen halben Liter Cognac eingetrichtert, zur Beruhigung. Also, nur im übertragenen Sinne natürlich – denn Alkohol ist in den Diensträumen unserer kleinen, beschaulichen Grundschule logischerweise streng verboten. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Herr Lehmann zu den Zeiten, in denen Heinz Rühmann noch als Postbote über den Gartenzaun grüßte, immer eine Flasche Cognac und ein Kästchen Zigarren parat gehabt hätte. In der Hinsicht war Herr Lehmann ganz alte Schule – im Gegensatz zu seinen sehr innovativen Problemlösungsansätzen. Und erst recht im Gegensatz zu Schubert, der zwar immer einen auf total progressiv macht, mir jetzt aber eine ganz alte Kamelle andrehen will.

»Das nächste Mal lassen Sie diese Terroristen einfach zehn Mal die ›Bürgschaft‹ abschreiben. Sie werden sehen – das wirkt Wunder!«

»Die ›Bürgschaft‹?« Ich ziehe meine Augenbrauen so weit hoch, wie es nur geht, und starre ihn an. »Sie wissen aber schon, dass wir hier an einer Grundschule sind, oder?«

Schubert starrt zurück. »Die Frage scheint mir eher, ob Sie das wissen. Was genau hatten Sie denn vor, um die Lage endlich wieder in den Griff zu bekommen?«

»Ich wollte, äh, also ich hatte mir überlegt, dass … äh …« Mist. Genau genommen habe ich mir noch gar nichts überlegt. Liegt aber auch daran, dass die Sache mit der Bäckerei Remper gewissermaßen gerade erst passiert ist. Okay, die Jungs waren offensichtlich schon häufiger da, aber die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland schien mir bisher noch nicht bedroht. Bei diesem Gedanken muss ich unwillkürlich lächeln. Mit einem Ruck stößt Schubert seinen Stuhl zurück und springt auf.

»Frau Samstag! Ich bin fassungslos! Nicht nur, dass Ihnen die ganze Angelegenheit offensichtlich völlig egal ist, nein, Sie finden das auch noch komisch. Ach was – wahrscheinlich sind Sie in Gedanken längst woanders. Und ich weiß auch, wo!« Och nö, jetzt geht das wieder los. »Also wenn Sie keine Lust mehr haben, hier überzeugende pädagogische Arbeit zu leisten, und sich stattdessen in Zukunft nur noch Ihrem Privatleben widmen wollen, dann sagen Sie einfach Bescheid.«

Jetzt ist es an mir, aufzuspringen. Ich lasse mir hier doch nicht sagen, dass ich meinen Job nicht ernst nehme! Ich liebe meine Arbeit! Ich habe nur etwas andere Vorstellungen als Schubert, wie sie zu gestalten ist. Schließlich will ich Kinder erziehen, nicht dressieren! Aber Schubert denkt anscheinend, ich hätte mich geistig schon in meine Flitterwochen verabschiedet. Frechheit!

»Das stimmt doch gar nicht! Gut, ich gebe zu, ich habe noch nicht optimal auf den kleinen Ausflug der Jungs reagiert, aber dass Sie mir hier gleich unterstellen, ich hätte nur noch meine Hochzeit im Kopf, das finde ich …«

»Frau Samstag, das habe ich mit keinem Wort gesagt. Allerdings wirken Sie momentan tatsächlich immer sehr abwesend. Aber wenn ich mir das alles einbilde – umso besser! Dann werden Sie die Zügel in der 4c sicher richtig straff in die Hand nehmen, sobald Sie aus den Osterferien zurückkehren.«

Ich hole tief Luft. »Genau! Das werde ich auch.« Ich schnappe mir den Stapel Hefte, den ich eben auf Schuberts Schreibtisch abgelegt habe, mache auf dem Absatz kehrt und rausche hinaus. Der wird mich noch kennenlernen!

 

Die große Pause ist schon seit drei Minuten vorbei, als ich in mein Klassenzimmer komme. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass meine Jungs mittlerweile auf schärfere Waffen umgestiegen sind. Kein Wunder – die Wasserbomben hat ihnen Schubert ja abgeknöpft. Jan-Ole steht also auf seinem Tisch und zielt mit einer Spielzeugpistole auf Lukas, der einen über und über mit Farbe beschmierten Pullover trägt und markerschütternd schreit.

»Aaaah! Du hast mich getroffen, du Schwein – ich werde sterben, aber mein Clan wird mich rächen, aaaahhhh!«

»Egal – diese Kugeln hast du verdient – baaam, baaam, baaam!« Geschrei, Geknalle aus der Pistole, ohrenbetäubender Lärm. Irgendjemand wirft eine halbvolle Coladose durch die Luft, die nur knapp neben dem neuen Smartboard an der Wand landet. Der gesamte Teppich davor ist mit einem Mal klitschnass. Ich spüre, wie mir heiß wird.

»Jan-Ole, komm sofort von dem Tisch runter! SOFORT

Der Junge dreht sich zu mir um und lacht. »Oh, die liebe Frau Samstag! Gut, dass du da bist – stell dir mal vor, der Schubert hat uns unsere Luftballons geklaut. Einfach so. Darf der das?«

Jetzt dreht sich auch Lukas um. »Ja, stell dir mal vor, Frau Samstag – die hatte ich gerade erst gekauft. Ich will die wieder haben!«

»Also, mein Vater ist Anwalt«, wirft Jan-Ole ein. »Der verklagt Herrn Schubert. Und dich. Und die Schule. Mein Papa macht euch fertig!«

Schubert hat recht. Das sind keine kleinen Kinder, das sind Terroristen. Wohlstandsverwahrloste Terroristen. Ja, ich muss endlich mal durchgreifen – ich war viel zu lange die liebe Frau Samstag. Damit ist jetzt Schluss!

Bevor Jan-Ole weiß, wie ihm geschieht, greife ich nach der Pistole und entwaffne ihn mit einem Handgriff. Verdattert schaut er mich an und protestiert auch nicht, als ich ihn mit der anderen Hand am Schlafittchen packe und vom Tisch ziehe. Freund Lukas schaltet da schon schneller, er springt seinem Kumpel zur Seite und schreit los.

»Hey, Frau Samstag, hast du nicht gehört? Sein Papa ist Anwalt, der macht dich platt. Lass ihn sofort los, sonst kommen gleich die Bullen! Das ist Belästigung!«

Ohne Jan-Ole loszulassen, wende ich mich Lukas zu und mustere ihn mit einem Blick, der hoffentlich nach Zero Tolerance und drakonischer Strafe aussieht.

»Wenn hier einer die Bullen ruft, dann bin ich es. Und ich weiß auch genau, wen sie dann mitnehmen. Ich freue mich schon, dir demnächst eine Postkarte ins Heim für Schwererziehbare zu schicken. Besuchen darf man dich da ja nicht.«

Lukas reißt die Augen auf. Verständlich – solche Töne ist er von mir schließlich nicht gewohnt. Und, ja, ich gebe zu, dass meine kleine Ansprache wahrscheinlich nicht Eingang ins Handbuch für Grundschulpädagogik finden würde, aber so kurz vor der eigenen Hochzeit darf man wohl mal ein wenig die Nerven verlieren.

»Tschuldigung, Frau Samstag«, stottert Lukas unsicher, »das war nicht so gemeint. Ich wollte Jan nur helfen.« Er trollt sich an seinen Platz am Nachbartisch und setzt sich. Na also, geht doch. Manche Sachen sind eben unpädagogisch – aber wirkungsvoll.

Ich gehe zum Lehrerpult, hole meine Handtasche darunter hervor und verstaue die Pistole darin. »So, Jan-Ole. Das Ding ist mindestens bis zum Ende der Osterferien konfisziert.« Jan-Ole sagt nichts, aber in seinem Gesicht sehe ich ein großes Hä?. »Also, die ist erst einmal beschlagnahmt. Die gebe ich dir erst wieder, wenn wir uns hier mal ganz grundsätzlich darüber einig sind, dass man seine Mitmenschen weder mit Wasserbomben noch mit Spielzeugpistolen oder sonstigen Wurfgeschossen terrorisiert. Und jetzt setzt sich jeder auf seinen Platz, und wir beginnen endlich mit dem Unterricht.«

Dreiundzwanzig Kinder huschen zu ihren Stühlen, und tatsächlich kehrt so etwas Ähnliches wie Ruhe ein. Das blondbezopfte Mädchen an dem Fünfertisch direkt vor mir hebt die Hand. Ich nicke ihr zu. »Ja, Luisa?«

»Stimmt es, dass Sie bald nicht mehr unsere Lehrerin sind?«

Ich runzle die Stirn. »Wer sagt denn so was?«

»Meine Mama. Die hat gesagt, wenn Sie erst mal Ihren reichen Typen geheiratet haben, dann wollen Sie bestimmt nicht mehr Lehrerin sein.«

Ich schüttle heftig den Kopf. »Das ist Unsinn. Es wird sich gar nichts ändern. Nur mein Nachname, der ist nach den Osterferien nicht mehr der gleiche. Ich heiße dann nicht mehr Samstag, sondern Weltenstein, aber das habe ich euch ja schon erzählt.«

Luisa guckt immer noch skeptisch. Offensichtlich hat ihre Mama ihr nicht nur bereits beigebracht, dass man Erwachsene siezt, sondern auch, dass man ihnen grundsätzlich nicht trauen sollte. Ich seufze. Wenn schon mein Schulleiter es für möglich hält, dass ich mich gedanklich bereits aus dem Schuldienst verabschiedet habe, kann ich das meinen Schülern und deren Eltern wohl kaum übelnehmen.

»Luisa, mach dir keine Sorgen. Ich werde zumindest noch so lange eure Lehrerin sein, dass ich Jan-Ole und Lukas davon abhalten kann, weiter Wasserbomben in die Bäckerei Remper zu werfen.«

Die Jungs und Mädchen kichern, und ich nehme mir vor, für das restliche Schuljahr die beste Lehrerin zu sein, die ich je war. Na ja, zumindest bis zu den Pfingstferien.

 

»Na, Tine – schon aufgeregt?« Meine Freundin und Kollegin Svea tippt mir auf die Schulter, als ich kurz nach Unterrichtsschluss ins Lehrerzimmer komme. Ich schüttle den Kopf.

»Nee, ich muss noch so viel erledigen, ich komme gar nicht dazu, aufgeregt zu sein. Das Brautkleid hängt noch bei der Schneiderin, ich muss noch zur Apotheke, außerdem habe ich Bargeld bei der Bank bestellt, das muss ich nachher auch noch abholen. Na, und dann das Kofferpacken …«

»Was denn für Bargeld?«

»Dollar und Seychellische Rupien. Damit wir schon mal ein bisschen was dabeihaben, wenn wir ankommen.«

Svea grinst. »Ich dachte, du heiratest einen Banker. Da musst du doch in Zukunft wohl kein eigenes Geld mehr mitbringen.«

»Mann, jetzt fängst du auch noch so an!«, fahre ich Svea schärfer an, als ich eigentlich wollte.

Die hebt beschwichtigend die Hände. »Bitte keine Gewalt, Süße! Das sollte lediglich ein kleiner Scherz sein.«

»Tschuldigung. Ich bin da heute irgendwie empfindlich. Erst macht der Schubert so eine blöde Bemerkung, und dann fragen mich meine Kinder tatsächlich, ob ich noch mal wiederkomme, jetzt, wo ich so einen reichen Knacker heirate. Echt – wie im letzten Jahrhundert! Na ja, und dann bin ich eben wirklich gestresst.«

Svea zuckt mit den Schultern. »Was heiratest du auch auf einer fernen Insel? Wenn du Alex einfach in St. Jakobi dein Jawort geben würdest, müsstest du keine Koffer packen. Und Dollars bräuchtest du dann auch nicht. Aber so ist es eben, wenn man seinen Freunden kein rauschendes Fest gönnt und lieber allein feiert. Mein Mitleid hast du jedenfalls nicht.« Jetzt grinst sie wieder, und ich knuffe sie in die Seite.

»Gut. Dann sind wir ja quitt. Wenn ich nämlich bald bei achtundzwanzig Grad im Schatten und einer leichten Brise mit Blick auf den Indischen Ozean meinen ersten Cocktail schlürfe, werde ich auch kein Mitleid mit Menschen haben, die bei zwölf Grad und Nieselregen in Lübeck mit ihrem Hund spazieren gehen müssen.«

Wir müssen beide lachen, insgeheim denke ich allerdings nicht zum ersten Mal, dass ich mich mit Alexanders Wunsch, zu zweit an einem Strand auf La Digue zu heiraten, vielleicht etwas zu schnell einverstanden erklärt habe. Aber ich tröste mich mit dem Gedanken, dass wir dafür im nächsten Sommer eine riesige Party im Wochenendhaus von Alexanders Eltern feiern werden. Wobei Wochenendhaus die Untertreibung des Jahres ist – Landsitz trifft es da schon eher. Mit dem Hinweis auf dieses rauschende Fest ließ sich am Ende auch meine Mutter wieder beruhigen, die die Nachricht von der Seychellen-Hochzeit am Anfang gar nicht gut aufgenommen hatte.

Mein Handy klingelt. Hektisch wühle ich in meiner Handtasche, die ich gerade auf dem Tisch abgestellt habe. Ich schiebe die Spielzeugpistole beiseite, bekomme das Handy aber erst in die Finger, als es schon aufgehört hat, zu klingeln. Ohne nachsehen zu müssen, weiß ich, dass es Alex war. Schließlich hat mein Schatz einen eigenen Klingelton, der nur für ihn reserviert ist. Mit einem Rückruf muss er sich aber noch gedulden, sonst komme ich hier nie los, um meine Liste abzuarbeiten.

Ich werfe einen kritischen Blick auf meinen Tisch samt dem darauf befindlichen Postkörbchen – liegt hier noch irgendetwas rum, das ich ganz dringend mitnehmen und erledigen müsste? Nein, sieht alles gut aus. Sobald ich also Medikamente, Kleid und Geld abgeholt und noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft habe, muss ich morgen nur noch packen und Samstagmorgen heil zum Flughafen kommen. Dann beginnt mein neues Leben, mein Leben als Christine Weltenstein.

2. Kapitel

Na endlich! Ich habe schon mindestens fünfmal bei dir angerufen! Warum gehst du denn nie an dein Handy? Du bist echt schwerer zu erreichen als der Papst.«

Alexander klingt genervt. Er mag es gar nicht, wenn man ihn warten lässt. Bedenkt man allerdings, dass ich in den zwei Jahren, die wir nun zusammen sind, schon mehr Zeit damit verbracht habe, auf ihn zu warten, als ihn tatsächlich zu sehen, geschieht ihm das nur recht.

»Hallo, Schatz! Dein Vergleich hinkt schon deshalb, weil ich gar nicht katholisch bin. Ich hab das Klingeln einfach nicht gehört.«

»Kein Wunder, deine Handtasche ist ein echtes Massengrab. Wahrscheinlich liegt dein Telefon mal wieder unter mehreren Schichten von Make-up, Zeitschriften und Schülerheften«, mault Alexander.

»Als würdest du dich immer gleich melden, wenn ich anrufe.«

»Ja, aber wenn ich nicht rangehe, stecke ich meistens in einem Termin. Und meine Sekretärin erreichst du immer.«

»Ja, so ist das eben, wenn man richtig wichtig ist.« Ich muss kichern. »Aber gut zu wissen, dass ich ebenso gut alles mit Frau Weigand besprechen kann. Sollte ich also das nächste Mal den dringenden Wunsch nach animalischem Sex verspüren und dich nicht erreichen, treffe ich mich einfach mit der Weigand.«

»Haha, sehr lustig! Aber wann kommst du denn nun nach Hause? Ich hab mir heute extra den Nachmittag freigenommen, damit wir in Ruhe letzte Reisevorbereitungen treffen können. Ich könnte dich auch irgendwo einsammeln, wenn es dann schneller geht.«

»Bloß nicht! Ich habe mein Brautkleid dabei – das darfst du auf keinen Fall vor der Trauung sehen! Außerdem bin ich mit dem Auto unterwegs. Also, ich schätze mal … höchstens eine Stunde, dann bin ich da.«

Alex seufzt noch ein letztes Mal, dann legt er auf. Ich stehe inzwischen vor der Drehtür meiner Bank. Meinen Nissan Micra habe ich ziemlich kriminell halb auf dem Bürgersteig direkt vor dem Eingang geparkt. Erstaunlicherweise habe ich tatsächlich schon fast alles erledigt, was es noch zu tun gab. Nur noch kurz das Geld abholen und in den Drogeriemarkt, dann bin ich fertig. Hoffentlich geht das hier flott.

In der Schalterhalle angekommen, stelle ich mich brav an der kurzen Schlange vor der Kasse an. Nur zwei Leute vor mir, länger als zehn Minuten wird es wohl nicht dauern. Ich atme tief durch und beginne, mich zu entspannen. Bald schon sitze ich im Flieger auf die Seychellen, neben mir der Mann, den ich liebe. Dort werde ich ihn heiraten, bin endlich seine Frau und verbringe meine Flitterwochen im Paradies.

Schon komisch, wie das Leben so läuft. Als ich Alex auf der Party von Svea kennengelernt habe, fand ich ihn total unsympathisch. Typische Heuschrecke. Also, so eine mit Geld, nicht mit sechs Beinen. Ich weiß gar nicht mehr, wer ihn mitgebracht hatte, jedenfalls stand er zwischen all den Lehrern, die im Wesentlichen Lehrerinnen waren, wie ein sperriges Möbelstück, das versehentlich an die falsche Adresse geliefert worden war. Wahrscheinlich hatte eins der anderen Mädels versucht, die Männerquote etwas nach oben zu treiben. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich aber zu mir hingezogen und wich mir nicht mehr von der Seite, seit ich ihn gebeten hatte, mir auf dem Weg zum Buffet doch mal Platz zu machen. Richtig gewundert hat mich das nicht – schon zu meinen eigenen Schulzeiten war ich leider diejenige, die Sozialwaisen magisch anzog. Wahrscheinlich, weil ich es nie übers Herz bringe, Leute allein in der Ecke stehen zu lassen. Und, zack, kleben sie an mir, und ich werde sie nicht mehr los. Andererseits, Alexander war auf der Party zwar eindeutig der Außenseiter – auf dieser Veranstaltung, die optisch dem Gründungsparteitag der Grünen sehr nahkam, trug sonst niemand Sakko und Krawatte –, er war aber auch der einzig attraktive Mann weit und breit. Groß und sportlich, blaue Augen, dunkle Haare. Eine echte Sahneschnitte. Also beschloss ich, meine Ohren auf Durchzug zu stellen und mich auf seine äußeren Vorzüge zu konzentrieren. Ich nippte huldvoll an meinem Vino und ließ einen sehr langatmigen Vortrag über Firmenkäufe, Mergers and Acquisitions, Hedgefonds und was nicht alles über mich ergehen. Nach dem zweiten Glas Rotwein fing ich an, ketzerische Zwischenbemerkungen zu machen und mich als Sozialistin zu outen. Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, brachte aber ein bisschen Farbe ins Gespräch. Nach dem dritten Glas wechselten wir das Thema und sprachen über die größten Liebesfilme des amerikanischen Kinos der dreißiger und vierziger Jahre, und nach dem vierten Glas knutschten wir im Schummerlicht des kleinen Flurs vor Sveas Gästetoilette. Danach sahen wir uns fast jeden Tag. Ich lernte seine reichen Freunde kennen und mochte sie nicht, und er fand meine ebenfalls doof. Nach einem Jahr zogen wir trotzdem zusammen. Tja, und nun fliegen wir übermorgen unserem gemeinsamen Leben als Herr und Frau Weltenstein entgegen. Wer hätte das gedacht?

Apropos: Wer hätte gedacht, dass es in der Bank nun doch so lange dauert? Der erste Kunde war schnell fertig, aber die alte Dame vor mir scheint etwas ganz Kompliziertes zu wollen. Der Mann hinter dem Schalter schaut jedenfalls schon ganz angestrengt. Ich wiederum sehe kurz auf die Uhr in der Schalterhalle – tatsächlich stehe ich nun schon zwanzig Minuten hier rum. Mensch, Omi, gib Gas! Die Dame hinter mir scheint dasselbe zu denken und die Wartezeit durch besonders offensives Schlangestehen verkürzen zu wollen, jedenfalls kann ich ihren Atem in meinem Nacken spüren.

Weitere fünf Minuten vergehen. Hoffentlich habe ich nicht schon ein Knöllchen – mein Parkplatz ist wirklich nicht so doll. Oder noch schlimmer: Ein besonders gnadenloser Parküberwacher ruft den Abschleppdienst. Das könnte ich heute wirklich nicht gebrauchen. Dann müsste ich bis ganz an den Stadtrand fahren und mein Autochen für 150 Tacken auslösen. Und dann müsste Alex die restlichen Sachen allein besorgen, weil so eine Aktion natürlich Stunden dauert, ich erst nach Ladenschluss fertig werde und morgen Karfreitag ist. Und dann würde er mit Sicherheit die Hälfte vergessen, zum Beispiel meinen Damenrasierer, und ich müsste im Urlaub seinen benutzen, und sofort hätten wir Streit, weil seiner nämlich von meinen Beinhärchen angeblich stumpf wird. Und das ist nun wirklich kein Thema, über das ich mich in meinen Flitterwochen streiten möchte. Also muss das hier endlich mal schneller gehen!

Ein kurzer Blick an meiner Hinterfrau vorbei durch die Glastür: Der Micra steht noch genau dort, wo ich ihn abgestellt habe. In meiner Handtasche beginnt es zu klingeln. Alex. Klar, der wird wahrscheinlich auch langsam nervös. Von wegen selbst packen müssen und Damenrasierer. Ich lasse es klingeln. Bestimmt komme ich gleich dran. Die Omi gestikuliert mittlerweile wild. Ein bisschen schwerhörig scheint sie zu sein, jedenfalls redet sie sehr laut auf den Menschen hinter dem Kassenschalter ein, selbst aus zwei Metern Diskretionsabstand kann man sie noch ausgezeichnet verstehen.

»Junger Mann, ich muss Ihnen gar nichts glauben. Ich kenne Sie ja überhaupt nicht!«

Murmel, murmel – die Antwort des Bankangestellten kann ich höchstens erahnen, er steht schließlich hinter einer Glasscheibe. Ich glaube aber, es geht ein bisschen in Richtung »Regen Sie sich bitte nicht auf.«

»Jetzt beweisen Sie mir erst einmal, dass Sie mein Geld wirklich noch dahaben. Vorher bewege ich mich hier nicht vom Fleck.«

Murmel.

»Papperlapapp! Ihr steckt doch alle unter einer Decke – meine Söhne, die ganze Familie und die Bank. Ich weiß genau, dass ihr mich alle um mein mühsam Erspartes bringen wollt.«

O nein. Eine Grundsatzdiskussion mit einer offenbar leicht verwirrten Rentnerin. Das kann ja ewig dauern. Ich trete drei Schritte vor und spreche sie von der Seite an.

»Äh, ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber wäre es denkbar, dass Sie mich kurz vorlassen?«

Keine Reaktion. Nur der Schaltermensch rollt mit den Augen.

»Frau Strelow, ich kann ja mal eben nachsehen, wie viel Bargeld ich Ihnen jetzt spontan schon mal mitgeben kann. Würde Sie das etwas beruhigen?«

»Wieso mitgeben können – das ist mein Geld! Ich will sofort sehen, wo es ist, Sie Verbrecher!«

Ich räuspere mich. »Also, wenn der Herr jetzt Ihr Geld suchen geht, vielleicht darf ich ihn dann ganz kurz bitten, meins auch gleich mitzubringen? Weil – mein Auto steht ganz blöd vor der Tür, und bestimmt kriege ich da bald Ärger.«

Die Omi beäugt mich misstrauisch, als würde sie überlegen, ob das ein Trick ist, den der Bankmensch mit mir verabredet hat. Letzterer hebt hilflos die Hände. Wahrscheinlich fürchtet er, dass nun die nächste Wahnsinnige mit irgendeinem Unsinn kommt, und ist in diesem Moment ganz froh, durch eine Panzerglasscheibe von uns getrennt zu sein. Ich beeile mich, ihm zu erklären, dass mein Anliegen ganz unkompliziert ist.

»Wissen Sie, ich habe Fremdwährungen vorbestellt. Könnten Sie die dann nicht auch gleich …«

Bevor ich den Satz zu Ende gesprochen habe, legt die Omi richtig los. »Moment mal, Kindchen. Ich bin noch nicht fertig hier. Ich will sofort sehen, was mit meinem Geld passiert ist, sonst rufe ich die Polizei.«

Der Bankmensch seufzt, wendet sich seinem Computer zu und tippt etwas ein. Kurze Zeit später rattert unter seinem Tresen etwas, er greift dorthin und zieht ein ganzes Bündel Geldscheine hervor.

»So, Frau Strelow. Wenn Sie mal mitzählen wollen: Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun …«

In diesem Moment klingelt mein Handy schon wieder. Alex. Der mittlerweile garantiert richtig sauer ist. Zu Recht. Hektisch wühle ich in meiner Handtasche. Wo, zum Geier, ist mein Telefon? Himmel, diese Tasche ist wirklich ein Massengrab! Bestimmt geht gleich die Mailbox ran. Da – ich bekomme etwas Flaches, Hartes zu fassen und ziehe es heraus. In diesem Moment passieren mehrere seltsame Dinge gleichzeitig: Der Kassierer glotzt mich an und verfällt erst in Schnappatmung, dann in Schreckstarre, die Oma unterbricht ihren Redefluss – und die Dame, die mir eben noch fast auf den Hacken stand, macht einen regelrechten Satz zurück. Was haben die denn alle? Rieche ich auf einmal irgendwie streng?

Bevor ich noch unauffällig an meiner eigenen Achselhöhle schnuppern kann, schmeißt sich die Oma plötzlich mit einem Hechtsprung direkt in meine Arme und reißt mich dabei fast um. Dann fängt sie an zu kreischen. »Hilfe! Ein Banküberfall! Bitte, bitte, tun Sie mir nichts! Sie bekommen all mein Geld, aber lassen Sie mir mein Leben!«

Wie aufs Stichwort erwacht der Kassierer aus seiner Schreckstarre und beginnt, die eben vorgezählten Geldscheine durch den Schlitz unter der Glasscheibe hindurchzustopfen. Was, zum Geier, ist hier los? Wieso Banküberfall? Die Oma wendet mir ihr Gesicht zu. Jetzt kreischt sie nicht mehr, sondern flüstert. »Los Kindchen, schnapp dir die Kohle. Das ist die Chance! Worauf wartest du? Lass uns abhauen. Bestimmt sind die Bullen gleich da!« Dann kreischt sie wieder. »Hilfe, ich bin eine Geisel, ich bin eine Geisel!«

Ich verstehe kein Wort. Die Oma ist offensichtlich völlig durchgedreht. Komisch nur, dass das außer mir niemand bemerkt. Im Gegenteil. Ich bilde mir ein, dass der Bankmensch in diesem Moment versucht, sich möglichst unauffällig zu bücken und unter seinen Schalter zu greifen. Der wird doch nicht tatsächlich den Alarmknopf drücken? Das darf doch nicht wahr sein!

Mein Handy beginnt wieder zu bimmeln. Allerdings klingt es so, als sei es immer noch in meiner Handtasche. Wie seltsam, was halte ich denn dann in meiner Hand? Ich sehe nach unten. Es ist die Spielzeugpistole von Jan-Ole.

3. Kapitel

Die letzten Schultage vor den Ferien verlaufen ja gern mal etwas hektischer als andere, aber dieser Donnerstag schlägt sie alle: Ich fahre gerade sehr hektisch kreuz und quer durch Lübeck, angeleitet von einer Rentnerin, die sonst wohl nur als Fußgängerin in der schönen Hansestadt unterwegs ist und eine dementsprechend krause Wegbeschreibung zu ihrem Haus gibt.

Während ich versuche, nicht zu viele Einbahnstraßen von der falschen Richtung aus zu befahren, rattern die Gedanken in meinem Hirn wie Kugeln in einer wild gewordenen Bingomaschine. Warum in aller Welt habe ich Frau Strelow nicht einfach aus dem Auto geschmissen und bin abgehauen? Okay, ich konnte aus der Ferne schon die Polizeisirene hören, es war also nicht viel Zeit für Diskussionen, und die alte Dame war einfach auf den Beifahrersitz gesprungen und wollte nicht wieder aussteigen. Aber trotzdem: Kann es sein, dass ich mich gerade nur noch tiefer in die Scheiße reite? Wie soll ich das alles Alexander erklären? Immerhin könnte es für den unvoreingenommenen Betrachter so aussehen, als hätte ich soeben eine Filiale seiner Bank überfallen. Am liebsten würde ich heulen!

Um Oma Strelows Gemütsverfassung scheint es hingegen deutlich besser bestellt zu sein. Sie sitzt fröhlich grinsend neben mir, und wenn sie nicht gerade ein »Links, ach, nein, wohl doch rechts« von sich gibt, kichert sie und reibt sich die Hände. So auch jetzt wieder. »Heinzi, bald sind wir wieder daheim. Dann mache ich es genau so, wie du es dir gewünscht hast. Versprochen! In die alte Heimat, da bringe ich dich, mein Schatz!« Sie schweigt, grinst wieder in sich hinein und scheint auf die Antwort irgendeines imaginären Heinzis zu warten. Wie kann jemand, der offenbar so durch den Wind ist, eine aufgeweckte, toughe Frau wie mich zu einem vorgetäuschten Bankraub zwingen? Oder bin ich gar nicht aufgeweckt und tough, sondern fast so tüdelig wie Oma Strelow selbst? Oder noch tüdeliger? Mir wird schlecht, ich fahre an den Fahrbahnrand und halte an.

Oma Strelow schnaubt empört. »Nicht anhalten! Wir sind noch lange nicht da!«

Ich schüttle den Kopf. »Ehrlich, Frau Strelow, so geht das nicht. Ich will jetzt erst mal wissen, wo ich hier reingeraten bin. Ich meine, ich war eben leicht panisch und bin einfach losgefahren, aber je länger ich darüber nachdenke, desto schlechter erscheint mir diese Aktion.«

Oma seufzt. »Das mag ja sein, Kindchen, aber jetzt hängen Sie mit drin.«

»In gar nichts hänge ich mit drin. Ich glaube, ich fahre jetzt mit Ihnen zur nächsten Polizeidienststelle, und dann klären wir das ganze Missverständnis mal hübsch auf. Ich wollte keine Bank überfallen, und ich habe keine Bank überfallen. Ich bin nur aus Gründen, die mir selbst schleierhaft sind, an eine überdrehte ältere Dame geraten, nämlich an Sie, und die hat nur so getan, als habe es einen Bankraub gegeben. Und genau das werden wir den Damen und Herren von der Polizei jetzt mal rasch zu Protokoll geben. Ich habe heute nämlich noch was Besseres zu tun.«

Jetzt kichert die alte Strelow wieder. »Was auch immer Sie zu tun haben, Sie sollten es verschieben. Denn Sie und ich, wir fahren jetzt nach Pommern.«

Okay. Sie ist nicht tüdelig. Sie ist komplett verrückt. Ich räuspere mich. »Frau Strelow, ich fahre ganz sicher nicht mit Ihnen nach Pommern. Im Gegenteil, ich fliege übermorgen auf die Seychellen, wo ich an Ostern heiraten werde. Und zwar am Strand von La Digue den Mann meiner Träume.«

»Aber bevor Sie am Strand von La Wieheißtdasnoch stehen«, sagt Oma dynamisch, »fahren Sie erst mal mit mir an den Strand von Kolberg und helfen mir dabei, die Asche meines Traummannes in die Ostsee zu streuen.«

Bitte?!

»Sie sind ja komplett verrückt! Los, steigen Sie aus! Dann fahre ich jetzt eben allein zur Polizei und kläre die ganze Angelegenheit auf.«

Obwohl ich für meine Verhältnisse bestimmt sehr energisch klang – selbst Direktor Schubert wäre mit dieser Ansprache wahrscheinlich zufrieden gewesen –, rührt sich Frau Strelow nicht von der Stelle. Stattdessen guckt sie grimmig und umklammert mit ihren kleinen, zarten Händen fest die Plastiktüte, in die sie eben in der Bank einen ziemlich großen Haufen Hunderteuroscheine gestopft hat. Und zwar mit nur einer dieser kleinen Hände. Die andere hielt sie sehr dramatisch hoch in die Luft gereckt, während sie die ganze Zeit laut jammerte: »Tun Sie mir nichts, tun Sie mir nichts!«

»Hallo? Haben Sie nicht gehört? Raus jetzt!«

»Wieso? Sie wollen doch zur Polizei. Und da will ich auch hin, denn ich bin schließlich gerade von Ihnen als Geisel genommen worden und will eine entsprechende Aussage machen. Bankräuber wie Sie gehören schließlich hinter Gitter!«

»Was, bitte, soll das? Sie wissen doch ganz genau, dass ich keine Bank überfallen habe.«

»Ja, ich weiß das. Aber da bin ich auch die Einzige. Und somit bin ich momentan auch die Einzige, die Ihnen helfen kann. Denn wenn ich nicht sage, wie es wirklich war, werden Sie eine Menge Schwierigkeiten bekommen. Ich weiß gar nicht … wie viele Jahre Gefängnis bekommt man wohl für bewaffneten Banküberfall?«

Mir wird abwechselnd heiß und kalt. »Was, zum Teufel, wollen Sie eigentlich von mir?«

»Das habe ich doch schon gesagt. Ich will, dass Sie mit mir nach Pommern fahren. Ich will die Asche meines lieben Mannes Heinzi am Strand von Kolberg ins Meer streuen. Das habe ich ihm auf dem Sterbebett versprochen.«

»Ja, dann machen Sie das doch. Steigen Sie mit Heinzi, oder dem, was von ihm geblieben ist, in den Zug und fahren Sie in dieses Kolbad.«

»Kolberg!«

»Von mir aus auch Kolberg. Aber ohne mich. Und sagen Sie den Bullen gefälligst die Wahrheit!«

»Ich kann nicht einfach in den Zug steigen und allein dorthin fahren. Das schaffe ich in meinem Alter nicht mehr. Wahrscheinlich denken alle, dass ich das nicht bemerke, aber ich weiß durchaus, dass es Phasen gibt, in denen ich Aussetzer habe.«

»Stimmt auffallend. Zum Beispiel eben in der Bank.«

Oma Strelow schüttelt energisch den Kopf.

»Nein, das meine ich nicht. Die Idee, die ich in der Bank hatte, war brillant. Ich meine die Momente, in denen ich nicht ganz bei mir bin.«

»Ach, Sie werden tüdelig?« Na, den Verdacht hatte ich ja auch schon.

Nun wird Oma Strelow tatsächlich ein bisschen rot. Ein ganz zarter Hauch breitet sich über ihre ansonsten blassen Wangen aus. Dann flüstert sie so leise, dass ich sie fast nicht hören kann: »Von mir aus nennen Sie es tüdelig. Auch wenn ich dieses Wort verabscheue. Ich nenne es lieber abwesend. Jedenfalls kann ich eine so weite Reise nicht mehr allein machen, davor habe ich zu viel Angst.«

»Ja, sehr traurige Geschichte. Total einleuchtend, dass Sie mich da lieber als Geisel nehmen und dann so tun, als wäre es umgekehrt. Nur eine Frage hab ich noch: Wie sieht es denn mit Kindern aus? Haben Sie welche? Denn: Wenn ja, dann sollen die gefälligst mit Ihnen Papis Asche verstreuen. ICH MUSS NÄMLICH JETZT NACH HAUSE, UND ZWAR SOFORT!« Mittlerweile schreie ich, Oma Strelow zuckt zusammen und starrt mich aus aufgerissenen Augen an. Dann fängt sie an zu weinen.

»Aber das ist es ja gerade! Meine Kinder wollen nicht, dass ich verreise. Dann haben sie mich ja nicht mehr unter Kontrolle. Sie wollen mich in ein Heim verfrachten. Und dann verkaufen sie mein Haus und nehmen mir all mein Geld weg. Deswegen war ich heute auch bei der Bank – schließlich stecken die alle unter einer Decke!« Mittlerweile ist ihr Weinen in hemmungsloses Schluchzen übergegangen.

Nachdenklich betrachte ich sie, wie sie da sitzt, über die Plastiktüte gebeugt, und die gesamte Beute vollheult. Ob sie mit ihrem Verdacht recht hat? Warten ihre herzlosen Kinder tatsächlich auf die erstbeste Gelegenheit, Omi abzukassieren und einzusperren? Oder bildet sie sich das nur ein? Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Verfolgungswahn typisch für eine beginnende Demenzerkrankung ist. Ich fische Tempotaschentücher aus der Mittelkonsole und gebe ihr eins. Sie schneuzt sich laut.

»Bitte, Sie müssen mir helfen, Heinzi in die alte Heimat zu bringen. Ich verspreche Ihnen, dass ich danach alles aufklären werde. Bestimmt!«

Ich seufze, dann lasse ich den Motor wieder an. »Dazu mal eine ganz praktische Frage: Wo wird denn Heinzi gerade aufbewahrt? Müssten wir nicht eher zum Friedhof als zu Ihnen nach Hause? Und darf man eine Urne einfach so ausbuddeln?«

Oma schüttelt den Kopf. »Nein, die Haupturne bleibt im Grab. Aber es gibt noch eine kleine Urne mit einem Teil der Asche. Die steht bei mir zu Hause. Das darf man so machen, ist völlig legal. Und diese Urne holen wir jetzt, und dann streuen wir die Asche in die Ostsee.«

Apropos völlig legal: Wo bin ich da bloß reingeraten? Noch interessanter: Wie komme ich da heil wieder raus? Und zwar, ohne eine langjährige Haftstrafe zu verbüßen?

 

Fünf Minuten später haben wir endlich das Haus von Frau Strelow erreicht. Wakenitzstraße, Wasserblick, noble Adresse. Ein hübsches weißes Haus, vermutlich Jugendstil, jedenfalls ranken sich links und rechts des Vordaches zarte Blumengirlanden aus Stuck empor. Also, wenn Omis Familie die Bude verkloppt, dann gibt es jedenfalls Zaster, so viel ist schon mal klar. Vielleicht ist ihr Verdacht doch nicht ganz von der Hand zu weisen.

Sie schließt die Haustür auf, und kurz darauf stehen wir im Flur. Links von uns ziert eine Bronzeskulptur einen Mauervorsprung, rechts hängt ein riesiger Ölschinken, der ein Paar im besten Alter zeigt. Oma und Opa Strelow? Falls es sich tatsächlich um Heinzi handelt, war er jedenfalls mal sehr schneidig.

»Jan, kommst du mal?«, ruft Oma in das Haus hinein.

Jan? Von dem war bisher nicht die Rede. Ich dachte, Oma wohnt allein. Ich hoffe nicht, dass ich mich jetzt noch der Diskussion mit den lieblosen Angehörigen stellen muss. Oma Strelow geht den Flur entlang, ich folge ihr.

»Jan, wo bist du denn?«

Ich fühle mich sehr, sehr unwohl. Am liebsten würde ich sofort abhauen. Nur die Tatsache, dass ich ohne Omas Aussage momentan richtig dumm dastehe, hält mich noch hier. Wie weit es wohl ist bis zu diesem Kolberg? Muss ja an der Ostsee liegen. Aber die meisten Ostseebäder in Meck-Pomm erreicht man von Lübeck aus recht schnell. Ich schiele auf meine Uhr. Kurz nach vier. Also, selbst wenn Kolberg irgendwo bei Rügen liegt, dann müssten wir es über die Ostseeautobahn in gut zwei Stunden schaffen. Schnell die Asche verstreuen, wieder retour – also, ich sach mal, bis neun könnte ich wieder zu Hause sein. Okay, vielleicht zehn – konservativ gerechnet und mit Sicherheitspuffer, da ist dann aber auch schon drin, dass Oma Strelow vielleicht noch eine Gedenkminute einlegen will. Alex wird zwar eine Mörderlaune haben, weil er Planänderungen dieser Art hasst, aber es wird in jedem Fall noch genug Zeit zum Kofferpacken sein. Ich zupfe Oma am Ärmel, die immer noch nach dem ominösen Jan Ausschau hält. »Äh, ich geh mal kurz telefonieren.«

Vor der Haustür krame ich mein Handy hervor. Einundzwanzig Anrufe in Abwesenheit, alle von Alexander. Okay, er hat bereits eine Mörderlaune.

»Tine, WO STECKST DU?« Alex kommt fast durch den Hörer gesprungen, bevor ich noch hallo sagen kann.

»Äh, Schatz, es tut mir so leid, es gab hier Probleme … ich, hm …«

»Was denn für Probleme? Und warum gehst du nicht an dein beschissenes Telefon? Ich sitze hier seit Stunden und warte auf dich. Ich habe mir heute Nachmittag extra freigenommen!«

»Tschuldige, ich verstehe ja, dass du sauer bist, aber … aber …« Mist, die Wahrheit kann ich Alex kaum erzählen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es gut aufnimmt, dass ich gewissermaßen aus Versehen eine Filiale seiner Bank überfallen habe. Wie erkläre ich ihm also, dass es noch ein paar Stunden dauern wird?

»Was aber?«, faucht Alex ungeduldig ins Telefon.

»Ich musste noch … mein Brautkleid!« Da isser, der Geistesblitz! »Mein Brautkleid passt nicht. Also, ich habe es anprobiert, und es sitzt leider überhaupt nicht.«

»Dein Brautkleid passt nicht?«

»Ja, die reinste Katastrophe. Da komme ich nicht rein, keine Chance. Kann man auch nicht einfach ändern, ich brauche ein neues. Und das kaufe ich gerade.«

Alex schnauft wie ein asthmatisches Walross. »Das glaube ich jetzt nicht! Du kaufst ein neues Brautkleid? Mal eben so?«

»Nein, nicht mal eben so. Was bleibt mir denn anderes übrig? Ich habe sogar schon ein tolles gefunden, allerdings haben sie es hier in Lübeck nicht in meiner Größe, deshalb … muss ich mal schnell nach Hamburg fahren.«

»Du kannst doch jetzt nicht extra nach Hamburg fahren. Wir haben doch auch nur noch heute, um alles zu erledigen!« Ich höre Alex atmen. Wahrscheinlich überlegt er, ob es eigentlich eine gute Idee war, mir einen Antrag zu machen. »Hm, was hältst du davon, wenn ich mitkomme?«, fragt er. »Dann kann ich noch schnell ein paar Unterlagen beim Anwalt abgeben. Wollte ich eigentlich in die Post tun, aber wenn du jetzt sowieso fährst …«

Och nö, der ist doch sonst nicht so anhänglich! Aber es gibt ja zum Glück einen guten offiziellen Grund, Alexander hierzulassen.

»Nein, das geht auf keinen Fall, Schatz. Du darfst mein Kleid doch vorher nicht sehen! Das bringt Unglück.«

Jetzt lacht Alexander. Na, wenigstens hat er wieder bessere Laune.

»Na gut, Süße, wenn du meinst, dass du noch dringend ein Kleid kaufen musst, dann mach das. Wäre nur schön, wenn du rechtzeitig zurück bist, um mit mir in den Flieger zu steigen.«

Ich lache auch.

»Bis der abhebt, bin ich dreimal wieder da. Schließlich will ich nur nach Hamburg.«

4. Kapitel

Wieder im Haus, stolpere ich fast über einen jungen Mann, der genau in diesem Moment die Treppe aus dem oberen Stockwerk herunterkommt. Das wird wohl der ominöse Jan sein. Hübsches Kerlchen – braune, lockige Haare, dazu grüne Augen, vielleicht Mitte, Ende zwanzig. Vom Alter her also eher der Enkel als der Sohn von Oma Strelow. Um nicht über mich zu fallen, legt er eine Vollbremsung hin und mustert mich neugierig.

»Hallo. Wer sind Sie?«

Melodische Stimme, klingt allerdings ein bisschen ungewöhnlich, als ob der Typ kein Muttersprachler ist.

»Das Gleiche wollte ich Sie auch gerade fragen. Sind Sie vielleicht ein Enkel von Frau Strelow?«, frage ich hoffnungsvoll. Denn wenn dem so ist und man mit dem Typen vernünftig reden kann, dann könnte ich die ganze Angelegenheit unter Umständen jetzt unglaublich abkürzen. Ich könnte ihn überzeugen, mit seiner Omi zur Polizei zu marschieren und Opa Heinzi anschließend selbst in die Ostsee zu streuen. Doch leider schüttelt Grünauge den Kopf. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn heute mal irgendwas klappen würde.

»Nein, ich bin Jan. Jan Majewski. Ein … äh … Freund der Familie.«

»Ach so. Ich bin Tine Samstag und habe Frau Strelow nur ganz zufällig getroffen und …« Bevor ich mit meiner Erklärung noch weiterkomme, taucht Frau Strelow neben uns auf. Unter ihrem Arm klemmt etwas, das wie eine kleine, bauchige Vase mit Deckel aussieht. Das wird doch nicht etwa die Urne sein?

»So, Heinzi habe ich schon mal. Dann kann es jetzt losgehen. Jan, wir fahren nach Pommern. Du kommst mit.«

Falls der Typ jetzt überrascht sein sollte, kann er es gut verbergen, denn er verzieht keine Miene. »Gut, ich hole nur eben meine Jacke.«

»Aber beeil dich, die Polizei ist hinter uns her.«

Jan nickt und verschwindet. Seine Gelassenheit lässt mich vermuten, dass er im Hauptberuf Fluchtwagenfahrer ist, oder irgendwas in der Richtung. Eine Minute später steht er wieder neben mir, und tatsächlich hat er sich eine Jacke über sein schwarzes T-Shirt gezogen.

»Okay, kann losgehen.«

Ich seufze, gehe vor und öffne, beim Micra angekommen, die Türen. Jan hilft Oma Strelow, mitsamt den Überresten von Opa Heinzi in den Fond einzusteigen. Dann setzt er sich neben mich auf den Beifahrersitz. Ich lasse den Motor an.

»Also, erst mal Richtung Rostock, oder?« Ich sehe Jan auffordernd an. Schließlich scheint er in den Plan von Oma Strelow ansatzweise eingeweiht zu sein.

Er nickt. »Genau.«

In den nächsten zehn Minuten sagt niemand ein Wort. Im Rückspiegel kann ich sehen, wie Oma gedankenverloren die Urne streichelt. Sie wirkt völlig abwesend. Ich räuspere mich, sie reagiert nicht. Okay, vielleicht eine gute Gelegenheit, diesem Jan mal etwas auf den Zahn zu fühlen.

»Sagen Sie mal, wundern Sie sich gar nicht über unseren spontanen Ausflug?«

Er guckt mich an und grinst. »Ach, Frau Strelow hat manchmal seltsame Ideen. Kennen Sie sie näher?«

Ich schüttele den Kopf. »Nein. Ich bin ihr heute zum ersten Mal begegnet.«

»Ach so. Wissen Sie, sie ist eben sehr alt und hat ab und zu solche … äh …« Er scheint nach einem Wort zu suchen. »Anfälle. Genau, sie hat manchmal Anfälle. Da darf man sich nichts bei denken. Das mit der Polizei zum Beispiel ist typisch. Frau Strelow denkt oft, dass sie verfolgt wird. Man darf dann nicht widersprechen, sonst regt sie sich furchtbar auf. Deswegen habe ich auch nichts gesagt. Besser, wir fahren einfach eine Runde mit Opa spazieren, dann beruhigt sie sich schon wieder.«

Eine schöne Idee. Sie hat nur einen Haken.

»Wir werden tatsächlich von der Polizei verfolgt.«

Jan macht große Augen. »Oh! Wirklich? Warum?«

»Frau Strelow hat eine Bank überfallen. Gewissermaßen. Sehen Sie die Plastiktüte zu Ihren Füßen?«

Jan nickt. »Klar. Warum?«

»Da dürften ungefähr zwanzigtausend Euro drin sein. Grob geschätzt. Es war jedenfalls ein ziemlicher Haufen.«

Jan beugt sich vor, hebt die Tüte hoch und lugt vorsichtig hinein. »Wow! Und Sie haben ihr dabei geholfen?«

»Ja. Äh, ich meine: Nein. Also, na ja, irgendwie schon.«

Jan pfeift. Es klingt anerkennend. »Also, ihr beiden Mädchen habt eine Bank überfallen.«

»Nein. Haben wir nicht. Ich jedenfalls nicht. Und Frau Strelow auch nicht. Das Geld gehört schließlich ihr. Aber es sah so aus, weil ich eine Waffe dabeihatte.«

»Sie hatten eine Waffe dabei?«

»Ja, aber keine echte. Nur die Spielzeugpistole von Jan-Ole.«

»Wer ist denn Jan-Ole? Ein weiterer Komplize? Respekt, dann war das ja ein richtig großes Ding! Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.«

»Haben Sie mir nicht zugehört? Es war eben kein großes Ding. Es war gar kein Ding. Es war ein ganz blöder Zufall. Oma Strelow kann das bestätigen. Und das wird sie auch tun, sobald wir Opa Heinzi in die Ostsee gestreut haben. Danach fahren wir nämlich flugs wieder nach Lübeck, marschieren in die nächste Polizeidienststelle, Oma macht ihre Aussage, und ich fliege auf die Seychellen.«