Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, September 2013
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ISBN Printausgabe 978-3-87134-770-2 (1. Auflage 2013)
ISBN E-Book 978-3-644-11561-3
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ISBN 978-3-644-11561-3
Für Vanda, Alberto, Peter
«Da man über Rom nirgends die Wahrheit findet, darf ich hoffen, dass mir der Leser einige flüchtige Bemerkungen nachsehen wird …»
Stendhal, Römische Spaziergänge
Die Hand, dachte ich am ersten März-Sonntag des Jahres 2011 – was ist mit der Hand? Offen, leicht gebogen aus dem schwarzen Ärmel entspannt nach unten hängend, die Finger locker beieinander, weiß und weichlich, was tut die Hand des Papstes, wenn sie nichts tut? Viel erfahren wir Zuschauer über diesen Mann, ob wir wollen oder nicht, ständig werden seine Gesichter, seine Gewänder, seine Fensterbühnen gezeigt, jeden Sonntag könnte man ihn singen, sprechen und segnen hören, täglich möchten Tausende mit ihm gefilmt oder fotografiert werden, überall wird er zitiert, wird sein violettes Lächeln auf Postkarten verkauft, seine Macht beschworen, gesucht, bezweifelt, seine Rolle geliebt, geschätzt oder verachtet – aber seine Hände, nichts weiß man über seine Hände, was ist mit den Händen?
Nein, ich wunderte mich nicht, ihn so nah, wenige Meter rechts von mir, fast neben mir zu sehen, in der letzten Reihe des Kirchenraums, den alten Herrn, der nach allgemeiner Übereinkunft Papst genannt wird. Unauffällig war er gekleidet, ohne seine autoritätsverheißende Tracht, kein Gold leuchtete, kein Lila, kein Purpur, sein weltbekannter Kopf war weder mit einer auffälligen Spitzmütze geschmückt noch mit einer Kappe bedeckt, er wirkte wie ein einfacher Pfarrer oder wie ein Bischof in Zivil mit schwarzem Anzug und weißem, gestärktem Halskragen. Rechts und links neben ihm saßen zwei Priester, die man auch auf Fernsehbildern in seiner Nähe entdecken konnte, in ähnlich neutraler und schlichter Kleidung. Gesten, Blicke, Körperhaltungen, alles gut eingespielt. Irritierend war nur, dass die drei schwarzen Herren nichts taten und nicht in den Vordergrund, in die Mitte, in ein größeres Blickfeld drängten.
In einer Reihe mit ihnen sitzend, der Gang zwischen uns, war meine Perspektive nicht die beste. Da ich nicht als Gaffer auffallen und den Kopf so wenig wie möglich nach rechts drehen wollte und nur diskret hinüberschielte, sah ich das bekannte Gesicht zwischen den Gesichtern seiner Begleiter eher flüchtig und im Profil, sechs oder sieben Meter entfernt. Die Augen wandten sich darum mehr seinen Händen zu, vor allem der mir näheren linken Hand, auf dem Oberschenkel, am Knie, auf der Lehne ruhend oder den Kopf stützend, die rechte war nur dann vollständig sichtbar, wenn der alte Herr den Arm bewegte und sie etwas vorstreckte. Die Hände zogen meine Blicke an, die vermutete Müdigkeit alter und immer noch mächtiger Hände war es, über die ich ins Sinnieren kam. Und die Untätigkeit, die sie vielleicht nicht gewohnt waren, ausnahmsweise einmal nicht gebraucht für eines der jahrhundertealten Rituale des Amtes und der Würde, nicht grüßend und zum Segen erhoben, andere Hände drückend, Unterschriften mit Tinte malend, Buchseiten umblätternd, betend, Hostien oder Besteck haltend. Die ruhenden Hände, die pausierenden, die in diesen Minuten arbeitslosen Hände eines sogenannten Unfehlbaren, sie luden mich ein, sie provozierten mich nachzudenken, sie lockten, hinter ihr Geheimnis zu kommen, wenn es denn ein Geheimnis geben sollte, das sie so auffällig weich und schlaff an einem starren Körper hängen ließ, sie gaben mir Rätsel auf.
Sie verführten mich zum Handlesen aus der Ferne, wie man mir mit Recht vorwerfen könnte. Aber was bleibt einem anständigen Ketzer, der weder mit der Blindheit der Knienden noch mit dem Hochmut der Kirchenhasser geschlagen ist, was bleibt einem frühpensionierten Archäologen, der sich gelegentlich als Fremdenführer verdingt, anderes übrig, wenn er, aus welchem verzwirbelten Zufall auch immer, die Gelegenheit hat, einen Papst aus nächster Nähe zu beobachten? Wenn er diesen anekdotischen Augenblick still auskostet, nicht wissend, ob die Begegnung eine halbe Minute oder eine halbe Stunde oder länger dauern wird?
Das Studium der Hände aus geringer Entfernung, für mich war das nichts weiter als die berufliche Gewohnheit, mit Bürste und Pinsel ein Objekt zu säubern und vom Detail aufs Ganze zu schließen und, das Ganze im Blick, jede Einzelheit wieder und wieder zu prüfen. Wir sind nun mal eine komische Mischung, wir Archäologen: neugierige Scherbenputzer, Schichten- und Faltendeuter. Phantasiestark und penibel, Lateiner und Utopisten, in Geschichte so halbwissend wie in Geologie, Stubenhocker, Zeltschläfer, Staubschlucker, Detektive und Virtuosen der Enttäuschung. Wir können nur von Indizien, von Details ausgehen, müssen Säcke voll Geduld mitbringen beim täglichen Puzzlespiel: lauter fehlende Teile, dreidimensionale Rätsel, die noch keiner gelöst hat. So nahm ich auch diese Hände nüchtern und professionell in den Blick und versuchte das, was ich sah, mit dem zu kombinieren, was ich wusste, und dem, was wahrscheinlich schien im großen römischen Mosaik, wie manche sagen, oder Puzzle, wie ich meine, oder im wunderbar ungeordneten Haufen, wie man auch sagen kann, von vielfach beschriebenen, immer neu zu entdeckenden Geschichtsbrocken.
Die Hände haben meine Neugier gefordert, nicht aber der ungewöhnliche Ort, an dem die Begegnung stattfand und den andere Beobachter wahrscheinlich als befremdlich oder anstößig empfunden hätten. Was hat das Oberhaupt der Katholiken in einer protestantischen Kirche zu suchen, mitten in Rom? Diese Frage stellte ich mir nicht, eine Sensation konnte ich da nicht wittern, denn es war nicht sein erster Besuch in diesem Raum. Genau hier hatte ich ihn ungefähr ein Jahr zuvor schon einmal gesehen, damals jedoch mit allem päpstlichen Gepränge, mit abgesperrten Straßen, Polizistenspalier, Hubschrauber, Krankenwagen, Limousine, Besucherlisten, Ausweisprüfung, Taschenkontrollen, Metalldetektoren, vollbesetzten Bankreihen, aufgeregtem Getuschel, Einmarsch mit Gefolge bei vollem Orgelklang, purpurroten oder grünen Gewändern, die Farbe hatte ich vergessen, mit normiertem und dosiertem Lächeln zwischen den ernstergriffenen Protestanten, mit Kinderhändeschütteln, mit zahllosen Kameras, Mikrofonen, einem goldlackierten Theatersessel, mit frommen Wünschen, einer päpstlichen Predigt auf der lutherischen Kanzel und allgemeiner Rücksichtnahme.
Eine diplomatische Angelegenheit, ein Höflichkeitsbesuch im Gedenken an den polnischen Vorgänger, der siebenundzwanzig Jahre zuvor als erster Papst eine protestantische Kirche betreten hatte, genau diese in der Via Sicilia. Meine Frau Flavia und ich hatten ungefähr da gesessen, wo ich jetzt saß. Eine hübsche Inszenierung war das gewesen, ein sanftes Spektakel zur Beruhigung der von der Einheit der Kirche oder von Gleichberechtigung träumenden gutwilligen Protestanten, die er, wie man aus anderen Quellen wusste, verachtete. Der wird euch, hatte Flavia hinterher lachend gesagt, den fünfhundert Jahre alten Ungehorsam gegen den Schwindel mit dem Ablass nie verzeihen, der braucht euch doch, um euch immer wieder die Verantwortung für die Spaltung der Kirche zuzuschieben, warum kriegen diese Protestanten so leuchtende Augen, wenn sie dem, gerade dem die Hand geben dürfen?
So hatte es mich nicht gewundert, den prominenten Gast wieder hier zu treffen. Ich hätte mich fragen müssen, warum er nach relativ kurzer Zeit schon zum zweiten Mal an diesem Ort auftauchte, doch die Frage beschäftigte mich gar nicht. Die Bilder seines offiziellen Besuchs waren mir noch so gegenwärtig, dass ich bei dem nun allem Anschein nach inoffiziellen Besuch, ohne päpstliche Rüstung und fast inkognito, keine Aufregung oder Befangenheit spürte, sondern nur dachte: Nutze die überraschende Audienz, schau auf die Hände, was ist mit den Händen?
Unaufdringliches Orgelspiel war zu hören. Der Mann, der die Rolle des Pontifex übernommen hatte, wirkte nicht so, als fühle er sich im Zentrum allgemeiner Aufmerksamkeit. Mir kam es so vor, als sei ich der einzige unter den dreißig oder vierzig Anwesenden, der ihn mit beharrlicher, unauffällig aus den Augenwinkeln gelenkter Betrachtung würdigte. Er saß fast am Rande, schaute und schwieg. Es waren keine Kameras auf ihn gerichtet, weder die von Schultern oder Stativen getragenen Aufnahmemaschinen des Fernsehens noch die schweren Geschosse der Reporter, nicht einmal die sonst an jeder Straßenecke, in jeder Kirche, in jedem Museum hochgereckten handlichen Telefonkameras. Hier filmte und fotografierte niemand, und allein das verlieh der Szene, deren Augenzeuge ich an jenem Sonntag vor Rosenmontag, Fastnacht und Aschermittwoch wurde, etwas angenehm Altmodisches, ja Surreales.
Es gibt aufregendere Anblicke als den Papst im Profil, ich spürte wenig Neigung, auf die eine Seite eines milchigen Sorgengesichts zu starren, ich schielte nur zu den im Viertelschatten hängenden, liegenden, stützenden Händen hinüber, an deren Fingern nicht der Ring zu entdecken war, den seine Untergebenen und die Frommen zu küssen pflegen. Schalte die Hirnkamera ein, befahl ich, richte den Zoom auf die Hände. Denk an die Maler, die ihre Skizzen machen, bevor sie die Leinwand spannen, die Ölfarben mischen und zum Pinsel greifen: Ärmel, Manschetten, Finger für Finger, jedes Gelenk einer leicht gekrümmten Hand, jedes Nagelbett, die Faltenschnitte, die Adern. Denk an die verkrampft rotierenden Finger bei Raffaels Julius, an Tizians Hand des dritten Paul, den Brief in der linken Innozenz-Hand von Velázquez. Präg dir ein, was du siehst, befahl ich mir, auch ohne Zeichenstift.
Den Nachmittag eines Fremdenführers hatte ich mir anders vorgestellt. Während Flavia, nach einer Tagung am Comer See, ab vierzehn Uhr ungefähr im Bus nach Mailand, dann im Schnellzug nach Rom fuhr, hatte ich vor der Führung einer Gruppe aus Heilbronn einmal wieder allein durch die Stadt schlendern wollen, ohne den Erklärer und pseudoallwissenden Antwortgeber spielen zu müssen, ohne beflissene deutsche Zuhörer und ihren viel zu engen Stundenplan, den sie neuerdings Zeitfenster nannten. Immer der Nase nach laufen ohne die große römische Jupiter-Symphonie in den Ohren, das Allegro aus Motorenlärm, Hupen, Alarmanlagen, Baumaschinen, Rollergeknatter, Hundegebell, die Kontrapunkte aus Möwengeschrei und Telefoniergeschrei, das Crescendo der aggressiven, stinkenden oder methangezähmten Busse, die durch Schlaglöcher scheppern, das Andante des Geschiebes auf schwarzem Pflaster der Touristentrampelpfade, der gebremsten Schritte mit pausenlosen Ausweichmanövern auf Zebrastreifen und fotogenen Treppen und vor den Brunnen, die langsamen Takte zwischen Andenkenläden, Säulenansichten und Ramschtischen, die Dissonanzen der Englisch krächzenden Animierkellner und der «Capo!» rufenden schwarzhäutigen Verkäufer weißer Socken.
Sonntags wird nur die kleine Symphonie geboten, Andante cantabile, sonntags ist es langweiliger, aber nur sonntags kann ich im Zentrum freiere Gedanken fassen, Einzelheiten entdecken und mein Wissen erweitern, kann zielloser durch das Steinreich schlendern, das am siebten Tag weniger betrampelt, zugestellt, umlärmt und vom Verkehr in die Zange genommen wird als sonst. Fassaden werden nicht von Lastwagen verdeckt, Autos fahren weniger langsam und weniger nah, Bettler beschränken ihren Aktionsraum auf Kirchenstufen. Nur sonntags kann man draußen vor den Bars sitzen, ohne gleich von Afrikanern mit Papiertaschentüchern und falschen Taschen, von Bengalen mit falschen Uhren und chinesischem Spielzeug, von Rumänen mit falschen Liedern belästigt zu werden. Ich hatte an diesem Sonntag bloß das eine Ziel, um siebzehn Uhr den Ort zu erreichen, wo ich mit den Heilbronnern verabredet war, bei meiner Lieblingsreliquie, wie ich zur billigen Erheiterung der mehr oder weniger unchristlichen Bekannten und Freunde sage, dem Finger des ungläubigen Thomas in Santa Croce.
Ein römischer Schlendertag, einmal wieder von Nord nach Süd durch die ganze Parkanlage der Villa Borghese spazieren, sich an den schönsten Frauen der Welt erfreuen, ohne sie in musealer Ordnung gerahmt und verbannt zu finden. Ich hatte sie links liegenlassen in der Galleria Borghese, nur aus dem Gedächtnis einige Gemälde und Skulpturen abgerufen, die Reihe der wunderbaren Geschöpfe, die Daphnen und Danaen, die Sibyllen und die große Circe, die verschiedenen Prachtausgaben der Venus, die Damen mit Einhorn und Schwan, Proserpina und Paolina, und daneben den tanzenden Satyr und den geilen Apoll, den Lieblingsgott von Flavia, der seine linke Hand in so zarter wie entschiedener Besitzergreifung auf Daphnes Hüfte und Bauch legt und die vor dem Reich der Sinne fliehende, sich in einen Lorbeerbaum verwandelnde Schöne vergeblich festzuhalten sucht. Ich war an der hellen Fassade des Museums vorbeigelaufen und wusste dahinter das Panorama himmlischer und irdischer Lieben und weltlicher Freuden, von klugen Kardinälen oder Päpsten in Auftrag gegeben, war unter Pinien und sterbenden Palmen über Wege und die Wiesen geschlendert und hatte meine eigene Galerie der prächtigen Damen zusammengestellt, Brescianinos Venus neben Correggios Danae, Berninis Daphne, Fontanas Minerva und Tizians Himmlische, Bilder, die ich auch jetzt nicht vergessen, nicht fortschieben konnte, als ich mich unter biederen Ornamenten und einem goldenen protestantischen Mosaikhimmel aus der Zeit des Ersten Weltkriegs in der unerwarteten, ungewohnten Nähe eines Papstes befand.
Keine zweihundert Meter von Tizians «Amor sacro e amor profano» entfernt hatte eine etwa sechzigjährige Dame, die einst eine Schönheit gewesen sein musste, ihren hysterischen Kläffer immer wieder mit «Amore!» befehligt, und erst als ich an ihr vorbei war, hatte ich die Komik begriffen und gleichzeitig zu grübeln begonnen. Ihr Gesicht, es kam mir bekannt vor, war das vielleicht jene Sandra oder Alessandra oder Alexia, mit der ich vor Jahrzehnten während des ersten römischen Praktikums eine halbe Nacht lang auf den Treppen vor Sant’Agostino gesessen und über wer weiß was geredet hatte und der ich gefolgt war, als es zwei Uhr schlug? Gewiss ein Irrtum, es hätte in dem Blickwechsel zwischen uns, als das Amore-Tier mir an die Beine bellte, wenigstens einen winzigen Moment der Irritation oder der Befangenheit geben müssen. Wisch das weg, keine Vergangenheitsgrübelei bitte, keine Amore-Nostalgie, entschied ich jetzt, es war einfach eine ältere Frau, die einst jung gewesen ist wie ich.
Frau mit Hund, eine banale und oft gesehene Szene, ein sprechendes Bild für den neuen Hundekult, über den ich ganze Vorträge halten könnte: Die Verhundung Roms und die Vertreibung der Katzen am Übergang vom zwanzigsten zum einundzwanzigsten Jahrhundert. Die Verzehnfachung der Hunde in den letzten fünfzehn Jahren. Die Hundemode als Indiz für den Verfall Italiens, so weit hätte ich den Übermut treiben können, wenn nicht die Rede vom Verfall ein Italien-Gemeinplatz wäre. Nur das Elend der Dattelpalmen hatte nichts mit dem Verfall Italiens zu tun, der unersättliche rote Palmrüssler war aus Spanien eingewandert. Was ging mich dieser Käfer an, ich versuchte die Gedanken zurückzuzwingen in die Kirche, in der ich saß und den bescheidenen Vorsatz gefasst hatte, mich auf ein einziges Objekt zu konzentrieren, die linke Hand.
Aber die erst vor wenigen Minuten aufgerufenen Bilder der Schönen liefen im Hintergrund weiter, schwer zu steuern und nicht zu beherrschen, als wollten sie der päpstlichen Anwesenheit trotzen. Und es wehrte sich auch Lord Byron dagegen, beiseitegeschoben zu werden, den ich eben besucht hatte am Südrand des Borghese-Parks auf seinem Denkmal mit den Versen «Fair Italy, thou art the garden of the world …» Der Dichter, von den eigenen Zeilen ergriffen, auf die Via Veneto hinunterschauend, die Stadt mit seiner Begeisterung in Besitz nehmend, «O Rome! my country! city of the soul!», ein Ur-Tourist, ein unermüdlicher Schwärmer, der aus dem dreckigen Rom des frühen neunzehnten Jahrhunderts, aus der dumpfen Priesterdiktatur ein Garten- und Seelenparadies erdichtet hatte. Byrons poetisches Pathos traf schon damals daneben, traf die heutigen Wirklichkeiten noch weniger, gerade deshalb gefiel er mir in seiner abgehobenen, fast lächerlichen Pose, in seiner rombesoffenen Selbstspiegelung.
SS