Anika Landsteiner
So wie du mich kennst
Roman
Roman
FISCHER E-Books
Anika Landsteiner (*1987) schaut genau hin: Ihr ist es wichtig, die Empfindungen und Erlebnisse fremder Menschen selbst zu fühlen. Als Autorin, Journalistin und Podcasterin kann sie nur so authentisch sein. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich die Münchnerin privat wie auch beruflich mit gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, vor allem gegenüber Frauen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die komplexen Geschichten dieser Menschen – das, was sie beschäftigt, was ihnen widerfährt, was sie ausmacht.
Mehr über die Autorin finden Sie hier:
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Instagram: @anikalandsteiner
Podcasts: ÜberFrauen und -exklusiv bei Podimo- Bleibt unter uns- der Podcast über Tabus
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Was wissen wir wirklich über die, die wir am meisten lieben?
Das Leben von Karla ist stehengeblieben. Sie trägt eine Urne nach Hause, darin die Asche ihrer Schwester Marie. Und plötzlich ist nichts ist mehr so, wie es einmal war. Marie war Karlas Seelenverwandte, ihr Kompass in diesem Chaos, das sich Leben nennt.
Und während sich dieses Chaos um sie herum einfach weiterdreht, reist Karla nach New York, um dort die Wohnung ihrer Schwester aufzulösen. Als sie Fotos findet, die so verstörend wie alltäglich sind, fragt sie sich, wie gut sie Marie wirklich kannte. Die Schwester, die so ganz anders lebte als sie. Die erfolgreich und selbstbewusst war. Was Karla auf den Bildern sieht, verändert ihren Blick auf Marie und ihren Blick auf sich selbst.
Erschienen bei FISCHER E-Books
© 2021S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Dieses Werk wurde vermittelt durch die AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur, München.
Die Zitate im Buch stammen aus dem Artikel Last Will and Testament of a Broke New Yorker von Eva Victor, veröffentlicht am 10.Juli 2019 bei der Online-Ausgabe des The New Yorker, New York, USA.
Der direkte Link: https://www.newyorker.com/humor/daily-shouts/last-will-and-testament-of-a-broke-new-yorker (Stand: Juli 2020). Übersetzt wurden die Zeilen von Anika Landsteiner.
Hinweis: Dieser Roman wurde vor dem Ausbruch von Covid-19 entwickelt. Als sich die Pandemie abzeichnete, war der Roman inhaltlich bereits abgeschlossen. Autorin und Verlag haben sich bewusst dazu entschieden, den Inhalt nicht zu verändern.
Covergestaltung: Hauptmann u. Kompanie Werbeagentur, Zürich
Coverabbildung: T.S. Harris / Bridgeman Images
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-491374-2
Für meine Freundinnen
Time heals nothing by itself
Scheiß schöne Aussicht.
Ich lehnte mich gegen die Beifahrertür und kniff die Augen zusammen. Mein Wagen war stehen geblieben, direkt an der Schönen Aussicht, so wurde das hier genannt. Erst war mein Leben stehen geblieben und nun auch der Polo, hier oben auf dem Hügel.
Die Gegend kannte ich wie meine Westentasche. Rechts von der schmalen Straße der kleine Parkplatz, zum Stehenbleiben und Fotografieren, direkt dahinter fielen weiche Sommerfelder sanft ab, auf denen Apfelbäume standen. Links von der Straße erstreckte sich ein kleines Waldstück. Vor mir öffnete sich ein Tal, darin eingebettet ein in die Länge gezogener Ort, den man über einige Serpentinen erreichte. Ich wusste genau, wann man in welchen Gang schalten musste, um die Kurven so gleichmäßig wie möglich zu fahren.
Das Dorf setzte sich zusammen aus einer kleinen Neubausiedlung, einem Dorfkern mit ein paar restaurierten Fachwerkhäusern und einer frisch asphaltierten Hauptstraße. Es gab einen Bäcker – »beim Bäck« –, wo die angebrannten Backwaren zum selben Preis verkauft wurden wie die intakten, und Frau Riedel, die in siebter Generation den Laden führte, dazu starken schwarzen Filterkaffee ausschenkte, es gab eine Gaststätte – »Zum Hirschen« – mit drei Fremdenzimmern, es gab einen Spielplatz, einen Kindergarten, eine freiwillige Feuerwehr und einen Fußballverein, der entweder in die Kreisliga aufstieg oder in die Kreisklasse abstieg. Der kleine Kiosk, an dem ich mir zu Schulzeiten immer Fruchtgummischnüre gekauft hatte, war seit einigen Jahren geschlossen. In der Dorfmitte stand ein Nussbaum mit ausladender Krone und einer Holzbank darunter, auf der immer jemand saß. Beschäftigt mit dem vorbeiziehenden Leben. Nur eines der Häuser verfiel schon über die Jahre hinweg, und da sahen alle dran vorbei, was leicht war, weil es zur Hälfte hinter Bäumen verborgen stand. Vielleicht war das Dorf tatsächlich so außerordentlich hübsch hergerichtet, wie es letztes Jahr in der Rede des Bürgermeisters geheißen hatte, als es zum schönsten Dorf im ganzen Landkreis gewählt worden war. Die nächstgrößere Stadt hieß Seekirch, mit zwanzigtausend Einwohnern, wo ich zur Schule gegangen war und seit kurzem wohnte. Die große weite Welt lag weit weg von hier. Dort, wo vor Jahren meine Schwester ihren Platz gefunden hatte.
Ein warmer Wind strich über meine nackten Arme. Obwohl ich mein ganzes Leben genau hier auf dem Land verbracht hatte, fühlte sich alles um mich herum fremd an. Ich war nur kurz weg gewesen, zurück kam ich jedoch mit einer Urne. Alles, was ich kannte, hatte auch meine Schwester gekannt, und die Umrisse meines Lebens hatte ich immer aus einer gewissen Gewohnheit heraus betrachtet. Nichts war je neu gewesen, da hatte auch die frisch asphaltierte Straße nichts dran geändert. Doch jetzt war plötzlich alles anders.
Mein Auto sprang nicht mehr an. Mein Handy-Akku war leer. So sollte nun meine Heimreise enden, nachdem ich vor elf Stunden in New York ins Flugzeug gestiegen war. Mir blieb nichts anderes übrig, als die letzten Kilometer zu laufen. Ich presste einen Daumen in die flache, schmale Holzmaserung der Urne und fuhr daran entlang. Ein paar Nadelbäume neigten sich im Wind. Alles in Schräglage, und auch mir wurde schlecht. An einem ganz bestimmten Punkt wusste man immer, dass man sich übergeben würde. Galle drang durch meine Speiseröhre nach oben, und dann erbrach ich eine milchige Flüssigkeit. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich die kleinen Speichelflecken auf der Urne sah. Ich wischte die Oberfläche sauber, dann schloss ich die Augen. Alles dahinter war gleißend hell. Vogelgezwitscher. Ein Traktor in der Ferne. Das Rascheln von Blättern. Auf Anhöhen wie dieser stand die Zeit still. Ich presste meine zuckenden Lider zusammen, und die unerträgliche Helligkeit zerfloss zu Beige. Die Farbe meines neuen Lebens. Die Farbe der Sonntagshose meiner Mutter und der Anglerweste meines Vaters.
Meine Eltern. Sie warteten zu Hause. Auf mich und auf die Asche meiner Schwester. Also lief ich los.
Unteroberheim. Siebenhundertdreizehn Einwohner laut der Eintragung im Gemeindeverzeichnis. Schweißtropfen rannen mir die Wirbelsäule entlang, als ich am Ortsschild ankam und neben den drei großen Containern der Altkleidersammlung stehen blieb. Das Laufen hatte mich angestrengt, und die Urne aus massiver Eiche war schwer. Es gab keinen Griff, sie war schließlich nicht zum Herumtragen gemacht. Urnen wurden in die Erde gelassen, in Steinmauern eingeschlossen, und manchmal standen sie auf einem Kaminsims, zumindest in Filmen.
Bis zur ersten Kurve der Hauptstraße begegnete ich niemandem. Nur ein Auto fuhr langsam an mir vorbei, doch das Kennzeichen gehörte zu einem anderen Landkreis.
Wer auf dem Land lebte und alle Sinne beisammen hatte, baute Schutzmechanismen auf. Sonst landete man schneller in der lokalen Presse oder wurde Mittelpunkt des Dorfgesprächs, als einem lieb war. Ich wusste das, denn ich war die lokale Presse. Ich wusste alles, was hier passierte, selbst das, was ich nicht wissen wollte oder wissen sollte, und der kleine Rest, der an mir vorbeiging, wurde mir von meiner Mutter mit Sauerbraten am Sonntag serviert. Schon immer hatte ich andere lieber beobachtet und über sie geschrieben, bevor sie es über mich tun würden: über eine bevorstehende Hochzeit, eine Mitgliedschaft im Schützenverein, eine Geschäftsaufgabe.
Es war Donnerstagmittag, und als die Hoffnung in mir aufkeimte, es tatsächlich zum Haus meiner Eltern zu schaffen, ohne jemandem zu begegnen, erkannte ich in einiger Entfernung zwei Menschen. Sie saßen unter dem großen Nussbaum auf der Bank. Ich hätte kurz vor ihnen abbiegen und über die Maistraße zur Neubausiedlung gehen können, das halbe Dorf umrunden bis zum Haus meiner Eltern. Doch dazu fehlte mir die Kraft.
Ich stemmte die Urne in meine linke Hüfte, ging weiter und hoffte, sie würden es bei einem Zurufen belassen. Als Rosalinde aufstand und ein paar Schritte auf mich zuging, senkte ich den Kopf.
»Karla!«
Ich nickte in ihre Richtung. Ihre dunkelrot gefärbten, kurzen Haare schimmerten im Sonnenlicht. Sie legte sich eine Hand auf das ausladende Dekolleté einer verwaschenen Bluse mit Leopardenmuster-Print.
»Wo kommst du denn her?«
»Von der Schönen Aussicht.«
Ich versuchte, die Urne hinter meinem Rücken zu verstecken, doch ich hatte Angst, sie würde mir herunterfallen. Ich setzte meinen Gang fort, Rosalinde ging nun neben mir.
»Wann bist du denn gelandet, Schätzelchen? Was ist mit deinem Auto?«
»Liegen geblieben.«
Als ich den Baum erreichte, grüßte ich Edgar. Er starrte auf die Urne. Ich wollte gerade langsam weiterlaufen, da sagte er, sich auf seinen Stock stützend: »Ist sie das?«
Ich fixierte seine alten, nackten Füße, die in schwarzen Plastiksandalen steckten. Rosalinde schlug mit der flachen Hand auf seinen Oberarm.
»Soll ich dir das abnehmen?«
Sie streckte die Arme nach der Urne aus, und ich warf ihr einen verwirrten Blick zu.
»Oder soll ich dich heimfahren?«
Ich rang mir ein Lächeln ab. »Danke, aber jetzt hab ich es ja gleich geschafft.« Dann wandte ich mich ab, spürte Tränen in mir aufsteigen.
»Ach, wär die Marie nur daheimgeblieben. Oder wenigstens in München, da wär das nicht passiert«, sagte Rosalinde.
Wahrscheinlich sollte ich die Bemerkung über meine Schwester hören, damit ich stehen blieb und ihnen ein Stück meiner Tragödie abgab.
Marie starb vor drei Wochen in Manhattan, an der Ecke East 12th Street und 2nd Avenue, nachdem sie eine rote Ampel übersehen hatte und von einem Pick-up erfasst wurde. Sie hatte ihren Tod selbst verschuldet. Und das hätte ihr in jeder anderen Stadt genauso passieren können.
Seit drei Wochen fragte ich mich, woran sie gedacht hatte, als sie über die rote Ampel joggte. Sie ging oft joggen, und wenn ich sie besuchte, dann holte ich in der Zeit Frühstück. Nur einmal war ich mitgelaufen, deshalb kannte ich ihre Strecke, doch bei ihrem Tempo kam ich nicht mit. Marie bog immer an denselben Ecken ab, sie kannte Joe, den sie grüßte, während er das Ladengitter seines Comicshops hochschob und ihr zuwinkte, sie kannte alle Ampeln auf der Strecke. Marie musste abgelenkt gewesen sein. Und nichts wollte ich lieber wissen als den Gedanken, der sie das Leben gekostet hatte.
Ich bog in den Mühlenweg ein, an dessen Ende das Haus meiner Eltern stand. Das Haus mit dem blauen Zaun. Vor vielen Jahren hatte Marie einmal den Schuppen unseres Vaters durchstöbert und, als sie einen Eimer blaue Farbe fand, beschlossen, sich nützlich zu machen, indem sie dem Gartenzaun einen frischen Anstrich verpasste. Der Zaun war weiß gewesen, wenn auch die Farbe an manchen Stellen bereits abgeblättert war. Meine Schwester stapfte mit dem Farbeimer nach draußen und fing an, die einzelnen Holzstäbe zu bepinseln, und zwar so enthusiastisch, dass der Zaun des Nachbarn von der Farbe ebenfalls etwas abbekam. Während ich mit Puppen spielte, las oder fernsah, stellte Marie Streiche an. Auch wenn sie in unserer Familie als weibliches Pendant des Michel aus Lönneberga galt, wurde sie weder gescholten noch irgendwo eingesperrt.
»Ich wollt halt dem Papa helfen«, hatte sie mir nach dem Streichen des Zauns gestanden.
Ich nahm sie dann wie immer in den Arm und erklärte unseren Eltern, was passiert war. Niemand konnte ihr böse sein. Mein Vater strich daraufhin den Nachbarzaun neu und vollendete Maries Werk, indem er die blaue Farbe übernahm. Und unser Haus, das lindgrün verputzt war, tauften wir auf den Namen »Villa Kunterbunt«. Meine Schwester und ich fanden damals, es war das schönste in der ganzen Straße.
Und das war es auch heute noch. Ich wischte mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, als ich vor dem offenen Holztürchen stand. Ich trat hindurch und schloss es von innen. Seit Tagen verschloss ich alles, das offen war. Ich ging den schmalen Kiesweg zur Haustür und stemmte ein letztes Mal die Urne in die Hüfte, meine Finger waren kurz davor, zu verkrampfen, mein Unterarm brannte, und mein Nacken schmerzte.
Ich streifte meine Sandalen ab und lief barfuß über die kühlen Fliesen. Im Flur war es dunkel, der Geruch von Apfelkuchen lag in der Luft. Dann betrat ich die Küche. Sie saßen nebeneinander auf die Eckbank gezwängt. Meine Eltern und meine Tante, alle drei standen auf, als sie mich sahen, doch beim Anblick der Urne setzte sich meine Tante wieder. Mein Vater kam zu mir und legte den Arm um mich. Mein großer Vater mit dem vollen, weißen Haar, der seine Träume, Wünsche und oftmals auch seine Meinung hintenanstellte, um für seine Familie zu sorgen. Er blickte mich aus seinen müden, graublauen Augen an, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen, und auch jetzt, in der allerschlimmsten Zeit seines Lebens, wirkte er lediglich matt und erschöpft. Sogar den Schmerz stellte er hinten an. Ich wusste, was in ihm tobte, ich sah es ihm an. Vielleicht weinte er auf seinen langen Waldspaziergängen, die er allein machte, seit ich denken konnte. Wenn er von ihnen zurückkehrte, fielen mir manchmal seine geröteten Augen auf, und wenn ich ihn fragte, was los war, dann schob er sie auf eine Allergie, auch im Winter.
»Da bist du ja.« Er strich mir über meine heiße Wange.
Meine Mutter, klein und üppig und auch heute mit Schürze, betrachtete die Urne wie einen Fremdkörper, von dem sie nicht wusste, ob er hierhergehörte. Auch sie hatte ich selten weinen gesehen. Seltsam, wie mir in diesem Moment auffiel, dass Marie meiner Mutter immer etwas nähergestanden hatte als meinem Vater, bei dem ich das Gefühl hatte, über alles sprechen zu können. Wenn ich je eine Erinnerung herauspicken müsste, die das Verhältnis von Marie und Mama sowie Papa und mir zeigte, dann saß in meiner Vorstellung Marie zusammen mit Mama in der Waschküche, wo auch Mamas Nähmaschine stand, und schneiderte Faschingskostüme für das Vierteltrinken – eine Tradition, die es nur in Unteroberheim gab. Und ich sah Papa und mich, wie wir im Wald Pilze sammelten, Spaziergänge entlang der Felder machten oder im Garten werkelten – Hauptsache draußen. Als hätten Marie und ich uns unbewusst aufgeteilt, und jetzt würde ich diese klaffende Lücke zwischen meinen Eltern allein ausfüllen müssen. Ich wusste nicht, ob ich reichte.
Weil ich die Urne nicht mehr halten konnte, drückte ich sie meinem Vater in den Arm und umarmte meine Mutter, deren steifer Körper sich erst zusammenzog und dann etwas entspannte.
»Ich hab sie heimgebracht«, sagte ich, und da fielen mir im Stehen die Augen zu.
Marie hatte es geliebt, wenn Jeans an den Enden ausfransten, deswegen hatte sie immer die Säume aufgeschnitten. Sie konnte gut Dialekte nachahmen, doch weigerte sie sich, Fränkisch zu sprechen, und war vollkommen immun dagegen, obwohl unsere Eltern es taten. Sie liebte fettiges Essen und mochte keine Schokolade. Wenn eine fremde Person auf einer Party nach ihrer Telefonnummer fragte, Marie sie jedoch nicht rausgeben wollte, sagte sie »nein, danke«.
Marie war nie in Athen gewesen, obwohl ihr manchmal im Traum die Akropolis erschien. Sie hatte als Kind einige Mittelohrentzündungen gehabt, und aufgrund ihres vernarbten Trommelfells hörte sie auf dem rechten Ohr etwas schlechter als auf dem linken. Marie liebte Astrologie und fragte alle, die sie kennenlernte, nach ihrem Sternzeichen, Aszendenten, Deszendenten und in welchem Zeichen ihr Mondknoten stand (Letzteres konnte kaum jemand beantworten). Wenn ihr etwas nicht gefiel, sagte sie das sofort, was manche Menschen vor den Kopf stieß. Marie hasste Brettspiele, doch sie liebte Charade. Sie war nur spontan, wenn sie abschätzen konnte, dass es sich lohnte. Wenn es nach dem Berufseignungstest gegangen wäre, wäre Marie Bibliothekarin geworden; nachdem sie das erfahren hatte, sperrte sie sich ein ganzes Wochenende lang in ihr Zimmer ein. Sie las alle Werke von Chimamanda Ngozi Adichie mehrfach und träumte davon, die Schriftstellerin eines Tages zu fotografieren. Mit vierzehn spannte sie einer Bekannten den Freund aus, was sie jedoch abstritt. Sie schwärmte für Billy Joel, was sie ebenfalls nicht zugab. Marie weinte schnell, doch genauso schnell fing sie sich wieder. An ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag flog sie über die Datumsgrenze und hatte genau genommen nur zwei Stunden Geburtstag. Sie gehörte zu den Menschen, die bei Koriander nur Seife schmeckten. Und sie bekam nach eigenen Angaben Kopfschmerzen, wenn sie die Farbe Orange sah.
Marie hatte eine Schwäche für deutsche Vorabendserien, die sie beim Arbeiten im Hintergrund laufen ließ, wenn sie mal wieder befürchtete, ihre Muttersprache zu verlernen. Sie hielt ihr Geld nicht zusammen; vor allem gab sie es jedoch für Freunde aus – sie lud andere gern ein und verschenkte Dinge ohne Anlass. Sie hatte nie eine Physalis probiert.
Marie verbrachte einmal gemeinsam mit ein paar Freunden eine Nacht im Gefängnis, weil sie in Manhattan an einer Demo gegen Trump teilgenommen hatte, die nicht ganz so friedlich verlaufen war wie angekündigt. Wenn sie sich eingeschüchtert fühlte, gab sie sich distanziert, was manche Menschen als Arroganz wahrnahmen. Einmal war sie zu einer Filmpremiere eingeladen und wurde während der Afterparty von Leonardo DiCaprio um ein Date gebeten, was sie jedoch höflich ablehnte. Seitdem spendete sie jährlich für seine Umweltorganisation. Ihr sturer Kopf stand ihr oftmals im Weg, doch ihre flinke Intelligenz war ansteckend. Genauso wie ihr tiefes, ehrliches Lachen.
Ich vermisste meine Schwester. Es gab keinen Moment, in dem ich es nicht tat, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Zeit das jemals entzerren würde. Ich hatte Bücher über Verlust gelesen, Filme gesehen, Geschichten gehört, und doch stand ich ganz am Anfang. Am Ausgangspunkt des Leugnens, der hochmütigen Überzeugung, dass mir so ein Unglück nie passieren würde. Obwohl es mir längst passiert war. Wir hatten so viel Zeit gehabt, und nun hatte ich sie ganz für mich allein und wusste nicht, wohin damit. Und wohin mit mir.
Am Tag der Beerdigung, einen Tag nach meiner Rückkehr, war der Rasen im Garten meines Elternhauses frisch gemäht. Das wunderte mich nicht, war ich doch in einer Familie aufgewachsen, in der das Haus – und im Sommer auch der Garten – auf Vordermann gebracht wurden, sobald sich Gäste ankündigten. Meine Mutter hatte sich seit der Nachricht von Maries Tod von einer Übersprunghandlung in die nächste geflüchtet. Und diese Phase hatte bereits vor meinem Abflug nach New York angefangen. Wie lange sie noch andauern würde, wussten wir nicht. Sie kochte, wusch und putzte. Nachts buk sie. Im Kühlschrank standen drei Bleche Käsekuchen, und obwohl ich es kaum aushielt, ihr dabei zuzusehen, konnte ich sie ebenso wenig davon abhalten. Jeder ging anders mit Trauer um. Meine Mutter wusste anscheinend nicht, dass man etwas, das im Inneren klebte, nicht am Äußeren wegwischen konnte. Der Zeitpunkt des Stillstands würde kommen, sagte ich mir, wenn sie um Papa und mich herum Staub saugte, wir die Füße hoben und uns ratlos dabei ansahen.
Während meine Eltern die Gäste bewirteten, setzte ich mich auf die warme Steinstufe, die in den Garten führte, die geschlossene Verandatür im Rücken. Über die letzten Stunden hinweg waren in der Küche und im Wohnzimmer viele Leute ein- und ausgegangen. Verwandte, ehemalige Schulkameraden, Leute aus dem Dorf, die nur mal reinschauen wollten. Alle hatten sich nacheinander auf der Holzeckbank oder der durchgesessenen Sofagarnitur zusammengedrängt, Leberknödelsuppe, kalte Bratenstücke und Kuchen verschlungen, während ich damit beschäftigt war, zu atmen.
Jetzt waren die meisten gegangen, nur ein paar Familienmitglieder saßen noch zusammen. Als meine Tante sich darüber empörte, dass Marie mit ihrem ungewöhnlichen Lebenslauf und ihrer Karriere als Fotografin nie zur Ehrenbürgerin von Unteroberheim ernannt worden war, ging ich nach draußen.
Und hier saß ich nun, in einem gelben Sommerkleid, das ich vor ein paar Tagen in Maries Kleiderschrank in New York gefunden hatte. Vor vielen Jahren war es einmal meins gewesen. Jetzt roch es nach ihr, und ich fragte mich, wie lange noch.
In der Küche ging ein Glas zu Boden. Ich stemmte mich gegen die Verandatür und legte meiner Mama die Hand auf die Schulter, wir beide zitterten. Sachte schob ich sie zur Seite, dann kehrte ich die Scherben zusammen.
»Elfi, komm zu mir«, sagte meine Tante zu ihrer Schwester, doch meine Mutter spülte einfach weiter. Dem nach vorn gebeugten, verkrampften Rücken konnte ich seine Anspannung ansehen. Ihr kurzes, dunkelgraues Haar lag weich und in kleinen Löckchen am Kopf.
»Was wohl aus Karli wird ohne Marie«, flüsterte mein Cousin seiner Mutter zu, doch ich konnte es hören, und da wäre ich am liebsten nach Hause in meine eigene Wohnung gefahren. Eine unnötige Anspielung darauf, dass ich innerhalb meiner Familie manchmal dafür belächelt wurde, zweimal im Jahr zu Marie zu fliegen und jeden Tag mit ihr zu telefonieren. Papa winkte bei solchen Kommentaren immer ab, er sagte dann, wie glücklich er über unsere schwesterliche Verbindung war. Im Kindesalter hatten Marie und ich uns sogar recht ähnlich gesehen, vielleicht, weil ich nur anderthalb Jahre älter war als sie. Geblieben war das gleiche honigblonde Haar, doch ich war heute einen Kopf größer als sie, ihre Augenfarbe Grün, meine Graublau.
Die Bemerkung meines Cousins loderte in mir. Ich war nun die, die übrig blieb. Von heute an unvollständig war. Mit meiner Verbindung zu Marie spürte ich einen Schmerz in mir, der mich zu zerreißen drohte. Eine Kraft, die uns auseinanderzerrte, denn ein Teil gehörte nun woandershin, war weg, und doch für immer hier. In mir, neben mir, an mir dran.
Für einen Moment schien es, als würden alle in der Wohnküche, die unter der Bemerkung meines Cousins fast zusammenzubrechen schien, plötzlich innehalten und einen kollektiven Schmerz spüren. Mein Blick wanderte und traf den meines Vaters. Sein Stück Kuchen hatte er nicht angerührt.
»Wär sie doch nur hiergeblieben«, sagte meine Tante dann, und ich erinnerte mich daran, dass das auch Rosalinde gesagt hatte. Ich fragte mich, ob das alles sein würde, was man in diesem Dorf zu Maries Tod zu sagen hatte.
»Karla?«
In der Küchentür stand Max, er hielt einen Strauß Wildblumen in der Hand. Meine Mutter, die neben ihm stand, sagte: »Du hast Besuch.« Als wäre ihr gar nicht aufgefallen, wie viel Besuch wir bereits hatten. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich wieder wie sechzehn, als derselbe Mann, damals noch ein Junge, schon einmal mit einem Blumenstrauß in der Hand an genau diesem Platz gestanden und meine Eltern gefragt hatte, ob er mich in die Mehrzweckhalle zum Discoabend ausführen dürfe. Damals nannten wir ihn alle noch Maxi.
Ich nahm ihm den Strauß ab und nickte in Richtung der offenen Verandatür, um aus dem Sichtfeld der anderen zu rücken. Max ging nach draußen, und ich stellte die Blumen in eine Vase. Sie wirkten so echt und lebendig zwischen den Schnittblumen aus dem Supermarkt und den Gestecken, die allesamt in Vasen und Bierkrügen auf der Küchenanrichte standen. Dann ging ich ebenfalls nach draußen, zog die Tür hinter mir zu und setzte mich neben Max auf die Steinstufe.
»Ich möchte nur sagen, dass –«
»Bitte sag’s nicht.«
Er sagte es nicht.
»Wie schlägst du dich durch?«
»Das ist der andere Satz, den du nicht sagen sollst.«
Max schien genauso überfordert wie wir alle. Auch, weil er in einem Anzug steckte. Das machte ihn immer zusätzlich nervös. Er trug seinen Anzug – schwarz, eine halbe Nummer zu groß – nur bei Hochzeiten und Beerdigungen, und da ich jedes Mal an seiner Seite gewesen war, hatte ich ihn insgesamt fünfzehn Mal darin gesehen. Seit Jahren brauchte er einen neuen, doch jetzt, wo sowieso alle unsere Freunde verheiratet waren, würde er ihn nur noch zu Beerdigungen tragen, und an solchen Tagen – an Tagen, wie der heutige einer war – musste der Anzug nicht ganz passen, da durfte Stoff verrutschen, denn das Leben war es nun auch.
»Ich funktioniere«, sagte ich. »Zumindest solange ich mich um alles kümmern muss. In ein paar Tagen fliege ich wieder nach New York.«
»Warum?«
»Weil sich irgendjemand um ihre Wohnung kümmern muss. Und den ganzen Papierkram.«
»Kann dir niemand helfen? Sie hatte doch Freunde da. Und was ist mit …«, er senkte die Stimme, »… Hans und Elfi, kommen die auch mit?«
»Mama springt von einer Sache zur nächsten. Für das hier«, sagte ich und deutete hinter mich in Richtung Küche, »hat sie zehn Kuchen gebacken. Wenn der Moment kommt, in dem sie aufhört, wird sie wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch haben.« Ich sah ihm seine Skepsis an. »Mama ist dreiundsiebzig, Papa fünfundsiebzig. Und sie waren nie bei Marie in New York. Ich werde mir unbezahlten Urlaub nehmen. Dem Sommerloch sei Dank.«
Eine Weile sahen wir uns in die Augen. Ich wartete darauf, dass er anbot, mitzukommen. Max bot immer irgendwem seine Hilfe an, sogar mir, obwohl wir uns vor einem halben Jahr getrennt hatten. Doch er schwieg.
»Deine Eltern und dein Bruder waren vorhin auch schon da.« Das wusste er natürlich.
Schweigen.
»Sie hat dich immer sehr gemocht.« Auch das wusste er natürlich.
Marie war so unzufrieden mit unserer Trennung gewesen, und ich hatte mir über Wochen hinweg anhören müssen, dass ich die schlechteste Entscheidung meines Lebens getroffen hätte. Aber Marie wohnte seit einigen Jahren nicht mehr hier, und man verlor den Blick für Einzelnes, wenn man nur ab und an nach Hause kam. Dann sah man nur das, was man in so kurzer Zeit sehen wollte. Ich war immer glücklich gewesen mit Max, doch in den letzten Jahren hatte mich mehr und mehr das Gefühl überkommen, nicht mit meinem Partner das Bett zu teilen, sondern mit meinem besten Freund. Manchmal hatte ich nachts wachgelegen, ihn stundenlang angestarrt und mich gefragt, ob ich ihn noch liebte, und dann, ob er mich noch liebte, weil ich mich nicht daran erinnern konnte, wann er es zuletzt gesagt hatte.
In den Monaten nach unserer Trennung liefen wir uns häufig über den Weg. Beim Faschingsumzug von Seekirch, über den ich wie jedes Jahr berichten musste, bei mehreren Geburtstagen gemeinsamer Freunde, am Ostersonntag in der Kirche, zu der ich immer meine Eltern begleitete, und im einzigen Frühstückscafé, wo es nicht nur bergeweise Wurst- und Käseaufschnitt gab, sondern auch Birchermüsli oder Pancakes, die ›amerikanische Pfannkuchen‹ hießen. Wenn man sein ganzes Erwachsenenleben zusammen war, würde man sich auch für den Rest des Lebens kennen. Zumindest war das hier bei uns so.
Die Gespräche mit Max fehlten mir in den letzten Monaten am meisten, und gleichzeitig wusste ich, dass die Trennung das Richtige gewesen war. Wir liebten uns einfach nicht mehr so, wie wir es uns, vielleicht noch immer, wünschten. Nach sechzehn Jahren wohl eine schmerzliche, aber normale Nebenwirkung.
»Sprich da nicht für mich«, sagte Max bei einer unserer vielen Streitereien am Ende. Doch ich war mir sicher, dass es ihm genauso ging, er nur nicht ehrlich zu sich selbst war. Ich hatte sie gespürt, die Abwesenheit von Liebe. In den fehlenden Berührungen und in der Art, wie er mich nicht mehr angesehen hatte.
Doch jetzt lächelte er mich an. Erst zaghaft, und als ich es erwidern konnte, fühlte sich seine Anwesenheit wieder vollkommen normal an. Er legte einen Arm um mich, ich meinen Kopf auf seine Schulter.
»Ich will nach Hause«, rutschte es mir heraus. So wie Ehrlichkeit herausrutschte, wenn jemand neben einem saß, den man bereits sein halbes Leben lang kannte. »Aber mein Auto steht auf der Schönen Aussicht.«
»Ich fahr dich.«
Max öffnete die Beifahrertür, und ich ließ mich auf den Sitz fallen. Der Geruch im Wageninneren, eine Mischung aus seinem Aftershave und frischen Holzspänen, war mir so vertraut. In diesem alten Renault verschmolz meine Vergangenheit mit meiner Gegenwart, und beide waren angefüllt mit allem, was sich niemand wünschte. Abschiedsschmerz. Und die vielen einzelnen Stufen der Entwöhnung von einem Menschen.
Wir fuhren im Schritttempo den Mühlenweg entlang und bogen dann in die Neubausiedlung. Ein riesiges Haus neben dem anderen, in jedem wohnte ein Paar in meinem Alter. Es gab einen Kamin und dimmbares Licht, es gab Induktionsherde und Fliesenböden, es gab mindestens zwei Zimmer, die offiziell als Arbeits- oder Sportzimmer dienten, tatsächlich aber in nur wenigen Wochen in Kinderzimmer umgewandelt werden könnten. Alle Häuser hatten einen schicken grauen Anstrich in verschiedenen Abstufungen und einen Garten, der aus kurz geschnittenen Rasenflächen bestand, daneben Terrakottakübel mit irgendwas drinnen. In einer Ecke stand immer ein Grill aus Edelstahl, in dem sich das schöne Leben spiegeln konnte. Ich wohnte allein in einer Zweizimmerwohnung, war Single und hatte den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren. Ich lebte ein Leben so weit entfernt von der Neubausiedlung, dass ich lediglich daran vorbeifahren konnte.
Max bog auf eine schmale Straße, deren Schlaglöcher ich im Schlaf kannte. Sie verlief zwischen zwei weiten Rapsfeldern und führte von Unteroberheim zur Bundesstraße. Am Fenster zog der Sommer vorbei. Eine kleine Marie fuhr auf ihrem Fahrrad einen Feldweg entlang, sie trug eine Jeanslatzhose, die ich bis zu diesem Moment vollkommen vergessen hatte. Sie winkte mir zu, ihr Haar flog im Wind. Ich drehte mich zu Max.
In sein Profil hatte ich mich als Erstes verliebt. Wir waren bereits ein paar Jahre befreundet gewesen, doch als er mit sechzehn meine Hand genommen hatte und wir zur Mehrzweckhalle liefen, wusste ich ganz genau, dass er der hübscheste Junge weit und breit war. Aber spüren konnte ich es erst, als ich ihn zwei Stunden später dabei beobachtete, wie er gegen Jens, der zwei Klassen über mir war, Pingpong spielte; recht geschickt, denn in der einen Hand hielt er den Schläger, in der anderen einen Becher, gefüllt mit einer gruseligen Alkoholmischung. Whisky Cola wahrscheinlich. Weil ich mit meinen Freundinnen auf den zur Seite geschobenen Tischen saß und den beiden beim Spiel zusah, konnte ich Max in Ruhe beobachten. Und kam zu dem Entschluss, dass alles an seinem Gesicht schön war. Die großen hellen Augen, die feine Nase, das perfekt geschwungene Kinn. Aber es war sein Profil, das mich vollkommen verrückt machte.
»Ich hab dir nie richtig ›Danke‹ gesagt, Max. Stattdessen bin ich einfach in Tränen ausgebrochen.«
»Danke wofür?«
»Die Urne.«
Ich sah, wie er nach den richtigen Worten suchte.
»Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hab’s gern gemacht. Aber es war alles, was ich tun konnte.«
Max war Schreiner und hatte sich vor wenigen Jahren zusammen mit einer Innendekorateurin selbständig gemacht. Sie hatten ihr Büro in Würzburg, aber er verbrachte die meiste Zeit hier auf dem Land, wo er auf dem Hof seiner Eltern schon immer seine Werkstatt hatte. Die Urne für Marie hatte er selbst entworfen, trotz des Massivholzes wirkte sie aufgrund ihrer leicht zulaufenden Form filigran. Sie war so perfekt, wie eine Urne es sein konnte.
Zehn Minuten später parkte er den Wagen vor meiner Wohnung und schaltete den Motor aus. »Ich fahr mit dem Achim zur Schönen Aussicht, und wir schauen mal, ob wir den Polo wieder in Gang kriegen.«
»Nein.« Ich wollte nicht abweisend klingen, musste es aber. »Ich kümmere mich darum.«
»Karli.«
Es war Monate her, dass er mich so genannt hatte. Der Spitzname, den mir mein Vater in Kindheitstagen gegeben hatte und der dann von allen Familienmitgliedern und Freunden übernommen wurde. Eine Verniedlichung, die ich nie wirklich gemocht hatte, was jedoch niemand wusste.
Ich schnallte mich ab und öffnete die Tür. »Danke Max. Ich schaff das alleine.«
»Bist du dir sicher?«
Nie zuvor war ich so unsicher gewesen. Wie schnell sich doch die Dinge drehten, wenn das Leben von außen plötzlich angeschoben wurde. Wenn Zeit und Raum eine völlig neue Bedeutung bekamen. Wenn man von einer schmalen Straße zwischen zwei Feldwegen auf eine Bundesstraße bog.
Ich nickte.
Meine Wohnung war stockdunkel. Alle Jalousien heruntergelassen. Alles war sauber und aufgeräumt, und so hatte ich es nicht hinterlassen. Mein Kopf arbeitete langsam, und der Jetlag, den ich nun zweifach ignoriert hatte, kroch mir immer tiefer in die Knochen. Mama hatte auch hier geputzt.
Ich ging in die Küche. Die Anrichte war sauber, der Boden gewischt, da waren ein paar Flecken von Tomatensoße gewesen, daran konnte ich mich erinnern. Im Schlafzimmer war mein Bett frisch bezogen, darauf lagen Handtücher, meine Unterwäsche und Socken, zusammengerollt oder zu kleinen Päckchen geformt.
Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich aufs Sofa. Es hieß, die Wohnung spiegelte den Charakter wider. Besser: die aktuelle Gemütslage. Ob ich in den nächsten Tagen alles verwüsten würde? Oder ob auch ich mein Innerstes zusammenfalten und irgendwohin verstauen konnte, bis ich Zeit haben würde, mich damit auseinanderzusetzen?
Ich hatte keinen Hunger, obwohl ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Mein Körper war so verwirrt, dass er lediglich auf Sparflamme lief. Ich wollte etwas essen, weil ich wusste, dass es notwendig war, aber es ging einfach nicht. Stattdessen zog ich mich einfach aus und legte mich ins Bett. Normalerweise schlief ich nicht nackt, doch meine Wohnung war stickig, und nichts machte gerade Sinn, auch nicht, noch mal aufzustehen und die Fenster zu öffnen. Ich griff zu meiner Handtasche, die neben mir auf dem Bett lag, und suchte nach Maries Handy. Das Glas des Displays war vom Unfall zersplittert, und das Gehäuse hatte einige Schrammen abbekommen, doch das Handy funktionierte noch. Und quoll über mit Nachrichten und verpassten Anrufen. Anscheinend hatte sich noch nicht überall herumgesprochen, was passiert war, und in der kleinen Notiz über den Unfall in zwei Zeitungen war ihr Name nicht erwähnt worden.
Ich gab den Sicherheitscode ein, und die Sperre öffnete sich. Schon immer hatten wir unsere Passwörter und Zahlencodes ausgetauscht. Unsere Beziehung war barrierefrei gewesen. Eine von vielen Selbstverständlichkeiten, die sich über die Jahre hinweg nie verändert hatte, auch nicht, als ein Ozean zwischen uns lag.
Ich öffnete Instagram und tippte auf Maries Profil. Hier gab es nichts Neues zu sehen. Ich hatte Stunden auf ihrem Social-Media-Profil verbracht, seitdem mir im Krankenhaus ihr Handy und Schlüsselbund in einer verschlossenen Plastiktüte überreicht worden waren. Die App konservierte einen Ausschnitt von Maries Leben, und auch wenn vieles davon nicht echt war, so war es doch meine Schwester, meine Schwester, meine Schwester, die diese Fotos online gestellt hatte. Etwas von ihr konnte ich noch festhalten. Es lag in meinen Händen, ihre Spuren verschwinden zu lassen oder nicht.
Das letzte Foto hatte sie am zweiten Juli hochgeladen, wenige Tage vor ihrem Tod. Es zeigte sie Arm in Arm mit Lynn, einer guten Freundin. Beide lachten in die Kamera. Die Aufnahme war ein verschwommener Schnappschuss, den sie ohne Begleittext hochgeladen hatte. Ich klickte zum wiederholten Male auf den Geotag The High. Die Karte von Manhattan öffnete sich. Die Bar lag nur zwei Blocks von ihrer Wohnung im East Village entfernt, doch ich kannte sie nicht. Sie musste neu sein, denn ich flog zweimal im Jahr nach New York, weshalb ich Maries Wohngehend mittlerweile eigentlich recht gut kannte. Seit Jahren hatte ich keinen anderen Urlaub mehr gemacht. Weder mit Max noch mit Freunden, geschweige denn irgendwo anders.
Das Foto mochte ich sehr und nahm mir vor, Lynn, die ich in ein paar Tagen wiedersehen würde, nach diesem Abend zu fragen. Ich schloss die App und öffnete dann den Fotoordner. 8675 Bilder aus den letzten zwölf Monaten.
Ich überflog die letzten Bilder. Beim Durchscrollen blieb ich an einem hängen, das stark vergrößert und demnach sehr verpixelt wirkte. Den Blick erkannte ich trotzdem sofort, er ging von Maries Feuerleiter aus in einen kleinen Hinterhof, der von drei weiteren Häusern umschlossen war und in dem lediglich Mülltonnen standen. Der Bildausschnitt zeigte ein Fenster schräg unterhalb der Feuerleiter und dahinter einen Mann und eine Frau. Das waren die Nachbarn gegenüber. Sie schrien sich offenbar an. Seltsam, dachte ich mir, dass Marie die beiden während eines Streits fotografiert hatte. In die Privatsphäre anderer war sie eigentlich nicht eingedrungen.
Ein Ehepaar Ende dreißig, das eingezogen war, als ich Marie zuletzt Mitte April besucht hatte. Ein kühler, aber sonniger Frühlingstag, wir saßen in Decken gehüllt und mit einer Flasche Rotwein auf der Feuerleiter, redeten, spähten ab und an hinüber und sahen den beiden beim Einzug zu. Sie küssten sich immer wieder leidenschaftlich, und als sie schließlich übereinander herfielen und bei offenen Fenstern und angeschaltetem Licht zwischen den Umzugskartons Sex hatten, sagte Marie: »Die wollen gesehen werden. Das ist die Sorte Paar, die das braucht.«
Die Ehe unserer Eltern war für meinen Vater die zweite. Er war mit Mitte dreißig von seiner Frau verlassen worden, Hals über Kopf war sie nach Nürnberg gezogen mitsamt den beiden Söhnen. Ein paar Jahre später lernte er meine Mutter bei einem Weinfest kennen. Die war bis dahin immer allein gewesen, zumindest wusste ich nichts von einem früheren Partner, mit dem es jemals ernst gewesen wäre. Sie hatte in einem Tante-Emma-Laden, den es längst nicht mehr gab, gearbeitet und war in ihrer Freizeit überall im Dorf eingespannt gewesen: im Pfarramt der Gemeinde, beim Faschingsverein, als Kellnerin bei den Weinfesten im Sommer und im Herbst.
Als sie dann mit vierzig mit mir schwanger wurde, hörte sie auf zu arbeiten, half jedoch weiterhin überall dort aus, wo sie gebraucht wurde. Mit Maries Geburt ging Mamas Vorstellung einer vollkommenen Familie dann in Erfüllung – wenn auch für ihre Generation recht spät. Obwohl Marie und ich im Wissen über unsere Halbgeschwister aufwuchsen, bekamen wir von ihrer Existenz nie wirklich etwas mit. Sie lebten in einer Welt außerhalb von unserer, ohne dass das jemand so beabsichtigt hatte. Es war einfach so. In Maries und meiner kindlichen Vorstellung begann das Leben unserer Eltern erst mit unserer Geburt.
Ich beschloss, regelmäßig nach meinen Eltern zu sehen, bevor ich zurück nach New York fliegen würde. Zwei Tage nach der Beerdigung fuhr ich gegen halb zwölf mittags zu ihnen. In der Küche war niemand. Ich schaltete die Herdplatte zurück und rührte die Suppe vom Vortag um. Der vertraute Geruch der Gemüsebrühe und der aufkochenden Knödel aus Leber, Semmeln, Eiern und Zwiebeln stieg mir in die Nase. Auf der Küchenanrichte lag zwischen den vielen Blumensträußen ein dicker Stapel Kondolenzschreiben. Ich schaute die Absender durch und legte die Umschläge wieder weg, als meine Mutter hereinkam.
»Du bist ja scho da«, sagte sie abwesend, ihr Blick entglitt mir.
Sie trug eine dunkelblaue Stoffhose mit Gummizug und ein weißes Langarmshirt, auf Höhe der Brust waren gesprenkelte Fettflecken. Sie zog ihre Schürze aus und hängte sie an einen Haken hinter der Tür.
Mir war immer bewusst gewesen, dass sie Marie und mich liebte, es jedoch selten sagte oder gar zeigte. Als wir klein waren, war das anders gewesen. Sie hatte uns überallhin mitgenommen. Ich konnte mich an Nachmittage bei der Friseurin zwischen Lockenwicklern und Bauklötzen erinnern oder an das stundenlange Einkochen von Marmelade im Keller, bei dem wir beim Abfüllen in die Einmachgläser helfen durften. An ihre vielen Küsse, die mein Gesicht bedeckten, und auch daran, wie sie uns oft kitzelte, und später, als wir älter waren, das sanfte Streichen über unsere Köpfe, während wir unsere Hausaufgaben am Küchentisch machten. Irgendwann hörte das alles auf. Die Nähe, die Aufmerksamkeit, das Einbeziehen in ihre Welt. Dann schlang sie lediglich ihre Arme um uns, wenn wir weinten oder an unseren Geburtstagen. Warum, verstand ich bis heute nicht. Ich wusste nur, dass diese schleichende Veränderung an einem ganz bestimmten Tag begonnen hatte.
Mein Vater kam zur Tür herein, blass mit abstehendem, grau-weißem Haar. Er ließ sich mit einem leisen Seufzen auf die andere Seite der Eckbank fallen. Das Holz knarzte.
Meine Mutter stellte den großen Suppentopf in die Mitte des Tisches und setzte sich ebenfalls. Marie war seit Jahren Veganerin gewesen, und wenn ich sie besuchte, ernährte ich mich zumindest fleischlos. Es war mir unangenehm, dass gerade Leberknödelsuppe – auch wenn sie unser Lieblingsgericht aus Kindheitstagen war – beim Leichenschmaus serviert worden war. Wobei ich wusste, dass meine Mutter den Gästen nichts Veganes hätte vorsetzen können oder gar wollen.
Wir aßen, ohne uns dabei zu unterhalten, und mitten in das Schweigen setzte sich nun auch Marie. Oder vielmehr ihr Fehlen. Das tat sie schon lange, weil sie bereits seit Jahren nicht mehr in unserer Nähe gewohnt hatte, aber wenn man wie ich gerade in Erinnerungen feststeckte, fühlte es sich an, als wäre sie erst vor ein paar Tagen gegangen. Diesmal jedoch mit Pauken und Trompeten und für immer.
Als Marie und ich Kinder waren und wir mit unseren Eltern in Stille zu Mittag aßen und dabei nur die große, tickende Standuhr im Wohnzimmer zu hören war, machte Marie immer Schmatzgeräusche. Um mich zum Lachen zu bringen und meinen Vater zu ärgern, der jegliche Essensgeräusche nicht ausstehen konnte. Ich konnte hören, wie sie die Suppe durch die kleine Lücke zwischen ihren Schneidezähnen schlürfte, ich sah ihre wachen Augen zwischen uns dreien hin- und herflitzen, ich hörte mein eigenes Giggeln.
Meine Suppe verschwamm. Ich legte den Löffel weg und sagte: »Harry hat mir unbezahlten Urlaub bewilligt. Ich schau heute Abend nach einer guten Verbindung und flieg dann nächste Woche oder so.«
Mama faltete die Hände in ihrem Schoß. »Ich kann net mit.«
»Das musst du auch nicht, Mama. Ruh dich aus, und bis ich wieder da bin, geht’s uns allen besser.«
Eine Lüge. Meine Mutter zupfte an ihrem Daumennagel.
»Karli, wir können des auch anders regeln«, sagte mein Vater. »Wir können die Wohnung räumen lassen, und dann soll die Lynn die persönlichen Sachen zusammenpacken und schicken, und wir zahlen des alles.«
Ich stellte mir vor, wie mein Papa auf der Bank hinter dem Haus in der Sonne gesessen hatte, die Füße trotz der Wärme in seine Pantoffeln gesteckt, und überlegt hatte, wie er mir irgendetwas abnehmen konnte.
»Ich mach das schon, Papa. Ich will das auch für mich machen.«
Als ich wieder zu meinem Löffel griff, legte meine Mutter ihre Hand auf meine, und ich erstarrte unter ihrer Berührung. Sie drückte sie ganz leicht und sah mir in die Augen. Meterhohe, durchsichtige Wellen standen darin. Würden sie ihren Kummer hinwegspülen, wenn sie sich nur trauen würde zu weinen?
»Bitte komm wieder heim. Versprichst du des mir?«
»Ich versprech’s.«
Gegen halb neun am selben Tag färbte sich vor meinem offenen Wohnzimmerfenster der Himmel pink, und ich buchte eine teure Direktverbindung von Frankfurt nach New York. Dieser dritte Flug innerhalb von drei Wochen riss ein Loch in meinen Geldbeutel, auch weil mir nun zwei unbezahlte Monate bevorstanden.
Es war egal. Wer wusste schon, ob mein Leben irgendwann so weitergehen würde, wie ich mir das mal vorgestellt hatte, und ob ich das dann überhaupt wieder wollen würde. In diesem seltsamen Zwischenstadium, in dem ich mich gerade befand, war alles egal, was nicht mit Marie zu tun hatte. Vor allem das Hier, das Jetzt und der Rahmen drum herum.
Nun konnte ich fliehen. In den kommenden Wochen Marie noch einmal ganz nah sein. In ihrer Wohnung leben, mich in meinem eigenen Tempo von ihr verabschieden. Auch wenn mich der Gedanke an die Reise ermüdete und ich Angst hatte vor der Stadt – Maries Stadt, die ich nur gemocht hatte, weil ich sie mit außergewöhnlichen Besuchen bei meiner Schwester verband. Dieses New York gab es nicht mehr.
Die pinkfarbenen Schleier hinter dem gegenüberliegenden Haus gingen in ein sattes Rot über. Der Himmel über Seekirch wirkte angezündet, und die Vögel zwitscherten so laut, dass ich sie auch dann noch hörte, wenn ein Auto vorbeifuhr.
Es klingelte an der Wohnungstür. Ich ignorierte es. Es klingelte noch mal. Ich stand auf und öffnete die Tür.
»Unten war offen«, sagte Max.
Wir setzten uns an den Küchentisch, und er zog erst eine Flasche Tequila und dann eine Flasche Weißwein aus seinem Rucksack.
»Keine Angst, ich hab dir nicht nur das mitgebracht«, sagte er und hielt beide Flaschen in die Luft. »Du hast die Wahl zwischen Totalabsturz oder, na ja, weicher Landung?«
Ich verschränkte die Arme.
»Max, ich weiß das echt zu schätzen. Dass du hier auftauchst und irgendwas probierst, von dem du glaubst, dass es mir helfen könnte –«
Er stellte die Flaschen ab und hob die Hand. Dann griff er in seine Hosentasche und legte einen Ring, meinen Ring, zwischen uns auf die Tischplatte. Silbern, mit einem eingefassten, milchweißen Mondstein. Vorsichtig nahm ich ihn in die Hand.
»Du hast ihn gefunden.«
Max ließ mir einen Moment Zeit, bevor er sagte: »Er lag hinterm Bett. Weißt du, wann ich ihn gefunden hab?«
Ich blickte auf.
»Am neunten.«
Freude und Schmerz vermischten sich. Den Ring hatte ich von Marie zu meinem dreißigsten Geburtstag bekommen.
»Der Mondstein repräsentiert Weiblichkeit, und den Mond magst du sowieso am liebsten«, hatte sie gesagt.
Ich drehte ihn hin und her, der Edelstein schimmerte. Vor einem knappen Jahr hatte ich ihn verloren, und jetzt hatte ihn Max an Maries Todestag hinter seinem Bett gefunden. Das einmal unseres gewesen war.
»Danke, Max.«
Er nickte. Ich steckte den Ring an, es fühlte sich merkwürdig an, ihn nach so langer Zeit wieder zu tragen.
»Ich hätt jetzt wohl doch gerne einen Schluck. Von der weichen Landung.«
Es war dunkel geworden. Der Wein fast leer, meine Zunge pelzig. Das Fenster noch immer offen, ein Halbmond schien schwach herein. Draußen war es still. Ich dachte an die Sirenen New Yorks, die mich in drei Tagen wieder wachrütteln würden, und daran, dass man in Manhattan immer irgendetwas hörte, wenn die Fenster offen waren. Ich mochte die Stille hier auf dem Land. Ich mochte es, zu wissen, dass es ein Zeitfenster gab, in dem alle ins Bett gingen oder sich zumindest leise verhielten. Im Sommer richtete ich meinen Alltag nach dem Sonnenstand, was bedeutete, dass ich Max längst hätte rauswerfen und ins Bett gehen müssen. Doch ich blieb sitzen.
»Wir haben übrigens den Auftrag bekommen. Von dem Architekturbüro in Bamberg. Zehn Tische mit Stühlen, Lampen und eine Sitzgarnitur im Eingangsbereich. Alles nach unseren eigenen Entwürfen.«
Ich brauchte einen Moment, dann erinnerte ich mich.
»Glückwunsch«, sagte ich und verschwand wieder.
Wir schwiegen.
»Es geht also weiter. Einfach so.«
»Was, Karli?«
»Das Leben«, sagte ich.
»Es geht nicht einfach weiter, nur weiter.«
Ich pulte am Etikett der Flasche. »Wie soll man denn weitermachen?«
Max lehnte sich über den Tisch. Er griff nicht nach meiner Hand.
»Als wir sechzehn waren, sind die Moosbauer-Brüder gegen den Baum in der Kaltenhofer Kurve gefahren. Weißt du noch? Wie der Achim wochenlang nicht geredet hat, und dann eines Morgens ist er aufgestanden und zur Arbeit gegangen, und von da an war alles wieder in Ordnung?«
Ich zog ein Stück des Flaschenetiketts ab und fing an, es zwischen meinen Fingern zu rollen. Der Unfall der Moosbauer-Brüder, der eine erst siebzehn, der andere neunzehn, war eine der größten Tragödien des Landkreises gewesen. Achim, Max’ Bruder und der beste Freund des Älteren, war in der freiwilligen Feuerwehr und hatte mitgeholfen, beide aus dem wie eine Ziehharmonika zusammengefalteten Wagen herauszuschneiden.