Und die Welt war jung

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1928–2019

Die Kölner

Gerda Aldenhoven

Jahrgang 1902. Gerda sei eine Frau, die keine Konventionen kenne. Über diesen Satz ihrer Hamburger Freundin Elisabeth muss Gerda dann doch lächeln. Stimmt es denn? Ein weites Herz hat sie auf jeden Fall und nicht nur für ihre Liebsten. Zusammen mit ihrem Mann Heinrich, den beiden Kindern und Heinrichs Kusinen lebt sie am Pauliplatz im Kölner Stadtteil Braunsfeld.

 

Heinrich Aldenhoven

Jahrgang 1892. Den heiligen Heinrich nennt ihn seine Kusine Billa. Ja, Heinrich ist ein beständiger Mensch und das Leben für ihn eine ernste Angelegenheit. Er hat sich immer in der Verantwortung gefühlt, bei den Eltern, den Schwestern, von denen ihm nur die jüngste geblieben ist. Bei Gerda und den Kindern. Sogar bei seinen Kusinen, die seine Geduld manchmal arg strapazieren. Deren Vater gründete einst zusammen mit Heinrichs Vater die Galerie Aldenhoven, die Heinrich mittlerweile führt. Doch die Geschäfte laufen schlecht, nach dem Krieg fehlen den Menschen die Wände für die Bilder. Das Geld reicht kaum, um für all diejenigen zu sorgen, die auf ihn zählen.

 

Jahrgang 1929 und Jahrgang 1930. Die Kinder von Heinrich und Gerda.

 

Billa und Lucy Aldenhoven

Heinrichs unverheiratete Kusinen. Seit ihre Klettenberger Wohnung in einer Bombennacht verlorengegangen ist, leben sie bei Heinrich und Gerda am Pauliplatz. In Heinrich sehen sie das sorgende Familienoberhaupt.

Die Hamburger

Elisabeth Borgfeldt

Jahrgang 1900. Von ihrem Mann liebevoll Lilleken genannt. 1912 haben sich Gerda und Elisabeth, zehn und elf Jahre alt, kennengelernt, in Timmendorf am Ostseestrand. Seitdem sind sie lebenslange Freundinnen. Anders als ihr Mann Kurt nimmt Elisabeth die Dinge oft schwer. Vor allem quält sie das Schicksal ihres Schwiegersohns, der noch immer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Fünf Jahre ist der nun schon vorbei, doch Elisabeth will und kann die Hoffnung nicht aufgeben.

 

Kurt Borgfeldt

Jahrgang 1896. Als Werbeleiter bei der Sparkasse ist Kurt nicht nur, aber auch für die Auswahl der Sparbüchsen verantwortlich. Den unzuverlässigen Herrn Borgfeldt nennt man ihn gelegentlich, wenn er mal wieder zu spät zu einer Sitzung kommt. Kurt schätzt die Leichtigkeit, manchmal hat er das Gefühl, als Einziger in seiner Familie. Ein

 

Nina Christensen, geborene Borgfeldt

Jahrgang 1920. Die Tochter von Elisabeth und Kurt. Ihr Mann Joachim Christensen, den sie Jockel nennt, wird seit dem März 1945 in Russland vermisst. Noch gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Doch Elisabeth und Nina wollen die Hoffnung nicht aufgeben. Kurt dagegen hat den Eindruck, dass diese Hoffnung vergebens ist und sie sich damit nur quälen.

 

Jan Christensen

Ninas und Joachims Sohn. Gezeugt während eines Heimaturlaubs im April 1944, hat der mittlerweile Fünfjährige seinen Vater nie kennengelernt.

 

Vinton Langley

Nina begegnet dem jungen Engländer auf einer Silvesterfeier 1949/1950. Vinton kam 1948 als Korrespondent für den Manchester Guardian nach Hamburg. Mittlerweile arbeitet er für die von der britischen Militärregierung gegründete Zeitung Die Welt.

 

June Clarke

Ninas Arbeitgeberin und Freundin. Zusammen mit ihrem Mann Oliver betreibt die Engländerin ein Übersetzungsbüro am Hamburger Klosterstern. June nimmt gerne Menschen unter ihre Flügel und hisst ab und zu auch schon einmal zum Lunch die Cocktailflagge.

Margarethe Canna, geborene Aldenhoven

Jahrgang 1906. Heinrichs Schwester ist ihrem Mann Bruno ein Jahr nach Hitlers Machtergreifung in seine italienische Heimat nach San Remo gefolgt. An der Riviera führt sie ein komfortables Leben, doch das Familienvermögen verwaltet ihre Schwiegermutter, eine Abhängigkeit, die Margarethe quält.

 

Bruno Canna

Margarethes Mann. Seine zukünftige Frau lernte Bruno kennen, als er in einem Kölner Museum als Kurator tätig war. An Margarethe liebt er unter anderem, dass sie anders als seine Mutter frei von jeglichem Dünkel ist. Doch abgesehen von seiner Ehe geht Bruno gerne den Weg des geringsten Widerstands. Wenn er auch ab und zu kühne Vorhaben im Herzen trägt, umsetzen tut er sie selten.

 

Gianni Canna

Margarethes und Brunos einziges Kind. Gianni wurde 1930 noch in Köln geboren, bevor seine Eltern nach Italien zogen. Zweisprachig aufgewachsen, bewegt er sich in beiden Welten mit Leichtigkeit und seinem ganz eigenen Charme, dem sogar seine strenge Großmutter erliegt.

 

Agnese Canna

Brunos Mutter und Margarethes Schwiegermutter. Seit dem Tod ihres Mannes, Bruno Canna senior, im Mai 1945 steht sie dem Blumenhandel der Familie Canna vor. Agnese hat dabei klare Vorstellungen, wie die Dinge zu laufen haben. Nur ihr jüngerer Sohn Bixio genießt Narrenfreiheit bei ihr.

 

Anders als sein älterer Bruder Bruno hat Bixio die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt und arbeitet im Blumenhandel der Familie. Doch ansonsten hält Bixio nicht viel davon, Verantwortung zu übernehmen.

 

Donata Canna

Bixios Frau. Obwohl sie eine San Remeserin ist, einen leichten Stand hat auch Donata nicht bei der Schwiegermutter, die sie ein trockenes Täubchen nennt. Denn Donata ist immer noch kinderlos trotz ihrer nun bald zweiunddreißig Jahre. Agnese ist ganz und gar nicht zufrieden mit der Fruchtbarkeit ihrer Schwiegertöchter. Und um die Ehe zwischen Donata und Bixio steht es schlecht.

 

Carla Bianchi

Eine junge Frau aus Giannis Freundeskreis.