Sigmund Freud
Band 4:
Zur Psychopathologie des Alltagslebens
Über Vergessen, Versprechen, Vergreifen, Aberglaube und Irrtum
Fischer e-books
Sigmund Freud, 1856 in Freiberg (Mähren) geboren, wandte sich nach dem Medizinstudium während eines Studienaufenthalts in Paris der Psychopathologie zu. Anschließend beschäftigte er sich in der Privatpraxis mit Hysterie und anderen Neurosenformen. Er begründete die Psychoanalyse und entwickelte sie fort als eigene Behandlungs- und Forschungsmethode sowie als allgemeine, auch die Phänomene des normalen Seelenlebens umfassende Psychologie. 1938 emigrierte Freud nach London, wo er 1939 starb.
Gesammelte Werke in Einzelbänden, Band IV:
Zur Psychopathologie des Alltagslebens
- Vergessen von Eigennamen
- Vergessen von fremdsprachigen Worten
- Vergessen von Namen und Wortfolgen
- Über Kindheits- und Deckerinnerungen
- Das Versprechen
- Verlesen und Verschreiben
- Vergessen von Eindrücken und Vorsätzen
- Das Vergreifen
- Symptom- und Zufallshandlungen
- Irrtümer
- Kombinierte Fehlleistungen
- Determinismus
--- Zufalls- und Aberglauben
--- Gesichtspunkte
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Hinweise zur Zitierfähigkeit dieser Ausgabe:
Textgrundlage dieser Ausgabe ist: Sigmund Freud, Gesammelte Werke. Bd. 4, Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag, 2005. 10. Auflage.
Die grauen Zahlen in geschweiften Klammern markieren den Beginn einer neuen, entsprechend paginierten Seite in der genannten Buchausgabe. Die Seitenzahlen im Register beziehen sich ebenfalls auf diese Ausgabe.
ISBN 978-3-10-400154-8
Dies ist der allgemeine Weg, um Vorstellungselemente, die sich verbergen, dem Bewußtsein zuzuführen. Vergl. meine „Traumdeutung“ (3. Aufl., S. 71). (Ges. Werke, Bd. II/III).
Diese kleine Analyse hat viel Aufmerksamkeit in der Literatur gefunden und lebhafte Diskussionen hervorgerufen. E. Bleuler hat gerade an ihr die Glaubwürdigkeit psychoanalytischer Deutungen mathematisch zu erfassen versucht und ist zum Schluß gelangt, daß sie mehr Wahrscheinlichkeitswert hat als Tausende von unangefochtenen medizinischen „Erkenntnissen“ und daß sie ihre Sonderstellung nur dadurch bekommt, daß man noch nicht gewohnt ist, in der Wissenschaft mit psychologischen Wahrscheinlichkeiten zu rechnen. (Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung. Berlin. 1919).
Feinere Beobachtung schränkt den Gegensatz zwischen der Analyse „Signorelli“ und der von aliquis betreffs der Ersatzerinnerungen um einiges ein. Auch hier scheint nämlich das Vergessen von einer Ersatzbildung begleitet zu sein. Als ich an meinen Partner nachträglich die Frage stellte, ob ihm bei seinen Bemühungen, das fehlende Wort zu erinnern, nicht irgend etwas zum Ersatz eingefallen sei, berichtete er, daß er zunächst die Versuchung verspürt habe, ein ab in den Vers zu bringen: nostris ab ossibus (vielleicht das unverknüpfte Stück von a-liquis) und dann, daß sich ihm das exoriare besonders deutlich und hartnäckig aufgedrängt habe. Als Skeptiker setzte er hinzu: offenbar weil es das erste Wort des Verses war. Als ich ihn bat, doch auf die Assoziationen von exoriare aus zu achten, gab er mir Exorzismus an. Ich kann mir also sehr wohl denken, daß die Verstärkung von exoriare in der Reproduktion eigentlich den Wert einer solchen Ersatzbildung hatte. Dieselbe wäre über die Assoziation: Exorzismus von den Namen der Heiligen her erfolgt. Indes sind dies Feinheiten, auf die man keinen Wert zu legen braucht. (P. Wilson: The imperceptible Obvious, Revista de Psiquiatria, Lima, Januar 1922, betont dagegen, daß der Verstärkung von exoriare ein hoher aufklärender Wert zukomme, da Exorzismus der beste symbolische Ersatz für den verdrängten Gedanken an die Beseitigung des gefürchteten Kindes durch Abortus wäre. Ich kann diese Berichtigung, welche die Verbindlichkeit der Analyse nicht schädigt, dankend annehmen.) – Es erscheint nun aber wohl möglich, daß das Auftreten irgend einer Art von Ersatzerinnerung ein konstantes, vielleicht auch nur ein charakteristisches und verräterisches Zeichen des tendenziösen, durch Verdrängung motivierten Vergessens ist. Diese Ersatzbildung bestände auch dort, wo das Auftauchen unrichtiger Ersatznamen ausbleibt, in der Verstärkung eines Elementes, welches dem vergessenen benachbart ist. Im Falle „Signorelli“ war z. B., solange mir der Name des Malers unzugänglich blieb, die visuelle Erinnerung an den Zyklus von Fresken und an sein in der Ecke eines Bildes angebrachtes Selbstporträt überdeutlich, jedenfalls weit intensiver, als visuelle Erinnerungsspuren sonst bei mir auftreten. In einem anderen Falle, der gleichfalls in der Abhandlung von 1898 mitgeteilt ist, hatte ich von der Adresse eines mir unbequemen Besuches in einer fremden Stadt den Straßennamen hoffnungslos vergessen, die Hausnummer aber wie zum Spott – überdeutlich gemerkt, während mir sonst das Erinnern von Zahlen die größte Schwierigkeit bereitet.
Ich möchte für das Fehlen eines inneren Zusammenhanges zwischen den beiden Gedankenkreisen im Falle Signorelli nicht mit voller Überzeugung einstehen. Bei sorgfältiger Verfolgung der verdrängten Gedanken über das Thema von Tod und Sexualleben stößt man doch auf eine Idee, die sich mit dem Thema der Fresken von Orvieto nahe berührt.
Der Kollege hat übrigens die schöne Stelle des Gedichtes sowohl in ihrem Wortlaut wie nach ihrer Anwendung etwas abgeändert. Das gespenstische Mädchen sagt seinem Bräutigam:
Meine Kette hab' ich dir gegeben;
Deine Locke nehm' ich mit mir fort.
Sieh sie an genau!
Morgen bist du grau, Und nur braun erscheinst du wieder dort.
C. G. Jung, Über die Psychologie der Dementia praecox, 1907, Seite 64.
Dementia praecox, S. 52.
Zentralblatt für Psychoanalyse, I, 9. 1911.
Aus der holländischen Ausgabe dieses Buches unter dem Titel: De invloed van ons onbewuste in ons dagelijksche leven, Amsterdam 1916, deutsch abgedruckt in Internat. Zeitschr. f. Psychoanalyse, IV, 1916.
Analyse eines Falles von Namenvergessen. Zentralblatt für Psychoanalyse, II, 1911.
Über kollektives Vergessen. Internat. Zeitschr. f. Psychoanalyse, VI, 1920. (Auch in Reik, Der eigene und der fremde Gott, 1923.)
Enquête sur les premiers souvenirs de l'enfance. L'année psychologique, III, 1897.
Study of early memories. Psycholog. Review, 1901.
Ich behaupte dies nach einigen von mir eingeholten Erkundigungen.
Wer sich für das Seelenleben dieser Kinderjahre interessiert, wird leicht die tiefere Bedingtheit der an den großen Bruder gestellten Anforderung erraten. Das noch nicht dreijährige Kind hat verstanden, daß das letzthin angekommene Schwesterchen im Leib der Mutter gewachsen ist. Es ist gar nicht einverstanden mit diesem Zuwachs und mißtrauisch besorgt, daß der Mutterleib noch weitere Kinder bergen könnte. Der Schrank oder Kasten ist ihm ein Symbol des Mutterleibes. Es verlangt also in diesen Kasten zu schauen und wendet sich hiefür an den großen Bruder, der, wie aus anderem Material hervorgeht, an Stelle des Vaters zum Rivalen des Kleinen geworden ist. Gegen diesen Bruder richtet sich außer dem begründeten Verdacht, daß er die vermißte Kinderfrau „einkasteln“ ließ, auch noch der andere, daß er irgendwie das kürzlich geborene Kind in den Mutterleib hineinpraktiziert hat. Der Affekt der Enttäuschung, wie der Kasten leer gefunden wird, geht nun von der oberflächlichen Motivierung des kindlichen Verlangens aus. Für die tiefere Strebung steht er an falscher Stelle. Dagegen ist die hohe Befriedigung über die Schlankheit der rückkehrenden Mutter erst aus dieser tieferen Schicht voll verständlich.
Von mir hervorgehoben.
Die Traumdeutung. Leipzig und Wien 1900, 8. Aufl. 1930. (Ges. Werke, Bd. II/III).
Von mir hervorgehoben.
Sie stand nämlich, wie sich zeigte, unter dem Einfluß von unbewußten Gedanken über Schwangerschaft und Kinderverhütung. Mit den Worten: „zusammengeklappt wie ein Taschenmesser", welche sie bewußt als Klage vorbrachte, wollte sie die Haltung des Kindes im Mutterleibe beschreiben. Das Wort „Ernst“ in meiner Anrede hatte sie an den Namen (S. Ernst) einer bekannten Wiener Firma in der Kärntnerstraße gemahnt, welche sich als Verkaufsstätte von Schutzmitteln gegen die Konzeption zu annoncieren pflegt.
Bei einer meiner Patientinnen setzte sich das Versprechen als Symptom so lange fort, bis es auf den Kinderstreich, das Wort ruinieren durch urinieren zu ersetzen, zurückgeführt war. – An die Versuchung, durch den Kunstgriff des Versprechens zum freien Gebrauch unanständiger und unerlaubter Worte zu kommen, knüpfen sich Abrahams Beobachtungen über Fehlleistungen „mit überkompensierender Tendenz“ (Intern. Zeitschr. f. Psychoanalyse VIII, 1922). Eine Patientin mit leichter Neigung, die Anfangssilbe von Eigennamen durch Stottern zu verdoppeln, hatte den Namen Protagoras in Protragoras verändert. Kurz vorher hatte sie anstatt Alexandros – A–alexandros gesagt. Die Erkundigung ergab, daß sie als Kind besonders gerne die Unart gepflegt hatte die anlautenden Silben a und po zu wiederholen, eine Spielerei, die nicht selten das Stottern der Kinder einleitet. Beim Namen Protagoras verspürte sie nun die Gefahr, das r der ersten Silbe auszulassen und Po–potagoras zu sagen. Zum Schutz dagegen hielt sie aber dies r krampfhaft fest und schob noch ein weiteres r in die zweite Silbe ein. In ähnlicher Weise entstellte sie andere Male die Worte parterre und Kondolenz zu partrerre und Kodolenz, um den in ihrer Assoziation naheliegenden Worten pater (Vater) und Kondom auszuweichen. Ein anderer Patient Abrahams bekannte sich zur Neigung anstatt Angina jedesmal Angora zu sagen, sehr wahrscheinlich, weil er die Versuchung fürchtete, Angina durch Vagina zu ersetzen. Diese Versprechungen kommen also dadurch zustande, daß an Stelle der entstellenden eine abwehrende Tendenz die Oberhand behält, und Abraham macht mit Recht auf die Analogie dieses Vorganges mit der Symptombildung bei Zwangsneurosen aufmerksam.
Man kann auch bemerken, daß gerade Aristokraten besonders häufig die Namen von Ärzten, die sie konsultiert haben, entstellen, und darf daraus schließen, daß sie dieselben innerlich geringschätzen, trotz der Höflichkeit, mit welcher sie ihnen zu begegnen pflegen. – Ich zitiere hier einige treffende Bemerkungen über das Namenvergessen aus der englischen Bearbeitung unseres Themas durch Dr. E. Jones, damals in Toronto (The Psychopathology of Everyday Life. American Journal of Psychology, Oct. 1911):
"Wenige Leute können sich einer Anwandlung von Ärger erwehren, wenn sie finden, daß man ihren Namen vergessen hat, besonders dann, wenn sie von der betreffenden Person gehofft oder erwartet hatten, sie würde den Namen behalten haben. Sie sagen sich sofort ohne Überlegung, daß die Person den Namen nicht vergessen hätte, wenn man einen stärkeren Eindruck bei ihr hinterlassen hätte; denn der Name ist ein wesentlicher Bestandteil der Persönlichkeit. Anderseits gibt es wenig Dinge, die schmeichelhafter empfunden werden, als wenn man von einer hohen Persönlichkeit, wo man es nicht erwartet hätte, mit seinem Namen angeredet wird. Napoleon, ein Meister in der Kunst, Menschen zu behandeln, gab während des unglücklichen Feldzuges von 1814 eine erstaunliche Probe seines Gedächtnisses nach dieser Richtung. Als er sich in einer Stadt bei Graonne befand, erinnerte er sich, daß er deren Bürgermeister De Bussy etwa 20 Jahre vorher in einem bestimmten Regiment kennen gelernt hatte; die Folge war, daß der entzückte De Bussy sich seinem Dienst mit schrankenloser Hingebung widmete. Dementsprechend gibt es auch kein verläßlicheres Mittel, einen Menschen zu beleidigen, als indem man so tut, als habe man seinen Namen vergessen; man drückt damit aus, die Person sei einem so gleichgültig, daß man sich nicht die Mühe zu nehmen brauche, sich ihren Namen zu merken. Dieser Kunstgriff spielt auch in der Literatur eine gewisse Rolle. So heißt es in Turgenjews ‚Rauch‘ einmal: ‚Sie finden Baden noch immer amüsant, Herr – Litvinov?‘ Ratmirov pflegte Litvinovs Namen immer zögernd auszusprechen, als ob er sich erst auf ihn besinnen müßte. Dadurch, wie durch die hochmütige Art, wie er seinen Hut beim Gruß lüftete, wollte er Litvinov in seinem Stolze kränken.“ An einer anderen Stelle in ‚Väter und Söhne‘ schreibt der Dichter: 'Der Gouverneur lud Kirsanov und Bazarov zum Balle ein und wiederholte diese Einladung einige Minuten später, wobei er sie als Brüder zu betrachten schien und Kisarov ansprach.“ Hier ergibt das Vergessen der früheren Einladung, die Irrung in den Namen und die Unfähigkeit, die beiden jungen Männer auseinander zu halten, geradezu eine Häufung von kränkenden Momenten. Namenentstellung hat dieselbe Bedeutung wie Namenvergessen, es ist ein erster Schritt gegen das Vergessen hin.“
Durch solches Versprechen brandmarkt z. B. Anzengruber im „G'wissenswurm“ den heuchlerischen Erbschleicher.
Im „Zentralbl. f. Psychoanalyse“ irrtümlicherweise E. Jones zugeschrieben.
"Nach unseren (amerikanischen) Gesetzen wird die Ehescheidung nur ausgesprochen, wenn bewiesen wird, daß der eine Teil die Ehe gebrochen hat, und zwar wird die Scheidung nur dem betrogenen Teile bewilligt.“
Ein Beispiel von literarischer Verwertung des Versprechens. Zentralbl. f. Psychoanalyse, I, 10.
Anmerkung des Übersetzers: Ich wollte ursprünglich das Orginal beckoning of a finger mit „leiser Wink“ übersetzen, bis mir klar wurde, daß ich durch Unterschlagung des Wortes „Finger“ den Satz einer psychologischen Feinheit beraube.
Andere Beispiele von Versprechen, die nach des Dichters Absicht als sinnvoll, meist als Selbstverrat, aufgefaßt werden sollen, finden sich bei Shakespeare in Richard II. (II, 2), bei Schiller im Don Carlos (II, 8, Versprechen der Eboli). Es wäre gewiß ein leichtes, diese Liste zu vervollständigen.
Ce qu'on conçoit bien
S'annonce clairement
Et les mots pour le dire
Arrivent aisément. Boileau, Art poétique.
Internat. Zeitschr. f. Psychoanalyse, I, 1913.
Darmstadt 1898 bei H. L. Schlapp.
W. Heymann: Kriegsgedichte und Feldpostbriefe, p. 11: „Den Ausziehenden.“
Vgl. etwa die Stelle im „Julius Cäsar", III, 3:
CINNA. Ehrlich, mein Name ist Cinna.
BÜRGER. Reißt ihn in Stücke! er ist ein Verschworener.
CINNA. Ich bin Cinna der Poet! Ich bin nicht Cinna der Verschworene.
BÜRGER. Es tut nichts; sein Name ist Cinna, reißt ihm den Namen aus dem Herzen und laßt ihn laufen.
Es ist dies jener Traum, den ich in einer kurzen Abhandlung: „Über den Traum", (Nr. VIII der „Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens", hg. von Löwenfeld und Kurella, 1901. – Enthalten in Bd. III dieser Gesamtausgabe) zum Paradigma genommen habe.
Etwa: Keine Galle.
Äthylalkohol.
Vgl. Traumdeutung, Ges. Werke, Bd. II/III. Abschnitt über die Traumarbeit.
Es handelt sich um den Druck des 1860 bei Julius Springer erschienenen Buches „Jenseits des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland.“
Gewöhnlich pflegen dann im Laufe der Besprechung die Einzelheiten des damaligen ersten Besuches bewußt aufzutauchen.
Für vielerlei Zufälligkeiten, die man seit Th. Vischer der „Tücke des Objekts“ zuschreibt, möchte ich ähnliche Erklärungen vorschlagen.
Wenn man sich bei einem Menschen erkundigt, ob er vor zehn oder fünfzehn Jahren eine luetische Infektion durchgemacht hat, vergißt man zu leicht daran, daß der Befragte diesen Krankheitszufall psychisch ganz anders behandelt hat als etwa einen akuten Rheumatismus. – In den Anamnesen, welche Eltern über ihre neurotisch erkrankten Töchter geben, ist der Anteil des Vergessens von dem des Verbergens kaum je mit Sicherheit zu sondern, weil alles, was der späteren Verheiratung des Mädchens im Wege steht, von den Eltern systematisch beseitigt, d. h. verdrängt wird. – Ein Mann, der vor kurzem seine geliebte Frau an einer Lungenaffektion verloren, teilt mir nachstehenden Fall von Irreführung der ärztlichen Erkundigung mit, der nur auf solches Vergessen zurückführbar ist: „Als die Pleuritis meiner armen Frau nach vielen Wochen noch nicht weichen wollte, wurde Dr. P. als Konsiliarius berufen. Bei der Aufnahme der Anamnese stellte er die üblichen Fragen, u. a. auch, ob in der Familie meiner Frau etwa Lungenkrankheiten vorgekommen seien. Meine Frau verneinte und auch ich erinnerte mich nicht. Bei der Verabschiedung des Dr. P. kommt das Gespräch wie zufällig auf Ausflüge, und meine Frau sagt: Ja, auch bis Langersdorf, wo mein armer Bruder begraben liegt, ist eine weite Reise. Dieser Bruder war vor etwa fünfzehn Jahren nach mehrjährigem tuberkulösem Leiden gestorben. Meine Frau hatte ihn sehr geliebt und mir oft von ihm gesprochen. Ja, es fiel mir ein, daß sie seinerzeit, als die Pleuritis festgestellt wurde, sehr besorgt war und trübsinnig meinte: Auch mein Bruder ist an der Lunge gestorben. Nun aber war die Erinnerung daran so sehr verdrängt, daß sie auch nach dem vorhin angeführten Ausspruch über den Ausflug nach L. keine Veranlassung fand, ihre Auskunft über Erkrankungen in ihrer Familie zu korrigieren. Mir selbst fiel das Vergessen in demselben Moment wieder ein, wo sie von Langersdorf sprach." – Ein völlig analoges Erlebnis erzählt E. Jones in der hier bereits mehrmals erwähnten Arbeit. Ein Arzt, dessen Frau an einer diagnostisch unklaren Unterleibserkrankung litt, bemerkte zu ihr wie tröstend: „Es ist doch gut, daß in deiner Familie kein Fall von Tuberkulose vorgekommen ist.“ Die Frau antwortete aufs äußerste überrascht: „Hast du denn vergessen, daß meine Mutter an Tuberkulose gestorben ist und daß meine Schwester von ihrer Tuberkulose nicht eher hergestellt wurde, als bis die Ärzte sie aufgegeben hatten?“
In den Tagen, während ich mit der Niederschrift dieser Seiten beschäftigt war, ist mir folgender, fast unglaublicher Fall von Vergessen widerfahren: Ich revidiere am 1. Jänner mein ärztliches Buch, um meine Honorarrechnungen aussenden zu können, stoße dabei im Juni auf den Namen M … l und kann mich an eine zu ihm gehörige Person nicht erinnern. Mein Befremden wächst, indem ich beim Weiterblättern bemerke, daß ich den Fall in einem Sanatorium behandelt, und daß ich ihn durch Wochen täglich besucht habe. Einen Kranken, mit dem man sich unter solchen Bedingungen beschäftigt, vergißt man als Arzt nicht nach kaum sechs Monaten. Sollte es ein Mann, ein Paralytiker, ein Fall ohne Interesse gewesen sein, frage ich mich? Endlich bei dem Vermerk über das empfangene Honorar kommt mir all die Kenntnis wieder, die sich der Erinnerung entziehen wollte. M … l war ein vierzehnjähriges Mädchen gewesen, der merkwürdigste Fall meiner letzten Jahre, welcher mir eine Lehre hinterlassen, die ich kaum je vergessen werde, und dessen Ausgang mir die peinlichsten Stunden bereitet hat. Das Kind erkrankte an unzweideutiger Hysterie, die sich auch unter meinen Händen rasch und gründlich besserte. Nach dieser Besserung wurde mir das Kind von den Eltern entzogen; es klagte noch über abdominale Schmerzen, denen die Hauptrolle im Symptombild der Hysterie zugefallen war. Zwei Monate später war es an Sarkom der Unterleibsdrüsen gestorben. Die Hysterie, zu der das Kind nebstbei prädisponiert war, hatte die Tumorbildung zur provozierenden Ursache genommen und ich hatte, von den lärmenden, aber harmlosen Erscheinungen der Hysterie gefesselt, vielleicht die ersten Anzeichen der schleichenden und unheilvollen Erkrankung übersehen.
A. Pick hat kürzlich (Zur Psychologie des Vergessens bei Geistes- und Nervenkranken, Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik von H. Groß) eine Reihe von Autoren zusammengestellt, die den Einfluß affektiver Faktoren auf das Gedächtnis würdigen und – mehr oder minder deutlich – den Beitrag anerkennen, den das Abwehrbestreben gegen Unlust zum Vergessen leistet. Keiner von uns allen hat aber das Phänomen und seine psychologische Begründung so erschöpfend und zugleich so eindrucksvoll darstellen können wie Nietzsche in einem seiner Aphorismen (Jenseits von Gut und Böse, II. Hauptstück, 68): „Das habe ich getan, sagt mein ‚Gedächtnis‘. Das kann ich nicht getan haben, sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich – gibt das Gedächtnis nach.“
Vgl. Hans Groß, Kriminalpsychologie, 1898.
Ernest Jones verweist auf folgende Stelle in der Autobiographie Darwins, welche seine wissenschaftliche Ehrlichkeit und seinen psychologischen Scharfsinn überzeugend widerspiegelt:
"I had, during many years, followed a golden rule, namely, that whenever a published fact, a new observation or thought came across me, which was opposed to my general results, to make a memorandum of it without fail and at once; for I had found by experience that such facts and thoughts were far more apt to escape from the memory than favourable ones." – „Viele Jahre hindurch befolgte ich eine goldene Regel. Fand ich nämlich eine veröffentlichte Tatsache, eine neue Beobachtung oder einen Gedanken, welcher einem meiner allgemeinen Ergebnisse widersprach, so notierte ich denselben sofort möglichst wortgetreu. Denn die Erfahrung hatte mich gelehrt, daß solche Tatsachen und Erfahrungen dem Gedächtnisse leichter entschwinden als die uns genehmen.“
Vor einiger Zeit wurde mir aus dem Kreise meiner Leser ein Bändchen der Jugendbibliothek von Fr. Hoffmann zugeschickt, in dem eine solche Rettungsszene, wie ich sie in Paris phantasiert, ausführlich erzählt wird. Die Übereinstimmung erstreckt sich bis auf einzelne, nicht ganz gewöhnliche Ausdrücke, die hier wie dort vorkommen. Die Vermutung, daß ich in frühen Knabenjahren diese Jugendschrift wirklich gelesen habe, läßt sich nicht gut abweisen. Die Schülerbibliothek unseres Gymnasiums enthielt die Hoffmannsche Sammlung und war immer bereit, sie den Schülern an Stelle jeder anderen geistigen Nahrung anzubieten. Die Phantasie, die ich mit 43 Jahren als die Produktion eines anderen zu erinnern glaubte und dann als eigene Leistung aus dem 29. Lebensjahr erkennen mußte, mag also leicht die getreue Reproduktion eines im Alter zwischen 11 und 13 aufgenommenen Eindrucks gewesen sein. Die Rettungsphantasie, die ich dem stellenlosen Buchhalter im „Nabab“ angedichtet, soll ja nur der Phantasie der eigenen Rettung den Weg bahnen, die Sehnsucht nach einem Gönner und Beschützer dem Stolz erträglich machen. Es wird dann keinem Seelenkenner befremdlich sein zu hören, daß ich selbst in meinem bewußten Leben der Vorstellung, von der Gunst eines Protektors abhängig zu sein, das größte Widerstreben entgegengebracht und die wenigen realen Situationen, in denen sich etwas ähnliches ereignete, schlecht vertragen habe. Die tiefere Bedeutung der Phantasien mit solchem Inhalt und eine nahezu erschöpfende Erklärung ihrer Eigentümlichkeiten hat Abraham in einer Arbeit, „Vaterrettung und Vatermord in den neurotischen Phantasiegebilden", 1922 (Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, VIII) zutage gefördert.
Vgl. Bernheim, Neue Studien über Hypnotismus, Suggestion und Psychotherapie, 1892.
In dem Schauspiel „Cäsar und Kleopatra“ von B. Shaw quält sich der von Ägypten scheidende Cäsar eine Weile mit der Idee, er habe noch etwas vorgehabt, was er jetzt vergessen. Endlich stellt sich heraus, was Cäsar vergessen hatte: von Kleopatra Abschied zu nehmen! Durch diesen kleinen Zug soll veranschaulicht werden – übrigens im vollen Gegensatz zur historischen Wahrheit – wie wenig sich Cäsar aus der kleinen ägyptischen Prinzessin gemacht hatte. (Nach E. Jones, l. c., S. 488.)
Frauen sind mit ihrem feineren Verständnis für unbewußte seelische Vorgänge in der Regel eher geneigt, es als Beleidigung anzusehen, wenn man sie auf der Straße nicht erkennt, also nicht grüßt, als an die nächstliegenden Erklärungen zu denken, daß der Säumige kurzsichtig sei oder in Gedanken versunken sie nicht bemerkt habe. Sie schließen, man hätte sie schon bemerkt, wenn man sich „etwas aus ihnen machen würde".
S. Ferenczi berichtet von sich, daß er selbst ein „Zerstreuter“ gewesen ist und seinen Bekannten durch die Häufigkeit und Sonderbarkeit seiner Fehlhandlungen auffällig war. Die Zeichen dieser „Zerstreutheit“ sind aber fast völlig geschwunden, seitdem er die psychoanalytische Behandlung von Kranken zu üben begann und sich genötigt sah, auch der Analyse seines eigenen Ichs Aufmerksamkeit zuzuwenden. Man verzichtet, meint er, auf die Fehlhandlungen, wenn man seine eigene Verantwortlichkeit um so vieles auszudehnen lernt. Er hält daher mit Recht die Zerstreutheit für einen Zustand, der von unbewußten Komplexen abhängig und durch die Psychoanalyse heilbar ist. Eines Tages aber stand er unter dem Selbstvorwurfe, bei einem Patienten einen Kunstfehler in der Psychoanalyse begangen zu haben. An diesem Tage stellten sich alle seine früheren „Zerstreutheiten“ wieder ein. Er stolperte mehrmals im Gehen auf der Straße (Darstellung jenes faux pas in der Behandlung), vergaß seine Brieftasche zu Hause, wollte auf der Trambahn einen Kreuzer weniger zahlen, hatte seine Kleidungsstücke nicht ordentlich zugeknöpft u. dgl.
E. Jones bemerkt hiezu: Often the resistance is of a general order. Thus a busy man forgets to post letters entrusted to him – to his slight annoyance – by his wife, just as he may „forget“ to carry out her shopping orders.
Der Einheit des Themas zuliebe darf ich hier die gewählte Einteilung durchbrechen und dem oben Gesagten anschließen, daß in bezug auf Geldsachen das Gedächtnis der Menschen eine besondere Parteilichkeit zeigt. Erinnerungstäuschungen, etwas bereits bezahlt zu haben, sind, wie ich von mir selbst weiß, oft sehr hartnäckig. Wo der gewinnsüchtigen Absicht abseits von den großen Interessen der Lebensführung und daher eigentlich zum Scherz freier Lauf gelassen wird wie beim Kartenspiel, neigen die ehrlichsten Männer zu Irrtümern, Erinnerungs- und Rechenfehlern und finden sich selbst, ohne recht zu wissen wie, in kleine Betrügereien verwickelt. Auf solchen Freiheiten beruht zum Teil der psychisch erfrischende Charakter des Spieles. Das Sprichwort, daß man beim Spiel den Charakter des Menschen erkennt, ist zuzugeben, wenn man dabei nicht den manifesten Charakter im Auge hat. – Wenn es unabsichtliche Rechenfehler bei Zahlkellnern noch gibt, so unterliegen sie offenbar derselben Beurteilung. – Im Kaufmannstande kann man häufig eine gewisse Zögerung in der Verausgabung von Geldsummen, bei der Bezahlung von Rechnungen u. dgl. beobachten, die dem Eigner keinen Gewinn bringt, sondern nur psychologisch zu verstehen ist als eine Äußerung des Gegenwillens, Geld von sich zu tun. – Brill bemerkt hierüber mit epigrammatischer Schärfe: We are more apt to mislay letters containing bills than checks. – Mit den intimsten und am wenigsten klar gewordenen Regungen hängt es zusammen, wenn gerade Frauen eine besondere Unlust zeigen, den Arzt zu honorieren. Sie haben gewöhnlich ihr Portemonnaie vergessen, können darum in der Ordination nicht zahlen, vergessen dann regelmäßig, das Honorar vom Hause aus zu schicken, und setzen es so durch, daß man sie umsonst – „um ihrer schönen Augen willen" – behandelt hat. Sie zahlen gleichsam mit ihrem Anblick.
Eine zweite Publikation Meringers hat mir später gezeigt, wie sehr ich diesem Autor unrecht tat, als ich ihm solches Verständnis zumutete.
Internat. Zeitschrift für Psychoanalyse, I, 1913.
Des Ödipustraumes, wie ich ihn zu nennen pflege, weil er den Schlüssel zum Verständnis der Sage von König Ödipus enthält. Im Text des Sophokles ist die Beziehung auf einen solchen Traum der Jokaste in den Mund gelegt. (Vgl. „Traumdeutung", S. 182, VIII. Aufl., S. 182. Ges. Werke, Bd. II/III).
Die Selbstbeschädigung, die nicht auf volle Selbstvernichtung hinzielt, hat in unserem gegenwärtigen Kulturzustand überhaupt keine andere Wahl, als sich hinter der Zufälligkeit zu verbergen, oder sich durch Simulation einer spontanen Erkrankung durchzusetzen. Früher einmal war sie ein gebräuchliches Zeichen der Trauer; zu anderen Zeiten konnte sie Tendenzen der Frömmigkeit und Weltentsagung Ausdruck geben.
Der Fall ist dann schließlich kein anderer als der des sexuellen Attentats auf eine Frau, bei dem der Angriff des Mannes nicht durch die volle Muskelkraft des Weibes abgewehrt werden kann, weil ihm ein Teil der unbewußten Regungen der Angegriffenen fördernd entgegenkommt. Man sagt ja wohl, eine solche Situation lähme die Kräfte der Frau; man braucht dann nur noch die Gründe für diese Lähmung hinzuzufügen. Insofern ist der geistreiche Richterspruch des Sancho Pansa, den er als Gouverneur auf seiner Insel fällt, psychologisch ungerecht (Don Quijote, II. Teil, Kap. XLV). Eine Frau zerrt einen Mann vor den Richter, der sie angeblich gewaltsam ihrer Ehre beraubt hat. Sancho entschädigt sie durch die volle Geldbörse, die er dem Angeklagten abnimmt, und gibt diesem nach dem Abgange der Frau die Erlaubnis, ihr nachzueilen und ihr die Börse wieder zu entreißen. Sie kommen beide ringend wieder, und die Frau rühmt sich, daß der Bösewicht nicht imstande gewesen sei, sich der Börse zu bemächtigen. Darauf Sancho: „Hättest du deine Ehre halb so ernsthaft verteidigt wie diese Börse, so hätte sie dir der Mann nicht rauben können.“
Daß die Situation des Schlachtfeldes eine solche ist, wie sie der bewußten Selbstmordabsicht entgegenkommt, die doch den direkten Weg scheut, ist einleuchtend. Vgl. im „Wallenstein“ die Worte des schwedischen Hauptmannes über den Tod des Max Piccolomini: „Man sagt, er wollte sterben.“
Van Emden, Selbstbestrafung wegen Abortus. (Zentralbl. f. Psychoanalyse, II/12.) – Ein Korrespondent schreibt zum Thema der „Selbstbestrafung durch Fehlleistungen": Wenn man darauf achtet, wie sich die Leute auf der Straße benehmen, hat man Gelegenheit zu konstatieren, wie oft den Männern, die – wie schon üblich – den vorübergehenden Frauen nachschauen, ein kleiner Unfall passiert. Bald verstaucht einer – auf ebener Erde – den Fuß, bald rennt er eine Laterne an oder verletzt sich auf andere Art.
In einer sehr großen Anzahl solcher Fälle von Unfallsbeschädigung oder Tötung bleibt die Auffassung zweifelhaft. Der Fernerstehende wird keinen Anlaß finden, im Unfall etwas anderes als einen Zufall zu sehen, während eine dem Verunglückten nahestehende und mit intimen Einzelheiten bekannte Person Gründe hat, die unbewußte Absicht hinter dem Zufall zu vermuten. Welcher Art diese Kenntnis sein soll und auf was für Nebenumstände es dabei ankommt, davon gibt der nachstehende Bericht eines jungen Mannes, dessen Braut auf der Straße überfahren worden, ein gutes Beispiel:
"Im September vorigen Jahres lernte ich ein Fräulein Z. kennen, Alter 34 Jahre. Sie lebte in wohlhabenden Verhältnissen, war vor dem Kriege verlobt gewesen, der Bräutigam jedoch als aktiver Offizier 1916 gefallen. Wir lernten einander kennen und lieben, zunächst ohne den Gedanken einer Heirat, da die Umstände, namentlich der Altersunterschied – ich selbst war 27 Jahre – es beiderseitig nicht zuzulassen schienen. Da wir in der gleichen Straße uns gegenüber wohnten und wir täglich zusammen waren, nahm der Verkehr im Laufe der Zeit intime Formen an. Damit rückte der Gedanke einer ehelichen Verbindung näher, und ich stimmte ihm schließlich selbst zu. Zu Ostern d. J. war die Verlobung geplant; Fräulein Z. beabsichtigte jedoch vorher eine Reise zu ihren Verwandten in M. zu unternehmen, die durch einen infolge des Kapp-Putsches hervorgerufenen Eisenbahnerstreik plötzlich verhindert wurde. Die trüben Aussichten, die sich für die weitere Zukunft durch den Sieg der Arbeiterschaft und dessen Folgen zu eröffnen schienen, machten sich kurze Zeit auch in unserer Stimmung, besonders aber bei Fräulein Z., die auch sonst recht wechselnden Stimmungen unterworfen war, geltend, da sie neue Hindernisse für unsere Zukunft zu sehen glaubte. Am Samstag, dem 20. März, jedoch befand sie sich in ausnehmend froher Gemütsverfassung, ein Umstand, der mich geradezu überraschte und mitriß, so daß wir alles in den rosigsten Farben zu sehen glaubten. Wir hatten einige Tage vorher davon gesprochen, gelegentlich gemeinsam zur Kirche zu gehen, ohne jedoch eine bestimmte Zeit festzusetzen. Am folgenden Morgen, Sonntag den 21. März, um 9 Uhr 15 Minuten, rief sie mich telephonisch an, ich möchte sie gleich zum Kirchgang abholen, was ich ihr indes abschlug, da ich nicht rechtzeitig hätte fertig werden können und überdies Arbeiten erledigen wollte. Fräulein Z. war merklich enttäuscht, machte sich dann allein auf den Weg, traf auf der Treppe ihres Hauses einen Bekannten, mit dem zusammen sie den kurzen Weg durch die Tauentzienstraße bis zur Rankestraße ging, in bester Stimmung, ohne daß sie irgend etwas über unser Gespräch äußerte. Der Herr verabschiedete sich mit einem Scherzwort – Fräulein Z. hatte nur den an dieser Stelle verbreiterten und klar übersehbaren Damm zu überschreiten – da wurde sie dicht am Bürgersteig von einer Pferdedroschke überfahren (Leberquetschung, die einige Stunden später den Tod herbeiführte). – Die Stelle haben wir früher Hunderte von Malen begangen; Fräulein Z. war überaus vorsichtig, hat mich selbst sehr oft vor Unvorsichtigkeiten zurückgehalten, an diesem Morgen fuhren fast überhaupt keine Fuhrwerke, die Straßenbahnen, Omnibusse usw. streikten – gerade um diese Zeit herrschte fast absolute Ruhe, die Droschke mußte sie, wenn nicht sehen, unbedingt hören! – Alle Welt glaubt an einen ‚Zufall‘ – mein erster Gedanke war: Das ist unmöglich – von einer Absicht kann allerdings auch keine Rede sein. Ich versuchte eine psychologische Erklärung. Nach längerer Zeit glaubte ich sie in Ihrer ‚Psychopathologie des Alltagslebens‘ gefunden zu haben. Zumal Fräulein Z. bisweilen eine gewisse Neigung zum Selbstmord äußerte, ja, auch mich dazu zu veranlassen suchte, Gedanken, die ich ihr oft genug ausgeredet habe; z. B. begann sie noch zwei Tage vorher nach der Rückkehr von einem Spaziergang äußerlich ganz unmotiviert von ihrem Tode und Erbschaftsregulierungen zu sprechen; letztere hat sie übrigens nicht vorgenommen! Ein Zeichen, daß diese Äußerungen bestimmt auf keine Absicht zurückzuführen sind. Wenn ich mein unmaßgebliches Urteil darüber aussprechen darf, so wäre es das, daß ich in diesem Unglück nicht einen Zufall, auch keine Wirkung einer Bewußtseinstrübung, sondern eine in unbewußter Absicht ausgeführte absichtliche Selbstvernichtung sehe, die als zufällige Verunglückung maskiert war. Bestärkt werde ich in dieser Auffassung durch Äußerungen von Fräulein Z. gegenüber ihren Verwandten, sowohl früher, als sie mich noch nicht kannte, als auch später, wie auch mir gegenüber bis in die letzten Tage hinein – alles aufzufassen als eine Wirkung des Verlustes ihres früheren Bräutigams, den nichts in ihren Augen zu ersetzen imstande war.“
Hermann Heyermans, Schetsen van Samuel Falkland, 18. Bundel, Amsterdam, H. J. W. Becht, 1914.
Jones, Beitrag zur Symbolik im Alltag. (Zentralblatt für Psychoanalyse, I, 3, 1911).
"Freud's Theory of Dreams", American Journ. of Psychol., April 1910, p. 301, Nr.7.
Vgl. Oldhams „I wear my pen as others do their sword".
Alph. Maeder, Contributions à la psychopathologie de la vie quotidienne, Archives des Psychologie, T. VI, 1906.
Das Verlieren als Symptomhandlung, Zentralbl. für Psychoanalyse I, 10/11.
Andere Mitteilungen desselben Inhalts im Zentralblatt für Psychoanalyse, II, und Internat. Zeitschrift für Psychoanalyse, I, 1913.
Internat. Zeitschrift für Psychoanalyse, III, 1915.
8. Aufl., (Ges. Werke, Bd. II/III).
Kein voller Irrtum! Die orphische Version des Mythus ließ die Entmannung an Kronos von seinem Sohne Zeus wiederholt werden. (Roscher, Lexikon der Mythologie.)
Dieses Weiterwirken im Unbewußten äußert sich einmal in Form eines Traumes, welcher der Fehlhandlung folgt, ein andermal in der Wiederholung derselben oder in der Unterlassung einer Korrektur.
Daß eine Fehlleistung wie das Verlieren oder Verlegen durch einen Traum rückgängig gemacht wird, indem man im Traume erfährt, wo der vermißte Gegenstand zu finden ist, kommt nicht so selten vor, hat aber auch nichts von der Natur des Okkulten, so lange Träumer und Verlustträger dieselbe Person sind. Eine junge Dame schreibt: „Vor ungefähr vier Monaten verlor ich – in der Bank – einen sehr schönen Ring. Ich durchsuchte jeden Winkel in meinem Zimmer, fand ihn aber nicht. Vor einer Woche träumte mir, er liege neben dem Kasten in der Heizung. Der Traum ließ mir natürlich keine Ruhe und nächsten Morgen fand ich ihn wirklich an der Stelle.“ Sie wundert sich über diesen Vorfall, behauptet, es geschehe ihr oft, daß ihre Gedanken und Wünsche so in Erfüllung gehen, unterläßt es aber sich zu fragen, welche Veränderung sich in ihrem Leben zwischen dem Verlieren und dem Wiederfinden des Ringes zugetragen hat.
Psych.-Neur. Wochenschr., Nr. 28, 1905.
Zur Aufklärung des „Macbeth“ in Nr. 17 der U.-B. teilt mir Adler mit, daß der Betreffende in seinem 17. Lebensjahr einer anarchistischen Gesellschaft beigetreten war, die sich den Königsmord zum Ziel gesetzt hatte. Darum verfiel wohl der Inhalt des „Macbeth“ dem Vergessen. Zu jener Zeit erfand die nämliche Person eine Geheimschrift, in der die Buchstaben durch Zahlen ersetzt waren.
Zur Vereinfachung habe ich einige nicht minder gut passende Zwischeneinfälle des Patienten weggelassen.
Herr Rudolf Schneider in München hat eine interessante Einwendung gegen die Beweiskraft solcher Zahlenanalysen erhoben. (Zu Freuds analytischer Untersuchung des Zahleneinfalles. Internat. Zeitschr. für Psychoanalyse, 1920, Heft 1.) Er griff gegebene Zahlen auf, z. B. eine solche, die ihm in einem aufgeschlagenen Geschichtswerke zuerst in die Augen fiel, oder er legte einer anderen Person eine von ihm ausgewählte Zahl vor und sah nun zu, ob sich auch zu dieser aufgedrängten Zahl anscheinend determinierende Einfälle einstellten. Das war nun wirklich der Fall; in dem einen ihn selbst betreffenden Beispiel, das er mitteilt, ergaben die Einfälle eine ebenso reichliche und sinnvolle Determinierung wie in unseren Analysen von spontan aufgetauchten Zahlen, während doch die Zahl im Versuche Schneiders als von außen gegeben einer Determinierung nicht bedürfte. In einem zweiten Versuch mit einer fremden Person machte er sich die Aufgabe offenbar zu leicht, denn er gab ihr die Zahl 2 auf, deren Determinierung durch irgendwelches Material bei jedermann gelingen muß. – R. Schneider schließt nun aus seinen Erfahrungen zweierlei, erstens „das Psychische besitze zu Zahlen dieselben Assoziationsmöglichkeiten wie zu Begriffen", zweitens das Auftauchen determinierender Einfälle zu spontanen Zahleneinfällen beweise nichts für die Herkunft dieser Zahlen aus den in ihrer „Analyse“ gefundenen Gedanken. Die erstere Folgerung ist nun unzweifelhaft richtig. Man kann zu einer gegebenen Zahl ebenso leicht etwas Passendes assoziieren wie zu einem zugerufenen Wort, ja vielleicht noch leichter, da die Verknüpfbarkeit der wenigen Zahlzeichen eine besonders große ist. Man befindet sich dann einfach in der Situation des sogenannten Assoziationsexperiments, das von der Bleuler-Jungschen Schule nach den mannigfaltigsten Richtungen studiert worden ist. In dieser Situation wird der Einfall (Reaktion) durch das gegebene Wort (Reizwort) determiniert. Diese Reaktion könnte aber noch von sehr verschiedener Art sein und die Jungschen Versuche haben gezeigt, daß auch die weitere Unterscheidung nicht dem „Zufall“ überlassen ist, sondern daß unbewußte „Komplexe“ sich an der Determinierung beteiligen, wenn sie durch das Reizwort angerührt worden sind. – Die zweite Folgerung Schneiders geht zu weit. Aus der Tatsache, daß zu gegebenen Zahlen (oder Worten) passende Einfälle auftauchen, ergibt sich nichts für die Ableitung spontan auftauchender Zahlen (oder Worte), was nicht schon vor Kenntnis dieser Tatsache in Betracht zu ziehen war. Diese Einfälle (Worte oder Zahlen) könnten undeterminiert sein oder durch die Gedanken determiniert, die sich in der Analyse ergeben, oder durch andere Gedanken, die sich in der Analyse nicht verraten haben, in welchem Falle uns die Analyse irregeführt hätte. Man muß sich nur von dem Eindruck frei machen, daß dies Problem für Zahlen anders liege als für Worteinfälle. Eine kritische Untersuchung des Problems und somit eine Rechtfertigung der psychoanalytischen Einfallstechnik liegt nicht in der Absicht dieses Buches. In der analytischen Praxis geht man von der Voraussetzung aus, daß die zweite der erwähnten Möglichkeiten zutreffend und in der Mehrzahl der Fälle verwertbar ist. Die Untersuchungen eines Experimentalpsychologen haben gelehrt, daß sie die bei weitem wahrscheinlichste ist (Poppelreuter). (Vgl. übrigens hiezu die beachtenswerten Ausführungen Bleulers in seinem Buch: Das autistisch-undisziplinierte Denken usw., 1919, Abschnitt 9: Von den Wahrscheinlichkeiten der psychologischen Erkenntnis.)
Diese Anschauungen über die strenge Determinierung anscheinend willkürlicher psychischer Aktionen haben bereits reiche Früchte für die Psychologie – vielleicht auch für die Rechtspflege – getragen. Bleuler und Jung haben in diesem Sinne die Reaktionen beim sogenannten Assoziationsexperiment verständlich gemacht, bei dem die untersuchte Person auf ein ihr zugerufenes Wort mit einem ihr dazu einfallenden antwortet (Reizwort-Reaktion), und die dabei verlaufene Zeit gemessen wird (Reaktionszeit). Jung hat in seinen „Diagnostischen Assoziationsstudien“ (1906) gezeigt, welch feines Reagens für psychische Zustände wir in dem so gedeuteten Assoziationsexperiment besitzen. Zwei Schüler des Strafrechtslehrers H. Groß in Prag, Wertheimer und Klein, haben aus diesen Experimenten eine Technik zur „Tatbestands-Diagnostik“ in strafrechtlichen Fällen entwickelt, deren Prüfung Psychologen und Juristen beschäftigt.
Von anderen Gesichtspunkten ausgehend, hat man diese Beurteilung unwesentlicher und zufälliger Äußerungen bei anderen zum „Beziehungswahn“ gerechnet.
Die durch Analyse bewußt zu machenden Phantasien der Hysteriker von sexuellen und grausamen Mißhandlungen decken sich z. B. gelegentlich bis ins Einzelne mit den Klagen verfolgter Paranoiker. Es ist bemerkenswert, aber nicht unverständlich, wenn der identische Inhalt uns auch als Realität in den Veranstaltungen Perverser zur Befriedigung ihrer Gelüste entgegentritt.
Ich knüpfe hier ein schönes „Beispiel an, an dem N. Ossipow die Verschiedenheit von abergläubischer, psychoanalytischer und mystischer Auffassung erörtert (Psychoanalyse und Aberglauben, Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, VIII, 1922). Er hatte in einer kleinen russischen Provinzstadt geheiratet und fuhr unmittelbar nachher mit seiner jungen Frau nach Moskau. Auf einer Station, zwei Stunden vor dem Ziel, kam ihm der Wunsch, zum Ausgang des Bahnhofes zu gehen und einen Blick auf die Stadt zu werfen. Der Zug sollte nach seiner Erwartung genügend lange verweilen, aber als er nach wenigen Minuten zurückkam, war der Zug mit seiner jungen Frau bereits abgefahren. Als seine alte Njanja zu Hause von diesem Zufall erfuhr, äußerte sie kopfschüttelnd: „Aus dieser Ehe wird nichts Ordentliches.“ Ossipow lachte damals über diese Prophezeiung. Da er aber fünf Monate später von seiner Frau geschieden war, kann er nicht umhin, sein Verlassen des Zuges nachträglich als einen „unbewußten Protest“ gegen seine Eheschließung zu verstehen. Die Stadt, in welcher sich ihm diese Fehlleistung ereignete, gewann Jahre nachher eine große Bedeutung für ihn, denn in ihr lebte eine Person, mit welcher ihn später das Schicksal eng verknüpfte. Diese Person, ja die Tatsache ihrer Existenz war ihm damals völlig unbekannt. Aber die mystische Erklärung seines Verhaltens würde lauten, er habe in jener Stadt den Zug nach Moskau und seine Frau verlassen, weil sich die Zukunft andeuten wollte, die ihm in der Beziehung zu dieser Person vorbereitet war.
Die natürlich nichts vom Charakter einer Erkenntnis hat.
E. Hitschmann, Zur Kritik des Hellsehens, Wiener Klinische Rundschau, 1910, Nr. 6, und Ein Dichter und sein Vater, Beitrag zur Psychologie religiöser Bekehrung und telepathischer Phänomene, Imago, IV, 1915/16.
Vgl. Freud, Traum und Telepathie (Imago, VIII, 1922. Enthalten in Bd. XIII dieser Gesamtausgabe).
Über fausse reconnaissance ("déjà raconté") während der psychoanalytischen Arbeit. (Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, I, 1913. Enthalten in Band X dieser Gesamtausgabe.)
Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, III, 1915.
Hier knüpfen sehr interessante Probleme ökonomischer Natur an, Fragen, welche auf die Tatsache Rücksicht nehmen, daß die psychischen Abläufe auf Lustgewinn und Unlustaufhebung zielen. Es ist bereits ein ökonomisches Problem, wie es möglich wird, einen durch ein Unlustmotiv vergessenen Namen auf dem Wege ersetzender Assoziationen wiederzugewinnen. Eine schöne Arbeit von Tausk ("Entwertung des Verdrängungsmotivs durch Rekompense", Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, I, 1913) zeigt an guten Beispielen, wie der vergessene Name wieder zugänglich wird, wenn es gelungen ist, ihn in eine lustbetonte Assoziation einzubeziehen, die der bei der Reproduktion zu erwartenden Unlust die Wage halten kann.
Diese Schrift ist durchaus populär gehalten, will nur durch eine Häufung von Beispielen den Weg für die notwendige Annahme unbewußter und doch wirksamer seelischer Vorgänge ebnen und vermeidet alle theoretischen Erwägungen über die Natur dieses Unbewußten.
Über den Mechanismus des eigentlichen Vergessens kann ich etwa folgende Andeutungen geben: Das Erinnerungsmaterial unterliegt im allgemeinen zwei Einflüssen, der Verdichtung und der Entstellung. Die Entstellung ist das Werk der im Seelenleben herrschenden Tendenzen und wendet sich vor allem gegen die affektwirksam gebliebenen Erinnerungsspuren, die sich gegen die Verdichtung resistenter verhalten. Die indifferent gewordenen Spuren verfallen dem Verdichtungsvorgang ohne Gegenwehr, doch kann man beobachten, daß überdies Entstellungstendenzen sich an dem indifferenten Material sättigen, welche dort, wo sie sich äußern wollten, unbefriedigt geblieben sind. Da diese Prozesse der Verdichtung und Entstellung sich über lange Zeiten hinziehen, während welcher alle frischen Erlebnisse auf die Umgestaltung des Gedächtnisinhaltes einwirken, meinen wir, es sei die Zeit, welche die Erinnerungen unsicher und undeutlich macht. Sehr wahrscheinlich ist beim Vergessen von einer direkten Funktion der Zeit überhaupt nicht die Rede. – An den verdrängten Erinnerungsspuren kann man konstatieren, daß sie durch die längste Zeitdauer keine Veränderungen erfahren haben. Das Unbewußte ist überhaupt zeitlos. Der wichtigste und auch befremdendste Charakter der psychischen Fixierung ist der, daß alle Eindrücke einerseits in der nämlichen Art erhalten sind, wie sie aufgenommen wurden, und überdies noch in all den Formen, die sie bei den weiteren Entwicklungen angenommen haben, ein Verhältnis, welches sich durch keinen Vergleich aus einer anderen Sphäre erläutern läßt. Der Theorie zufolge ließe sich also jeder frühere Zustand des Gedächtnisinhaltes wieder für die Erinnerung herstellen, auch wenn dessen Elemente alle ursprünglichen Beziehungen längst gegen neuere eingetauscht haben.
Vgl. hiezu „Traumdeutung", S. 362. (8. Aufl., S. 414. Ges. Werke, Bd. II/III).
Die ersten Abschnitte dieses Buches verarbeiten Aufsätze aus den Jahren 1898 u. 1899 ("Zum psychischen Mechanismus der Vergesslichkeit.“ Monatsschrift für Neurologie u. Psychiatrie), die im ersten Band dieser Ausgabe abgedruckt sind.
(ÜBER VERGESSEN, VERSPRECHEN, VERGREIFEN,
ABERGLAUBE UND IRRTUM)
Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll,
Daß niemand weiß, wie er ihn meiden soll.
Faust, II. Teil, V. Akt.
Im Jahrgang 1898 der „Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie“ habe ich unter dem Titel „Zum psychischen Mechanismus der Vergeßlichkeit“ einen kleinen Aufsatz veröffentlicht, dessen Inhalt ich hier wiederholen und zum Ausgang für weitere Erörterungen nehmen werde. Ich habe dort den häufigen Fall des zeitweiligen Vergessens von Eigennamen an einem prägnanten Beispiel aus meiner Selbstbeobachtung der psychologischen Analyse unterzogen und bin zu dem Ergebnis gelangt, daß dieser gewöhnliche und praktisch nicht sehr bedeutsame Einzelvorfall von Versagen einer psychischen Funktion – des Erinnerns – eine Aufklärung zuläßt, welche weit über die gebräuchliche Verwertung des Phänomens hinausführt.