Fabian Lenk
Gefangen in der Welt der Würfel. Die Falle im Nether. Ein Abenteuer für Minecrafter
FISCHER E-Books
Als Fabian Lenk (geboren 1963) selbst noch ein Kind war, wollte er Archäologe werden. Auch Musiker oder Schriftsteller waren mögliche Ziele.
Alles brotlose Kunst!, lautete vielfach das Urteil. Also studierte er Diplom-Journalistik und war 25 Jahre als Reporter tätig. Parallel schrieb er Bücher – zuerst Krimis für Erwachsene, später vor allem für Kinder und Jugendliche. Rund 200 Titel sind bisher erschienen, die in viele Sprachen übersetzt wurden.
Computerspiele mag Fabian Lenk ebenfalls – an Minecraft schätzt er die unendlichen kreativen Möglichkeiten. Musik macht er übrigens auch. Seine eigenen Songs findet ihr bei YouTube unter FabiBeat.
Fabian Lenk wohnt mit seiner Familie in der Nähe von Bremen.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Gefangen in der Welt von Minecraft
Finn und Ela, ein Mädchen, das ebenfalls in der Minecraft-Welt gefangen ist, haben es geschafft, aus Pyra zu fliehen. Doch der Preis war hoch: Sie mussten Josh in den Fängen des bösen Herrscherpaares zurücklassen. Um ihn zu retten, steigen sie hinab in den Nether, Minecrafts finstere Unterwelt. Doch dort werden sie bereits von gefährlichen Ghasts und anderen Gefahren erwartet …
Band 2 der spannenden Abenteuer-Serie für alle Minecrafter und solche, die es werden wollen.
Erschienen bei FISCHER E-Books
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Kein offizielles Minecraft-Produkt. Nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.
© 2018 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-7336-5089-6
Dank an Yannick für unzählige Minecraft-Tipps.
Virtual-Reality-Brillen auf, Computer an – Finn und Josh lieben coole Spiele. Vor allem Minecraft!
Doch eines Abends läuft alles anders: Die Brüder werden von gefährlichen Hackern in die Minecraft-Welt gezogen und befinden sich plötzlich im Reich von Pyra. Von den Skelettreitern Olias und Farell werden sie zu den Herrschern von Pyra geschleppt: König Yorick und Königin Kayla. Sie stützen ihre Macht auf gnadenlose Soldaten und rechtlose Arbeiter. Da ein ständiger Bedarf an frischem Personal besteht, haben Yorick und Kayla schon zuvor viele andere Menschen in ihr Reich entführt.
Diese Menschen, einst alles Minecraftspieler, werden in Yoricks und Kaylas brutaler Welt zu Sklaven: Sie müssen in Minen Redstone abbauen oder in der Arena als Gladiatoren gegen Creeper und andere Monster kämpfen.
Doch Finn und Josh ließen sich nicht so schnell unterkriegen. Mit ihren neuen Freunden Ela und Luca, die sie während ihrer Gefangenschaft kennengelernt haben, planten sie den Ausbruch aus Pyra: Sie wollten aus den Minen fliehen und versuchten, in ihre alte reale Welt zurückzukommen.
Aber Luca entpuppte sich als Verräter und hetzte ihnen die Wachen auf den Hals.
Während Finn und Ela nach harten Kämpfen trotz des Verrats entkommen konnten, wurde Finns Bruder Josh geschnappt und verschleppt …
»Was ist es?« Königin Kayla, die heute ein saphirblaues Kleid und ein zierliches Krönchen mit unzähligen Redstone-Perlen trug, hatte sich zu Yorick umgedreht und tippte ungeduldig mit dem rechten Fuß auf den Marmorboden. »Komm schon, verrat es mir endlich!«
»Nur Geduld, meine Liebe«, sagte der König.
Sie begann zu schmollen. »Du spannst mich schon lange genug auf die Folter. Und das an meinem Geburtstag … Das ist nicht fair!«
Er lachte. »Du hast doch schon die vielen Blumen bekommen, ein Armband mit Smaragden …«
»Aber ich weiß, dass du noch eine Überraschung für mich hast!«, beharrte sie. Kayla klatschte wie ein kleines Kind in die Hände und wiederholte: »Was ist es?«
»Okay«, gab sich Yorick geschlagen. Er schmunzelte. »Dann wollen wir mal …«
Er warf noch einen letzten Blick auf die Wand aus Kontrollbildschirmen in ihrem riesigen Palast, einem düsteren pyramidenförmigen Bau im Herzen der Hauptstadt.
»Komm mit«, sagte er zu ihr.
»Wohin?«, fragte sie aufgeregt.
»Das wirst du schon sehen«, antwortete der König verschwörerisch.
Er nahm sie bei der Hand und führte sie aus dem Thronsaal. Sie schritten in den Westflügel und betraten einen Saal, der von zahllosen Fackeln erhellt wurde. Der Raum war leer, bis auf einen hohen toten Baum, der seine blattlosen Äste in die Höhe streckte. Eine Treppe wand sich um den breiten Stamm bis zu einer Art Plattform.
Dort stand ein mächtiger Altar aus schwarzen Obsidian-Blöcken, neben dem zwei Skelettreiter – die Generäle Olias und Farell – wachten.
Der Altar glich einem Rahmen, der sich um ein rechteckiges Fenster schloss, das aus waberndem violettem Licht bestand: Es handelte sich um ein Netherportal, mit dem man von der Minecraft-Oberwelt in den Nether, die Welt des Todes, und zurück teleportieren konnte.
Der König grüßte die Generäle und wandte sich dann an die Königin: »Bist du bereit für einen Besuch in der Hölle?«
Ein Lächeln kräuselte die Lippen der schönen Frau. »Aber natürlich! Immer doch. Gibt es dort die Überraschung für mich?«
Er lächelte zurück. »Vielleicht …«
Begleitet von den beiden Reitern, schritt das Herrscherpaar durch das Portal und befand sich Sekunden später in einer neuen Welt, die so ganz anders war als die, die es gerade verlassen hatte: Der Nether präsentierte sich als ein schier endloser Hohlraum, in dem ein immer gleiches diffuses Dämmerlicht herrschte. In diesem Minecraft-Biom mit seiner ganz eigenen Vegetation und seinen ganz besonders fürchterlichen Kreaturen gab es keinen Himmel, kein Wetter oder den in der Oberwelt üblichen raschen Wechsel zwischen Tag und Nacht.
Yorick, Kayla und die beiden Generäle standen auf einer Felsnase, die über einen Ozean aus Lava ragte wie eine Speerspitze. Rechts und links unter ihnen waren Ufer mit unzähligen Magmablöcken, an denen ewige Feuer brannten. Im Sand zeichneten sich die Gesichter schreiender Seelen ab. Einige Schweinezombies waren zu sehen, ebenso Ghasts, fliegende, quallenartige Monster.
»Ich liebe diesen Ort«, flüsterte Kayla ergriffen.
»Ja«, stimmte Yorick ihr zu. »Wir waren schon so oft hier, und dennoch ist es immer wie beim ersten Mal. Ich liebe diese Welt. Wo sonst hat man die Möglichkeit, solche Kräfte zu entfalten?«
Sie nickte stumm.
»Willkommen«, erklang nun eine tiefe Stimme hinter ihnen. Das Herrscherpaar drehte sich um und erblickte eine Lohe. Diese besonders aggressiven Monster fingen bei einem Kampf Feuer und verschossen ganze Salven von Bällen aus Glut, die den Gegner in Brand setzten. Die leuchtend goldgelbe Kreatur bestand aus einem – wie für Minecraft üblich – eckigen Kopf, hatte aber statt einem Körper nur Ruten, die um den Kopf herumwirbelten. Rauch stieg aus dem Monster auf.
»Sei gegrüßt, Fuego«, sagten Yorick und Kayla erfreut.
Das Monster deutete eine Verbeugung an. »Schön, Euch zu sehen, Majestäten«, sagte es. Wenn Fuego sprach, bildeten sich Feuerblasen um seinen Mund, der nicht mehr war als ein eckiges Loch. Unterwürfig gratulierte Fuego der Königin zum Geburtstag.
»Ja ja, schon gut«, sagte sie geschmeichelt. »Und jetzt will ich mein Geschenk!«
Die Lohe blickte fragend zum König, und als dieser nickte, sagte Fuego: »Dann kommt bitte.«
Eine Rauchfahne hinter sich herziehend, schwebte er vom Plateau hinunter zum Magma-Meer. Das Königspaar und die Generäle folgten über eine Treppe.
Die Lohe glitt eine Anhöhe hinauf zum Eingang einer gewaltigen Höhle: einem hässlichen Höllenschlund, der aussah, als wolle er alles und jeden verspeisen.
Musik schallte ihnen entgegen. Ein mehrstimmiger Chorgesang, der so traurig, düster und eintönig war wie die Umgebung.
»Wie schön!«, rief Kayla. »So festlich und ergreifend! Und das alles nur für mich?«
»Das ist nichts zu dem, was Euch erwartet«, sagte die Lohe und schwebte durch den Eingang.
Die Lautstärke des Gesangs nahm zu, ebenso die Wärme. Es war, als habe die kleine Gruppe gerade einen besonders heißen Raum der Hölle betreten. Hier schienen sich Yorick und Kayla ganz besonders wohl zu fühlen. Sie strahlten um die Wette, während die Gesichter der Skelettreiter ausdruckslos blieben.
»Hier entlang«, bat die Lohe eilfertig und glitt in einen kurzen Stollen, der in einen weiteren Höhlenraum mündete.
Nun wurde der Gesang von einem furchterregenden Brüllen überlagert.
»So, die sind für dich«, sagte Yorick und machte einen Schritt beiseite.
»Oh, mein Gott«, stieß die Königin höchst angetan hervor, als sie die Dutzenden von dreiköpfigen Withern sah, die sich in stabilen Käfigen drängten.
»Hier gibt es keinen Gott«, korrigierte Yorick sie milde. »Hier gibt es nur uns.«
Kayla hörte gar nicht mehr hin. Sie schien restlos begeistert zu sein von den bösartigen Kreaturen, die sich in ihren viel zu engen Verschlägen wie wild gebärdeten. Eine kleine Armee der Finsternis, eine Armee voller Wut und Hass.