Gabriella Engelmann
Inselsommer
Roman
Knaur e-books
Gabriella Engelmann, gebürtige Münchnerin, entdeckte in Hamburg ihre Freude am Schreiben und fühlt sich im Norden pudelwohl. Nach Tätigkeiten als Buchhändlerin und Verlagsleiterin genießt sie die Freiheit des Daseins als Autorin von Romanen, Kinder- und Jugendbüchern. Seit sie zum ersten Mal an der Nordsee war, träumt sie von einem eigenen Häuschen am Deich, mit einem Garten voller Wildrosen und knorrigen Apfelbäumen.
Mehr zur Autorin:
Website: www.gabriella-engelmann.de
Instagram: gabriellaengelmann
Facebook: www.facebook.com/AutorinGabriellaEngelmann
Von Gabriella Engelmann sind im Knaur Verlag bereits folgende Titel erschienen:
Die Villa-Serie
Eine Villa zum Verlieben (Hamburg)
Apfelblütenzauber (Altes Land)
Die »Büchernest«-Serie (Sylt):
Inselzauber
Inselsommer
Wintersonnenglanz
Strandkorbträume
Die Föhr-Serie:
Sommerwind
Schäfchenwolkenhimmel
eBook-Ausgabe 2013
Knaur eBook
© 2013 Knaur Taschenbuch
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Friederike Arnold
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: © mauritius images/Wulf Ligges – © FinePic®, München
Bildnachweis: © Josef Gall, Geretsried
ISBN 978-3-426-41807-9
Sie können uns jederzeit besuchen und so lange bleiben, wie Sie wollen. Im Kapitänshaus ist immer ein Zimmer frei für Sie. Wir würden uns sehr freuen!
Viele herzliche Grüße von der Insel!
Bea Hansen und Larissa Wagner
Obwohl ich diese Postkarte schon unzählige Male gelesen hatte, freute ich mich immer wieder über die Wärme und die Freundlichkeit, mit der sie geschrieben worden war.
Und über das traumhaft schöne Motiv, das die Vorderseite zierte: ein reetgedecktes, aus Backstein erbautes Haus mit weißen Sprossenfenstern und einer blau-weißen Klönschnacktür, umrankt von roten und pinkfarbenen Rosen. Darüber ein strahlend blauer Sommerhimmel und Möwen, die am Horizont ihre Kreise zogen.
Man konnte den Duft der Kartoffelrosen förmlich riechen und das Summen der Bienen hören, die im funkelnden Licht der Sonne von Blüte zu Blüte flogen. Ein typisches Friesenhaus, wie man es überall in Keitum findet, einem der schönsten Orte im Osten der Nordseeinsel. Und ich, Paula Gregorius, hatte eine Einladung dorthin und konnte es kaum erwarten, endlich anzukommen und Hamburg den Rücken zu kehren.
»Moin, moin, liebe Fahrgäste, die Fahrkarten bitte!«
Die energische Stimme des Schaffners der Nord-Ostsee-Bahn schreckte mich unsanft aus meinen Träumereien über die vor mir liegenden Wochen auf Sylt und holte mich in die Realität zurück. Benommen kramte ich in der Handtasche nach meinem Portemonnaie, in dem ich das Schleswig-Holstein-Ticket aufbewahrte. Als Nächstes erreichten wir Itzehoe und in gut zwei Stunden die Endstation in Westerland.
Um noch ein wenig allein mit meinen Gedanken sein zu können, wollte ich zu Beginn meiner Reise ins Ich zunächst für zwei Tage im Hotel Stadt Hamburg wohnen. Das Hotel besaß einen traumhaft schönen Wellnessbereich, die Küche genoss einen ausgezeichneten Ruf, und der breite, weiße Sandstrand war nur fünf Minuten Fußweg entfernt.
Larissa und ihrer Tante hatte ich hingegen gesagt, dass ich erst ab Freitagmittag ihre liebenswürdige Gastfreundschaft in Anspruch nehmen würde.
Während ich durch das Fenster die vorbeifliegende Landschaft betrachtete, piepste mein Handy. Ich versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen und mich zu zwingen, die eingegangene SMS nicht sofort zu lesen, denn schließlich war ich auf dem Weg nach Sylt, um endlich einen klaren Kopf zu bekommen.
Schluss mit dem Gefühlswirrwarr, das mich nun schon seit Wochen gefangen hielt!
Schluss mit dem ewigen Kampf Kopf gegen Bauch!
An sich gab es ja kaum etwas Schöneres, als mit fünfundvierzig Jahren noch einmal richtig verliebt zu sein. Doch in diesem Fall lagen die Dinge bedauerlicherweise nicht ganz so einfach wie früher. Seufzend knüllte ich meinen hellgrauen Schal als Kissenersatz zusammen und presste ihn gegen die Fensterscheibe. Dann lehnte ich mein Gesicht dagegen und schloss die Augen.
Die Gewissheit, mit jedem Kilometer Zugfahrt mehr Abstand zu meinem bisherigen Leben zu gewinnen, hätte meine Nerven beruhigen müssen, doch stattdessen dachte ich wehmütig an jenen alles entscheidenden Abend zurück, an dem ich Vincent Rogner in mein Herz und damit in mein Leben gelassen hatte.
»Bereit, dem Irrsinn die Stirn zu bieten, Paula?«, hatte meine Mitarbeiterin Jule gefragt und mir schmunzelnd ein Glas eisgekühlten Champagner in die Hand gedrückt. Dann hatten wir beide die Galerie ein letztes Mal inspiziert und die Hängung jedes einzelnen Bildes überprüft.
Dieser Abend sollte perfekt werden!
Seit Monaten hatten Jule, Vincent und ich darauf hingearbeitet, Hamburgs Kunstliebhabern und der Presse bislang unbekannte, vielversprechende Talente aus Norddeutschland zu präsentieren.
»Ich prophezeie Nele Sievers eine große Zukunft«, sagte Jule, bevor sie in die Küche ging, um einen letzten, prüfenden Blick auf das Catering zu werfen. Den ganzen Tag war es in der Galerie zugegangen wie in einem Irrenhaus, doch nun herrschte endlich die Ruhe vor dem Sturm, wie ich den Moment vor einer Vernissage nannte, den ich zugleich liebte und fürchtete.
Doch es würde alles gutgehen!
Die Bilder der Bremer Malerin erinnerten in ihrer Farbintensität und Strahlkraft an die Arbeiten der mexikanischen Malerin Frida Kahlo, ohne jedoch so düster zu sein. Nele war zweifelsohne talentiert.
Bislang hatte die Künstlerin erfolgreich als Kinderbuchillustratorin gearbeitet, doch nun wollte sie neue Wege gehen. Ich war von der ersten Sekunde an begeistert gewesen, als sie zu ArtFuture gekommen war, um mir auf dem Laptop ihre Bilder zu zeigen:
»Nennen Sie mich gefühlsduselig und verrückt, aber ich kann mir keine andere Galeristin für meinen Start als bildende Künstlerin vorstellen als Sie, Frau Gregorius«, sagte sie und köderte mich mit ihren funkelnden Augen, dem nahezu schamlos anbiedernden Kompliment und dem frechen Lächeln. »Seit Jahren schon beobachte ich, was Sie alles auf die Beine stellen und wie sehr die Kunstbranche Ihr sicheres Gespür für die Entdeckung neuer Talente schätzt.«
»Sie bekommen aber keine Einzelausstellung, damit das klar ist«, antwortete ich, um ihre überbordende Erwartungshaltung ein wenig zu dämpfen. Im Laufe der Jahre hatte ich häufig mit narzisstischen Künstlern zu tun gehabt, deren Ego es nur schwer verkraftete, nicht die Hauptattraktion bei einem Event zu sein. Nele Sievers sollte von Anfang an wissen, dass es in diesem Metier weitaus härter zuging als im Bereich Kinderbuchillustration.
Und dann war es so weit: Der Kultursenator und zwei Sponsoren hielten eine Rede. Die Ausstellung umfasste die Werke von insgesamt sieben Malern und Bildhauern. Neles Arbeiten bildeten das Herzstück und stachen aufgrund ihrer Wildheit sofort hervor. Bereits zwei Stunden nach der Eröffnung hatte ich acht ihrer insgesamt zwanzig Zeichnungen und Acrylbilder an Sammler moderner Kunst verkauft.
»Ich hab’s dir doch gesagt, das wird der absolute Knaller«, raunte Vincent mir zu und streifte mit seinen Lippen wie zufällig mein Ohr. Er war mir so nah, so gefährlich nah wie noch nie zuvor.
Zudem sah er heute Abend besonders gut aus. Sein dunkelblondes Haar war lässig verstrubbelt, er hatte einen sexy Dreitagebart und trug ein dunkelblaues Jackett. Eine Mischung aus Champagnerduft und Vanilletabak umwehte ihn.
»Okay, ich geb’s zu, ich war vielleicht ein bisschen zu vorsichtig, was die Einschätzung von Neles Arbeiten betrifft. Aber sie ist schließlich nicht die Einzige, die sich hier präsentiert, und ich bin erst zufrieden, wenn es für die anderen ebenfalls gut läuft«, entgegnete ich und versuchte, mich gegen die Gefühle zu wehren, die seine Gegenwart bei mir auslösten.
Die Werke der anderen Künstler verblassten allerdings etwas neben der jungen, attraktiven Malerin, die wie ein exotischer Schmetterling von Gast zu Gast flatterte und ihre Gesprächspartner gekonnt um den Finger wickelte.
Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet, das tizianrote Haar trug sie kunstvoll aufgetürmt. Einzelne Strähnen hatten sich gelöst und kringelten sich sexy hinter den Ohren.
Ihre katzenhaften, jadegrünen Augen schimmerten.
Ich sah, wie beinahe alle männlichen Anwesenden im Raum sie anstarrten und fasziniert an ihren Lippen hingen.
Auch Vincent.
Bevor auch ich mir etwas zu essen holen konnte, machte Nele mich mit zwei sympathisch aussehenden Frauen bekannt, die sie als ihre Freundin Larissa Wagner und deren Tante Bea Hansen vorstellte. Die beiden waren extra wegen der Vernissage von Sylt nach Hamburg gekommen.
»Ohne Lissy würde ich vermutlich heute noch auf einem Berg Schulden sitzen und versuchen, mit meinem Café über die Runden zu kommen, obwohl mir das Wasser schon längst bis zum Hals steht«, erklärte Nele und drückte Larissas Hand. »Sie war es nämlich, die mich ermutigt hat, das Risiko Künstlerin zu werden einzugehen und an mich zu glauben. Ich verdanke ihr sowohl meinen ersten Vertrag als Kinderbuchillustratorin als auch acht wunderbare Jahre auf Sylt. Eine bessere Freundin kann ich mir nicht vorstellen!«
Larissa wurde sichtlich verlegen, Bea räusperte sich.
Die ungefähr siebzig Jahre alte, schlanke Frau mit den kurzen, grauen Haaren und dem neugierigen Blick lächelte und knuffte Nele Sievers in die Seite.
»Nun sei mal nicht so pathetisch und plaudere nicht immer alles gleich aus! Frau Gregorius hat heute Abend bestimmt anderes zu tun, als sich diese Geschichten anzuhören.« Doch Nele bekam nicht mehr mit, was Bea Hansen sagte, sondern ging zu Vincent, der neben dem Eingang zur Küche stand und sie zu sich winkte.
Als ich beobachtete, wie die beiden ihre Köpfe zusammensteckten, nahm ein Gefühl von mir Besitz, das ich lange nicht mehr verspürt hatte: Es nagte, es zerrte, es flüsterte mir Gemeinheiten ins Ohr, es raubte mir die Luft zum Atmen und brannte wie Feuer. Plötzlich hörte ich mich sagen:
»Kann ich dich kurz mal sprechen?« Ich deutete Richtung Ausgang.
Vincent folgte mir, ohne zu zögern.
Draußen angekommen, spürte ich, wie kalt es war. Da ich viel zu aufgewühlt war, um rational zu handeln, hatte ich den Mantel an der Garderobe hängen lassen.
Doch das alles interessierte mich nicht.
Alles, was ich wollte, war, einen Moment mit Vincent allein zu sein.
Als er mir sein Jackett um die Schultern legte und mich neugierig ansah, fühlte ich mich wie ein kleines Kind, das beim Naschen ertappt worden war. Und deshalb wusste ich auch nicht, was ich antworten sollte, als er mich fragte: »Na, was gibt es denn so Dringendes?«
Hätte ich sagen sollen: »Mir ist gerade klargeworden, dass ich mich in dich verliebt habe. In dich und deine süße kleine Tochter?«
Mit jedem Kilometer, den sich der Zug seinem Ziel näherte, versank ich tiefer in die Erinnerung an jenen Abend, an dem Vincent mich zum ersten Mal umarmt hatte.
Anstelle einer Antwort lehnte ich mich an seine Brust, und wir schmiegten uns eine Weile aneinander. Es war so ein wunderbares Gefühl, die Nähe des anderen zu spüren, wie ein besonderes Geschenk, von dem man nicht weiß, ob man es behalten darf. Für einen Augenblick kam es mir so vor, als würde ich die Welt, in der ich normalerweise lebte, verlassen und mit dem Feuer spielen. Noch Stunden und Tage später glaubte ich den Duft und die Wärme von Vincents Haut zu verspüren.
Und ich wusste, dass es ihm genauso ging.
Mühsam versuchte ich mich wieder auf das Hier und Jetzt zu besinnen, und starrte unschlüssig auf das Handy. Vielleicht war die SMS ja wirklich von Vincent? Obwohl wir vereinbart hatten, während meiner Auszeit auf Sylt weder zu telefonieren noch zu simsen, konnte ich nicht leugnen, wie sehr er mir jetzt schon fehlte und ich beinahe jede freie Minute an ihn dachte. Zuletzt siegte jedoch die Neugier, und ich las die Nachricht:
Pass auf dich auf, und lass dich treiben. Du hast so hart gearbeitet und solltest dich richtig erholen.
Ich warte auf dich, mein Schatz.
Patrick
Während in meinem Innersten ein emotionales Durcheinander herrschte, rollte der Zug vom Hindenburgdamm und erreichte Sylt. In der Ferne erblickte ich einen Turm, der die Landschaft überragte. Dies war also St. Severin, das Wahrzeichen Keitums.
Die Nord-Ostsee-Bahn fuhr weiter Richtung Westerland, und ich bestaunte die Kirche mit dem roten Turm und die vorüberziehende Landschaft. Ich sah weidende Schafe und Kühe und Pferde, die mit wehender Mähne über die Koppeln galoppierten. Sylt, die Insel der Schönen und Reichen. Die Insel der Partys und Galas im Blitzlichtgewitter der Boulevardpresse, des legendären Strandrestaurants Sansibar, Wohnsitz unzähliger Prominenter. Im Licht des eher grauen Apriltages wirkte sie alles andere als glamourös, insbesondere je weiter sich der Zug der Endstation näherte.
Ich schmunzelte über den Werbeslogan Schlafen könnt ihr auch auf Amrum!, der für ein koffeinhaltiges Getränk warb und die Fassade eines Getränkemarkts zierte. Doch das anfängliche Schmunzeln wich schnell einem gewissen Entsetzen, als auf einmal ein hässlicher Bau nach dem anderen mein Blickfeld trübte. Irgendwie war ich nicht darauf vorbereitet, dass auf dieser angeblich so idyllischen Insel Discounter mit ihren grellen Firmenschildern den Anblick der nordfriesischen Landschaft verschandelten.
»Erschreck nicht, wenn du aus dem Bahnhof kommst und plötzlich vier giftgrünen Skulpturen gegenüberstehst«, hatte mein Mann Patrick mich gewarnt, bevor sich am Altonaer Bahnhof die Tür der Nord-Ostsee-Bahn hinter mir schloss.
Ich ließ meinen schweren Koffer stehen, um die Reisenden Riesen im Wind zu bestaunen, die seit 2001 den Bahnhofsvorplatz schmücken und von Anfang an heftigste Diskussionen ausgelöst haben. Natürlich war ich als Galeristin amüsiert über den hintersinnigen Witz, mit dem der Künstler Martin Wolke seine Figuren erschaffen hatte.
Nachdem ich genug gesehen und Fotos gemacht hatte, rollte ich meinen schweren Koffer über das Pflaster. Das Hotel war nur fünf Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt, deshalb hatte ich das Angebot abgelehnt, von einem Shuttle abgeholt zu werden.
Zu Beginn der Friedrichstraße entdeckte ich ein weiteres Kunstwerk, das die Gemüter erhitzte: die gusseiserne Skulptur Wilhelmine, die rundlich und obenrum üppig bestückt in einem Brunnen saß und den Betrachter keck anlächelte. Ganz so, als wollte sie sagen: »Na, da guckst du, was?«
Ich guckte in der Tat, doch nicht allzu lange, da der rauhe Wind mir die Mütze vom Kopf riss.
Ein grauer Himmelsteppich lag über der Insel, die Wetteraussichten für die kommenden Tage waren ebenfalls alles andere als vielversprechend.
Doch im Gegensatz zu vielen Urlaubern war ich nicht hierhergekommen, um gleich einen vierstündigen Strandspaziergang zu unternehmen, sondern um durchzuatmen und in mich hineinzuhorchen. Es gab so viele Fragen, die ich nicht beantworten konnte, egal, wie sehr mir der scharfe Nordwind den Kopf frei pusten würde. Schließlich war das Problem ja auch weniger eine Frage des Verstandes als des Herzens.
»Herzlich willkommen im Hotel Stadt Hamburg«, begrüßte mich eine junge, sympathische Dame an der Rezeption und wollte wissen, ob ich gut hierhergefunden hatte. Ich nahm den Zimmerschlüssel in Empfang, und ein Page half mir mit dem Gepäck.
Obwohl Patrick und ich im Laufe der letzten Jahre häufiger in Luxushotels abgestiegen waren, überfiel mich immer noch ein gewisses Gefühl der Unbehaglichkeit, wenn das Personal seine Dienste anbot. Doch ich wollte den jungen Mann nicht brüskieren, also folgte ich ihm den Flur entlang Richtung Spa-Bereich.
Als ich die Zimmertür im ersten Stock öffnete, glaubte ich für einen Moment, ich sei in einem englischen Cottage. Ob Vorhang, Tapete oder Tischdecke – alles war in einem Blümchenmuster gehalten, und ich hatte das Gefühl, auf eine Blumenwiese zu blicken.
Nachdem ich dem Pagen Trinkgeld gegeben hatte, öffnete ich das Fenster, um die frische, jodhaltige Nordseeluft hereinzulassen und mich zu vergewissern, dass ich wirklich in Westerland war und nicht in Cornwall. Dann packte ich meine Kulturtasche aus und reihte meine Kosmetika vor dem Badezimmerspiegel auf. In diesem Moment klingelte das Telefon.
»Helen, wie lieb, dass du anrufst«, freute ich mich.
»Störe ich?«, fragte meine Freundin.
»Natürlich nicht. Ich bin zwar noch keine fünf Minuten hier, aber ich fühle mich jetzt schon einsam. Blöd, nicht wahr?«
»Nein, nicht blöd, sondern vollkommen verständlich. Genau aus diesem Grund rufe ich ja an. Hast du heute noch was Schönes vor? Und wie ist das Wetter auf der Insel? Hier in Hamburg sieht es gerade aus, als ob jemand einen Eimer graue Farbe über der Stadt ausgekippt hätte.«
»Keine Ahnung, was ich mache. Hier ist es auch nicht besonders, also werde ich vielleicht in die Sauna gehen und danach schwimmen. Oder ich setze mich ins Kaminzimmer, betrinke mich besinnungslos mit edlem Sherry und lese. Und du? Musst du nachher noch ins Gericht?«
Helen war Anwältin für Familienrecht.
»Ja, leider. Aber ich werde mich am Abend dafür belohnen, dass ich mich wieder mit jemandem herumgekloppt habe, der keinerlei Ambitionen hat, Unterhalt zu zahlen. Doro und ich wollen erst ins Kino und danach eine Kleinigkeit essen.«
Ich schmunzelte.
Besagte Kleinigkeit artete erfahrungsgemäß immer in einer kleinen Orgie von zwei bis drei Gängen aus. Auch wenn wir drei uns meistens die Vorspeise und das Dessert teilten. In der Regel kannte unsere Lust an kulinarischen Genüssen aber schon bei frischem Weißbrot mit Olivenöl kaum Grenzen, erst recht nicht, wenn dazu körniges Fleur de Sal gereicht wurde.
»Ihr wisst ja, Essen ist der Sex des Alters«, pflegte Helen lachend zu sagen, während Doro ihr ölig glänzendes Kinn mit der Serviette abtupfte. Doro war Mutter von zwei Kindern und arbeitete halbtags in der Steuerkanzlei ihres Mannes Thomas, die Fürsorge lag ihr im Blut.
»Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß«, antwortete ich mit einem wehmütigen Ziehen in der Herzgegend. Die gemeinsamen Unternehmungen mit meinen langjährigen Freundinnen stellten seit vielen Jahren eine Konstante in meinem Leben dar, die ich sehr schätzte. Wir kannten uns vom Gymnasium und hatten zusammen Abitur gemacht. So unterschiedlich wir auch waren, wir hatten dieselbe wildromantische Vorstellung von dem Leben, das wir führen wollten, erfreuten uns an denselben Dingen und wussten, dass gute Freundschaften äußerst wichtig sind und man sie pflegen muss.
Nachdem ich aufgelegt hatte, saß ich noch eine Weile auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Mittlerweile hatte draußen feiner Nieselregen eingesetzt. Selbst die Möwen zogen es vor, Schutz zu suchen, anstatt beutehungrig ihre Kreise zu ziehen und gegen den Wind anzukämpfen.
Um mich ein wenig inspirieren zu lassen, blätterte ich in einem Sylt-Magazin, das ich am Bahnhof gekauft hatte, mit einer niedlichen Robbe vorne drauf.
Die würde Lilly bestimmt gefallen …!
Ein wenig melancholisch dachte ich an den Nachmittag, als ich Vincents fünfjährige Tochter Lilly zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war im Kindergarten hingefallen und hatte sich das Knie und die Stirn blutig geschlagen. Vincent war blass geworden, als er den Anruf der Kita-Leiterin erhalten hatte, und war aus der Galerie gestürzt, um Lilly abzuholen. Da er eine Stunde später einen wichtigen Termin bei ArtFuture hatte, nahm er Lilly kurzerhand mit in die Galerie. Ich war sofort dahingeschmolzen, als ich die Kleine sah. Sie hatte ein dickes, pinkfarbenes Pflaster auf der Stirn, und ihre Strumpfhose war aufgerissen. Die dunkelblonden Locken standen wirr nach allen Seiten ab, und ihr Gesichtchen war vor Aufregung gerötet.
»Du brauchst dringend etwas Neues zum Anziehen«, hatte ich zu ihr gesagt und Vincent vorgeschlagen, eine neue Strumpfhose für Lilly zu kaufen. Die Kleine war vollkommen verzückt, als ich eine halbe Stunde später mit einer nagelneuen Packung in ihren Lieblingsfarben Rosa und Lila wiederkam.
Außerdem hatte ich ihr noch einen kleinen Teddy vom Kaufhaus um die Ecke mitgebracht, der sie aufmunterte und sie bald darauf ihren Schrecken vergessen ließ. Von diesem Tag an waren wir Freundinnen, und ich freute mich jedes Mal, wenn sie in die Galerie kam und ich Gelegenheit hatte, mit ihr zu spielen.
Mein Herz wurde schwer, als ich an die Kleine dachte.
Wie gern hätte ich eine Tochter wie sie gehabt!
Weil ich nicht in trübsinnige Gedanken versinken wollte, beschloss ich mich abzulenken. Egal, wie schlecht das Wetter war, ich würde jetzt rausgehen und meine Umgebung erkunden.
Als ich das Hotel verließ, schenkte mir der Rezeptionist ein mildes Lächeln und rief mir hinterher:
»Ein Schirm wird Ihnen leider nicht viel nützen!«
Ich bog die Strandstraße in Richtung Meer ab, passierte das Kino schräg gegenüber, Souvenir-Shops, das für seine Torten und Pralinen bekannte Café Wien und Teeläden, während eine Böe mit grimmiger Wut an meinem Knirps zerrte. Nachdem er sich zweimal umgeklappt hatte, gab ich auf, zog mir die Kapuze meiner leuchtend roten Daunenjacke tief ins Gesicht und stapfte entschlossen weiter.
In der Kabine zum Strandübergang saß ein älterer Herr und winkte ab, als ich ihm meine Kurkarte zeigen wollte. Wenn es nach ihm ginge, säße er heute wahrscheinlich gar nicht hier.
Magisch angezogen vom Anblick des Meeres, ignorierte ich den Musikpavillon in Form einer Muschel an der Strandpromenade, die bei schönem Wetter zahllose Besucher anlockte.
Mein Ziel war das graugurgelnde Wasser, dessen Wellen sich am Strand brachen und kleine Schaumkronen hinterließen.
Ich nutzte den Rückenwind und ging am Hotel Miramar vorbei nach links, um möglichst ungestört zu sein.
Getreu dem Motto: »Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung«, gingen erstaunlich viele am Strand spazieren.
Ich setzte meinen Weg fort, bis ich an einer Reihe verwitterter Buhnen vorbeikam. Traurig ragten die dunklen Holzköpfe aus dem Wasser und trotzten tapfer dem Wetter. Ein typisches, immer wieder beeindruckendes Motiv, das zahlreiche Postkarten und Kalender schmückte. Wie sehr hatte ich diese Aufnahmen immer gemocht, die den Wunsch in mir erweckt hatten, endlich auf die Nordseeinsel zu fahren!
Ein Stück weiter tauchte ein Bollerwagen auf, gezogen von einem kleinen, etwa siebenjährigen Mädchen, das an der Hand seiner Mutter ging und fröhlich plapperte.
Im Wagen saß eine Armada von Stofftieren.
Ich schaute den beiden wehmütig hinterher, aber ich wollte mich von diesem entzückenden Anblick nicht aus der Fassung bringen lassen.
Genug vergebens gehofft.
Genug getrauert!
»Mit Ihrer roten Jacke sind Sie bei dem heutigen Mistwetter eine absolute Augenweide«, hörte ich auf einmal jemanden sagen und glaubte zunächst, mich getäuscht zu haben. Als ich den Kopf hob, um zu sehen, ob ich tatsächlich gemeint war, blickte ich in die warmen, dunklen Augen eines älteren Herrn, der über das ganze Gesicht strahlte. »Die meisten hier tragen Dunkelblau, Dunkelgrau oder Schwarz. Gott sei Dank machen Sie diesen Tag ein wenig bunter.«
»Ich fühle mich immer besser, wenn ich etwas Farbenfrohes anhabe«, erwiderte ich in Erinnerung an meine frühere Vorliebe für eine Skala zwischen Grau und Schwarz. »Sie selbst leuchten aber auch!«
Der Fremde trug zwar einen dunkelblauen Wollmantel, aber kombiniert mit einem buntgemusterten Schal.
»Den hat mir eine liebe Freundin geschenkt, und ich halte ihn in Ehren. An einem solchen Tag wärmt er nicht nur meinen alten, steifen Nacken, sondern auch meine Seele.«
Dies war einer der Momente, an denen man sich entscheiden musste: Gehen oder bleiben. Entweder freute ich mich über einen zauberhaften Augenblick und ging danach meiner Wege, oder ich ließ mich treiben, um einer zufälligen Begegnung die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten.
»Ist Ihnen zufällig trotz des Schals kalt? Haben Sie Lust auf eine Tasse heiße Schokolade?« Ich wusste, dass Leysieffer eine Filiale in der Friedrichstraße hatte, und mir lief jetzt schon das Wasser im Mund zusammen bei dem bloßen Gedanken an das tröstlich süße Getränk. In dieser sympathischen Gesellschaft würde er bestimmt doppelt so gut schmecken.
»Sie scheinen Gedanken lesen zu können«, antwortete der Fremde lächelnd und gab mir die Hand. »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Adalbert Vrohne.« Dann reichte er mir feierlich den Arm: »Ich freue mich sehr, zusammen mit einer so bezaubernden jungen Dame eine gute Tasse Tee, oder auch einen Kakao, trinken zu dürfen.«
Ob ich mit fünfundvierzig noch als »jung« durchging, wagte ich zu bezweifeln. Andererseits: Weshalb sollte ich ihm widersprechen?
Nachdem ich ebenfalls meinen Namen genannt hatte, gingen wir Richtung Café, als seien wir alte Freunde. Wir plauderten erneut über das Wetter und darüber, wie voll die Insel war.
»Das ist mittlerweile ein kleines Problem auf Sylt«, erklärte Adalbert seufzend, als wir uns an den letzten freien Bistrotisch setzten.
»Ein Problem?«, fragte ich stirnrunzelnd und überflog die Karte. Ob ich mir zu der Schokolade noch ein Stück Baumkuchen gönnen sollte?
»Lassen Sie uns besser nicht über dieses Thema sprechen. Sie sind ja hier, um Urlaub zu machen und sich zu erholen, und nicht, um sich die Unkenrufe eines alten Herrn wie mir anzuhören.«
»Diesem uns entnehme ich, dass Sie Insulaner sind oder zumindest schon eine Weile auf Sylt leben.«
Ich dachte an Larissa Wagner, die erst vor acht Jahren hierhergezogen war, nachdem sie ihre Tante in deren Buchhandlung vertreten hatte.
»Ich bin hier geboren, und ich werde auch hier sterben«, entgegnete Adalbert, und ich suchte sein Gesicht nach Anzeichen seines genauen Alters ab. Seine warmen, dunklen Augen waren von feinen Falten umsäumt, seine Haut wettergegerbt, der kurz gestutzte Bart schlohweiß, genau wie sein erstaunlich volles Haar. »Keine Sorge, ich habe nicht vor, so bald zu gehen, dazu liebe ich diese Insel und das Leben viel zu sehr«, fügte Adalbert lachend hinzu. »Wie lange bleiben Sie denn, und wo wohnen Sie?«
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis ich mich entschied, ihm die Wahrheit zu sagen.
Oder zumindest teilweise.
Also erzählte ich von meiner Einladung nach Keitum und fragte ihn, ob er das Büchernest kannte, das Larissa und Bea zusammen führten.
»Wer kennt dieses zauberhafte Buchcafé nicht?«, schmunzelte Adalbert und fuhr sich mit den langen, schlanken Fingern durch den Bart. An seinen Händen war deutlich zu erkennen, dass er weit über sechzig sein musste. Während die gepflegten Nägel glänzten, war die Haut faltig und mit bräunlichen Flecken übersät.
»Bea Hansen und Larissa Wagner sind mittlerweile so etwas wie eine Institution hier. Es hat zwar ein Weilchen gedauert, aber alles Gute braucht eben seine Zeit.«
Und es verändert sich auch … und leider nicht immer zum Guten. Seufzend dachte ich an meine Ehe mit Patrick und das riesige Dilemma, in dem ich steckte.
Würde es mir gelingen, in den kommenden zwei Wochen eine Lösung zu finden?
Pünktlich wie ein Uhrwerk traf die Bahn am Freitag von Westerland in Keitum ein. Hinter mir lagen zwei Tage, in denen meine Gefühle Achterbahn gefahren waren, und ich freute mich, nun nicht mehr allein sein zu müssen. Natürlich hatte ich das wundervolle Wellness-Angebot des Hotels genossen, mir zwei Saunagänge und eine entspannende Massage gegönnt. Ebenso wie eine Gesichtsbehandlung in der angeschlossenen Shiseido-Beauty-Farm. Trotzdem konnte dieser Luxus nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich gefühlsmäßig in einer absoluten Ausnahmesituation war, schließlich stand meine langjährige Ehe auf dem Spiel!
Auf dem Parkplatz kam Bea Hansen strahlend auf mich zu.
»Liebe Paula, da sind Sie ja endlich! Larissa wäre übrigens auch gern mitgekommen, aber sie hat ausgerechnet heute Besuch von Verlagsvertretern, die das neue Programm vorstellen. Und das geht leider vor. Also, willkommen auf Sylt!« Sie öffnete den Kofferraum, und ich legte meinen Koffer hinein.
»Bei so einer Präsentation würde ich gern einmal Mäuschen spielen«, sagte ich, während ich mich anschnallte. »Muss doch himmlisch sein, die Neuerscheinungen vor allen anderen anschauen zu dürfen. Man kann sich dann schon monatelang im Voraus auf die neuen Bücher freuen.«
Bea startete den Motor.
»Sie lesen also gern?«, stellte sie fest und winkte einer jungen Frau zu, die die Ampel überquerte. »Das ist übrigens Mia, eine Mitarbeiterin aus unserer Kita.«
»Hier kennt bestimmt jeder jeden«, sagte ich mehr zu mir selbst und dachte an Adalbert Vrohne und den netten, gemeinsamen Nachmittag.
Ob ich ihn wohl wiedersehen würde?
Wir hatten vereinbart, das dem Zufall zu überlassen.
»Das kann man wohl sagen«, lachte Bea und bog auf den Stellplatz vor einem hübschen Friesenhaus ein, das dem auf der Postkarte ähnelte, es war nur noch bezaubernder. Vor der Tür stand eine weiße Bank, daneben und darauf Blumentöpfe. An der Wand darüber hing ein buntbemaltes Vogelhäuschen. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass das nicht immer nur angenehm ist. Es gibt so manches, von dem man nicht möchte, dass andere ihr neugieriges Näschen hineinstecken. Das Gespräch zum Thema Lieblingsbücher müssen wir übrigens vertagen. Es sei denn, wir wollen den Rest des Tages im Auto verbringen.«
Ich nahm meinen Koffer und folgte Bea neugierig. Als ich die Fußmatte mit dem rot-weiß gestreiften Leuchtturm sah, blieb ich abrupt stehen, weil ich das Gefühl hatte, auf ein Bild zu treten.
»Keine Sorge, die können Sie ruhig benutzen.« Bea lachte. »Und ganz ehrlich: Ich bin nicht traurig, wenn das kitschige Ding da endlich so verschlissen ist, dass ich es guten Gewissens wegwerfen kann. Es war nämlich das Geschenk eines Stammkunden, den ich lieber mit meiner ehrlichen Meinung verschonen wollte.«
Schmunzelnd folgte ich ihr in das Innere des Kapitänshauses. Auf der Kommode im Flur standen viele Fotos in silbernen oder handgetöpferten Rahmen, auf einigen war ein Hund zu sehen.
»Das ist Timo, unser Berner Sennenhund. Leider ist er letztes Jahr gestorben«, erklärte Bea, als sie bemerkte, wie ich einen Augenblick innehielt.
»Das tut mir leid«, murmelte ich und folgte ihr über die gemütlich knarzende Holztreppe in den ersten Stock.
»Mir auch, denn ich vermisse den Kerl schon sehr. Aber das ist nun mal der Lauf der Dinge. Man kann es nicht ändern, so schmerzhaft es auch sein mag«, entgegnete Bea. Ich wagte gar nicht erst, nach dem sympathisch aussehenden Mann zu fragen, dessen Porträt im Flur des oberen Stockwerks hing.
Hatte Nele Sievers nicht erwähnt, dass Bea Hansen seit längerem Witwe war?
Eine Kapitänswitwe, um genau zu sein.
Oben angekommen, öffnete Bea die Tür zu einem Zimmer, in das ich mich augenblicklich verliebte, weil es so heimelig aussah.
»Und dies ist ab sofort Ihr Reich. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause, und sagen Sie mir einfach, wenn Sie irgendetwas brauchen. Sollte Ihnen die Decke zu dünn sein, hätte ich auch noch eine aus Daunen, unter der Sie sich garantiert fühlen wie Frau Holle.«
Nachdem sie die Tagesdecke ein wenig zurechtgezupft hatte, schloss Bea das weiße Sprossenfenster, von dem aus man einen Blick in den Garten hatte. Ich schaute mich um.
Die hellblau-weiß gestreifte Tapete harmonierte wunderbar mit den dunkelblauen Leinenvorhängen und dem beigefarbenen Sisalteppichboden. Irgendwie duftete es nach … Südfrankreich. Ich schnupperte und inhalierte den vertrauten Duft, der mich an einen der schönsten Urlaube mit Patrick erinnerte.
»Was Sie da riechen, ist die Sylter Seife Honig-Lavendel, die in einer kleinen Manufaktur in Morsum hergestellt wird. Ich habe sie im ganzen Haus verteilt, weil sie so wunderbar duftet. Im Wohnzimmer liegt gerade die Heckenrose in einer Schale.«
Ich dachte sofort, dass die Seife ein wunderbares Mitbringsel für Helen und Doro wäre, die beide eine Schwäche für solchen Mädchenkram hatten.
»Das Badezimmer ist gleich nebenan, die Wohnküche und das Esszimmer unten«, fuhr Bea fort. »Ich schlafe links von Ihnen. Wenn Sie mögen, können wir gleich auf einen Tee rüber ins Büchernest gehen. Oder wollen Sie sich erst einmal hinlegen? Die Fahrt von Hamburg hierher dauert ja immerhin drei Stunden. Sie sind heute Morgen bestimmt sehr früh aufgestanden.«
Wie es schien, begann unsere gemeinsame Zeit mit einer Lüge.
So vieles in meinem Leben beruhte momentan auf Unehrlichkeit. Dass ich in Vincent verliebt war, durfte Patrick niemals erfahren. Es würde ihm das Herz brechen.
Andererseits: War ich verpflichtet, Bea Hansen zu sagen, dass ich schon seit Mittwoch auf der Insel war?
»Ich würde gern sehen, wo Ihre Nichte arbeitet«, antwortete ich. »Den Koffer kann ich doch später auspacken.«
»Na, dann kommen Sie. Lissy wird sich bestimmt freuen, auch wenn sie nur kurz Zeit hat. Und Vero natürlich auch.«
Vero?
Kurze Zeit später blickte ich in ein Paar freundliche blaue Augen und ein ebenso freundliches, rundliches Gesicht, das zu einer Frau in Beas Alter gehörte. Sie trug ihr graues Haar zum Dutt und wirkte auf eine sympathische Weise etwas altmodischer als Bea.
»Das ist Vero, meine beste Freundin, Stütze in allen Lebenslagen …«, erklärte Bea.
» … und beste Köchin der Welt«, ergänzte Larissa, die sich zu uns gesellte. Im hinteren Teil der Buchhandlung saß ein Herr in grauem Anzug, einen Laptop und diverse Bücher vor sich auf dem Tisch, und tippte eifrig.
»Frau Gregorius, wir freuen uns wirklich sehr, die Förderin von Nele endlich kennenzulernen.«
Ich wurde verlegen.
»Förderin ist nun wirklich übertrieben. Den Erfolg hat Frau Sievers allein ihrem großen Talent zu verdanken. Aber lassen Sie sich bitte nicht bei der Programmpräsentation stören, wir sehen uns ja bestimmt später noch.« Meine Augen wanderten durch das Buchcafé, von dem ich schon so viel gehört und das ich natürlich gegoogelt hatte.
Doch auf keinem der Fotos kam der Charme der Buchhandlung wirklich zur Geltung: Sie war mit hellgrauen Korbmöbeln und buntgestreiften Kissen möbliert, dazu passend runde Tischchen mit einer emaillierten Platte. Ein großer, weißlackierter Weidenkorb lud die Besucher des Cafés ein, in Magazinen und der Tageszeitung Sylter Spiegel zu blättern, und auf jedem Tisch stand eine kleine Vase mit einer pinkfarbenen Tulpe. Auch hier lag ein ganz besonderer Duft in der Luft, den ich nicht zuordnen konnte. Eine wunderbare Mischung aus Vanille und frisch gebackenem Kuchen.
»Das duftet ja köstlich, man bekommt sofort Appetit auf frische Waffeln«, sagte ich und schnupperte begeistert.
»Kein Wunder, das ist ja auch das Yankee-Candle-Aroma Vanilla Cupcake«, lächelte Vero. »Verführerisch, nicht wahr?«
Weil ich zustimmend nickte, reichte Bea Hansen mir die liebevoll gestaltete Speisekarte, die mit wunderschönen Vignetten zum Thema Bücher verziert war. Sicher ein Werk von Nele Sievers, ich erkannte ihren Strich sofort.
»Wir bieten unseren Gästen nahezu alles, was das hungrige Herz begehrt. Vom Frühstück über Mittagssnacks, Kaffee und Kuchen.« Neugierig überflog ich das Angebot, und schon bei den Vorspeisen lief mir das Wasser im Mund zusammen, obwohl ich heute Morgen im Hotel mehr als üppig gefrühstückt hatte. Das Büfett dort war legendär!
»Klingt, als seien das alles echte Sylter Spezialitäten. Wirklich toll!«
Vero strahlte: »Ganz genau! Das sind alles echte Landfrauenrezepte aus Nordfriesland, die über Jahrhunderte hinweg gesammelt wurden«, erklärte sie stolz, woraufhin ich einen zweiten Blick auf die Karte warf und insgeheim beschloss, nach und nach alles zu kosten, was besonders reizvoll klang.
Vorspeisen:
Matjes-Tatar auf Karoffel-Mini-Röstis
Krabben-Quarkterrine mit Forellenkaviar
Suppen:
Archsumer Kartoffelsuppe
Hörnumer Krabbensuppe
Schaumsuppe »Rotes Kliff« mit Rotbarschspießen
Wenningstedter Fischklößchensuppe
Fliederbeersuppe mit Grießklößchen
Hauptspeisen:
Morsumer Muscheltopf
Spargel mit Jakobsmuscheln
Keitumer Sommersalat mit Ziegenkäse
Braderuper Bauernfühstück
Lachstorte mit Keitumer Salat
Dessert:
Futtjes à la Theodor Storm
Verschleiertes Bauernmädchen
Sylter Teecreme
Kuchenspezialitäten:
Schmandkuchen
Friesentorte
Quark-Grieß-Auflauf mit Sylter Rote Grütze
Pfannkuchen (diverse Füllungen)
»Wollen Sie lieber auf den Tee verzichten und gleich zu Mittag essen?«, fragte Bea, die das Gespräch zwischen Vero und mir amüsiert verfolgt hatte. Ich winkte ab:
»Nein, nein, ich nehme gern einen Tee, sonst werde ich sofort müde.«
Vero ging in die Küche, um nach dem Rechten zu sehen, und ich ließ mir von Bea Hansen die Buchhandlung zeigen.
Auch das Sortiment ließ keine Wünsche offen. Neben den gängigen Bestsellern gab es liebevoll zusammengestellte Thementische, Publikationen kleiner, feiner Verlage, Lyrik, aber auch DVDs, CDs, Spiele und ansprechende Geschenkartikel.
Aufmerksam las ich den Klappentext über die autobiographische Erzählung einer Föhrer Autorin.
»Wenn Sie wollen, schenke ich Ihnen das Buch«, bot Bea an. »Ich freue mich immer, wenn sich jemand für ungewöhnliche Titel interessiert.«
»Das kann ich auf gar keinen Fall annehmen«, protestierte ich sofort. »Als Dankeschön für Ihre liebenswerte Gastfreundschaft sollte ich eher den gesamten Bestand hier aufkaufen. Sie wissen hoffentlich, dass ich Sie beide ebenfalls gern jederzeit bei mir in Hamburg beherberge, oder?«
»O ja, das wäre wundervoll«, sagte Larissa, die mit einem Mal neben uns stand. Der Verlagsvertreter war gegangen. »Ich lebe jetzt schon so lange auf Sylt, dass ich komplett den Bezug zu meiner Heimatstadt verloren habe. Dieser Kurztrip zu Neles Vernissage war im wahrsten Sinne des Wortes leider viel zu kurz.«
»Ach, Lissy, du nun wieder«, grinste Bea und zerzauste ihrer Nichte liebevoll das flachsblonde, lange Haar. »Warum hast du nicht ein paar Tage drangehängt? Vero und ich hätten wie immer hier brav die Stellung gehalten, und du hättest dich amüsieren können.«
Aus irgendeinem Grund errötete Larissa und murmelte:
»Du weißt genau, warum das nicht ging.«
Ich wurde hellhörig, doch antwortete nur beiläufig:
»Perfekt, dann haben wir soeben eine Abmachung getroffen.«
Ich nahm das Föhr-Buch und stellte mich demonstrativ an die Kasse. Wieso fiel mir eigentlich erst jetzt auf, dass im Hintergrund dezent klassische Musik lief?
»Haben Sie das Radio an?«, fragte ich und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
Hier herrschte echte Wohlfühlatmosphäre. Kein Wunder, dass das Büchernest so beliebt war. Außer mir waren etwa zwanzig weitere Kunden im Laden. Zwei Kinder versanken in der Kinderbuchabteilung in einem gigantisch großen Sitzsack und kicherten vor sich hin, während ihre Mutter in einem bebilderten Buch über das Thema Meer blätterte.
Lilly hätte es hier bestimmt auch gefallen.
»Das ist kein Radio, sondern so ein neumodisches Dings, das mit einem ›i‹ anfängt«, sagte Bea.
»Das ist ein MP3-Player, Bea«, widersprach Larissa und wirkte ein bisschen genervt. »Wir hatten doch besprochen, dass wir diesen kommerziellen Hype nicht unterstützen. Deshalb kommen uns keine Produkte mit dem Buchstaben ›i‹ ins Haus!«
Bea zuckte mit den Schultern und wandte sich zu mir:
»Sie müssen wissen, dass Lissy und ich uns gelegentlich kabbeln, wie viel Schöne neue Welt wir hier brauchen. Sie ahnen nicht, wie sehr wir uns früher über Themen wie Warenwirtschaftssysteme und Internet-Präsenz gestritten haben. Wenn meine Nichte sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist es leider sehr schwer, sie vom Gegenteil zu überzeugen.«
»Das sagt genau die Richtige«, grinste Larissa. »Und nenn mich nicht immer Lissy. Ich bin jetzt Mitte dreißig und zu alt für diesen Kosenamen.«
Mitte dreißig.
Wie unfassbar jung!
Als ich so alt war wie Larissa, war meine Welt noch in Ordnung, und ich hatte das Gefühl, dass alles im Leben möglich war, wenn ich es nur wollte.
Verwirrt rieb ich mir die Augen.
Sonnenlicht kitzelte meine Nase, und es duftete nach Gebratenem und Kaffee. Das Fenster war gekippt, der Wind bauschte die Gardinen und ich hörte Vogelstimmen.
Sonne, Möwen … Samstagmorgen, ich war auf Sylt und meinem Traum vom Glück ein klein wenig nähergerückt.
Mein Digitalwecker zeigte neun Uhr dreißig an.
Ich beschloss, bald aufzustehen, setzte mich aufrecht hin und schob mir das große, weiße Kissen mit der gehäkelten Bordüre in den Rücken. Dann dachte ich an Hamburg.
Patrick weckte mich jeden Samstag gegen zehn mit einem Kuss auf die Wange oder auf die Schulter, abhängig davon, wie ich gerade lag. Dann wartete er, bis ich einigermaßen wach war, um im Bett meinen Milchkaffee zu trinken.
»Keine Ahnung, wie du es schaffst, nicht zu kleckern«, murmelte Patrick und schlüpfte im Winter neben mich unter die kuscheligen Daunen, im Sommer unter die kühlen Laken.
Er selbst hatte da längst Espresso getrunken und die Zeitung gelesen. Manchmal war er sogar schon an der Alster joggen gewesen. Während ich versuchte, die Traumschwaden der vergangenen Nacht abzustreifen, erzählte Patrick mir, was es Neues in der Welt gab.
Sobald ich den Kaffee getrunken hatte und Hunger bekam, ging Patrick Brötchen holen und bereitete in der Küche das Frühstück zu. In meinen flauschigen Lieblingsbademantel gehüllt saß ich nach einem kurzen Abstecher ins Bad am Esszimmertisch. Diesen Teil des Wochenendes liebte ich besonders. Wir tauschten uns intensiv über die vergangene Woche aus und planten die nächste. Doch so sehr ich unsere Gespräche auch genoss, hatten mich im Laufe der Jahre gelegentlich Zweifel beschlichen: War uns zwischen Vergangenheit und Zukunft nicht irgendwann die Gegenwart abhandengekommen? Hatten wir aus Angst die wirklich wichtigen Probleme gemieden? Natürlich sahen wir uns nicht nur am Wochenende, aber Patrick war als Werbetexter häufig beruflich unterwegs, bei Kunden in Deutschland und Europa, während ich Ausstellungen außerhalb von Hamburg oder Künstler in ihren Ateliers besuchte.
Manchmal gaben wir uns die Klinke in die Hand, und es blieb kaum Gelegenheit, sich in den Arm zu nehmen. Früher war es natürlich anders gewesen. Begierig wollten wir alles über den anderen erfahren. Doch irgendwann hatte der Alltag Einzug gehalten, und die Neugier war abgeflaut. Und ich musste mich nun fragen, ob ich bereit war, dies als gegeben hinzunehmen oder mein eingefahrenes Leben zu ändern.
Nach dem Frühstück ging jeder in der Regel seiner Wege: Patrick checkte seine Mails oder überarbeitete seine Texte, ich fuhr noch einmal in die Galerie, um dort nach dem Rechten zu sehen, auch wenn ich Jule vertraute. Selten blieb ich länger als ein, zwei Stunden. Meist war ich gegangen, ehe ArtFuture um sechzehn Uhr schloss. Doch seit Vincent bei mir arbeitete, griff ich nach jedem Strohhalm, um die gemeinsame, kostbare Zeit wenigstens um ein paar Minuten zu verlängern. Patricks Kommentar dazu war nur:
»Schatz, pass auf, dass du dich nicht übernimmst. Super, dass dir die Arbeit in der Galerie so viel Spaß macht, aber denk dran, dich auch mal zu erholen.«
Wenn er gewusst oder auch nur geahnt hätte, dass das Zusammensein mit Vincent wie eine Frischzellenkur auf mich wirkte … Natürlich war diese Verliebtheit alles andere als erholsam – meine Nerven lagen blank! –, aber es war einfach wundervoll.
»Sind Sie schon wach?« Beas Stimme und ein leises Klopfen holten mich in die Wirklichkeit zurück.
Ich fuhr mir kurz durch die Haare und antwortete:
»Ja klar, kommen Sie herein.«
Bea balancierte zu meiner Verwunderung ein Tablett.
»Da Sie gestern Abend erzählt haben, wie gern Sie Kaffee im Bett trinken, wollte ich Ihnen heute Morgen eine Freude machen. Als passionierte Teetrinkerin kenne ich mich leider nicht so gut mit Kaffee aus. Aber der gute Wille zählt. Ich hoffe, Sie mögen Friesenkekse«, sagte Bea augenzwinkernd und stellte das buntbemalte Holztablett neben mich auf den Nachttisch.
»Als ich das gesagt habe, war ich allerdings davon ausgegangen, dass ich ihn mir selbst mache«, entgegnete ich leicht beschämt. Ich wurde gerade verwöhnt wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Womit hatte ich mir das nur verdient?
»Ab morgen können Sie gern Ihren Kaffee selber machen, wenn Sie sich hier besser auskennen. Heute haben Sie noch Schonzeit.«
»Wollen Sie sich nicht zu mir setzen?«, fragte ich, als Bea Anstalten machte, zu gehen. Sie lächelte erfreut und zog den dunkelblau gepolsterten Stuhl heran, der zum antiken Sekretär gehörte.
»Gute Idee. Dann muss ich nicht gleich die Pfanne auskratzen, in der mir die Spiegeleier angebrannt sind. Und, wie fühlen Sie sich? Haben Sie gut geschlafen?«
»Wie ein Murmeltier. Obwohl ich gestern schon um neun schlappgemacht habe.«
Bea lachte.
»Das liegt an der Luft hier. Sie macht hungrig und müde. Bei manchen dauert es Wochen, bis sie sich daran gewöhnt haben. Aber ab und zu ist es ja auch ganz gesund, früh ins Bett zu gehen. Was möchten Sie denn heute machen? Soll ich Ihnen die Insel zeigen, oder würden Sie lieber noch ein wenig für sich sein? Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie doch noch nie auf Sylt, oder?«
»Als Hamburgerin kaum zu glauben, ich weiß.« Ich lächelte und schwelgte genüsslich im Aroma des heißen, zartbitteren Kaffees. »Die Insel ist zwar nur den berühmten Katzensprung entfernt, aber es hat mich nie hierher verschlagen. Amrum und Föhr kenne ich allerdings recht gut. Vermutlich hatte ich Angst, hier zu vielen Kunden aus der Galerie zu begegnen. Apropos, die Hofgalerie in Morsum würde mich sehr interessieren. Wohnt dort nicht auch Ihre Freundin Vero?«
Bea nickte.
»Allerdings kommen Sie zu spät. Die Ausstellungsfläche musste dem Bau eines neuen Hotels weichen. Wie so vieles hier dem Tourismus Platz machen muss. Die Hofgalerie ist jetzt ins Westerländer Rathaus umgezogen.«
Ich dachte an Adalbert Vrohne. Hatte er nicht auch so etwas angedeutet?
»Oh, das ist … bedauerlich.«
Bislang hatte ich geglaubt, dass gerade Morsum mit seinem eher ländlichen Charakter keine so große Attraktion für Urlauber sei. Beas Miene verfinsterte sich ein wenig.
»Das ist es in der Tat. Doch lassen Sie uns das Thema wechseln. Was halten Sie davon, wenn ich die Pfanne säubere, einen zweiten Versuch unternehme, Spiegeleier zu braten, und wir uns in einer Viertelstunde unten zum Frühstück treffen? Sie können anstelle dessen natürlich auch gern etwas anderes haben.«
Nachdem Bea gegangen war, öffnete ich das Fenster und atmete tief ein und aus. In Hamburg wurde ich sofort Opfer großstädtischen Straßenlärms: hupende Autos, grölende Passanten, klappernde Mülltonnen, kläffende Hunde, Musik aus Lautsprecherboxen.
Hier hörte ich nur das Flüstern des Windes.
Nach dem Frühstück wollte ich Keitum auf eigene Faust erkunden und später am Meer Richtung Hotel Fährhaus Munkmarsch spazieren. Das aufwendig renovierte Hotel, das seit 1880 Gäste beherbergte, und der dazugehörige Hafen sollten ausgesprochen zauberhaft sein.
Bea hatte empfohlen, mir auf dem Weg dorthin die Hünengräber am Watt anzuschauen. Sie half währenddessen im Büchernest Larissa.
Zum Glück öffnete sich die Wolkendecke, als ich aus dem Kapitänshaus ins Freie trat und mich umschaute.
Ob ich mich nachher bei Patrick melden sollte?
Doch zuerst wollte ich herausfinden, was sich hinter den Begriffen Harhoog und Tipkenhoog verbarg.
Auf Beas Tipp hin ging ich am traditionellen Nielsens Kaffeegarten vorbei die Treppen hinunter zum Wasser und ein paar Meter später wieder nach oben Richtung Ortsausgang. Auf einmal erblickte ich ein wunderschönes, reetgedecktes Haus, das sich an den Hang schmiegte und in warmes Sonnenlicht getaucht wurde.
So wohnen zu dürfen wäre mein Traum! Ich seufzte und ging den kleinen Weg hinauf, um das Haus und den Garten zu betrachten. Verzaubert von dieser Idylle war ich kurz versucht, ein Foto zu machen. Doch ich respektierte das Persönlichkeitsrecht und hatte zudem Angst davor, dass ich ausgerechnet in diesem Moment auf den oder die Besitzer traf.