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Reimer Gronemeyer

Das 4. Lebensalter

Demenz ist keine Krankheit

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Reimer Gronemeyer

Reimer Gronemeyer, Jahrgang 1939, war als promovierter Theologe zunächst Pfarrer in Hamburg, bevor er sich der Soziologie zuwandte. Seit 1975 hat er einen Lehrstuhl für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne. Seine Publikationsliste umfasst mehr als 30 Buchtitel; u.a. »Sterben in Deutschland«, »Kampf der Generationen« und »Wozu noch Kirche?« Reimer Gronemeyer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in zahlreichen Initiativen, Expertengruppen und Organisationen mit den Themen Aidsbekämpfung, Palliativ-Medizin, Hospizbewegung sowie Demenz beschäftigt. Derzeit ist er Vorstandsvorsitzender der Aktion Demenz e.V. und ein viel gefragter Redner auf Tagungen und Kongressen.

Impressum

eBook-Ausgabe 2014

Pattloch eBook

© 2013 Pattloch Verlag GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

ISBN 978-3-629-32049-0

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Endnoten

1

Michel Foucault: Psychologie und Geisteskrankheit, Frankfurt am Main 1968, S. 97.

2

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Frankfurt am Main 1982, S. 56.

3

Klaus Dörner: Helfensbedürftig. Heimfrei ins Dienstleistungsjahrhundert, Neumünster 2012, S. 247.

4

Markus Metz/Georg Seeßlen: Wir Untote! Über Posthumane, Zombies, Botox-Monster und andere Über- und Unterlebensformen, in: Life Science & Pulp Fiction, Berlin 2012, S. 23f.

5

Ebd.

6

Søren Kierkegaard: Eine einfache Mitteilung, in: Die Schriften über sich selbst, Gütersloh 1998 (zuerst erschienen 1859).

7

Harald Weinrich: Lethe. Kunst und Kritik des Vergessens, München 1997, S. 270.

8

Pressemitteilung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft vom 4. September 2012, www.deutsche-alzheimer.de/index.php?id=49&news=22.

9

Heinz Rothgang u.a.: Barmer GEK Pflegereport 2010, Schwäbisch Gmünd 2010 (www.zes.uni-bremen.de/downloads/rothgang/2010_BarmerGEK-Pflegereport.pdf, Zugriff am 14. 4. 2012). Vgl. auch Sabine Kirchen-Peters/Volker Hielscher u.a.: Expertise »Nationale Demenzstrategien«, Saarbrücken, Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V., Saarbrücken 2012, sowie Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (Hg.): Demenzreport 2011, Berlin 2011.

10

Standard & Poor’s: »Mounting Medical Care Spending Could Be Harmful To The G-20’s Credit Health, publiziert am 26. Januar 2012.

11

Spiegel online 5. 4. 2012 (www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,825887, 00.html, Zugriff am 14. 4. 2012).

12

www.aerzteblatt.de/nachrichten/49793 (Zugriff am 14. 4. 2012).

13

ADI-Schätzungen zufolge wird sich die Zahl der Demenzkranken weltweit alle 20 Jahre nahezu verdoppeln (s. www.aerzteblatt.de/nachrichten/49793).

14

www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,825887,00.html (Zugriff am 14. 4. 2012).

15

www.bds-deutschland.de/a/index.php/empfehlungen/pflege-immobilien (letzter Zugriff 1. Juli 2012).

16

siehe: www.bds-deutschland.de/a/index.php/empfehlungen/pflege-immobilien (letzter Zugriff 1. Juli 2012) sowie www.wirtschaftshaus.de.

17

Zit. in: Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft, Frankfurt am Main 1969, S. 52.

18

Zit. ebd. S. 42.

19

Zit. bei Dietmar Bittrich, www.seniorweb.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=867&Itemid=214, vgl. derselbe: Altersglück, Hamburg 2008.

20

Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, München 2011.

21

Tiziano Terzani, Noch eine Runde auf dem Karussell; München 2007, S. 37.

22

Josef Bierbichler: Mittelreich, Frankfurt am Main 2011, S. 368f.

23

Bierbichler a.a.O. S. 387.

24

Zit. in: Soltauer Denkzettel 1, http://www.soltauer-impulse.culturebase.org/.

25

Zit. bei Jürgen R. E. Bohl: Vom Schwachsinn erlöst: Späte Begegnung mit Dementen. In: H. J. Bochnik/W. Oehl (Hrsg.): Begegnungen mit psychisch Kranken, Sternenfels, 2000, S. 285.

26

 

27

Ivan Illich: Die Nemesis der Medizin. Die Kritik der Medikalisierung des Lebens, 4. Auflage, München 1995, S. 208 und S. 213.

28

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2010/09/20/ Schweiz/Depression-wird-zur-Volkskrankheit, letzter Zugriff am 7. 8. 2012. Zum Ganzen vergleiche vor allem Charlotte Jurk: Der niedergeschlagene Mensch. Depression – Geschichte und gesellschaftliche Bedeutung einer Diagnose, Münster 2008.

29

Bevölkerungsentwicklung, Bericht in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. 7. 2012.

30

Dazu siehe unten u.a. P. J. Whitehouse/D. George: Mythos Alzheimer. Was Sie schon immer über Alzheimer wissen wollten, Ihnen aber nicht gesagt wurde, Bern 2009; Cornelia Stolze: Vergiss Alzheimer! Die Wahrheit über eine Krankheit, die keine ist, Köln 2011; Peter Wißmann/Reimer Gronemeyer: Demenz und Zivilgesellschaft, Frankfurt am Main 2009. Vgl. auch Kathleen F. Jett: Mind-loss in the African American community: Dementia as a normal part of aging, in: Journal of Aging Studies 20, 2006, S. 1–10. V. Wetzstein: Diagnose Alzheimer. Grundlagen einer Ethik der Demenz, Frankfurt am Main 2005. Rüdiger Dammann/Reimer Gronemeyer: Ist Altern eine Krankheit? Frankfurt am Main 2009. Stellungnahmen von Betroffenen in Helga Rohra: Aus dem Schatten treten. Warum ich mich für unsere Rechte als Demenzbetroffene einsetze, Frankfurt am Main 2011; Christian Zimmermann/Peter Wißmann: Auf dem Weg mit Alzheimer. Wie sich mit einer Demenz leben lässt, Frankfurt am Main 2011.

31

Vgl. dazu vor allem Cornelia Stolze a.a.O.

32

Pressemeldung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom 5. 9. 2012.

33

Untersuchung der Harvard Medical School und der Organisation »Alzheimer Europe«, zit. Katrin Blawat: Das Scheitern der Alzheimer-Forschung, in: Süddeutsche Zeitung vom 21. 7. 2011.

34

Die Pressemeldung findet sich unter http://idw-online.de/de/news492694 (letzter Zugriff 4. 9. 2012).

35

Vgl. dazu den Abschnitt »Demenz und Medikamente«, S. 149

36

http://www.alz.co.uk/WHO-dementia-report.

37

Zum Beispiel bei Martin Hamborg: Der demenzkranke Mensch im Beziehungsvieleck zwischen Familie, Heim und Gesellschaft, in: Familiendynamik, Heft 4, 2011, S. 2ff.

38

Vgl. Blawat a.a.O.

39

Peter J. Whitehouse/Daniel George: Mythos Alzheimer. Was Sie schon immer über Alzheimer wissen wollten, Ihnen aber nicht gesagt wurde, Bern 2009.

40

Zit. Blawat a.a.O.

41

Die Produktivität der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ist selbst von der FAO inzwischen bestätigt. Die Literatur zu diesem Phänomen ist umfangreich, vgl. zum Beispiel den Weltagrarbericht, siehe auch: Charlotte Jurk/Reimer Gronemeyer (Hrsg.): Bodenlos. Vom Verschwinden des Verlässlichen, Frankfurt am Main 2011.

42

Vandana Shiva: Die Krise wird uns zur ökologischen Landwirtschaft zwingen, in: Geseko von Lüpke (Hrsg.): Zukunft entsteht aus der Krise, München 2009.

43

Focus online vom 11. 5. 2012 (www.pestizide-in-der-landwirtschaft-frankreich-billigt-parkinson-als-berufskrankheit_aid_751332.html).

44

Sowenig wir über eventuelle Umweltursachen im Blick auf Demenz wissen, so sehr gibt es (bisweilen abstruse) Heilungsangebote, bei denen Versprechungen gemacht werden, deren Erfüllung unklar bleibt. Vgl. z.B. Mary Newport: Alzheimer – vorbeugen und behandeln. Die Keton-Kur. Wie ein natürliches Fett die Erkrankung aufhält, Kirchzarten 2012.

45

Vgl. Marianne Gronemeyer: Wer arbeitet, sündigt. Ein Plädoyer für gute Arbeit, Darmstadt 2012, S. 63: »Auch sie (die Dienstleistungen) sind nicht dazu ausersehen zu helfen, sondern dazu, Hilfsbedürftigkeit aufrechtzuerhalten.«

46

Ivan Illich: 20th Anniversary Rendezvouz, Whole Earth Catalog, siehe wholeearth.com

47

Bei Hamborg a.a.O.

48

Marcel Proust: Die Gefangene. Das ist der fünfte Band des Werkes »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«, Frankfurt am Main 2003. Diesen Hinweis verdanke ich Oliver Schulz.

49

Jürgen R. E. Bohl: Vom Schwachsinn erlöst: Späte Begegnung mit Dementen, in: H. J. Bochnik/W. Oehl (Hrsg.): Begegnungen mit psychisch Kranken, Sternenfels 2000, S. 273–290, hier: S. 275. Jürgen Bohl muss hier ausführlicher dargestellt werden, weil es eine der wenigen Stimmen aus der Demenz-Medizin ist, die es wagt, Sinnfragen mit dem Thema Demenz zu verknüpfen.

50

Ebd. S. 276.

51

Ebd. S. 277.

52

Der Euthanasie-Erlass Adolf Hitlers vom 1. September 1939 im Bundesarchiv Koblenz 22, Nr. 4209 zit. Bohl a.a.O. S. 290.

53

Vgl. Reimer Gronemeyer: Projekt Lebensende. Wo ist die Kunst des Sterbens geblieben? In: Spiegel Wissen 4, 2012, S. 124 ff.

54

Bohl a.a.O. S. 284.

55

Bohl a.a.O. S. 286 – die Liste ist bei Bohl noch länger.

56

Jean-Paul Sartre. Der Idiot der Familie. Gustave Flaubert 1821 bis 1857, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 7.

57

Dieses Interview verdanke ich Andrea Newerla. Das Interview wurde 2012 im Rahmen einer Studie für DiaDem, die Stiftung der Diakonie in Frankfurt am Main, durchgeführt.

58

Sartre a.a.O. S. 8. Vgl. außerdem Andrea Newerla: Verwirrte pflegen, verwirrte Pflege? Handlungsprobleme und Handlungsstrategien in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz – eine ethnographische Studie, Münster 2012. In dieser Studie werden zum ersten Mal unterschiedliche Handlungsstrategien in der Pflege sorgfältig und weiterführend untersucht.

59

Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt am Main 1981, S. 73, zit. in: Joachim Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Basel 2004, Artikel »Wahnsinn« Sp. 39.

60

Ludwig Wittgenstein: Bemerkungen über die Grundlagen der Mathematik, 1956. Zit. Ritter a.a.O. Sp. 38.

61

Diese Geschichte verdanke ich Heidrun Mildner, die sie im Jahr 2011 erlebt und auf meine Bitte hin aufgeschrieben hat.

62

Dieses Beispiel findet sich in dem für diese Thematik grundlegenden Werk von Hartmut Radebold: Die dunklen Schatten unserer Vergangenheit, 3. Aufl., Stuttgart 2009.

63

Tilman Jens: Demenz. Abschied von meinem Vater, Gütersloh 2009.

64

Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, Hamburg 1999, S. 20.

65

Sendung von Report Mainz am 21. 8. 2012. Die Bonitas Holding, ein Pflegedienstanbieter mit 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hat eine Art Gegendarstellung veröffentlicht. http://www.bonitas-holding.de/ambulante-intensiv-kinder-erwachsene-fachpflegedienst-betreutes-wohnen/stellungnahme.html. Bemerkenswert ist, dass das Pflegeproblem inzwischen von Betrieben übernommen wird, die (2500 Angestellte!) Konzerncharakter haben.

66

Zit. nach Klaus Dörner: Tödliches Mitleid, Gütersloh 1988, S. 45f.

67

Zit. bei Ernst Klee: »Euthanasie« im Dritten Reich. Die »Vernichtung unwerten Lebens«, Frankfurt am Main 2010, S. 33.

68

Ebd. S. 25.

69

Ebd. S. 24.

70

Zit. bei Klee ebd. S. 24

71

Zit. ebd. S. 30.

72

Adolf Hitler: Mein Kampf, zit. bei Klee a.a.O. S. 29.

73

Über die IGeL-Thematik wird laufend berichtet in: Ärzte-Zeitung.de.

74

Zitiert in: Joachim Ritter u.a. (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 12, Basel 2004, Artikel »Wahnsinn«, Spalte 39.

75

Dass dies den Menschen allmählich dämmert, lässt sich an dem Bestsellererfolg des Buches von Manfred Spitzer sehen (Manfred Spitzer: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, München 2012.).

76

Michel Foucault: Psychologie und Geisteskrankheit, Frankfurt am Main 1968, S. 97f. Die »demenzfreundliche Kommune«, ein Programm der Aktion Demenz, macht gewissermaßen den Versuch der Wiedereinbürgerung (s. www.aktion-demenz.de).

77

Vgl. dazu den Artikel »Wahnsinn« in Ritter a.a.O.

78

Foucault a.a.O. S. 103.

79

Ebd. S. 104.

80

Ritter a.a.O. Sp. 39.

81

Ebd.

82

Zitiert in: Michel Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft, Frankfurt am Main 1969, S. 150.

83

Ebd. S. 150f.

84

Ebd. S. 153.

85

Euripides: Herakles, entstanden zwischen 421 und 415 vor Christus. Zitiert in: Hartwin Brandt: Wird auch silbern mein Haar. Eine Geschichte des Alters in der Antike, München 2002, S. 61f.

86

Ebd. S. 53.

87

Ebd. S. 58.

88

Zit. ebd. S. 59

89

Ebd. S. 61.

90

L. Annaeus Seneca: Philosophische Schriften, 3. Band, An Lucilius, Briefe 1–69, Darmstadt 1999, S. 488ff.

91

Vgl. die Darstellung bei Brandt a.a.O. S. 193ff.

92

Ebd. S. 227.

93

Ebd. S. 228.

94

Zitiert ebenda S. 228f.

95

Johann Wolfgang von Goethe: West-östlicher Divan, Buch Suleika, 7. Frankfurt am Main und Leipzig 1998.

96

Carl Amery: Hitler als Vorläufer, München 2002, S. 180.

97

Ebd.

98

Ebd. S. 181.

99

Hartmut Radebold: Die dunklen Schatten unserer Vergangenheit, 3. Auflage, Stuttgart 2009.

100

Siehe dazu http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5 g62vIuOlzMaBjjUlTRhcWgHK5loQ?docId=CNG.39587f2161d9bf9dfbc45bdad54e90ec.411 und http://faz-community.faz.net/blogs/biopolitik/archive/2011/11/10/einwilligungsunfaehige-patientin-auf-schriftlich-formulierten-wunsch-von-arzt-getoetet.aspx

101

Spiegel online, 1.3.2012

102

Zit. in: Ernst Klee: »Euthanasie« im Dritten Reich, Frankfurt am Main 2010, S. 32.

103

Peter Wißmann in einer Stellungnahme vom 10. November 2011.

104

Zitate aus einer empirischen Untersuchung, die Andrea Newerla 2012 in Hessen durchgeführt hat. Vgl. auch ihre Monographie Andrea Newerla: Verwirrte pflegen, verwirrte Pflege? Handlungsprobleme und Handlungsstrategien in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz – eine ethnographische Studie, Berlin 2012.

105

Sabine Pleschberger: Nur nicht zur Last fallen. Sterben in Würde aus der Sicht alter Menschen in Pflegeheimen, Freiburg 2005.

106

Simon de Beauvoir: Das Alter, Reinbek 1992; auch Reimer Gronemeyer: Die Entfernung vom Wolfsrudel. Über den drohenden Krieg der Jungen gegen die Alten, München 1989.

107

Lebensvernichtungsfonds: Verband rügt Todeswetten der Deutschen Bank.Spiegel online vom 5. 5. 2012.

108

In einem Interview im Jahr 2000 zit. bei thieme-connect.com.

109

Den Anstoß zu diesem Gedanken gibt Eugen Drewermann in einem Vortrag, den er am 7. 2. 2012 in Bensheim gehalten hat.

110

Franz Kafka: Der Prozess, Frankfurt am Main 2005, Erstes Kapitel.

111

Vgl. Anne Honer: Problem-Körper. Einige physische Aspekte der Pflege von Demenz-Kranken, S. 126, Anm. 8. in: Anne Honer: Kleine Leiblichkeiten, Wiesbaden 2011.

112

Christoph Türcke: Hyperaktiv. Kritik der Aufmerksamkeitsdefizitkultur, München 2012, S. 69. Vgl. auch Manfred Spitzer: Digitale Demenz, München 2012.

113

Türcke a.a.O. S. 72.

114

Türcke a.a.O. S. 7.

115

http://www.fr-online.de/wissenschaft/adhs-immer-mehr- pillen,1472788,4 453766.html

116

 

117

Vgl. dazu vor allem Charlotte Jurk: Der niedergeschlagene Mensch. Depression – Geschichte und gesellschaftliche Bedeutung einer Diagnose, Münster 2008.

118

So Bernard Stiegler: Die Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung durch Technik und Medien, Frankfurt am Main 2008, S. 150.

119

David Cayley: Illich in Conversation, Ontario 1992, S. 215.

120

Zit. in: konkret 5/12 S. 11.

121

Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 29. 6. 2012, Seite R 10.

122

http://www.op-online.de/nachrichten/rodgau/nieder-roden-studenten-besuchen-seniorenresidenz-2330310.html?cmp=defrss (Zugriff 29. 6. 2012).

123

www.beziehungen-pflegen.de/ (Zugriff 29. 6. 2012).

124

Ebd.

125

Bericht Frankfurter Rundschau vom 29. 6. 2012, Seite 10.

126

Reimer Gronemeyer: Die Entfernung vom Wolfsrudel. Über den drohenden Krieg der Jungen gegen die Alten, München 1989.

127

Presseerklärung 24/2012 des DGVP e.V. (Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten) vom 30. 8. 2012.

128

Ebd.

129

Interviews zum Thema Alltag mit Demenz, Studie für DiaDem, durchgeführt von Andrea Newerla 2012 (MS). Vgl. auch Andreas Heller u. Frank Kittelberger (Hg.): Hospizkompetenz und Palliative Care im Alter, Freiburg 2010.

130

Statistisches Bundesamt: Pflegestatistik 2009. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung. Deutschlandergebnisse. Wiesbaden 2011.

131

Ebd. S. 6.

132

Ebd.

133

Siehe die Sendung von Doris Arp: Reformen für Deutschlands größten Pflegedienst, Deutschlandfunk 6. Juli 2012.

134

Zit. ebd.

135

Ebd.

136

Ebd.

137

Ivan Illich: Die Nemesis der Medizin. Die Kritik der Medikalisierung des Lebens, 4. Auflage, München 1995, S. 9.

138

Ebd. S. 159.

139

Ebd. S. 159.

140

Ebd.

141

Presseerklärung des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes vom 28. 8. 2012.

142

Vgl. ebenda, dort auch Hinweise auf einschlägige Literatur.

143

Osho: Zen. Den Klang der Stille hören, Köln 2011 (zuerst 1976), S. 204f.

144

Ebd.

145

Ebd. S. 205.

146

Ursula Lehr in einem Vortrag in Gütersloh am 4. Okt. 2010 www.guetersloh.de.

147

Rund ums Alter, herausgegeben vom Kuratorium Deutsche Altershilfe, München 1996, S. 9.

148

Lehr a.a.O.

149

Lehr a.a.O.

150

Vgl. zum Beispiel Claus Fussek/Gottlob Schober: Im Netz der Pflegemafia, Gütersloh, 2008.

151

Ivan Illich: In den Flüssen nördlich der Zukunft, München 2006.

152

Zitiert bei Thomas Röbke: Bürgerschaftliches Engagement und staatliche Daseinsfürsorge, in: betrifft: Bürgergesellschaft 38, März 2012, S. 3.

153

Ivan Illich: Die Nemesis der Medizin. Die Kritik der Medikalisierung des Lebens, 4. Auflage, München 1995.

154

Eine Abwandlung dessen, was Illich a.a.O. S. 10 sagt.

155

Jean-Claude Polack: La medicine du capital, Paris 1970 zit. in: Illich: Die Nemesis der Medizin a.a.O. S. 216.

156

Verena Schmitt-Roschmann: Nebenwirkung Tod, in: Der Freitag, 14. Juni 2012, S. 6.

157

Ebd.

158

Ebd.

159

Arzneimittelkursbuch 2010/2011.

160

Zit. in Tim Jackson: Where on Earth will it End? Consumerism as Theodicy, http://www.sofn.org.uk/sofia/85where_end.html (letzter Zugriff 24. Juni 2012).

161

Gerd Glaeske, Barmer GEK, Arzneimittelreport 2011.

162

In einem bemerkenswert gut recherchierten Roman hat Wolfgang Schorlau (Die letzte Flucht, Köln 2012) die Machenschaften der Pharmaindustrie beschrieben. Die vielen guten Recherchen zu dem Thema (Markus Grill, Hans Weiss, Marcia Angell, Caroline Walter und Alexander Kobylinski) haben bisher nichts ändern können. Die Pharmalobby in Berlin dürfte dafür zu stark sein. Eine hoffnungstiftende Initiative ist das MEZIS-Magazin. MEZIS ist die Abkürzung für »Mein Essen zahl ich selbst«, das von der »Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte« herausgegeben wird. Zitat Peter Schönhofer bei Schorlau a.a.O.

163

Klaus Dörner: Helfensbedürftig. Heimfrei ins Dienstleistungsjahrhundert, Neumünster 2012, S. 210. Dort wird auch hingewiesen auf Claudia Wilhelm-Gößling: Neuroleptikaverordnungen bei dementen Alterspatienten, in: Nervenarzt 69: 999–1006; dieselbe: Eine deutliche Häufung der Todesrate, zu beziehen über Verf. Med. Hochschule, Carl-Neuberg. Str. 1, 30625 Hannover.

164

Zit. Katrin Blawat, in: Süddeutsche Zeitung vom 21. 7. 2011.

165

Kalle Lasn: Culture Jamming – Das Manifest der Anti-Werbung, Freiburg 2006. Vgl. auch brennstoff Mai 2012, S. 9.

166

New Scientist, September 2012. Vgl. auch George Monbiot im Guardian, übersetzt erschienen in: der Freitag, 38, September 2012, S. 19.

167

Monbiot a.a.O.

168

Ebd.

169

Kathrin Zinkant: Auch Einfalt geht durch den Magen, in: der Freitag, Nr. 38, September 2012; S. 18.

170

Ebd.

171

Ulrike Baureithel: Denn sie wissen nicht, was wir tun. Wenn das Ich langsam verblasst: Demenz stellt unser Gesellschaftsmodell auf die Probe. Manchen erscheint der Tod als gnädiger Ausweg. In: http://www.freitag.de/politik/1219-denn-sie-wissen-nicht-was-wir-tun (13. 05. 2012).

172

Samerski, Silja: Die Entscheidungsfalle. Wie genetische Aufklärung die Gesellschaft entmündigt. Darmstadt 2010.

173

Welt online vom 24. 04. 2012.

174

Klaus Dörner: Helfensbedürftig. Heimfrei ins Dienstleistungsjahrhundert, Neumünster 2012, S. 207ff.

175

Wolf Wolfensberger: Der neue Genozid an den Benachteiligten, Alten und Behinderten, Gütersloh 1996, zit. bei Klaus Dörner a.a.O. S. 206.

176

Zit. Schorlau a.a.O. S. 346.

177

Zit. Blawat a.a.O.

178

Veröffentlicht wurden diese Ergebnisse im Fachjournal »Archives of Internal Medicine«. Vgl. den Bericht in Focus Online: Alzheimer-Medikament: Unerwartet starke Nebenwirkungen http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/news/alzheimer-medikament-unerwartet-starke-nebenwirkungen_aid_403377.html.

179

Eine lesenswerte Darstellung findet sich bei Martin Hamborg: Der demenzkranke Mensch im Beziehungsvieleck zwischen Familie, Heim und Gesellschaft. Kontextgestaltung durch Qualitätsmanagement, in: Familiendynamik 4, 10/2011.

180

Ebd. S. 3. Dass es auch anders geht, zeigt Thomas Klie (Hg.): Wohngruppen für Menschen mit Demenz, Hannover 2002.

181

Jens Bruder/Jan Wojnar: Milieutherapie, Hamburger Ärzteblatt 1994, S. 234–246 zit. bei Hamborg a.a.O.

182

Vgl. dazu Ivan Illich: Gesundheit in eigener Verantwortung. Danke, Nein!, in: Niemandsland 10/11, Berlin 1992, S. 7–15.

183

Burrhaus Frederic Skinner: Futurum zwei, Reinbek 1970.

184

Hamborg a.a.O. S. 5.

185

So Metz/Seeßlen a.a.O. S. 26.

186

Hamborg a.a.O. S. 5.

187

Hamborg a.a.O. S. 5.

188

Die folgenden Bemerkungen aufgrund eines Papiers, das von einer Arbeitsgruppe um Beate Zimmermann 2011 erarbeitet worden ist.

189

Beate Zimmermann u.a. a.a.O.

190

Heiko Boumann in einem Leserbrief an die Zeitschrift Dr. Mabuse Nr. 195, 2011.

191

So die Produktbeschreibung zu Dr. Kawashimas Gehirnjogging z.B. bei www.weltbild.de/3/13774601–1/nintendo-ds/dr-kawashimas-gehirn-jogging.html (letzter Zugriff 7. 4. 2012).

192

www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,822873–2,00.html (letzter Zugriff 7. 4. 2012). Die Information basiert auf einer gemeinsamen Studie des Medical Research Councils der Universität Cambridge und des Senders BBC, die im Fachmagazin »Nature« veröffentlicht wurde (Nature 465, S. 775–778 vom 10. Juni 2010.)

193

Stern 2010 zit. Peter Wißmann, www.wdk.de.

194

Vgl. Hermann Brandenburg/Renate Adam-Paffrath (Hg.): Pflegeoasen in Deutschland, Hannover 2012.

195

Ivan Illich: Posthumous Longevity. An open letter to a cloistered community of Benedictine Nuns, 1989 (Manuskript). Die folgenden Ausführungen beziehen sich stark auf dieses Manuskript.

196

Illich a.a.O.

197

Beitrag Schweizer Fernsehen. http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/06/19/Schweiz/Virtuelle-Zugfahrt-Berner-Alterszentrum-baut-Eisenbahnabteil-fuer-Bewohner-nach (1. Juli 2012)

198

Thure von Uexküll/Wolfgang Wesiack: Theorie der Humanmedizin. Grundlagen ärztlichen Denkens und Handelns, München 1998.

199

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Frankfurt am Main 1982, S. 24.

200

Dieses Interview verdanke ich Andrea Newerla. Das Interview wurde 2012 im Rahmen einer Studie für DiaDem, die Stiftung der Diakonie in Frankfurt am Main, durchgeführt.

201

Emmanuel Levinas: Die Spur des Anderen. Untersuchungen zur Phänomenologie und Sozialphilosophie, Freiburg im Breisgau, 6. Auflage 2012, S. 120.

202

Diese Geschichte verdanke ich einer Mitteilung von Thile Kerkovius, Hospiz Haus Mariä Frieden.

203

Ilse Helbich: Grenzland Zwischenland. Erkundungen, Wien 2012, S. 5ff.

204

Ebd. S. 6f.

205

Erich Fromm: Haben oder Sein, München 1976, S. 289. Zitiert bei Rainer Otte: Haben oder Sein – als Grundbegriffe der Medizin, Vortrag in der Evangelischen Akademie Hofgeismar, September 2012.

206

Centre for Policity on Ageing: Evidence of ageism and age discrimination in health and social care in the UK, Pressemitteilung 2010. Zit. bei Rainer Otte a.a.O.

207

Zit. Rainer Otte a.a.O.

208

Zit. Rainer Otte a.a.O.

209

Ich orientiere mich dabei an einem Vortrag von Ivan Illich: Gesundheit als Teil der Lebensqualität. Einleitungsvortrag zum 10. Krankenhaussymposium, 10. 03. 1982. Abgedruckt in: Die Tageszeitung, 23. 03. 1982, S. 9.

210

Ebd.

211

Ebd.

212

Felice Chilanti, zit. bei Pier Paolo Pasolini: Freibeuterschriften. Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft, Berlin 1998, S. 55.

213

Michael Haneke: Alter und Krankheit sind evakuiert; Spiegel online am 17. 9. 2012.

214

David Foster Wallace: Das hier ist Wasser, Köln 2012.

215

zit. bei: Katrin Blawar: Das Scheitern der Alzheimer-Forschung, in: Süddeutsche Zeitung vom 21. 7. 2011.

216

Georg Seeßlen: Das Geisterhaus, in: konkret 5, 2012, S. 56.

217

Ebd.

218

Vgl. tageszeitung vom 14. 07. 2012.

219

Seeßlen a.a.O. S. 57. Vgl. auch zum Ganzen Markus Metz/Georg Seeßlen: Bürger erhebt Euch!: Postdemokratie, Neoliberalismus und ziviler Ungehorsam, Hamburg 2012.

220

Seeßlen a.a.O. S. 58.

221

Elissa Gootman: So Eager for Grandchildren, They’re Paying the Egg-Freezing Clinic. New York Times 14. 5. 2012.

222

So Gustl Marlock in einem Vortrag in Frankfurt.

223

Vilém Flusser: Gesten. Versuch einer Phänomenologie, Frankfurt am Main 1994, S. 23.

224

Jean Baudrillard: Der symbolische Tausch und der Tod, München 1982, S. 195ff.

225

Giorgio Agamben: Die kommende Gemeinschaft, Berlin 2012.

226

WHO: Dementia: A public health priority, Genf 2012.

227

Josef Huber: Zwischen Supermarkt und Sozialstaat. Die neue Abhängigkeit des Bürgers, in: Illich u.a. a.a.O. S. 129–152.

228

Zit. Huber, ebd. S. 147, vgl. Ivan Illich: In den Flüssen nördlich der Zukunft, München 2006.

229

So die Argumentation von Tomasz Konicz: Noch fünf Jahre. Wie der Kapitalismus der Menschheit die Lebensgrundlagen entzieht. In: konkret 6, 2012, S. 12f.

230

Ivan Illich im Öko-Almanach, Frankfurt am Main 1980.

231

Albert Schweitzer: Aus meinem Leben und Denken, Leipzig 1954 (geschrieben in Lambarene 1931).

246

Augustinus: Bekenntnisse, Frankfurt am Main 1987, S. 119.

247

Zit. bei Jürgen R. E. Bohl: Vom Schwachsinn erlöst: Späte Begegnung mit Dementen, in: Hans Joachim Bochnik/Wolfram Oehl (Hrsg.): Begegnung mit psychisch Kranken, Sternfels 2000, S. 273.

248

Augustinus a.a.O. S. 527f.

249

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Frankfurt am Main 1982, S. 10f.

232

Giorgio Agamben: Nacktheiten, Frankfurt am Main 2010, S. 26.

233

Markus Metz/Georg Seeßlen: Blödmaschinen, Frankfurt 2011.

234

Agamben a.a.O. S. 27.

235

Ebd. S. 28. Vgl. auch Reimer Gronemeyer: Der Himmel. Sehnsucht nach einem verlorenen Ort, München 2012.

236

Zit. ebd. S. 25.

237

Markus Metz/Georg Seeßlen: Blödmaschinen. Die Fabrikation von Stupidität, Frankfurt am Main 2011. Vgl. auch die Besprechung von Jürgen Nielsen-Sikora, www.glanzundelend.de/Artikel/abc/m/metz_seesslen.htm, letzter Zugriff am 9. 8. 2012.

238

Vgl. Nielsen-Sikora a.a.O.

239

Ebd. Metz und Seeßlen zitierend.

240

Ricky Trang: Occupied by the Spectacle. In: Streifzüge. Magazinierte Transformationslust, No. 55, Sommer 2012, S. 14.

241

David Bücking: Schuldenkrise als Generationenkonflikt. Traue keinem Europäer über 30! In: Spiegel-online 8. 8. 2012.

242

Ebd. Unter Bezug auf eine Studie des Pew Research Centers.

243

Dietmar Bittrich http://www.seniorweb.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=867&Itemid=214 Letzter Zugriff 15. 8. 2012. Vgl. auch derselbe: Altersglück, Hamburg 2008.

244

Ebd.

245

Ebd.

… für das Gießener Team:

Sylvia Allendörfer, Daniela Dohr, Julia Erb,
Michaela Fink, Philipp Kumria, Jonas Metzger,
Andrea Newerla, Verena Rothe

»Unsere Gesellschaft will in dem Kranken, den sie verjagt oder einsperrt, nicht sich selbst erkennen; sobald sie die Krankheit diagnostiziert, schließt sie den Kranken aus.«

Michel Foucault[1]

Vorwort
Liliputaner und Demenzriesen

»Ich habe um meine Kindheit gebeten, und sie ist wiedergekommen, und ich fühle, dass sie immer noch so schwer ist wie damals und dass es nichts genützt hat, älter zu werden.«

Rainer Maria Rilke[2]

Wir leben im Jahrhundert der Demenz.[3] Es sieht so aus, als würden die alten Industriegesellschaften, in denen die Demenz jährlich zunimmt, unter Ermüdungserscheinungen leiden. Das Einzige, was in diesen Gesellschaften noch wächst, sind offenbar die Zahl der Alten und die Zahl der Menschen mit Demenz. Die Moderne frisst ihre Kinder nicht, sondern macht ihre Angehörigen zu greisen Kindern.

Und noch etwas wächst: die Dienstleistungsbranche »Pflege« und die Versorgungsindustrie »Demenz«. In diesem Wachstumsmarkt sind heute weit mehr Menschen beschäftigt als in der Automobilindustrie. Mit den Hinfälligen und Hilflosen werden gewaltige Umsätze erzielt. Kann das eigentlich längerfristig gutgehen? Werden die Kräfte der Jungen und ihre Aufbruchswünsche durch die Bewohner des Vierten Lebensalters so gebunden, dass sie irgendwann aufbegehren werden?

Der Versuch, das Thema Demenz in pflegerische und medizinische Ghettos zu verbannen und dort zu beherrschen, muss scheitern. Es ist an der Zeit, die soziale Seite der Demenz zu entdecken. Ob wir imstande sind, humane, menschenfreundliche Wege des Umgangs mit der Demenz zu entwickeln und zu erfinden, das wird über unsere kulturelle und soziale Zukunft entscheiden. Während die Blicke gebannt auf die Börsenkurse gerichtet sind, während an Rettungsschirmen gebastelt wird, bildet sich an der sozialen Basis der Gesellschaft eine explosive Gemengelage. Merkwürdigerweise werden das Thema Pflege und das Thema Demenz bei uns behandelt, als gäbe es keine ökonomischen und keine ökologischen Krisen, die doch irgendwann mit Vehemenz auf das Vierte Lebensalter durchschlagen werden. Es wird so getan, als würden die absehbaren gesellschaftlichen Konflikte und Verteilungskämpfe an den Themen Pflege und Demenz spurlos vorübergehen, als gäbe es da ein Reservat für die Pflege, in dem man unbeirrt von weiterem Wachstum, von Ausbau und Erweiterung reden könnte, als gäbe es die Erschütterungen nicht, von denen täglich in den Medien gesprochen wird. Die ökonomische und ökologische Krise findet außerhalb des Areals »Viertes Lebensalter« statt. Bis die Dämme brechen – dann trifft es die Angehörigen und die Branche unvorbereitet.

Das Glück der Längerlebigkeit, das im rüstigen Rentner, im guten Kunden und im Leser der Apotheken-Rundschau seine prominentesten Figuren findet, gebiert ein ökonomisches und ein soziales Problem, das an der Substanz der postbürgerlichen Gesellschaft nagt. »Die Generationen empfinden sich gegenseitig als ›Untote‹, hier die alten Zausel, die nicht sterben wollen und ›von unserem Geld‹ weiterleben, ohne Nutzen zu bringen, dort die von Sex, Drogen und Rock ’n’ Roll (oder was da gerade in Mode sein mag) durchdrungenen besinnungs- und verantwortungslosen Mitglieder der entkörperten und überkörperten ›Spaßgesellschaft‹.«[4] Bei kultivierteren Menschen finden sich statt Hass und Häme – so schreiben Markus Metz und Georg Seeßlen – Mitleid und Einfühlung, »was die Sache aber keineswegs viel besser macht«. Es zementiert die Spaltung von Alt und Jung auf andere Weise, »Grufties«, »Junkies«, »Workaholics« und »Karriereristen« finden sich zum Untoten-Tanz – »aber ohne Anfassen«.[5] Solche bissig-ironischen Analysen kommen in der Demenzszene vermutlich gar nicht gut an, vor allem weil man hier – von Ausnahmen abgesehen, die man am leichtesten unter den Betroffenen findet – eine weitgehend humorfreie Zone betritt.

Unablässig werden neue Konzepte zum richtigen Umgang mit Demenz entwickelt: Framen, inkludieren, validieren, mappen usw. Ständig habe ich schon wieder eine Neuerung übersehen, noch nicht gelesen, nicht zur Kenntnis genommen. Schlechtes Gewissen: Ist soeben wieder eine aktuelle Sprachregelung an mir vorbeigegangen? Wenn ein Mensch mit Demenz um sich schlägt, sich nicht waschen lassen will oder sich auf sonst eine Weise widersetzt, dann spricht der Demenzexperte, der auf der Höhe der Zeit ist, von »herausforderndem Verhalten«. Im Kreis normaler Bürgerinnen und Bürger hat das – meiner Erfahrung nach – eher einen Lachanfall zur Folge. Konzepte bringen das Einzelgesicht zum Verschwinden und befreien von der Notwendigkeit, in der konkreten Situation nachdenklich, ja »be-sinnlich« zu sein. Wer solch ein gerade modisches Instrument oder Vokabular zur Hand hat, sieht sich sowieso auf der Seite des Richtigen, und alle anderen stecken im Sumpf der Uninformiertheit.

Ich fühle mich angesichts dieser Konzept-Geschäftigkeit an die eifrigen Liliputaner erinnert, die den Riesen Gulliver mit tausend Fäden zu binden und zu fesseln und zu beherrschen versuchen. Konzepte, Konzepte, Konzepte. Die Bemühung verdient Respekt, die vielen pflegenden Profis und vor allem die Angehörigen leisten Unglaubliches. Doch in Wirklichkeit bebt der Boden schon, auf dem alle diese Konzept-Gebäude stehen.

Dieses Buch beabsichtigt nicht, mit einem neuen Demenzkonzept Aufmerksamkeit zu erregen. Ich plädiere einfach dafür, die Demenz aus ihrem medizinisch-pflegerischen Ghetto herauszuholen. Schauen, was dann passiert. Ich plädiere auch dafür, die Demenz als den Schlüssel zum Verständnis unserer Gesamtlage zu begreifen. Ich rede also eigentlich gar nicht von der Demenz, sondern darüber, was sie mit uns – die wir »das« noch nicht haben – macht. Es kommt mir so vor, als ob sich in der Demenz die Gesellschaft vollendet, in der wir leben. Der erinnerungslose, radikal individualistische Single, der das heimliche Ideal ist, setzt sich im Menschen mit Demenz durch – aber so war es natürlich nicht gemeint! Der Schlüssel zu einer anderen Gesellschaft, in der wir in wieder erwärmten freundschaftlichen Verhältnissen leben könnten, liegt deshalb bei ihnen, den Dementen. Das ist das offene Geheimnis.

Währenddessen wird an nationalen Demenzplänen gebastelt, die Weltgesundheitsorganisation skizziert eine Alzheimerepidemie, die weltweit ihre Krakenarme ausstrecken wird, wenn wir nicht rechtzeitig etwas machen, »Leuchttürme« mit medizinischen Demenzforschungsprojekten werden in Deutschland mit Millionen Euro ausgestattet. Die Liliputaner werkeln offenbar weiter, getrieben von dem Versuch, den Demenz-Gulliver zu fixieren. Das Demenzgetümmel geht weiter. Zu den Merkwürdigkeiten, die einen stutzen lassen könnten, gehört die Tatsache, dass die Angehörigen, die oft in einer dramatisch schwierigen Lage sind, die »Angebote« der Demenzexperten, der Demenzberatungsstellen und der Demenzinnovateure nicht nutzen. Wahrscheinlich lohnt es sich, diesen Tatbestand anzuschauen, statt ihn mit den Waffen der Aufklärung wegzumachen.

Es geht darum, versuchsweise die Denkrichtung umzukehren. Es geht darum, die Frage zu stellen, ob wir in die richtige Richtung gehen. Sind die professionelle Pflege und der Ausbau der ambulanten bzw. stationären Versorgung die einzige Antwort auf eine alternde Gesellschaft, in der »Familie« immer seltener die Antwort auf das Pflegeproblem sein wird? Kann und darf diese Richtungsfrage überhaupt noch gestellt werden? Oder ist der Zug schon längst abgefahren, und wir rauschen mit Hochgeschwindigkeit in die Arme einer notwendigerweise immer weiter automatisierten, industrialisierten Pflege und Verwahrung der Hilfsbedürftigen?

Und was verstehe ich eigentlich von dem Thema? Ich habe keine Erfahrung in der Pflege von Menschen mit Demenz. Muss ich deshalb den Mund halten?

Ich habe allerdings ein wenig Erfahrung im Umgang mit Menschen, die hilfsbedürftig sind. Das hat mich dankbar gemacht und empfindsam für das Geschenk, das ein unbeschädigtes Leben nun einmal ist. Ich glaube auch zu wissen, dass inmitten der Mühsal, die einem die Sorge für Hilfsbedürftige aufbürdet, diese Sonnenstrahlen aus den dunklen Wolken leuchten können: Augenblicke, in denen begriffen wird, dass die Sorge für andere beschenkt. So hat es Søren Kierkegaard, der dänische Theologe und Philosoph, gesagt:

»Aber jede wahre Kunst der Hilfe muss mit einer Erniedrigung anfangen. Der Helfer muss zuerst knien vor dem, dem er helfen möchte. Er muss begreifen, dass zu helfen nicht zu beherrschen ist, sondern zu dienen; dass helfen nicht eine Macht, sondern eine Geduldsausübung ist; dass die Absicht zu helfen einem Willen gleichkommt, bis auf weiteres zu akzeptieren, im Unrecht zu bleiben und nicht zu begreifen, was der andere verstanden hat.«[6]

 

Wenn man diesen Satz nur wirklich begreifen könnte!

Demenz:
Wir brauchen eine andere Perspektive

»Die erste Regel besagt:

Folge dem Hauptstrom der Forschung, alles andere kannst du vergessen.

Die zweite Regel lautet:

Den Hauptstrom der Forschung, dem alle folgen, kannst du vergessen.«

Harald Weinrich[7]

Eine neue Geißel der Menschheit?
Über die soziale Seite der Demenz

»Kultur ist Reichtum an Problemen.«

Egon Friedell

Vor kurzem ist mir etwas widerfahren, was meine Alltagsroutine unterbrochen hat. Ich bin es gewohnt, auf Vortragsreisen zu sein. So auch an dem Tag, an dem ich eingeladen war, in Frankfurt am Main auf dem Altenhilfetag zu sprechen. Über Demenz natürlich. Als ich zum Ende gekommen war, hatte ich den Eindruck, meine Zuhörer einigermaßen in den Bann geschlagen zu haben. Es gibt ja so Tage, an denen gelingt die freie Rede, es gibt Kontakt zum Publikum, der Funke springt über. In dem Gefühl, mein Ziel erreicht zu haben, machte ich mich auf den Heimweg. Ich war in Eile, denn ich wollte am Hauptbahnhof einen bestimmten Zug bekommen, um eine Verabredung einhalten zu können. Mit schnellen Schritten verließ ich also den Vortragssaal und musste zur nächsten Straßenbahn nur die Straße überqueren, die direkt vor dem Ausgang des Gebäudes lag.

Und dann stand ich vor dem Fahrkartenautomaten, um eine Fahrkarte bis zum Bahnhof zu lösen. Ich versuchte diese Taste und jene Taste. Ich glaube, die Frankfurter Fahrkartenautomaten sind berüchtigt für ihre Undurchschaubarkeit. Ein Blick über die rechte Schulter machte mich noch nervöser, denn ich sah die Straßenbahn kommen. Erneuter Versuch, erneutes Scheitern.

In mir braute sich wie ein plötzliches Unwetter an einem Sommertag ein moralisches Dilemma zusammen: Sollte ich die Bahn fahren lassen und es weiter am Automaten versuchen, oder sollte ich, um meinen Termin zu retten, ohne Fahrkarte einsteigen? Der Gedanke an einen Kontrolleur, der missbilligend mich weißhaarigen Schwarzfahrer zur Rede stellt, schreckte mich. Aber es musste entschieden werden, denn die Straßenbahn kam nun schon hinter mir zum Halten.

Ich blickte etwas unsicher über die linke Schulter und sah, dass der Straßenbahnfahrer sein Schiebefenster öffnete und sein schnauzbärtiges Gesicht herausschob. »Wo willst du denn hin?«, hörte ich ihn rufen. Offenbar ein Mann mit Migrationshintergrund – wie man heute wohl korrekt sagt. Ich gab ihm Antwort, und er erklärte mir, auf welche Taste ich drücken müsse, um zum Bahnhof zu kommen. Es gelang mir schließlich, eine Karte zu ziehen, und die Straßenbahn fuhr mit mir ab.

Die Geschichte hat für mich zwei – lehrreiche – Konsequenzen. Einerseits wurde mir klar, wie schnell man vom Vortragenden zum Thema Demenz, der ich bis zu meiner Ankunft am Fahrkartenautomaten war, zum Verdächtigen werden kann: Der Fahrer hielt mich sichtlich für einen etwas verwirrten alten Herrn, auf den schon der Schatten der Demenz fiel. Andererseits wurde mir – als ich nun eingestiegen war – deutlich, dass ich gerade eine Sternstunde zivilgesellschaftlichen Engagements erlebt hatte. Der Schnurrbärtig-Glatzköpfige hatte im richtigen Augenblick das einzig Richtige getan: Alle Regeln seines Berufes ignorierend, hatte er gehandelt und gemacht, was die Situation von ihm forderte: Er hatte meine Ratlosigkeit erfasst und mir mit wenigen Worten geholfen. Zu seiner Ausbildung hatte das sicher nicht gehört. Wahrscheinlich durfte er gar nicht tun, was er tat. Aber jetzt und in Zukunft werden wir – im Umgang mit der Demenz – davon leben: Dass es Menschen gibt, die sensibilisiert sind für die Hilfsbedürftigkeit anderer. Und die dann das tun, was die Situation von ihnen fordert, auch wenn das gar nicht vorgesehen ist – und vielleicht sogar einen Regelverstoß darstellt. Wir leben nicht mehr in dem Dorf, in dem jeder weiß, wohin die verwirrte Frau im Nachthemd gehört, die am Fenster vorbeigeht. Diese verlorene Nachbarschaftlichkeit muss ersetzt werden durch Sensibilität und Engagement in den städtischen Räumen, die der kalten Anonymität den Garaus machen. Klar, das ist einfacher gesagt als getan. Ich erinnere mich an eine Situation in Wiesbaden, die mich ratlos und beschämt zurückgelassen hat. Menschenströme in der Fußgängerzone. Und plötzlich fällt mein Blick auf eine alte Frau, die auf den Stufen einer Treppe steht und im Begriff ist, sich auszuziehen. Die Unterwäsche hatte sie schon heruntergelassen. Jeder eilte nach einem flüchtigen Blick so schnell wie möglich weiter, um der Peinlichkeit zu entkommen. Hätte man etwas tun können? Was? Ich ging weiter, das Bild von dieser verwirrten Frau haftet bis heute in mir.

Die Demenz ist im Begriff, das große soziale, kulturelle, ökonomische Thema unserer Gesellschaft zu werden. Und das nicht nur bei uns in Deutschland. In allen Gesellschaften, in denen viele, viele sehr alte Menschen leben, steht das Thema auf der Tagesordnung – von Japan bis in die Vereinigten Staaten, in China wie in der Schweiz. Es erwischt uns alle: Erst haben wir dafür gesorgt, dass wir immer länger leben, und nun bekommen wir die Konsequenzen zu spüren. Das Vierte Lebensalter, das hohe Alter, das einmal eine Ausnahme war, wird zum Massenphänomen. Der Druck steigt: Noch immer ist es möglich, Erwartungen auf eine weitere medizinisch organisierte Verlängerung des Lebens zu wecken, und zugleich merken wir, dass wir den sozialen Konsequenzen dieses medizinischen Siegeszuges nicht gewachsen sind. Es ist nicht übertrieben, wenn wir sagen: Es wird in den nächsten Jahrzehnten die große humanitäre Herausforderung für die alternden Gesellschaften sein, ob es gelingt, die wachsende Zahl von Pflegebedürftigen, insbesondere die wachsende Zahl von Menschen mit Demenz, so zu umsorgen und mitzutragen, dass diese Lebensstrecke für die Betroffenen und die Angehörigen nicht nur eine Qual ist.

Eine falsche Antwort liegt nahe, und sie wird schon propagiert: Das durch die Fortschritte der Medizin hervorgebrachte Problem soll von der Medizin (im Bündnis mit der pharmazeutischen Industrie) bewältigt werden. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, um zu prognostizieren, dass dieser Ansatz scheitern wird. Stattdessen gilt: Entweder wird die Demenz endlich als eine soziale Aufgabe wahrgenommen, bei der die medizinische Expertise eine helfende Rolle spielen darf, oder wir stehen vor einem ökonomischen, kulturellen und humanitären Bankrott. Es geht nicht um ein bisschen zivilgesellschaftliche Ergänzung der Versorgung, sondern es geht um nicht mehr und nicht weniger als um einen Umbau der Gesellschaft. Aber das wird schwierig. Auch deshalb, weil die Menschen mit Demenz von mächtigen Interessengruppen umstellt sind. Ob zu ihrem Schutz oder ob man sich von ihnen einen Nutzen verspricht, das sei dahingestellt. Dass die Gesundheitsbranche – Apotheker, Mediziner etc. – da eine große Klientel vor sich sieht, ist unübersehbar. Dass die Versorgungsindustrie – um es einmal respektlos zu formulieren – in den Menschen mit Demenz die wichtigste Klientengruppe vor sich hat und damit ein sicheres Geschäft, liegt auf der Hand. Im Grunde ist – vorsichtig gesagt – schwer zu übersehen, dass es eine deutliche Bereitschaft gibt, der Zunahme von Demenz auch gute Seiten abzugewinnen. Und dann gibt es da die Alzheimer-Lobbyisten. Den Alzheimer-Lobbyisten wird niemand unterstellen, sie würden sich über Zuwachsraten in der Demenz auch nur klammheimlich freuen – aber unter dem Strich werden sie nun einmal mächtiger, wichtiger und damit vielleicht auch schwerhöriger gegenüber Kritik. Das ist bei Funktionären ja kaum zu vermeiden.

Die Demenz eignet sich gut, um Schreckensszenarien zu entwerfen. Man sieht eine krisengeschüttelte deutsche Gesellschaft vor sich, die des Demenzproblems nicht mehr Herr wird. Diese Zahlen werden immer wieder vorgebracht, und sie werden immer apokalyptischer: