Love Your Sex

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Inhaltsübersicht

Anmerkungen

Guter Sex ist lernbar
  1. Kostenwein, Wolfgang (2011): Sexuelle Kompetenz, in: Bach, D., Böhmer, F. (Hg.): Intimität, Sexualität und Tabuisierung im Alter, Wien, Köln, Weimar 2011.

  2. Ebd.

Guter Sex ist «Arbeit, Arbeit, Arbeit»
  1. Blunt-Vinti, Heather, Jozkowski, Kristen N., Hunt, Mary: Show or Tell? Does Verbal and/or Nonverbal Sexual Communication Matter for Sexual Satisfaction?, in: Journal of Sex & Marital Therapy (2019), 45 (3), S. 206–217.

  2. Frederick, D.A., John, H.K.S., Garcia, J.R. (u.a.): Differences in Orgasm Frequency Among Gay, Lesbian, Bisexual, and Heterosexual Men and Women in a U.S. National Sample, in: Archives of Sexual Behavior (2018), 47, S. 273–288.

Einige Mythen zum Warmwerden
  1. Ebd.

Das Game verstehen
  1. ZISS (2006): Grundlagen des Sexocorporel: Das Sexocorporel-Konzept von Jean-Yves Desjardins (1931–2011). Url: https://www.ziss.ch/sexocorporel-konzept/ (Stand: 02.11.2021).

  1. Masters, W.H., Johnson, V.E.: Die sexuelle Reaktion, Reinbek bei Hamburg 1993.

  1. Rescio, Susanna-Sitari: Sex & Achtsamkeit. Sexualität, die das ganz Leben berührt, Bielefeld 2017 (2014).

  1. Kostenwein, Sexuelle Kompetenz.

  1. Rescio, Sex & Achtsamkeit, S. 145.

  1. Burri, Andrea, Cherkas, Lynn, Spector, Tim: Emotional Intelligence and Its Association with Orgasmic Frequency in Women, in: The Journal of Sexual Medicine (2009), 6, S. 1930–1937.

  1. Clement, Ulrich: Systemische Sexualtherapie, Stuttgart 2004, S. 190.

  2. Ebd.

  1. Dickens, Leah R.: Using Gratitude to Promote Positive Change: A Series of Meta-Analyses Investigating the Effectiveness of Gratitude Interventions, in: Basic and Applied Social Psychology (2017), 39 (4), S. 193–208.

  1. Corssen, Jens, Ehrenschwendner, Stephanie: Lieben. Warum das größte aller Gefühle in Wahrheit eine Haltung ist, München 2020.

  1. Mallory, Allen B., Stanton, Amelia M., Handy, Ariel B.: Couples’ Sexual Communication and Dimensions of Sexual Function: A Meta-Analysis, in: The Journal of Sex Research (2019), 56 (7), S. 882–898.

  2. Joseph, P.N., Sharma, R.K., Agarwal, A. (u.a.): Men Ejaculate Larger Volumes of Semen, More Motile Sperm, and More Quickly when Exposed to Images of Novel Women, in: Evolutionary Psychological Science (2015), 1, S. 195–200.

Deine sexuellen Rechte
  1. International Planned Parenthood Federation: «Sexuelle Rechte: Eine IPPF-Erklärung», 2009. Url: https://www.ippf.org/sites/default/files/ippf_sexual_rights_declaration_german.pdf (Stand: 03.11.2021).

«Wie schaffst du es bloß, so locker über Sex zu sprechen?», werde ich von meinem beruflichen und privaten Umfeld häufig gefragt. Viele berichten mir, dass sie sich einen entspannteren Umgang mit dem Thema wünschen. Eigentlich paradox, wenn wir uns die Fülle an verfügbarem Material rund um Sex vergegenwärtigen. Es gibt unzählige Filme, Serien und Songs darüber, und auch Werbung und Magazine sind voll davon. Trotzdem sind da bestimmte Vorstellungen und Sehnsüchte, Unsicherheiten und offene Fragen. Meiner Meinung nach ist es mehr als verständlich, dass der Wunsch nach mehr Gelassenheit so häufig vorgebracht wird. Mit diesem Buch zeige ich dir, warum das so ist und wie du dir selbst ein entspanntes Liebesleben kreieren kannst.

Und um die Frage von oben gleich zu beantworten: Das war nicht immer so. Ich mache das aber jetzt seit über zehn Jahren hauptberuflich. Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, so locker mit Sex umzugehen. Spoiler: Und du kannst das auch! Aber damit du ein Gefühl dafür bekommst, wer dir hier so holde Versprechungen macht, möchte ich mich nun kurz vorstellen: Gestatten, mein Name ist Gianna, und ich bin 34 Jahre alt. Sex hat für mich auf der Videoplattform YouTube angefangen. Okay, das klingt zweideutig und ist auch nicht ganz korrekt. Privat habe ich mich schon viel früher dafür

Ja, ich lese, schreibe und spreche seitdem nahezu jeden Tag über alles, was mit Sex zu tun hat. Und es macht mir riesigen Spaß. Der lockere Umgang mit Sex ist mir also im Laufe der Zeit in Fleisch und Blut übergegangen. Was für einige wie der Traumjob klingt, mag für andere der absolute Horror sein. Das ist wahrscheinlich in jedem Beruf so. Die größte Herausforderung ist, all die Dinge, mit denen man täglich zu tun hat, selbst in seinem eigenen Leben umzusetzen. Auf mich und meine Arbeit bezogen, ist es eine funktionierende Partnerschaft inklusive einer erfüllenden Sexualität. Das ist eine Lebensaufgabe. Auch für mich. Das jahrelange Auseinandersetzen mit dem Thema macht vielleicht einige Dinge leichter, aber dafür

Unser Therapeut sagte neulich, Beziehung und Sex seien nach seiner Auffassung untrennbar, als mein Freund ihn fragte, ob wir jetzt eigentlich eine Paar- oder Sexualtherapie machen. Dem stimme ich voll und ganz zu, vorausgesetzt, ein Paar möchte miteinander Sexualität erleben. Ach, und ja, wir gehen in Therapie, weil sie uns neue Perspektiven und Einsichten in einem moderierten Rahmen ermöglicht. Auch wenn wir bereits seit Beginn unserer Beziehung durch regelmäßige «Zwiegespräche» (dazu später noch mehr) ganz gut miteinander kommunizieren, haben uns die Sitzungen auf ein neues Level gebracht. Da wir beide als Coach arbeiten, hat diese Art der Beziehungsarbeit auch unseren Blick für bestimmte Themen, Bindungsmuster und Kommunikationsprobleme unserer Klient:innen geschärft. Aber genug der Lobhudelei auf Therapiesitzungen, hier soll es ja nun um anwendbare Tipps und Lösungsansätze für den alltäglichen Gebrauch gehen.

Und so komme ich zurück zu meiner Passion und der damit verbundenen Vision, die mich nun seit mehr als einem Jahrzehnt vorantreibt: Ich will so vielen Menschen wie

In den folgenden Kapiteln werde ich immer wieder von Frauen und Männern schreiben. Wenn ich Frauen schreibe, sind aufgrund der Angabe von Übungen Menschen mit Vulva und Vagina gemeint. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass nicht nur Frauen eine Vagina oder Vulva haben und es auch Frauen mit anderen Geschlechtsmerkmalen gibt. Wenn ich Männer schreibe, sind in diesem Kontext Menschen mit Penis gemeint. Auch hier der Hinweis, dass nicht nur Männer einen Penis haben und es auch Männer mit anderen Geschlechtsmerkmalen gibt. Grundsätzlich definiert sich jede

Die Fallbeispiele in diesem Buch sind exemplarisch formulierte, teils aus verschiedenen Fällen zusammengezogene und verfremdete Aussagen. Alle Namens- und Altersangaben wurden geändert.

In meiner Arbeit als öffentlich wirksame Sexualpädagogin schätze ich den engen Austausch mit meiner Community sehr. Er ermöglicht mir oft intime Einblicke in die Lebensrealitäten und Herausforderungen von vielen Tausend Menschen. Dadurch kann ich Ableitungen über Schwerpunkte treffen und welche Themen von besonderer Brisanz sind. Eine kürzlich erstellte Umfrage war dabei besonders ergiebig, weshalb ich sie hier gerne mit dir teilen möchte. Ich habe die Frage gestellt, was Menschen in ihrem Liebesleben am dringendsten verändern würden, wenn sie nur könnten. Das waren ihre Antworten, viele davon wurden mehrfach genannt:

Interessant, oder? Vielleicht hast du dich ja auch in der ein oder anderen Antwort wiedergefunden. Das würde mich nicht wundern, denn was mir aufgefallen ist: Viele Aussagen

Lebenslanges Lernen ist zu einem Leitsatz unserer modernen Gesellschaft geworden. Richtig, außer in der Sexualität. Was, wieso? Zu den Gründen komme ich später. Bis hierhin fällt auf, dass der Sex von Erwachsenen tendenziell als gegeben und feststehend gesehen wird.[1] In einer Beziehung bringt dann jede und jeder von uns ein eigenes Päckchen aus sexuellen Vorlieben, Wünschen und Bedürfnissen mit, und wenn es gut läuft, ergibt sich daraus eine passable Schnittmenge. Die ist dann zwar aufgrund ihrer Beschränkung störanfälliger, aber hey, wozu haben wir denn Klischees, Ideale und Moralvorstellungen? Die werden es wohl regeln … *Ironie off.

Dennoch existieren sie. Zum Beispiel:

Es scheint, als wiege die Frage danach, die eigene Performance zu optimieren, schwerer als die nach dem eigenen Gefühl

Dadurch übernehmen wir selbst die Verantwortung, aber auch das Steuerrad für unsere Sexualität. Mit diesem Buch bekommst du ein Konzept an die Hand, welches Sex als lebenslangen Lernprozess beschreibt. Darüber hinaus erhältst du die einzelnen Lernschritte nachvollziehbar erklärt mit passenden Übungen. Und keine Angst: Eine Abhandlung von (Achtung, Wortwitz) trockener Theorie und alltagsfremden Formulierungen wirst du hier vergebens suchen. Ich nenne die Dinge beim Namen und liebe den Bezug zur praktischen Realität. Über die sozialen Netzwerke bekomme ich täglich unzählige Nachrichten und Anfragen, die den Wunsch ausdrücken nach unkomplizierter, verständlicher Aufklärung auf Augenhöhe.

Nichtsdestotrotz darf an dieser Stelle betont werden, dass auch dieses Buch weder einen Arztbesuch noch eine Therapie ersetzt. Es soll der Inspiration und Anregung dienen, dem

Während ich diese Zeilen schreibe, befinden wir uns in Deutschland gerade in der vierten Pandemie-Welle. Immer noch beeinflusst das Coronavirus unser Denken, Fühlen und Handeln. Immer wieder sind wir auf uns selbst zurückgeworfen, da wir gezwungenermaßen mehr Zeit allein bzw. getrennt verbringen. Die größere Distanz zu anderen bringt ein wachsendes Bewusstsein für sich selbst mit, und unsere psychische Gesundheit ist in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Eine, so finde ich, positive Auswirkung dieser andauernden Ausnahmesituation. Auch mich erreichen gerade in dieser Zeit so viele Anfragen wie nie zuvor, und meine Arbeit und die meiner Kolleg:innen scheint gefragter denn je.

Menschen in meinem Umfeld und in meiner (Online-)Praxis fragen sich vermehrt: Was will ich für mich und in diesem Leben erreichen? Bin ich zufrieden, oder was könnte mich dabei unterstützen, es zu werden? Funktioniert oder bereichert mich meine Beziehung? Wie fühle ich mich in der (nunmehr ständigen) Gegenwart meines Partners oder meiner Partnerin?

Die meisten von uns werden sich diese Fragen immer mal wieder im Laufe ihres Lebens gestellt haben. In dieser speziellen Zeit aber vielleicht umso häufiger, einfach deshalb, weil ein Raum dafür entstand.

Bei all den Einschränkungen und Herausforderungen, die

Nach Jahrhunderten, die über das Thema Sex hinaus von Angst, Unsicherheiten und Scham geprägt waren, ist es nach meiner Auffassung mehr als an der Zeit für positivere Gefühle. Wir haben jetzt, im gefühlten Stillstand, die Möglichkeit, Umstände zu verändern. Ja, und damit meine ich nicht nur die eigene Innen-, sondern auch Außenwelt. Naturgemäß folgt ja das eine dem anderen automatisch. Du darfst dich also um die Erfüllung deiner eigenen Bedürfnisse kümmern, und die äußeren Umstände werden mitziehen. Glaubst du nicht? Dann frage ich dich: Gab es Situationen in deinem Leben, in denen du auffällig vielen boshaften oder argwöhnischen Menschen auf einmal begegnet bist? Vielleicht kennst du aber auch andere Tage, an denen du nur freundliche und fröhliche Menschen getroffen hast? Zufall? Mag sein, schließlich gibt es einfach unangenehmere und freundlichere Menschen auf der Welt. Aber vielleicht wird dir im Rückblick dennoch aufgefallen sein, dass dein innerer Zustand in den jeweiligen Situationen ein anderer war. Du warst mit hoher Wahrscheinlichkeit in der ersten Situation selbst argwöhnisch oder ärgerlich. Genauso warst du vermutlich in der zweiten Situation ausgeglichener und fröhlicher. Deine Innenwelt spiegelt nämlich deine erlebte Außenwelt wider und umgekehrt.

Was hat das jetzt mit Sex zu tun? Nun, eine ganze Menge,

Oft genug liegt in unserer Gesellschaft und auch in den meisten Lebensläufen der Fokus auf der mentalen Arbeit. Versteh mich bitte nicht falsch: Überlegen und Analysieren ist wichtig. Auch und vor allem in Paarbeziehungen. Aber machen wir uns nichts vor: Der Körper ist die Basis unserer Sexualität. Umstände und Herausforderungen der eigenen Sexualität lassen sich also erst dann gestalten und verändern, wenn wir den Körper als unser einzigartiges Instrument begreifen. Ein Instrument, auf dem wir unterschiedliche Melodien erzeugen können, je nachdem, wie viele Tasten zur Verfügung stehen und welche davon gespielt werden.[2]

Genauso ist dieses Buch zu verstehen und anzuwenden. Ich halte viel davon, nicht nur den Kopf, sondern den gesamten Körper lernen zu lassen. Und dabei wünsche ich dir jetzt viel Spaß!

Was ist Sex?

Sex ist, ja … was denn eigentlich? Intimität? Fortpflanzung? Entladung? Pflichtprogramm? Die schönste Nebensache der Welt? Fakt ist: Wir alle sind daraus entstanden. Doch anders

Eine Frage schließt sich direkt daran an: «Wozu habe ich Sex?» Du kannst ja mal kurz deine eigene Antwort im Kopf formulieren und wirst vermutlich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, die Frage eindeutig zu beantworten. Manchmal hast du vielleicht Sex, um Nähe herzustellen, manchmal, um dich zu entspannen, je nachdem. Es kommt wahrscheinlich ganz auf die Situation an. Genau, denn Sex ist eine Momentaufnahme. «Panta rhei» sagte schon in der Antike der Philosoph Heraklit. Alles fließt, alles im Leben verändert sich. Auch die Sexualität. Sie ist eben nicht statisch, sondern kann sich wandeln. Trotzdem höre ich immer wieder von der Annahme, dass Sex etwas ist, was man eben kann oder nicht kann. Jemand ist «gut» oder eben «nicht gut» im Bett. Dabei wäre doch der Gedanke von Sex als Lernprozess nicht nur entspannend, sondern auch hoffnungsvoll, oder?

Woran liegt es, dass wir einen so eingeschränkten Blick auf die Dinge haben, wo es uns doch in anderen Lebensbereichen

Nun ja, schauen wir uns das Gros der familiären und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an, wundert es einen nicht. In der Schule werden Heranwachsenden Themen wie Lust und Spaß am Sex vorenthalten. Vorrangig werden Menstruation, die Entstehung und Vermeidung von Schwangerschaft und sexuell übertragbare Infektionen thematisiert. Immer noch werden Körperbereiche tabuisiert oder sexualisiert, sodass ein vorurteilsfreier Zugang kaum möglich ist. Medien und Pornos übernehmen mittlerweile schon früh die Rolle der Aufklärung. An späterer Stelle werde ich noch genauer auf die Gründe und Folgen davon eingehen. Bis hierhin fällt auf, dass Abgleiche mit der echten, gelebten Realität fehlen, denn häufig werden auch innerhalb von Familien lustfremde oder gar -feindliche Beziehungen gelebt. Später in Partnerschaften erwarten wir dann, dass Sex halt irgendwie funktioniert, und schweigen, wenn das nicht der Fall ist bzw. wenn es sich alles

Es gibt sicherlich eine ganze Reihe plausibler Gründe für diese, zugegeben, eher düsteren Aussichten. Zum Beispiel, dass Religionen das Thema Sex seit Jahrhunderten tabuisieren und ein Staatsgeheimnis aus Lust und Erregung machen. Stichwort «unbefleckte Empfängnis». Oder dass unsere Industrie an der Vermarktung scheinbar makelloser Körper viel Geld verdient und dadurch eine wertfreie, positive Sicht auf den eigenen Körper erschwert wird.

Ich werde immer wieder die Scheinwerfer auf besagte dunkle Ecken unserer Vergangenheit und Gegenwart richten. Doch möchte ich den Hauptfokus auf die positiven und aussichtsreichen Momente legen. Deshalb möchte ich zurückkommen auf die eingangs gestellte Frage, was Sex ist, und stelle fest, dass es zwar keine eindeutige, zumindest aber eine individuelle, flexible und emotional gefärbte Antwort darauf geben kann. Du könntest zum Beispiel sagen, «Sex ist Intimität und Verbindung», und damit entweder deine gelebte Realität oder einen idealisierten Traum wiedergeben. Die Wahrheit kennst nur du allein, und ich wünsche dir von Herzen, dass du dir selbst (irgendwann) eine ehrliche und stimmige Antwort geben kannst. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Ehrlichkeit und

Ja, es geht darum, den Sex, den du hast, zu lieben. Ich kann dir versprechen, dass es dir mit dieser Haltung nicht nur mehr Spaß machen wird, sondern dass die Veränderungen auch sehr viel schneller geschehen werden.

Die liebevolle Haltung

Mögen tut man weil …

lieben obwohl …

(unbekannt)

Liebst du deinen Sex?

  • Ja

  • Nein

  • Vielleicht

Ohne dich zu kennen, vermute ich einfach mal, dass du «Vielleicht» angekreuzt hast, stimmt’s? Weißt du, woran es liegt, oder anders gefragt, was müsste sich verändern, damit du mit voller Inbrunst «Ja» ankreuzen würdest?

Oder liegt es daran, dass Sex halt nicht immer gut ist, sondern hin und wieder auch langweilig oder sogar schlecht? Was hindert dich daran, deinen Sex trotzdem (oder gerade deshalb) zu lieben?

Warum soll ich denn überhaupt Sex lieben?, wirst du dich vielleicht fragen. Es gibt doch auch andere wichtige Dinge im Leben. Reicht es nicht aus, Sex nur zu mögen? Dass du Sex vollkommen überflüssig oder fürchterlich findest, davon gehe ich jetzt mal nicht aus, sonst würdest du kaum dieses Buch lesen.

Wenn wir etwas oder jemanden mögen, dann haben wir eine positive Beziehung zu ihm WEGEN bestimmter Eigenschaften oder Merkmale. Beispiel: Ich mag Schokolade, weil sie so gut schmeckt und ich nach dem Genuss einfach gut drauf bin. Wenn wir hingegen etwas oder jemanden lieben, dann haben wir eine Bindung zu ihm TROTZ bestimmter Eigenschaften. Wir haben also eine starke Beziehung zu ihm aufgebaut und lieben ihn auch dann, wenn einige Dinge dagegensprechen. Bis hierhin klingt das zugegebenermaßen ganz schön unromantisch. Deshalb sei ergänzt: Etwas oder jemanden zu lieben, ist eine Haltung von inniger Verbundenheit und Zuneigung. Wir brauchen nichts zu tun, außer uns dafür zu

Bezogen auf Sex, würde das ja bedeuten, dass wir ihn auch dann lieben, wenn einige Dinge daran langweilig, nervig, anstrengend (gerne hier alternative oder ergänzende Worte einfügen) sind. Und wenn ich mich Sex gegenüber öffne, dann würde sich eine Haltung von Liebe automatisch einstellen. Moment mal, dann hätte aber Sex einen ganz anderen Stellenwert in meinem Leben …

Pause

… Ja!

Denn wenn ich meinen Sex liebe, dann verändert sich auch die Bedeutung, die ich meinem Sexleben beimesse. Es macht ihn zu etwas Wichtigem, einem Teil von mir, dem ich bereit bin Aufmerksamkeit zu schenken und ihn zur Priorität zu machen. Genau! Und jetzt alle zusammen: «Ich liebe meinen Sex.» Kommt dir dieser Satz eher schwer über die Lippen? Nun, die Liebe zu Sex, oder sagen wir die liebevolle Haltung dazu, kann auch schwächer werden oder ganz erlöschen, und vielleicht fühlt es sich bei dir zurzeit genau so an. Vielleicht ist Sex auf deiner Prioritätenliste momentan ganz weit unten. Das ist völlig fein! Niemand, weder ich noch irgendjemand sonst, kann dir sagen, was sich für dich richtig und stimmig anfühlt. Vorausgesetzt, das tut es, dann kann es eine legitime Entscheidung sein zu sagen: «Sex spielt momentan in meinem Leben keine Rolle.» Kommt dir auch dieser Satz schwer über die Lippen? Dann hast du nun die Möglichkeit, dich für den