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Impressum

Die Originalausgabe erschien 2002 in dem Erzählungsband «Las interioridades» unter dem Titel «El hombre tras la cortina» bei Editorial Castalia, Madrid.

 

Deutsche Erstausgabe

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Juni 2013

Copyright © 2013 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

«El hombre tras la cortina» Copyright © 2002 by Félix J. Palma

Alle deutschen Rechte vorbehalten

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich,

unter Verwendung eines Fotos von plainpicture/Millenium/Florian Beckers

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.

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Satz Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-644-31021-6

www.rowohlt.de

ISBN 978-3-644-31021-6

Ich verliebte mich in Marta, als ich sie bei einem unserer ersten Rendezvous sagen hörte, sie habe nie das Gefühl kennengelernt, zum ersten Mal einen Raum zu betreten und gleich zu spüren, dass sie schon einmal dort gewesen sei. Ich weiß noch, dass sie diese ungewöhnlich vertrauliche Mitteilung mit einer Handbewegung unterstrich, die mit einer umgestoßenen Kaffeetasse endete, und dass ich ihr gebannt dabei zuschaute, wie sie den Schaden einzudämmen suchte, indem sie Servietten in die braune Brühe tunkte, die sich zwischen uns auf der Tischplatte ausbreitete. Da ich auch noch nie dieses Kribbeln im Nacken gespürt hatte, das andere befällt, wenn sie durch bestimmte Türen gehen, überwältigte mich ein Zärtlichkeitsgefühl für dieses magere, von mir ohne übertriebenen Eifer hofierte Mädchen, das mächtig genug war, uns unscheinbare und gegen Erinnerungen immune Geschöpfe zusammenzuführen. Ein Kuss von über das Gewöhnliche hinausgehendem Tiefgang besiegelte dann das Geständnis, und im Lauf der nächsten Jahre wurde uns beiden klar, dass wir nichts anderes suchten als dieses der Langeweile so ähnliche Gefühl von Glück. Vor einem blumengeschmückten Altar und zuhauf herbeigeeilter Verwandtschaft schlossen wir die Akte jener finsteren Vergangenheit, in der wir zur Liebe dieselbe Beziehung unterhalten hatten wie Kinder zu Steckdosen. Und jetzt, auf dem gebeugten Rücken unseres siebenjährigen Ehealltags mit dem Saldo eines reizenden Töchterchens und einer Großmutter auf dem Weg zur Entsorgung, war die alte Flamme wieder angefacht worden, ohne dass einer von uns das zu diesem Zeitpunkt noch wollte. Der Grund dafür war kein anderer als die Suche nach einem neuen Dach über dem Kopf; denn als ich den Blick von den schwingenden Hüften der Maklerin löste und mich in der weitläufigen Wohnung umschaute, die sie uns zeigte, spürte ich ein Kribbeln im Nacken, das meinen Kopf unwillkürlich in Martas Richtung drehte. Und in ihren Augen konnte ich lesen, dass auch sie den Eindruck hatte, hier schon einmal gewesen zu sein.